Donnerstag, 1. März 2012
Der demographische Trend kehrt sich um. Oder: Zumindest bei den Altbundespräsidenten gibt es wieder ein Plus.
Über die demographische Entwicklung in Deutschland wird ja viel berichtet. Viel Unfug, denn schließlich sind die Gefahren, die sich aus dieser vermeintlichen Entwicklung ergeben, in etwa so groß wie die aus dem angeblichen Klimawandel. What? So, spätestens jetzt dürften die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches bemerkt haben, dass mal wieder der Ironie-Modus drin ist.
Weiter im Text: Hinsichtlich der demographischen Entwicklung wird ja regelmäßig von Überalterung, Aussterben des Deutschtums und so schlimmen Dingen gesprochen.
Dass das mit dem Aussterben und der Überalterung nicht stimmen kann, zeigten mir die vergangenen Tage. In zumindest einem relevanten Bevölkerungssegment (okay: Segmentchen) gibt es Zuwachs. Die deutschen Altbundespräsidenten wachsen schneller nach als sie wegsterben. Und sie werden immer jünger.
Nur mal zur Erinnerung: Der aus meiner Sicht einzige wirkliche, lebende Altbundespräident ist Walter Scheel, Jahrgang 1919. Das war der "Hoch auf dem gelben Wagen". Sein Nachfolger, Carl Carstens, bekannt als Wandervogel, hatte bereits 1992 ausgewandert.
Im Amt folgten Richard von Weizsäcker (lebt), Roman Herzog (lebt), Johannes Rau (hinüber), Horst Köhler (lebt) und Christian Wulff (lebt, und wie!).
Damit gibt es in Deutschland derzeit fünf Altbundespräsidenten, aber keinen richtigen. Selbst wenn Joachim Gauck demnächst ins Amt geschoben wird, haben wir immer noch ein Verhältnis von fünf zu eins, was nicht wirklich toll ist.
Einziger Lichtblick: Mit Jahrgang 1940 ist der designierte Bundesgrüßaugust schon jetzt so alt, wie sein Vorgänger, Bundespinocchio Christian Wulff, zum Wohle der deutschen Steuerzahler hoffentlich niemals werden wird. Da hält sich, zumindest laut Sterbetafel, der innerhalb einer Amtsperiode anrichtbare Schaden in Grenzen. Und mehr wird's eh' nicht. Und auch der Kollateralschaden seiner Amtsführung dürfte geringer sein als beim Schwindelwulf. Denn zumindest scheint Gauck-Lebenspartnerin Daniela Schadt (ich verkneife mir jetzt alle Hinweise auf "wilde Ehe" und so ...) eher zurückgenommen zu agieren und auf keinen Fall so sendungsbewusst wie Wulffs Eskorbine Bettina daherzukommen, deren Umbauwünsche für den Amtssitz ihres Gatterichs ja mächtig ins (Steuer-)geld gingen.
PS.: Einen hab' ich noch ... oben war ja vom Aussterben des Deutschtums die Rede. Zumindest das Wegfaulen deutscher Kerntugenden lässt sich in der Galerie der Gewesenen schon erkennen. Horst Köhler knickte die Sache mit der Pflichterfüllung ("Wo ein Doitschor steht, da steht er, bis eine höhere Macht ihn abberrrruft"), seit Wulff ist nun auch die Sache mit der Ehrlichkeit den Bach runter. Man darf also gespannt sein, was the one and only Bürgerrechtlicher "Old man Joe" knicken wird.

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Donnerstag, 23. Februar 2012
E-Mail vom Babelfish. Oder: John hat 100 Millionen für mich.
Spam nervt. Aber manchmal ist die unfreiwillige Komik dieser werblichen Massenpoesie so schön, dass es schon wieder eine eigene Kunstform sein könnte.
Mich hat beim frühmorgendlichen Blick in meinen Posteingang (Jawohl, die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches haben sich nicht getäuscht: Ich schaue nachts nicht nach meinen E-Mails) eine Werbemail sowas von beglückt, dass ich sie gern hier veröffentliche. Mister Davidsons Einverständnis setze ich mal voraus ...

"Guten Tag
Wir bieten private, gewerbliche und persönliche Darlehen mit sehr geringen jährlichen Zinssätze so niedrig wie 3% in einem Jahr bis 50 Jahre Tilgungsfrist überall in der Welt. Wir bieten Darlehen von $ 5.000 bis US $ 100 Millionen.
Unsere Kredite sind gut versichert für maximale Sicherheit ist unsere Priorität. Verlieren Sie schlafen nachts besorgniserregend, wie man eine legit Darlehen Kreditgeber zu bekommen? Sind Sie Beißen Sie Ihre Nägel auf die schnelle? Stattdessen schlagen Sie, Kontakt John Davidson-Agentur (Loan Services) nun, um die Spezialisten, die Stop-Darlehen helfen, schlechte Kredit-Geschichte, eine Lösung zu finden, dass der Sieg ist unsere Mission.
Interessenten sollten mir per E-Mail kontaktieren:
Name des Gläubigers: Mr. John Davidson.
Best Regard,
Mr. John Davidson."

Wahrscheinlich werde ich John antworten; nein, nicht wegen eines Kredits über 100 Mio. Dollar, rückzahlbar in 50 Jahren. Sondern in etwa so ...

"Guten Tack,
ich biete Ihnen an, ihre babelgefishten Radebrechtexte in die deutsche Sprache zu übersetzen. So, dass man sie lesen kann, ohne sich zu bepinkeln. So, dass man sie verstehen kann, ohne sie vorher in Pidgin-English und wieder zurück zu translatieren. Das alles kostet Sie nur ein bescheidenes Zeilenhonorar, zahlbar allerdings bei Lieferung und nicht erst in 50 Jahren."

Sollte sonst noch jemand Übersetzungshilfe benötigen, möge er es mich wissen lassen. Ich nicht nur für wunderliche Kreditgeber, sondern auch für ganz normale Menschen. Kaum zu glauben, wie viel Bedarf z.B. an Übersetzungen von Beamtendeutsch oder Technikerdeutsch ins Deutsche besteht ...

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Dienstag, 14. Februar 2012
Usbekistan schafft den Valentinstag ab. Oder: Gott schmeißt in seiner Weisheit sogar am Arsch der Welt Hirn vom Himmel.
Usbekistan http://de.wikipedia.org/wiki/Usbekistan schafft den Valentinstag ab, meldet heute dradio wissen, nachzulesen hier http://wissen.dradio.de/nachrichten.59.de.html?drn:news_id=64771
Woher die das haben, weiß ich nicht. Irgendwie ist das usbekische Präsidialsystem auch nicht wirklich das, was man bei uns unter "Demokratie" versteht (wobei unsere Demokratie ja auch ihre Eier hat). Aber wenn die da am absoluten Arsch der Welt (Nachbarn sind u.a. Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan und solches komischen Länder) den Valentinstag abschaffen, ist das für mich ein Brüller aus der Kategorie "YMMD". Und es wirft zwei Fragen auf: 1. Wie ist der vollkommen überflüssige Kampftag der Blumenhändlerlobby an den Arsch der Welt gekommen? Und 2. Stimmt das wirklich?

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iPad-Alarm. Oder: Zurück zum guten, alten Tuch.
Kürzlich durfte ich Zeuge einer spektakulären Begebenheit werden. Ein Mensch betätigte sich als Lichtbildkünstler. Okay, nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches frage, was daran spektakulär sein soll.
Ganz einfach - besagter Mensch nutzte dazu ein iPad, welches er in Kopfhöhe hielt, auf Armlänge von seinen Augen entfernt. Wackel hin, wackel her, schwenk, aus meiner Position war das imposante Sucherbild gut zu sehen. Oder besser gesagt, was das Licht der Sonne davon übrig ließ. Irgendwann war das Bild im Kasten bzw. im Pad und besagter Mensch zog mit wichtigem Gesicht von dannen.
Angesichts dieses Schauspiels erinnerte ich mich meiner Abneigung gegen all die Kameras, die auf einen Sucher verzichten und ihre Nutzer zum Displaybegucker und -beschatter machen. Das sorgt für Bilder mit Hang zum Verwackeln. Und es (das Beschatten) ist notwendig, denn in Übereinstimmung mit einer alten Fotografenregel wird nur höchst selten gegen die Sonne geknippst, meist hat man das Zentralgestirn mehr oder weniger direkt im Rücken - mit bekannten Folgen für die Betrachtbarkeit eines Displays.
Aber vielleicht erreichen dank iPad ja nicht nur Vorschaubilder wieder die Größe der Mattscheibe einstiger Kameras; vielleicht kehrt ja auch ein seinerzeit überaus wichtiges und bei Profis noch heute gebräuchliches Utensil wieder: das schwarze Tuch.
Wer also demnächst Mitmenschen erspäht, die in aller Öffentlichkeit unter einem schwarzen Kleinzelt herumhampeln, muss weder an Burkas noch an einen Terroranschlag denken - da versucht nur jemand, mit suboptimaler Ausrüstung zu fotografieren.

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Mittwoch, 8. Februar 2012
Wieder mal Cash von Wulff. Oder: "Bargeld ist das Blut in den Adern Krimineller."
„Bargeld ist das Blut in den Adern Krimineller.“ Mit dieser Begründung wird in Schweden dafür geworben, die Krone zur rein virtuellen Währung zu machen und „cash“ abzuschaffen. Ein weiteres Argument: „Wer Bargeld besitzt, hat etwas zu verbergen.“ Nachzulesen u.a. hier http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,697191,00.html
An die Sache mit dem Bargeld musste ich denken, als ich heute von einem neuen Vorwurf gegen unseren obersten Grüßaugust, Christian Wulff, designierter Ex-Bundespräsident, hörte. Der gute Wulff-Freund David Groenewold habe (mal wieder) Hotelkosten für „Krischan“ übernommen, heißt es u.a. hier http://www.welt.de/politik/deutschland/article13856152/Wulff-Freund-finanzierte-auch-Sylt-Urlaub-vor.html (und an vielen anderen Stellen). Und wieder mal habe der Bundes-Pinocchio die Kosten im Nachhinein in bar erstattet.
Lustig an diesem Fall ist, dass die Reise bereits 2007 stattgefunden hat und dass der edle Vorfinanzierer erst Mitte Januar 2012 in besagtem Sylter Hotel vorstellig geworden ist, um dort Anreiselisten, Quittungen und Meldezettel zu abzuholen. In schlechten Filmen nennt man so etwas wohl „Spuren beseitigen“; in guten Filmen übrigens auch. Wie sich das mit der Aufbewahrungspflicht für Geschäftsunterlagen verträgt, mögen Juristen beurteilen.
Dass gute Freunde einander mal was vorstrecken und für gemeinsame Reisen schon mal die Buchung vornehmen, ist nicht unüblich. Aber wenn wir als Truppe einen gemeinsamen Ski-Urlaub oder sonst was organisiert haben, gab es nach der Buchung eine Rundmail mit der Aufforderung, mal eben schnell die angefallenen zwölf Trillionen Krümel auf Konto xyz zu überweisen. Dass ein leibhaftiger Ministerpräsident die 258 Öcken pro Nacht für seinen Hotelaufenthalt auf Sylt bar rüberschiebt (so wie auch die Knete für die FeWo im Jahr drauf) ist schon putzig. Genauso wie die Sache mit dem Schotter fürs Upgrade im Bayerischen Hof ...
An dieser Stelle mögen die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches ihren Blick noch einmal auf den Anfang meines heutigen Eintrages lenken und über die Sache mit dem schwedischen Bargeldverbot nachdenken. Wenn ich einer Freundin meinen finanziellen Part an einem gemeinsamen Skiurlaub unserer „Clique“ überweise, hinterlässt das eine Spur, die noch Jahre später auswertbar ist. Und das ist gut so. Wenn hingegen ein vorfinanzierter Emporkömmling x mal Zwoachtundfuffzig über den Tisch schiebt, ist das nicht nachweisbar. Und was man nicht nachweisen kann, muss man glauben. Letzteres hat etwas mit Vertrauen zu tun – und eben damit ist es beim Bundes-Pinocchio ja nicht mehr weit her ... Schade.

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Dienstag, 7. Februar 2012
Jubiläum ohne Party. Oder: Besser so ...
Hat's einer bemerkt? Vor auf den Tag genau 20 Jahren wurden die Maastrichter Verträge unterschrieben. Jubiläen wie dieses sind normalerweise für alle möglichen Nepper, Schlepper, Bauernfänger (vulgo: Politiker) Anlass genug, sich teuer feiern zu lassen.
Nur in diesem Fall nicht ... Stell Dir vor, der Euro wird "20" und keiner geht hin.

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Nachdenken über die Troika. Oder: Im deutschen Dreispänner sind auch Rindviecher willkommen
Eine Troika ist ein Dreispänner, d.h. drei Gäule ziehen einen Wagen bzw. Schlitten. Die Besonderheit: die Pferde laufen nebeneinander, gelenkt wird nur das mittlere, die beiden anderen sind Mitläufer und haben über den Kurs nichts zu bestimmen. Vorn betrachtet sieht eine Troika irgendwie lustig aus, weil es den Anschein hat, als würden sich die beiden „Seitenpferde“ einen Dreck um die vorgegebene Richtung scheren. Über Effizienz denke ich jetzt mal nicht nach ...
Weil die Troika u.a. in Russland gebräuchlich war und ist, stammt auch der Name aus dem Russischen – „tri“ heißt drei. Und sonst? Wird das Wort Troika auch gern für allerlei „Trios“ bzw. „Dreigestirne“ genutzt. Zuerst im Russischen – so hieß z.B. die aus Stalin, Churchill und Roosevelt bestehende Führungspitze der Anti-Hitler-Koalition im 2. Weltkrieg „Troika“; keine Frage, wer da das Leitpferd und wer die Beipferde waren ...
Bekannter wurde die Bezeichnung „Troika“ für die aus drei Personen bestehenden Sondergerichte von Tscheka, NKWD und Roter Armee, die nicht wirklich für ihre rechtsstaatlichen Entscheidungen berühmt geworden sind. Das Motto „Ratz-fatz, Rübe ab“ trifft die Arbeitsweise dieser Gerichte nicht exakt, da diese ja in der Regel „nur“ mehrjährige Lagerstrafen verhängten, aber das Resultat war dem schlichten Reim sehr ähnlich.
Um so mehr verblüffte es mich, dass die SPD vor ein paar Jahren mit dem Trio Infernale Schröder, Lafontaine (ja, der war mal in der SPD, liebe Kinder) und Scharping gegen Helmut Kohl antrat. Erstaunlich ist es für mich auch, dass das jetzige Führungstrio der Sozis
– Steinbrück, Gabriel und Steinmeier – nicht etwa karnevalistisch korrekt als Dreigestirn bezeichnet wird (wahrscheinlich befürchten die Jungs Streit, wer Bauer und Prinz sein darf und wer die Jungfrau machen muss ... Sigimop?), sondern wieder als Troika durch die Medien hinkt.
Aber so richtig von den Socken bin ich angesichts der angeblichen Hilfen für Griechenland. Mich würde schon interessieren, welcher Idiot als erster den Begriff Troika für die unheilige Allianz aus EU. Europäischer Zentralbank EZB und Internationalem Währungsfonds IWF ins Spiel gebracht. Es müsste sich doch herumgesprochen haben, dass das Wirken einer Troika noch nie wirklich dauerhaften Nutzen gebracht hat.
Und alles nur, weil die Russen zu besoffen sind, ihre Pferde ordentlich anzuspannen. Oder sie haben nur nicht genug Leinen ... Dabei liegt der Vorteil eines ordentlichen, deutschen Schwarzwälder-Gespanns doch auf der Hand: Es sieht nicht nur besser aus als dieses hoppelnden asiatischen Horden, es bringt auch mehr. Und man kann auch sehr ungleiche Partner ins Geschirr nehmen, so z.B. Rindviecher mit Pferden kombinieren ... was bei der einen oder anderen gewesenen bzw. aktuellen Troika durchaus seinen Reiz hätte.

PS.: Es lohnt sich durchaus, einmal über den Plural des Wortes Troika nachzudenken. Allen, die Russisch nur von Vodka oder Roulette kennen, sei verraten, dass "Troikas" nicht stimmt.

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Freitag, 3. Februar 2012
Update: Anruf von den Telemobilisten. Oder: Die Verarsche geht weiter
Vor einigen Tagen habe ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1978551/ über den putzigen Versuch einer zwitschernden Telemobilistin geschrieben, mir eine SMS-Flatrate anzudrehen, obwohl ich doch kaum SMS nutze. Grundlage des Angebots sei mein toller Kundenstatus und eine Analyse meiner Rechnungen. Letztere habe gezeigt, dass ich mit einer solchen Flachratte besser wegkäme als bisher. Ich bat seinerzeit um Möglichkeit der eigenen Prüfung, sie sagte einen neuerlichen Anruf zu.
Inzwischen fand letzterer statt. Apropos statt: Statt der Zwitschermaus rief mich ein netter junger Mann an und fragte auf das Ergebnis meiner Prüfung. Als ihm dieses mitteilte (12 Monate rückwärts allenfalls eine oder zwei SMS, lediglich einmal derer vier) gab er sich erstaunt, ließ sofort von mir ab und versprach mir, den Casus zur inneren Prüfung zu senden. Man werde sich bei mir melden, laberlaber und Schluss.
Inzwischen sind wieder drei Wochen vergangenen. Nun ist es ja nicht so, dass ich an Vereinsamung leide und um Anrufe irgendwelcher Zwitscherlinge buhle. Aber irgendwie scheint mir die Verarsche Methode zu haben bei T-Mobile ...

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Wahl bei der IHK zu Leipzig. Oder: Im Altpapier bringt der Mist immerhin 6 Cent pro Kilo.
Es gibt Dinge, die sind überflüssig wie ein Kropf. Und es gibt Dinge, die noch überflüssiger und dazu äußerst unangenehm sind, so zum Beispiel ein Pankreaskarzinom, die GEZ oder die IHK. Beide können einem das Leben verleiden. Und man bekommt sie nicht wirklich los.
Letztere, also die IHK, schickt mir dieser Tage einen Brief. „Meine“ IHK (also die, in der ich Pflichtmitglied sein muss, also nicht wirklich „meine“) ließ mich wissen, dass die Vollversammlung der IHK zur Wahl steht und ich mich daran beteiligen möge.
Mal abgesehen davon, dass ich gezwungen bin, der IHK Leipzig anzugehören, die nicht wirklich etwas Sinnvolles für mich tut (Ich hab’s probiert, es war wie bei den ersten Teenagerschmusereien vor ach so langer Zeit – sobald es in interessante Regionen ging, war die Sache gelaufen ...), muss ich doch nicht noch Zeit darauf verwenden, diese Körperschaft zu legitimieren. Und außerdem kostet dieser pseudodemokratische Wahlscheiß nur unnötig Geld (Mein Geld, denn da ich irgendwie nicht nur als Journalist mein Geld verdiene, sondern auch PR-Arbeit mache und einen kleinen Verlag betreibe, bin ich Zwangsmitglied.).
Nicht genug damit, dass für diese putzige Alibiwahl auf Euro komm raus getrommelt und gepfiffen wird, nun flattern mir auch noch teuer produzierte Wahlunterlagen ins Haus, die ich ausfüllen soll. Daran kann ich leider nichts ändern. Aber dem Zurücksenden im Umschlag mit dem Vermerk „Empfänger zahlt“ kann ich mich verweigern. Das spart zumindest Portokosten und füllt meine Altpapierkiste. Immerhin: Schicke ich die Wahlunterlagen an die IHK sind sie wertlos, im sind sie 6 Cent pro Kilo wert. Diesen Zuwachs mögen die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches selbst berechnen. Aber vorsicht, Division durch Null!
Und ich befinde mich als wahlverweigerndes Zwangsmitglied in guter Mehrheitsgesellschaft, denn bei der „Wahl“ 2008 lag die Beteiligung bei 6,14 Prozent (u.a. hier http://www.svz.de/nachrichten/lokales/schwerin/artikeldetails/article/111/ihk-neubau-doch-vor-dem-aus.html) . Diese Zahl findet man übrigens nicht auf der IHK-Seite (zumindest ist es mir nicht gelungen ...).

PS.: Um nicht missverstanden zu werden - ich bin nicht generell gegen eine IHK-Wahl. Sollte irgendwann mal über die Frage abgestimmt werden, ob die IHKn aufgelöst/abgeschafft werden sollen, würde ich zwecks Wahlteilnahme sogar ins Leipziger Haus des Wahnsinns kommen. Auf eigene Kosten.

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Donnerstag, 2. Februar 2012
Splitterparteiführer in Leipzig. Oder: Peinliche Auftritte im 20,4-%-SPD-Blatt
Die Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung, ist mitunter etwas ... putzig. Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen das, denn ich habe über die regelmäßigen Verstöße gegen den Pressekodex (guckst Du bei www.presserat.de ) schon einige Male geschrieben. Das betrifft insbesondere die Verquickung der redaktionellen Berichterstattung mit wirtschaftlichen Interessen des Verlages. Wer’s nicht glaubt, gönne sich ein Schnupperabo der LVZ und schaue sich den Holzstapel gründlich an, dann kann er’s nachvollziehen.
Ein schönes Stück Putzigkeit lieferte meine Lokalpostille gestern und heute. Gestern lief in der Onlineausgabe www.lvz.de hier http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/spd-chef-sigmar-gabriel-audienz-beim-papstmaler-und-tour-durch-die-baumwollspinnerei/r-citynews-a-123677.html ein tolles Stück Kleinkunst über den tollen Besuch von spd-Chef Sigmar Gabriel (aka Sigipop aka Moppel) in Leipzig. Dazu zwei Leserkommentare (ehe sie gelöscht werden):

Nino 01.02.2012, 20:38:48
"Arbeiterführer" trifft Papstmaler - bekloppter kann sich die heutige irrationale Gesellschaft echt nicht darstellen. Danke für diesen Artikel !
#2 Kai 02.02.2012, 07:11:16
Wie schön die Welt doch ist. Da zeigt ein Genosse einem anderen Genossen, wie toll doch Leipzig ist. Macht sich auch leichter, als die Probleme anzusprechen, die aus Miss- und Vetternwirtschaft, Gier, Börsengezocke und Unfähigkeit wie eine dunkle Wolke über der Stadt hängen.

Eingeladen hatte der Sachsen-Chef der Splitterpartei, Martin Dulig, beim Rundgang durch die Künstlerkolonie in der alten Leipziger Spinnerei mit von der Partie war der Leipziger OBM Burkhard Jung, alle taten freundlich und machten einen auf künstlerisch-intellektuell.
Es muss wohl bald mal wieder eine Wahl anstehen, war mein erster Gedanke, als ich das schöne Stück Qualitätsjournalismus im Netz sah. Soviel Prominenz einer ehemaligen Volkspartei auf einem Haufen – das kommt sonst nicht vor*.
In der heutigen Holzausgabe der LVZ setzte der Verlag noch einen drauf. Während das gestrige Jubelstück von einer Redakteurin der Online-Redaktion und einer Fotografin abgedrückt worden war, präsentierte meine Lokalpostille heute ein weiteres Stück, verfasst vom Chefreporter der LVZ und einem weiteren Lichtbildkünstler, über den Besuch von Sigipop in der Provinz. Und während es gestern eher künstlerisch-elitär zuging, wurde den Holzmediumskonsumenten heute der volksnahe SPD-Chef präsentiert, der nicht nur Künstler besuchte, sondern auch die Leipziger Buchkinder. Und weil es so schön menschelte, drängten sich sogar noch zwei leibhaftige Leipziger Bundestagsabgeordnete der SPD, der frühere Terrakottaminister Wolfgang Tiefensee sowie Daniela Kolbe (richtig, die mit dem Jobhopping im Tagesrhythmus http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1863609/ ) ins Bild, das doch eigentlich schon mit Sigmar, dem Beleibten, ausgefüllt war. Bei näherem Hinsehen entdeckt man sogar noch den zwergenhaft wirkenden Martin Dulig, der durch eine Lücke späht, die der Gabrielsche BMI im Bild gelassen hat (Da hat der Fotograf Lob verdient, die Komposition hat schon was Klassisches; das war keine Ironie - haste jut jemacht, Wolfgang.).

Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was solche eher peinlichen Auftritte abstürzender Politiker in meiner Lokalpostille mit dem Pressekodex zu tun haben. Nur noch mal zur Erinnerung: Über ihr Mutterschiff, den Madsack-Verlag, ist die LVZ zu 20,4 Prozent im Besitz der alten Tante SPD. Und, es fällt mir schwer das zu schreiben, neuerdings spürt man das wieder deutlich. Deutlicher als zu Zeiten eines Hartwig Hochstein oder eines Bernd Hilder (CDU-nah). Und man wird das künftig wohl noch deutlicher spüren ...

* Das mit der Wahl stimmt: 2013 Da will Mister BMI Gabriel wieder was stemmen. Außerdem dürften Wolfgang Tiefensee und Daniela Kolbe, die 2009 beide kein Direktmandat schafften, versuchen, ihren warmen Sitz im Bundestag noch einmal zu retten. Na gut, für verdiente Leute gibt es ja Listenplätze ...

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