Donnerstag, 29. Oktober 2015
44% der Deutschen stimmem "Lügenpressevorwurf" zu. Oder: Die anderen kennen keine LVZ
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, deren Begegnung mit dem Qualitätsjournalismus lange zurück liegt, meldete heute, dass immerhin 44 % der Deutschen bei einer Umfrage im Auftrag des "Stern" der Aussage zustimmten, dass "die Medien in Deutschland von ganz oben gesteuert würden und deshalb geschönte und unzutreffende Meldungen verbreiteten." (Aka "Lügenpresse"). Guckst Du hier http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Legida-und-Proteste/Pegida/44-Prozent-der-Deutschen-stimmen-Luegenpresse-Vorwurf-von-Pegida-zu
44 %? Mehr nicht? Folglich lesen die anderen 56 % keine Zeitung, zumindest keine LVZ.

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Freitag, 5. Juni 2015
Schlimmer geht immer. Oder: Die Leipziger Volkszeitung, der Flughafen und das Champions-League-Finale in Berlin.
Kaum zu glauben, meine Lokalpostille, die qualitätsjournalistisch irrelevante Leipziger Volkszeitung, hat mich wieder einmal überrascht. Ok, es war keine positive Überraschung ... aber für so eine Titelstory wie heute zahle ich doch gern die reichlich 30 Öcken im Monat ...
Mit der Schlagzeile "1:0 für Leipzig - Flughafen profitiert vom Champions-League-Finale in Berlin"* haben die Macher im Haus an der Leipziger Klagemauer mal wieder Mediengeschichte geschrieben. "1:0 für Leipzig" - das wirft die Frage auf, wer der "zu null"-Verlierer ist. Im lockerflockig hingetupften Text erfährt's die geneigte Leserschaft: die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel sind es. Wobei: Nichts mit "zu null", sondern eher dem Gegenteil, die beiden Hauptstadtflughäfen sind angesichts der zusätzlichen Flüge mit Fußballfans voll ausgelastet, sodass Leipzig nun auch ein paar Passagiere abbekommt.
Aber zurück zum Wischiwaschitext. Wer erfahren will, wie der hiesige Flughafen denn nun profitiert, darf die wiedergekäuten Sprüche des Flughafensprechers inhalieren. Die Rede ist von 90 Business-Jets, die LEJ nutzen werden, um allerlei zwielichtige Gestalten aus Russland, Amiland, Scheichland und EU-Land möglichst nahe an Berlin abzusetzen, auf dass diese per Auto zum Finale gelangen mögen. Die maulaufsperrende Leserschaft darf sich noch an den Namen der Jets gütlich tun, es folgt ein wenig dünnschissige Orakelei ("Ob George Clooney auch kommt, ist nicht gewiss") und noch dünnschissigeres Geschwätz ("Ob Leipziger Hotels von dem Andrang der Fußball-Fans profitieren, ist unklar. Sowohl im Westin, im Fürstenberg** als auch im Steigenberger lässt das Management Diskretion walten.") und das war's dann eigentlich schon.
Nagut, das wäre halt mal wieder ein typischer LVZ-Boulevard-Artikel meiner Lieblingsredakteuse Kerstin D. Wäre, isser aber nich: Autor des Werkleins ist mit Andreas Dunte ein Wirtschaftsredakteur. Und da war sie wieder, die Überraschung beim Lesen. Denn schließlich ist es überraschend, dass ein Wirtschaftsredakteur von "profitieren" spricht und seiner Leserschaft vorenthält, was denn die knapp 90 Jets in die Kasse des defizitären Flughafens bringen (Das steht übrigens hier https://www.leipzig-halle-airport.de/mediapool/lej_eo_aviation_12-03-2015_rev03_de.pdf?t=sjk1xgdfb3 ab Seite 11, sehr lesenwert). Überraschend ist es auch, dass ein ernsthafter Wirtschaftsredakteur angesichts der knapp 90 Jets und ihrer sicher deutlich weniger als 1.000 Passagiere eine Jubelarie anstimmt, ohne diese Zahl in Relation zu den zusätzlichen 25.000 ausländischen Fluggästen zu setzen, die zum Champions-League-Finale nach Berlin reisen.
1:0? Profitieren? Was für ein Schwachsinn! Wie wär's mit einer Schlagzeile in der Art "LEJ bekommt die Krümel vom Champions-League-Kuchen in Berlin"?

*online heißt es "Champions-League-Finale: Jets weichen nach Leipzig aus". Die Online-Fassung bietet außerdem ein zusätzliches Schmankerl, denn der Artikel http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/Wirtschaft/Champions-League-Finale-Jets-weichen-nach-Leipzig-aus wurde mit einem sehr schönen Foto illustriert. Als Privat-Jet musste eine SAAB 2000 von Darwin Airlines, ein Regional-Passagierflugzeug für 50 Personen, herhalten ...


** Nur leise sei angemerkt, dass dieses Hotel Fürstenhof heißt, nicht -berg.

Geht sterben, Holzmedien!

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Mittwoch, 3. Juni 2015
Die Sache mit dem Mindestlohn. Oder: Warum die Werbung neuerdings verpackt im Kasten landet
Seit einigen Monaten muss mein Briefkasten jeweils am Sonnabend ein ziemlich dickes Papierpaket schlucken. Dann bringt der Zusteller nämlich ein Einwickelpapier, das ein rundes Kilo von allerlei Werbung enthält.Das Einwickelpapier hat sogar einen Titel, ansonsten enthält es etwas Klatsch aus der yellow-Ecke, ein Fernsehprogramm und jede Menge Anzeigen.
So sahen das Einwickelpapier und sein gewichtiger Inhalt am 6. Juni 2015 aus:


Nun bin ich zwar einigermaßen gut gebildet und außerdem lernwillig, aber manchmal doch ein Dummerle. Da hatte ich doch wirklich angenommen, das als Zeitung getarnte Einwickelpapier würde nur verwendet, um 1. zusätzliche Werbung unterzubringe und 2. all die Beilagen von netto, norma, aldi & Co. besser handhabbar zu machen.
Doch weit gefehlt. Heute stellte ich fest, dass der Mindestlohn dem Einwickelpapier zum Durchbruch verholfen hat. Im Gespräch mit einem Vertriebsmenschen fiel eine Bemerkung, die mich hellhörig werden ließ. Die Vertriebler seien per Gesetz verpflichtet, Werbung unbedingt in die jeweiligen Zeitungen einzulegen. Gemeint war damit ein Anzeigenblatt mit dem Namen "Leipziger Rundschau", das mittwochs im Kasten landet und jede Menge Rausschüttelzeugs enthält.
Das Gesetz, auf das sich der Vertriebsmensch bezog, ist das deutsche Mindestlohngesetz, genauer gesagt, dessen § 24, in dem es um Übergangsregelungen geht http://www.buzer.de/gesetz/11256/a188687.htm. Dort heißt es:

"(2) 1Zeitungszustellerinnen und Zeitungszusteller haben ab dem 1. Januar 2015 einen Anspruch auf 75 Prozent und ab dem 1. Januar 2016 auf 85 Prozent des Mindestlohns nach § 1 Absatz 2 Satz 1. 2Vom 1. Januar 2017 bis zum 31. Dezember 2017 beträgt der Mindestlohn für Zeitungszustellerinnen und Zeitungszusteller brutto 8,50 Euro je Zeitstunde. 3Zeitungszustellerinnen und Zeitungszusteller im Sinne der Sätze 1 und 2 sind Personen, die in einem Arbeitsverhältnis ausschließlich periodische Zeitungen oder Zeitschriften an Endkunden zustellen; dies umfasst auch Zustellerinnen und Zusteller von Anzeigenblättern mit redaktionellem Inhalt."

Alles klar soweit? Sicher nicht; also die Übersetzung:
Auf Wunsch der SPD (genauer: des Gabriel-Ministeriums) wurde das Mindestlohngesetz mit zahlreichen Ausnahmen durchlöchert. Diese gelten u.a. für Zeitungszusteller (Ein Schelm, wer nun an das SPD-eigene Medienimperium unter dem Dach der Holding DDVG https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Druck-_und_Verlagsgesellschaft denkt).
Und nun wird's spitzfindig: Ein Zeitungszusteller ist natürlich nur dann ein Zeitungszusteller, wenn er Zeitungen (darunter fallen lt. Gesetz auch Anzeigenblätter) zustellt. Ein Werbemittelverteiler ist kein Zeitungszusteller und würde folglich vom ungekürzten Mindestlohn profitieren.
Also wird der Zeitungszusteller angewiesen, Werbung nie separat zu verteilen, sondern immer als Beilage zum Trägermedium, d.h. im konkreten Fall als Beilage zur Leipziger Rundschau. Oder als Beilage zum als Zeitung getarnten Einwickelpapier.
Alles klar soweit mit der Umgehung des Mindestlohnes?
Dann habe ich für die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches eine Denkaufgabe: Wie ist die Lage, wenn man z.B. Fisch in die Zeitung einwickelt?

PS.: Eine sehr schöne Übersetzung des amtlichen Mindestlohngeschwurbels findet sich auch bei verdi ... ich mag die Truppe zwar nicht, aber der Text ist ok.
https://zeitungszusteller.verdi.de/mindestlohn/++co++7bac8bba-3c06-11e4-b297-525400248a66

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Mittwoch, 20. Mai 2015
Neue Schläuche für alten Wein. Oder: LVZ hübscht Online-Ausgabe auf
Ok, der Online-Auftritt der LVZ ist aufgehübscht worden. Wer lvz-online.de oder (wie ich) lvz.de aufruft, sieht einen Auftritt, der zwar noch nicht modern ist, aber immerhin nicht mehr nach den 90ern müffelt. Den Bildschirmschuss (aka Screenshot) schenke ich mir, wer sich vorab informieren will, möge hier http://www.flurfunk-dresden.de/2015/05/19/neue-optik-neuer-name-lvz-online-heisst-jetzt-lvz-de/#more-34748 nachschauen.
Im Unterschied zum Dresdner Flurfunker kommt "meine" LVZ-Onlineausgabe allerdings ein wenig aufgeräumter daher, denn ich nutze einen Werbeblocker, um mich nicht schon auf den ersten Blick wie bei einem Anzeigenblatt zu fühlen. Vor allem habe ich nicht wirklich Lust solange zu warten, bis die allerletzte Schweinbauchanzeige irgendeines Krauters von irgendeinem dubiosen Server auf meinen Computer gezerrt worden ist.
Bedenkenswert finde ich die im Flurfunk angemerkte Veränderung der angezeigten Domain. Rief man bisher lvz.de auf, landete man stets bei lvz-online.de - nun steht immer die url lvz.de über der Seite. *Grübelgrübel* Wahrscheinlich hatten die Onliner befürchtet, dass man die "alten" Seiten mit denen der Holzausgabe verwechseln würde und darum "online" drangepappt. Nun besteht zumindest diese Verwechslungsgefahr nicht mehr, denn dank der hübsch animierten Aufmacherei wird holzuntypische Bewegung auf der Seite vorgegaukelt.
Schaut man etwas näher hin, zeigt sich, dass die Onliner mit dem Aufhübschen der Online-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung ihr Pulver wohl erstmal verschossen haben, denn qualitativ geht es weiter wie bisher, außerdem blieben klassische Macken erhalten.
Beispiele gefällig?
Im jetzt besser verorteten Polizeiticker (Das war ein Lob!) wird die geneigte Leserschaft hier http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Mitteldeutschland/Verfolgungsjagd-in-Markranstaedt-Fluechtende-gefaehrden-Strassenverkehr z.B. mit folgender Glanzleistung beglückt:
"Eine Verfolgungsjagd haben sich in Markranstädt zwei Polizeibeamte und zwei Männer geliefert." Ok, ich bin kein Grammatiktaliban und nörgle jetzt nicht wegen solcher Bagatellen wie Satzstellung (SPO) bzw. Aktiv-Passiv rum, sondern ergötze mich nur an der Formulierung "zwei Polizeibeamte und zwei Männer" ... schlichte Schönheit!
"Ein blaues Auto auf der Gegenfahrbahn kam ihnen bekannt vor, weil es eigentlich stillgelegt war und der Fahrer keinen Führerschein hatte." Wieso eigentlich? Und wieso der fehlende Führerschein des Fahrers (oder des Halters?) dazu führt, dass Polizisten ein Auto bekannt vorkommt, wird wohl auf ewig das Geheimnis des unbekannten Polizeiberichtverwursters bleiben. Nur mal so dahingefragt: Ob jemand, der so schreibt, schon reservierte Parkplätze nutzen darf?
Nur am Rande sei erwähnt, dass die selbe Polizeimeldung in der Holz-Ausgabe der Leipziger Volkszeitung in einer anderen Fassung auftaucht, die von meinem Kollegen Jörg ter Vehn geschrieben wurde,einigermaßen stilblütenfrei und auch nicht ganz beamtenbräsig formuliert ist.

Womit wir bei den bereits angekündigten "klassischen Macken" wären, die wohl bis zum jüngsten Tag nicht behoben werden (wenn's denn die LVZ solange geben sollte). Online und Holz scheinen im Verlagshaus an der Leipziger Klagemauer in Welten zu existieren, die (optimistisch formuliert) nur selten in Kontakt zueinander treten. Da ist es normal, dass ein und dieselbe Nachricht doppelt verwurstet wird (@ Erbsenzähler: doppelte Kosten!) und dass jeder schreibende Metzgerbursche beim Verwursten eigene Gewürze (und Fehler) in den Kutter schmeißt. Eher die Ausnahme ist es, dass Online-Geschichten im Holzblatt landen. Immerhin klappt es in umgekehrter Richtung mittlerweile ganz passabel, für LVZ-Maßstäbe sogar "recht gut".
Was nicht klappt, sind technische Trivialitäten wie z.B. das Einloggen. Melde ich mich als Nutzer auf lvz.de an, kann ich zwar auf der Seite herumstöbern, meine Abo-Daten einsehen und auch die mit einem Eurozeichen markierten Premiuminhalte *rofl* lesen, aber nicht das "E-Paper" nutzen. Um die in pdf-gepresste Holzausgabe (Das meint die LVZ mit E-Paper) einsehen zu können, muss ich mich noch einmal einloggen; übrigens mit den selben Zugangsdaten wie auf der Startseite.
Vielleicht ein Tipp: lvz.de sch... die Geräte der Nutzer ungefragt mit jeder Menge Cookies und Tracker voll. Wie wär's denn mit einem klitzekleinen Keks, der dem E-Paper sagt, dass ich "schon drin" bin?
Aber ich darf mir ja regelmäßig anhören, dass ich nicht so meckern soll ... Also dann: Das bekommen die bei der LVZ sicher auch noch hin ... bis zum jüngsten Tag ist ja noch Luft ...

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Donnerstag, 16. April 2015
Vorschlag zur Änderung des deutschen Wappens. Oder: Political correctness kotzt mich an
Das deutsche Bundeswappen zeigt den einköpfigen schwarzen Adler auf goldgelbem Grund. Anzuschauen ist es hier https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeswappen_Deutschlands
Ich bin dafür, es zu ergänzen. Irgendwie sollte im Wappenschild Platz für eine vollgeschissene Hose gemacht werden. Zur Not müsste der Adler weichen, denn dieser stolze Vogel müsste beleidigt sein, wenn ein Volk, dass sich regelmäßig "in die Büx macht", ihn in seinem Wappen führt.
Nun mögen sich die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wie ich auf diese Idee komme. Ganz einfach: In den vergangenen Tagen sorgte die Meldung für Furore, dass eine Lehrerin in Berlin-Köpenick das Horst-Wessel-Lied im Unterricht verwendet hat. Guckst Du http://www.welt.de/print/welt_kompakt/berlin/article139563769/Nazi-Lied-Lehrerin-laesst-Schueler-singen.html
Wer sich ein wenig mehr einlesen will, kann das hier http://www.welt.de/kultur/article139605247/Gehoert-das-Horst-Wessel-Lied-zum-Musikunterricht.html tun.
Fazit: Wenn man der Lehrerin einen Vorwurf machen kann, dann allenfalls den, dass sie den Mut hatte, das Lied im Alleingang im Unterricht zu verwenden und sich nicht zuvor bei Schulleitung, Bundeszentrale für Politische Bildung, Gutmenschenvereinen, Teelichtanzündern und Betroffenheitsdarstellern rückzuversichern.
Wenn mir dieser Vorfall etwas gezeigt hat, dann doch vor allem, das 70 Jahre nach dem Ende des "3. Reiches" auch der Umgang mit einigen seiner Hinterlassenschaften überdacht und entkrampft werden sollte. Sicher lässt sich trefflich darüber streiten, ob das in § 86a benannte Verbot der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, das landläufig als Verbotsgrund für das Horst-Wessel-Lied herangezogen wird, hier überhaupt greift. Zu prüfen wäre, inwieweit eine Unterrichtsstunde am Gymnasium der in Absatz 1 genannten "Verwendung in einer Versammlung" gleichkommt. Guckst Du https://dejure.org/gesetze/StGB/86a.html
Unabhängig davon muss es aus meiner Sicht möglich sein, im Unterricht, d.h. in einem moderierten Rahmen, derartiges Material zu verwenden.

Weil wir nun einmal bei den deutschen Hosenscheißern sind: Ich halte es auch für falsch, dass ein Machwerk wie der Propagandafilm "Jud Süß" in Deutschland nicht bzw. nur unter strengen Bedingungen aufgeführt werden darf. Wer sich den Film antun will, wird mit einigem Geschick in http://www.archives.gov/ fündig und kann nach dem sehr fragwürdigen "Genuss" sicher nicht nachvollziehen, worin dessen Gefährdungspotenzial für heutige Deutsche bestehen sollte ...

Das gilt auch für das Buch "Mein Kampf" des viel zu spät verschiedenen Adolf Hitlers. Bisher durfte es in Deutschland unter Verweis auf das Urheberrecht ja nicht verlegt werden; wer es wollte, bekam es dennoch. Das Exemplar in meinem Regal stammt aus den USA und hat sogar die deutsche Zollkontrolle unbeschadet passiert. Ich finde, dass jede/r das Recht haben sollte, auch dieses Buch zu lesen. Nicht, um braunes Gedankengut in heutige Köpfe zu laden, sondern um deutlich zu machen, wie banal die Ideologie gestrickt war und wie plump deren Propaganda, auf die Millionen herein- und der Millionen zum Opfer fielen.

Ganz gleich, ob Horst Wessel, Jud Süß oder "Mein Kampf" - man sollte sich deshalb nicht in die Hosen machen. "Wenn sie etwas verstehen wollen, halten Sie sich an die Originalquellen und nicht an Sekundärliteratur." Diesen Rat gab mir Anfang der 80er Jahre ein Philosophieprofessor; er bezog in zwar auf Marx und Engels, ich habe das Prinzip verallgemeinert und bin bisher gut damit gefahren.

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Donnerstag, 2. April 2015
Der LVZ-Vertrieb im Ferienmodus. Oder: Nur gut, dass mein Strom nicht von Madsack kommt.
Das Licht flackerte, dann ging es aus. Meine Computer liefen dank USV weiter, aber nach 15 Minuten verabschiedeten sie sich dann doch, denn der Strom war weg. Der Anruf beim Energieversorger wurde freundlich entgegengenommen. Die Störung sei bekannt, erfuhr ich, und außerdem: "Damit müssen Sie die kommenden Tage leben, wir können auch nichts tun, es sind Osterferien und wir haben im Kraftwerk nur eine Notvertretung. Da müssen Sie schon Verständnis haben."
Nein, ich kann die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches beruhigen, das ist kein Aprilscherz, sondern nur ein (zugegeben hinkender) Vergleich.
Besagtes Erlebnis hatte ich tatsächlich (und habe es noch), allerdings nicht mit meinem Energieversorger, sondern mit der morgendlichen Lieferung meiner Zeitungen.
Diese werden nämlich vom Vertriebsdienst der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG zugestellt. Das heißt, das sollten sie, aber nur dann, wenn kein Zusteller krank ist oder Urlaub hat oder vielleicht einen weniger prekären Job gefunden hat. Letzteres findet ziemlich häufig statt, denn auf Betreiben der SPD wurden u.a. die Zusteller vom Mindestlohn ausgenommen. Die Verwicklung der Sozen ins Zeitungsgeschäft* lässt schön grüßen ...
Zurzeit liege es am Osterurlaub, dass ich meine Tageszeitungen derzeit erst zum vorgerückten Vormittag erhalte.
Nun ist insbesondere die Leipziger Volkszeitung in wesentlichen Teilen zu einem Waschzettelabdruckmedium verkommen, das hier und da noch mit einer Agenturmeldung aufgebrezelt wird, also macht's ein halber Tag Verspätung auch nicht mehr viel unattraktiver. Allerdings gehört die Lektüre der gedruckten TAZ zu meinem Frühstücksritual und eben dieses wird mir verdorben. Noch dazu: Der Vertretungsdepp liefert mir nicht nur die falsche Lokalausgabe der LVZ, er enthält mir die TAZ ganz vor.
Die Gespräche mit dem Abo-Service laufen stets gleich ab. Laberlaber, Vertretung, Verständnis, ... Lustig wird's immer, wenn ich dann auf mein TAZ-Abo hinweise und meiner Gegenüberin den Tipp gebe, dass der Zustellungsvertreter vor weniger als 5 Minuten bei mir falsch tätig war und dass eine SMS oder ein Anruf bei eben diesem gehetzten Lohnsklaven mir doch noch meine TAZ in den Kasten bringen könnte.
Wenn das Gespräch bis hierher gereift ist, wird mir stets mitgeteilt, dass der LVZ-Vertrieb zwar die TAZ zustelle (Mein Einwand, dass er genau das nicht getan habe, anderenfalls sei mein Anruf ja obsolet, wird in aller Regel ignoriert) und dass ich bei der TAZ anrufen müsse, denn ich sei ja deren Kunde.
Das bin ich, und zwar gern, und ich rufe dort auch gern an, denn die TAZler sind ersten freundlicher als die LVZler und haben zweitens Rainer Maria Rilke in der viel zu kurzen Warteschleife.
Nach ein wenig Plauderei habe ich zwar immer noch keine TAZ, bekomme sie auf Wunsch aber nachgeschickt (Die kann man auch noch ein paar Tage später mit Genuss lesen) und nach einigen Reklamationsrunden sogar irgendwann wieder die "richtige" LVZ und die einzige TAZ geliefert. Und irgendwann, wenn die Urlaubs-, Grippe- oder sonstwas-Zeit vorbei ist, sogar wieder zum Frühstück.
Was bin ich froh, dass mein Strom nicht vom Madsack-Verlag kommt ...Geht sterben, Holzmedien!

*Guckst Du https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Druck-_und_Verlagsgesellschaft

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Donnerstag, 19. März 2015
Fettfleck und Nippelgate. Oder: Hilfe, die Smartfotos kommen!
Zu den mitunter beschwerlichen Begleiterscheinungen meines Broterwerbs als Zeitungsmacher gehört den Umgang mit Fotos, bei denen ich früher geseufzt hätte "Schade um den Film". Die Entwicklung der Digitalfotografie hat in dieser Hinsicht zumindest bewirkt, dass die Silbervorräte irdischer Bergwerke nicht mehr dafür verschwendet werden, Familienfeste, kackende Kleinstkinder und grölende Biertrinker auf Film zu bannen.
Besser geworden ist es aber durch die Digitalisierung der Fotografie nicht; im Gegenteil: Bremste einst das Wissen um die Kosten allzu eiliges Geknipse, so wird heute draufgehalten, was das Zeug hält. Hey, es passen ja 3.000 Bilder auf den Chip! Und so kann es dann passieren, dass dem Hersteller einer Zeitung oder eines Magazins statt einer Auswahl Abzüge bzw. Dias plötzlich DVDs oder USB-Sticks bzw. Links auf die Abgründe irgendeines Cloudservers zugeworfen werden, auf dass dieser sich aus 40, 50 oder (im schlimmeren Fall) 2.500 Aufnahmen die eine heraussuchen möge, die der Illustration des Artikelchens über die Radpartie eines xyz-Vereins angemessen erscheint.
Und weil's immer noch schlimmer geht, wurden Handys und Smartphones erfunden, deren wesentlicher Daseinszweck offensichtlich darin besteht, einer Kameralinse samt dahinter platziertem Sensor eine Behausung zu geben.
Und so erhalte ich seit einigen Jahren mit schöner Regelmäßigkeit immer mal wieder Fotos, denen man ansieht (und anzuriechen glaubt), in welcher keimigen Hosetasche die Linse samt Handy zuvor gesteckt hat.
Gruppenbilder mit Fettrand? Porträts mit Krümel im Bild? Leider normal und gar nicht so selten. Weichzeichner war früher, heute gibt's versiffte Linsen.
Mindestens ebenso nervig: Hielt (und hält) ein ernsthafter Fotograf seine Kamera üblicherweise ans Auge, gibt er ihr damit beim Auslösen genau die Stabilität, die das Verwackeln verhindert. Das galt beim Film und das gilt ebenso beim Chip.
Nur: Digitale Knipse und Handy werden so gehalten, dass man bequem aufs Display gucken kann, also am mehr oder minder ausgestreckten Arm. Und so wird gewackelt, was das Zeug hält. Informiere ich einen Auftraggeber darüber, dass dieses und jenes Bild mangels Schärfe nicht ins Blatt kommen wird, so höre ich regelmäßig den Spruch, dass das Smartphone aber doch mindestens zehn Megapixels und einen Stabilisator habe und das Bild folglich gut sein müsse. Meist endet das dann mit dem Vorwurf: "Sie haben wohl was gegens Eifohn?"
Bei einer aktuellen Produktion, die zur Stunde im Druck ist, erlebte ich eine neue Marotte, die mich ein wenig entschädigte. Ein Artikel war mit auffallend vielen Bildern geliefert worden, bei denen den an einem Tisch agierenden Weibspersonen ziemlich heftig in die Oberweite fotografiert worden war. Doch nicht Machogelüste hatten zu diesem sehr schönen Fall von Nippelgate geführt, sondern die Verkettung mehr oder minder (un)glücklicher Umstände. Die Fotografin (ja, die vermeintlich sexistische Missetat wurde von einem weiblichen Wesen vollbracht) stand in einem kleinen Raum, der nicht genügend Platz bot, um die Knipse am ausgestreckten Arm zu halten und zugleich weit genug fürs Billigobjektiv von den Fotoobjekten entfernt zu sein.
Also kam die Kamera auf Bauchhöhe, das schwenkbare Display machte es möglich (und der alte Lichtschacht lässt schön grüßen). Fazit: Niedrige Persektive und immer hinein in den Ausschnitt ... und weil die Kamera am Bauch lag, sogar unverwackelt.

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Donnerstag, 12. März 2015
Schimpfworterfindung, wegen derer ich mich anstrengen musste. Oder: Polizeimeldungsabschreibungsverschlimmbesserer
Die deutsche Sprache ist weder orientalisch-blumig noch übermäßig reich an kraftstrotzenden Schimpfworten. Nicht um letzterem Mangel abzuhelfen, sondern aus einem inneren Bedürfnis spukte mir bei meiner heutmorgendlichen Zeitungslektüre die nicht im Duden stehende Vokabel "Polizeimeldungsverschlimmbesserer" durch den Kopf.
Schuld war ein namenloser Schreibtischtäter aus der Lokalredaktion meiner Lokalpostille, der in grauer Vorzeit einmal dem Qualitätsjournalismus begegneten Leipziger Volkszeitung. Besagter Wortkünstler (diese Bezeichnung schließt genderkorrekt auch die weibliche sowie alle Zwischenformen ein, die ich mir gar nicht vorstellen mag ...) firmiert unter dem Kürzel "lvz" (Der neue ChR hat das bisherige "-r" abgeschafft) und ließ einige Pressemeldungen der Polizeidirektion Leipzig in die Spalten des Lokalteils fließen. Natürlich nicht, ohne zuvor ein wenig darin herumzustochern, oder (auf gut Sächsisch) zu mähr'n.
Die originale Meldung lautete folgendermaßen:
"Ein Radler verunglückte gestern Abend so schwer, dass er stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden musste. Er war auf der Zschocherschen Straße stadteinwärts unterwegs, als er in Höhe Grundstück Nr. 57 aus noch nicht geklärter Ursache ungebremst gegen einen ordnungsgemäß abgestellten Pkw krachte. Er stieß in die Heckscheibe und erlitt dadurch die schweren Verletzungen. Ein Zeuge hatte den Rettungsdienst und die Polizei informiert. Es entstand Sachschaden in Höhe von ca. 1.500 Euro."

Eigentlich keine schlechte Meldung; frei von furchtbaren Schachtelsätzen, verständlich - was will man mehr?
Oder besser: Was will man nicht?
Letzteres erhält der geneigte Leser der LVZ in der verschlimmbesserten Fassung. Dort heißt es "... Er durchbrach die Heckscheibe und erlitt dabei die schweren Verletzungen, wegen derer er stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden musste." Mein werter Kollege Burkhard Schröder hat auf seiner sehr zu empfehlenden Homepage burks.de eine Rubrik "Deutsch des Grauens". Das wäre ein angemessenes Endlager für dieses schöne journalistische Kunstwerk.

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Mittwoch, 11. März 2015
EU-Kommissar Günther Oettinger kastriert. Oder: Vom Unterschied zwischen Holzmedien und Journalismus
EU-Kommissar Günther Oettinger ist ob seiner Multilingualität und seiner kaum noch steigerbaren Digitalkompetenz immer für ein "Spässle" gut.
Doch was Mitarbeiter der EU-Kommission ihm bzw. einer von ihm gehaltenen Rede angetan haben, ist schon dicht am Massaker; Kastration ist es allemal. Und vor allem: Es ist sowas von 1984; das Ministerium für Wahrheit lässt schön grüßen.
Wer sich informieren möchte, findet einen Vergleich der originalen mit der zensierten Fassung der Oettinger-Rede natürlich in keinem der üblichen sterbenden Holzmedien. Dieses sehr schöne journalistische Stück gibt es bei netzpolitik.org, genauer gesagt hier https://netzpolitik.org/2015/remix-des-tages-eu-kommission-frisiert-lustige-rede-von-guenther-oettinger/

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Dienstag, 10. März 2015
Sag' beim Abschied leise Servus ... Oder: Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post (reloaded)
Dass ich auf die Dienste der LVZ-Post wegen gar zu großer Unzuverlässigkeit schon länger verzichte, habe ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches an dieser Stelle ja schon mehrfach dargelegt. Und ich mache auch keinen Hehl daraus, demnächst einen Verteilauftrag, der zurzeit noch über einen der LVZ nahestehenden Zustelldienst abgewickelt wird, der Deutschen Post zu übergeben - trotz eines mehr als deutlich höheren Preises.
Aber was nutzt mir ein Verteildienst, der zwar billig, aber nicht preiswert ist, weil er seinen Preis nicht wert ist, weil die Verteilung mit viel Glück irgendwann, oft aber (je nach "Tagesform") bei bis zu 30 Prozent der Auflage gar nicht erfolgt? Nur am Rande sei erwähnt, dass nicht nur meine Kunden es nicht mögen, ihr Produkt in Bündeln a' 150 Stück im Container des örtlichen Altstoffhändler des Vertrauens zu entdecken. Ich mag's auch nicht.

Dass ich mit meinen Erfahrungen in punkto Vertrieb per LVZ-Verwandschaft nicht allein dastehe, sei meiner geneigten Leserschaft nicht vorenthalten: Die Gemeinde Machern hat im vergangenen Jahr folgendes bekanntgegeben: "... nach zahlreich eingegangenen Beschwerden über die verspätete oder zum Teil gar nicht erfolgte Zustellung des Gemeindeblattes ... hat sich die Gemeindeverwaltung Machern dazu entschieden den Vertrag mit der LVZ aufzukündigen ..." (www.gemeindemachern.de/node?page=6).
Nun hat auch die Stadt Taucha auf die Bremse und der LVZ in den Arsch getreten und die Zustellung ihres Amtsblattes an die Deutsche Post übergeben. Guckst Du http://taucha.de/taucha/module/sb/idx.asp?action=detail&id=752 und hier http://www.taucha-direkt.de/cms/stadtanzeiger-soll-wieder-in-allen-briefkaesten-landen/
Wie pflegte ich in diesem Zusammenhang schon mehrfach zu schreiben? Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post. Mit der richtigen ...

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