Montag, 10. Dezember 2007
Wieder mal die Welt gerettet
zeitungsdieb, 09:12h
Na bitte. Das Licht war aus, und fünf Minuten später ging es wieder an. Die Welt ist gerettet. Alles bleibt, wie es ist. Auf diesen kurzen Nenner kann man die „Licht aus“-Aktion für den Klimaschutz bringen, die am Sonnabendabend in Deutschland, Österreich und der Schweiz irgendetwas bewirken sollte, das wohl nicht einmal die Organisatoren des Spektakels verstanden hatten.
Die Berichterstattung im Umfeld des „knips-aus-wir-retten-die-Welt“-Späßchens war wohl das Spannendste an der ganzen Sache. Schon Tage vor dem angekündigten Fünf-Minuten-Blackout warnten die deutschen Energieversorger vor Folgeschäden. Kaum zu glauben, in der Bundespolitik sind Blackouts dieser Länge nichts Ungewöhnliches, niemand käme auf die Idee, vor Schäden beim Rebooten diverser Ministergehirne zu warnen.
Dass die Warnung vor Schäden im deutschen Stromnetz eher unter die Kategorie „vorweihnachtlicher Wunderglaube“ fällt, konnte sich – außer einigen Managern bei Vattenfall, EnBW & Co. – so ziemlich jeder normal gebildete Mensch zusammenreimen. Die tageszeitliche Veränderung der Stromabnahme nennt man Lastkurve. Dass diese Sprünge aufweist, ist unter Energetikern ein alter Hut. Kollektives Aus-dem-Bett-Springen-und-Kaffeemaschine-anschalten am Morgen oder millionenfaches Sandmännchenanknipsen am Abend – das sind Sprünge in der Lastkurve. Aber doch nicht „Licht aus“ auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt. Sollten diese hübschen Effekte das europaweit gestrickte Verbundnetz ins Wanken bringen, dann wäre es um selbiges wirklich schlimm bestellt. Oder besser gesagt: Noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.
Wie unbedarft viele meiner schreibenden Kollegen sind, zeigte mir eine dpa-Meldung, die die „Licht aus“-Ergebnisse zusammen fasste. „Die befürchteten Stromausfälle durch zu starke Netzspannungen blieben aus“, textete ein Redakteur der Deutschen Presseagentur. Solchen Mist zu schreiben ist die eine Sache, dass eine solche geistige Brühe aber die internen Kontrollinstanzen des Unternehmens dpa passieren und gesendet werden kann, ist erbärmliche. Spannung, das ist die Sache mit den Volts. Die kann hoch sein – das sind dann viele Volts, oder niedrig, wenn’s wenige sind. Gemeint waren sicher die Belastungsschwankungen – aber warum schreibt das die Pfeife nicht?
Apropos Pfeife: In der dpa-Meldung geht’s auch weiter sinnfrei zur Sache. Da wird die Zufriedenheit der Organisation der Aktion damit begründet, dass an über 250 bekannten Gebäuden zur Tagesschau-Zeit für fünf Minuten die Lichter ausgingen. Nun werden Brandenburger Tor, Neuschwanstein, Völkerschlachtdenkmal und all die anderen Gebäude nicht mit Glühbirnen des alten Systems Edison angestrahlt, sondern unter Verwendung von Gasentladungslampen. Werden diese High-Tech-Lichtspender aus- und dann ebenmal wieder angeschaltet, verballert das weitaus mehr Energie, als in fünf Minuten ungestörten Betriebs verbraten worden wäre.
Besonders pikant ist allerdings ein anderes Detail: Auch auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt gingen am Sonnabend die Lichter aus. Hunderte Besucher der Innenstadt verfolgten das Spektakel in der Leipziger Innenstadt von bequemen Sitzplätzen aus – dazu gibt es schließlich eine Kneipenmeile. Kalt geworden ist es dabei keinem Gast, denn die klimafreundlichen Heizpilze blieben weiter in Betrieb und bliesen reichlich Kohlendioxid in die Luft. Ist ja auch logisch, denn die Aktion hieß ja auch „Licht aus“ – und nicht etwa „Heizpilz aus“.
Die Berichterstattung im Umfeld des „knips-aus-wir-retten-die-Welt“-Späßchens war wohl das Spannendste an der ganzen Sache. Schon Tage vor dem angekündigten Fünf-Minuten-Blackout warnten die deutschen Energieversorger vor Folgeschäden. Kaum zu glauben, in der Bundespolitik sind Blackouts dieser Länge nichts Ungewöhnliches, niemand käme auf die Idee, vor Schäden beim Rebooten diverser Ministergehirne zu warnen.
Dass die Warnung vor Schäden im deutschen Stromnetz eher unter die Kategorie „vorweihnachtlicher Wunderglaube“ fällt, konnte sich – außer einigen Managern bei Vattenfall, EnBW & Co. – so ziemlich jeder normal gebildete Mensch zusammenreimen. Die tageszeitliche Veränderung der Stromabnahme nennt man Lastkurve. Dass diese Sprünge aufweist, ist unter Energetikern ein alter Hut. Kollektives Aus-dem-Bett-Springen-und-Kaffeemaschine-anschalten am Morgen oder millionenfaches Sandmännchenanknipsen am Abend – das sind Sprünge in der Lastkurve. Aber doch nicht „Licht aus“ auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt. Sollten diese hübschen Effekte das europaweit gestrickte Verbundnetz ins Wanken bringen, dann wäre es um selbiges wirklich schlimm bestellt. Oder besser gesagt: Noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.
Wie unbedarft viele meiner schreibenden Kollegen sind, zeigte mir eine dpa-Meldung, die die „Licht aus“-Ergebnisse zusammen fasste. „Die befürchteten Stromausfälle durch zu starke Netzspannungen blieben aus“, textete ein Redakteur der Deutschen Presseagentur. Solchen Mist zu schreiben ist die eine Sache, dass eine solche geistige Brühe aber die internen Kontrollinstanzen des Unternehmens dpa passieren und gesendet werden kann, ist erbärmliche. Spannung, das ist die Sache mit den Volts. Die kann hoch sein – das sind dann viele Volts, oder niedrig, wenn’s wenige sind. Gemeint waren sicher die Belastungsschwankungen – aber warum schreibt das die Pfeife nicht?
Apropos Pfeife: In der dpa-Meldung geht’s auch weiter sinnfrei zur Sache. Da wird die Zufriedenheit der Organisation der Aktion damit begründet, dass an über 250 bekannten Gebäuden zur Tagesschau-Zeit für fünf Minuten die Lichter ausgingen. Nun werden Brandenburger Tor, Neuschwanstein, Völkerschlachtdenkmal und all die anderen Gebäude nicht mit Glühbirnen des alten Systems Edison angestrahlt, sondern unter Verwendung von Gasentladungslampen. Werden diese High-Tech-Lichtspender aus- und dann ebenmal wieder angeschaltet, verballert das weitaus mehr Energie, als in fünf Minuten ungestörten Betriebs verbraten worden wäre.
Besonders pikant ist allerdings ein anderes Detail: Auch auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt gingen am Sonnabend die Lichter aus. Hunderte Besucher der Innenstadt verfolgten das Spektakel in der Leipziger Innenstadt von bequemen Sitzplätzen aus – dazu gibt es schließlich eine Kneipenmeile. Kalt geworden ist es dabei keinem Gast, denn die klimafreundlichen Heizpilze blieben weiter in Betrieb und bliesen reichlich Kohlendioxid in die Luft. Ist ja auch logisch, denn die Aktion hieß ja auch „Licht aus“ – und nicht etwa „Heizpilz aus“.
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