Samstag, 22. Dezember 2007
eGov, Aufkleber und amtliche Handarbeit
zeitungsdieb, 21:20h
Von Berufs wegen darf ich mich von Zeit zu Zeit ein wenig mit dem Thema EGov befassen. EGov – das ist Neusprech und bedeutet EGovernment. Hinter diesem englisch daherkommenden Schlagwort verbergen sich IT-Lösungen, die öffentlichen Verwaltungen („Government“) durch den Einsatz pfiffiger elektronischer Lösungen („e“) Arbeit abnehmen. Das soll dazu beitragen, dem Bürger zeitgemäße Dienstleistungen auch übers Internet anzubieten und in den Fällen, da unsereins noch zum Amt muss, Wartezeiten zu vermeiden. Außerdem trägt eGov dazu bei, in Zeiten knapper Kassen Budgets zu schonen. Beispiele für EGov kennt so ziemlich jeder: Stichworte wie Virtuelles Rathaus sind zwar vor allem Insidern bekannt, doch bei der Beantragung eines neuen Ausweises oder eines Führerscheins erlebt auch der Normalbürger, was elektronische Lösungen so alles vereinfachen können. Digitales Foto, gescannter Fingerabdruck, Name und Adresse – alles rutscht übers kommunale Datennetz mit 128-Bit-Verschlüsselung gen Bundesdruckerei. Die Kehrseite der Medaille: Immer mehr Politessen nutzen den P3-Stift- Auch das ist eGov: Ein kleines elektronisches Zauberding, das zum Beispiel bei Parkverstößen die Fotos knipst, das Ticket ausfüllt und das ganze Elend per Handy in einen Zentralrechner beamt – nur die Überweisung muss man als Missetäter noch selbst ausfüllen, Abbuchung geht noch nicht.
Apropos Abbuchung: Eine solche empfiehlt sich beim Finanzamt, denn dort schreibt man z.B. für die alljährlich zu entrichtende Kfz.-Steuer nur noch einen Bescheid. In den Folgejahren muss man selbst an die Zahlung denken, sonst kommt auf graugrieseligem Amtspapier ein böse gedengeltes Mahnschreiben ins Haus geflattert. Dessen Layout versucht gar nicht erst, den Meckerzettel als gute Nachricht zu tarnen. Nö – die Staatsmacht fällt mit der Tür ins Haus: Nicht gezahlt, aber nun schnell, Mahngebühr, Drohung mit Stilllegung und Kniescheibe kaputt. Letzteres noch nicht wirklich, aber ich würde nicht drauf wetten, dass nicht in einigen Jahren vielleicht auch diese Methode gegen säumige Zahler eingesetzt wird.
Aber zurück zur Abbuchung: Wer schlau ist, lässt das Finanzamt Kfz.-Steuer und ähnliche Spenden selbst vom Konto holen. Das klappt, und wenn man ein Auto verkauft, bekommt man sogar Geld zurück.
Neulich erlebte ich jedoch mit, dass das Schlagwort eGov zumindest bei einem Finanzamt noch nicht angekommen ist: Eine Veränderung der Bankverbindung war zu melden, auf dass die eisige Hand der beamteten Kassenfüller nicht ins Leere greife. Also ins Internet geschaut und die nicht eben preisverdächtige Homepage des zuständigen Finanzamtes angeschaut. eGov? Fehlanzeige! Nach längerem Suchen bot der Kontakt-Knopf zumindest eine E-Mail-Adresse an. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass diese mit „info@ ...“ begann. Aber man soll ja keine Vorurteile haben. Also eine freundliche Mail mit Autonummer und neuer Bankverbindung auf den Weg gebracht und der Dinge geharrt, die da kommen ...
Und sie kamen – zwei Tage später in Form eines Briefes. Staatstragendes Grau, Packpapierqualität, vom Finanzamt. Sehenswert. Das Fenster des DIN-lang-Umschlages war mit einem Aufkleber dichtgeklebt, darauf handschriftlich die Adresse notiert. Drinnen fand sich ein offensichtlich schon zweidreiviertel Milliarden Mal kopiertes Formular zwecks Bekanntgabe der neuen Bankverbindung. Statt eines Anschreibens klebte auf dem Formular ein gelbes PostIt. Darauf war immerhin gerade noch entzifferbar gekritzelt, dass die Änderung per E-Mail aus diesem und jenem staatstragenden Grund nicht möglich die Rücksendung des Formulars – natürlich nach Ausfüllung – notwendig sei. Um zu vermeiden, dass womöglich technische Teufeleien nach Art eines Telefaxgerätes zur Anwendung kommen, gab die clevere Amtfrau nur eine Postfachadresse an und verschwieg ihre Faxnummer sicherheitshalber.
Schöne neue IT-Welt, schönes neues eGovernment! Was bei Kommunen, Landkreisen und Regierungspräsidien schon Normalität ist, macht um die staatlichen Geldeintreiber noch einen großen Bogen. Als ich das liebevoll ausgefüllte Formular zusammenfaltete, streichelte ich einmal mehr als notwendig über seine schrundige Papieroberfläche. Schon seit Jahren hatte ich mich über die hohen Mahngebühren gewundert, die meine Lieblingsbehörde mir bei verspäteten Zahlungen stets aufbrummte. Nun endlich wusste ich, dass diese gerechtfertigt waren und sind. Wer so vorsintflutlich arbeitet, der kann nicht eben mal so eine Mahnung für nass verschicken. Da muss ein Brief schon Minimum fünf Euronen kosten ...
Apropos Abbuchung: Eine solche empfiehlt sich beim Finanzamt, denn dort schreibt man z.B. für die alljährlich zu entrichtende Kfz.-Steuer nur noch einen Bescheid. In den Folgejahren muss man selbst an die Zahlung denken, sonst kommt auf graugrieseligem Amtspapier ein böse gedengeltes Mahnschreiben ins Haus geflattert. Dessen Layout versucht gar nicht erst, den Meckerzettel als gute Nachricht zu tarnen. Nö – die Staatsmacht fällt mit der Tür ins Haus: Nicht gezahlt, aber nun schnell, Mahngebühr, Drohung mit Stilllegung und Kniescheibe kaputt. Letzteres noch nicht wirklich, aber ich würde nicht drauf wetten, dass nicht in einigen Jahren vielleicht auch diese Methode gegen säumige Zahler eingesetzt wird.
Aber zurück zur Abbuchung: Wer schlau ist, lässt das Finanzamt Kfz.-Steuer und ähnliche Spenden selbst vom Konto holen. Das klappt, und wenn man ein Auto verkauft, bekommt man sogar Geld zurück.
Neulich erlebte ich jedoch mit, dass das Schlagwort eGov zumindest bei einem Finanzamt noch nicht angekommen ist: Eine Veränderung der Bankverbindung war zu melden, auf dass die eisige Hand der beamteten Kassenfüller nicht ins Leere greife. Also ins Internet geschaut und die nicht eben preisverdächtige Homepage des zuständigen Finanzamtes angeschaut. eGov? Fehlanzeige! Nach längerem Suchen bot der Kontakt-Knopf zumindest eine E-Mail-Adresse an. Es hätte mich stutzig machen sollen, dass diese mit „info@ ...“ begann. Aber man soll ja keine Vorurteile haben. Also eine freundliche Mail mit Autonummer und neuer Bankverbindung auf den Weg gebracht und der Dinge geharrt, die da kommen ...
Und sie kamen – zwei Tage später in Form eines Briefes. Staatstragendes Grau, Packpapierqualität, vom Finanzamt. Sehenswert. Das Fenster des DIN-lang-Umschlages war mit einem Aufkleber dichtgeklebt, darauf handschriftlich die Adresse notiert. Drinnen fand sich ein offensichtlich schon zweidreiviertel Milliarden Mal kopiertes Formular zwecks Bekanntgabe der neuen Bankverbindung. Statt eines Anschreibens klebte auf dem Formular ein gelbes PostIt. Darauf war immerhin gerade noch entzifferbar gekritzelt, dass die Änderung per E-Mail aus diesem und jenem staatstragenden Grund nicht möglich die Rücksendung des Formulars – natürlich nach Ausfüllung – notwendig sei. Um zu vermeiden, dass womöglich technische Teufeleien nach Art eines Telefaxgerätes zur Anwendung kommen, gab die clevere Amtfrau nur eine Postfachadresse an und verschwieg ihre Faxnummer sicherheitshalber.
Schöne neue IT-Welt, schönes neues eGovernment! Was bei Kommunen, Landkreisen und Regierungspräsidien schon Normalität ist, macht um die staatlichen Geldeintreiber noch einen großen Bogen. Als ich das liebevoll ausgefüllte Formular zusammenfaltete, streichelte ich einmal mehr als notwendig über seine schrundige Papieroberfläche. Schon seit Jahren hatte ich mich über die hohen Mahngebühren gewundert, die meine Lieblingsbehörde mir bei verspäteten Zahlungen stets aufbrummte. Nun endlich wusste ich, dass diese gerechtfertigt waren und sind. Wer so vorsintflutlich arbeitet, der kann nicht eben mal so eine Mahnung für nass verschicken. Da muss ein Brief schon Minimum fünf Euronen kosten ...
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