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Mittwoch, 3. Oktober 2012
Rollback. Oder: Weg mit dem EU-Dikat - zumindest stellenweise
zeitungsdieb, 18:22h
Heute habe ich wahre Größe bewiesen. Ich habe einen Fehler eingestanden und Konsequenzen gezogen. Als - zumindest numerisch - relativ erwachsener Vertreter des männlichen Geschlechtes tue ich mich schwer mit einem solchen Schritt und habe ihn lange hinausgezögert. Zwei Jahre lang habe ich gebockt, ausgesessen, gezetert, argumentiert und weggehört. Doch nun, zum Tag der deutschen Einheit, habe ich meinen Fehler korrigiert.
Da sich die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher fragen werden, um welchen Fehler es sich wohl handeln mag, möchte ich ihnen des Rätsels Lösung nicht vorenthalten. Ich habe zwei Energiesparlampen, die den Zugang zu meinem Büro er"hellen", rausgeschmissen und durch zwei Glühlampen a' 40 Watt ersetzt. Nun kann ich die Treppe zu meinem Büro wieder bei Bedarf beleuchten und bei Nichtbedarf in Dunkelheit hüllen. So, wie es sinnvoll und bis 2010 auch gewesen ist. In den vergangenen beiden Jahren war es anders: Da ließ ich die gemächlich erstrahlenden Energiesparlampen meist brennen, da diese ihr energieökonomisches Leuchten meist erst dann begannen, wenn die dunkle Passage überwunden und keine Erhellung mehr nötig war. So leuchteten sie dann sparsam vor sich hin, leuchteten und leuchteten - und verbrauchten mehr Strom als besagte 40-Watt- Glühlampen. Und ich muss sagen, dass es ein gutes Gefühl ist, den EU-Schwachsinn zu korrigieren. Und es war ganz leicht ... wenn sich der restliche EU-Humbug doch ebenso leicht erledigen ließe ...
PS.: Nur falls jemand Interesse hat - ich hätte da einige Energiesparlampen (E14-Sockel, Reflektor) abzugeben. Wirklich schöne Dinger ...
Da sich die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher fragen werden, um welchen Fehler es sich wohl handeln mag, möchte ich ihnen des Rätsels Lösung nicht vorenthalten. Ich habe zwei Energiesparlampen, die den Zugang zu meinem Büro er"hellen", rausgeschmissen und durch zwei Glühlampen a' 40 Watt ersetzt. Nun kann ich die Treppe zu meinem Büro wieder bei Bedarf beleuchten und bei Nichtbedarf in Dunkelheit hüllen. So, wie es sinnvoll und bis 2010 auch gewesen ist. In den vergangenen beiden Jahren war es anders: Da ließ ich die gemächlich erstrahlenden Energiesparlampen meist brennen, da diese ihr energieökonomisches Leuchten meist erst dann begannen, wenn die dunkle Passage überwunden und keine Erhellung mehr nötig war. So leuchteten sie dann sparsam vor sich hin, leuchteten und leuchteten - und verbrauchten mehr Strom als besagte 40-Watt- Glühlampen. Und ich muss sagen, dass es ein gutes Gefühl ist, den EU-Schwachsinn zu korrigieren. Und es war ganz leicht ... wenn sich der restliche EU-Humbug doch ebenso leicht erledigen ließe ...
PS.: Nur falls jemand Interesse hat - ich hätte da einige Energiesparlampen (E14-Sockel, Reflektor) abzugeben. Wirklich schöne Dinger ...
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Donnerstag, 20. September 2012
800 Jahre Thomasschule. Oder: Warum ich da nicht mitmache.
zeitungsdieb, 10:22h
In Leipzig wird gefeiert. Wenn in dieser Stadt unter ihrer aktuellen Führung schon vieles die Pleiße runter geht, so doch nicht die Feierlaune. Nein, es sind noch nicht die Höfe am Brühl, deren Eröffnung alle ganz dolle glücklich gucken lässt (Meine journalistisch auf höchsten Niveau tätige Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, widmet diesem Nicht-Ereignis auf ihrer Homepage sogar einen Herunterzähler, in ihrer Holzausgabe darf die geneigte Leserschaft nun täglich neue tolle Dinge über das Einkaufszentrum erfahren, so dass nur die Frage bleibt, wie die Stadt Leipzig die vergangenen Jahrhunderte ohne besagten Shoppingbunker überdauern konnte), sondern das 800-jährige Bestehen der Thomasschule.
Diese Schule ist die älteste öffentliche Schule Deutschlands und in Bildungsangelegenheiten die Heimat des Thomanerchors.
Nun mögen sich die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich als bekennender Nichtsänger (Okay, nach 13 Bier soll ich schonmal eine gewisse Sangesfreude entwickelt haben, aber das ist verjährt.) über das Jubiläum der Thomasschule schreibe.
Ganz einfach: Eines der vielen Wunder des DDR-Bildungswesens war die Lenkung junger Menschen gegen Ende der 8. Klasse auf diverse Erweiterte Oberschulen, also Gymnasien. Diese Lenkung verschlug mich an die Thomasschule. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin Naturwissenschaftler, mit der Singerei habe ich nichts am Hut. Zweimal durfte (besser: musste) ich während meiner vier Oberschuljahre im Musikunterricht nach vorn kommen um eine fröhliche Melodei vorzutragen. Beide Auftritte prägten meinen Ruf nachhaltig und bewogen unseren Musiklehrer, einen abgebrochenen Pianisten (ä Künschdlor), mir weitere Darbietungen zu erlassen. Ich sage nur "Ode an die Freude" und "Einheitsfrontlied".
Statt dessen durchlebte ich vier fröhliche Jahre in einer sogenannten naturwissenschaftlich orientierten Klasse und kannte die trällernden Thomaner nur vom Treppenhaus, wo sie mir als spillerige, ätherische Gestalten auffielen, die von den Nichtthomanern belächelt, aber wegen ihrer Westreisen auch beneidet wurden.
Die Nichtthomaner machten zu meiner Zeit (Mein Abi erhielt ich 1979) übrigens den Löwenanteil der Thomasschüler aus, da die größte DDR der Welt erkannt hatte, dass es sich nicht lohnte, für so ein paar Sängerlinge eine komplette Schule aufzuziehen. Heute sieht man das ja wohl anders ...
Doch zurück zum Jubiläum und meinem Boykott desselben. Im Vorfeld der Feierei erreichten mich mehrere Anfragen mit dem Inhalt, mich als Alumnus doch an der Aufarbeitung der Schulgeschichte zu beteiligen. Nun bin ich prinzipiell der netteste mir bekannte Mensch und mache auch bei solchem Zinnober mit, denn man wird ja 1. nicht dümmer, 2. machen die ja auch nur ihren Job und 3. gibt's dafür ja manchmal ein Freigetränk.
Doch die Thomasschulengeschichtsaufarbeitung ließ ich links liegen. Der mir zugeschickte Fragebogen war schuld. Nein, es lag nicht an der zu kleinen Schrift, sondern an den Fragen, die aus meiner Sicht arg suggestiv angelegt waren und meiner Meinung nach den Zweck erkennen ließen, die Einflussnahme der pöhsen, pöhsen DDR-Diktatur auf den Schulbetrieb herauszuarbeiten.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin keiner der "Es war nicht alles schlecht"-Töner und sehe mich durchaus als Opfer, weil ich vom Links- zum Rechtshänder umgeschult wurde. Aber wenn mir Fragen gestellt werden, wie "Wie sehr haben Sie gespürt, dass ..." - dann reagiere ich genervt.
Gut, Schulzeit ist lange her und im Rückblick verklärt sich so manches. Und selbst das verordnete GST-Lager stellt sich mir aus heutiger Sicht als lustiger Sommerausflug nach Rügen samt Knutscherei mit irgendeiner Tochter besorgter Urlauber dar ...
Aber Diktatur, Stasi, Indoktrination ...? Hey, wir hatten einen vergrießgnaddelten Lehrer im Fach Staatsbürgerkunde, der so alt und so daneben war, dass dem niemand wirklich was glaubte. Und in der Wehrerziehung? Die Zeit musste man absitzen, das sahen Lehrer und Schüler so und machten daraus auch keinen Hehl. Und dass irgendein Uraltlehrer, der schon bei seinem Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät 30 Jahre zuvor alt gewesen sein muss, in der 12. Klasse eine gemischtgeschlechtliche jugendliche Rumalberei mit dem Aufschrei "keiiiin Gruuuuppensex" unterbinden wollte, war einfach nur ein Brüller und blieb ohne Konsequenzen, weil den alten Zausel weder Schüler noch Direktor ernst nahmen.
Zugegeben, ein paar Selbstzweifel hatte ich schon, als ich die Jubiläumsfragebögen als "Dämlicher Propagandascheiß von Spätgeborenen" abtat, schließlich weiß ich ja, dass richtige Historiker (also nicht Guido Knopp) auf Zeitzeugen schlecht zu sprechen sind, weil es diesen an Objektivität mangelt.
Aber meine Selbstzweifel (okay, die waren sehr, sehr klein) schwanden restlos, als ich einige andere Thomasschüler, zu denen ich mehr oder minder losen Kontakt habe, nach ihrer Meinung befragte und recht einhellig den Kommentar "Die spinnen doch" erhielt.
Nun denn, die Festwoche wird sicher ein Erfolg werden und der große Jubiläumsball am 22.9.2012 wird auch eine tolle Kiste, bei der vor allem die Unbeteiligten, wie Leipzigs OBM Burkhard Jung, große Reden schwingen werden. Damit, dass ich das verpasse, kann ich gut leben. Vor allem, weil ich mal wieder erleben durfte, wie objektive Geschichtsschreibung funktioniert.
Diese Schule ist die älteste öffentliche Schule Deutschlands und in Bildungsangelegenheiten die Heimat des Thomanerchors.
Nun mögen sich die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich als bekennender Nichtsänger (Okay, nach 13 Bier soll ich schonmal eine gewisse Sangesfreude entwickelt haben, aber das ist verjährt.) über das Jubiläum der Thomasschule schreibe.
Ganz einfach: Eines der vielen Wunder des DDR-Bildungswesens war die Lenkung junger Menschen gegen Ende der 8. Klasse auf diverse Erweiterte Oberschulen, also Gymnasien. Diese Lenkung verschlug mich an die Thomasschule. Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin Naturwissenschaftler, mit der Singerei habe ich nichts am Hut. Zweimal durfte (besser: musste) ich während meiner vier Oberschuljahre im Musikunterricht nach vorn kommen um eine fröhliche Melodei vorzutragen. Beide Auftritte prägten meinen Ruf nachhaltig und bewogen unseren Musiklehrer, einen abgebrochenen Pianisten (ä Künschdlor), mir weitere Darbietungen zu erlassen. Ich sage nur "Ode an die Freude" und "Einheitsfrontlied".
Statt dessen durchlebte ich vier fröhliche Jahre in einer sogenannten naturwissenschaftlich orientierten Klasse und kannte die trällernden Thomaner nur vom Treppenhaus, wo sie mir als spillerige, ätherische Gestalten auffielen, die von den Nichtthomanern belächelt, aber wegen ihrer Westreisen auch beneidet wurden.
Die Nichtthomaner machten zu meiner Zeit (Mein Abi erhielt ich 1979) übrigens den Löwenanteil der Thomasschüler aus, da die größte DDR der Welt erkannt hatte, dass es sich nicht lohnte, für so ein paar Sängerlinge eine komplette Schule aufzuziehen. Heute sieht man das ja wohl anders ...
Doch zurück zum Jubiläum und meinem Boykott desselben. Im Vorfeld der Feierei erreichten mich mehrere Anfragen mit dem Inhalt, mich als Alumnus doch an der Aufarbeitung der Schulgeschichte zu beteiligen. Nun bin ich prinzipiell der netteste mir bekannte Mensch und mache auch bei solchem Zinnober mit, denn man wird ja 1. nicht dümmer, 2. machen die ja auch nur ihren Job und 3. gibt's dafür ja manchmal ein Freigetränk.
Doch die Thomasschulengeschichtsaufarbeitung ließ ich links liegen. Der mir zugeschickte Fragebogen war schuld. Nein, es lag nicht an der zu kleinen Schrift, sondern an den Fragen, die aus meiner Sicht arg suggestiv angelegt waren und meiner Meinung nach den Zweck erkennen ließen, die Einflussnahme der pöhsen, pöhsen DDR-Diktatur auf den Schulbetrieb herauszuarbeiten.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin keiner der "Es war nicht alles schlecht"-Töner und sehe mich durchaus als Opfer, weil ich vom Links- zum Rechtshänder umgeschult wurde. Aber wenn mir Fragen gestellt werden, wie "Wie sehr haben Sie gespürt, dass ..." - dann reagiere ich genervt.
Gut, Schulzeit ist lange her und im Rückblick verklärt sich so manches. Und selbst das verordnete GST-Lager stellt sich mir aus heutiger Sicht als lustiger Sommerausflug nach Rügen samt Knutscherei mit irgendeiner Tochter besorgter Urlauber dar ...
Aber Diktatur, Stasi, Indoktrination ...? Hey, wir hatten einen vergrießgnaddelten Lehrer im Fach Staatsbürgerkunde, der so alt und so daneben war, dass dem niemand wirklich was glaubte. Und in der Wehrerziehung? Die Zeit musste man absitzen, das sahen Lehrer und Schüler so und machten daraus auch keinen Hehl. Und dass irgendein Uraltlehrer, der schon bei seinem Studium an der Arbeiter- und Bauernfakultät 30 Jahre zuvor alt gewesen sein muss, in der 12. Klasse eine gemischtgeschlechtliche jugendliche Rumalberei mit dem Aufschrei "keiiiin Gruuuuppensex" unterbinden wollte, war einfach nur ein Brüller und blieb ohne Konsequenzen, weil den alten Zausel weder Schüler noch Direktor ernst nahmen.
Zugegeben, ein paar Selbstzweifel hatte ich schon, als ich die Jubiläumsfragebögen als "Dämlicher Propagandascheiß von Spätgeborenen" abtat, schließlich weiß ich ja, dass richtige Historiker (also nicht Guido Knopp) auf Zeitzeugen schlecht zu sprechen sind, weil es diesen an Objektivität mangelt.
Aber meine Selbstzweifel (okay, die waren sehr, sehr klein) schwanden restlos, als ich einige andere Thomasschüler, zu denen ich mehr oder minder losen Kontakt habe, nach ihrer Meinung befragte und recht einhellig den Kommentar "Die spinnen doch" erhielt.
Nun denn, die Festwoche wird sicher ein Erfolg werden und der große Jubiläumsball am 22.9.2012 wird auch eine tolle Kiste, bei der vor allem die Unbeteiligten, wie Leipzigs OBM Burkhard Jung, große Reden schwingen werden. Damit, dass ich das verpasse, kann ich gut leben. Vor allem, weil ich mal wieder erleben durfte, wie objektive Geschichtsschreibung funktioniert.
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Montag, 17. September 2012
Total buy out bei Coldplay und der LVZ. Oder: Überraschend ist anders.
zeitungsdieb, 10:06h
Manche Dinge sind vorhersehbar, viele deutsche Filme z.B., denen das Überraschungsmoment fehlt, in denen immer die selben Larven zu sehen sind und deren Handlung man in irgendeinem Ami-Streifen auch schon mal gesehen hat.
Andere vorhersehbare Dinge hingegen bescheren mir einen erheblichen Lustgewinn, so z.B. die Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigenem Glauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung.
Wie das geht? Ganz einfach: Am 14. September 2012 trat Coldplay in Leipzig auf. Zuvor hatte der Deutsche Journalistenverband DJV hier http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/boykott-gegen-coldplay.htm die Pressefotografen zum Bouykott der Veranstaltung aufgerufen.
Hintergrund: Das Coldplay-Management lässt Fotografen eine Erklärung unterschreiben, dass die angefertigten Aufnahmen nur in einem vorher zu benennenden Medium veröffentlicht werden dürfen. Außerdem müssen sie ihr Bildmaterial Coldplay zur kostenlosen weltweiten Verbreitung zur Verfügung stellen.
Was macht meine Lokalpostille? Berichtet am 14. September in epischer Breite vorab über das Ereignis, am 15. September landet ein Coldplay-Foto des LVZ-Fotografen Wolfang Zeyen vierspaltig auf dem Titel, im "Kulturteil" wird euphorisch nachgelegt (noch zwei Fotos) und heftigst lobgetextet.*
Boykott? Wozu? Wir haben doch einen Medienpartnerschaft, und außerdem: Was interessieren uns die Urheberrechte der Fotografen (und freien Autoren)? wir machen's doch nicht anders, wer von uns ein Honorar bezieht, verkauft sich bzw. sein Werk mit Sack und Seele an den Verlag. Wer's nicht glaubt, lese das Kleingedruckte in den Honorarbedingungen, dort finden sich sehr schöne Klauseln, die in der Branche als "total buy out" bezeichnet werden.
*Dass es auch anders geht, bewies die "Junge Welt" in den Achtzigern, als nach dem Debakel der DDR-Fußballclubs im Europacup einfach mal eine Sportseite (fast) leer blieb. Köstlich nachzulesen hier http://www.freag.net/de/t/j1q/zeitung_mit_lee
Andere vorhersehbare Dinge hingegen bescheren mir einen erheblichen Lustgewinn, so z.B. die Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigenem Glauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung.
Wie das geht? Ganz einfach: Am 14. September 2012 trat Coldplay in Leipzig auf. Zuvor hatte der Deutsche Journalistenverband DJV hier http://www.djv.de/startseite/profil/der-djv/pressebereich-info-download/pressemitteilungen/detail/article/boykott-gegen-coldplay.htm die Pressefotografen zum Bouykott der Veranstaltung aufgerufen.
Hintergrund: Das Coldplay-Management lässt Fotografen eine Erklärung unterschreiben, dass die angefertigten Aufnahmen nur in einem vorher zu benennenden Medium veröffentlicht werden dürfen. Außerdem müssen sie ihr Bildmaterial Coldplay zur kostenlosen weltweiten Verbreitung zur Verfügung stellen.
Was macht meine Lokalpostille? Berichtet am 14. September in epischer Breite vorab über das Ereignis, am 15. September landet ein Coldplay-Foto des LVZ-Fotografen Wolfang Zeyen vierspaltig auf dem Titel, im "Kulturteil" wird euphorisch nachgelegt (noch zwei Fotos) und heftigst lobgetextet.*
Boykott? Wozu? Wir haben doch einen Medienpartnerschaft, und außerdem: Was interessieren uns die Urheberrechte der Fotografen (und freien Autoren)? wir machen's doch nicht anders, wer von uns ein Honorar bezieht, verkauft sich bzw. sein Werk mit Sack und Seele an den Verlag. Wer's nicht glaubt, lese das Kleingedruckte in den Honorarbedingungen, dort finden sich sehr schöne Klauseln, die in der Branche als "total buy out" bezeichnet werden.
*Dass es auch anders geht, bewies die "Junge Welt" in den Achtzigern, als nach dem Debakel der DDR-Fußballclubs im Europacup einfach mal eine Sportseite (fast) leer blieb. Köstlich nachzulesen hier http://www.freag.net/de/t/j1q/zeitung_mit_lee
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Mittwoch, 12. September 2012
Erneuerung und Kontinuität bei der Leipziger Volkszeitung. Oder: Der Pressekodex ist weiterhin ein Jux.
zeitungsdieb, 10:29h
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Anspruch dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung hat einen neuen Chef. Also eigentlich hat die LVZ noch mehr, denn der geschasste Chefredakteur, Bernd Hilder aka „Onkel Bernd“, steht ja laut Arbeitsgerichtsurteil weiter in den Diensten der LVZ. Genauer gesagt liegt er wohl, und zwar in seiner vom Verlag gesponserten Dienstwohnung, wo er sich vor lauter Lachen über die gut honorierte Weiterbeschäftigung auf dem Boden wälzt. Na immerhin, dazu braucht er keine Moderationskärtchen.
Doch zurück zum neuen Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Der ist ein Nordlicht namens Jan Emendörfer und nun auch schon einige Zeit im Amt. Die Stimmung im Haus an der Klagemauer ist ein wenig besser als unter Onkel Bernd (schlechter wäre auch nicht wirklich gegangen), der Zeitung sieht man den Personalwechsel an. Die gute Nachricht zuerst: Den neuen Chef drängt es offensichtlich nicht so massiv ins Blatt wie seinen Vorgänger. Die Zahl der Der-Chef-war-auch-hier-Bilder ist gesunken und die Menge der sinnfreien Chef-Kommentare hat abgenommen. Das tut dem Blatt optisch und inhaltlich gut.
Die schlechte Nachricht: Mit „Big E“ hat im Verlagshaus an der Klagemauer die Freistelleritis Einzug gehalten. Um von den regelmäßigen Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Ich finde Freisteller gut und setze sie bei meinen Produktionen selbst ein; allerdings nicht endemisch und nur dort, wo ein freigestelltes Motiv ein Gewinn ist. In der heutigen LVZ-Ausgabe bietet der Anreißer unter dem Titel drei Freisteller: Einen Kabarettistenkopf, ein Tempo-20-Schild und einen Riesenwels. Alle drei sind unnötig, das Verkehrsschild ist handwerklicher Müll, weil es die Webadresse der LVZ verdeckt (okay, nicht wirklich ein Verlust, aber das tut man nicht), der Wels ist einfach Sch…rott, weil er oben (also mit dem Buckel) freigestellt wurde, die (freistellwürdigen) Barteln dagegen bleiben brav im Rahmen. Den diesen Murks verzapft habenden Hilfskräften sei als kollegialer Rat die intensive Betrachtung einiger WamS-Ausgaben empfohlen, da werden sie geholfen und man lernt sie, wie’s aussehen sollte. *g*
Weiter im Text: Insgesamt gibt sich meine Lokalpostille unter „Big E“ deutlich frischer, lockerer und boulvardesker, das soll wohl eine junge Zielgruppe ansprechen, die es nicht so mit dem Holz hat. Da aber die Qualität dem Preis aber nicht wirklich angemessen ist, dürfte die Wirkung dieser Anbiederungsversuche eher gering sein.
Und was noch? Es gibt mindestens eine beeindruckende Kontinuität zwischen Onkel Bernd und Big E. Der Pressekodex geht beiden offensichtlich meterweit woch auch immer vorbei. Wer’s genau wissen will, schaue sich den so genannten „Wirtschaftsteil“ meiner Lokalpostille auf Seite 6 des heutigen ersten Buches an (Gern verlinkte ich diesen, allerdings steht dem das neue Leistungsschutzrecht im Wege, weitere Infos auf Anfrage). Dort wird in epischer Breite Propaganda für die bevorstehende Eröffnung der „Höfe am Brühl“ gemacht. Wie auf einer halben nordischen Seite kritikfrei für das in Leipzig durchaus umstrittene 200-Mio-Projekt der MFI geworben wird, das ist schon Gefälligkeitsjournalismus vom Allerfeinsten. Der Pressekodex (guckst Du http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.html ), hier sei besonders die Ziffer 7 (*s.u.) zur Lektüre empfohlen, sieht da eine andere Verfahrensweise vor.
Ein G’schmäckle bekommt das Ganze, wenn man an das Vertragswerk denkt, das wohl über den Tisch eines gewissen Dottore (aka Gorbi) gegangen ist und das u.a. eine Anzeigenkampagne und Beilagen zum Inhalt hat. Über die begleitende Berichterstattung rede ich jetzt gar nicht.
Was lehrt uns das? Das es auch in diesen bewegten Zeiten Dinge gibt, die Bestand haben; und wenn es nur die schlechten Praktiken gewisser Verlagshäuser sind … so ist es doch gut so.
*Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
Doch zurück zum neuen Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung. Der ist ein Nordlicht namens Jan Emendörfer und nun auch schon einige Zeit im Amt. Die Stimmung im Haus an der Klagemauer ist ein wenig besser als unter Onkel Bernd (schlechter wäre auch nicht wirklich gegangen), der Zeitung sieht man den Personalwechsel an. Die gute Nachricht zuerst: Den neuen Chef drängt es offensichtlich nicht so massiv ins Blatt wie seinen Vorgänger. Die Zahl der Der-Chef-war-auch-hier-Bilder ist gesunken und die Menge der sinnfreien Chef-Kommentare hat abgenommen. Das tut dem Blatt optisch und inhaltlich gut.
Die schlechte Nachricht: Mit „Big E“ hat im Verlagshaus an der Klagemauer die Freistelleritis Einzug gehalten. Um von den regelmäßigen Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Ich finde Freisteller gut und setze sie bei meinen Produktionen selbst ein; allerdings nicht endemisch und nur dort, wo ein freigestelltes Motiv ein Gewinn ist. In der heutigen LVZ-Ausgabe bietet der Anreißer unter dem Titel drei Freisteller: Einen Kabarettistenkopf, ein Tempo-20-Schild und einen Riesenwels. Alle drei sind unnötig, das Verkehrsschild ist handwerklicher Müll, weil es die Webadresse der LVZ verdeckt (okay, nicht wirklich ein Verlust, aber das tut man nicht), der Wels ist einfach Sch…rott, weil er oben (also mit dem Buckel) freigestellt wurde, die (freistellwürdigen) Barteln dagegen bleiben brav im Rahmen. Den diesen Murks verzapft habenden Hilfskräften sei als kollegialer Rat die intensive Betrachtung einiger WamS-Ausgaben empfohlen, da werden sie geholfen und man lernt sie, wie’s aussehen sollte. *g*
Weiter im Text: Insgesamt gibt sich meine Lokalpostille unter „Big E“ deutlich frischer, lockerer und boulvardesker, das soll wohl eine junge Zielgruppe ansprechen, die es nicht so mit dem Holz hat. Da aber die Qualität dem Preis aber nicht wirklich angemessen ist, dürfte die Wirkung dieser Anbiederungsversuche eher gering sein.
Und was noch? Es gibt mindestens eine beeindruckende Kontinuität zwischen Onkel Bernd und Big E. Der Pressekodex geht beiden offensichtlich meterweit woch auch immer vorbei. Wer’s genau wissen will, schaue sich den so genannten „Wirtschaftsteil“ meiner Lokalpostille auf Seite 6 des heutigen ersten Buches an (Gern verlinkte ich diesen, allerdings steht dem das neue Leistungsschutzrecht im Wege, weitere Infos auf Anfrage). Dort wird in epischer Breite Propaganda für die bevorstehende Eröffnung der „Höfe am Brühl“ gemacht. Wie auf einer halben nordischen Seite kritikfrei für das in Leipzig durchaus umstrittene 200-Mio-Projekt der MFI geworben wird, das ist schon Gefälligkeitsjournalismus vom Allerfeinsten. Der Pressekodex (guckst Du http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.html ), hier sei besonders die Ziffer 7 (*s.u.) zur Lektüre empfohlen, sieht da eine andere Verfahrensweise vor.
Ein G’schmäckle bekommt das Ganze, wenn man an das Vertragswerk denkt, das wohl über den Tisch eines gewissen Dottore (aka Gorbi) gegangen ist und das u.a. eine Anzeigenkampagne und Beilagen zum Inhalt hat. Über die begleitende Berichterstattung rede ich jetzt gar nicht.
Was lehrt uns das? Das es auch in diesen bewegten Zeiten Dinge gibt, die Bestand haben; und wenn es nur die schlechten Praktiken gewisser Verlagshäuser sind … so ist es doch gut so.
*Ziffer 7 – Trennung von Werbung und Redaktion
Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.
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Dienstag, 11. September 2012
9/11-Gedanken. Oder: Nachdenkbefehl
zeitungsdieb, 10:26h
Endlich, es wieder mal 9/11 (vulgo: 11. September). Denjenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die mich etwas näher kennen, sei gesagt, dass ich an dieser Stelle nicht über die Bedeutung dieses Datums für mich fabulieren möchte, sondern über 9/11 schlechthin.
Die Frage, die ich mir seit 2002 immer wieder stelle, ist folgende: Wie lange wollen die Yankees (vulgo: Amis) eigentlich noch diese Opfernummer abziehen, wie lange wollen sie noch so tun, als wären sie kalt von einem „feigen, terroristischen Anschlag“ (warum eigentlich feige?) erwischt worden? Okay, gleich wird jemand das Stichwort „Godwin’s Law“ anbringen (ich würde es in diesem Fall sofort tun), aber … auch Gleiwitz ist ja weniger für seine Jugendstilarchitektur als vielmehr für einen alten hölzernen Sendemast bzw. den vorgetäuschten Anschlag auf selbigen http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz bekannt.
Allen, die bei 9/11 noch immer an die Anschlagsversion „von außen“ glauben, sei die intensive Lektüre der in Gottes eigenem Land erschienenen offiziellen Berichte zur Causa empfohlen. Zahlreiche Quellenverweise, eine gute Zusammenfassung und einige interessante Denkanstöße liefert hier http://www.heise.de/tp/artikel/35/35438/1.html Telepolis in gewohnter Qualität.
Wer nach dem Studium besagten Berichtes noch immer davon ausgeht, dass finanziell gut ausgestattete Terroristen ohne Zugang zum „inneren Kreis“ mal eben so das fliegerische Handwerk (bis aufs Landen) erlernt, vier Flugzeuge entführt und damit ihre gut koordinierten Anschläge ausgeführt haben, sollte intensiv über seine Geistesverfassung nachdenken und diese ggf. prüfen lassen.
Doch eines steht fest: Er bzw. sie wird glücklich bis ans Ende seiner/ihrer Tage leben. Warum? „Selig sind die, die arm sind im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich bereits auf Erden.“ Amen oder so.
Allen anderen sei empfohlen, sich nun eine klassische Frage zu stellen: Wem nützt es?
Allerdings sollten die geneigten LeserInnen das nicht zu laut und nicht zu öffentlich tun, zumindest dann nicht, wenn sie sich mit dem Gedanken tragen, am NY-Marathon teilzunehmen oder den Grand Canyon zu besichtigen. Nur zu schnell landet man für allzu gefährliches Gedankengut nämlich hier http://de.wikipedia.org/wiki/No_Fly_List#Watch_List_zur_Einreise_in_die_USA
Die Frage, die ich mir seit 2002 immer wieder stelle, ist folgende: Wie lange wollen die Yankees (vulgo: Amis) eigentlich noch diese Opfernummer abziehen, wie lange wollen sie noch so tun, als wären sie kalt von einem „feigen, terroristischen Anschlag“ (warum eigentlich feige?) erwischt worden? Okay, gleich wird jemand das Stichwort „Godwin’s Law“ anbringen (ich würde es in diesem Fall sofort tun), aber … auch Gleiwitz ist ja weniger für seine Jugendstilarchitektur als vielmehr für einen alten hölzernen Sendemast bzw. den vorgetäuschten Anschlag auf selbigen http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberfall_auf_den_Sender_Gleiwitz bekannt.
Allen, die bei 9/11 noch immer an die Anschlagsversion „von außen“ glauben, sei die intensive Lektüre der in Gottes eigenem Land erschienenen offiziellen Berichte zur Causa empfohlen. Zahlreiche Quellenverweise, eine gute Zusammenfassung und einige interessante Denkanstöße liefert hier http://www.heise.de/tp/artikel/35/35438/1.html Telepolis in gewohnter Qualität.
Wer nach dem Studium besagten Berichtes noch immer davon ausgeht, dass finanziell gut ausgestattete Terroristen ohne Zugang zum „inneren Kreis“ mal eben so das fliegerische Handwerk (bis aufs Landen) erlernt, vier Flugzeuge entführt und damit ihre gut koordinierten Anschläge ausgeführt haben, sollte intensiv über seine Geistesverfassung nachdenken und diese ggf. prüfen lassen.
Doch eines steht fest: Er bzw. sie wird glücklich bis ans Ende seiner/ihrer Tage leben. Warum? „Selig sind die, die arm sind im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich bereits auf Erden.“ Amen oder so.
Allen anderen sei empfohlen, sich nun eine klassische Frage zu stellen: Wem nützt es?
Allerdings sollten die geneigten LeserInnen das nicht zu laut und nicht zu öffentlich tun, zumindest dann nicht, wenn sie sich mit dem Gedanken tragen, am NY-Marathon teilzunehmen oder den Grand Canyon zu besichtigen. Nur zu schnell landet man für allzu gefährliches Gedankengut nämlich hier http://de.wikipedia.org/wiki/No_Fly_List#Watch_List_zur_Einreise_in_die_USA
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Mittwoch, 5. September 2012
Das Grauen heißt ITS. Oder: Die gefährlichste Krankheit der Welt.
zeitungsdieb, 12:38h
Nein, ich will heute weder über den Niedergang des Euro philosophieren (obwohl: Da könnte ich unter dem Motto "Ich hab's gewusst" vom Leder ziehen) noch mag ich mich über "Iron Merkel" verbreiten. Ich lasse mich heute über die gefährlichste Krankheit der Welt aus.
Woran ich das bemesse? Für mich hat die Gefährlichkeit einer Krankheit etwas damit zu tun, wie viele Leben sie ruiniert. Okay, in dieser Beziehung haben Pocken, Pest und Tuberkulose einiges zu bieten, aber auch Aids und Grippe sind nicht übel. Doch gegen meinen Favoriten sind das alles nur laue Lüftchen. Mein Favorit heißt ITS und ist kein Reiseunternehmen, sondern eine waschechte Infektionskrankheit, die jährlich Millionen Leben zerstört.
Hinter dem Kürzel ITS verbirgt sich die schauerliche Infektiöse Tippsenschwangerschaft. Der Name geht auf die typische Übertragungsweise zurück: ITS kann sich durch engen, auch rein verbalen Kontakt zwischen weiblichen Menschen, aber auch auf dem Umweg über Telefone, bevorzugt smartphones, sowie chats und facebook ausbreiten. Als hochgradig gefährliche Seuchenherde gelten Friseursalons, Kosmetikstudios, die Wartezimmer von Kinderärzten, Clubs, Lady-Fitness-Einrichtungen usw.
Um ein wenig ins Detail zu gehen: ITS befällt geschlechtsreife Frauen im Alter von Mitte 20 aufwärts, die unter einer geistigen Schwäche leiden, dies aber wegen eben dieser in den meisten Fällen gar nicht bemerken, sondern sich püppchenwohl fühlen. In der Regel (d.h. immer und meistens, nicht jedoch nur während selbiger) pflegen diese Frauen intensive soziale Kontakte ("Bussie Bussie, was gibt's den Neues?") zu ähnlich gearteten Weibchen. Diesen Kleingruppen gehören überdurchschnittlich viele Vertreterinnen sinnarmer bzw. -freier Berufe an, stark vertreten sind so genannte "Tippsen". Die Gruppengröße variiert zumeist zwischen fünf und 20, allerdings wurden auch besonders socialmedia-affine Gruppen mit mehr als 50 Mitgliedern nachgewiesen.
Gerät ein Gruppenmitglied in den Zustand der Trächtigkeit, wird diese Statusänderung in Echtzeit gruppenweit kommuniziert. Das dafür eingesetzte Vokabular ist uneinheitlich, typische Äußerungen sind "Sabin bekommt ein Wunschkind", "Danny hat ihren Kerl reingelegt" oder "Biggi war zu blöd die Pille zu nehmen".
Nach Umlauf dieser Mitteilung setzt bei den Mitgliedern der Kleingruppe zeitnah massive Rolligkeit ein, nicht immer wird jedoch der Kinderwunsch den jeweiligen Partnern mitgeteilt. Kennzeichnend ist, dass die Trächtigkeit in nur drei Monaten etwa zwei Drittel der Gruppenmitglieder befällt.
Unmittelbar nach Befruchtung verfallen die mit ITS infizierten Weibchen in den Muttermodus, der sich durch den zeitweiligen Verzicht auf allergieauslösende Haustiere, ggf. auch die Reduzierung des Nikotinkonsums, nicht aber den vollständigen Verzicht auf Alkohol auszeichnet. Im Gegenzug erfolgen eine sehr rasche Gewichtszunahme, die Belegung einschlägiger Kurse ("Sex im zweiten Monat", "Zellulite für Anfängerinnen", "Natürliche Geburt", "Webshops für Schwangere" ...) und die Intensivierung der Gruppenkontakte. Höhepunkte dieser Gruppentreffen sind Gewichtsvergleiche, Namenswahl, die Auswertung von Laborbefunden und das gemeinschaftliche Betrachten und Posten von Ultraschallbildern.
Die Zeit bis zum Wurftermin wird in erster Linie genutzt, um die nun nicht mehr benötigten Männchen zu Umbauarbeiten zu nötigen ("Der kleine Knut-Holger braucht doch ein schönes Zuhause ...", "Ich brauche eine Klimaanlage, die Hitze kann ich in diesem Zustand nicht ertragen ...").
Der eigentliche Wurfakt findet erstaunlicherweise nicht im Gruppenverband statt. Spürt das trächtige Weibchen die ersten Anzeichen der nahenden Geburt, sucht sie dafür einen sicheren Ort auf, an den sie sich vom mutmaßlichen Besamer begleiten lässt. Diesem kommt dabei eine reine Anwesenheitsfunktion zu, gelegentliche Ohnmachten werden registiert und in der Phase der postnatalen Depression thematisiert ("Du Waschlappen! Der Biggi ihr Mann hat sogar beim Kaiserschnitt zugeguckt!").
Der Wurfvorgang und der Abschluss desselben werden vom Weibchen, soweit medizinisch möglich, in Echtzeit kommuniziert. Damit tritt das Weibchen wieder in ihre Gruppe ein, nach Verlassen des sicheren Ortes kehrt es in sein angestammtes Revier und empfängt dort die anderen Mitglieder der Gruppe zu neuerlichen sozialen Kontakten. Dabei werden auch die wenigen, bislang noch nicht mit ITS infizierten Weibchen von der Infektiösen Tippsenschwangerschaft befallen. Auch hier kommt der verbale Infektionsweg zum Tragen: "Guck mal, wie süß der kleine Holger-Dingsbumms ist. Willst Du nicht auch ...".
Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches werden sich nun fragen, was an der geschilderten ITS so schlimm sein mag, dass ich diese zur gefährlichsten Krankheit weltweit erkläre. Ganz einfach: Die ganzen schwangergequatschten Nancys, Mandys, Biggys, ... verderben sich, ihren Besamern und dem Rest ihres Umfeld ziemlich perfekt das Leben. Und auch für die kollektiv gezeugten Kinderlein sieht's eher mau aus ... bei den Eltern ... und das schlimmste: Nach spätestens zwei Jahren bricht der Erreger erneut aus. "Has'te schön gehört? Die Tanja hat sich schon wieder anbumsen lassen ... süüüüüß. "
Woran ich das bemesse? Für mich hat die Gefährlichkeit einer Krankheit etwas damit zu tun, wie viele Leben sie ruiniert. Okay, in dieser Beziehung haben Pocken, Pest und Tuberkulose einiges zu bieten, aber auch Aids und Grippe sind nicht übel. Doch gegen meinen Favoriten sind das alles nur laue Lüftchen. Mein Favorit heißt ITS und ist kein Reiseunternehmen, sondern eine waschechte Infektionskrankheit, die jährlich Millionen Leben zerstört.
Hinter dem Kürzel ITS verbirgt sich die schauerliche Infektiöse Tippsenschwangerschaft. Der Name geht auf die typische Übertragungsweise zurück: ITS kann sich durch engen, auch rein verbalen Kontakt zwischen weiblichen Menschen, aber auch auf dem Umweg über Telefone, bevorzugt smartphones, sowie chats und facebook ausbreiten. Als hochgradig gefährliche Seuchenherde gelten Friseursalons, Kosmetikstudios, die Wartezimmer von Kinderärzten, Clubs, Lady-Fitness-Einrichtungen usw.
Um ein wenig ins Detail zu gehen: ITS befällt geschlechtsreife Frauen im Alter von Mitte 20 aufwärts, die unter einer geistigen Schwäche leiden, dies aber wegen eben dieser in den meisten Fällen gar nicht bemerken, sondern sich püppchenwohl fühlen. In der Regel (d.h. immer und meistens, nicht jedoch nur während selbiger) pflegen diese Frauen intensive soziale Kontakte ("Bussie Bussie, was gibt's den Neues?") zu ähnlich gearteten Weibchen. Diesen Kleingruppen gehören überdurchschnittlich viele Vertreterinnen sinnarmer bzw. -freier Berufe an, stark vertreten sind so genannte "Tippsen". Die Gruppengröße variiert zumeist zwischen fünf und 20, allerdings wurden auch besonders socialmedia-affine Gruppen mit mehr als 50 Mitgliedern nachgewiesen.
Gerät ein Gruppenmitglied in den Zustand der Trächtigkeit, wird diese Statusänderung in Echtzeit gruppenweit kommuniziert. Das dafür eingesetzte Vokabular ist uneinheitlich, typische Äußerungen sind "Sabin bekommt ein Wunschkind", "Danny hat ihren Kerl reingelegt" oder "Biggi war zu blöd die Pille zu nehmen".
Nach Umlauf dieser Mitteilung setzt bei den Mitgliedern der Kleingruppe zeitnah massive Rolligkeit ein, nicht immer wird jedoch der Kinderwunsch den jeweiligen Partnern mitgeteilt. Kennzeichnend ist, dass die Trächtigkeit in nur drei Monaten etwa zwei Drittel der Gruppenmitglieder befällt.
Unmittelbar nach Befruchtung verfallen die mit ITS infizierten Weibchen in den Muttermodus, der sich durch den zeitweiligen Verzicht auf allergieauslösende Haustiere, ggf. auch die Reduzierung des Nikotinkonsums, nicht aber den vollständigen Verzicht auf Alkohol auszeichnet. Im Gegenzug erfolgen eine sehr rasche Gewichtszunahme, die Belegung einschlägiger Kurse ("Sex im zweiten Monat", "Zellulite für Anfängerinnen", "Natürliche Geburt", "Webshops für Schwangere" ...) und die Intensivierung der Gruppenkontakte. Höhepunkte dieser Gruppentreffen sind Gewichtsvergleiche, Namenswahl, die Auswertung von Laborbefunden und das gemeinschaftliche Betrachten und Posten von Ultraschallbildern.
Die Zeit bis zum Wurftermin wird in erster Linie genutzt, um die nun nicht mehr benötigten Männchen zu Umbauarbeiten zu nötigen ("Der kleine Knut-Holger braucht doch ein schönes Zuhause ...", "Ich brauche eine Klimaanlage, die Hitze kann ich in diesem Zustand nicht ertragen ...").
Der eigentliche Wurfakt findet erstaunlicherweise nicht im Gruppenverband statt. Spürt das trächtige Weibchen die ersten Anzeichen der nahenden Geburt, sucht sie dafür einen sicheren Ort auf, an den sie sich vom mutmaßlichen Besamer begleiten lässt. Diesem kommt dabei eine reine Anwesenheitsfunktion zu, gelegentliche Ohnmachten werden registiert und in der Phase der postnatalen Depression thematisiert ("Du Waschlappen! Der Biggi ihr Mann hat sogar beim Kaiserschnitt zugeguckt!").
Der Wurfvorgang und der Abschluss desselben werden vom Weibchen, soweit medizinisch möglich, in Echtzeit kommuniziert. Damit tritt das Weibchen wieder in ihre Gruppe ein, nach Verlassen des sicheren Ortes kehrt es in sein angestammtes Revier und empfängt dort die anderen Mitglieder der Gruppe zu neuerlichen sozialen Kontakten. Dabei werden auch die wenigen, bislang noch nicht mit ITS infizierten Weibchen von der Infektiösen Tippsenschwangerschaft befallen. Auch hier kommt der verbale Infektionsweg zum Tragen: "Guck mal, wie süß der kleine Holger-Dingsbumms ist. Willst Du nicht auch ...".
Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches werden sich nun fragen, was an der geschilderten ITS so schlimm sein mag, dass ich diese zur gefährlichsten Krankheit weltweit erkläre. Ganz einfach: Die ganzen schwangergequatschten Nancys, Mandys, Biggys, ... verderben sich, ihren Besamern und dem Rest ihres Umfeld ziemlich perfekt das Leben. Und auch für die kollektiv gezeugten Kinderlein sieht's eher mau aus ... bei den Eltern ... und das schlimmste: Nach spätestens zwei Jahren bricht der Erreger erneut aus. "Has'te schön gehört? Die Tanja hat sich schon wieder anbumsen lassen ... süüüüüß. "
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Mittwoch, 29. August 2012
Sag nie nie. Oder: Manchmal zwitschert's nun doch
zeitungsdieb, 14:17h
Okay, man soll nie nie sagen. Irgendwann habe ich mal gesagt, dass Twitter und Facebook auch ohne mich klarkommen. Zumindest in punkto Twitter hat sich das heute geändert. Da ich einen beruflichen Zwitscherauftrag habe, musste ich den passenden Account zulegen. Und weil ich einmal dabei war, habe ich auch gleich noch @Zeitungsdieb aktiviert. Unter diesem Account gibt es künftig allerlei kurze Gedanken von mir; also genau das, was ich in meinem kleinen, politisch mitunter nicht korrekten Tagebuch ansonsten tunlichst vermeide. Wer sich dafür interessiert, möge mir die Gefolgschaft erklären.
Achja, was es unter @Zeitungsdieb ganz sicher nicht geben wird, sind Zwitscherdinger in der Art "Guten Morgen, es geht mir heute schlecht" oder "Es ist zehn Uhr, wer ist später?". Und auch meinen Speisen- und Getränkekonsum werde ich nicht posten.
PS.: Was Facebook angeht, so gedenke ich, meine Abstinenz weiter zu pflegen.
Achja, was es unter @Zeitungsdieb ganz sicher nicht geben wird, sind Zwitscherdinger in der Art "Guten Morgen, es geht mir heute schlecht" oder "Es ist zehn Uhr, wer ist später?". Und auch meinen Speisen- und Getränkekonsum werde ich nicht posten.
PS.: Was Facebook angeht, so gedenke ich, meine Abstinenz weiter zu pflegen.
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