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Mittwoch, 14. Mai 2014
"Die Partei" lügt nicht. Oder: Lesenswertes Interview zur Europawahl
zeitungsdieb, 10:39h
"Die Partei"-Führer Martin Sonneborn hat Telepolis ein sehr lesenswertes Interview zur Europawahl gegeben. Wer "Titanic" kennt und ein wenig mag, sollte hier http://www.heise.de/tp/artikel/41/41730/1.html mal reinlesen.
Ziel von "Die Partei" ist es übrigens, den Wegfall der 3-Prozent-Hürde schamlos auszunutzen und mindestens einen Sitz im EU-Parlament zu holen. Warum? Sonneborn sagt's im Interview klipp und klar: "... weil es bei einem Sitz in Brüssel um über 33.000 Euro pro Monat geht. Wenn wir die 0,6 Prozent schaffen, schleusen wir bei monatlichem Rücktritt 60 Leute durchs Parlament. Die übrigens auch alle noch ein halbes Jahr Übergangsgelder beziehen. Wir melken die EU fast wie einer dieser kleinen südeuropäischen Staaten!"
Für so viel politikbetrieblichunübliche Ehrlichkeit sollte ich die eigentlich wählen ...
Ziel von "Die Partei" ist es übrigens, den Wegfall der 3-Prozent-Hürde schamlos auszunutzen und mindestens einen Sitz im EU-Parlament zu holen. Warum? Sonneborn sagt's im Interview klipp und klar: "... weil es bei einem Sitz in Brüssel um über 33.000 Euro pro Monat geht. Wenn wir die 0,6 Prozent schaffen, schleusen wir bei monatlichem Rücktritt 60 Leute durchs Parlament. Die übrigens auch alle noch ein halbes Jahr Übergangsgelder beziehen. Wir melken die EU fast wie einer dieser kleinen südeuropäischen Staaten!"
Für so viel politikbetrieblichunübliche Ehrlichkeit sollte ich die eigentlich wählen ...
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Dienstag, 13. Mai 2014
Nachtrag zum neuen Layout meiner Lokalpostille. Oder: Da geiffert der Hans.
zeitungsdieb, 10:49h
Meine Lokalpostille, die "Leipziger Volkszeitung", pflegt einen kreativen Umgang mit Leserbriefen. Nein, ich will jetzt nicht unterstellen, dass da gefakt wird; muss es auch nicht, es finden sich ja immer genug Dödel, die etwas ganz nach Wunsch toll oder skandalös finden, so wie es eben der gewünschten Linie entspricht.
Aber immerhin: Wenn es gilt, eine Kampagne zu unterstützen oder sich von Claqueuren den Rücken stärken zu lassen, werden die Ergüsse emsiger Leserbriefschreiber mit der richtigen Meinung (vulgo: Jubelperser) immer gern ins Blatt gehoben.
Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wie ich gerade heute zu einer solchen Aussage komme. Ganz einfach; heute türmte sich an ungewohnter Stelle, nämlich nicht auf der sonst üblichen Leserbriefseite, sondern im Hauptteil (erstes Buch) eine Leserbriefsonderdeponie auf, deren Zweck darin bestand, das neue Layout meiner Lokalpostille zu lobhudelschleimen.
Dramaturgisch ist die Leserbriefsonderrubrik feinstens aufgebaut: Zuvörderst finden sich die uneingeschränkten Hosianna-Rufer, die schon seit gefühlten dreidreiviertel Trillionen Jahren auf das neue Layout gewartet haben und nun glückselig sind, endlich Erfüllung gefunden zu haben. Gefolgt werden diese sehr glaubwürdigen Stimmen von ein paar vorsichtigen "Es ist obertoll, aber ..."-Lobhudlern, die natürlich auch alles epochal finden, aber eine winzeklitzige, unbedingt jedoch konstruktive Kritik am Madsackschen Einheitsbrei anbringen ("Für die Ü100-Leser ist die Schrift in der Glückwunschrubrik vielleicht ein wenig zu klein"), sich aber am liebsten schon wieder dafür entschuldigen möchten ("Ich brauchte sowieso eine neue Brille").
Das alles ist so wohlformuliert und ausgewogen, dass weniger positiv denkende Menschen als ich von einer Verarsche reden würden. Ich aber nicht ...
Allerdings habe ich momentan ohnehin andere Gedanken im Kopf. Ich grüble, warum seit meiner heutigen LVZ-Lektüre in meinem Hirn die Erinnerung an einen wirklich legendären LVZ-Leserbrief herumspukt. Dieser ist am 6. Oktober 1989 im damaligen Organ der Bezirksleitung der SED erschienen (Guckst Du hier: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht_alt/volk.html ) und war seinerzeit auch ein überaus kreatives Beispiel für den Umgang mit Leserbriefen, sogar für die Verhältnisse der DDR.
BTW: Weiß irgendjemand, wer Hans Geiffert war?
PS.: Um nicht als Meckerer dazustehen ... ich kann dem neuen LVZ-Layout immerhin einen positiven Aspekt abgewinnen, den ich hiermit gern zu Protokoll gebe: Zumindest einige der in Unehren ergrauten leitenden und sonstigen Redakteure, Muldentaler Namensgoogler und Kolumnenredakteusen, die sich seit gefühlten 15 Jahren hinter irgendwelchen Jugendkonterfeis versteckt hatten, lassen ihre Gesichter nun mit einem etwas altersgemäßeren Foto aus den Zeitungsspalten hervorknittern.
Aber immerhin: Wenn es gilt, eine Kampagne zu unterstützen oder sich von Claqueuren den Rücken stärken zu lassen, werden die Ergüsse emsiger Leserbriefschreiber mit der richtigen Meinung (vulgo: Jubelperser) immer gern ins Blatt gehoben.
Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wie ich gerade heute zu einer solchen Aussage komme. Ganz einfach; heute türmte sich an ungewohnter Stelle, nämlich nicht auf der sonst üblichen Leserbriefseite, sondern im Hauptteil (erstes Buch) eine Leserbriefsonderdeponie auf, deren Zweck darin bestand, das neue Layout meiner Lokalpostille zu lobhudelschleimen.
Dramaturgisch ist die Leserbriefsonderrubrik feinstens aufgebaut: Zuvörderst finden sich die uneingeschränkten Hosianna-Rufer, die schon seit gefühlten dreidreiviertel Trillionen Jahren auf das neue Layout gewartet haben und nun glückselig sind, endlich Erfüllung gefunden zu haben. Gefolgt werden diese sehr glaubwürdigen Stimmen von ein paar vorsichtigen "Es ist obertoll, aber ..."-Lobhudlern, die natürlich auch alles epochal finden, aber eine winzeklitzige, unbedingt jedoch konstruktive Kritik am Madsackschen Einheitsbrei anbringen ("Für die Ü100-Leser ist die Schrift in der Glückwunschrubrik vielleicht ein wenig zu klein"), sich aber am liebsten schon wieder dafür entschuldigen möchten ("Ich brauchte sowieso eine neue Brille").
Das alles ist so wohlformuliert und ausgewogen, dass weniger positiv denkende Menschen als ich von einer Verarsche reden würden. Ich aber nicht ...
Allerdings habe ich momentan ohnehin andere Gedanken im Kopf. Ich grüble, warum seit meiner heutigen LVZ-Lektüre in meinem Hirn die Erinnerung an einen wirklich legendären LVZ-Leserbrief herumspukt. Dieser ist am 6. Oktober 1989 im damaligen Organ der Bezirksleitung der SED erschienen (Guckst Du hier: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht_alt/volk.html ) und war seinerzeit auch ein überaus kreatives Beispiel für den Umgang mit Leserbriefen, sogar für die Verhältnisse der DDR.
BTW: Weiß irgendjemand, wer Hans Geiffert war?
PS.: Um nicht als Meckerer dazustehen ... ich kann dem neuen LVZ-Layout immerhin einen positiven Aspekt abgewinnen, den ich hiermit gern zu Protokoll gebe: Zumindest einige der in Unehren ergrauten leitenden und sonstigen Redakteure, Muldentaler Namensgoogler und Kolumnenredakteusen, die sich seit gefühlten 15 Jahren hinter irgendwelchen Jugendkonterfeis versteckt hatten, lassen ihre Gesichter nun mit einem etwas altersgemäßeren Foto aus den Zeitungsspalten hervorknittern.
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Montag, 12. Mai 2014
Niveaulimbo mit neuer Optik. Oder: Alles wird gut bei der Leipziger Volkszeitung.
zeitungsdieb, 11:02h
Meine Lokalpostille, genau: die mit dem Qualitätsjournalismusanspruch mit sparsamer Umsetzung, hat seit dem 10. Mai eine neue Optik. Immerhin, der Relaunch bietet die Chance, dass zumindest für ein paar Tage das Kraut-und-Rüben-Layout unterbleibt und ein paar interne Regeln beachtet werden, ehe alles wieder verschleift.
Über die neue Optik gibt es hier http://www.danielgrosse.com/blog/lvz-seit-heute-mit-neuem-layout/ und da http://www.flurfunk-dresden.de/2014/05/10/dnn-und-lvz-mit-veraenderter-optik/ einige interessante Gedanken zu lesen, denen ich mich in weiten Teilen anschließe.
Mir hätte das neue Layout gut gefallen, hätte, wenn es vor ein paar Jahren gekommen wäre. Da war sowas noch einigermaßen zeitgemäß, inzwischen ist es eher stino. Um nicht missverstanden zu werden: Es ist weniger altbacken als das bisherige ...
Mein erster Eindruck beim Anschauen der Wochenendausgabe vom 10. Mai war "Sieht aus wie die 'Welt' für Arme", und so las es sich auch, denn trotz der geänderten Optik sind die Schwachstellen in Sachen Qualität und Originalität nicht wirklich behoben worden; weshalb auch? Irgendwie fühlte sich die heutige LVZ an, als hätten bei der Welt die Redakteure gestreikt und die Verlagsleitung die Spalten durch einen News-Aggregator füllen lassen; zumindest in weiten Teilen ... Aber das kann natürlich auch ein Ausdruck von Kontinuität sein ... genau wie der Auflagenschwund, den mit Sicherheit auch linksbündige Seitenköpfe und andere Gimmicks nicht stoppen werden.
PS.: Schön fand ich in den vergangenen Tagen die lustigen Äußerungen einiger LVZ-Kollegen zum neuen Layout über den verordneten breiten Konsens und zutiefst demokratische Ideenfindung im Haus an der Klagemauer.
Über die neue Optik gibt es hier http://www.danielgrosse.com/blog/lvz-seit-heute-mit-neuem-layout/ und da http://www.flurfunk-dresden.de/2014/05/10/dnn-und-lvz-mit-veraenderter-optik/ einige interessante Gedanken zu lesen, denen ich mich in weiten Teilen anschließe.
Mir hätte das neue Layout gut gefallen, hätte, wenn es vor ein paar Jahren gekommen wäre. Da war sowas noch einigermaßen zeitgemäß, inzwischen ist es eher stino. Um nicht missverstanden zu werden: Es ist weniger altbacken als das bisherige ...
Mein erster Eindruck beim Anschauen der Wochenendausgabe vom 10. Mai war "Sieht aus wie die 'Welt' für Arme", und so las es sich auch, denn trotz der geänderten Optik sind die Schwachstellen in Sachen Qualität und Originalität nicht wirklich behoben worden; weshalb auch? Irgendwie fühlte sich die heutige LVZ an, als hätten bei der Welt die Redakteure gestreikt und die Verlagsleitung die Spalten durch einen News-Aggregator füllen lassen; zumindest in weiten Teilen ... Aber das kann natürlich auch ein Ausdruck von Kontinuität sein ... genau wie der Auflagenschwund, den mit Sicherheit auch linksbündige Seitenköpfe und andere Gimmicks nicht stoppen werden.
PS.: Schön fand ich in den vergangenen Tagen die lustigen Äußerungen einiger LVZ-Kollegen zum neuen Layout über den verordneten breiten Konsens und zutiefst demokratische Ideenfindung im Haus an der Klagemauer.
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Dienstag, 6. Mai 2014
RB Leipzig steigt auf. Oder: Neues von meiner Lokalpostille
zeitungsdieb, 12:34h
Der viel zu früh verstummte Rio Reiser sang gelegentlich übers Geld und verkündete „man kann alles außer Liebe dafür kaufen". Doch der alternative Barde irrte. Meine Lokalpostille trat gestern mal wieder den Beweis dafür an, dass man für Geld sehr wohl Liebe, und sei sie auch nur vorgetäuscht, kaufen kann.
Dass meine Lokalpostille, die irgendwann dem Qualitätsjournalismus begegnete "Leipziger Volkszeitung", ein sehr inniges Verhältnis zum finanziell potenten Brause-Club "RB Leipzig" pflegt, ist unter den Lesern der LVZ kein Geheimnis. Und wenn den Rasenballern ein noch so laues Fürzchen entfleucht, wurde und wird es im Blatt so lange hin- und hergefächelt, bis es die Spalten füllt.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich hege keinerlei Groll gegen die Rasenballer; ich finde es sogar gut, dass ein Brause-Tycoon gerade meine Heimatstadt Leipzig für sein strategisches Investment in einen Retortenverein auserkoren hat. Längst hatte ich es aufgegeben, im Stänkern, Sticheln und immer-mal-wieder-Pleitegehen der alteingesessenen Leipziger Rasenkomiker noch irgendeinen Sinn zu suchen. Und Red Bull bringt Geld in die Stadt, das (im Unterschied zu DHL) nicht mit Nachtflugterror erkauft wird.
Apropos Geld: Weil Geld eben doch Tore schießt, hat RB Leipzig am vergangenen Wochenende den Aufstieg in die 2. Bundesliga komplett gemacht. Glückwunsch! Dass meine Lokalpostille diesem Ereignis den zustehenden Raum im Blatt widmen würde, war klar und angebracht.
Dass die Unbestechlichen aus dem Haus an der Klagemauer jedoch so auf die journalistische Kacke hauen und den Pressekodex http://www.presserat.de/pressekodex/pressekodex/ (Guckst Du Ziffer 7) gleich in Brause ersäufen, hat mich dann doch überrascht.
Okay, die Titelseite war zu drei Vierteln den Roten Bullen gewidmet, Sportchef Winfried Wächter verfasste gar einen herzigen Leitartikel unter dem Motto "Das Bekenntnis von Leipzig". Dazu erschien in Verantwortung des Chefredakteurs, Jan Emendörfer, eine 48 halbnordische Seiten umfassende Beilage "Glückwunsch zum Aufstieg". Diese könnte durchaus Anlass für ein paar Beschwerden beim Presserat geben, denn entgegen sonstiger Gepflogenheiten im Haus an der Klagemauer handelt es sich ausdrücklich nicht um eine "Verlagsbeilage", also kein Anzeigenverkaufsprodukt ... sondern irgendwie etwas redaktionell verbrämtes mit Anspruch. Wo? Den mögen die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches selbst suchen ...
Aber zurück zur Lokalpostille. Im ersten Buch der eigentlichen Qual-itätszeitung, auf den Seiten 2 und 3, wird "Der gerade Weg zum Aufstieg" gelobhudelt. Auch der Lokalteil verschließt sich der innigen Zuneigung zum Brauseverein nicht und meldet in einer Nicht-Meldung auf Seite 1, dass das erwartete Verkehrs-Chaos rund ums RB-Spiel nicht stattgefunden hat.
Da sieht es ja beinahe nach einer Unterlassungssünde aus, dass der Sportteil dem Fußballspiel "nur" eine Seite gewidmet hat. Und dass der Kulturteil samt Leserbrief- und "Medien"-Seite RB-frei geblieben ist, wird sicher Konsequenzen für die Verantwortlichen nach sich ziehen. Ließ sich denn kein Kulturschaffender finden, der dem Aufstieg am Sonntag spontan ein redaktionsschlussfreundliches Happening gewidmet hat? Und zumindest ein, zwei gefakte Leserbriefe hätten es sein dürfen ...
PS.: Ob die Zahl der Abo-Kündigungen in dieser Woche wohl höher als normal liegt? Es soll in Leipzig ja auch Fans anderer Fußballvereine geben ...
Dass meine Lokalpostille, die irgendwann dem Qualitätsjournalismus begegnete "Leipziger Volkszeitung", ein sehr inniges Verhältnis zum finanziell potenten Brause-Club "RB Leipzig" pflegt, ist unter den Lesern der LVZ kein Geheimnis. Und wenn den Rasenballern ein noch so laues Fürzchen entfleucht, wurde und wird es im Blatt so lange hin- und hergefächelt, bis es die Spalten füllt.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich hege keinerlei Groll gegen die Rasenballer; ich finde es sogar gut, dass ein Brause-Tycoon gerade meine Heimatstadt Leipzig für sein strategisches Investment in einen Retortenverein auserkoren hat. Längst hatte ich es aufgegeben, im Stänkern, Sticheln und immer-mal-wieder-Pleitegehen der alteingesessenen Leipziger Rasenkomiker noch irgendeinen Sinn zu suchen. Und Red Bull bringt Geld in die Stadt, das (im Unterschied zu DHL) nicht mit Nachtflugterror erkauft wird.
Apropos Geld: Weil Geld eben doch Tore schießt, hat RB Leipzig am vergangenen Wochenende den Aufstieg in die 2. Bundesliga komplett gemacht. Glückwunsch! Dass meine Lokalpostille diesem Ereignis den zustehenden Raum im Blatt widmen würde, war klar und angebracht.
Dass die Unbestechlichen aus dem Haus an der Klagemauer jedoch so auf die journalistische Kacke hauen und den Pressekodex http://www.presserat.de/pressekodex/pressekodex/ (Guckst Du Ziffer 7) gleich in Brause ersäufen, hat mich dann doch überrascht.
Okay, die Titelseite war zu drei Vierteln den Roten Bullen gewidmet, Sportchef Winfried Wächter verfasste gar einen herzigen Leitartikel unter dem Motto "Das Bekenntnis von Leipzig". Dazu erschien in Verantwortung des Chefredakteurs, Jan Emendörfer, eine 48 halbnordische Seiten umfassende Beilage "Glückwunsch zum Aufstieg". Diese könnte durchaus Anlass für ein paar Beschwerden beim Presserat geben, denn entgegen sonstiger Gepflogenheiten im Haus an der Klagemauer handelt es sich ausdrücklich nicht um eine "Verlagsbeilage", also kein Anzeigenverkaufsprodukt ... sondern irgendwie etwas redaktionell verbrämtes mit Anspruch. Wo? Den mögen die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches selbst suchen ...
Aber zurück zur Lokalpostille. Im ersten Buch der eigentlichen Qual-itätszeitung, auf den Seiten 2 und 3, wird "Der gerade Weg zum Aufstieg" gelobhudelt. Auch der Lokalteil verschließt sich der innigen Zuneigung zum Brauseverein nicht und meldet in einer Nicht-Meldung auf Seite 1, dass das erwartete Verkehrs-Chaos rund ums RB-Spiel nicht stattgefunden hat.
Da sieht es ja beinahe nach einer Unterlassungssünde aus, dass der Sportteil dem Fußballspiel "nur" eine Seite gewidmet hat. Und dass der Kulturteil samt Leserbrief- und "Medien"-Seite RB-frei geblieben ist, wird sicher Konsequenzen für die Verantwortlichen nach sich ziehen. Ließ sich denn kein Kulturschaffender finden, der dem Aufstieg am Sonntag spontan ein redaktionsschlussfreundliches Happening gewidmet hat? Und zumindest ein, zwei gefakte Leserbriefe hätten es sein dürfen ...
PS.: Ob die Zahl der Abo-Kündigungen in dieser Woche wohl höher als normal liegt? Es soll in Leipzig ja auch Fans anderer Fußballvereine geben ...
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Montag, 5. Mai 2014
Deutsch für Genießer. Oder: behördliche Wortkünstler im Einsatz.
zeitungsdieb, 17:28h
Aus der Pressemitteilung einer Leipziger Behörde:
" ... unterschiedlichste Quellen belegen einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der Gefährdung dadurch für die Gesundheit, sowie auch umgekehrt."
Was will uns der Künstler damit sagen? Falls er es tatsächlich weiß, warum sagt er's dann nicht deutlich, sondern schwurbelt hier rum? Nicht zu wissen scheint das Künstlerlein allerdings, dass sich nicht jedes Eigenschaftswort steigern lässt. Die "unterschiedlichsten Quellen" sind in etwa so sinnfrei wie die "aktuellsten Informationen".
" ... unterschiedlichste Quellen belegen einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der Gefährdung dadurch für die Gesundheit, sowie auch umgekehrt."
Was will uns der Künstler damit sagen? Falls er es tatsächlich weiß, warum sagt er's dann nicht deutlich, sondern schwurbelt hier rum? Nicht zu wissen scheint das Künstlerlein allerdings, dass sich nicht jedes Eigenschaftswort steigern lässt. Die "unterschiedlichsten Quellen" sind in etwa so sinnfrei wie die "aktuellsten Informationen".
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Donnerstag, 24. April 2014
Behördensprech im Interview. Oder: Was man so alles auf den Schirm bekommt
zeitungsdieb, 11:00h
Kürzlich hatte ich ein Interview zum Zwecke der Endredaktion auf dem Bildschirm. Um nicht ins falsche Licht zu geraten: Dieses Opus stammt nicht von mir. Es soll beim Leser wohl den Eindruck erwecken, der Aufschreiber hätte dieses Gespräch so geführt. Allerdings habe ich da so meine Zweifel. Hier hat der Autor wohl ein paar behördliche Merkblätter verwurstet und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten mit wechselndem Erfolg bemüht, durch dazwischengemogelte Fragen ein Gespräch vorzutäuschen.
Mein Favorit ist die folgende Passage: "Die Durchführung ... kann nur unter dem Gesichtspunkt eines durchzuführenden gemeinschaftlichen Ereignisses ... genehmigt werden. Genaue Festlegungen sind in dem Merkblatt zur Erlaubniserteilung und Durchführung ... vom April 2012 enthalten."
Köstlich, so ein durchzuführendes Ereignis ... bei soviel imperativer Sprachgewalt höre ich fast schon das Keuchen Darth Vaders auf den Rathausfluren. Möge die Macht mit Euch sein.
PS.: Ausnahmsweise hatte bei besagtem Nichtgespräch auch keiner meiner besonderen Freunde von der LVZ die Finger im Spiel ...
Mein Favorit ist die folgende Passage: "Die Durchführung ... kann nur unter dem Gesichtspunkt eines durchzuführenden gemeinschaftlichen Ereignisses ... genehmigt werden. Genaue Festlegungen sind in dem Merkblatt zur Erlaubniserteilung und Durchführung ... vom April 2012 enthalten."
Köstlich, so ein durchzuführendes Ereignis ... bei soviel imperativer Sprachgewalt höre ich fast schon das Keuchen Darth Vaders auf den Rathausfluren. Möge die Macht mit Euch sein.
PS.: Ausnahmsweise hatte bei besagtem Nichtgespräch auch keiner meiner besonderen Freunde von der LVZ die Finger im Spiel ...
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Donnerstag, 24. April 2014
Holz schlägt Online. Oder: Meine Lokalpostille im 21. Jahrhundert
zeitungsdieb, 00:23h
Bei meiner Lokalpostille, der nach eigenem Glauben irgendwann dem Qualitätsjournalismus beinahe irgendwie begegnet sein wollenden Leipziger Volkszeitung, wird gespart. Das Stichwort heißt "Madsack 2018" und soll die Besitzer des Verlages, darunter auch die alte Tante SPD, beglücken.
Dass es mit der Sparsamkeit aber so einer Sache ist, mit der Führung aber auch, habe ich heute wieder erleben dürfen. Aus meiner aktiven Zeiten bei der LVZ, die nun zum Glück schon einige Jahre zurückliegen, kenne ich den ollen Redakteurskalauer: "Treffen sich vier feste und drei freie Schreiber und zwei Fotografen auf einem Termin und sagen 'Schön, dass Ihr hier seid' und alle sind von der LVZ."
Sowas gibt es natürlich nicht mehr, denn bei der LVZ geht es nun geordnet zu.
Dachte ich. Stimmt aber nicht.
Heute berichtete meine Lokalpostille aus eigener Recherche in ihrer Muldentalausgabe z.B. darüber, dass in der Gemeinde Borsdorf die Kommunalwahl wegen irgendwelcher Formfehler abgesagt werden muss.
Wohlgemerkt, diese Information erschien in der gedruckten Holzausgabe. Rund 24 Stunden später zog die superschnelle Online-Ausgabe mit einer dpa-Meldung nach. Guckst Du hier http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/zweiter-gemeinde-im-landkreis-leipzig-droht-wahlabsage/r-citynews-a-236116.html Das nennt man wohl Kernkompetenz, wenn's klappt, bei der LVZ heißt sowas Dienst nach Vorschrift.
Da bleibt für J. nur zu hoffen, dass E. privat nicht auch so spät kommt. Okay, das war ein Insiderwitz, aber cl, at, jr, bs und ein paar andere Leute können bestimmt drüber lachen. Und der Föhn hat rund um seinen schütteren Scheitel wieder rote Flecke. Hat er oft ...
PS.: Aber alles wird besser, wenn die Beschriftung für das ganze Fischeinwickelpapier in Hannover produziert wird.
Dass es mit der Sparsamkeit aber so einer Sache ist, mit der Führung aber auch, habe ich heute wieder erleben dürfen. Aus meiner aktiven Zeiten bei der LVZ, die nun zum Glück schon einige Jahre zurückliegen, kenne ich den ollen Redakteurskalauer: "Treffen sich vier feste und drei freie Schreiber und zwei Fotografen auf einem Termin und sagen 'Schön, dass Ihr hier seid' und alle sind von der LVZ."
Sowas gibt es natürlich nicht mehr, denn bei der LVZ geht es nun geordnet zu.
Dachte ich. Stimmt aber nicht.
Heute berichtete meine Lokalpostille aus eigener Recherche in ihrer Muldentalausgabe z.B. darüber, dass in der Gemeinde Borsdorf die Kommunalwahl wegen irgendwelcher Formfehler abgesagt werden muss.
Wohlgemerkt, diese Information erschien in der gedruckten Holzausgabe. Rund 24 Stunden später zog die superschnelle Online-Ausgabe mit einer dpa-Meldung nach. Guckst Du hier http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/zweiter-gemeinde-im-landkreis-leipzig-droht-wahlabsage/r-citynews-a-236116.html Das nennt man wohl Kernkompetenz, wenn's klappt, bei der LVZ heißt sowas Dienst nach Vorschrift.
Da bleibt für J. nur zu hoffen, dass E. privat nicht auch so spät kommt. Okay, das war ein Insiderwitz, aber cl, at, jr, bs und ein paar andere Leute können bestimmt drüber lachen. Und der Föhn hat rund um seinen schütteren Scheitel wieder rote Flecke. Hat er oft ...
PS.: Aber alles wird besser, wenn die Beschriftung für das ganze Fischeinwickelpapier in Hannover produziert wird.
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