Dienstag, 27. September 2011
Nachdenken über Bernd H. und den mdr. Oder: eiskalte Frühstücksüberraschung
Wären die Leipziger Volkszeitung und der mitteldeutsche rundfunk börsennotierte Aktiengesellschaften, hätte „Dirk of the Dax“ wieder einige Grimmassen schneiden können. Der Kurs der LVZ wäre während der letzten Tage volatil gewesen und hätte eine leichte Tendenz ins Plus gezeigt; am Sonntagabend, als die ersten Insidermunkeleien hörbar wurden, wäre Unruhe aufgekommen, im vorbörslichen Handel am Montag hätte er sich auf Talfahrt begeben, um mit Handelsbeginn in den freien Fall zu geraten. Ganz anders die fiktive Aktie des mdr. Während der letzten Wochen allenfalls ein Tipp für Spekulanten mit Hang zum Risiko, hätte sich das Schunkelpapier am Sonntagabend unter Insidern als Geheimtipp etabliert, um am Montag bei Handelsbeginn kräftig zu steigen und im Lauf des Tages durch die Decke zu geben.
Ausgelöst worden wäre diese fiktive Kursschere durch ein eher nachrangiges Ereignis. Bernd Hilder, seines Zeichens noch Chefredakteur der nach eigenem Glauben dem Qualitätsjournalismus verpflichteten LVZ, war angetreten, den Olymp des Schunkelsender mdr zu erklimmen und sich in den demnächst freien Sessel des Intendanten zu setzen. „Ich wollte ja nur helfen“, lautete sein Credo, was irgendwie klingt wie „Der will nur spielen.“ Nachdem er dank kräftigen Rückenwindes aus Dresden die Hürde des Verwaltungsrates genommen hatte (okay, es bedurfte dazu einiger Anläufe), war der wackere Zeitungsmann am Montag angetreten, den Rundfunkrat des mdr zu überzeugen.
Die Geschehnisse sind inzwischen sattsam bekannt, gegen Mittag des 26. September 2011 liefen die Eilmeldungen über die Leitungen, nachzulesen z.B. hier: http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article13627698/Wahl-des-MDR-Intendanten-gescheitert.html
Nur selten gestehe ich ein, mich geirrt zu haben, doch in diesem Fall lag ich mit meiner Prognose so richtig daneben, hatte ich doch Bernd Hilder, dem Charismatiker, dem genialen Medienstrategen, dem Retter des Holzmediums, einen Durchmarsch prophezeit und frohlockt, dass dies für die schwächelnde LVZ ein Segen sei.
Und nun? Hat Bernd Hilder keine Niederlage erlitten. Nönö, wer eine Zweidrittelmehrheit anstrebt und dann mit 12 Ja- bei 29 Nein-Stimmen nach Hause geschickt wird, hat keine Niederlage eingesteckt, er wurde vernichtet, zertrümmert, atomisiert, zur Tapete umgearbeit, zerspant - vulgo: Er hat eine richdsche Gladdsche (Nun die Untertitel für Neuleipziger: richtige Klatsch)e erhalten. Sein Kopf soll, so berichteten mir zwei unabhängige Zeugen die der Gande teilhaftig wurden, diesen Moment mitzuerleben, zumindest die passende Gesichtsfarbe gehabt haben, die des abgeklatschten Onkel B.
Und nun? Mussten meine werten LVZ-Kollegen ihre bereits seit Tagen vorgekühlten Schampusflaschen zulassen, dafür knallten beim mdr so viele Korken, dass es schon dekadent war und dass das Prickeln und Klirren vom Schlachthof bis nach Borsdorf in mein eigentlich gar nicht so hellhöriges Büro drang. Zumindest per Telefonleitung. Und es wurde auch mindestens ein netter Film vom netten Partytreiben gedreht, hörte ich da sagen oder so.
Dennoch: gar zu sehr müssen sich die LVZler an der Leipziger Klagemauer nun auch nicht quälen, denn es hält sich gar hartnäckig das Gerücht, dass der Vertrag eines gewissen Bernd H. ein Haltbarkeitsdatum aufweist, dass irgendwie nach 31.12.2011 klinge und dass eine Verlängerung von Seiten seines Brötchengebers nicht geplant sei. Sagte zumindest ein Mensch mit einer so klaren Aussprache, dass er wohl nicht aus Leibzsch stammt, vielleicht ja aus der Partnerstadt der Pleißenmetropole. Womit der abgeklatschte Onkel B. plötzlich zur MHD-gefährdeten Ware wird, womit die Tage des Moderationskärtchensortierers gezählt wären, zumindest die an seiner bisherigen Wirkungsstätte.
Und sonst? Ist mir angesichts dieser Nachricht http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_politik/article13627576/Schon-GEZahlt.html, die in ähnlicher Form auch in der TAZ zu lesen war http://taz.de/Neuer-MDR-Chef/!78865/, beinahe das Frühstücksbrötchen im Hals stecken geblieben. Klar, irgendwie sind wir ja alle gegen die GEZ und irgendwie hassen wir diesen Datenstaubsauger mit seinen IMs auch alle abgrundtief und haben Verständnis dafür, dass ein Anmeldeformular für den Frustabbau genutzt wird.
Aber dass dieses Formular Jahre später wieder auftaucht ... also irgendwie läuft es mir da kalt den Rücken herunter. Wie sprach der große Bruder Erich Mielke einst: „Aber ich liebe Euch doch alle ...“

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Donnerstag, 22. September 2011
Hier geht es nicht um Bernd Hilder. Oder doch: aber nur ein wenig.
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Irrglauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ) ist immer für eine Überraschung gut. Nein, ich muss die StammleserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches enttäuschen: Ich schreibe an dieser Stelle ausnahmsweise mal nicht über die Ambitionen eines gewissen Bernd Hilders, seines Zeichens aussichtsreicher Kandidat für den Posten des obersten Sesseldrückers beim Mitteldeutschen Deppen Rundfunk, sondern über ganz was anderes.
In die aktuelle Online-Ausgabe der LVZ (den Link www.lvz.de muss man nicht wirklich anklicken, schade um den Strom) hat sich ein Artikel mit der Überschrift "Backofen zwischendurch nicht öffnen" verirrt. http://www.lvz-online.de/ratgeber/content/32611404_mldg.html
Dabei handelt es sich um einen so genannten Weihnachtsartikel: Den hätten sich die Qualitätsjournalisten von der Klagemauer auch schenken können. Wobei: In drei Wochen wird dieser staatstragende Text sicher noch in der Holzausgabe der LVZ erscheinen und unter Silveragern eine rege Leserbriefschreiberei entfesseln - sofern deren Bufdis die Briefe zur Post bringen und nicht gleich entsorgen.
Was steht drin? Wer bäckt, sollte den Ofen zulassen. Dass es so eine gequirlte Brühe in die Online-Ausgabe des künftigen mdr-Oberhirten geschafft hat, ist nur mit einem Argument zu begründen: Den gab's von dpa bzw. deren PR-Tochter für lau.
Falls irgendein Zufallskonsument meines Tagebuches das nicht verstanden haben sollte (Hey, Th. May., hier wird eine gewisse geistige Frische - nicht zu verwechseln mit Kopfwackeln - vorausgesetzt), der genannte Ratgeberartikel ist in etwa so sinnfrei wie ein knallhart recherchierter Beitrag auf der Autoseite der LVZ, der dem wackeren Lenker mitteilt, er möge beim Fahren auf der Autobahn nicht zwischendurch anhalten.
Wobei: Nun muss ich doch noch einmal auf Onkel Bernd zurückkommen. Wer in seinem Stall so blinde Schafe hat, die sowas verbrechen, kann nur zum mdr gehen ...

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Oraldesign und Fehlkonstruktionen. Oder: morgendlicher Vibratoralarm
Meine liebe Ehefrau hat in ihrer Weisheit kürzlich festgelegt, dass ich einer neuen Zahnbürste bedarf. In den Jahren unseres gemeinsamen Daseins habe ich die Erfahrung gemacht, dass der weise Ratschluss meiner Gattin in aller Regel gut für mich ist und so fügte ich mich in mein Schicksal. Und das, obwohl ich die von Zahnbürstenmafia und Dentisten-Logen gemeinschaftlich betriebene Kampagne für den schnellen Wechsel von Zahnbürsten für reine Propaganda halte. Die Sprüche scheinen mir in etwa so glaubwürdig wie die Aussagen der Laufschuhhersteller, dass ein 130 Euro teurer Treter nach weniger als 1.000 Kilometern reif für die Tonne sei; aber das nur am Rande.
Zurück zur Zahnhygiene. Seit zwei Tagen ziert eine neue Zahnbürste meinen ollen Becher. Die gestrige Erstbegegnung mit dem noch jungfräulichen Reinigungsgerät gestaltete sich angemessen. Soll heißen: Mit einer Jungfrau darf man nicht zu hart ins Gericht gehen, die wird noch. Hoffentlich. Dass die borstige Debütantin sich widerborstig zeigte und auf mich einen hartleibigen Eindruck machte, nahm ich hin. Das berühmte „erste Mal“ ... jede hat eine zweite Chance verdient.
Heute war es nun soweit. Schön war’s wieder nicht. Aber ich nahm mir die Zeit, die neue Liebkoserin meiner Oralpforte ein wenig näher zu betrachten. Schließlich muss ich mich ja einige Monate mit ihr arrangieren.
Okay, sie macht einen gestylten, dynamischen Eindruck. Die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sollten diese Einschätzung nicht als Lob missdeuten. Schließlich kommen auch die jugendlichsmarten Unternehmensberater einer gewissen Mc-Firma recht dynamisch daher – und was sind da für Pfeifen drunter ...
Zurück zur Zahnbürste. Gut fand ich, dass es darauf etwas zu lesen gibt. Auf dem schwungvoll geformten, gefühlsecht mit irgendwas beschichteten Korpus steht neben dem mysteriösen Kürzel „ccc“ (Chaos Computer Club? Boahhh!) der Hinweis „dental“. Das scheint mir sinnvoll, denn angesichts der dynamischen Formgebung könnte der/die eine oder andere UserIn durchaus auf den Gedanken kommen, das Ding anderen Ortes andersrum, also mit dem borstenfreien Ende voran, einzuführen. Also eher was mit vorne „an“ bzw. „vagin“ und hinten „al“. Das war jetzt hoffentlich nicht zu knifflig ... (Nebenbei: „knifflig“ hat einen schöner Wortklang, und das englische Gegenstück „difficult“ klingt beinahe genauso gut.)
Ansonsten erwies sich meine neue Zahnbürste als ziemliche Fehlkonstruktion. Warum? Ich habe die Angewohnheit, meine Zahnbürste auf den Zahnputzbecher zu legen und dieses putzige Zahncremezeugs in dieser Position drüberzuquetschen (oder drüberzugniedschen, wie der Sachse sagt). Mach’ das mal einer mit einer durchgestylten Bürste, die nicht nur wie ein Vibrator aussieht, sondern ebenso rund ist und dazu noch einen blöden Schwerpunkt hat. Das dämliche Ding tut es wie der Nachtvogel im bekannten Reim „Uhu nicht dumm, dreht sich nur um.“ Wenn der Uhu das tut, ist mir das egal, denn schließlich will ich ihn ja nicht mit Zahncreme beschmieren. Wenn die Bürstenborsten hingegen nach unten zeigen, wäre ich zum Überkopfgniedschen genötigt. Und das geht am frühen Morgen ja nun wirklich zu weit. Scheißding ...
Achja, meine liebe Ehefrau hat die blöden Dinger im Doppelpack erworben und ist mit ihrer Zahnreinigungsassistentin auch nicht zufrieden.

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Freitag, 16. September 2011
Wann steht's in der LVZ? Oder: Neues zur Intendantenwahl beim mitteldeutschen rentnersender.
Manche Dinge geschehen einfach. Da stecken irgendwelche Naturgesetze dahinter. Sowas wie Schwerkraft. Wie der Apfel, der vom Baum nach unten fällt. Oder wie LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder, der mdr-Chef werden wird. Da kann sich der Charismatiker (Nein, Ihr Jungredakteursdeppen aus dem Peterssteinweg, Charisma ist keine Lungenkrankheit. Recherchiert mal tiefgründig, z.B. bei Wikipedia) entspannt zurücklehnen, der Ausgang Intendantenwahl steht fest: „The winner is Onkel Bernd von der Leipziger Klagemauer.“ So wird es am 26. September 2011 verkündigt werden. Vielleicht nicht so salbungsvoll wie das berühmte „Habemus Papam“, aber dafür sind die Mitglieder des Rundfankrates ja auch keine Kardinäle.
Wobei: Bis weißer Rauch aufsteigt, dürfte es ein Weilchen dauern. Schließlich will man ja nicht als Umfaller gelten und sich als rosaroter Sozi gegen die allmächtigen Schwarzen ein wenig sperren. Zumindest zum Schein.
Dass die Wahl wunschgemäß ausgeht, ist spätestens seit dem Moment gesichert, als auf der Tagesordnung der Rundfunkratssitzung der berühmte Punkt 6 auftauchte. Da heißt es: „im Interesse der größtmöglichen Rechtssicherheit sollte der Rundfunkrat zu Beginn von TOP 9 beschließen, dass mehrere Wahlgänge durchgeführt werden können“. Ein weiterer Wahlgang könnte „insbesondere dann in Frage kommen, wenn die notwendige Mehrheit knapp verpasst wird.“ Nachzulesen bei der TAZ unter http://www.taz.de/ARD-pocht-auf-Unabhaengigkeit-des-MDR/!78106/
Apropos nachzulesen: Angesichts der Gewissheit über den Ausgang der mdr-Intendantenwahl finde ich die Frage viel spannender, wann die geneigte Leserschaft des Holzmediums „Leipziger Volkszeitung“ in ihrem Blatt endlich ein paar Zeilen über die Ambitionen Bernd Hilders als mitteldeutscher Oberschunkler lesen darf. Der durchschnittliche LVZ-Leser – ein dafürnichtaufdemringgewesener, 72-jähriger Gleitsichtbrillenträger mit grüner Plakette und Betablockererfahrung – hat beim Schmökern ins seiner Leibzschor Logaldseidung („Die läs’sch schon seit Siemsächzsch, die wird immor bässor!“, Übersetzung für Auswärtige auf Anfrage gegen Kostenerstattung) noch nichts darüber erfahren dürfen, dass Onkel Bernd besagtem Hort des Qualitätsjournalismus’ den Rücken zu kehren gedenkt.
Ein Information darüber erhielt bisher nur, wer sich die Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung anschaut. Hier http://nachrichten.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/lvz-chefredakteur-bernd-hilder-soll-mdr-intendant-werden/r-mitteldeutschland-a-104273.html findet sich der entsprechende Eigenbericht. „Onkel Bernd“ kennt diesen wahrscheinlich nicht, denn er enthält noch immer das hübsche dpa-Foto, auf dem der Konterfeite diesen herrlichen Gesichtsausdruck, laut TAZ „blasierten“ zeigt, wie ich ihn ansonsten nur bei russischen Gardisten erlebt habe. Wobei die Russen für ein solches Gesicht immer noch ihre ausgestopfte Schirmmütze auf den hoch erhobenen Kopf setzen müssen, Onkel Bernd schafft das in der Pose eines tauenden Schneemannes.
Aber wahrscheinlich kümmert er sich so kurz vor dem Absprung zum mitteldeutschen rentnersender nicht mehr sonderlich um die LVZ, sondern hat sein Augenmerk nach vorn, auf den mdr gerichtet. Denn auf dessen Homepage war die Presseinformation zur Kandidatenkür hier http://www.mdr.de/presse/unternehmen/presseinformation378.html zunächst mit dem blasierten Gardistenfoto garniert, ein paar Stunden später schob der mdr ein viel, viel, viel schöneres Bild nach, das aus dem LVZ-Archiv stammt und mit dem der Dargestellte auch bei der Hamburgmafia als Versicherungsvertreter arbeiten könnte. Was muss der Mann für lange Arme haben: Noch nicht im Amt und schon am Drücker.
Doch um auf meine spannende Frage zurückzukommen: Ich bin und bleibe gespannt, wann der Dümmstanzunehmendeleser etwas über die Personalie im Blatt finden wird. Ich tippe ja mal auf den 28. September 2011, denn wenn Punkt 6 der Rundfunkratssitzungstagesordnung greift, dürfte es spät werden, bis weißer Rauch aufsteigt. So spät, dass die Zeitung vom 27. September dann über die Rotation läuft. Wer mittippen will, darf das gern tun. Meine Stammleser aus dem LVZ-Haus sind auch teilnahmeberechtigt – schließlich sind wir hier nicht an der Börse (Nur Onkel Bernd schließe ich aus, das wäre denn doch zu viel Insiderei.).
Achja, es gibt was zu gewinnen: Unter allen richtigen Einsendern verlose ich ein Exemplar des Bestsellers „Die Bärenstrategie – In der Ruhe liegt die Kraft“, vielleicht spendiere ich auch noch ein paar Zeitungsdieb-Notizbücher ...

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Donnerstag, 8. September 2011
Ursachenforschung. Oder: Was qualifiziert Onkel Bernd für den Chefsessel beim Schunkelsender mdr?
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Glauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, wird wohl demnächst ihren bei Gesellschaftern, Lesern und Mitarbeitern überaus beliebten Chefredakteur Bernd Hilder an den mitteldeutschen Schunkelrundfunk mdr (das Kürzel steht übrigens nicht für „Mach’ Deinen Reibach“) verlieren.
Zahlreiche Medienjournalisten philosophieren darüber, was „Onkel Bernd“ wohl gegenüber seinen unterlegenen Mitbewerbern ausgezeichnet haben mag, damit dieser den mdr-Verwaltungsräten letzten Endes als das weniger große Übel erschien.
Um von den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Meine nicht als solche formulierte Frage zielte nicht auf pöhse, pöhse Antworten wie „Stallgeruch“ oder „Seilschaften“ oder gar „Schwarzfunk“. Nönö. Ich fragte nach den fachlichen Absonderlichkeiten, die ein mdr-Boss für sein hohes Amt benötigt und die der Onkel Bernd ja irgendwo zwischen Bückeburg und Leipzig gefunden haben muss.
Da man den Künstler bekanntlich an seinen Werken messen soll, schaute ich mir die heutige LVZ etwas genauer an (okay, das hat schon was von Masochismus, aber für die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nehme ich das schon mal auf mich) und wurde reich belohnt.
Auf ihrer zweiten Lokalseite lieferte die LVZ heute ein wirklich schönes Stück eben jenes anspruchsvollen Journalismus’ ab, für den sie eigentlich kein denkender Leser mögen dürfte (wie viele sind das eigentlich?): Seitenaufmachend erfährt man da etwas über „Kopfstände bei der LVZ-Schau“. Die geneigte Leserschaft fand dort Wissenswertes (?) über den Freizeitpark Belantis, dessen Macher auf den heutigen Weltbildungstag zum Thema „Analphabetismus“ (tolles Wort, daraus kann man mit einem Bindestrich an der richtigen Stelle eine Menge machen) mit einer „spektakulären Aktion“ hinweisen. Soll heißen: Besagte Volksempfindenskenner und Bespaßungsprofis fuhren auf ihrer eigenen Achterbahn und lasen dabei LVZ. Okay, wovon einem schlecht wird ... Bravo: Das sind immerhin sechs Zeitungsexemplare, die in der ivw-Statistik nicht als „Retouren“, sondern unter „sonstige Verkäufe“ auftauchen werden. Und wenn das Foto zweimal gestellt werden musste, waren’s vielleicht sogar 12. Man ist ja an genaues Zählen gewöhnt im großen Verlagshaus hinter der Klagemauer.
Doch zurück zu Onkel Bernd, seiner Kompetenz und so. Dass dieser schöne PR-Text vierspaltig erscheinen durfte, sollte eigentlich den Presserat auf den Plan rufen. Stichwort: Wirtschaftliche Eigeninteressen und so. Tut es aber nicht, und auch der Sprecher des Presserates (Wie hieß der doch noch ... denke, denke, denke ... ah: Bernd Hilder) wird an solcherart Veröffentlichung sicher nichts Anstößiges finden.
Ein investigativ arbeitender Journalist würde nun stochern und sich fragen, wer eigentlich hinter der EVENT PARK GmbH & Co. KG steckt, die diesen Park betreibt. Vor allem: Wer die „Co.“ sind, außer den üblichen Privatfunkern. Und in welchen Beziehungen diese bzw. deren Eigner (schon wieder „Co.“) zur Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG stehen. Und wie die Beziehungen zur Westend Public Relations GmbH sind. Also ich hab's mal getan, aber ich denke mir meinen Teil und schreibe ihn heute nicht in mein Tagebuch. Aber ich bin ja auch kein Qualitätsmediumsinvestigativjournalist.
Letzteren hat ihr scheidender Chef aber offensichtlich die investigative Ader, soweit je vorhanden, gründlich (hoffentlich reversibel?) abgeklemmt. Da bekommen die Bürschchen ein gefundenes Fressen aufs Display, und was machen sie damit? In die Spalten laufen lassen, das Fremdschämkürzel „-r“ drunter, Bild dazu klatschen, ab in den Druck. Nestbeschmutzer? Schlammwühler? Berufsstolzinhaber? Querulanten? Na hör’nse mal, wird sind doch nicht verrückt. Wir ham hier unser Auskommen ...
Solcherart erzieherische Resultate beweisen Kompetenz, Visionen, Führungsstärke – das sind die Stärken, die ein mdr-Chef braucht, um dem versauten Schunkelsender wieder ein positives Image zu verschaffen. Zumindest nach außen.

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Dienstag, 6. September 2011
Onkel Bernd goes mdr. Oder: Große Koalition beim mdr
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Beim gestrigen Spät- und heutigen Früh-Blick auf die Suchanfragen, welche die geneigte Leserschaft zu meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch geführt haben, fiel mir eine interessante Häufung auf: Zahlreiche Neugierige kamen über „+Hilder + mdr“ zu mir, mehrere auch noch durch die zusätzliche Eingabe „+dreilich“.
Da war doch was im Busche ... und nun ist es raus: Im vierten Anlauf wurde der hochcharismatische und hochkompetente (nö, das ist nicht ansteckend, höchstens ironisch) LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder, also Onkel Bernd himself, von den sieben Mitgliedern des mdr-Verwaltungsrates auf den Schild gehoben. Onkel Bernd ist nun guter Hoffnung und muss noch das Kunststück fertig bringen, die 43 Mitglieder (genauer: zwei Drittel von ihnen, aber was sind zwei Drittel von einer Primzahl?) des mdr-Rundfunkrates für sich zu gewinnen oder besser gewinnen zu lassen. Aber das dürfte schon klappen, denn die schwarzen Strippenzieher haben ihren Wunschkandidaten ja zumindest über die erste Hürde gehievt.
Einfach war’s nicht, denn gegen seine zwei Mitbewunderer, die mdr-Justitiarin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra, setzte sich Onkel Bernd nur mit fünf von sieben Stimmen durch. Das reicht, mag der eine oder andere Leser meiner Tagebuches nun sagen, aber manchmal lohnt ein Blick auf die Uhr: Nicht genug damit, dass eine ganze Reihe von Wahlgängen nötig waren, bis der Mann von der Leipziger Klagemauer die Nase vorn hatte, es dauerte auch gut drei Stunden länger als geplant.
Das ist umso bemerkenswerter, da die dunklen Seilschaften ja schon im Vorfeld der Kandidatenkür kräftig die Klingen gewetzt und z.B. Karola Wille wegen ihrer DDR-Vergangenheit angestochen haben (Sie hat doch tatsächlich mal eine Dissertation geschrieben, in der sie den Sozialismus gutfand, http://www.tagesspiegel.de/medien/die-ganz-coole-nummer/4504818.html). Dass die ostdeutsche Quotenfrau beim Kandidatenkegeln rausgeflogen ist, freut mich ungemein: Zum einen steigen nun die Chancen, dass Onkel Bernd den mdr kaputthildert, zum anderen mag ich keine Karl-Marx-Städter (und auch keine Karl-Marx-Städterinnen), die sich in ihrer Biographie als „gebürtige Chemnitzer“ ausgeben – 1959 war das einzige, was in der Stadt am Nischel Chemnitz hieß, das bei der Umbenennung ausgesparte Flüsschen.) http://www.mdr.de/unternehmen/organisation/struktur/artikel75358.html

Wer etwas ein paar Details zur Kandidatenkür nachlesen möchte, kann das z.B. hier http://www.sueddeutsche.de/medien/fuehrungswechsel-beim-mdr-mdr-nominiert-bernd-hilder-als-neuen-senderchef-1.1139397 tun. Sehr ans Herz legen möchte ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches zudem Steffen Grimbergs Artikel in der TAZ: http://www.taz.de/Nachfolge-des-MDR-Intendanten/!77532/
Es ist mir eine unausprechliche Ehre, Euch mit meinem Tagebuch zu Diensten gewesen sein zu dürfen, Eure Durchlaucht zu Guttentaz. Und wenn beim nächsten Mal eine Quellenangabe oder eine Verlinkung möglich wäre, könnte ich sogar aufs Informationshonorar verzichten.

PS.: Bei der LVZ ging es gestern in einigen Schreibstuben lustig zu. Aber, liebe Kollegen, verzichtet heute auf Aspirin und Ibuprofen. Wenn man für seine Kopfschmerzen einen so guten Grund hat, sollte man sie auch auskosten. Und selbst wenn die Birne im Dienst noch immer dick und die Augen verklebt sind - dieser Zeitung sieht man es nicht an ...

Und noch ein PS.: In der Chefetage scheint man sich sehr sicher zu sein, dass das Projekt „Onkel-Bernd-zum-mdr“ funktioniert. Denn obwohl die Katze noch im Haus ist, tanzt die Maus (nönö, das hinkt jetzt aber: der von Mutti beigestellte Berater) zwar noch nicht auf dem Tisch, aber er lässt sich schon im Blatt blicken. Inzwischen wird sogar schon leise von einer großen Koalition gemunkelt. Dafür, dass der SPD-lastige Madsack-Verlag den schwarzen LVZ-Chefredakteur beim mdr entsorgen kann, sollen am 26. September sogar einige Genossen für Bernd Hilder stimmen. Natürlich nicht beim ersten Wahlgang ... schließlich muss ja der schöne Schein gewahrt werden ... von wegen Ehre, Genossen und so ...

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Montag, 5. September 2011
Defender auf der roten Liste. Oder: Die EU macht gegen Fußgängerfeinde mobil.
Warnung: Der folgende Text ist nichts für Ökotaliban, fundamentalistische Radfahrer und lauter so Zeugs ...

Also dann: Die Welt meldet im Vorgriff auf die IAA, dass Landrover schon mal eine Studie für den Nachfolger des legendären "Defender" präsentiert. Nachzulesen hier http://www.welt.de/motor/article13578892/Defender-erhaelt-nach-67-Jahren-einen-Nachfolger.html
Für alle, die davon keine Ahnung haben und zu jedem Auto, dass nicht wie ein Polo aussieht, "Dschieb" sagen, eine Ergänzung: Der Defender ist so ein urtümliches Gerät, das man zB in Filmen wie "Jenseits von Afrika" sehen kann. Er hat Starrachsen, einen CW-Wert wie eine Schrankwand aus Zeulenroda (Das verstehen nur die Leute, denen die Gnade einer DDR-Sozialisierung zuteil geworden ist) und ist das Paradebeispiel eines Autos, das man nicht braucht, sofern man nicht gerade Förster oder Steinbruchbesitzer oder sowas ist. Aber er ist schön und einzigartig. Ähnlich schön und einzigartig ist allenfalls noch der G-Mercedes. Alles andere, was im Offroad-Bereich so rumkullert, darf man/frau getrost "Dschieb" nennen ...
Kürzlich schwatzte ich mit einem Kunden über allerlei Autos. Besagter Kunde fährt privat einen aufgerüsteten Chevy-Pickup. Beim Stichwort Defender kam ein "Das ist schon hardcore" über die Lippen meines Gesprächspartners. Wie hardcore der Defender ist, zeigen Berichte von allen möglichen Unruheherden dieser Welt. Dort fahren testosterongebeutelte Terroristen, Revoluzzer und solches Volk gern mit Pickups samt aufgesatteltem Maschinengewehr (gern mit Kaliber 14,5 mm) durch die Gegend. Defender? Fehlanzeige! Der ist selbst für Terroristen zu hardcore. Der Aufständische von Welt cruist mit einem Japaner durch die Wüste ...

Doch zurück zum Defender. Die EU hat diesem Urviech den Kampf angesagt. Nicht vordergründig wegen gewisser Kohlendioxidmengen, die das Schiff beim Rumtuckern freisetzt, sondern wegen der mangelnden Fußgängerfreundlichkeit.
Im Klartext: Wer dumm genug ist, einem Defender im Weg zu stehen, wird sich höchstwahrscheinlich nicht auf einer Intensivstation wiederfinden und muss auch kein quälendes Reha-Programm absolvieren. Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Er wird sich gar nicht mehr wiederfinden. Das liegt an der markanten Form eines Defender: senkrechter Kühlergrill, hohe Fahrzeugfront, senkrecht stehende Windschutzscheibe. Während Fußgänger über normale, windkanalgesoftete Süvchens einfach so hinwegflutschen, verläuft die Kollision mit einem Defender final - der dusselige Passant wird dreigeteilt. Der untere Dreiviertelmeter (also in etwa Füße bis Mitte Oberschenkel) geht unter Auto durch, das obere Stück (also ca. Brustkorb und Kopf) knallt auf die Frontscheibe und wird von den Miniwischern auf den nächsten 50 bis 60 kms weggeschubbert. Das deftige Mittelstück bleibt am Kühler hängen. Da letzterer reichlich dimensioniert ist (Wie gesagt: Jenseits von Afrika ...) fällt der Verlust an Kühlwirkung nicht ins Gewicht; üblicherweise werden die getrockneten Reste erst beim kollektiven Kärchern am nächsten Samstag abgepolkt.
Dass das den EU-Bürokraten ein Dorn im Auge ist, überrascht nicht. 2015 muss der Defender weg und einem weichgespülten Nachfolger das Feld räumen. Im selten inhaltsarmen Welt-Artikel http://www.welt.de/motor/article13578892/Defender-erhaelt-nach-67-Jahren-einen-Nachfolger.html wird ein wenig orakelt und vermutet, wie dieser wohl aussehen könnte.
Fazit 1: Nichts genaues weiß man nicht und Journalismus geht anders, sogar Motorjournalismus.
Fazit 2: Nur gut, dass ich mir dieses Monster kürzlich noch zugelegt habe. Einer bedrohten Art wie dem Defender gebe ich gern Asyl.

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Freitag, 5. August 2011
Seit wann sind Früchte in der Konfitüre. Oder: Preiserhöhungen angekündigt
Kaum zu glauben. Die Konfitürenindustrie, vertreten durch ihre big player Zentis und Schwartau, kündigt per dpa Preiserhöhungen an. Nachzulesen u.a. in meiner Lokalpostille, zB hier http://www.lvz-online.de/ratgeber/content/31784878_mldg.html
Begründet wird der Aufschlag im zweistelligen Prozentbereich (@pisa-generation: Fragt den Sozialarbeiter, , der kann Euch vielleicht sagen, was das bedeutet, Ihr Deppen!) mit gestiegenen Preisen für Früchte.
BTW: Seit wann sind in der Industrieschmiere außer Aromen, Zucker und allerlei E-Irgendwaszusätzen Früchte drin? Hab'' ich da was verpasst?

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