Donnerstag, 1. November 2007
Die Hunde, die SPD und das Glöckchen
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebüchleins wissen, dass ich gelegentlich zu etwas seltsamen Vergleichen neige. Aus diesem Grund meine Frage: Kennen Sie Pawlow? Richtig, das ist der Russe mit den Hunden und dem Nobelpreis. Stichwort: Konditionierter Reflex. Soll heißen: Hund sabbert, wenn Herrchen Futter bringt. Hund sabbert aber schon, wenn er hört, dass Herrchen kommt und (sicher) Futter bringt. Hund sabbert aber auch dann, wenn man ihm eine zeitlang Futter gebracht und dabei mit einer Glocke geläutet hat, nun aber nur die Glocke bimmeln lässt. Wissenschaftler nennen das einen konditionierten Reflex, weniger gebildete Menschen eine üble Verlade.
Womit wir beim Thema wären: Die rosarote Basis hat mal wieder den Aufstand geprobt und der alten Tante SPD einen Beschluss für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen verpasst. Soweit die Verlade, weil die SPD-Basis doch tatsächlich so tut, als hätte sie irgendwas zu bestellen. Spätestens seit Cohiba-Gerd weiß doch jeder, dass die Basis für sowas nicht zuständig ist und Basta.
Aber nun wird’s spannend, denn jetzt kommt der Reflex. Kaum war das böse „Tempo 130“ ausgesprochen, sabberten vielerorts die Tölen los. Bei den grünen Wauwis spritzte der Geifer ebenso wie bei den roten Kleffern. „Längst überfällig, fordern wir seit ungefähr zwölfdreiviertel Trillionen Jahren“, bellte es. Genauso zuverlässig zeigten sich aber auch die anderen Wedler. Gelbe und schwarze Fellknäuel knurrten böse und warnten vor dem Niedergang des Wirtschaftsstandortes Deutschland, die einschlägigen Lobbyverbände vom ADAC bis zum Zuspätkommerverein der deutschen Automobilindustrie schickten per E-Mail und Fax ihre hunderfach bewährten Textbausteine in die Welt, die Kanzlerin verwies auf die Sicherheit der deutschen Autobahnen. Womit sie in guter Gesellschaft ist, denn schon Helmut Kohl sagte „Die deutschen Autobahnen sind gut“. Schade nur, dass die ihm zuvor gestellte Frage nicht dem Zustand der BAB, sondern dem Information Highway gegolten hatte ...
Und was macht der rötliche Sonnenkönig Wolfgang, in dessen ministerielles Ressort doch irgendwie auch der Verkehr fällt, wenn er nicht gerade lächelnd fremde Wohltaten verkündet? Er bleibt sich treu, beißt die Backenzähne zusammen (sieht beinahe wie Botox aus, ist aber billiger) und gibt dem ADAC demnächst wieder ein Interview, indem er den Erfolg – welchen auch immer – für sich reklamieren wird.
Was ich nicht verstehe: Warum macht die SPD für solchen Unfug einen Parteitag, hätte es das Glöckchen des ollen Russen Pawlow nicht auch getan?

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