Montag, 14. Juli 2008
Jason Lee, die Argonauten und Alvin. Oder: Kind mit beschissenem Namen on tour
Auf dem Weg zu einem Kunden erspähte ich am heutigen Morgen einen Renault Clio, an dem neben allerlei anderen aufgeklebten Bekenntnissen auch der Hinweis „Jason Lee on Tour“ angepappt war. Solcherlei Aufkleber finde ich ziemlich schwachsinnig (mit Ausnahme der ultimativen Negativvariante „Kein beschissenes Kind mit irgendeinem bescheuerten Namen on Tour“), zugleich lechze ich aber danach. Schließlich sind die Vornamen ein Kulturgut. Und Dank der von keinerlei Datenschutzbedenken gebremsten Preisgabe der Insassenbenennung mache ich mir so meine Gedanken, on die „Celine“ oder der „Cederic“ nun eine Mandy, eine Sandy oder eine Kerstin zur Mutter hat. Liegt letzterer Fall vor, handelt es sich wahrscheinlich um eine Spätgebärende (besser: Spät geboren Habende, denn sonst stünde der Kindchenname ja noch nicht dran ...), denn die Kerstins sind zumeist in meinem Alter.
Bei Jason Lee musste ich für solcherart Spekulationen erst überholen. Es wird wohl eher eine Mandy gewesen sein. Und sie machte nicht den Eindruck, jemals etwas von Jason und der Fahrt der Argonauten gehört zu haben. Auch ihr kräftig rauchender Beifahrer wird beim Goldenen Vlies wohl eher an eine Fleece-Jacke denken. Wenn er den Unterschied denn überhaupt kennt, so wie er aussah - aber das sind schon wieder Vorurteile, würde meine Frau sagen.
Wenn ich denn eine Prognose zur Herkunft des an der Heckseite verkündeten Namens aufstellen sollte, würde ich auf den Schauspieler Jason Lee („Die Unglaublichen“, „Alvin und die Chipmunks“) tippen. Passt zu dem putzigen Pärchen irgendwie besser als die griechische Sagenwelt.

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Donnerstag, 15. Mai 2008
Nachruf auf einen Freund oder: Am Tag, als auch Viagra nicht mehr half
Er hat es getan. Oder besser gesagt: Er tut es nicht mehr, vielleicht sogar nimmermehr. Oder, wie Edgar Allan Poe the Raven im Original so herrlich krächzen ließ: Nevermore. Er – das ist ein beinahe guter Freund, ein Mitbewohner, der mich seit etlichen Jahren begleitet hat.
Dabei hätte ich gewarnt sein müssen. Sein Stehvermögen ließ schon seit Jahren zu wünschen übrig. Konnte er in seiner Jugendblüte sieben-, acht-, ja – zehnmal, so reichte es zuletzt nicht mehr für eine einzige Dreiminutennummer.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Rede ist von meinem Trockenrasierer, der in die Jahre gekommen war. Sicher, ich hatte ihm regelmäßig eine neue Scherfolie gegönnt und von Zeit zu Zeit sogar den sündhaft teuren Messerblock ersetzt, aber die Kraft der Jugend hatten seine Akkus längst verloren. Nur mit 220 Volt kam er noch über die Runden – Viagra für müde Rasierer gewissermaßen – aber das störte mich nicht, denn ich pflege beim Rasieren nicht durchs Haus zu wandern. Ein drahtloses Telefon ist mir Mobilität genug. Und auf seine Art war der Uralt-Braun eine ehrliche Haut, die auf modischen Schnickschnack verzichtete. Er brauchte keine digitale Ladestandsanzeige mit wetterabhängiger Restlaufzeitprognose. Wenn ihm der Saft ausging, ließ er es mich wissen, in dem er langsamer lief und irgendwann stehenblieb – auch wenn dabei gerade eine Stoppel in der Mechanik klemmte. So lernte ich, seine leisen Signale zu deuten. So wächst Freundschaft. Männerfreundschaft, wie sie Frauen beim Wachspeeling nie erleben werden.
Hätte man nicht etwas gegen die zunehmenden Alterserscheinungen tun können, wird nun der eine oder andere Leser meines kleinen Tagebuches fragen. Ich habe es ja versucht. Habe den Rasierer, als die Potenzschwäche deutlich wurde, eingehend visitiert, habe ihm den alternden, aber noch immer straffen Leib geöffnet und stieß dort auf Spuren fiesester Ingenieurskunst, gepaart mit der dunkelsten Seite asiatischer Fingerfertigkeit. Die Akkus sind zwar vom Standardmaß, jedoch so gründlich verlötet und so kunstvoll mit weiteren lebenswichtigen Eingeweiden umbaut, dass eine Operation zum Zwecke der Wiederherstellung einstiger Vitalität die Existenz des Patienten in Frage gestellt hätte.
Also handelte ich wie ein verantwortungsvoller Arzt: Ich machte wieder zu und fand im Netzbetrieb eine Lösung, die den Patienten zwar nicht heilte, ihm jedoch ein würdevolles Altern ermöglichte.
Bis – ja, bis vor einigen Tagen mit dem eingebauten Netzteil ein lebenswichtiges Organ seinen Dienst quittierte und den beinahe-Freund an Altersschwäche starb. Er war über Nacht friedlich eingeschlafen. Als ich ihn am Morgen zum Dienst rief, blieb das vertraute Brummen aus. Ich habe daraufhin in meinem Sammelsurium nicht wegzuwerfender alter Dinge gestöbert, dort einen vor mehr als einem Jahrzehnt aus der Mode gekommenen Gilette-Rasierer entdeckt und schabe mir die Stoppeln nun wieder „nass“ aus dem Gesicht. Ich denke, mein alter, brummender Trockenrasierer hätte es so gewollt.
In Trauer
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PS.: Ganz habe ich meinen verblichenen Freund noch nicht aufgegeben. Ich werde ihn demnächst einem umfangreichen Eingriff unterziehen. Jetzt, wo ich um seinen körperlichen Fortbestand nicht mehr bangen muss, werde ich es wagen, in sein Innerstes vorzudringen. Die Leser dieses kleinen Tagebuches werden die ersten sein, die ich über den Ausgang dieses letzten Rettungsversuches informiere.

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Dienstag, 13. Mai 2008
Ammenmärchen, Kniestrümpfe, Kirschkerne oder: Was wird man als kleiner Mensch verar...
Kürzlich kam mir zu Bewusstsein, in welchem Maße Eltern, aber auch wohlmeinende Tanten, allerlei Lehrer und so ziemlich alle anderen Menschen dieser Welt dazu neigen, Kinder unter Einsatz falscher Weisheiten zu erziehen. Beispiel gefällig? Keine Angst – es bleibt jugendfrei, ich rede jetzt nicht von der vermeintlichen Tatsache, dass man von gewissen Praktiken Schwindsucht ...
Mir fällt ganz spontan der kluge Satz ein, dass derjenige, welcher seine Nagelpflege vernachlässigt spätestens dann eines schrecklichen Todes sterben muss, wenn eingewachsener Dreck den Körper vergiftet. Ein Blick auf die Hände zahlreicher Mitmenschen beweist, dass man sehr wohl mit dreckigen Fingernägeln leben kann. Ebenso unwahr ist übrigens auch die Erziehungsweisheit, dass man von zuviel kalter Limonade Flöhe bzw. von Cola Löcher im Bauch bekomme.
Besonders schön finde ich den Spruch, dass sich verschluckte Apfel-, Sonneblumen-, Melone-, Kirsch- und werweiß was noch für Kerne (bzw. Steine) im Wurmfortsatz festsetzen und dort zu einer schlimmen Blinddarmentzündung führen. Nun habe ich derlei Ammenmärchen immer tapfer widerstanden, habe Äpfel mit Strunk und Stiel (also ohne Stil) in mich hineingeschnurpst, Melonen nach Pferdeart „vom Stück“ gegessen – und bin mehr als 47 Jahre ohne Blinddarmentzündung durch die Welt gekommen. Übrigens wird der geneigte Konsument seit einiger Zeit u.a. mit Kürbiskernbrötchen traktiert, ohne dass dies die Mortalitätsrate der deutschen Bäckerkunden erkennbar erhöht hätte. Und die Russen? Vermehren sich kräftig, obwohl bei ihnen Sonnenblumenkerne zu den Grundnahrungsmitteln zählen.
Mein aktuelles Lieblingsammenmärchen stammt übrigens aus dem lange zurückliegenden Sportunterricht (und wurde mir per Umfrage von zahlreichen Gleichaltrigen bestätigt). Zu Beginn einer jeden Sportstunde wies die Sportlehrerschaft uns daraufhin, Socken und Kniestrümpfe „herunterzurollern“. Wer diese Maßnahme unterlasse, so die warnende Aussage der Pädagogen, müsse damit rechnen, dass die Strümpfe ihm die „Adern“ abdrücken, was noch während der Sportstunde unweigerlich zum Absterben des betroffenen Beins führe.
Na und, mag der eine oder andere Leser dieses Tagebuches nun denken, was soll’s, die Lehrer werden sich schon was dabei gedacht haben. Läufer hingegen wissen, warum ich die Runterrollerstrümpfe ins Reich der Märchen verwiesen wissen will: Wer als Langstreckler etwas auf sich hält und in sich keine gar zu starken schwäbischen Gene trägt, trägt beim Laufen „lang“. Kniehoch, extrastraff, damit – na? – der Kreislauf in Gang bleibe und den „Adern“ das Geschäft erleichtert werde.
Schöne Kinderzeit, was wird man da verar... ! Wer nun glaubt, dass das Verar... mit dem Ende der Kinderzeit vorüber ist, der hat die Welt nicht begriffen. Es geht weiter - nur die agierenden Personen werden andere. Warum fällt mir jetzt das Wort "Politiker" ein?

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Donnerstag, 8. Mai 2008
Fleischgewordenes Voice-System vom Amt oder: Die Elster lässt das Klauen nicht.
Vor wenigen Tagen hatte ich wieder einmal ein – positiv formuliert – sehr interessantes Telefonat mit einer Mitarbeiterin des Finanzamtes, das sich seit Jahren in überaus rührender Weise um mein Wohl und Wehe kümmert. Soll heißen: Wenn die Gefahr besteht, dass es mir zu wohl werden könnte, sorgt das Amt für „Wehe“. Ich habe mich in diesem kleinen Tagebuch ja schon einmal (guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1001709/ ) ein wenig respektlos über das Tun und Lassen dieser Stütze unseres Gemeinwesens geäußert und war dort zu dem Schluss gekommen, dass heutzutage selbstverständliche Kommunikationsformen wie Fax oder gar E-Mail dort noch nicht wirklich genutzt werden.
Mein aktuelles Telefonat hatte eigentlich einen erfreulichen Hintergrund. Die beste Behörde von allen wollte ausnahmsweise mal kein Geld haben, sondern kam auf mir nicht wirklich nachvollziehbaren Wegen zu dem Schluss, dass ein Betrag von etwas mehr als 20 Euro zur Erstattung fällig sei.
Allerdings, so teilte das Amt in einem dieser herrlich antiquiert anmutenden Graupapierdesignwunderwerken mit, sei die angegebene Bankverbindung nicht mehr gültig. Die Aufforderung zur baldigsten Mitteilung der neuen Kontodaten erging, erstaunlicherweise ohne Verhängung irgendwelcher Zuschläge oder die ansonsten wie ein Serienbrief unters Volk gewordene Drohung mit den glühenden Eisen der Vollstreckung.
Da ich nicht wirklich begeistert von der Aussicht war, dem Amte ein Briefporto in den Rachen zu werfen, was angesichts der Höhe der Erstattung einen Verlust von rund beinahe fünf Prozent bedeutet hätte, telefonierte ich dank Flatrate kostenfrei mit der Bearbeiterin, die mir ihre wertvolle Zeit auch tatsächlich schenkte, mutmaßlich sogar ohne Erlass eines Gebührenbescheides. Aber da bin ich mir noch nicht sicher.
Langer Rede kurzer Sinn: Das Gespräch hätte ich mitschneiden sollen. Mein Versuch, die Herkunft der laut Amt nicht mehr gültigen Bankverbindung zu ergründen, blieb erfolglos. Meine Hinweise, dass ich eine solche Kontonummer noch nie hatte, die vom Amt benannte aber einer anderen, die ich sehr wohl habe, bis auf eine Ziffer gleichkomme, prallten an meinem Gegenüber ab; ja, ich hatte den Eindruck, mit einem fleischgewordenen Voice-Computer zu parlieren und entdeckte deutliche Parallelen zu einem Gespräch mit dem Menü-System meiner Handy-Mailbox. Nur: Leider kam nie die Ansage „Wenn Sie ein Gespräch mit einem Berater wollen, sagen Sie ‚Korkenzieher’ oder drücken Sie die Kombination 0815“.
Fazit: Ich werde heute einen DIN-lang-Umschlag mit Fenster mit 55 ct frankieren und das Schreiben mit der Aktualisierung meiner Bankverbindung, die ja eigentlich keine Aktualisierung, sondern eine Berichtigung einer amtlichen Fehlleistung ist, an die Fehlleistungsverursacher schicken – und das auch noch auf meine Kosten.

Allerdings sollte sich die geneigte Leserschaft meines kleinen Tagebuches davor hüten, nun den Schluss zu ziehen, dass die Finanzämter technisch rückständig sind und in punkto IT hinter dem Mond leben. Zumindest das dem Steuerbürger per fast-Nötigung aufs Auge geschlagene Programm „Elster“ steht bei IT-Fachleuten in einem sehr zweifelhaften Ruf. Guckst Du hier zum Thema Backdoor und Schnüffelsoftware ab Werk www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27818/1.html (sehr lesenswert) bzw. hier zum entsprechenden Forumseintrag www.heise.de/tp/foren/S-Hast-du-schon-mal-kontrolliert/forum-136330/msg-14808883/read/ Selbst wenn man den Heise-Autoren und -Lesern, unter denen sich zahlreiche IT-Profis befinden, eine berufsbedingte Paranoia unterstellt, kann ein wenig Vorsicht bis hin zur Installation der diebischen Elster auf einem separaten, unsensiblen PC nicht schaden ...

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Montag, 11. Februar 2008
Eine alte Kaffeetasse - oder: Erinnerungen
In meinem Küchenschrank gibt es ein Fach für Espressotassen und eines für allerlei Kaffeepötte. In letzterem sammelt sich interessantes, aber auch wunderliches Gut: Da gibt es eine Rennsteigtasse (wirklich nicht schön, aber das muss ja auch nicht sein, es ist schließlich der Rennsteiglauf), eine Linkshändertasse (hundsgemein, wer sie mit der Rechten nutzt, begießt sich mit Tee bzw. Kaffee) und ein ziemlich durchschnittliches Trinkgefäß, dass seine Besonderheit lediglich aus einem Aufdruck mit dem Schriftzug "CompuServe" zieht.



Meiner Frau, die das Dickicht in unserer Küche und insbesondere in den diversen Schrankfächern gelegentlich lichtet (ich unterstütze sie dabei, in dem ich beim Espresso-Machen hin und wieder eine Tasse zertöppere), ist die CompuServe-Tasse ein Dorn im Auge. Schon mehrere Male landete der schlichte Pott auf der Abschussrampe in Richtung Mülltonne, ebenso oft rettete ich das Trinkgefäß und stellte es wieder in den Schrank zurück.
Nun steht es auf einem meiner Büroschreibtische, wurde für die Leser dieses kleinen Tagebuches im Bild festgehalten und hat gute Chancen, noch einige Zeit genutzt zu werden.
Warum? Reine Sentimentalität. Anfang der 90er-Jahre trieb ich mich per 14.400er Modem in allerlei Mailboxen herum, schaufelte Programme ins Netz und saugte Daten herunter. Hinterließ auf irgendwelchen Schwarzen Brettern Postings und landete irgendwann in dieser Zeit bei Compuserve, ehe ich zu T-Online, das damals noch BTX hieß, wechselte.
Die Bekanntschaft mit Compuserve brachte mir zweierlei Dinge: Erstens exorbitant hohe Telefonrechnungen, denn der nächstgelegene Einwahlknoten befand sich in München. Von Leipzig bis dahin - das war ein veritables Ferngespräch. Und sowas kostete zu jener Zeit noch richtig Geld.
Zweitens blieb mir besagte Compuserve-Tasse, denn das US-Unternehmen bot seinen Kunden etwas, das heute unter dem Schlagwort E-Commerce selbstverständlich ist. Man konnte bei Compuserve lauter obercoole Dinge erwerben: Basecaps, Shirts, Tassen und anderes Zeugs, das die Welt eigentlich nicht braucht. Für richtig viel Geld - inklusive Shipping und Wegelagererzoll habe ich für das Stück wohl an die 30 DM hingelegt, landete irgendeines schönen Tages zu Beginn der 90er besagte Tasse bei mir. In einem kleinen Karton, der um die halbe Welt geschippert war. Auch wenn es bis zum Niedergang von Compuserve noch einige Jahre dauern sollte, so war die Tasse schon damals ein Relikt. Denn ich hatte dem irgendwann größten Online-Anbieter der Welt längst den Rücken gekehrt und nutzte BTX - dieser Dienst bot immerhin einen Einwahlknoten ohne Ferntarif.
Die Tasse werde ich wohl noch einige Zeit vor dem entsorgenden Zugriff meiner Frau schützen. Wie man das ebenso macht mit Erinnerungen. Vorsichtshalber habe ich ihr vor einigen Wochen aber erzählt, warum mir der Pott so am Herzen liegt. Vielleicht hilft es ja ...

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Donnerstag, 7. Februar 2008
Von Spambots, Deppen, Jecken und dem Karneval
Als Faschingsmuffel ist der gestrige Aschermittwoch für mich beinahe ein Feiertag. Endlich ist das "Tätääää, Tätääää, Tätääää" vorbei, zumindest für einige Monate. Als von Spam geplagter Computernutzer hingegen bedaure ich das Ende der närrischen Zeit. Kaum ist der letzte Jeck wieder so nüchtern, dass er seinen verseuchten PC anschalten kann, kommen die Spambots wieder auf Touren.
Das ist keine Spekulation, sondern eine Erfahrung. In meinem Büro laufen täglich so zwischen 400 und 500 Mails ein. Drei Viertel davon sind Spam verschiedenster Art und landen mehr oder weniger sicher in den Mülleimern vorgeschalteter Filter bzw. werden durch mich per Hand gekillt. Um die 100 "vernünftige" Mails dürfen letzten Endes passieren.
Die Menge des Spams lag in den vergangenen Tagen deutlich unter Durchschnitt. Beginnend mit der Weiberfastnacht ließ die nervige Flut nach, um am Rosenmontag einen absoluten Tiefpunkt zu erreichen. Auch Fastnacht blieb ich von unerwünschter Post verschont, Aschermittwoch schwoll der Strom wieder an, um am heutigen Donnerstag-nach-Karneval den gewohnten Pegel zu erreichen.
Ach, wären die Deppen mit der verseuchten Rechnern doch das ganze Jahr über in Jeckenlaune, dann bliebe mir der größte Teil des Mülls erspart. Vielleicht könnte ich dann sogar noch ein wenig Spaß am Karneval finden.
Aber so? Die Deppen gehen wieder ans Netz, der Spam strömt in alter Frische - und ich kann auf die Weihnachtstage hoffen, wenn alte, infizierte Computer durch neue, kurzzeitig saubere ersetzt werden. Oh, Du fröhliche ....

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Montag, 4. Februar 2008
Nicht normal für ... eine Versicherung. Oder: Kontonummern, eigene Dummheit und der Umgang mit Kunden
Neues Jahr, neues Glück. Im Dezember sorgte ein Brieflein der Hausbank für ungeliebte Betriebsamkeit. Fusionitis und Globalitis hatten dazu geführt, dass die Nummer des privaten Girokontos plötzlich geändert wurde. Im Bankbrief war das natürlich liebevoller umschrieben, fast schien es ein geldwerter Vorteil zu sein, konnte man mutmaßen, dass nun Dutzende über die neue Kontonummer zu informieren waren. Was bei dem einen per E-Mail oder mit einem Telefonat zu regeln ging, setzte bei Behörden ein unterzeichnetes Schreiben voraus – natürlich mit Briefmarke auf dem Umschlag und ab die Post.
Soweit so gut. Im Januar zeigte sich, dass der Teufel im Detail steckte. Einige behördliche Empfänger der Änderungsmitteilung stellten unter Beweis, dass manche Vorurteile über Ämter zutreffen und buchten unter der alten Bankverbindung ab. Oder sie versuchten es, was misslang. Die gute Nachricht: Telefonisch auf die ihnen doch mitgeteilte Änderung aufmerksam gemacht, zeigten sich die Damen und Herren vom Amt kulant und sagten neuerliche Abbuchung vom geänderten Konto ohne Mehrkosten zu. Glück gehabt.
Richtig lustig wurde es allerdings, als sich zeigte, dass die in Serie verschickten E-Mails mit der neuen Kontonummer einen Fehler aufwiesen. Versicherungen, Mobilfunkanbieter, Tochterverpflegungslieferant – sie alle machten schriftlich auf das Missgeschick der geplatzten Lastschrift aufmerksam.
Natürlich ist das ärgerlich und peinlich. Aber die Panne hatte auch eine gute Seite: Sie machte es möglich, Umgangsformen und Geschäftsgebaren der einzelnen Unternehmen, Verbände etc. zu studieren. Der Ton der Briefe reichte von verständnisvoll bis eindeutig bedrohlich („Weitere rechtliche Schritte ...“). Noch breiter war die gefühlte Bandbreite der Rücklastschriftkosten. Oder, anders gesagt: Was denken die geneigten Leser meines kleinen Tagebuches, kostet es, eine Kontonummer falsch anzugeben?
Mein Tipp: Wer sich mit einem solch dämlichen Gedanken trägt, ist bei der Signal-Iduna-Gruppe am besten aufgehoben. Dort schlägt die geplatzte Lastschrift mit lediglich 3 Euro zu Buche. Das ist, so viel sei verraten, der Selbstkostenpreis. An der anderen Ende der Skala residiert mit unverschämtem Grinsen die Allianz Bauspar AG. Für die durch eine falsche Kontonummer ausgelöste Rücklastschrift durften stolze 9 (in Worten: neun!) Euro berappt werden. Und auch der Ton des Schreibens, in dem diese Forderung verkündet wurde, ist – vorsichtig formuliert – nicht wirklich freundlich gewesen. Für knapp 20 Mark darf man doch auch im Falle eigener Dussligkeit etwas Nettes erwarten ...

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Sonntag, 3. Februar 2008
Die Meldung des Wochenendes
Ohweh. Diese Nachricht hatte es in sich. Microsoft will Yahoo übernehmen. Hätte ich genug Geld, würde ich nun Yahoo-Aktien kaufen. Habe ich aber nicht, also denke ich über Schadensbegrenzung nach. Meine E-Mail-Adresse Zeitungsdieb läuft auf Yahoo - der drohende Deal ist mir Motivation, an meiner Zeitungsdieb-Domain endlich mal etwas intensiver zu basteln und dort auch ein ordentliches Postfach anzulegen.
Denn was wird passieren, wenn die Gates-Krake Yahoo schluckt? Der Internetpionier wird den Standards von Microsoft angepasst, also gleichgeschaltet. Das heißt im besten Fall, dass Yahoo dann abstürzt, und entsprechende Anfragen bei Microsoft in bewährter Weise mit der Auskunft "It's not a bug, it's a feature" beantwortet werden.
Im schlimmeren und sehr wahrscheinlichen Fall wird yahoo zur Microsoft-Dependance, zum Datenstaubsauger und zur Vertriebsverbesserungskrücke für Gates-Produkte- Pfuideibel.

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Mittwoch, 9. Januar 2008
Lustiges aus dem Schäuble-Ministerium oder Humor auf Steuerzahlerkosten
Das Internet und insbesondere der sich darinnen emsig tummelnde Schnuffelhund Schäuble haben mir bereits eine Reihe glückhafter Momente beschert. Ein besonders schönes Stück regierungsamtlicher Realsatire möchte ich den Lesern dieses kleinen, politisch möglicherweise nicht immer gänzlich korrekten, Tagebuches nicht vorenthalten. Es befindet sich auf der Schäuble-Homepage – treffender vielleicht auf gut Deutsch als Heimseite bezeichnet, denn wer so was verzapft gehört eigentlich in ein solches.
Also dann: Unter http://www.bmi.bund.de/cln_012/nn_122688/Internet/Content/Themen/FragenUndAntworten/Online__Durchsuchungen.html beschreiben die Mittäter des größten Terroristenüberollers aller Zeiten, was der Bürger zum Thema Online-Durchsuchung wissen muss bzw. soll. So viel Spaß kann das Internet nur selten bieten.
Allerdings sei dem geneigten Leser vor dem Anklicken des oben genannten Links ein kurzer Moment der Besinnung empfohlen. Ob er bzw. sie die Seite des Bunten Innenministeriums einfach so aufruft oder zuvor einen Anonymisierungsdienst für seine IP-Adresse aktiviert, das sollte einige Sekunden des Nachdenkens wert sein. Denn schließlich sind auf den Seiten eben dieser Behörde in der Vergangenheit bereits IP-Adressen erhoben und zur Grundlage von Ermittlungen gemacht worden. Zwar gab es keine rechtliche Grundlage dafür, Internetnutzer, die frei zugängliche Informationsseiten des BMI zum Thema Extremismus aufrufen, unter einen „begründeten Verdacht“ zu stellen, aber das hat den Betroffenen wenig genutzt. Der Unterschied zwischen Nutzung und Nichtnutzung von Tor & Co. kann im konkreten Fall also den Unterschied zwischen Wahrung der Privatsphäre und Onlinedurchsuchung ausmachen – wenn Schäubles Künstler letztere jemals hinbekommen.
In diesem Sinne: Viel Spaß!

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Samstag, 5. Januar 2008
worldrun, Überwachungsstaat, Demagogie und zwei freundliche Pilgerinnen
Nur eineinhalb Tage, dann nimmt das Jahr 2008 Fahrt auf. Begonnen hat es ja schon, aber die verkürzte Woche mit dem beinahe-Feiertag Silvester und dem tatsächlich Feiertag Neujahr sowie dem in diesem Jahr auf-den-Sonntag-fall-Feiertag der drei Paketzusteller aus dem Morgenland hat die erste Woche des neuen Jahres deutlich ruhiger als normal ausfallen lassen.
Das habe ich nicht zuletzt zum Aufarbeiten vieler Dinge genutzt, die ich schon immer mal „ganz eilig“ erledigen wollte – und natürlich zum Aufräumen. Als ich gestern in mein Büro kam, überraschte mich die relative Leere auf den Schreibtischen. So viel Holz ist dort nur nach dem Jahreswechsel zu sehen.
Heute stöberte ich in einem Ablagekorb in diversen Unterlagen zum Worldrun und konnte mir weder Kopfschütteln noch Grinsen verkneifen. Kaum zu glauben, mit welcher Großkotzigkeit – ein anderes Wort fällt mir dazu beim besten Willen nicht ein – und Unverschämtheit Robby Clemens, der selbsternannte Extremsportler, und sein großer Gönner Rolfeckard Giermann das Unternehmen am 4. Januar 2007 starteten. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt: Mir persönlich ist aus eigenem Erleben kein Fall bekannt, in dem so unverschämt kreativ mit der Wahrheit umgesprungen und Äußerungen in ihr Gegenteil verkehrt wurden. Auch der Umgang mit Kritikern und Fakten ist lehrbuchreif. Zugleich zeigt das Unternehmen worldrun, dass viele Medienvertreter ihr monatliches Salär nicht wert sind, sondern letzten Endes jede Lüge dankbar veröffentlichen, wenn sie ihnen nur dabei hilft, zum Nulltarif das Blatt oder die Sendeminuten zu füllen.
Wer laut genug trommelt, wird erhört. Und sollten „böse Ultras“ tatsächlich die eine oder andere Lüge ans Licht zerren, wen stört’s? Der gemeine Medienkonsument will nicht Information, sondern Unterhaltung. Bunt, schnell, schrill – heute ein worldrunner, morgen ein Kinderschänder, übermorgen eine Promiheirat. Nächste Woche erinnerst der Ottonormal-Idiot an keines dieser medial inszenierten Ereignisse mehr.
Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Seite www.worldrun.de auch heute noch. Auch nach dem nun doch irgendwie erreichten (oder nicht?) Ende des Unternehmens Weltumrundung tut sich auf der Seite ab und zu noch etwas. Hin und wieder darf ein bewährter Lobhudeler wie Hans-Werner Göldel aus Leipzig noch mal einen artigen Leserbrief absondern. Unter dem Motto Feintuning wird außerdem daran gearbeitet, die worldrun-Seite von Hinweisen auf die einstige Kooperation der Giermann-AG (Nomen es omen – warum ist mir soeben dieser Spruch eingefallen?) mit dem wordrun e.V. zu säubern. Noch finden sich einige, nobody is perfect. Aber schon bald wird die Wahrheit zurecht gebogen sein. Wie heißt es in 1984 so schön: „Wer die Vergangenheit beherrscht ...“ Ob der eine oder andere Worldrunner einst für das Ministerium für Wahrheit tätig wahr?
Aber nun genug des Sarkasmus’ zum Jahresanfang. Sonst sorgt sich eine oder andere Stammleser dieses kleinen Tagebuches womöglich noch um meinen Allgemeinzustand. Mir geht’s gut, auch wenn ich trotz meiner sonstigen Sympathie für Angela Merkel nicht in ihre aber-sowas-von-positive Neujahrsbotschaft einstimmen kann. Wenn Verschlimmbesserungen im Steuerrecht als Verbesserungen verkauft werden, ist das versuchte Demagogie. Wenn die einst ganz klar im Dienste der Überwachung stehende DDR-Personenkennzahl in Gestalt einer bei der Geburt zu vergebenden Steueridentifikationsnummer Auferstehung feiert, bereitet mir das Kopfzerbrechen. Und wenn man mir einreden will, dass ich mein Bürgerrecht auf den Schutz meiner ganz persönlichen Daten irgendeinem paranoiden Terroristenbekämpfer opfern soll, dann gerate ich doch ins Grübeln. Würde ich verlangen, die vermeintlich guten Seiten der entsorgten DDR zu reanimieren, müsste ich mich – sehr zu Recht – als Geschichtsklitterer und Ostalgiker beschimpfen lassen. Wenn nun aber einige anerkannt schlechte Seiten der DDR fröhliche Urständ feiern (endlich kann ich diese herrliche Spiegel-Redewendung mal anbringen, man will ja zeigen, was man als Journalist so drauf hat), beginne ich an der Zurechnungsfähigkeit der offensichtlichen Mehrheit der Bundestagsabgeordneten zu zweifeln.
Huuuch, schon wieder Sarkasmus. Aber nun zum Schluss doch noch etwas Positives. Am heutigen Sonnabend bin ich – zum ersten Mal im neuen Jahr – auf meiner heimischen 15-km-Runde gelaufen. Schon war’s, bei drei Grad über dem Gefrierpunkt lief es sich gut. Ich traf einige mir bekannte Läufer – die „üblichen Verdächtigen“ also, aber keine „Ich-hab-einen-guten-Vorsatz-Schnaufer. Das wird sicher noch, die werden wohl bis zum Dreikönigstag alle noch Urlaub machen. Dafür waren zahlreiche Hunde auf der Strecke, einige hielt ich für vierbeinige bellende und schei...de Weihnachtsanschaffungen.
Richtig gefreut habe ich mich über zwei Frauen von ca. 60 Jahren (je Frau), die ich auf einem Teilstück des Jakobsweges überholte. Mit großen Rucksäcken und wetterfester Kleidung zogen sie gen Westen und freuten sich über meinen bei solchen Begegnungen üblichen Wunsch „Noch einen guten Weg“. Beide haben ihre Pilgerreise am Neujahrstag in Görlitz begonnen. Darum, dass sie ihr Ziel erreichen werden, ist mir nicht bange. Wer so freundlich und positiv eine lange Reise in Angriff nimmt, hat gute Chancen auf glückliche Ankunft. Bei großkotzigen Worldrunnern sieht es da schon anders aus, wie die Erfahrungen des vergangenen Jahres gezeigt haben.

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