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Freitag, 9. April 2010
Delitzscher Müllbrandgedanken. Oder : Schöne heile Marketingwelt ohne Gesundheitsgefährung
zeitungsdieb, 15:56h
In Delitzsch hat’s gebrannt. Konkreter: In einer Lagerhalle der Kreiswerke Delitzsch ist die so genannte „Heizwertreiche Fraktion“ abgefackelt. Auf gut Deutsch handelt es sich dabei um den brennbaren Teil des Hausmülls, der u.a. in der Sortieranlage der Deponie Cröbern herausgefischt, zu Ballen gepresst und nach Delitzsch geliefert wurde. Darüber habe ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1027714/ schon einiges geschrieben, meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, berichtete über den Brand dieser unappetitlichen Ballen u.a. hier http://nachrichten.lvz-online.de/region/delitzsch/kreiswerke-lagerhalle-nach-brand-voellig-zerstoert/r-delitzsch-a-25171.html , hier http://nachrichten.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/grossbrand-in-delitzsch-auch-am-donnerstag-noch-nicht-geloescht/r-mitteldeutschland-a-25174.html und hier http://nachrichten.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/grossbrand-in-delitzsch-auch-am-donnerstag-noch-nicht-geloescht/r-mitteldeutschland-a-25174.html .
Und ich muss zugeben, dass ich mich über die Berichte gefreut habe. Nein, nicht über den Brand von ca. acht Tonnen „heizwertreicher Fraktion“. Ich habe mich statt dessen über zwei andere Dinge gefreut:
Zum einen darüber, dass natürlich (wie immer, wenn’s irgendwo brennt) mein absoluter Lieblingssatz im Text der LVZ auftauchte: „Eine Gefahr für Anwohner wegen der starken Rauchentwicklung bestand laut Polizei nicht.“ Wie so oft frage ich mich bei solchen Sprüchen, warum Verbrennungsanlagen Filter haben – schließlich kann man den Mist doch auch einfach so abfackeln lassen, denn „gesundheitliche Gefährdungen“ bestehen nicht. Dass die Feuerwehrleute bei solcherart Atemschutzgeräte tragen, muss folglich daran liegen, dass es sich bei den Brandbekämpfern um notorisch hüstelnde Weicheier handelt.
Zum anderen freut mich an den Berichten meiner Lokalpostille aber auch die kritiklose Übernahme des Marketing-Neusprechs der Müllverswurster. Das, was aus dem Hausmüll gesammelt und zwecks Verbrennung zu Ballen gepresst wird, ist ein Hausmüllbestandteil. Und so sieht das Zeug aus, und so riecht es auch. Selbst die Formulierung „heizwertreiche Fraktion“ macht daraus keine appetitliche Geschichte.
Doch wie anders klingt „Carbo light“ – so die verschwurbelte Marketingworthülse für das Müffelzeugs. Light ist ja schon erstmal toll, light ist in, light ist gesund. Und Carbo – hey, das klingt nach Carbonfaser, nach Rennsport, nach Hightech. Wer denkt da schon an die Verbrennung von stinkendem Müll, der aus Italien durch halb Europa ins sächsische Land gekarrt wurde ... Schöne heile Welt ...
Und ich muss zugeben, dass ich mich über die Berichte gefreut habe. Nein, nicht über den Brand von ca. acht Tonnen „heizwertreicher Fraktion“. Ich habe mich statt dessen über zwei andere Dinge gefreut:
Zum einen darüber, dass natürlich (wie immer, wenn’s irgendwo brennt) mein absoluter Lieblingssatz im Text der LVZ auftauchte: „Eine Gefahr für Anwohner wegen der starken Rauchentwicklung bestand laut Polizei nicht.“ Wie so oft frage ich mich bei solchen Sprüchen, warum Verbrennungsanlagen Filter haben – schließlich kann man den Mist doch auch einfach so abfackeln lassen, denn „gesundheitliche Gefährdungen“ bestehen nicht. Dass die Feuerwehrleute bei solcherart Atemschutzgeräte tragen, muss folglich daran liegen, dass es sich bei den Brandbekämpfern um notorisch hüstelnde Weicheier handelt.
Zum anderen freut mich an den Berichten meiner Lokalpostille aber auch die kritiklose Übernahme des Marketing-Neusprechs der Müllverswurster. Das, was aus dem Hausmüll gesammelt und zwecks Verbrennung zu Ballen gepresst wird, ist ein Hausmüllbestandteil. Und so sieht das Zeug aus, und so riecht es auch. Selbst die Formulierung „heizwertreiche Fraktion“ macht daraus keine appetitliche Geschichte.
Doch wie anders klingt „Carbo light“ – so die verschwurbelte Marketingworthülse für das Müffelzeugs. Light ist ja schon erstmal toll, light ist in, light ist gesund. Und Carbo – hey, das klingt nach Carbonfaser, nach Rennsport, nach Hightech. Wer denkt da schon an die Verbrennung von stinkendem Müll, der aus Italien durch halb Europa ins sächsische Land gekarrt wurde ... Schöne heile Welt ...
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Mittwoch, 31. März 2010
Satire oder nicht? Oder: Manchmal sind die Grenzen fließend ...
zeitungsdieb, 10:18h
Kennt noch jemand das Online-Satire-Magazin ZYN? Vor ein paar Jahren habe ich da regelmäßig reingeschaut und stille oder nicht ganz so stille vor mich hingekichert.
Heute stieß ich wieder drauf - d.h. ich war auf der Suche nach einem ganz anderen Link, den ich - soviel wusste ich noch - auf einem alten Rechner abgespeichert hatte.
Also Kiste reanimieren, hochfahren, hoffen, erleichtert grinsen - und schnell mal bei den Lesezeichen nachgucken. Den gesuchten Link habe ich zwar nicht gefunden, dafür stolperte ich aber über die gleichfalls abgespeicherte Adresse zyn.de
Mit einem erwartungsvollen Grinsen ging ich auf die Seite - und sah mich enttäuscht.
Statt des bitterbösen Satiremagazins findet sich dort jetzt der im Aufbau befindliche Auftritt der Lütjens & Lindemann Consulting.
Wobei: Wenn man deren Marketing-Babble liest, hat das auch etwas von Satire ...
"Unsere Mission ist die Synthese menschlicher Schaffenskraft und maschineller Effizienz.
Bei unserer Arbeit befinden sich stets die Anforderungen unseres Kunden im Mittelpunkt, wobei unsere Beratergruppe gesamtheitliche Aspekte des Kundenumfelds niemals aus den Augen verliert. Unsere Kernkompetenzen befinden sich in der Identifizierung grundlegender Geschäftskomponenten, der Analyse komplexer Relationen und der Bereitstellung umfassender Lösungen. "
Hin und wieder halte ich vor lieben, weil zahlenden Kunden Seminare über deutsche Sprache, PR-Arbeit und journalistische Handwerk. Da werde ich die Phrasensauce wohl mit einbauen ... schon wegen der komplexen Relationen und der umfassenden Lösungen.
PS.: Es ist übrigens wirklich eine Satire ...
Heute stieß ich wieder drauf - d.h. ich war auf der Suche nach einem ganz anderen Link, den ich - soviel wusste ich noch - auf einem alten Rechner abgespeichert hatte.
Also Kiste reanimieren, hochfahren, hoffen, erleichtert grinsen - und schnell mal bei den Lesezeichen nachgucken. Den gesuchten Link habe ich zwar nicht gefunden, dafür stolperte ich aber über die gleichfalls abgespeicherte Adresse zyn.de
Mit einem erwartungsvollen Grinsen ging ich auf die Seite - und sah mich enttäuscht.
Statt des bitterbösen Satiremagazins findet sich dort jetzt der im Aufbau befindliche Auftritt der Lütjens & Lindemann Consulting.
Wobei: Wenn man deren Marketing-Babble liest, hat das auch etwas von Satire ...
"Unsere Mission ist die Synthese menschlicher Schaffenskraft und maschineller Effizienz.
Bei unserer Arbeit befinden sich stets die Anforderungen unseres Kunden im Mittelpunkt, wobei unsere Beratergruppe gesamtheitliche Aspekte des Kundenumfelds niemals aus den Augen verliert. Unsere Kernkompetenzen befinden sich in der Identifizierung grundlegender Geschäftskomponenten, der Analyse komplexer Relationen und der Bereitstellung umfassender Lösungen. "
Hin und wieder halte ich vor lieben, weil zahlenden Kunden Seminare über deutsche Sprache, PR-Arbeit und journalistische Handwerk. Da werde ich die Phrasensauce wohl mit einbauen ... schon wegen der komplexen Relationen und der umfassenden Lösungen.
PS.: Es ist übrigens wirklich eine Satire ...
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Freitag, 26. März 2010
Flughafensicherheit. Oder: Ägypter haben die beste Technik
zeitungsdieb, 12:38h
Wenn ich unterwegs bin, komme ich auch in den Genuss der leidigen Flugsicherheitskontrollen. Was mich daran ungemein begeistert, ist die durchaus unterschiedliche Vorgehensweise der Sicherheitskontrollettis, die ich mir nur durch den Einsatz unterschiedlich fortschrittlicher technischer Hilfsmittel erklären kann.
Ehe die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches über Sinn und Unsinn dieser These grübeln, liefere ich ihnen die Auflösung gleich mit.
Die schlechteste Technik haben nach meiner Erfahrung deutsche Flughäfen, denn hier wird richtig intensiv händisch kontrolliert. Mein Rucksäcklein, in dem sich ein klitzekleines Notebook, eine Kamera und all die Kabelei befindet, die Mann von Welt auf Reisen benötigt, muss ich in good old Germany generell auspacken. Da ich aus Erfahrungen lerne, habe ich all das Ladegeräte und Strippengedöns inzwischen in einer durchsichtigen Plastiktüte untergebracht, dann das schützt mich vor Drahtverknotungen und spart denn Kontrollettis und mir Zeit für die wichtigeren Dinge im Leben.
Die da heißen: Intensive Inaugenscheinnahme des ganzen Kerls. Dazu gehören so kleine Nettigkeiten wie Jacke aufs Band, Hosentaschen ausräumen (über meine alten D-Markstücke und die kleinen Steine aus aller Welt staunen die Jungs immer wieder), Leibriemen aus der Hose ziehen (und Hose mit der Hand halten usw.
Auf dem Münchner Flughafen scheinen bevorzugt Schuhfetischisten zu arbeiten, denn dort sind meine Laufschuhe "dran" - so mit separater Begrapschung und Metallsuche.
Unerreicht ist nach meinen Erfahrungen hingegen die Leistungsfähigkeit von Mensch und Technik auf ägyptischen Flughäfen. Dort werden Koffer natürlich auch per Röntgenstrahl durchleuchtet, allerdings müssen die Bediener der Maschinen dazu nicht einmal wach sein. Pure Anwesenheit vor dem Bildschirm genügt.
Mein Krimskramsrucksack wird auf einen Rutsch durchleuchtet und dabei ohne Nachkontrolle die Ungefährlichkeit meines Notebooks und der Kabelei erkannt. Selbst meine am Rucksack gut sichtbar festgezurrte Wasserflasche wurde sofort als ungefährlich erkannt. Respekt, da können die Deutschen viel lernen.
Ehe die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches über Sinn und Unsinn dieser These grübeln, liefere ich ihnen die Auflösung gleich mit.
Die schlechteste Technik haben nach meiner Erfahrung deutsche Flughäfen, denn hier wird richtig intensiv händisch kontrolliert. Mein Rucksäcklein, in dem sich ein klitzekleines Notebook, eine Kamera und all die Kabelei befindet, die Mann von Welt auf Reisen benötigt, muss ich in good old Germany generell auspacken. Da ich aus Erfahrungen lerne, habe ich all das Ladegeräte und Strippengedöns inzwischen in einer durchsichtigen Plastiktüte untergebracht, dann das schützt mich vor Drahtverknotungen und spart denn Kontrollettis und mir Zeit für die wichtigeren Dinge im Leben.
Die da heißen: Intensive Inaugenscheinnahme des ganzen Kerls. Dazu gehören so kleine Nettigkeiten wie Jacke aufs Band, Hosentaschen ausräumen (über meine alten D-Markstücke und die kleinen Steine aus aller Welt staunen die Jungs immer wieder), Leibriemen aus der Hose ziehen (und Hose mit der Hand halten usw.
Auf dem Münchner Flughafen scheinen bevorzugt Schuhfetischisten zu arbeiten, denn dort sind meine Laufschuhe "dran" - so mit separater Begrapschung und Metallsuche.
Unerreicht ist nach meinen Erfahrungen hingegen die Leistungsfähigkeit von Mensch und Technik auf ägyptischen Flughäfen. Dort werden Koffer natürlich auch per Röntgenstrahl durchleuchtet, allerdings müssen die Bediener der Maschinen dazu nicht einmal wach sein. Pure Anwesenheit vor dem Bildschirm genügt.
Mein Krimskramsrucksack wird auf einen Rutsch durchleuchtet und dabei ohne Nachkontrolle die Ungefährlichkeit meines Notebooks und der Kabelei erkannt. Selbst meine am Rucksack gut sichtbar festgezurrte Wasserflasche wurde sofort als ungefährlich erkannt. Respekt, da können die Deutschen viel lernen.
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Donnerstag, 25. März 2010
Vereindringlichung durch Wiederholung. Oder: Meine Lokalpostille schwächelt bei der Qualitätssicherung
zeitungsdieb, 08:58h
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Gääääähn. Na klar, mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sagen, dass ist doch dieser olle Spruch irgendwelcher Zeitungsleute. Stimmt. Und ich möchte meine geneigte Leserschaft auch nicht unnötig auf die Folter spannen, warum ich diese Uraltweisheit gerade heute ausgegraben habe.
Schuld ist – wie kann’s anders sein – meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ). Dieses wundervolle Holzmedium bescherte mir am heutigen Morgen ein Déjà-vu. Es war dieses seltsam vertraute Gefühl des „Das-hast-Du-doch-gestern-schon-gelesen“, das mich beim Beäugen der heutigen LVZ-Titelseite überkam. Dort erfuhr ich in einem so genannten Anreißer, dass der in Leipzig seit Wochen köchelnde Streit um ein Bauvorhaben der Firma Unister beigelegt sei. „Der Baufachausschuss genehmigte gestern einen Entwurf, für den sich auch Oberbürgermeister Jung (SPD) eingesetzt hatte“ verkündete meine Lokalpostille. Gestern? Gestern! Aber gestern hatte ich doch genau diese Nachricht auch schon ...
Um mögliche Selbstzweifel an meiner geistigen Verfassung im Allgemeinen und dem Zustand meines Temporallappens im Speziellen gar nicht erst aufkommen zu lassen, stöberte ich ein wenig in meinem Altpapier und ... konnte mich beruhigt zurücklehnen. Irgendein Depp hatte beim Zusammenstellen der heutigen Titelseite den gestrigen Anreißer stehen lassen, sodass dieser heute gleich noch einmal erschienen ist.
Wobei: Die Geschichte auf einen dusseligen Mitarbeiter zu schieben, trifft nicht ganz den Kern der Sache. Klar, die Pappnase hat’s vermasselt. Allerdings gilt – wie so oft im Leben – die Erfahrung, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Dass (wieder einmal) Murks gedruckt und ausgeliefert wurde und beinahe Tag für Tag wird, kann nicht dieser, jener und irgendeiner anderen Pappnase angelastet werden.
Wenn ein Unternehmen an der Qualitätssicherung spart, bleibt das in aller Regel nur kurze Zeit ungestraft. Und wenn ein Unternehmen Abstriche an seiner Kernkompetenz macht, geht auch das nicht ohne Schaden am Produkt ab. Das ist bei Autoherstellern so, und das ist bei einem Tageszeitungsverlag nicht anders – auch wenn der sich Medienhaus schimpft. Und wer glaubt, dass die geneigte Leserschaft dumm genug ist, solche Entwicklungen nicht zu bemerken, muss sich über einbrechende Verkaufsauflagen nicht wundern ...
Schuld ist – wie kann’s anders sein – meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ). Dieses wundervolle Holzmedium bescherte mir am heutigen Morgen ein Déjà-vu. Es war dieses seltsam vertraute Gefühl des „Das-hast-Du-doch-gestern-schon-gelesen“, das mich beim Beäugen der heutigen LVZ-Titelseite überkam. Dort erfuhr ich in einem so genannten Anreißer, dass der in Leipzig seit Wochen köchelnde Streit um ein Bauvorhaben der Firma Unister beigelegt sei. „Der Baufachausschuss genehmigte gestern einen Entwurf, für den sich auch Oberbürgermeister Jung (SPD) eingesetzt hatte“ verkündete meine Lokalpostille. Gestern? Gestern! Aber gestern hatte ich doch genau diese Nachricht auch schon ...
Um mögliche Selbstzweifel an meiner geistigen Verfassung im Allgemeinen und dem Zustand meines Temporallappens im Speziellen gar nicht erst aufkommen zu lassen, stöberte ich ein wenig in meinem Altpapier und ... konnte mich beruhigt zurücklehnen. Irgendein Depp hatte beim Zusammenstellen der heutigen Titelseite den gestrigen Anreißer stehen lassen, sodass dieser heute gleich noch einmal erschienen ist.
Wobei: Die Geschichte auf einen dusseligen Mitarbeiter zu schieben, trifft nicht ganz den Kern der Sache. Klar, die Pappnase hat’s vermasselt. Allerdings gilt – wie so oft im Leben – die Erfahrung, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Dass (wieder einmal) Murks gedruckt und ausgeliefert wurde und beinahe Tag für Tag wird, kann nicht dieser, jener und irgendeiner anderen Pappnase angelastet werden.
Wenn ein Unternehmen an der Qualitätssicherung spart, bleibt das in aller Regel nur kurze Zeit ungestraft. Und wenn ein Unternehmen Abstriche an seiner Kernkompetenz macht, geht auch das nicht ohne Schaden am Produkt ab. Das ist bei Autoherstellern so, und das ist bei einem Tageszeitungsverlag nicht anders – auch wenn der sich Medienhaus schimpft. Und wer glaubt, dass die geneigte Leserschaft dumm genug ist, solche Entwicklungen nicht zu bemerken, muss sich über einbrechende Verkaufsauflagen nicht wundern ...
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Donnerstag, 11. März 2010
Wieviel ist 10 mal 12? Oder: Rechenschwäche bei der LVZ
zeitungsdieb, 15:12h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, präsentiert heute in ihrer Online-Ausgabe die wundersame Moritat von einem lesewütigen Studenten, der pro Monat "bis zu zehn Bücher liest". Besagter Student heißt Alexander Schau, über ihn geschrieben hat eine LVZ-Menschin namens Karoline Maria Keybe. Der klangvolle Name scheint die größte Stärke der Schreiberin zu sein, denn aus den zehn Büchern im Monat errechnet sie eine Jahresleseleistung von ... Trrrrommelwirrrrbelllll... 520 Büchern.
Das ist selbst für LVZ-Verhältnisse ein ungewöhnlicher Fehler. Nachzulesen hier: http://nachrichten.lvz-online.de/kultur/topthema_kultur/leipziger-student-rezensiert-auf-seiner-eigenen-internetseite-mit-gleichgesinnten-literatur/r-topthema_kultur-a-21111.html (solange es der Einäugige im Reich der LVZ-Blinden nicht entdeckt und eine Korrektur anmahnt)
Neugierig bin ich vor allem darauf, ob sich die feine Rechenleistung im morgigen Kulturteil der Holzausgabe meiner Lokalpostille wiederfindet ...
Das ist selbst für LVZ-Verhältnisse ein ungewöhnlicher Fehler. Nachzulesen hier: http://nachrichten.lvz-online.de/kultur/topthema_kultur/leipziger-student-rezensiert-auf-seiner-eigenen-internetseite-mit-gleichgesinnten-literatur/r-topthema_kultur-a-21111.html (solange es der Einäugige im Reich der LVZ-Blinden nicht entdeckt und eine Korrektur anmahnt)
Neugierig bin ich vor allem darauf, ob sich die feine Rechenleistung im morgigen Kulturteil der Holzausgabe meiner Lokalpostille wiederfindet ...
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Mittwoch, 10. März 2010
Stromausfall beim ZDF. Oder: Wie meine Lokalpostille die deutsche Sprache verschlimmhubelt
zeitungsdieb, 10:25h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet heute auf ihrer Medienseite recht süffisant über eine Panne beim Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF.
Mir bescherte der knapp 40 Zeilen lange Text gleich mehrere interessante Erkenntnisse.
1. war ich sehr überrascht, dass es den Rentnersender noch gibt. Wobei: Wirklich überrascht musste ich nicht sein, denn der Carmen-Nebel-Kanal ist ja gebührenfinanziert – die senden auch weiter, wenn es keine Fernseher mehr gibt.
2. erfuhr ich, dass das ZDF allerdings auch nicht immer sendet, zum Beispiel dann, wenn der Strom ausfällt, geht sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen Funkern das Licht aus. Immerhin: Das ist ein gutes Zeichen. Ich hätte fast drauf gewettet, dass ein paar von den Zombies auch ohne Strom weitermachen, weil sie's nicht gemerkt haben.
3. befleißigte sich meine Lokalpostille in ihrer Berichterstattung über den Stromausfall beim ZDF einer sehr gepflegten Sprache. Da ist in feinster deutscher Fabulierkunst von einem "Blackout im Stromnetz" die Rede. Es soll allerdings niemand sagen, dass dem Verfasser das Wort „Stromausfall“ nicht geläufig gewesen wäre – er begründete diesen mit einem „Blackout im Stromnetz“. Für den Leser aufschlussreicher wäre es natürlich gewesen, in seiner Lokalzeitung zu erfahren, ob Kabelschaden, Transformatorenbrand oder Windstille besagten Stromausfall verursacht haben – aber das hätte ja ein wenig Recherche erfordert, und die ist nicht Sache der hiesigen Lokalpostilleros. Also schreiben wir lieber „Der Strom war weg weil der Strom weg war und basta.“ Oder so. Mit zielgruppengerechten englischen bzw. denglischen Vokabeln geht es im Text weiter. Da ist vom „zweiten Crash“ im Stromnetz sowie vom Ausfall der „Websites“ zdf.de und heute.de die Rede. Hätte man nicht von einer „zweiten Störung“ schreiben können, und vom „Ausfall der Internetauftritte“? Zumindest den nicht des Englischen mächtigen Lesern der LVZ hätte das die Lektüre erleichtert und womöglich die Peinlichkeit falscher Ausspracheversuche erspart.
4. Aber der LVZ-Bericht hatte für mich auch eine überaus amüsante Seite. War da nicht was bei der Fußball-Europameisterschaft 2008? Als im österreichischen Sendezentrum der Strom schwankte und die Übertrung ausfiel? Nachzulesen hier http://sport.orf.at/euro2008/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Feuro2008%2F080626-1049%2F1049smallstory.html Was haben die deutschen Öffentlich-Rechtlichen damals gelästert ... Manchmal ist das Leben doch einfach schön ...
Mir bescherte der knapp 40 Zeilen lange Text gleich mehrere interessante Erkenntnisse.
1. war ich sehr überrascht, dass es den Rentnersender noch gibt. Wobei: Wirklich überrascht musste ich nicht sein, denn der Carmen-Nebel-Kanal ist ja gebührenfinanziert – die senden auch weiter, wenn es keine Fernseher mehr gibt.
2. erfuhr ich, dass das ZDF allerdings auch nicht immer sendet, zum Beispiel dann, wenn der Strom ausfällt, geht sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen Funkern das Licht aus. Immerhin: Das ist ein gutes Zeichen. Ich hätte fast drauf gewettet, dass ein paar von den Zombies auch ohne Strom weitermachen, weil sie's nicht gemerkt haben.
3. befleißigte sich meine Lokalpostille in ihrer Berichterstattung über den Stromausfall beim ZDF einer sehr gepflegten Sprache. Da ist in feinster deutscher Fabulierkunst von einem "Blackout im Stromnetz" die Rede. Es soll allerdings niemand sagen, dass dem Verfasser das Wort „Stromausfall“ nicht geläufig gewesen wäre – er begründete diesen mit einem „Blackout im Stromnetz“. Für den Leser aufschlussreicher wäre es natürlich gewesen, in seiner Lokalzeitung zu erfahren, ob Kabelschaden, Transformatorenbrand oder Windstille besagten Stromausfall verursacht haben – aber das hätte ja ein wenig Recherche erfordert, und die ist nicht Sache der hiesigen Lokalpostilleros. Also schreiben wir lieber „Der Strom war weg weil der Strom weg war und basta.“ Oder so. Mit zielgruppengerechten englischen bzw. denglischen Vokabeln geht es im Text weiter. Da ist vom „zweiten Crash“ im Stromnetz sowie vom Ausfall der „Websites“ zdf.de und heute.de die Rede. Hätte man nicht von einer „zweiten Störung“ schreiben können, und vom „Ausfall der Internetauftritte“? Zumindest den nicht des Englischen mächtigen Lesern der LVZ hätte das die Lektüre erleichtert und womöglich die Peinlichkeit falscher Ausspracheversuche erspart.
4. Aber der LVZ-Bericht hatte für mich auch eine überaus amüsante Seite. War da nicht was bei der Fußball-Europameisterschaft 2008? Als im österreichischen Sendezentrum der Strom schwankte und die Übertrung ausfiel? Nachzulesen hier http://sport.orf.at/euro2008/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Feuro2008%2F080626-1049%2F1049smallstory.html Was haben die deutschen Öffentlich-Rechtlichen damals gelästert ... Manchmal ist das Leben doch einfach schön ...
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Dienstag, 9. März 2010
Billiglohn im Medienreich der SPD. Oder: Stell Dir vor, es ist Tarif und keiner macht mit ...
zeitungsdieb, 08:44h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet häufig über allerlei soziale Missstände in diesem, unserem Lande. Das ist gut so, denn zum einen zählt es zu den originären Aufgaben einer Qualitätszeitung, Niedrigstlöhne und anderlei Missstände aufzudecken und anzuprangern, zum anderen ist meine Lokalpostille Teil des Medienimperiums der Verlagsgesellschaft Madsack (guckst Du hier http://de.wikipedia.org/wiki/Verlagsgesellschaft_Madsack) – und nämliche gehört zu einem schlappen Viertel der SPD. Und die muss sich ja um solcherlei Dinge kümmern, schließlich sind die Sozis ja die Guten ...
Soviel der Vorrede; doch nun sind wir wieder an dem Punkt angelangt, da sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen wird, weshalb ich über so vage Kategorien wie „gut“ und „sozial“ schreibe. Ganz einfach, seit Februar ist die Welt ein Stück besser geworden. Sollte sie zumindest, zumindest für freie Tageszeitungsjournalisten, denn die zwischen dem Deutschen Journalistenverband DJV und den Verlegerverbänden ausgehandelten Honorarsätze sind in Kraft getreten.
Aber irgendwie ist es lustig, so in der Art wie „Stell’ Dir vor, es ist Weihnachten, und keiner schenkt was“ macht bei der neuen Honorarsätzen k(aum)einer mit. Okay, Springer und die Badische Zeitung haben wohl verlauten lassen, sich künftig daran halten zu wollen ...
Die anderen Tageszeitungsverlage halten sich laut einer Erhebung des DJV bedenkt, lehnen Anfragen dankend ab oder äußern recht deutlich, dass sie nicht daran denken, höhere Honorare zu zahlen. Schließlich sei immer ein Schreiber zu finden, der für weniger Geld arbeitet, wurde der DJV z.B. bei der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen belehrt. Und wenn’s die berühmte „anschaffende Hausfrau“ ist ...
In Sachsen ist die Situation erfreulich klar: Der hiesige Verlegerverband hat – genau wie der hessische – die Vereinbarung über die neuen Vergütungsregeln nicht unterzeichnet. Weshalb sich die Erbsenzähler in der Chefetage meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, bei dem Thema Honorare ganz entspannt zurücklehnen. Was auch für deren Tochter, die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ gilt. Und für deren in Dresden markbeherrschenden Wettbewerber, die „Sächsische Zeitung“. Womit sich der Kreis schließt, denn die Sächsische Zeitung gehört zu 40 Prozent – na, wem wohl? – der SPD.
Und im Medienimperium der Sozis hat man sich noch nie wirklich davor gegraust, kreativ mit den Rechten der Arbeitnehmer bzw. der arbeitnehmerähnlich beschäftigten umzugehen. Schließlich wurde das Geschäftsmodell, die Mitarbeiter von Lokalausgaben in separate Kleinstverlagsgesellschaften auszulagern, hier getestet ...
PS.: Um falschen Schlüssen vorzubeugen – ja, ich verdiene meine Brötchen u.a. als Schreiberling. Aber: Nein, die o.g. Weigerung namhafter Tageszeitungsverlage, ihren Freien auskömmliche und angemessene Honorare zu zahlen, betrifft mich nicht.
Soviel der Vorrede; doch nun sind wir wieder an dem Punkt angelangt, da sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen wird, weshalb ich über so vage Kategorien wie „gut“ und „sozial“ schreibe. Ganz einfach, seit Februar ist die Welt ein Stück besser geworden. Sollte sie zumindest, zumindest für freie Tageszeitungsjournalisten, denn die zwischen dem Deutschen Journalistenverband DJV und den Verlegerverbänden ausgehandelten Honorarsätze sind in Kraft getreten.
Aber irgendwie ist es lustig, so in der Art wie „Stell’ Dir vor, es ist Weihnachten, und keiner schenkt was“ macht bei der neuen Honorarsätzen k(aum)einer mit. Okay, Springer und die Badische Zeitung haben wohl verlauten lassen, sich künftig daran halten zu wollen ...
Die anderen Tageszeitungsverlage halten sich laut einer Erhebung des DJV bedenkt, lehnen Anfragen dankend ab oder äußern recht deutlich, dass sie nicht daran denken, höhere Honorare zu zahlen. Schließlich sei immer ein Schreiber zu finden, der für weniger Geld arbeitet, wurde der DJV z.B. bei der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen belehrt. Und wenn’s die berühmte „anschaffende Hausfrau“ ist ...
In Sachsen ist die Situation erfreulich klar: Der hiesige Verlegerverband hat – genau wie der hessische – die Vereinbarung über die neuen Vergütungsregeln nicht unterzeichnet. Weshalb sich die Erbsenzähler in der Chefetage meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, bei dem Thema Honorare ganz entspannt zurücklehnen. Was auch für deren Tochter, die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ gilt. Und für deren in Dresden markbeherrschenden Wettbewerber, die „Sächsische Zeitung“. Womit sich der Kreis schließt, denn die Sächsische Zeitung gehört zu 40 Prozent – na, wem wohl? – der SPD.
Und im Medienimperium der Sozis hat man sich noch nie wirklich davor gegraust, kreativ mit den Rechten der Arbeitnehmer bzw. der arbeitnehmerähnlich beschäftigten umzugehen. Schließlich wurde das Geschäftsmodell, die Mitarbeiter von Lokalausgaben in separate Kleinstverlagsgesellschaften auszulagern, hier getestet ...
PS.: Um falschen Schlüssen vorzubeugen – ja, ich verdiene meine Brötchen u.a. als Schreiberling. Aber: Nein, die o.g. Weigerung namhafter Tageszeitungsverlage, ihren Freien auskömmliche und angemessene Honorare zu zahlen, betrifft mich nicht.
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