Donnerstag, 9. Oktober 2014
Bin ich schon drin? Oder: Als Neuling im Gemeinderat.
Manchmal geschehen überraschende Dinge. Beispiel gefällig? Am 31. August 2014 wurde ich in den Borsdorfer Gemeinderat gewählt. Ganz ehrlich: Das hat viele überrascht, mich am meisten. Ich stand auf dem letzten Listenplatz und bekam trotzdem genug Stimmen, um nun im sehr sehenswerten Rathaus von Borsdorf (guckst Du http://www.borsdorf.de) den einen oder anderen Abend verbringen zu dürfen. Wahrscheinlich bin ich durch mein Geschreibsel im Ortsblatt, meine freche Klappe, meine Lauferei und einige andere Eigenarten einigen Leuten zu viel aufgefallen. Und das ist gut so.
Was ich als Neuling im Gemeinderat so alles erlebe, werde ich in einem kleinen Blog veröffentlichen. Um von den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Es liegt mir fern, künftig Beschlussvorlagen und anderes dröges Zeugs ins Netz zu packen. Mir liegt vielmehr daran, für meine Nachbarn ein paar Hintergründe zu beleuchten und sie zum Nachdenken anzuregen. Zum Beispiel darüber, warum ein bestimmter Abgeordneter an Gedächtnisschwäche leidet (genauer gesagt leidet er nicht darunter, aber er erinnert sich an viele eigene Aussagen nicht mehr) oder durch besonders viele Stimmenthaltungen glänzt.
Ich freu' mich drauf; aufs Ehrenamt und aufs Lästern.
Achja: Am 15. Oktober 2014 darf ich zum ersten Mal ran. Und ehe ich es vergesse: Mein "Bin-ich-schon-drin-Tagebuch" steht unter http://www.borsdorfer.de

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Mittwoch, 8. Oktober 2014
Alte Säcke und die Friedliche Revolution in der LVZ. Oder: Seid stille, der Oppa erzählt vom Kriech ...
Gestern war der 7. Oktober, vielen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher noch als "Tag der Republik" bzw. "Nationalfeiertag der DDR" bekannt. Keine Angst, an dieser Stelle folgt keine ostalgische Früher-war's-besser-Nummer.
Morgen ist der 9. Oktober; an diesem Tag fand 1989 die denkwürdige, weil wider Erwarten gewalt- und blutbadfrei abgelaufene Leipziger Montagsdemo statt, bei der - glaubt man den Aussagen der tatsächlichen oder behaupteten Teilnehmer - ca. 12 Trilliarden Menschen um den Leipziger Ring gezogen sein müssten. Real waren's ein paar weniger, zum Thema Erinnerungen gilt "Seid stille, der Oppa erzählt vom Kriech" (Ich war nicht dabei, bei mir mussten an besagtem Montag 120 Zentner Kohlen in den Keller).

Der morgige 9. Oktober wird in Leipzig aus unerfindlichen Gründen gern von nicht dabeigewesenen, erst später per Busch- oder besser Unfähigkeitszulage in die Stadt gekommenen Wichtigtuern hochgehalten. Und weil sich von 1989 bis 2014 irgendwie irgendein Jubiläum konstruieren lässt, kommen natürlich weitere Wichtiguern, Bundesgrüßauguste und so Zeugs dazu. Aber auch darüber will ich nicht schreiben, denn ich lebe im hier und heute und heute ist der 8. Oktober 2014.
Und heute verschaffte mir meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, ein Dejawuppdich.
Auf der Titelseite prangte ein vierspaltiges Foto, das neben einigen Erfrischungsgetränken aus bekanntem Cola-Hause, dreieinviertel altmodischen Stühlen und zwei putzigen Tischchen vor allem drei alte Säcke zeigt.
Jungspund in der Runde war mit 65 Lenzen Nochrocker Peter Maffay, das Mittelfeld belegte Ex-Gewandhauskapellmeister Kurt Masur (87), unangefochtene Nummer 1 war Ex-Kanzler Helmut Schmidt, der sich inzwischen zu 95 Jahren hochgekettenraucht hat. Irgendwie muss es auch noch einen Moderator gegeben haben, aber der hat wohl unter Zurücklassung von Mappe und Stuhl (also des Sitzmöbels, nicht seines Stuhls im physiologischen Sinne) das Podium in der Leipziger Peterskirche beim Fototermin verlassen, was für ihn spricht.
Meine Lokalpostille stellte das Bild unter den Titel "Legenden in Leipzig", was eine ganz bestimmt unbeabsichtigte, dafür um so nettere Doppeldeutigkeit ins Spiel bringt.
Was hatten die drei Legenden bei ihrem Treffen denn nun für Legenden zu erzählen? Nein, es ging nicht um um gesundheitliche Probleme älterer bis hochbetagter Männer, nicht um Schwerhörigkeit und auch nicht um unkontrolliertes Suchtverhalten. Wobei: An Expertise hätte es dieser Runde sicher nicht gemangelt. Aber das ist Sache der Apothekenrundschau, und die kostet nicht 1,40 Euro.
Vielmehr diskutierten (das sollte man bei der hinlänglich bekannten Sprechweise der beiden älteren Kollegen nicht wörtlich nehmen) die drei laut LVZ über "Die Kraft der Musik und die Friedliche Revolution in Leipzig".
Als ich das gelesen hatte, war mein Tag gerettet. ok, Maffay hatte immerhin eine Beziehung zur DDR, denn seine Coverversion des Karat-Songs "Über sieben Brücken musst Du geh'n" verkaufte sich schon mit dem Revanche-Album zwei Millionen Mal. Und von Musik, die man ja nicht mögen muss, hat der Mann Ahnung. Die hat Kurt Masur natürlich ebenso; dazu ist u.a. ihm der Ausgang des 9. Oktobers 1989 zu verdanken. Aber Helmut Schmidt? Gehörte der nicht zu jenen, die der Entwicklung in der DDR in den Jahren 89/90 - vorsichtig formuliert - ein wenig zurückhaltend gegenüberstanden?
Aber das ist alles Geschichte, morgen werden allerlei Gutmenschen in Leipzig das Lichterfest feiern und ich komme nicht umhin, mich beim Betrachten des Alte-Säcke-Fotos in der LVZ an einen in der DDR kursierenden Kalauer zu erinnern. Der lautete sinngemäß so: "Tagesordnung des 20. Parteitages der SED im Jahre 2028. 1. Generalsekretär Erich Honnecker und die Mitglieder des Politbüros werden auf die Bühne gefahren. 2. Die Genossen werden an den kollektiven Herzschrittmacher angeschlossen und singen gemeinsam das Lied "Wir sind die junge Garde des Proletariats."
PS.: Morgen lohnt sich die LVZ-Lektüre sicher ... da gibt es nicht nur die Statements des Siegener Religionslehrers und anderer Zugereister zum 9. Oktober, sondern auch einen ausführlichen Bericht zur Altherrenrunde. Und vielleicht erfährt die geneigte Leserschaft ja auch, wer den Moderator spielen durfte. Also mein Favorit wäre Johannes Heesters ... neu booten, ein paar Updates, dann passt er in die Runde. Die laufen ja alle noch unter DOS 2.0 ...

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Donnerstag, 25. September 2014
Turbo für die LVZ. Oder: Weniger ist manchmal mehr.
Der Onlineauftritt der Leipziger Volkszeitung ist irgendwie nicht wirklich zeitgemäß und handwerklich auch nicht sonderlich erwähnenswert. Vor allem aber ist er langsam. Gibt man lvz-online.de ein, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Seite aufbaut. Seit ein paar Tagen ist das anders. Nein, am Aussehen hat sich nichts geändert und auch die Inhalte sind so gut wie eh und je, also eher nur 4. Kreisklasse.
Aber der Onlineauftritt ist schneller geworden. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Erbsenzähler aus dem Hause Madsack dem Qualitätsmedium LVZ einen Turbo genehmigt hätten. Nein, es liegt an mir: Ich nutze seit einiger Zeit Adblock Plus und blende die blinkende und zappelnde und flashende Werbung aus.
Was übrigbleibt, ist ein kleines Häufchen redaktionelles Elend (bzw. das, was die LVZ ihren Leser als Redaktion verkauft), mit sehr viel Luft drumrum. Und da lt. Adblock Plus 28 Stück Werbeschrumms nicht mehr von irgendwelchen Servern herbeigeschaufelt werden müssen, kommt das Redaktionshäufchen nun zügig angeschwebt.
Einziges Manko: Die sehr zahlreichen und sehr werbelastigen Specials und Sonderthemen und Lieblingskundenbeweihräucherungen und die Selbstanbetungen filtert der Blocker nicht raus. Wobei: Würde ich mir einen weißen Bildschirm anschauen wollen?

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Sonntag, 21. September 2014
LVZ-Post reloaded. Oder: Schade ums Oktoberfest
Gestern bekam ich Post. Es war der 20. September, so gegen 17 Uhr, als ein netter Mensch mir mehrere Umschläge in den Briefkasten packte. Gegen Mittag hatte mich die gelbe Post" (also die echte) schon beehrt, nun verirrte sich die LVZ-Post http://www.lvz-post.de/ zu mir. Das mit dem Verirren ist wörtlich zu nehmen, denn so richtig schnell waren die Sendungen nicht bei mir gelandet. Einer der Umschläge war bereits am 16. September gestempelt. Er enthielt die Offerte eines Autohauses aus Markkleeberg, das mich gern bei seinem Oktoberfest begrüßen wollte. Dumm gelaufen, denn der Brief war lt. Stempel mindestens fünf Tage unterwegs gewesen (Ich renne die Strecke gelegentlich in eineinhalb Stunden) und das Freibiertringen ziemlich genau zu der Zeit, als meine Einladung ankam, vorbei.
Soviel zum LVZ-Post-Slogan "Mit der LVZ geht die Post ab! Zuverlässig. Sicher. Günstig." Ab geht sie vielleicht, aber mit dem Ankommen ist es so eine Sache.
Apropos Slogan: Wieder einmal bewahrheitet sich der in Österreich weit verbreitete Werbespruch "Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post." Wobei ich stets hinzufüge: mit der richtigen.

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Freitag, 19. September 2014
Doppelte LVZ-Überraschung. Oder: Seit wann werden denn hier Anzeigen als solche gekennzeichnet?
Vor drei Tagen schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2435376/ ein paar Sprüche zur oberaffengeilen Magixx-App meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, auf. Meinem Fazit, dass es sich dabei um Leichenkosmetik handelt und dass es doch wohl wichtiger sei, die Qualität des Mediums zu heben als das Billigblatt per App zu pushen, schlossen sich erstaunlich viele LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches an.
Ein wenig überrascht hat mich, dass die hier http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/die-lvz-wird-noch-lebendiger-digitale-zusatzangebote-mit-der-neuen-magix-app/r-aktuell_themen-a-255012.html nachzulesenden Kommentare noch immer nicht ausgeknipst sind ... Aber das bestätigt meine seit Jahren gehegte Vermutung, dass die Chefs der LVZ von der Existenz des Online-Auftrittes nicht wirklich wissen ... was so manches erklärt.

Viel mehr hat mich eine andere Entdeckung überrascht. Die regelmäßigen LeserInnen meines Tagebüchleins wissen, dass ich regelmäßig auf den kreativen Umgang der LVZ mit dem Pressekodex hinweise; guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/search?q=Pressekodex&submit=start
Vor allem die Vermauschelung von Anzeige und Redaktion und der fröhliche Verzicht auf die Kennzeichnung wirtschaftlicher Eigeninteressen im redaktionellen Teil ist ja im Verlagshaus an der Leipziger Klagemauer gängige Praxis.
Dachte ich; und sah mich gestern aufs Angenehmste überrascht. Da gönnte sich die LVZ im ersten Buch an exponierte Stelle eine viertelseitige Mentalmasturbation (für schnellbesohlte Praktikanten: Die holten sich da geistig einen runter ...).
Fünf begeisterte Zeitgenossen durften in die Kamera grinsen und erklären, dass und warum sie die Magixx-App sowas von cool und hot und geil finden oder demnächst sicher finden werden, wenn sie diese dann mal ausprobiert haben werden, was sie sicher gern demnächst mal tun wollen oder so oder ich hab's nur falsch gelesen.
Letzteres ist gut möglich, denn ersten schien mir zumindest ein Teil der Testimonials (das kommt von "bezeugen"!) unterbelichtet und zweitens und wichtigstens war ich erschüttert: Da verlief über dem Selbstbeweihräucherungsdingens doch tatsächlich eine graue Linie, an deren weit entferntem Ende das Wörtchen "Anzeige" grinste. Was rechtlich sicher geboten, handwerklich allerdings fragwürdig ist, denn unter besagter Linie gab's neben der Magixx-ist-geil- auch eine Nespressowerbung, macht in summa zwei und folglich hätte da der Plural "Anzeigen" stehen müssen.
Aber ich will mal nicht den Oberlehrer raushängen lassen. Bei der LVZ ist es wie in einer Förderschule ... man muss sich über kleine Fortschritte freuen und kräftig loben.
Also dann, ihr Lieben: Toll, dass Ihr Eure Eigenwerbung mal gekennzeichnet habt. Und wenn ich mir was wünschen darf: Beim nächsten mal könnt ihr den Mist auch noch so gestalten, dass er nicht aussieht wie ein x-beliebiges Stück Redaktionsbrühe. Früher gab's da bei der LVZ mal Regeln ... so mit "andere Schrift" und "anderes Spaltenmaß" ... Fragt mal ein paar von den Altgedienten, die kennen das noch vom vorletzten ChR.

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Dienstag, 16. September 2014
Leichenkosmetik. Oder: Meine Lokalpostille mit oberaffengeiler App.
Am Wegesrand lag eine Gestalt. Ungesunde Gesichtsfarbe, rasselnder Atem, kaum Puls, ziemlich übler Geruch, nicht ansprechbar. Der herbeigerufene Arzt lässt seinen orangefarbenen Notfallkoffer im Auto, greift sich ein Schminkkästchen, legt dem Sterbenden ein frisches Makeup auf, versieht die Wangen mit einem Hauch von Röte, gelt die wirren Haare zurecht und verkündet frohgemut: "Na bitte, jetzt wird der Typ noch lebendiger."
Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches haben sicher bemerkt, dass die beschriebene Begebenheit so nicht stattgefunden hat und eine versuchte Verarsche war.
Den Eindruck einer ebensolchen hatte ich heute auch beim Durchblättern meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung (Das Wort Durchblättern habe ich bewusst gewählt, denn Lesenswertes gibt es in diesem Produkt nur sehr selten).
Nun denn, auf der Titelseite brüllte mich unter dem Titelkopf der Hinweis auf eine Magixx-App an, dank welcher "Die LVZ noch lebendiger" werde. Als wäre solcherart Störung der Leichenruhe mit Ansage nicht verwerflich genug, gönnte die Chefetage dem Thema sogar eine ganzseitige Eigenwerbung, die putzigerweise unter dem Titel "Hintergrund" verpackt war. Darin wird dem DAL* erklärt, wie er das supergeile Angebot der LVZ in Sachen Augmented Reality nutzen kann, auf dass "Ihre Zeitung noch lebendiger" werde.
Noch einmal zum Hintergrundnachdenken für alle Klagemaurer: Die Komparation (=Steigerung) im Deutschen geht von einem Adjektiv im Positiv aus, nach oben hin folgen Komparativ und Superlativ. Für die Schnellbesohlten aus dem Haus an der Klagemauer: Bei einem Eigenschaftswort gibt es die Grund-, die Mehr- und die Meiststufe. Beispiel gefällig: Dumm, dümmer, am dümmsten. Falsch hingegen ist Qualitätszeitung, Mistblatt, LVZ. Warum? Weil's Substantive ("Dingwörter") sind und man die nicht steigern kann.
Zurück zum Ausgangsthema: Damit jemand bzw. etwas "noch lebendiger" werden kann, muss er/sie/es erst einmal lebendig sein. Die LVZ ist, um's mal sehr lesernah auszudrücken, schon ziemlich tot und auf dem besten Weg, irgendwo zwischen "noch töter" und "mausetot" zu landen. Aber das, liebe Leserschaft, war jetzt ein sprachlehrerischer Ulk und sollte mir bitte nicht als vermeintlicher Fehler um die Ohren gehauen werden.
Ich weiß nämlich, dass nicht jedes Wort sinnvoll gesteigert werden kann; im Unterschied zur gängigen Praxis meiner Lokalpostille LVZ gibt es bei mir z.B. das Wort "aktuell" nur in seiner Grundform. Aber das ist jetzt schon wieder ein anderes Thema ...
*Dümmstanzunehmendem Leser

Nachtrag: Hier http://www.lvz-online.de/nachrichten/aktuell_themen/die-lvz-wird-noch-lebendiger-digitale-zusatzangebote-mit-der-neuen-magix-app/r-aktuell_themen-a-255012.html hat es die Selbstbeweihräucherung rund um die Magixx-App auch in die Onlineausgabe geschafft. Das Posting ist nicht wirklich die Zeit wert, es anzuschauen. Aber die Kommentare darunter (solange verfügbar) haben hohen Unterhaltungswert. Mal sehen, wie lange die noch dastehen dürfen ... ich hab' schon mal einen Bildschirmschuss gemacht.

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Montag, 25. August 2014
IP-Telefonie ist toll. Oder: IP-Telefonie ist (vielleicht doch keine)Scheiße.
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich nicht zu den early adopters zähle. Guckst Du http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1740859/
Um nicht missverstanden zu werden: Ich habe nichts gegen Neuerungen, aber irgendwie müssen sie es schaffen, mich von ihrem wie auch immer gearteten Vorteil zu überzeugen. Nur weil ein anderes neu und angesagt ist, muss ich kein funktionierendes Gerät aussondern.
Und so habe ich auch einige Zeit gewartet, bis ich mich den Segnungen der IP-Telefonie hingab. Zuvor durften mir nette Telekommitarbeiterinnen (Ist das eigentlich System, dass mich nie Kerle anrufen? Wie ist das bei Kundinnen? Und woher wissen die, ob man/frau Hetero ist?) eingehend die Vorteile der neuen Technik gegenüber meinem ollen ISDN-Anschluss (der inzwischen auch ganz anders hieß) schildern. Letzten Endes überzeugte mich, dass ich durch den Wechsel auf IP-Telefonie einige Kosten sparen und zudem einen schnelleren Internetzugang erhalten würde.
Anfang Juli war es soweit. Mit einem leisen Ziehen in der Magengegend baute ich aus meinem Serverschrank den alten Router aus, installierte einen neuen namens Speedport irgendwas und brachte so nach und nach alles wieder in Gang. Irgendwann erfuhrt ich auch, dass es ein wenig dauern würde, bis ich telefonisch wieder erreichbar sei. Aber dann ging fast alles, das Wlan wlante und nach einigem Stöbern in diversen Anwenderforen ließ sich sogar das Rätsel lösen, warum mein oberaffengeiles Gigaset-Telefon zwar funktionierte, aber keine Anrufe erhielt.
In den folgenden Tagen entdeckte ich die Segnungen der IP-Telefonie (Wobei dieser Prozess bis heute anhält.) Und ich lernte, dass mein oberaffengeiles Gigaset-Telefon zwar Probleme mit der Einrichtung einer Rufumleitung hat, dass ich diese aber auch via Webinterface (sehr nett) und per Handy-App starten kann. Warum allerdings die Umleitung von Zeit zu Zeit Weiterschaltung heißt, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis der Telekom.
Doch die Freude am neuen IP-Dingens wurde getrübt, als Kunden mich auf dem Handy anriefen und mangelnde Erreichbarkeit via Festnetz monierten. Das Fehlerbild wechselte, mal ging's nur raus, aber nicht rein, dann war völlig Ebbe und irgendwann ging nichtmal mehr das Webinterface. Eine Störungsmeldung per Mail wurde umgehend übers Handy bestätigt, eine nette Frau (!) bat mich um Nachsicht und Geduld und versuchte mich zu trösten. Ich sei nicht allein, sondern Opfer eines Großschadensereignisses. Das stärkte mir den Rücken, denn es ist ja ein tolles Gefühl, nicht der einzige Depp zu sein, dessen Anschluss streikte. Ich war Teil etwas Großen, zusammen mit mehr als einer Million anderer Telekomkunden durfte ich erleben, wie es ist, wenn das Netz "down" ist. Das ist ein wenig so, als wäre ich bei Woodstock und der Loveparade im selben Jahr dabeigewesen, davon kann ich einst meinen Enkeln berichten.
Irgendwann war das Großschadensereignis behoben. Am nächsten Tagen lief das System wieder, auf eine Entschuldigung der Telekom warte ich nicht mehr. Die kommt ebenso wenig wie eine Gutschrift für die nicht bereitgestellte Leistung. Aber das ist sicher ok und steht in den AGB.
Oder die Telekom ist schlau und entschädigt kumulativ. Das liegt nahe, denn am nächsten Großschadensereignis durfte ich in der vergangenen Woche teilhaben. Als schon gestählter IP-Telefonist lehnte ich mich zurück, nutzte die letzten Minuten vor dem "down" zum Einrichten meiner Rufumleitungen und amüsierte mich über die hektischen Rookies, die versuchten, in irgendwelchen Foren Druck auf den Netzbetreiber zu machen.
Fazit: IP-Telefonie ist eine tolle Sache, wenn das Netz läuft. Scheiße, wenn's nicht läuft, denn dann dauert es, bis alles wieder anfährt.
Allen, die je nach Geschlecht und sexueller Orientierung von den Damen oder Herren der Telekom zur IP-Teleonie geschubst werden sollen, kann ich nur raten, diesem Werben nicht (nachtreag 10.3.2015: voreilig) nachzugeben. Noch nicht, denn irgendwann bekommt "big T" sein Netz sicher in den Griff. Aber bis dahin ...

Nachtrag per 28.8.14: Nächster Ausfall VOIP. Sollten die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches einen Anruf von Telekomwerbern in Sachen VOIP erhalten ... brüllt den Leuten ins Ohr, nennt sie Verbrecher und Betrüger, aber bleibt beim alten Vertrag.

Nachtrag per 10.3.2015: Ich verspüre ein vorfrühlingshaftes Entzücken. Seit meinem Nachtrag vom 28.8.2014 gab es keine weiteren Ausfälle. Zumindest sind mir solche weder aufgefallen noch von anderen Menschen mitgeteilt worden. Und auch das Telefoniecenter (eine Web-Anwendung zur Steuerung des VOIP) macht sein Ding in endlicher Zeit. *DreimalklopfaufHolz*

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