Montag, 6. Dezember 2010
B2Run oder: Der Untergang ist nahe ...
Der Untergang des Abendlandes ward schon oft prophezeit, doch blieb er bislang aus. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber mag ich noch nicht öffentlich nachdenken. Auf alle Fälle ist er, der Untergang, heute wieder ein Stück nähergerückt. Nein, nicht finster nach Deutschland migrierende Mächte sind es, die den Untergang bringen.
Zumindest ein Hort des Bösen muss Nürnberg sein - die Stadt ... nein, nicht der Reichsparteitage, sondern des schönsten deutschen Firmenlaufes. Letztere Einschätzung stammt nicht von mir, sondern vom Veranstalter des "Nürmberger Firmenlaufes".

Nun mag die geneigte LeserInnenschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was ein Firmenlauf über die läppische Strecke von 6.000 Metern mit dem Untergang unserer oberwichtigen Welt zu tun haben mag.
Hat er nicht, bzw. hatte er nicht, so lange besagtes Läufchen seinen bisherigen Namen trug. Aber jetzt wurde er umbenannt, ließ mich das online-Portal davengo in seiner aktuellen Botschaft wissen:

"Nürnberger Firmenlauf wird B2RUN
Der B2RUN macht am 28.7. das erste Mal Halt in Nürnberg. Die ca. 6-km lange Strecke führt um den Dutzenteich. Belohnt werden die Läufer mit dem Zieleinlauf ins easyCredit-Stadion. Dabei sein kann jeder vom Vorstand bis zum Azubi. Auch 2011 geht wieder ein Teil der Startgebühren an ein regionales Charity-Projekt."

B2Run steht wohl für Business to Run und soll sicher irgendwie dynamischerfolgreichaufstrebendmainstraimig klingen. Macht's aber nicht, es ist und bleibt hohles Marketing-Geschrummel. Auch der Verweis auf ein "regionales Charity-Projekt", dem "ein Teil der Einnahmen" zugute kommen soll. ist schlimmste Schlammrührerei. Wer kriegt wieviel und was macht er damit? Diese Frage gehört klar beantwortet, alles andere ist nichts als Worthülsengeklapper. Wobei: Ein wenig Platz wäre noch gewesen für so zeitlos schöne Phrasen wie "gut aufgestellt" und "auf Augenhöhe mit ..." - aber vielleicht habe ich auf http://www.b2run.de/index.php?id=423 nur nicht genau genug gelesen und irgendwo findet sich die eklige Marketingsauce ...

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1984 bei meiner Lokalpostille. Oder: Wie Nachrichten plötzlich verschwinden.
Eine Black Box http://de.wikipedia.org/wiki/Black_Box_%28Systemtheorie%29 ist in der Kybernetik ein System, von dem im vorgebebenen Zusammenhang nur das äußere Verhalten betrachtet wird, um aus dem Input/Output-Verhalten Rückschlüsse auf die (möglicherweise sehr komplexe) innere Struktur zu ziehen. Den Leserinnen und Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die das als zu technisch empfinden, möchte ich mit dem Allheilmittel eines meiner Physiklehrer auf die Sprünge helfen. Besagter Pädagoge pflegte, wenn das Röcheln, Schwitzen und Augenverdrehen der Schüler endemische Ausmaße annahm, zu fo-fo-formulieren: „Ma-ma-mach-mermal ein B-B-Beispiel.“
Also dann, es folgt das Beispiel: Wir stellen uns eine Blackbox vor, in die wir Wasser, Gras (grünes, nicht das zum Rauchen!) und Luft hineingeben („Input“). Dafür entlässt besagte Black Box u.a. Kohlendioxid und Methan, plätscherstinkeblubbernde „Fladen“ und eine weißliche Flüssigkeit nach außen („Output“). Der geneigte Leser sollte nun ohne weitere fremde Hilfe den Schluss ziehen können, dass die Black Box eine Kuh ist.

Keine Angst, ich äußere mich nicht zu „Bauer sucht Frau“, sondern verlasse die Landwirtschaft, um mich der viel appetitlicheren Welt der Medien zu widmen, genauer gesagt der Holzmedien, die so tun, als ob sie Internet machten. Womit wir bei meiner Lokalpostille wären, der nach eigener Darstellung dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung. Besagte LVZ als Black Box zu betrachten, kann durchaus interessant sein. Input sind Informationen, Papier, Energie, Arbeitsleistungen und Geld. Output wiederum Informationen und Papier sowie Geld. Allein über das Phänomens des Verschwindens von Arbeitsleistungen und Energie in der Black Box ließen sich gleich mehrere Promotionen schreiben ...
Aber auch das Verschwinden von Informationen sollte näher betrachtet werden. Und damit ist nicht die Filterung zwischen Input und Output gemeint, sondern die nachträgliche Bearbeitung bereits outgeputeten Materials, die ein wenig an das segensreiche Tun des Ministeriums für Wahrheit in „1984“ erinnert.
Wer das nicht auf Anhieb nicht versteht, darf sich auf „Ma-ma-mach-mermal ein B-B-Beispiel“ freuen: Wer heute auf www.lvz-online.de die Suchfunktion bemüht (Ja, die LVZ hat neuerdings ein solches „Fiieetschor“, das nicht mehr nur Anzeigen sucht), findet bei Eingabe des Stichwortes „wikileaks“ sechs treffer, genauer gesagt sechs dpa-Meldungen, deren jüngste (vulgo: „die aktuellste“) vom 29.11.2010 datiert und folglich nicht wirklich aktuell ist. Das Stichwort „Julian Assange“ bringt zwei Treffer, der jüngste stammt vom 28.11. 2010, ist also auch nicht wirklich frisch.
Putzig ist in diesem Zusammenhang, dass das am gestrigen Morgen noch anders aussah. Ehe der reguläre Sonntagsdienst seinen Kampf um die Meinungsdeutungshoheit im sächsischen Medienraum aufgenommen hatte, fanden sich unter www.lvz-online.de durchaus einige interessante Informationen zu wikileaks. Man durfte über die terroristischen Angriffe der USA auf die Onlineplattform ebenso lesen wie über die tapferen Hilfstruppen Amazon und Paypal sowie die IP-Adresse http://213.251.145.96/ , unter welcher wikileaks trotz des Cyberterrors der USA ("Wir bomben sie zurück in die Steinzeit!") erreichbar bleibt. Und sogar einige Kommentare fanden sich, in denen verschiedene LeserInnen ihrem Ärger über die Angriffe Luft machten. Und nun? Alles weg, selbst per Suchfunktion nicht mehr auffindbar. Zumindest nicht auf den LVZ-Seiten, allenfalls noch im Cache ...

Doch zurück zur Systemtheorie und zur Black Box. Wie war das? „… aus dem Input/Output-Verhalten Rückschlüsse auf die (möglicherweise sehr komplexe) innere Struktur zu ziehen …“ Dieser Denkaufgabe mögen sich die geneigten LeserInnen meines Tagenbuches an den derzeit kalten und dunklen Winterabenden in aller Ruhe widmen. Eine Hilfestellung gebe ich allerdings noch: In der heutigen Holzausgabe der Leipziger Volkszeitung habe ich das Wort wikileaks gar nicht gefunden, was mögicherweise meiner Morgenmüdigkeit geschuldet ist. Möglicherweise. Dafür wird aber völlig unkritisch über Spenden für die Geldmaschine „Innocent in Danger“ und deren Präsidentin, Stephanie zu Guttenberg, geschrieben. Also dann: Denken Sie sich ihren Teil, solange Sie es noch dürfen ...

Update: Plötzlich sind wieder Infos zu wikileaks vorhanden. http://www.lvz-online.de/multimedia/content/27591580_mldg.html Und es gibt sogar einen Link auf eine externe (!) Seite - was dem Nachdenken über die Balck Box neues Futter liefern dürfte ...

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http://213.251.145.96/ oder: Das Internet in Zeiten des Terrors
Eine Bemerkung vorweg: Denjenigen, die Wikileaks für einen Spezialkitt zum Abdichten kaputter Rohre bzw. Autokühler halten, sei verraten, dass sie nicht ganz auf dem Laufenden sind. Und ihnen sei zudem geraten, ihre Morgenlektüre von Holzmedium auf Telepolis.de umzustellen – willkommen im 21. Jahrhundert. Wenn sie auf diese Weise die Updates und Patches des vergangenen Jahrzehnts nachgeholt haben, können sie gern hier weiterlesen. Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches haben solcherart Frischzellentherapie natürlich nicht nötig ... also dann, ein Rätsel zum Einstieg:

Wie nennt man einen Krieg ohne vorherige Kriegserklärung? Ganz klar, Terror. Folglich ist das, was die USA (und einige ihrer Staats-Unternehmen sowie diverse willfährige Vasallenstaaten) derzeit gegen Wikileaks veranstalten, ... na, was? Richtig: Terror! Soviel zu den allseits beliebten Themen „Reich des Bösen“ und „Terrornetzwerk“. Wer wissen will, wo die Heimstatt weltweiten Terrors ist, der muss nicht nach bärtigen Muslimen mit Sprengstoffgürteln Ausschau halten, sondern wende seinen Blick gen Washington.

Zum Zwecke montäglichen Erkenntnisgewinns sei an Ursula von der Leyen erinnert. Bitte keine voreilige Freude, Zensursula lebt noch und versucht sich auch noch irgendwie als Ministerin; aber sie ist nicht mehr im Stoppschild-Geschäft („Zugangserschwerungsgesetz“). Falls sich also noch jemand an ihre Propaganda-Auftritte aus jener gar nicht so weit zurückliegenden Zeit erinnert, kennt er/sie sicher noch die Kernthese der blonden Streubombe: „Im Internet gibt es immer mehr böse Dinge, gegen die wir nichts tun können. Selbst wenn wir das ernsthaft wollten, denn die Server, auf denen diese bösen Dinge gespeichert werden, liegen im Ausland. Zum Beispiel in ... (Die seinerzeit benannten Länder lasse ich mal weg, denn es gab schon damals diplomatische Verwicklungen). Und darum sperren wir die bösen Dinge mit Stoppschildern ab.“ Wer das nicht glaubt, möge sich diesen kultigen Zensursula-Auftritt http://www.youtube.com/watch?v=PCt1DI5dBTI anschauen. Mir läuft an einigen Stellen immer wieder ein Schauer den Rücken hinunter und ich frage mich, ob Joseph Goebbels seinen Selbstmord nicht nur vorgetäuscht hatte und seither in Sulzbach wehrlose Senioren mit seinen Reden traktiert.

Aber zurück zum Terrornetzwerk USA. Im Umgang mit Wikileaks demonstriert Gottes eigenes Land derzeit, dass man gegen Inhalte im Netz durchaus etwas machen kann, sogar wenn diese sich im bösen, bösen Ausland befinden. Die Amis versuchen nämlich gar nicht, irgendwelche Stoppschilder nach Art des Hauses von der Leyen vor Wikileaks zu kleben, sie lassen statt dessen die Homeland Security von der Kette und machen Serverbetreibern und DNS-Diensten in ihrem Herrschaftsbereich deutlich, dass Wikileaks bitteschön als feindliche Macht zu behandeln ist. Und so verzichtet Amazon auf die Einnahmen aus dem Servergeschäft und Paypal auf die Provisionen aus der Spendenweiterleitung an Wikileaks, weil Uncle Sam (oder Obama) es so verlangt.
Und warum? Weil es bei Wikileaks nicht um so nebensächlichen Pillepallekram wie Pädophilie, Bombenbauanleitungen oder Holocaust-Leugnung geht, sondern um richtig wichtige Sachen. Weil hier die internationale Kaste der Politiker plötzlich angreifbar gemacht wird, weil ihnen ein selbst ernannter Robin Hood des Cyberspace die Immunität genommen und sie bloßgestellt hat. In all ihrer Abgehobenheit und Erbärmlichkeit. Und weil all die Sarkozys, Merkels, Putins, Berlusconis und Obamas dieser Welt eine ganz erbärmliche Angst davor haben, dass sich das wiederholen könnte. Darum führen sie einen nicht erklärten Krieg gegen eine Internetplattform. Oder tun das demnächst (Gelle, Äänschie?), auch wenn sie es nicht zugeben werden – es sei denn, die Erben Julian Assanges http://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Assange werden es öffentlich machen. Er selbst wird dazu leider kaum noch Gelegenheit haben, denn sein Unfalltod (oder Herzinfarkt) ist längst in Auftrag gegeben.

Nachsatz: Interessant finde ich die Causa Wikileaks unter dem Aspekt des Streisand-Effektes http://de.wikipedia.org/wiki/Streisand-Effekt . Bisher waren es immer nur beleidigte Stars, dämliche Firmenmanager oder auch gekränkte Politiker wie Andrea Ypsilanti, die versucht haben, unliebsame Informationen aus dem Netz zu tilgen – und damit deren virale Vermehrung in Gang gesetzt haben. Genau dieser Streisand-Effekt ist durch den Terroranschlag gegen Wikileaks ausgelöst worden. Wenn auch www.wikileaks.org vom US-amerikanischen Cyberwar zerbombt wurde, so ist die Plattform unter ihrer IP-Adresse http://213.251.145.96/ nach wie vor erreichbar. Ach was, nicht nur unter dieser, denn mittlerweile wird Wikileaks auf zahlreichen Servern rund um den Globus gespiegelt und das Internet macht das, als was es seinerzeit (übrigens von den Amis) konzipiert wurde: Es bleibt trotz massiver Zerstörungen funktionsfähig.

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Samstag, 27. November 2010
Anschaffen mit Sprengstoffgürtel. Oder: Terrorhysterie im Alltag
Die Terrorhysterie treibt ja zurzeit tolle Blüten. Nönö, es geht nicht schon wieder gegen den miesärlichen Thomas M. Es geht um den Alltag, genauer gesagt, den eines Freudenmädchens ... guckst Du hier http://streetgirl.twoday.net/20101120/
Prädikat: Sehr lesenswert.

Achja: Wenn man davon absieht, dass Melanie beim Bloggen hin und wieder längere Pausen einlegt, ist ein regelmäßiger Blogblick sehr empfehlenswert.

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Panzer am Flughafen Leipzig/Halle. Oder: Wie wär's mit leisem Pfeifen?
Am Flughafen Leipzig/Halle hat die Bundespolizei ein gepanzertes Fahrzeug aufgefahren, um Terroristen fernzuhalten. Großes Lob an Thomas de Maizière: Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. Wer soll sich da noch nach Deutschland trauen, wenn hier sogar Panzer stehen. Schließlich weiß man ja aus dem Irak und Afghanistan, dass solche Blechkästen jeden, aber wirklich jeden potenziellen Anschläger zum sofortigen Aufgeben aller seiner Pläne bringen.
Falls im Innenministerium noch Bedarf an weiteren guten Ideen für die Terrorabwehr besteht, kann ich mit einem Vorschlag dienen: Es hilft auch, wenn man bei Dunkelheit pfeift oder leise vor sich hinsingt. Zumindest so gut wie ein Panzer am Flughafen.

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Freitag, 26. November 2010
Nicht nur Vögel fliegen nach dem Süden. Oder: Stanislaw Tillich auf Scheich-Tour
Der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich ist auf Reisen. Er tourt in Begleitung von Wirtschaftslenkern zum Arabischen Golf, um dort für den Beziehungsausbau zu werben. Nachzulesen z.B. hier http://nachrichten.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/tillich-reist-an-den-arabischen-golf/r-mitteldeutschland-a-61187.html
Irgendwie muss ich da unwillkürlich an den längst verschiedenen Lenker der einst größten DDR der Welt denken. Wenn's daheim kalt und ungemütlich wurde und allerorten nach Kohledunst stank, machte sich Erich Honecker gern auf ins Warme.
Je nach aktueller politischer Wetterlage konnte das Reiseziel Kuba sein, auch mal Nikaragua, gern wurden auch irgendwelche afrikanischen Häuptlinge besucht, um sie für den antiimperialistischen Weg zu begeistern.
Darin liegt zugleich der wesentliche Unterschied zu Tillichs aktuellen Südflügen, hoffe ich zumindest: Der gewesene Generalsekretär und Nuschelweltmeister war ein großer Verschenker. Wer auch immer irgendwas von "sozialistisch" oder "antiimperialistisch" radebrechen konnte, durfte sich über Zuwendungen freuen. Erich bekam im Gegenzug einen Häuptlingslendenschurz oder einen Stoßzahn für seine Vitrine, wenn's hoch kam, gab's eine Schiffsladung kubanischer Apfelsinen (the world famous "Kubarunkeln" - hartschalig und kernreich, DDR-Bürger werden sich erinnern ...) oder ein paar Säcke mit nicht weltmarktfähigem Kaffee.
Aber heute ist das alles anders: Des Obersachsens Dubaireise wird schon bald Manna vom Himmel regnen lassen. Nehme ich mal an.

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Donnerstag, 25. November 2010
Stille Nacht in Aachen. Oder: Gema finde ich (ausnahmsweise) gut
BKA, BND, Schießmichtot und de Maizière sind als deutsche Terrorbekämpfer bekannt. Dass nun auch die Gema im Kampf gegen den Terror aktiv wird, überrascht allerdings. Nachzulesen übrigens hier http://www.an-online.de/lokales/aachen-detail-an/1469665?_link=&skip=&_g=Weihnachtsmarkt-Stille-statt-Stille-Nacht.html, in den Aachener Nachrichten.
Allerdings richtet sich das heldenhafte Vorgehen der Gema nicht gegen irgendwelche verbarteten Talibanknallchargen, sondern gegen den ganz alltäglichen Weihnachtsterror. Die Gema hat den Veranstaltern des Aachener Weihnachtsmarktes nämlich die Preise erhöht. Statt 4000 Euro hätten Stille Nacht & Co. in diesem Jahr 12000 Öcken gekostet. Daraufhin verzichteten die Veranstalter auf Heitschibumbeidschibedröbbelung und nutzen ihre Lautsprecher nur für Hinweise wie "Der kleine Nils sucht seine besoffene Mutti".
Gema - finde ich gut. Aber nur ausnahmsweise.

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Jürgen Martens ist der Held des Tages. Oder "... dass die Kirche in Sachsen nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert."
Mein Held des Tages heißt Jürgen Martens, gehört der FDP an und ist Sächsischer Staatsminister für Justiz, vulgo "Justizminister". Was, den kenn'se nich? Macht nichts, ich hätte mit dem Namen vor einigen Minuten auch nichts anfangen können, selbst bei Androhung von Folter nicht. Was kein Wunder ist, denn unsere aktuelle Staatsregierung enthält doch einige ... ähäm ... eher putzige Figuren, die nicht zu kennen keine Schande ist.
Aber zurück zu meinem Helden - und das meine ich ausnahmsweise mal vollkommen ironiefrei (und die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass mir das sehr, sehr schwerfällt): Justizminister Jürgen Marten hat in einem Interview mit meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, folgendes gesagt: "Und da wird es bisweilen nicht richtig eingeordnet, dass die Kirche in Sachsen nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert."

Die geneigte Leserschaft möge sich an dieser Stelle zurücklehnen und das Gesagte auf sich wirken lassen. Während das geschieht, ergänze ich noch, dass es bei dieser Aussage um die Anmaßung der sächsischen Pfaffenschaft ging, den zumeist atheistischen Sachsen die Ladenöffnungszeiten in der Adventszeit von Gottes Gnaden zu diktieren.

Warum ich das so hervorhebe? Nun, zum einen ist Jürgen Marten nach eigener Aussage selbst "Kirchenmitglied", da wiegt eine solche Äußerung doppelt schwer. Zum anderen könnte man bei Betrachtung der aktuellen Landespolitik und der Handlungen einiger ihrer Protagonisten den Eindruck gewinnen, dass die Trennung von Kirche und Staat im Freistaat außer Kraft gesetzt ist.
Wer das für übertrieben hält, werfe einen Blick in den sächsischen Doppelhaushalt. Überall wird gespart, aber die Zuwendungen des Freistaat an die Pfaffrumpels (Lieben Dank an Doris für diese unsterbliche Wortschöpfung!) steigen mal eben von 20 auf 24 Millionen Euro, roundabout. Ganz zu schweigen übrigens von all den gottgewollten Vergünstigungen, die die heiligen Heerscharen außerhalb aller Haushaltsdiskussionen genießen. Stichwort: Reichskonkordat.

Darum wiederhole ich gern noch einmal die güldenen Worte des Sächsischen Justizministers: "... dass die Kirche in Sachsen nicht die Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert." Guter Mann!

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Dienstag, 23. November 2010
Wenn Du ein altes Haus bist, halt Dich von Leipzig fern. Oder: Berlin stoppt U-Bahn-Ausbau
Unter dem Titel „Aufgehalten durch Ruinen“ berichtet die TAZ hier http://www.taz.de/1/berlin/artikel/1/aufgehalten-durch-ruinen/ über zu erwartende Verzögerungen beim Bau der U-Bahnlinie U5, genauer gesagt bei deren Verlängerung. Direkt vor dem Roten Rathaus wurden jetzt die Fundamente des alten Berliner Rathauses, das an gleicher Stelle stand, entdeckt. Für den „U-Bahnhof Berliner Rathaus“ bedeutet das Verzögerungen und Mehrkosten, inzwischen ist von einer kompletten Umplanung des Vorhabens die Rede, um das aus dem Mittelalter stammende alte Rathaus in den neuen Bahnhof zu integrieren und erlebbar zu machen.
Als Leipziger kann ich da nur neidisch dreinschauen. Wenn in meiner Heimatstadt etwas gebaut wird, dürfen die Pinselschwinger vom Archäologischen Landesamt zwar ein wenig mitspielen, wenn die großen Jungs kommen (sprich: die Bauarbeiter mit ihren Baggern und Brechern), müssen sie sich vom Acker machen. Nur gut, dass die Terrakotta-Armee nicht in Leipzig gefunden wurde ...
Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches solcherart Meckerei für übertrieben und grundlos halten. Beispiel gefällig? Beim Bau des Parkhauses am Petersbogen – das ist gleich „hinter“ dem Neuen Rathaus – wurde auf historischem Grund gearbeitet, denn dort stand einst die von Dietrich dem Bedrängten errichtete Pleißenburg. Gebaut wurde das gute Stück im 13. Jahrhundert. Nach diversen Hin- und Herschubsereien wurde die Burg 1897 abgebrochen, an ihrer Stelle entstand von 1899 bis 1905 das Neue Rathaus. Beim Parkhausbau stieß man nicht ganz unerwartet auf altes Mauerwerk und legte gut erhaltene Kasematten frei. Okay, die Pinselschwinger durften ein wenig Staub wischen, dann kam der Brecher und zeigte den Archäologenheinis mal, wie Baustoffrecycling geht.
Ein ähnliches Szenario gab es auch beim Bau des neuen Galeria-Kaufdingens am Leipziger Neumarkt. Auch dort durfte gepinselt und gespachtelt werden – und es gab allerhand zu tun. Freigelegt wurde diesmal eine olle Kneipe, vulgo „Gastwirtschaft“ – justament die, in der der spätere Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe als Studiosus sein benebeltes Haupt bettete.
Preisfrage: Was ist aus der Poetenherberge geworden? Fein gekrümelter Split.
Glückliche Berliner!

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Keine Angst haben. Oder: Nachdenken über Regierungspropaganda.
Den Spruch des Tages habe ich heute Morgen auf www.burks.de gelesen - herzlichen Dank an Burkhard Schröder für den Link. Er (der Spruch) bezieht sich auf die aktuelle Terrorbedrohungsvortäuschungsgleiwitz-Hysterie und lautet: "Wenn die Regierung an ihre eigenen Terror-Märchen glauben würde wäre kein einziges Atomkraftwerk mehr am Netz. Für WIE blöd halten die uns eigentlich?" (Der Kommafehler ist aus dem Original übernommen.)
Die Sache mit den AKW sollte man erst mal in Ruhe sacken lassen ...
Sie stammt übrigens von der sehr, sehr besuchenswerten Seite http://wirhabenkeineangst.de , die ich hiermit den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches ausdrücklich ans Herz legen möchte.
In diesem Zusammenhang sei auch noch einmal ein Blick auf http://www.dubistterrorist.de/ empfohlen - auch wenn der Obersicherheitspropagandaverschwurbeler nicht mehr Schäuble heißt, sondern inzwischen irgendeinen hugenottischen Decknamen trägt. An der Sache, nämlich dem Angriff auf elementare Bürgerrechte unter dem Deckmantel vermeintlicher Terrorbekämpfung, hat sich nichts geändert.

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Mittwoch, 17. November 2010
Terror-PR aus dem Bundesinnenministerium. Oder: Ist Thomas de Maizière der Weihnachtsmann?
Bundesinnenminister Thomas de Maizière warnt mal wieder; Ende November geht zwar nicht die Welt unter, aber es besteht eine erhöhte Terrorgefahr, sacht er. Nachzulesen hier http://www.tagesspiegel.de/politik/al-qaida-terroristen-auf-dem-weg-nach-deutschland/2808338.html und bei ungefähr zwölfeinhalb Trillionen anderer deutscher Qualitäsmedien, die die vom Tagesspiegel verbreitete Botschaft nur zu gern aufgegriffen haben und in die Welt pusten.
Unterm Strich steht in der als Quelle benannten Tagesspiegel-Nachricht nicht wirklich viel an neuen Fakten drin. Jede Menge "sollte", "wäre", "sei" - da hat wohl jemand einen PR-Text des Bundesinnenministeriums für eine Exklusivinformation gehalten und auf einen Scoop gehofft. Alles in allem liest sich das Terrorgefasel wie ein Werbetext des einstigen DDR-Politbüros, so nach dem Motto "Die Genossen in Berlin wissen, was zu tun ist". Und irgendwie riecht es außerdem kräftig nach "1984"; wer dieses äußerst empfehlenswerte Buch kennt, sei an die segensreiche Wirkung der fortwährenden Bedrohung durch den geheimnisvollen Feind auf die Bevölkerung erinnert ... Wer 1984 noch nicht kennt, sollte es schleunigst lesen - solange dieses Buch in Deutschland noch zu haben ist ...
Wobei: Ein Körnchen Wahrheit steckt sogar im PR-Text des Bundesinnendingensministers. Natürlich geht Ende November der Terror los. Dicke Männer in roten Gewändern infiltrieren das ganze Land, machen einen auf "Hohoho" und bereiten die Machtübernahme durch die terroristischen Zellen von Caspar, Melchior, Balthasar vor. Waffenlager wurden in einschlägigen Supermärkten bereits angelegt, die Übernahme der Medienhoheit hat bereits begonnen. Soko Weihnachten, übernehmen sie ...

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Dienstag, 16. November 2010
Selbstmordanschlag einer Mohnrolle. Oder: Aus Schaden wird man klug - aber nicht auf Dauer
Mit der Zeit sammelt man so seine Erfahrungen. Seit ich z.B. mal bei einer "ehe ich den Computer ausschalte, installiere ich mal schnell noch ..."-Aktion einen Server geschrottet und mir einige Tage zusätzlicher Arbeit aufgehalst hatte, gilt in meinem Büro für die Installation neuer Software "Nie nach 20 Uhr".
Eine andere Erfahrung machte ich 1991 im Verlag der leider viel zu früh entschlafenen Zeitung "Wir in Leipzig": Ein Glas Sekt ist für eine Tastatur nicht gut. Auch nach mehrmaligem Wässern behielten einige Tasten die Neigung zum Klebenbleibeeeeeeeeeen ...
Was lernte ich aus dieser perlenden Panne? Am Schreibtisch wird weder gegessen noch getrunken.

Doch wie es im Leben nunmal so läuft; nach und nach verblasste die Erinnerung an die Schaumweinschweinerei, Kaffeepott, Obst, Teetasse und ein Bier (wenn's mal wieder länger dauert) haben sich längst wieder in meinem Büro etabliert.
Heute wurde die alte Erfahrung aufgefrischt: Ein Scheibchen hausgemachter Mohnrolle stürzte sich beim Einschweben des mit vier leckeren Stücklein gefüllten Tellers in offensichtlich terroristischer Absicht auf meine silbern glänzende Enermax-Tastatur. Bei diesem Selbstmordanschlag wurde eine größere Menge Mohnkörner freigesetzt, die prompt zwischen die Tasten flutschte. Nur gut, dass es Staubsauger gibt. Und dass die Enermax-Tasten gute befestigt sind ...
In diesem Sinne wünsche ich allen Büroschaffenden einen guten, krümelfreien Appetit.

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