Freitag, 8. Juni 2012
Parallelgesellschaft ohne Migrationshintergrund. Oder: Dirk Niebel als Teppichhändler
zeitungsdieb, 11:24h
Seit den 90er Jahren gibt es in Deutschland das schöne Wort Parallelgesellschaft. Wikipedia beschreibt es hier http://de.wikipedia.org/wiki/Parallelgesellschaft als „politischen Kampfbegriff“, der insbesondere in der Debatte um Migration und Integration eingesetzt wird. Im Klartext: Es gibt in Deutschland Gruppen, deren Mitglieder praktisch keinen erkennbaren Bezug zur deutschen Mehrheitsgesellschaft haben, keine Integrationsbereitschaft oder gar -anstrengungen erkennen lassen, die Mehrheitsgesellschaft ggf. nach Kräften unterminieren, gleichwohl aber von dieser auskömmlich alimentiert werden.
Beim Stichwort Parallelgesellschaft wird sehr gern auf die Berlin lebende russische Community verwiesen, in der es mittlerweile Clans gibt, deren Angehörige ausschließlich die russische Sprache beherrschen und gebrauchen, in russischen Läden einkaufen und in russischen Clubs verkehren. Ähnliche ethnische Beispiele werden in Medien und Politik gern auch an anderen ethnischen Gruppen festgemacht, so z.B. die im Leipziger Osten lebenden Iraker, Perser und Araber, an Türken in Berlin und Köln usw.
Allerdings tue ich mich mit der Betonung der „ethnischen Komponente“ im Hinblick auf die Parallelgesellschaftsdiskussion zunehmend schwer, denn inzwischen haben sich in Deutschland auch rein bzw. überwiegend deutsch geprägte Parallelgesellschaften etabliert, um deren Integration es dennoch schlecht bestellt ist bzw. die nach Kräften ihre Abtrennung vom deutschen Wohl und Wehe betreiben. Sollten die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nun erwarten, dass ich jetzt die Harz-IV-Keule raushole und auf die faulen ALG-II-Empfänger eindresche, haben sie sich geirrt.
Die Parallelgesellschaft, die mich mindestens genauso anstinkt, hat sich nicht in prekären Verhältnissen eingerichtet, sondern sieht und präsentiert sich als selbsternannte Elite. Beispiel gefällig? Da gibt es einen gewissen Dirk Niebel http://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Niebel , der mit einer gewissen Chuzpe den Sprung vom Kibbuznik zum Deutschen Entwicklungshilfeminister geschafft hat und heute als eine der weniger hellen Birnen im aktuellen Energiespar-Kabinett gilt.
Dass er dennoch gut in der Parallelgesellschaft der gehobenen Bundespolitik angekommen ist, bewies z.B. die Causa Gabriela Büssemaker http://www.spiegel.de/politik/deutschland/vorwurf-der-untreue-spd-abgeordneter-zeigt-niebel-an-a-811562.html .
So richtig erwachsen geworden ist Parallelgesellschaftler Niebel allerdings mit seinem aktuellen Teppich-Deal. Da ist der Entwicklungshilfeminister in Afghanistan unterwegs, tut dort rein dienstliche Dinge und kauft für die Daheimgebliebenen einen Teppich für 1400 Dollar. Okay, auch das ist Entwicklungshilfe. Dass besagter Teppich dann den Heimflug im Jet des BND-Chefs antritt, hat zwar ein Geschmäckle, aber glauben wir mal der Aussage, dass der Transport der 30-Kilo-Rolle so oder so keine Kosten verursacht hat, sondern einfach nur bequemer war. http://www.welt.de/politik/deutschland/article106437110/Niebel-liess-Teppich-in-BND-Jet-transportieren.html Was allenfalls die Frage aufwirft, in was für einem Düngerstreuer Teppichhändler Niebel am Hindukusch aufgekreuzt ist.
So richtig parallelgesellschaftig wird die Teppichnummer aber erst mit dem Finale: Per BND-Chauffeur wurde das entwicklungshelfende Knüpfwerk dem zuständigen Minister zollfrei frei Haus geliefert. Was tatsächlich 1. bequem und 2. ein Zollvergehen ist. Aber 3. hat Kai Niebel, nachdem seine Selbstbedienungsmissetat „Uuups“ gesagt und die Nachverzollung beantragt. Wer ein paar schöne, verschrubelte Sprüche aus der Niebelschen Alles-war-ein-Missverständnis-Worthülsenmaschine lesen möchte, sollte hier http://www.tagesspiegel.de/politik/am-zoll-vorbei-minister-niebel-kauft-teppich-in-afghanistan-und-vergisst-zu-verzollen/6724118.html reingucken.
Fazit: So geht Parallelgesellschaft und alles ist gut.
Oder doch nicht? Wer ein wenig spielen will, kann hier https://www.gdsk.de/zoll/zoll.php mal die Eckwerte eingeben: 1400 Dollar, (niedrig) geschätzte 100 Dollar Frachtkosten … macht 226 Euro Zoll, dazu das Bußgeld für die Nachverzollung … uups … das ist ja viel mehr als die Einkaufswagenchips, wegen der seinerzeit ein gewisser Herr Möllemann seinen Hut genommen hat. Aber damals war die Sache mit den Parallelgesellschaften ja auch noch ganz anders …
PS.: Bei normalen Menschen, also solchen, die nicht der parallelen Politkaste angehören, könnte aus so einer versehentlichen Nummer ganz schnell ein Anfangsverdacht entstehen. Dann könnte ein eifriger Staatsdiener (Betonung auf Diener!) auf die Idee kommen, sich mal in der Niebelschen Hütte umschauen zu wollen. Bei normalen Menschen würde er dann mit einigen Kollegen ohne vorherige Anmeldung exakt 4.30 Uhr klingeln und Einlass begehren und sich nach möglichen anderen Souvenirs umschauen. Bei normalen Menschen ... aber nicht bei gleicheren.
Beim Stichwort Parallelgesellschaft wird sehr gern auf die Berlin lebende russische Community verwiesen, in der es mittlerweile Clans gibt, deren Angehörige ausschließlich die russische Sprache beherrschen und gebrauchen, in russischen Läden einkaufen und in russischen Clubs verkehren. Ähnliche ethnische Beispiele werden in Medien und Politik gern auch an anderen ethnischen Gruppen festgemacht, so z.B. die im Leipziger Osten lebenden Iraker, Perser und Araber, an Türken in Berlin und Köln usw.
Allerdings tue ich mich mit der Betonung der „ethnischen Komponente“ im Hinblick auf die Parallelgesellschaftsdiskussion zunehmend schwer, denn inzwischen haben sich in Deutschland auch rein bzw. überwiegend deutsch geprägte Parallelgesellschaften etabliert, um deren Integration es dennoch schlecht bestellt ist bzw. die nach Kräften ihre Abtrennung vom deutschen Wohl und Wehe betreiben. Sollten die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nun erwarten, dass ich jetzt die Harz-IV-Keule raushole und auf die faulen ALG-II-Empfänger eindresche, haben sie sich geirrt.
Die Parallelgesellschaft, die mich mindestens genauso anstinkt, hat sich nicht in prekären Verhältnissen eingerichtet, sondern sieht und präsentiert sich als selbsternannte Elite. Beispiel gefällig? Da gibt es einen gewissen Dirk Niebel http://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Niebel , der mit einer gewissen Chuzpe den Sprung vom Kibbuznik zum Deutschen Entwicklungshilfeminister geschafft hat und heute als eine der weniger hellen Birnen im aktuellen Energiespar-Kabinett gilt.
Dass er dennoch gut in der Parallelgesellschaft der gehobenen Bundespolitik angekommen ist, bewies z.B. die Causa Gabriela Büssemaker http://www.spiegel.de/politik/deutschland/vorwurf-der-untreue-spd-abgeordneter-zeigt-niebel-an-a-811562.html .
So richtig erwachsen geworden ist Parallelgesellschaftler Niebel allerdings mit seinem aktuellen Teppich-Deal. Da ist der Entwicklungshilfeminister in Afghanistan unterwegs, tut dort rein dienstliche Dinge und kauft für die Daheimgebliebenen einen Teppich für 1400 Dollar. Okay, auch das ist Entwicklungshilfe. Dass besagter Teppich dann den Heimflug im Jet des BND-Chefs antritt, hat zwar ein Geschmäckle, aber glauben wir mal der Aussage, dass der Transport der 30-Kilo-Rolle so oder so keine Kosten verursacht hat, sondern einfach nur bequemer war. http://www.welt.de/politik/deutschland/article106437110/Niebel-liess-Teppich-in-BND-Jet-transportieren.html Was allenfalls die Frage aufwirft, in was für einem Düngerstreuer Teppichhändler Niebel am Hindukusch aufgekreuzt ist.
So richtig parallelgesellschaftig wird die Teppichnummer aber erst mit dem Finale: Per BND-Chauffeur wurde das entwicklungshelfende Knüpfwerk dem zuständigen Minister zollfrei frei Haus geliefert. Was tatsächlich 1. bequem und 2. ein Zollvergehen ist. Aber 3. hat Kai Niebel, nachdem seine Selbstbedienungsmissetat „Uuups“ gesagt und die Nachverzollung beantragt. Wer ein paar schöne, verschrubelte Sprüche aus der Niebelschen Alles-war-ein-Missverständnis-Worthülsenmaschine lesen möchte, sollte hier http://www.tagesspiegel.de/politik/am-zoll-vorbei-minister-niebel-kauft-teppich-in-afghanistan-und-vergisst-zu-verzollen/6724118.html reingucken.
Fazit: So geht Parallelgesellschaft und alles ist gut.
Oder doch nicht? Wer ein wenig spielen will, kann hier https://www.gdsk.de/zoll/zoll.php mal die Eckwerte eingeben: 1400 Dollar, (niedrig) geschätzte 100 Dollar Frachtkosten … macht 226 Euro Zoll, dazu das Bußgeld für die Nachverzollung … uups … das ist ja viel mehr als die Einkaufswagenchips, wegen der seinerzeit ein gewisser Herr Möllemann seinen Hut genommen hat. Aber damals war die Sache mit den Parallelgesellschaften ja auch noch ganz anders …
PS.: Bei normalen Menschen, also solchen, die nicht der parallelen Politkaste angehören, könnte aus so einer versehentlichen Nummer ganz schnell ein Anfangsverdacht entstehen. Dann könnte ein eifriger Staatsdiener (Betonung auf Diener!) auf die Idee kommen, sich mal in der Niebelschen Hütte umschauen zu wollen. Bei normalen Menschen würde er dann mit einigen Kollegen ohne vorherige Anmeldung exakt 4.30 Uhr klingeln und Einlass begehren und sich nach möglichen anderen Souvenirs umschauen. Bei normalen Menschen ... aber nicht bei gleicheren.
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