Montag, 5. August 2013
Doping reloaded. Oder: Schreiberling mit Grund zur Freude
Manchmal freue ich mich, dass mein kleines, politisch nicht immer korrektes Tagebuch seinen LeserInnen Themen ein wenig eher als andere Medien nahebringt. So zum Beispiel bei der staatlich geförderten Doperei in Deutschland-West. Vor mehr als vier Jahren schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1388771/ ein paar Zeilen über den Aufruf zum Doping durch Wolfgang Schäuble. Dass besagter Giftspritzer inzwischen vom Bundesüberwachungs- zum Deutschlandenteignungsminister geworden ist, ändert nichts daran, dass der seinerzeit ganz vehement zum Dopen aufgerufen hat, um gegen die DDR-Sportler zu bestehen.
Daran, dass der nun erschienene Bericht http://www.sueddeutsche.de/sport/doping-in-deutschland-geschichten-aus-monsterland-1.1737967
beinahe in der Versenkung verschwunden wäre, haben er und andere Blüten der politischen Kaste sicher erst dann einen Anteil, wenn man ihnen diesen mit Punkt und Komma nachweisen kann.

PS.: Regelmäßige LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich immer mal in die Zugriffsstatistik meines Geschreibsels schaue ... und daher weiß, aus welcher Quelle die Formulierungen einiger lieber Print-Kollegen stammen.

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Dienstag, 30. Juli 2013
Brief an einen Mitbewunderer. Oder: Borsdorfer Putzigkeit
Einen (zum Glück klitzekleinen) Teil meiner Brötchen verdiene ich mit der Herstellung eines Heimatblattes, in dem auch das Amtsblatt der Gemeinde Borsdorf enthalten ist. Zu diesem Auftrag kam ich irgendwie wie die Jungfrau zum Kinde, denn eigentlich gab es da jemanden, aber die Gemeinde sah sich Sparzwängen ausgesetzt und schrieb die Leistung aus ... und weil besagter jemand nicht wirklich von seinen stolzen Zahlen abrücken wollte und ich ein sauber kalkuliertes Angebot gemacht hatte, bin ich nun (neben vielen anderen Dingen) Borsdorfer Dorfjournalist und all sowas.
Besagter Nichtabrücker, nennen wir ihn Jo, war sauer, ist nun mein liebster Mitbewunderer, straft mich durch Nichtachtung und beschwert sich, wenn er glaubt, dass es Grund zu Beschwerde gibt http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2025706/ , auf Umwegen bei der Obrigkeit, auf dass diese mich zur Räson bringen möge.
Oder er lässt Mutti im Rathaus anrufen, auf dass diese dort verkünden möge, dass im Briefkasten noch kein Amtsblatt steckte. Und dass, obwohl er mich kurz zuvor höchstselbst auf einer Veranstaltung ignoriert hatte und obwohl meine Kontaktdaten nun wirklich keine Borsdorfer Geheimsache sind (und einige Male sogar, obwohl ich Jos Kasten selbst befüllt hatte).
Heute bin ich mal wieder unterwegs, um "Mutti" nach ihrer Beschwerde das Dorfblatt ins Postrohr zu schieben. Und weil ich ein netter Mensch bin und kommunikativ dazu, habe ich ein Anschreiben dazu gepackt, das ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte:

"Sehr geehrte Frau L.,
anbei erhalten Sie das fehlende Exemplar des VorOrt. Schade, dass es Ihre Adresse mal wieder erwischt hat. Die Reklamation an die Zustellfirma ist raus, damit es künftig besser klappt.
Ein Tipp für den Fall, dass Sie künftig dennoch Grund zu Beschwerden haben sollten: Rufen Sie mich doch direkt an, dann geht es mit der Nachlieferung schneller. Oder Ihr Mann spricht mich an, wenn er mich auf einem Termin sieht. Nur Mut, ich beiße nicht. Falls Sie in dieser Hinsicht noch immer skeptisch sein sollten: Eine E-Mail geht auch und ist garantiert frei von Bissgefahren.

Mit freundlichen Grüßen
André Dreilich

PS.: Da man auf liebgewordene Gewohnheiten nicht verzichten soll, können Sie ja Ihren Anruf bei der Gemeinde trotzdem noch tätigen bzw. Sie setzen die Verwaltung ins CC; aber, wie gesagt, der direkte Draht ist einfach der kürzere und in diesem Fall schnellere."

Hmmm, nun bin ich gespannt, ob es einen oder zwei Tage dauert, bis Old Man Jo sich bei der Obrigkeit telefonisch ausgeweint hat und diese mich anruft ...

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Donnerstag, 20. Juni 2013
Eurowoodoo. Oder: Verkaufe 10-Euro-Scheine für 5,95 Euro
Heute hatte ich eine tolle Idee. Ich gehe zu meiner Hausbank und lasse mir dort mein gesamtes Geld in 10-Euro-Scheinen auszahlen. Mit diesem Packen Scheine stelle ich mich auf den Leipziger Augustusplatz und verkaufe die 10er für 5 Euro weiter. Netto natürlich, brutto sind es 5,95 Euro. Diesen beinahe-Euro Gewinn führe ich ans Finanzamt ab, denn ich bin ja ein guter Steuerzahler.
Was höre ich da? Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sind der Ansicht, dass ein solches Modell nicht funktionieren kann? Was seid Ihr doch für ein sozialdemokratisches Rußfurzerpack! Natürlich haut das hin, denn erstens zahle ich Steuern und zweitens werde ich schon bald der umsatzstärkste Finanzplatz weit und breit sein.
Was sagt Ihr? Ich mache Verlust? Na und? Dann kann ich meine Einkommenssteuer auf Null drücken.
Und was passiert, wenn mein Geldbündel aufgebraucht ist? Ganz einfach! Dann bin ich so groß und wichtig und systemrelevant, dass Angela "Neuland" Merkel feststellen wird, dass die "Gemeinschaft in dieser schwierigen Situation ein Signal der Geschlossenheit an die Finanzmärkte senden muss" und ich bekomme neue 10-Euro-Scheine, notfalls per Hubschrauber.
Was sagt Ihr? Das ist Quatsch? Glückwunsch, dann habt Ihr ja das System hinter der ganzen Euro-Sülze begriffen. Man hat ein defizitäres Geschäftsmodell und hält es durch permanenten, nicht gedeckten Kapitalzufluss am Laufen. Dass dieses Modell funktioniert, beweisen Griechenland, Zypern, Italien, Spanien, Portugal, Irland, bald Frankreich usw. Dass dieses Modell nachhaltig ist(d.h., dass die dummen Deutschen immer wieder bluten), beweist Zypern, guckst Du hier http://www.welt.de/wirtschaft/article117280925/Zypern-will-neues-Geld-und-schimpft-auf-Europa.html

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Dienstag, 18. Juni 2013
G20-Teilnehmer abgehört. Oder: Wer nichts zu verbergen hat ...
Soso, Großbritannien bzw. dessen Schlapphüte sollen 2009 die Teilnehmer des G20-Gipfels überwacht und abgehört haben. Nachzulesen u.a. hier http://www.taz.de/Britischer-Geheimdienst-spaehte-G20-aus/!118244;beta/ und hier im Video http://www.welt.de/politik/ausland/article117184378/Grossbritannien-bespitzelte-G-20-Teilnehmer.html , das Original gibt es hier http://www.guardian.co.uk/uk/2013/jun/16/gchq-intercepted-communications-g20-summits (Weil schon mein oller Wunderkundeprofessor denen, die etwas lernen und begreifen wollen, den Konsum von Primärliteratur empfahl).
Doch zurück zum Thema: Da wurden also Politiker abgehört bzw. deren Kommunikation über das böse Netz mitgeschnitten.
Was ist daran so schlimm? Wie sagte unser aktueller Innenminister Hans-Peter Friedrich so schön "Wer nichts zu verbergen hat ..." (Guckst Du hier http://www.tagesspiegel.de/kultur/satire/irrer-innenminister-wahnsinn-radikalisierter-einzeltaeter-friedrich-will-freiheit-abschaffen/8121976.html und kicherst), was übrigens nicht seine Erfindung ist, sondern schon von seinen Vorgängern im Amt geäußert wurde, übrigens ebenso wie von "Zensursula" Ursula von der Leyen im Zusammenhang mit der Vorratsdatenspeicherung und anderen Versuchen zur Beschneidung grundgesetzlicher Freiheiten. Haben diese Internsivtäter uns nicht über Jahre gepredigt, dass nur Terroristen und Kriminelle ihre Daten verschlüsseln, der brave Bürger aber, der nichts zu verbergen hat, vor dem guten Onkel Staat bitteschön das Hemdchen lupfen möge?

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Montag, 17. Juni 2013
Windows mit Hintertür. Oder: Man beachte das Datum ...
Den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei der folgende Artikel auf Telepolis http://www.heise.de/tp/artikel/5/5274/1.html zur eingehenden Lektüre empfohlen. Die Leserschaft möge dabei insbesondere das Datum beachten, an dem der Artikel erschienen ist: Das war ziemlich genau zwei (!) Jahre vor dem Anschlag von nine-eleven, mit dem derartige Geschichten wie die beschriebenen ja gern begründet werden ...
F... USA!

Nachtrag: In diesem Zusammenhang sei den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auch die Lektüre dieses schon etwas betagten, gleichwohl aktuellen Zeit-Artikels empfohlen: http://www.zeit.de/1998/39/199839.c_krypto_.xml
Fuck USA!

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Mittwoch, 12. Juni 2013
Die Telekom drosselt weniger. Oder: Und was hilft mir das?
Tolle Nachricht, guckst Du hier http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article117050163/Telekom-gibt-nach-und-hebt-Drosselung-teilweise-auf.html Die Telekom drosselt Datensauger mit Flatrate nun doch nicht so stark wie angekündigt. Ursprünglich war ja angekündigt worden, Nutzer bei Erreichen eines Limits im GB-Bereich auf 384 kB/s zu würgen, Freikauf in Form höherer Flatratepreise inklusive. Das sorgte für rumpelndes Rumoren im Netz, brachte der Telekom den Beinamen Drosselkom ein und wurde von den Mitbewerbern aufmerksam verfolgt, aber nicht mit Häme bedacht. Kein Wunder, denn so ein Testballon kann ja auch für die eigene Preis- und Drosselpolitik von Nutzen sein.
Nun ist der Testballon zwar nicht geplatzt, aber seine schlappe Hülle zeigt an, dass er vorerst wohl keine Höhe mehr gewinnen wird. Im Klartext: Die Telekom wird künftig zwar ab einem Limit x drosseln, aber nicht mehr bis auf ISDN-Niveau. Dem abgewürgten User bleiben immerhin 2 MBit/s, das reicht geradeso zum Leben, zum Arbeiten nicht wirklich, zum Spaßhaben auf keinen Fall.
So richtig freuen kann ich mich über den Drosselkom-erstmal-Rückzieher allerdings nicht. Warum? Ich wohne und arbeite in einer zwar sehr attraktiven, wirtschaftlich interessanten, in Sachen Breitbandzugang jedoch stiefmütterlich behandelten Gemeinde vor den Toren Leipzigs. Über Werbung für Onlinevideotheken und so VDSL kann ich nur müde lächeln. Laut Telekom sind an meinem Anschluss maximal 6 MBit/s im Download möglich. Das scheint aber eine Marketing-Aussage und folglich nur gedrosselt wahr zu sein, denn laut Online-Test der Bundesnetzagentur http://www.initiative-netzqualitaet.de/zum-test/ dröppeln durch meinen Anschluss selbst unter optimalen Bedingungen allenfalls 3 MBit/s herab, Aufwärts, also beim Upload, sind es nur noch gut 200 kBit/s ... Das nervt, denn für mich gehört ein Upload größerer Datenmengen per FTP zum Tagesgeschäft.
Wenn mir jemand mit Drosselung kommt, kann ich locker bleiben. "Hab' ich schon, ist bei mir inklusive."

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Von Griechenland lernen ... Oder: Weg mit dem Öffentlich-rechtlichen Dudelfunk.
Die Griechen haben’s drauf. Und eigentlich sind sie ja gar nicht so schlimm. Okay, als es um die Einführung des Euro ging (dumm genug war die Führungskaste in Athen ja, den haben zu wollen), wurde ein wenig gemogelt. Aber mal ehrlich, Beschiss machen wir Deutschen doch auch genug …
Dass es unter den knapp elf Millionen Griechen ein paar Tausend über 100-jährige gab, die längst tot und zwecks fortgesetzten Rentenbezugs einfach nicht abgemeldet wurden, sorgte 2010 (Genau, damals, als das Merkel von einem wichtigen Signal an die Märkte sprach und dass nun alles besser werde) für hitzige Debatten. Aber mal ehrlich, in Deutschland gibt es nicht nur den Spruch „Setz‘ den toten Opa ins Fenster, damit wir noch einen Monat Rente bekommen“, nein, im Mutterland der Korrektheit sind bei genauerem Nachzählen mal eben eineinhalb Millionen Leute aus der Kartei verschwunden.

Doch zurück zu Griechenland, denn die regelmäßigen LeserInnen meine kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich zwar große Schleifen mache, aber irgendwann auf den Punkt komme. Und ebendieser hat mich zu meiner Eingangsbemerkung gebracht: „Die Griechen haben’s drauf.“
Warum? Guckst Du hier und staunst Du: http://www.welt.de/wirtschaft/article117043726/Griechenland-schliesst-staatliche-TV-und-Radiosender.html Am gestrigen 11. Juni 2013 wurden mal eben die staatlichen TV- und Radiosender abgeschaltet. Klassisch formuliert: Seit Mitternacht wird zurückgerauscht. Bzw. nur noch ...
Die Regierung hat’s beschlossen und mit der „unglaublichen Verschwendung“ der eingesetzten Mittel begründet. Im Klartext: Es handelt sich um jährliche Kosten von 300 Millionen Euro, das macht bei 11 Millionen Griechen gut 27 Euro pro Kopf, die staatliche Propagandafunk kostet. In Deutschland ist natürlich alles ganz anders, schöner, effizienter und vor allem besser, da ja am deutschen Wesen die Welt genesen … ach nein, das gilt ja gerade nicht. Also in Deutschland ist die Lage besser, da kostet der öffentlich-rechtliche Dudelfunk mit Bildungsauftrag 9,1 Milliarden http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentlich-rechtlicher_Rundfunk#Finanzierung Öcken im Jahr, das ist zwar ein wenig mehr als die griechischen 300 Millionen, aber wir Deutschen sind ja auch mehr, viel mehr. Nun rechnen wir mal der guten Ordnung halber nach … 9,1 Milliarden geteilt durch 80,334 Millionen Köpfe (ja, das ist eine krumme Zahl, aber seit dem Zensus kommt es auf jeden an, diese blöde Zählerei hat uns 1,5 Millionen Köpfe gekostet, dagegen nehmen sich die 250.000 deutschen Stalingradtoten ja wie eine Petitesse aus). Was kommt raus? 113,26 Euro. Ähäm!?
Nun mögen die geneigten LeserInnen einwerfen, dass der Öffentlich-Rechtliche Propagandafunk ja auch einen Bildungsauftrag und so hehres Zeugs hat. Das mag sein und sogar im Gesetz stehen, aber in der Realität gelingt es den Verantwortlichen zumindest im TV-Bereich, aber auch in weiten Teilen des formatierten Hörfunks, diesen Bildungsauftrag bzw. dessen Erfüllung sehr gut zu tarnen. Und außerdem wollen selbst die unterkiefertief im Sparwasser stehenden Griechen nicht gänzlich auf die staatlichen Kanalarbeiter verzichten. Sie machen per Gesetz, welches ich gern auch in Deutschland sähe, die Propagandasender einfach temporär dicht, ziehen die Stecker raus und fangen in kleinerem Maßstab neu an; mit einem staatlichen Rundfunk, der auf seinen eigentlichen Auftrag reduziert wurde.
Und gerade das sehe ich als Beispiel für Deutschland. Schließlich ist es eine illusorische Vorstellung, ein verbonztes, verfilztes, von Amigos, bürokratischen Tumoren und politischen Abhängigkeiten durchwuchertes Unternehmen wie den Öffentlich-Rechtlichen Wunderfunk reformieren zu wollen. Das klappt nur im Falle einer feindlichen Übernahme, so geschehen beim DDR-Rundfunk im Zuge der deutschen Vereinigung. Der wurde letzten Endes übernommen und abgewickelt, nichts anderes haben die Griechen vor. Der Fehler damals war nur, dass man damals bewährte ÖR-Kämpfer bei der Abwicklung eingesetzt hat, denn die brachten ihren Filz aus Mainz, München und Köln gleich mit. Wobei ich mich an ein sehr schönes Sprichwort erinnere: Wer Leberwurst machen will, darf nicht die Schweine nach dem Rezept fragen. Oder, für Vegetarier: Willst Du einen Sumpf trockenlegen, frag‘ nicht die Frösche. Ist aber nun wieder ökologisch unkorrekt.
Auf alle Fälle böte die Abschaffung des ÖR-Marktverzerrungskonzerns in Deutschland samt anschließender Neugründung die Chance, einen Rundfunkt zu etablieren, der sich wieder auf seinen Programmauftrag und seine eigentlichen Kompetenzen besinnt. Soll heißen: Information, Bildung, ein wenig Unterhaltung, aber nicht Berieselung, Merchandising und Humtatta-Events mit 40.000 Zuschauern oder Shows auf Malle.
PS.: Wenn zwischen „altem“ und „neuem“ ÖR-TV drei Monate Sendepause liegen, fällt das nicht wirklich auf. Der typische ZDF-Zuschauer (besser: Davorsitzer) merkt doch nicht mal, wenn man ihm die Schüssel klaut.

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Montag, 10. Juni 2013
Pissnelkengedanken beim Leipziger Stadtfest. Oder: Wenn das Friedenszentrum grollt.
Am Wochenende war in Leipzig Stadtfest. Okay, das ist eine der Veranstaltungen, um die ich normalerweise einen großen Bogen mache; so organisiertes Humtatta mit Biertrinkertreffen ist nicht mein Ding. Privat meide ich solche Rudelschubsereien mit pseudokulturellem Anspruch. Wenn ich dienstlich dort zu tun habe, um darüber zu berichten, wahre ich professionelle Distanz und ziehe aus dem Erlebten durchaus einen gewissen Lustgewinn. In etwa so wie ein Chirurg, der privat ein ebenso netter Kerl wie ich sein mag, dienstlich aber durchaus darüber frohlocken wird, wenn sich unter dem hurtigen Schnitt seines Skalpells ein "richtig schönes Karzinom" auftut, es ablichtet und seinem Berufskollegen in Castrop-Brauxel mit den Worte schickt "Da geht einem doch das Herz auf."
Doch zurück zum Leipziger Stadtfest. Das fand am Wochenende statt und es liegt mir fern, über Sinn und Unsinn einer solchen Veranstaltung zu richten, während ein paar Kilometer weiter noch Häuser im Hochwasser absaufen. Meine Lokalpostille, die dem Qualitätsjournalismus verpflichtete "Leipziger Volkszeitung", hat das heute getan und kam zu dem Schluss, dass es zwar ein komisches Gefühl hervorrufe, aber irgendwie doch besser sei. Und für einen guten Zweck. *doppelbrech*
Beim Leipziger Stadtfest traten allerlei Selbst- und wohl auch ein paar tatsächliche Darsteller auf, um die nach Brot und Spielen lechzenden Massen zu beglücken. Dass ich von den wenigsten dieser Akteure bisher etwas gehört habe, ist wohl sicher meinem mangelnden Interesse an aktueller Popkultur geschuldet. Denn wie könnte eine Millione Fliegen irren ...
Zu den Stadtfestbeteiligten, deren Name mir etwas sagt, gehört übrigens die Bundeswehr. Diese präsentierte sich von ihrer sportlichen Seite, und während "draußen" 11.000 Soldatinnen und Soldaten im Hochwassereinsatz waren, zeigte die Bundeswehr drinnen in Leipzig Segways, Stuntkissen und vieles mehr und kam damit wohl sehr gut an. Was mich freut, denn ich gehöre zu den Befürwortern unserer deutschen Armee.
Weniger erfreut zeigten sich allerdings "einige Akteure des Friedenszentrums Leipzig", berichtete meine Lokalpostille. Diese Akteure erhoben den Vorwurf, die Bundeswehr würde beim Stadtfest "Kanonenfutter einsammeln" und hielten flugs eine Mahnwache ab.
Nun leben wir ja (nicht zuletzt dank der Bundeswehr) in einem freien Land, indem man nicht nur SPD wählen, sondern relativ ungestraft auch allerlei anderen kruden Meinungen nicht nur nachhängen, sondern diese auch publik machen kann. Und wenn Christoph & Co. durchaus eine Mahnwache abhalten wollen, so sei ihnen das gegönnt, da machen sie wenigsten anderenorts keinen Mist.
Ja, es begleiten ihn und seine Mitstreiter sogar meine innigen Wünsche. "Oh Du großer himmlischer Schlachtenlenker, wer und wo auch immer Du seist, wenn es Dich denn gibt, so schick diesen friedenszentralen Pissnelken und ihrem Freundeskreis ein Hochwasser auf den Hals, lass' ihre Urinale und Klobecken überlaufen und allüberall stinkende Fäkalien sein, lass' ihre Kräutergärten, Häuser und Wohnungen absaufen. Aber lass' weder THW noch Bundeswehr kommen, um ihnen irgendwie zu helfen, auf dass sie nicht in Versuchung geführt werden, sich durch die Mächte des Bösen erretten zu lassen.
Und wenn ich noch einen klitzekleinen Wunsch äußern haben dürfte, oh Du großer Schlachtenlenker: Schick' einen kleinen Schwapp des stinkenden Hochwassers dem LVZ-Schreiberling über den Hals, der den mahnwachenden Friedenswächtern auch noch Platz in seinem Bericht eingeräumt hat."

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