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Montag, 18. Mai 2009
www.laufende-gedanken.de oder: Dieter Baumann und ich.
zeitungsdieb, 13:15h
Was haben Dieter Baumann (guckst Du hier: http://www.dieterbaumann.de/ ) und ich gemeinsam? Wir laufen und denken dabei über so manches nach.
Wegen des Laufens und des Nachdenkens habe ich vor mehr als zwei Jahren (exakt sind es heute 833 Tage) mit meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch „Laufende Gedanken“ begonnen. Und weil Dieter Baumann seine Gedanken ebenfalls nicht für sich behalten will, hat er sie in allerlei Kolumnen in TAZ und Spiridon veröffentlicht. Am 16. März sind diese Kolumnen nun als Buch erschienen, der Titel: „Laufende Gedanken”. Uups.
Nun liegt es mir fern, dem einstigen Olympiasieger vorzuschreiben, wie er sein Buch zu nennen hat oder gar auf meine „älteren Rechte“ zu verweisen. Dazu mangelt es mir an Zeit und Lust, ich bin weder Anwalt noch Prozesshansel – ich nutze die mir zur Verfügung stehenden Stunden lieber zum Laufen und Nachdenken, manchmal arbeite ich auch ein wenig oder stänkere gegen innenministerielle Wunderlichkeiten. Und mal ganz ehrlich: Meine „Laufenden Gedanken“ gefallen mir eindeutig besser als die von Dieter Baumann.
Dennoch: Sicherheitshalber habe ich gestern einige Minuten meiner Zeit geopfert, um mir zwei Domain-Namen zu reservieren. Der geneigte Leser kann dieses kleine Tagebuch nun auch durch Eingabe der Adresse www.laufende-gedanken.de erreichen. Und sollte er dabei den Bindestrich vergessen und nur www.laufendegedanken.de eingeben, landet er auch hier. Viele Wege führen zum Zeitungsdieb.
Wegen des Laufens und des Nachdenkens habe ich vor mehr als zwei Jahren (exakt sind es heute 833 Tage) mit meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch „Laufende Gedanken“ begonnen. Und weil Dieter Baumann seine Gedanken ebenfalls nicht für sich behalten will, hat er sie in allerlei Kolumnen in TAZ und Spiridon veröffentlicht. Am 16. März sind diese Kolumnen nun als Buch erschienen, der Titel: „Laufende Gedanken”. Uups.
Nun liegt es mir fern, dem einstigen Olympiasieger vorzuschreiben, wie er sein Buch zu nennen hat oder gar auf meine „älteren Rechte“ zu verweisen. Dazu mangelt es mir an Zeit und Lust, ich bin weder Anwalt noch Prozesshansel – ich nutze die mir zur Verfügung stehenden Stunden lieber zum Laufen und Nachdenken, manchmal arbeite ich auch ein wenig oder stänkere gegen innenministerielle Wunderlichkeiten. Und mal ganz ehrlich: Meine „Laufenden Gedanken“ gefallen mir eindeutig besser als die von Dieter Baumann.
Dennoch: Sicherheitshalber habe ich gestern einige Minuten meiner Zeit geopfert, um mir zwei Domain-Namen zu reservieren. Der geneigte Leser kann dieses kleine Tagebuch nun auch durch Eingabe der Adresse www.laufende-gedanken.de erreichen. Und sollte er dabei den Bindestrich vergessen und nur www.laufendegedanken.de eingeben, landet er auch hier. Viele Wege führen zum Zeitungsdieb.
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Dem Rennsteig die Treue. Oder: Sport, Spaß, geplatze Hoffnungen und erfüllte Träume im grünen Herzen Deutschlands beim Rennsteiglauf 2009
zeitungsdieb, 10:38h
„Dem Rennsteig die Treue“ – was für ein markiger Spruch. In Zeiten vorauseilenden politischen Gehorsams ist es eigentlich ein Wunder, dass der Rennsteiglauf angesichts dieses Satzes nicht längst unter innenministerieller Beobachtung und ein SEK am Grenzadler (schon wieder so ein markiges Wort!) steht. Noch dazu, wenn „der Rennsteig“ an einem einzigen Tag rund 15.000 dubiose Gestalten und mindestens ebenso viele Sympathisanten nach Thüringen lockt. Verschärfend kommt hinzu, dass sich unter den 15.000 ein harter Kern von etwa 2.000 Personen befindet, die jegliche staatliche Kontrolle unterwandern und einfach mal so von Eisenach nach Schmiedefeld laufen. Bergauf, bergab durch den Wald, wegen des dichten Laubs weitgehend dem Blick von Satelliten entzogen, dazu ohne überprüfbare IP-Adresse und in aller Regel keinen Ausweis am Mann – da muss etwas faul sein. Das schreit förmlich nach dem Eingreifen unseres allseits beliebten Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble und der mindestens ebenso kompetenten Familienministerin Zensursula von der Leyen.
Der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches weiß, dass ich bis zu dieser Stelle den Ironie-Modus eingeschaltet hatte. Hiermit knipse ich diesen Modus aus und bemühe mich nun im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten um Ernsthaftigkeit.
Also dann: Der Rennsteiglauf ist für Laufbegeisterte das, was für Wohnzimmersportler die Fußball-WM ist – man muss dabei sein. Im Unterschied zu den Couch-Bewohnern sollte man den Rennsteig aber tunlichst selbst ablaufen. Das haben am vergangenen Sonnabend, auf zehn verschiedenen Strecken, die oben genannten 15.000 Menschen getan. Vom Knirpsenlauf über allerlei Wanderstrecken, Halbmarathon und Marathon bis hin zum Supermarathon von Eisenach nach Schmiedefeld ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Der Rennsteiglauf ist neben Spreewaldgurke, Multicar, Rotkäppchensekt, Fit und Knusperflocken eines der wenigen DDR-Produkte, die Wende und deutsche Einheit überlebt haben und aufs feinste gedeihen. Eine Mischung aus (breiten-)sportlichem Wettkampf, Härtest, Familienfest und Woodstock - leider mit der Einschränkung, dass das Gras in Thüringen tatsächlich nur Gras ist und zum Rauchen nicht wirklich taugt.
Wer nun glaubt, dass ich auch zu den sympathischen Irren zähle, die mit Schildchen wie „35x dabei“ oder „25x dabei“ auf dem Shirt durch den Thüringer Wald schnaufen, muss sich enttäuschen lassen. Sicher, ich bin durchaus sympathisch und auch irre, aber da ich Läufer noch vor zehn Jahren für behandlungsbedürftig gehalten habe, datiert mein erster Marathon aus dem Jahr 2002. Mein ältestes Finishershirt mit dem Aufdruck „Supermarathon“ trägt die Jahreszahl 2004. Nur der Vollständigkeit halber: Damals (und noch einige Jahre danach) gab es beim Rennsteiglauf tatsächlich noch echte Finishershirts, während die Veranstalter heute leider dazu übergegangen sind, so genannte „Ich-habe-die-Starnummer-abgeholt“-Shirts mit Finisheraufdruck unters laufende Volk zu werfen.
Aber das ist aus meiner Sicht so ziemlich die einzige Verwässerung des Rennsteiglaufgedankens. Wer am Lauftag, 6 Uhr, in Eisenach auf dem Marktplatz steht, erlebt stets die selbe, aufgeregt schnatternde Läufermeute, hört über sich den knatternden TV-Hubschrauber und hetzt wenig später aus der Stadt hinaus/f in Richtung Inselsberg. Wie in jedem Jahr begrüßt ein Plakat des (mitlaufenden) Steuerberaters Holger Sakuth am Ortsausgang die Läufer mit dem demotivierenden Hinweis „Nur noch 72 km bis Schmiedefeld“.
Der Rest ist Normalität. Es wird gelaufen, gescherzt, gestolpert, gefallen, gestöhnt, geschnauft, gepinkelt, geschi..., gefressen, getrunken und immer, immer wieder gelaufen. Über Berge hinweg, durch allerlei Täler, auf mehr oder minder holprigen Wegen, aber auch auf autobahnartig anmutenden Waldpisten, und irgendwann ist der letzte, gemeine Huckel (wer dabei war: der bei ca. km 68) überwunden, die letzte Verpflegungsstelle (die mit dem Bier) passiert, die letzte Straße gequert, unter dem Applaus von Anwohnern und Wanderern durch die Gartenanlage gelaufen – dann gelangt man zur stets freundlichen Polizistin, die charmant nach rechts zur Zielgeraden weist. Noch einige hundert Meter und der Rennsteigläufer erreicht das – einem Reim zufolge – „schönste Ziel der Welt in Schmiedefeld“. Jubel, Applaus, Medaille, Tee aus dem Schlauch, humpeln zur Gepäckwiese, Freibierflasche abholen, übervolles Umkleidezelt, Duschbaracke (in diesem Jahr tatsächlich mit viel Wasser!), dann Bratwurst, Bier und Laufauswertung mit anderen Irren im Festzelt. Das ist der Rennsteiglauf. Jedes Jahr aufs Neue, deshalb heißt es – Wolfgang, aufgepasst! - „Dem Rennsteig die Treue“. Deshalb schläft man im Zelt, in der Turnhalle oder im Auto, steht in aller Hergottsfrühe (Nö, so was muss „Teufelsfrühe“ heißen!) auf, um per Bus zum Start zu kommen, um dort die sympathischen Irren zu treffen, die man in jedem Jahr mehrmals trifft – natürlich bei Läufen.
Ist das alles? Sicher nicht. Jeder hat am Rennsteig seine persönlichen Erlebnisse, findet seine ganz individuellen Erinnerungen. Für mich war es in diesem Jahr eine regnerische Vor-Start-Nacht im Auto, die mich beim Aufstehen gegen 2:45 Uhr fast in eine Sinnkrise stürzte. Es war aber auch das beinahe alljährliche Wunder der Wetterbesserung beim Start. Und es waren die vielen Erlebnisse auf und an der Strecke, der aufopferungsvolle Einsatz der Helfer an den Verpflegungsständen, die Begeisterung all der Fans entlang der 72,7 km, die (ganz und gar nicht alltägliche) Freundlichkeit der Polizisten an den Absperrungen. Wie in jedem Jahr erlebte ich so manchen übermotivierten bzw. untertrainierten Dynamiker, der mich auf den ersten 20, 25km gnadenlos versägte, um bei km 30 oder 50 furchtbar ins Graß zu beißen. Neu war für mich ein Läufer, der in der elften Stunde am Rand der Strecke niedersank und vornüberkippte – doch nicht körperliche Schwäche, sondern religiöse Stärke dokumentierte sich hier. Der erstaunliche Bodenkontakt galt dem Gebet gen Mekka ...
Von Herzen gefreut habe ich mich für die Debütanten aus meinem Verein, dem LC Auensee Leipzig, die die „Königsstrecke“ erstmalig in Angriff genommen und gemeistert haben. Wirklich gezweifelt hatte ich an ihrem Erfolg nicht: Lothar Feicke, ein ultralaufendes M65-Urgestein und zugleich einer der dienstältesten Rennsteigläufer auf der Marathondistanz, musste von mir und anderen Vereinsmitgliedern (ich nenne mich bewusst zuerst, da ich wohl der Rädelsführer war ...) viel Spott dafür ertragen, dass er sich nun erstmals von der „Bambini-„ auf die vermeintliche Männer-Strecke wagte.
Bärbel Köhler, deren Ultra-Karriere noch deutlich jünger ist, meisterte nach einigen Marathons, dem Leipziger 50-km-Lauf und dem Nürnberger 6-Stunden-Lauf nun die Supermarathonstrecke. Sie kam klar unter 9 Stunden ins Ziel, war mit sich und der Welt hochzufrieden und wird dem Rennsteig nun wohl auch die Treue halten (Klar, Du hast Dich im Ziel anders geäußert, aber das zählt nicht!).
Natürlich gab es auch so manchen, den der Rennsteiglauf auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. 72,7 km samt sind eine Menge Holz, dazu kommen knapp 1.500 Höhenmeter, die es zu erklimmen und knapp 1.000, die es hinabzulaufen gilt – da zählen körperliche und mentale Fitness, nicht Wunschdenken und Hochrechnungen, wie sie eine Leipziger Läuferin in grandioser Selbstüberschätzung angestellt hatte. Statt in vollmundig verkündeten „sub 7 Stunden“ reichte es zumindest für immer noch respektable „sub 10“. Mach’ was draus, Ääänschie! Dem Rennsteig die Treue! Im nächsten Jahr wieder.
Nun mag sich der eine oder andere Leser fragen, wie der klugschwätzende Autor dieses Textes den Lauf überstanden hat. Also: Vier Bier und zwei Bratwürste am Vorabend, gut geruht in Schmiedefeld, bis zum Inselsberg ruhig angegangen, dann ohne großes Schnaufen durch den Thüringer Wald getrabt, den Bergen meinen Respekt gezollt, in dem ich den Kopf neigt, den Buckel krumm machte und hinauf wanderte. Irgendwo bei km 50 auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass es trotz aller Gemütlichkeit für eine Zeit unter sieben Stunden reichen dürfte. Was es dann mit 6:57:39 h auch getan hat. Ansonsten: Spaß gehabt, die Landschaft und des herrliche Wetter genossen, durch allerlei Schlammlöcher getrampelt und gut gegessen und getrunken. Schon wegen der Schnittlauchbrote, der Heidelbeersuppe, der Wiener und der Knacker ist der Rennsteiglauf ein Muss. Dem Rennsteig die Treue.
Der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches weiß, dass ich bis zu dieser Stelle den Ironie-Modus eingeschaltet hatte. Hiermit knipse ich diesen Modus aus und bemühe mich nun im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten um Ernsthaftigkeit.
Also dann: Der Rennsteiglauf ist für Laufbegeisterte das, was für Wohnzimmersportler die Fußball-WM ist – man muss dabei sein. Im Unterschied zu den Couch-Bewohnern sollte man den Rennsteig aber tunlichst selbst ablaufen. Das haben am vergangenen Sonnabend, auf zehn verschiedenen Strecken, die oben genannten 15.000 Menschen getan. Vom Knirpsenlauf über allerlei Wanderstrecken, Halbmarathon und Marathon bis hin zum Supermarathon von Eisenach nach Schmiedefeld ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Der Rennsteiglauf ist neben Spreewaldgurke, Multicar, Rotkäppchensekt, Fit und Knusperflocken eines der wenigen DDR-Produkte, die Wende und deutsche Einheit überlebt haben und aufs feinste gedeihen. Eine Mischung aus (breiten-)sportlichem Wettkampf, Härtest, Familienfest und Woodstock - leider mit der Einschränkung, dass das Gras in Thüringen tatsächlich nur Gras ist und zum Rauchen nicht wirklich taugt.
Wer nun glaubt, dass ich auch zu den sympathischen Irren zähle, die mit Schildchen wie „35x dabei“ oder „25x dabei“ auf dem Shirt durch den Thüringer Wald schnaufen, muss sich enttäuschen lassen. Sicher, ich bin durchaus sympathisch und auch irre, aber da ich Läufer noch vor zehn Jahren für behandlungsbedürftig gehalten habe, datiert mein erster Marathon aus dem Jahr 2002. Mein ältestes Finishershirt mit dem Aufdruck „Supermarathon“ trägt die Jahreszahl 2004. Nur der Vollständigkeit halber: Damals (und noch einige Jahre danach) gab es beim Rennsteiglauf tatsächlich noch echte Finishershirts, während die Veranstalter heute leider dazu übergegangen sind, so genannte „Ich-habe-die-Starnummer-abgeholt“-Shirts mit Finisheraufdruck unters laufende Volk zu werfen.
Aber das ist aus meiner Sicht so ziemlich die einzige Verwässerung des Rennsteiglaufgedankens. Wer am Lauftag, 6 Uhr, in Eisenach auf dem Marktplatz steht, erlebt stets die selbe, aufgeregt schnatternde Läufermeute, hört über sich den knatternden TV-Hubschrauber und hetzt wenig später aus der Stadt hinaus/f in Richtung Inselsberg. Wie in jedem Jahr begrüßt ein Plakat des (mitlaufenden) Steuerberaters Holger Sakuth am Ortsausgang die Läufer mit dem demotivierenden Hinweis „Nur noch 72 km bis Schmiedefeld“.
Der Rest ist Normalität. Es wird gelaufen, gescherzt, gestolpert, gefallen, gestöhnt, geschnauft, gepinkelt, geschi..., gefressen, getrunken und immer, immer wieder gelaufen. Über Berge hinweg, durch allerlei Täler, auf mehr oder minder holprigen Wegen, aber auch auf autobahnartig anmutenden Waldpisten, und irgendwann ist der letzte, gemeine Huckel (wer dabei war: der bei ca. km 68) überwunden, die letzte Verpflegungsstelle (die mit dem Bier) passiert, die letzte Straße gequert, unter dem Applaus von Anwohnern und Wanderern durch die Gartenanlage gelaufen – dann gelangt man zur stets freundlichen Polizistin, die charmant nach rechts zur Zielgeraden weist. Noch einige hundert Meter und der Rennsteigläufer erreicht das – einem Reim zufolge – „schönste Ziel der Welt in Schmiedefeld“. Jubel, Applaus, Medaille, Tee aus dem Schlauch, humpeln zur Gepäckwiese, Freibierflasche abholen, übervolles Umkleidezelt, Duschbaracke (in diesem Jahr tatsächlich mit viel Wasser!), dann Bratwurst, Bier und Laufauswertung mit anderen Irren im Festzelt. Das ist der Rennsteiglauf. Jedes Jahr aufs Neue, deshalb heißt es – Wolfgang, aufgepasst! - „Dem Rennsteig die Treue“. Deshalb schläft man im Zelt, in der Turnhalle oder im Auto, steht in aller Hergottsfrühe (Nö, so was muss „Teufelsfrühe“ heißen!) auf, um per Bus zum Start zu kommen, um dort die sympathischen Irren zu treffen, die man in jedem Jahr mehrmals trifft – natürlich bei Läufen.
Ist das alles? Sicher nicht. Jeder hat am Rennsteig seine persönlichen Erlebnisse, findet seine ganz individuellen Erinnerungen. Für mich war es in diesem Jahr eine regnerische Vor-Start-Nacht im Auto, die mich beim Aufstehen gegen 2:45 Uhr fast in eine Sinnkrise stürzte. Es war aber auch das beinahe alljährliche Wunder der Wetterbesserung beim Start. Und es waren die vielen Erlebnisse auf und an der Strecke, der aufopferungsvolle Einsatz der Helfer an den Verpflegungsständen, die Begeisterung all der Fans entlang der 72,7 km, die (ganz und gar nicht alltägliche) Freundlichkeit der Polizisten an den Absperrungen. Wie in jedem Jahr erlebte ich so manchen übermotivierten bzw. untertrainierten Dynamiker, der mich auf den ersten 20, 25km gnadenlos versägte, um bei km 30 oder 50 furchtbar ins Graß zu beißen. Neu war für mich ein Läufer, der in der elften Stunde am Rand der Strecke niedersank und vornüberkippte – doch nicht körperliche Schwäche, sondern religiöse Stärke dokumentierte sich hier. Der erstaunliche Bodenkontakt galt dem Gebet gen Mekka ...
Von Herzen gefreut habe ich mich für die Debütanten aus meinem Verein, dem LC Auensee Leipzig, die die „Königsstrecke“ erstmalig in Angriff genommen und gemeistert haben. Wirklich gezweifelt hatte ich an ihrem Erfolg nicht: Lothar Feicke, ein ultralaufendes M65-Urgestein und zugleich einer der dienstältesten Rennsteigläufer auf der Marathondistanz, musste von mir und anderen Vereinsmitgliedern (ich nenne mich bewusst zuerst, da ich wohl der Rädelsführer war ...) viel Spott dafür ertragen, dass er sich nun erstmals von der „Bambini-„ auf die vermeintliche Männer-Strecke wagte.
Bärbel Köhler, deren Ultra-Karriere noch deutlich jünger ist, meisterte nach einigen Marathons, dem Leipziger 50-km-Lauf und dem Nürnberger 6-Stunden-Lauf nun die Supermarathonstrecke. Sie kam klar unter 9 Stunden ins Ziel, war mit sich und der Welt hochzufrieden und wird dem Rennsteig nun wohl auch die Treue halten (Klar, Du hast Dich im Ziel anders geäußert, aber das zählt nicht!).
Natürlich gab es auch so manchen, den der Rennsteiglauf auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. 72,7 km samt sind eine Menge Holz, dazu kommen knapp 1.500 Höhenmeter, die es zu erklimmen und knapp 1.000, die es hinabzulaufen gilt – da zählen körperliche und mentale Fitness, nicht Wunschdenken und Hochrechnungen, wie sie eine Leipziger Läuferin in grandioser Selbstüberschätzung angestellt hatte. Statt in vollmundig verkündeten „sub 7 Stunden“ reichte es zumindest für immer noch respektable „sub 10“. Mach’ was draus, Ääänschie! Dem Rennsteig die Treue! Im nächsten Jahr wieder.
Nun mag sich der eine oder andere Leser fragen, wie der klugschwätzende Autor dieses Textes den Lauf überstanden hat. Also: Vier Bier und zwei Bratwürste am Vorabend, gut geruht in Schmiedefeld, bis zum Inselsberg ruhig angegangen, dann ohne großes Schnaufen durch den Thüringer Wald getrabt, den Bergen meinen Respekt gezollt, in dem ich den Kopf neigt, den Buckel krumm machte und hinauf wanderte. Irgendwo bei km 50 auf die Uhr geschaut und festgestellt, dass es trotz aller Gemütlichkeit für eine Zeit unter sieben Stunden reichen dürfte. Was es dann mit 6:57:39 h auch getan hat. Ansonsten: Spaß gehabt, die Landschaft und des herrliche Wetter genossen, durch allerlei Schlammlöcher getrampelt und gut gegessen und getrunken. Schon wegen der Schnittlauchbrote, der Heidelbeersuppe, der Wiener und der Knacker ist der Rennsteiglauf ein Muss. Dem Rennsteig die Treue.
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Freitag, 15. Mai 2009
Dickes Kanalende. Oder: Wenn ihr weiter spart, wird's teuer.
zeitungsdieb, 14:04h
Wenn ich den Wasserhahn aufdrehe, kommt klares, sauberes Trinkwasser heraus. Dafür sorgen die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL), eines der gewinnbringenden Unternehmen im Portfolio der Stadt Leipzig. In weiten Teilen der Region sorgen die KWL auch für die Abwasserentsorgung, entweder im eigenen Namen oder in dem regionaler Abwasserzweckverbände. Das ist gut so, hat aber auch seinen nicht ganz geringen Preis.
Vor wenigen Tagen legten die KWL wieder einmal ihre Zahlen auf den Tisch und stimmten ein Klagelied an. Nein, das Unternehmen ist nicht in die Verlustzone gerutscht. Das Ergebnise liegt bei 23.2 Mio. Euro, das ist bei einem Umsatz von 161,6 Mio. keine gar so schlechte Quote.
Aber – und hier setzte das Wehklagen an – der Wasserverbrauch der rund 615.000 Einwohner im KWL-Monopolland ist mal wieder gesunken. Mit 88 Liter pro Kopf und Tag wurde ein Tiefststand erreicht. 1993 lag dieser Wert noch bei 115 Litern, 1997 immerhin bei 109 Litern; ganz zu schweigen von den goldenen DDR-Zeiten, als Wasserverbrauch mit Wohlstand gleichgesetzt wurde und Werte von über 200 Litern als Fortschritt angesehen wurden. Damals kostete das lebenswichtige Nass aber auch fast nichts und wurde sogar zum Kühlen von Getränken eingesetzt.
Und der Trend setzt sich fort, denn zu den sparenden Privatkunden gesellen sich nun die kriselnden Unternehmen. Wer weniger oder nichts mehr produziert, braucht weniger oder gar kein Wasser und erzeugt folglich auch weniger Abwasser.
Und hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Die zumeist großzügig dimensionierten Anlagen werden immer schlechter ausgelastet. Wo kaum noch Trinkwasser fließt, wird die Einhaltung der Hygienevorgaben schwieriger, und wo das Abwasser knapp wird, setzt sich so manches ab ... Der Wartungsaufwand wächst, sodass die geneigte Kundschaft propagandistisch schon mal auf steigende Preise vorbereitet wird. Fazit: Wenn Ihr weiter spart, kommt Euch das teuer zu stehen.
Das klingt wie eine Drohung, und genau das sollte es auch sein. Diese mag bei einem Unternehmen, das tiefschwarze Zahlen schreibt, überraschen. Aber Monopolisten müssen nicht schmeicheln, die dürfen drohen. Auch dann, wenn sie sich ordentlich Speck angefressen haben.
Damit nicht genug: Ein guter Teil der angeführten Probleme sind buchstäblich hausgemacht. Anfang der 90-er Jahre zogen allerlei Glücksritter durch den neu erschlossenen deutschen Osten. Diese verkauften hier beileibe nicht nur Lebensversicherungen, Lederjacken, Zeitungsabos und Schrottautos, sondern sie trieben auch die Planung von Infrastrukturprojekten voran. Als lokaler Berichterstatter einer Tageszeitung erlebte ich mehrere Auftritte eines bayerischen Ingenieurbüros, dessen Mitarbeiter die frisch gewählten Gemeinderäte zahlreicher Dörfer gleich im Dutzend über den Tisch zogen. Da wurden die blutigen Politiklaien mit Einwohnergleichwerten, Pro-Kopf-Kosten, gigantomanischem Zweckverbandsgeschwafel und gesponserten Freibierausfahrten in glückliche Westkommunen überzeugt, auf die teuerstmögliche Entsorgungslösung zu springen. So entstanden im Umfeld Leipzigs Kläranlagen, die – vorsichtig formuliert – auf Zuwachs gebaut sind und über zum Teil beachtliche Kanallängen mit dem geldwerten Fäkalrohstoff versorgt werden (müssen).
Hinzu kommt, dass in neumodischer Technikgläubigkeit so manche ingenieurtechnische Selbstverständlichkeit entsorgt wurde. Statt der seit Jahrtausenden – man denke an das römische Reich – bewährten Freispiegelleitungen, in denen „die Brühe“ einem natürlichen Gefälle folgend abläuft, baute man generös Hebewerke und Pumpsysteme ein, die den Planern und Bauunternehmen einen guten Schnitt bescherten, den Betreibern aber hohe Folgekosten garantieren.
Wer nun denkt „Schöne Scheiße“ hat damit buchstäblich ins Braune getroffen. Nur: Abhilfe ist angesichts dieser Misere nicht möglich. Die Anlagen sind gebaut und müssen betrieben werden, die Kosten landen bei den Kunden.
Aber vielleicht zieht Ottonormalkunde daraus seine Lehren. Denn die nächsten Bauernfänger sind schon unterwegs.
Vor wenigen Tagen legten die KWL wieder einmal ihre Zahlen auf den Tisch und stimmten ein Klagelied an. Nein, das Unternehmen ist nicht in die Verlustzone gerutscht. Das Ergebnise liegt bei 23.2 Mio. Euro, das ist bei einem Umsatz von 161,6 Mio. keine gar so schlechte Quote.
Aber – und hier setzte das Wehklagen an – der Wasserverbrauch der rund 615.000 Einwohner im KWL-Monopolland ist mal wieder gesunken. Mit 88 Liter pro Kopf und Tag wurde ein Tiefststand erreicht. 1993 lag dieser Wert noch bei 115 Litern, 1997 immerhin bei 109 Litern; ganz zu schweigen von den goldenen DDR-Zeiten, als Wasserverbrauch mit Wohlstand gleichgesetzt wurde und Werte von über 200 Litern als Fortschritt angesehen wurden. Damals kostete das lebenswichtige Nass aber auch fast nichts und wurde sogar zum Kühlen von Getränken eingesetzt.
Und der Trend setzt sich fort, denn zu den sparenden Privatkunden gesellen sich nun die kriselnden Unternehmen. Wer weniger oder nichts mehr produziert, braucht weniger oder gar kein Wasser und erzeugt folglich auch weniger Abwasser.
Und hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Die zumeist großzügig dimensionierten Anlagen werden immer schlechter ausgelastet. Wo kaum noch Trinkwasser fließt, wird die Einhaltung der Hygienevorgaben schwieriger, und wo das Abwasser knapp wird, setzt sich so manches ab ... Der Wartungsaufwand wächst, sodass die geneigte Kundschaft propagandistisch schon mal auf steigende Preise vorbereitet wird. Fazit: Wenn Ihr weiter spart, kommt Euch das teuer zu stehen.
Das klingt wie eine Drohung, und genau das sollte es auch sein. Diese mag bei einem Unternehmen, das tiefschwarze Zahlen schreibt, überraschen. Aber Monopolisten müssen nicht schmeicheln, die dürfen drohen. Auch dann, wenn sie sich ordentlich Speck angefressen haben.
Damit nicht genug: Ein guter Teil der angeführten Probleme sind buchstäblich hausgemacht. Anfang der 90-er Jahre zogen allerlei Glücksritter durch den neu erschlossenen deutschen Osten. Diese verkauften hier beileibe nicht nur Lebensversicherungen, Lederjacken, Zeitungsabos und Schrottautos, sondern sie trieben auch die Planung von Infrastrukturprojekten voran. Als lokaler Berichterstatter einer Tageszeitung erlebte ich mehrere Auftritte eines bayerischen Ingenieurbüros, dessen Mitarbeiter die frisch gewählten Gemeinderäte zahlreicher Dörfer gleich im Dutzend über den Tisch zogen. Da wurden die blutigen Politiklaien mit Einwohnergleichwerten, Pro-Kopf-Kosten, gigantomanischem Zweckverbandsgeschwafel und gesponserten Freibierausfahrten in glückliche Westkommunen überzeugt, auf die teuerstmögliche Entsorgungslösung zu springen. So entstanden im Umfeld Leipzigs Kläranlagen, die – vorsichtig formuliert – auf Zuwachs gebaut sind und über zum Teil beachtliche Kanallängen mit dem geldwerten Fäkalrohstoff versorgt werden (müssen).
Hinzu kommt, dass in neumodischer Technikgläubigkeit so manche ingenieurtechnische Selbstverständlichkeit entsorgt wurde. Statt der seit Jahrtausenden – man denke an das römische Reich – bewährten Freispiegelleitungen, in denen „die Brühe“ einem natürlichen Gefälle folgend abläuft, baute man generös Hebewerke und Pumpsysteme ein, die den Planern und Bauunternehmen einen guten Schnitt bescherten, den Betreibern aber hohe Folgekosten garantieren.
Wer nun denkt „Schöne Scheiße“ hat damit buchstäblich ins Braune getroffen. Nur: Abhilfe ist angesichts dieser Misere nicht möglich. Die Anlagen sind gebaut und müssen betrieben werden, die Kosten landen bei den Kunden.
Aber vielleicht zieht Ottonormalkunde daraus seine Lehren. Denn die nächsten Bauernfänger sind schon unterwegs.
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Funkstille bei den Gutmenschen. Oder: Hallo, Fluglärmförderverein, meldet euch mal wieder!
zeitungsdieb, 11:47h
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches werden wissen, dass ich mich an dieser Stelle bereits über Sinn und Unsinn von Content Management Systemen (CMS) ausgelassen habe - vor allem über die CMS von Leuten, die nur aller Jubeljahre mal einen Eintrag machen bzw. die Schnelligkeit, die diese Systeme erlauben, nicht nutzen, weil z.B. die Online-Redaktionen vieler klassischer Tageszeitungen eher Feierabend machen als der Seite-1-Dienst der Print-Ausgabe.
Zu den Nutzer eines besonders unnützen CMS zählt auch der Gutmenschenverein "Pro Flughafen Leipzig-Halle e.V.". Dieser Lobbyistenclub betreibt unter www.pro-flughafen-lej.de/ einen Internetauftritt, um über seine hehren Ziele zu informieren und die Gegner des ungezügelten Nachtflugs und der Umwandlung zum Militärflughafen ein wenig in die miese Ecke zu stellen. Gut, jeder muss irgendwie leben und sehen, wie er seine Brötchen bezahlt bekommt, auch Lobbyisten und Gutmenschen.
Der Internetauftritt allerdings hat einen besonderen Pfiff: Dort passiert im Wesentlichen nichts. Das mit Wordpress realisierte CMS dümpelt brav vor sich hin, der jüngste und bisher letzte Eintrag stammt vom 17. Oktober 2008, nachmittags halb vier - es ist das Kontaktformular. Immerhin, das Impressum weist den mutmaßlich aktuellen Vorstand aus und nicht mehr den abgetretenen (oder weggemüllerten) Stasi-IM, der dem Gutmenschenverein die letzte wesentliche Schlagzeile beschert hatte.
Verblüffend ist allerdings, dass der Verein laut Impressum noch immer keine Steuernummer hat. So langsam arbeitet nicht mal das Finanzamt Leipzig II ...
Oder ist den Gutmenschen vom Verein etwas zugestoßen? Weilen sie vielleicht nicht mehr unter uns, sind krisengeschüttelt hinaufgefahren in eine noch bessere Welt voller Nachtflüge, Frachtflüge und Militärjets? Aber das glaube ich nicht, denn mindestens zwei wichtige Gutmenschen aus dem Fluglärmförderverein googeln regelmäßig nach ihren Namen und landen so auch in meinem kleinen Tagebuch. Zumindest gestern lebten sie also noch.Und vielleicht klappt's ja auch mal wieder mit einem schönen neuen Eintrag auf der pro-Flughafen-Seite.
Zu den Nutzer eines besonders unnützen CMS zählt auch der Gutmenschenverein "Pro Flughafen Leipzig-Halle e.V.". Dieser Lobbyistenclub betreibt unter www.pro-flughafen-lej.de/ einen Internetauftritt, um über seine hehren Ziele zu informieren und die Gegner des ungezügelten Nachtflugs und der Umwandlung zum Militärflughafen ein wenig in die miese Ecke zu stellen. Gut, jeder muss irgendwie leben und sehen, wie er seine Brötchen bezahlt bekommt, auch Lobbyisten und Gutmenschen.
Der Internetauftritt allerdings hat einen besonderen Pfiff: Dort passiert im Wesentlichen nichts. Das mit Wordpress realisierte CMS dümpelt brav vor sich hin, der jüngste und bisher letzte Eintrag stammt vom 17. Oktober 2008, nachmittags halb vier - es ist das Kontaktformular. Immerhin, das Impressum weist den mutmaßlich aktuellen Vorstand aus und nicht mehr den abgetretenen (oder weggemüllerten) Stasi-IM, der dem Gutmenschenverein die letzte wesentliche Schlagzeile beschert hatte.
Verblüffend ist allerdings, dass der Verein laut Impressum noch immer keine Steuernummer hat. So langsam arbeitet nicht mal das Finanzamt Leipzig II ...
Oder ist den Gutmenschen vom Verein etwas zugestoßen? Weilen sie vielleicht nicht mehr unter uns, sind krisengeschüttelt hinaufgefahren in eine noch bessere Welt voller Nachtflüge, Frachtflüge und Militärjets? Aber das glaube ich nicht, denn mindestens zwei wichtige Gutmenschen aus dem Fluglärmförderverein googeln regelmäßig nach ihren Namen und landen so auch in meinem kleinen Tagebuch. Zumindest gestern lebten sie also noch.Und vielleicht klappt's ja auch mal wieder mit einem schönen neuen Eintrag auf der pro-Flughafen-Seite.
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Donnerstag, 14. Mai 2009
Vom Hirn getroffen. Oder: Gottes Gnade erleuchtet die Bundespolitik - ein wenig
zeitungsdieb, 16:10h
Oh Herr, lass' HIrn vom Himmel regnen - diesen Stoßseufzer schicke ich gelegentlich gen HImmel. Offensichtlich hat er's erhört und schickte zumindest einige Krümel Hirn in Richtung Berlin. Die große Koalition rückt vom Paintball-Verbot vorerst ab, da über das Spiel zu wenig bekannt sei. Guckst Du hier: http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1355421.html
Hoffentlich regnet's weiter.
Hoffentlich regnet's weiter.
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Wolfgang Schäuble verbietet Laufvereine und Volksläufe. Oder: Regierung will den Amoksumpf austrocknen
zeitungsdieb, 11:11h
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat angekündigt, parallel zur Verschärfung des Waffenrechtes auch einen Gesetzesentwurf zum Verbot von Lauftraining und Laufveranstaltungen in den Bundestag einzubringen. Schäuble begründete das damit, dass schnelles Laufen seinem Wesen nach vor allem dazu geeignet sei, sich nach Begehung von Straftaten der Festnahme zu entziehen. „Ich kann und werde es nicht dulden, dass sich potenzielle Straftäter in Sportvereinen und bei sogenannten Volksläufen zusammenrotten und unter dem Vorwand des gesundheitsfördernden Sports gemeinsam dafür trainieren, am Tag X der Polizei zu entkommen.“
Nun wird sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, ob Bundesinnenminister Schäuble solchen Schwachsinn tatsächlich in Erwägung zieht. Nun, er hat schon schlimmeren Schwachsinn verkündet und auch getan, über – jetzt kommt die Entwarnung – ein Verbot des Laufsports hat Spitzelwolfgang noch nicht nachgedacht. Zumindest nicht öffentlich.
Dieses Beispiel habe ich mir ausgedacht, um deutlich zu machen, wie absurd die Ideen unserer zurzeit im Aktionismusstrudel rotierenden Bundesregierung sind: Mit der Begründung, Amokläufe zu erschweren, schwingen sich blinde Bundespolitiker zu Malerei-Experten auf und maßen sich an, in Bereiche, von denen sie null Ahnung haben, hineinzuregieren. Etwas anderes fällt mir angesichts der unausgegorenen Ideen zur Verschärfung des Waffenrechtes und des schwachsinnigen Paintball-Verbotes nicht ein.
Um bei letzterem Stichwort zu bleiben: Wer Paintball (mit dem ich übrigens nichts am Hut habe) mit der Begründung verbietet, dass bei diesem Sport künftige Amokläufer geschult werden, sollte Kindern mit gleicher Begründung untersagen, Cowboy und Indianer sowie Räuber und Gendarm zu spielen. Und wenn wir einmal dabei sind: Rotkäppchen und der Wolf ist ein sehr gewaltbetontes Märchen, mit Bauchaufschneiden und so.
Zur Amoklaufvermeidung empfiehlt es sich zudem, auch Biathlon, Military-Reiten, Speerwurf, Schach und Bogenschießen unter Strafe zu stellen. Ach ja, Äxte gehören ebenso verboten wie jegliche Küchenmesser (siehe Augsburg), Suzukis (da war doch was in den Niederlanden) und Baseballschläger. Außerdem alle Arten von Flaschen, weil sich daraus Molotowcocktails bauen lassen. Nagut, bei den Flaschen sollte man das Verbot etwas einschränken: Wären alle Flaschen weg, könnte keiner mehr die irren Gesetze beschließen ...
Nun wird sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, ob Bundesinnenminister Schäuble solchen Schwachsinn tatsächlich in Erwägung zieht. Nun, er hat schon schlimmeren Schwachsinn verkündet und auch getan, über – jetzt kommt die Entwarnung – ein Verbot des Laufsports hat Spitzelwolfgang noch nicht nachgedacht. Zumindest nicht öffentlich.
Dieses Beispiel habe ich mir ausgedacht, um deutlich zu machen, wie absurd die Ideen unserer zurzeit im Aktionismusstrudel rotierenden Bundesregierung sind: Mit der Begründung, Amokläufe zu erschweren, schwingen sich blinde Bundespolitiker zu Malerei-Experten auf und maßen sich an, in Bereiche, von denen sie null Ahnung haben, hineinzuregieren. Etwas anderes fällt mir angesichts der unausgegorenen Ideen zur Verschärfung des Waffenrechtes und des schwachsinnigen Paintball-Verbotes nicht ein.
Um bei letzterem Stichwort zu bleiben: Wer Paintball (mit dem ich übrigens nichts am Hut habe) mit der Begründung verbietet, dass bei diesem Sport künftige Amokläufer geschult werden, sollte Kindern mit gleicher Begründung untersagen, Cowboy und Indianer sowie Räuber und Gendarm zu spielen. Und wenn wir einmal dabei sind: Rotkäppchen und der Wolf ist ein sehr gewaltbetontes Märchen, mit Bauchaufschneiden und so.
Zur Amoklaufvermeidung empfiehlt es sich zudem, auch Biathlon, Military-Reiten, Speerwurf, Schach und Bogenschießen unter Strafe zu stellen. Ach ja, Äxte gehören ebenso verboten wie jegliche Küchenmesser (siehe Augsburg), Suzukis (da war doch was in den Niederlanden) und Baseballschläger. Außerdem alle Arten von Flaschen, weil sich daraus Molotowcocktails bauen lassen. Nagut, bei den Flaschen sollte man das Verbot etwas einschränken: Wären alle Flaschen weg, könnte keiner mehr die irren Gesetze beschließen ...
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Montag, 11. Mai 2009
Denkaufgabe. Oder: Der Unterschied zwischen Pädophilie und Müntes letztem Frühling
zeitungsdieb, 10:31h
Es folgt einige Denkaufgaben für die geneigten Leser meines kleinen, poltisch nicht immer korrekten Tagebuches. Zu gewinnen gibt es nichts, außer vielleicht ein wenig Erkenntnisgewinn.
Frage 1:Ich werde in diesem Jahr 49. Wie wäre der korrekte Ausdruck dafür, wenn ich mich an eine 40 Jahre jüngere weibliche Person heranmachte?
Richtig, Pädophilie. Kinderschändung würde ich als Begriff auch gelten lassen, für "Sauerei" gibts nur einen halben Punkt.
Frage 2: Wie lautet die richtige Bezeichnung dafür, wenn sich ein 69-jähriger an eine 40 jahre jüngere weibliche Person ranmacht?
"Münteferings letzter Frühling".
Allerdings bin ich großzügig und gebe auch denjenigen, deren Antwort "Sauerei", "Geiler Bock" oder "Perversling" gelautet hat, noch einen Punkt.
Frage 3:
Wäre Michelle Schumann (29, Lieblingsfarbe rot) auch zu einem rüstigen Rentner ohne Politpromibonus und fettem Versorgungsanspruch in die Kiste gehopst?
Diese Frage mögen sich meine geneigten Leser selbst beantworten.
Frage 1:Ich werde in diesem Jahr 49. Wie wäre der korrekte Ausdruck dafür, wenn ich mich an eine 40 Jahre jüngere weibliche Person heranmachte?
Richtig, Pädophilie. Kinderschändung würde ich als Begriff auch gelten lassen, für "Sauerei" gibts nur einen halben Punkt.
Frage 2: Wie lautet die richtige Bezeichnung dafür, wenn sich ein 69-jähriger an eine 40 jahre jüngere weibliche Person ranmacht?
"Münteferings letzter Frühling".
Allerdings bin ich großzügig und gebe auch denjenigen, deren Antwort "Sauerei", "Geiler Bock" oder "Perversling" gelautet hat, noch einen Punkt.
Frage 3:
Wäre Michelle Schumann (29, Lieblingsfarbe rot) auch zu einem rüstigen Rentner ohne Politpromibonus und fettem Versorgungsanspruch in die Kiste gehopst?
Diese Frage mögen sich meine geneigten Leser selbst beantworten.
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Neue Seuche auf dem Vormarsch. Oder: Entwarnung - Politikergrippe wird nicht auf Menschen übertragen
zeitungsdieb, 10:08h
Unter deutschen Politikern sind in den vergangenen Wochen immer mehr Fälle von Verbieteritis beobachtet worden. Dabei handelt es sich offensichtlich um eine durch das Populismus-Bakterium ausgelöste Infektionskrankheit, die praktisch ohne erkennbare Inkubationszeit ausbricht. Befallen werden ausschließlich Politiker und deren berufliches Umfeld. Als besondere Risikogruppe gelten nach bisherigem Erkenntnisstand Abgeordnete auf Bundes- und Länderebene, die sich erneut um ein Mandat bewerben.
Die Verbieteritis Wahlkampfensis äußert sich zunächst durch eine Zunahme des bei den Betroffenen bereits vor der Infektion erkennbaren Realitätsverlustes. Im Verlauf der Krankheit kommt die Hirntätigkeit weitgehend zum Erliegen. Logisches Denken lässt sich bei den Patienten nicht mehr nachweisen. Der Krankheit fallen auch Funktionen wie Ehrlichkeit, Entscheidungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zum Opfer, dafür nimmt die Vergesslichkeit – insbesondere für den Inhalt abgegebener Versprechen – zu. Zumeist befällt die Infektion auch das Sprachzentrum, so dass die Betroffenen bis zum Wahlabend nur noch lallen können (so genanntes „Blabla“).
Die in diesem Jahr erstmals beobachtete Neue Verbieteritis Wahlkampfensis, die so genannte Politiker-Grippe, wird offensichtlich durch einen mutierten Erreger ausgelöst, denn sie weist beim Befall des Sprachzentrums eine Besonderheit auf: Neben dem allgemeinen Blabla reagieren die Patienten auf Sachfragen mit dem zwanghaften Gebrauch des Wortes „Verbieten“. Aktuelle Beispiele sind u.a. das reflexartig geforderte Verbot bestimmter Internetseiten, das Paint-Ball-Verbot, das Verbot von Kritik an der Regierungskoalition, das Verbot von Kritik am Innenminister usw.
Eine Behandlung der Politiker-Grippe mit herkömmlichen Medikamenten ist zwecklos. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt den Patienten Freigang bis zur Wahl sowie gelegentliche öffentliche Auftritte. Diese sind unter mikrobiologischem Aspekt ungefährlich, da eine Übertragung der Politiker-Grippe auf Menschen wegen zu geringer Ähnlichkeit der DNA unmöglich ist. Gegen durchfallartig versprühtes Politiker-Blabla helfen Ohrschützer bzw. in besonders schweren Fällen (insbesondere bei den Erregerstämmen Verbieteritis Wahlkampfensis Schäublera und Zensursula) die Abschaltung der Mikrofonanlage. Als erfolgversprechend werden das Robert-Koch-Institut den aktuellen therapeutischen Ansatz, die Auswirkungen der Politiker-Grippe auf demokratische Grundrechte durch Online-Petitionen zu lindern.
PS.: Wer's nicht versteht, sollte mal hier http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite-Paintball;art692,2793975 oder da http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1349519.html nachlesen.
Die Verbieteritis Wahlkampfensis äußert sich zunächst durch eine Zunahme des bei den Betroffenen bereits vor der Infektion erkennbaren Realitätsverlustes. Im Verlauf der Krankheit kommt die Hirntätigkeit weitgehend zum Erliegen. Logisches Denken lässt sich bei den Patienten nicht mehr nachweisen. Der Krankheit fallen auch Funktionen wie Ehrlichkeit, Entscheidungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zum Opfer, dafür nimmt die Vergesslichkeit – insbesondere für den Inhalt abgegebener Versprechen – zu. Zumeist befällt die Infektion auch das Sprachzentrum, so dass die Betroffenen bis zum Wahlabend nur noch lallen können (so genanntes „Blabla“).
Die in diesem Jahr erstmals beobachtete Neue Verbieteritis Wahlkampfensis, die so genannte Politiker-Grippe, wird offensichtlich durch einen mutierten Erreger ausgelöst, denn sie weist beim Befall des Sprachzentrums eine Besonderheit auf: Neben dem allgemeinen Blabla reagieren die Patienten auf Sachfragen mit dem zwanghaften Gebrauch des Wortes „Verbieten“. Aktuelle Beispiele sind u.a. das reflexartig geforderte Verbot bestimmter Internetseiten, das Paint-Ball-Verbot, das Verbot von Kritik an der Regierungskoalition, das Verbot von Kritik am Innenminister usw.
Eine Behandlung der Politiker-Grippe mit herkömmlichen Medikamenten ist zwecklos. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt den Patienten Freigang bis zur Wahl sowie gelegentliche öffentliche Auftritte. Diese sind unter mikrobiologischem Aspekt ungefährlich, da eine Übertragung der Politiker-Grippe auf Menschen wegen zu geringer Ähnlichkeit der DNA unmöglich ist. Gegen durchfallartig versprühtes Politiker-Blabla helfen Ohrschützer bzw. in besonders schweren Fällen (insbesondere bei den Erregerstämmen Verbieteritis Wahlkampfensis Schäublera und Zensursula) die Abschaltung der Mikrofonanlage. Als erfolgversprechend werden das Robert-Koch-Institut den aktuellen therapeutischen Ansatz, die Auswirkungen der Politiker-Grippe auf demokratische Grundrechte durch Online-Petitionen zu lindern.
PS.: Wer's nicht versteht, sollte mal hier http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite-Paintball;art692,2793975 oder da http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1349519.html nachlesen.
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Donnerstag, 7. Mai 2009
Kurze Funkstille. Oder: Ich lauf' dann mal los ...
zeitungsdieb, 15:36h
Der geneigten Leserschaft dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei hiermit die Hoffnung auf weitere Einträge vor dem kommenden Sonnabend genommen.
Der Grund ist weder mangelnde Lust noch fehlende Inspiration, sondern schlicht und einfach sportlich bedingte Abwesenheit. Ich mache mich heute auf den Weg nach Berlin. Morgen, am 8. Mai, 9.30 Uhr werde ich mich von dort (Alexanderplatz, Galeria) als Mitglied einer Läufergruppe auf den Weg nach Leipzig machen. Die Route führt zunächst im Sinne des Sightjogging durchs Brandenburger Tor und an der Goldelse entlang, dann nach Süden.
Da die Gruppe zum größten Teil aus staffellaufenden Kindern besteht und diese nächstens nicht unterwegs sein dürfen, werden wir beim Ruderclub in Wittenberg Quartier nehmen. Am Sonnabendmorgen geht's wieder auf die Piste. Wenn alles klar geht, treffen wir am 10. Mai gegen 15 Uhr auf dem Leipziger Neumarkt ein.
Wer sich dem langwierig-kurzweiligen Lauf über ca. 180 km zugesellen möchte, möge mich anfunken. Mein Nümmerlein steht hier auf der Blog-Seite, ganz oben.
Uuups: Blöder Fehler - natürlich waren wir am 9. Mai schon wieder in Leipzig. Und sogar die 15 Uhr haben dank eines anständigen Endspurts gepasst. Dass da oben vom 10. Mai die Rede war, bitte ich zu entschuldigen. Mindestens ein Leser dieses tagebuches war am Sonntagnachmittag umsonst bei Galeria ...
Der Grund ist weder mangelnde Lust noch fehlende Inspiration, sondern schlicht und einfach sportlich bedingte Abwesenheit. Ich mache mich heute auf den Weg nach Berlin. Morgen, am 8. Mai, 9.30 Uhr werde ich mich von dort (Alexanderplatz, Galeria) als Mitglied einer Läufergruppe auf den Weg nach Leipzig machen. Die Route führt zunächst im Sinne des Sightjogging durchs Brandenburger Tor und an der Goldelse entlang, dann nach Süden.
Da die Gruppe zum größten Teil aus staffellaufenden Kindern besteht und diese nächstens nicht unterwegs sein dürfen, werden wir beim Ruderclub in Wittenberg Quartier nehmen. Am Sonnabendmorgen geht's wieder auf die Piste. Wenn alles klar geht, treffen wir am 10. Mai gegen 15 Uhr auf dem Leipziger Neumarkt ein.
Wer sich dem langwierig-kurzweiligen Lauf über ca. 180 km zugesellen möchte, möge mich anfunken. Mein Nümmerlein steht hier auf der Blog-Seite, ganz oben.
Uuups: Blöder Fehler - natürlich waren wir am 9. Mai schon wieder in Leipzig. Und sogar die 15 Uhr haben dank eines anständigen Endspurts gepasst. Dass da oben vom 10. Mai die Rede war, bitte ich zu entschuldigen. Mindestens ein Leser dieses tagebuches war am Sonntagnachmittag umsonst bei Galeria ...
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Mittwoch, 6. Mai 2009
Wenn die Staatsmacht anruft. Oder: Behördenweckdienst beim Landratsamt
zeitungsdieb, 14:01h
Wenn sich die Staatsmacht beim Bürger meldet, will sie meist etwas: Sein Geld, seine Freiheit, seinen Computer. Forderungen dieser Art werden in aller Regel zu unchristlicher Zeit unter Einsatz von speziell geschultem Personal durchgesetzt, das Türen eintritt, Befehle vorzeigt und renitente Staatsbürger fixiert. Anrufe sind eher selten. Anrufe mit dem alleinigen Zweck der Mitteilung, dass einem rechtmäßigen Anspruch des Bürgers wegen offenkundiger Verbumfidelei nicht nachgekommen wurde und in deren Verlauf mehrfach um Entschuldigung nachgesucht wird, sind – vorsichtig formuliert – in unserem Land sehr unwahrscheinlich. Nicht nur Weihnachten, sondern auch Nessie und Lotteriegewinne sind öfter.
Einen solch raren Anruf erhielt ich heute zu früher Morgenstunde und – ich gebe es zu – hätte ihn beinahe für einen Joke gehalten. Der Anrufer meldete sich (mit ordnungsgemäßer Rufnummer) aus dem Landratsamt Leipzig und bat um meine Nachsicht dafür, dass ein Antrag, in dem es um einige hundert Euro ging, über Monate hinweg auf Eis gelegen hat. So lange, dass inzwischen der Folgeantrag auch im behördlichen Kühllager gelandet ist.
Der Anrufer ließ mich wissen, dass eine Änderung der Zuständigkeit eingetreten sei. Das war mir nicht neu, denn die bislang ans zuständige Staatsministerium gesendeten Formulare mussten seit Inkrafttreten der Verwaltungsreform im Freistaat Sachsen nun ans Landratsamt übermittelt werden. Dessen nun in die Pflicht genommenen Mitarbeiter taten, was ein guter Angestellter tut, wenn er nicht weiß, was er tun soll: nichts. Oder fast nichts: Sie erfassten die Anträge, und lagerten sie sorgfältig. Stabskultur heißt so was wohl.
Inzwischen habe man sich schlau gemacht und beim Ministerium über die notwendige Verfahrensweise informiert, erfuhr ich weiter. Nun wisse man auch, dass bei den Antragstellern in einigen Fällen zusätzliche Nachweise abgefordert worden waren, die gar nicht hätten erbracht werden müssen, verriet mir der junge Mann vom Amt, den offensichtlich die undankbare Aufgabe ereilt hatte, frustrierte Antragsteller im Dutzend anzuschellen.
Das morgendliche Telefonat endete mit dem positiven Ausblick, dass die abgelagerten Anträge nun zügig bearbeitet werden und schon bald Geldscheine vom Himmel regnen sollen.
Dennoch ließ mich die behördliche Botschaft grübelnd in den Tag gehen. Ich bin alt genug, um weder an das Wunder der jungfräulichen Geburt noch an die Auferstehung untätiger Behördenmitarbeiter zu glauben.
Nur zu gern wüsste ich, ob den zuständigen Landratsämtlern der unerfreuliche Schriftsatz einer Untätigkeitsklage in den Posteingang geworfen wurde oder ob ein weniger träger Staatsbürger als ich sich auf den Weg nach Borna gemacht und dort einem behördlichen Schnarchsack die Tür eingetreten hat.
Einen solch raren Anruf erhielt ich heute zu früher Morgenstunde und – ich gebe es zu – hätte ihn beinahe für einen Joke gehalten. Der Anrufer meldete sich (mit ordnungsgemäßer Rufnummer) aus dem Landratsamt Leipzig und bat um meine Nachsicht dafür, dass ein Antrag, in dem es um einige hundert Euro ging, über Monate hinweg auf Eis gelegen hat. So lange, dass inzwischen der Folgeantrag auch im behördlichen Kühllager gelandet ist.
Der Anrufer ließ mich wissen, dass eine Änderung der Zuständigkeit eingetreten sei. Das war mir nicht neu, denn die bislang ans zuständige Staatsministerium gesendeten Formulare mussten seit Inkrafttreten der Verwaltungsreform im Freistaat Sachsen nun ans Landratsamt übermittelt werden. Dessen nun in die Pflicht genommenen Mitarbeiter taten, was ein guter Angestellter tut, wenn er nicht weiß, was er tun soll: nichts. Oder fast nichts: Sie erfassten die Anträge, und lagerten sie sorgfältig. Stabskultur heißt so was wohl.
Inzwischen habe man sich schlau gemacht und beim Ministerium über die notwendige Verfahrensweise informiert, erfuhr ich weiter. Nun wisse man auch, dass bei den Antragstellern in einigen Fällen zusätzliche Nachweise abgefordert worden waren, die gar nicht hätten erbracht werden müssen, verriet mir der junge Mann vom Amt, den offensichtlich die undankbare Aufgabe ereilt hatte, frustrierte Antragsteller im Dutzend anzuschellen.
Das morgendliche Telefonat endete mit dem positiven Ausblick, dass die abgelagerten Anträge nun zügig bearbeitet werden und schon bald Geldscheine vom Himmel regnen sollen.
Dennoch ließ mich die behördliche Botschaft grübelnd in den Tag gehen. Ich bin alt genug, um weder an das Wunder der jungfräulichen Geburt noch an die Auferstehung untätiger Behördenmitarbeiter zu glauben.
Nur zu gern wüsste ich, ob den zuständigen Landratsämtlern der unerfreuliche Schriftsatz einer Untätigkeitsklage in den Posteingang geworfen wurde oder ob ein weniger träger Staatsbürger als ich sich auf den Weg nach Borna gemacht und dort einem behördlichen Schnarchsack die Tür eingetreten hat.
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Dienstag, 5. Mai 2009
Ein Nummerngirl sagt Dankeschön. Oder: kalter Anruf vom Weinhaus.
zeitungsdieb, 14:43h
Mal wieder. Das Telefon klingelt, eine Fraustimme vom Weinhaus WasweißichfürGoldtröpfchen meldet sich bei mir, versucht mir einzureden, dass ich vor einiger Zeit netterweise an einer Umfrage zu Wein und Gesundheit teilgenommen hätte Habe ich ganz bestimmt nicht!) und informiert mich darüber, dass ich dafür nun ein Dankeschön bekomme. Sowas nennt man cold call (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Cold_Call )und das ist irgendwie sittenwidrig bzw. je nach Art des Angerufenen verboten.
Nun mag sich der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich einer solchen Banalität einige Zeilen widme.
Nun, zum einen ließ die Anruferin ohne die sonst üblichen Klammerversuche von mir ab, als ich sie über mein Desinteresse an "Dankeschöngeschenken" informierte. Zum anderen - und das zeigt, dass neue Gesetze manchmal doch etwas nutzen - war während des Gespräches sogar die Rufnummer der Call-Center-Mitarbeiterin zu sehen. Wer also bei der Rückkehr ins heimische Wohnzimmer die (0341) 5940907 auf seinem Display findet, hat den Dankeschönanruf des Weinhauses leider verpasst. Aber vielleicht lohnt ja ein Rückruf ...
Nun mag sich der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich einer solchen Banalität einige Zeilen widme.
Nun, zum einen ließ die Anruferin ohne die sonst üblichen Klammerversuche von mir ab, als ich sie über mein Desinteresse an "Dankeschöngeschenken" informierte. Zum anderen - und das zeigt, dass neue Gesetze manchmal doch etwas nutzen - war während des Gespräches sogar die Rufnummer der Call-Center-Mitarbeiterin zu sehen. Wer also bei der Rückkehr ins heimische Wohnzimmer die (0341) 5940907 auf seinem Display findet, hat den Dankeschönanruf des Weinhauses leider verpasst. Aber vielleicht lohnt ja ein Rückruf ...
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Straßenwahlkampf in LE. Oder: Freies Parken für deutsche Autos
zeitungsdieb, 09:52h
Kommunalwahlkampf in Leipzig ist wie Ü-Ei. Spannung, was zum Spielen und Schokolade, die gar keine ist, sondern nur so aussieht. Im Unterschied zu den Ü-Eiern darf man die Wahl-Eier aber nicht schütteln, das wäre Körperverletzung. Also gibt es kaum eine Chance, den Inhalt vor der Wahl näher zu untersuchen.
Wie stets bedienen die „großen Parteien“ ihre Wählerschaft mit griffigen Slogans, die SPD holt irgendeinen Promi aus der Kiste und lässt ihn mit ihren aktuellen Kandidaten posieren. So wie jüngst in Leipzig, als Bundesspatenstichminister Wolfgang Tiefensee und ein Grüppchen sonstiger Sozis vom Starfotografen meiner SPD-nahen Lokalpostille abgelichtet und in den Lokalteil gehoben wurde. Wegen der Ausgeglichenheit werden die Auftritte der "anderen großen Partei" namens CDU auch dargestellt, allerdings weniger liebevoll in Szene gesetzt. Das ist der Verlag seiner Gesellschafterin, der alten tante SPD, eben schuldig. Solche Rituale geben Halt in einer Zeit, in der viele Dinge aus den Fugen zu geraten scheinen.
Verlass ist auch auf die Bauernfänger der kackbraunen und der dunkelroten Fraktion. Beide plakatieren im Stadtbild ihre Parolen, die so schwachsinnig wie unrealistisch sind, dafür aber sehr schön populistisch in die Ohren flutschen. Ob die Trommler nun Oskar oder Joseph-Paul heißen bzw. hießen – beide beherrsch(t)en ihr Seelenfängerhandwerk. Aber natürlich gibt es zwischen linken und rechten Populisten auch prinzipielle Unterschiede: Letztere hängen ihre Plakate deutlich höher.
Mein Überraschungssieger im aktuellen Straßenwahlkampf ist die Leipziger F.D.P. Bisher waren die Liberalen in Leipzig zwar keine Macht, aber doch im Stadtrat vertreten. Dort machten sie irgendwie „auf Wirtschaft“, wobei die eigentliche Wirtschaftspolitik – wie zum Beispiel die Ansiedlung der hochgradig zukunftssicheren Autohersteller – nun wieder Sache des SPD-Bürgermeisters war. Offensichtlich haben die Leipziger Liberalen das auch erkannt und setzen nun auf eine breitere Zielgruppe. Anders kann ich den Slogan nicht deuten, der mich gestern von einem FDP-Plakat ansprang. Dort hieß es „Parkplätze statt Knöllchen“ – das ist intellektuell etwa so hochfliegend wie „Rostbratwurst statt Lebensmittelkontrolle“ und hätte ebenso gut (besser: ebenso schlecht) auch von Rot oder Braun stammen können.
Wobei: Die hätten’s etwas anders formuliert. Also „Deutscher Parkraum für deutsche Autos, Knölchen für Importe“ bzw. „Freies Parken fürs Volk, Knöllchen für Bonzen (außer Oskar)“.
Wer nun die Grünen vermisst hat ... die sind irgendwie noch nicht im Leipziger Wahlkampf angekommen, was aber auch kein wirklicher Verlust ist.
Wie stets bedienen die „großen Parteien“ ihre Wählerschaft mit griffigen Slogans, die SPD holt irgendeinen Promi aus der Kiste und lässt ihn mit ihren aktuellen Kandidaten posieren. So wie jüngst in Leipzig, als Bundesspatenstichminister Wolfgang Tiefensee und ein Grüppchen sonstiger Sozis vom Starfotografen meiner SPD-nahen Lokalpostille abgelichtet und in den Lokalteil gehoben wurde. Wegen der Ausgeglichenheit werden die Auftritte der "anderen großen Partei" namens CDU auch dargestellt, allerdings weniger liebevoll in Szene gesetzt. Das ist der Verlag seiner Gesellschafterin, der alten tante SPD, eben schuldig. Solche Rituale geben Halt in einer Zeit, in der viele Dinge aus den Fugen zu geraten scheinen.
Verlass ist auch auf die Bauernfänger der kackbraunen und der dunkelroten Fraktion. Beide plakatieren im Stadtbild ihre Parolen, die so schwachsinnig wie unrealistisch sind, dafür aber sehr schön populistisch in die Ohren flutschen. Ob die Trommler nun Oskar oder Joseph-Paul heißen bzw. hießen – beide beherrsch(t)en ihr Seelenfängerhandwerk. Aber natürlich gibt es zwischen linken und rechten Populisten auch prinzipielle Unterschiede: Letztere hängen ihre Plakate deutlich höher.
Mein Überraschungssieger im aktuellen Straßenwahlkampf ist die Leipziger F.D.P. Bisher waren die Liberalen in Leipzig zwar keine Macht, aber doch im Stadtrat vertreten. Dort machten sie irgendwie „auf Wirtschaft“, wobei die eigentliche Wirtschaftspolitik – wie zum Beispiel die Ansiedlung der hochgradig zukunftssicheren Autohersteller – nun wieder Sache des SPD-Bürgermeisters war. Offensichtlich haben die Leipziger Liberalen das auch erkannt und setzen nun auf eine breitere Zielgruppe. Anders kann ich den Slogan nicht deuten, der mich gestern von einem FDP-Plakat ansprang. Dort hieß es „Parkplätze statt Knöllchen“ – das ist intellektuell etwa so hochfliegend wie „Rostbratwurst statt Lebensmittelkontrolle“ und hätte ebenso gut (besser: ebenso schlecht) auch von Rot oder Braun stammen können.
Wobei: Die hätten’s etwas anders formuliert. Also „Deutscher Parkraum für deutsche Autos, Knölchen für Importe“ bzw. „Freies Parken fürs Volk, Knöllchen für Bonzen (außer Oskar)“.
Wer nun die Grünen vermisst hat ... die sind irgendwie noch nicht im Leipziger Wahlkampf angekommen, was aber auch kein wirklicher Verlust ist.
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