Mittwoch, 3. Dezember 2008
Deutsch ins Grundgesetz. Oder: Spuckesprühende Geiferer nach Anatolien
Heute möchte ich den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches erklären, was ein Reflex ist. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um eine neuronal vermittelte, unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus’ auf einen Bestimmten Reiz (Guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Reflex)
Man unterscheidet auf der einen Seite unbedingte Reflexe, wie z.B. die Reaktion des Augenlids auf einen sich nähernden Finger oder das Beinschnippsen beim Knieklopfen mit dem Hämmerchen, auf der anderen bedingte (=erlernte) Reflexe, wie das Sabbern des Pawlowschen Hundes beim Ertönen eines Glöckchens, das ihm das Futter ankündigt – auch wenn gar kein Futter kommt.
Weil Menschen oft der Auffassung sind, in der Evolution einen viel höheren Platz als z.B. Hunde erreicht zu haben, klappt das Sabbern bei ihnen nicht nur mit Glöckchen oder Blinklicht, sondern auch aufs Stichwort.
Beispiel gefällig? Gebraucht z.B. ein Redner die Worte „Hitler“ und „gut“ in einem Satz, tropft so manchem Zeitgenossen der Geifer aus dem Maul, selbst wenn der Satz eigentlich gelautet hat: „Hitler ist tot, und das ist gut so.“
Merke: Bei einem Reflex wird nicht nachgedacht, sondern sofort reagiert. Wie beim Blinzeln oder beim Husten, wenn ein Brotkrümel „in die falsche Röhre“ gerutscht ist. Das liegt an der Schutzfunktion, die die Reflexe haben. Sie sorgt dafür, dass der Brotbrocken schnell wieder aus der Luftröhre kommt und befähigt den Geiferer, auf zwei Böse Worte ohne die lästige Zwischenschaltung des Verstandes zu reagieren.
Solcherart reflektorisches Verhalten klappt übrigens auch, wenn man im Bundestag das Stichwort „deutsch“ gebraucht. An der Tür des Gebäudes steht zwar das Wort „deutsch“, aber schon kleine Kinder lernen, dass der Inhalt einer Sache nicht immer hält, was die Verpackung verspricht. Schöne Studien zum Thema Reflexe konnte man z.B. anstellen, als Friedrich Merz am 25. Oktober 2000 die Worte „Leitkultur“ und „deutsch“ gebrauchte. In einem Satz. So wie da gegeifert wurde, konnte man annehmen, Merz hätte „Hitler“ und „gut“ gesagt.

Allen berufsmäßigen Geiferern dürfte spätestens seit gestern dank des CDU-Parteitages wieder reichlich Brühe aus dem Maul tropfen. Warum? Da haben sich die Delegierten doch mehrheitlich erdreistet, die Aufnahme des Satzes „Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch“ zu fordern (guckst Du hier: http://www.welt.de/politik/article2815423/Es-wird-Zeit-dass-wir-unsere-Sprache-schuetzen.html) . Finde ich gut. Sollte gemacht werden. Schließlich wird damit niemandem verboten, eine andere Sprache zu nutzen, dafür wird aber eine Richtung vorgegeben. Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch – das ließe sich zwar noch etwas glatter formulieren, aber es ist eine aus meiner Sicht vernünftige Aussage, die durchaus ins Grundgesetz gehört, obgleich das Ähnschie das anders sieht.
Apropos anders: Grüne und rote Spuckesprüher sehen das ganz anders, sozusagen "noch viel anderser". Sie toben angesichts des CDU-Beschlusses schon mal auf Vorrat (übrigens in deutscher Sprache). Und natürlich meckern nun auch all die migrationshintergründlichen Deutschpassbesitzer und Nichtbesitzer, die bis heute in ihrer türkischen, russischen oder sonstwasfüreiner sprachlichen und kulturellen Parallelwelt dümpeln – sofern sie sich für CDU und Grundgesetz interessieren bzw. diese Diskussion überhaupt verstehen.
Was lehrt uns das? Reflexe sind etwas Gutes, denn man kann sich auf sie verlassen. Und Verlässlichkeit ist – das haben wir in der aktuellen Finanzkrise gelernt – etwas Wichtiges in einer Welt, die aus den Fugen zu geraten droht.

PS.: Ein Tipp an all die Geiferer – sollte die deutsche Sprache Eingang ins GG finden, bleibt ihnen immer noch das Auswandern. Na gut, in der Toskana wird es allmählich eng, aber auch Anatolien soll reizvolle Gegenden haben. Und dort hört man kaum ein deutsches Wort.

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