Mittwoch, 31. März 2010
Satire oder nicht? Oder: Manchmal sind die Grenzen fließend ...
zeitungsdieb, 10:18h
Kennt noch jemand das Online-Satire-Magazin ZYN? Vor ein paar Jahren habe ich da regelmäßig reingeschaut und stille oder nicht ganz so stille vor mich hingekichert.
Heute stieß ich wieder drauf - d.h. ich war auf der Suche nach einem ganz anderen Link, den ich - soviel wusste ich noch - auf einem alten Rechner abgespeichert hatte.
Also Kiste reanimieren, hochfahren, hoffen, erleichtert grinsen - und schnell mal bei den Lesezeichen nachgucken. Den gesuchten Link habe ich zwar nicht gefunden, dafür stolperte ich aber über die gleichfalls abgespeicherte Adresse zyn.de
Mit einem erwartungsvollen Grinsen ging ich auf die Seite - und sah mich enttäuscht.
Statt des bitterbösen Satiremagazins findet sich dort jetzt der im Aufbau befindliche Auftritt der Lütjens & Lindemann Consulting.
Wobei: Wenn man deren Marketing-Babble liest, hat das auch etwas von Satire ...
"Unsere Mission ist die Synthese menschlicher Schaffenskraft und maschineller Effizienz.
Bei unserer Arbeit befinden sich stets die Anforderungen unseres Kunden im Mittelpunkt, wobei unsere Beratergruppe gesamtheitliche Aspekte des Kundenumfelds niemals aus den Augen verliert. Unsere Kernkompetenzen befinden sich in der Identifizierung grundlegender Geschäftskomponenten, der Analyse komplexer Relationen und der Bereitstellung umfassender Lösungen. "
Hin und wieder halte ich vor lieben, weil zahlenden Kunden Seminare über deutsche Sprache, PR-Arbeit und journalistische Handwerk. Da werde ich die Phrasensauce wohl mit einbauen ... schon wegen der komplexen Relationen und der umfassenden Lösungen.
PS.: Es ist übrigens wirklich eine Satire ...
Heute stieß ich wieder drauf - d.h. ich war auf der Suche nach einem ganz anderen Link, den ich - soviel wusste ich noch - auf einem alten Rechner abgespeichert hatte.
Also Kiste reanimieren, hochfahren, hoffen, erleichtert grinsen - und schnell mal bei den Lesezeichen nachgucken. Den gesuchten Link habe ich zwar nicht gefunden, dafür stolperte ich aber über die gleichfalls abgespeicherte Adresse zyn.de
Mit einem erwartungsvollen Grinsen ging ich auf die Seite - und sah mich enttäuscht.
Statt des bitterbösen Satiremagazins findet sich dort jetzt der im Aufbau befindliche Auftritt der Lütjens & Lindemann Consulting.
Wobei: Wenn man deren Marketing-Babble liest, hat das auch etwas von Satire ...
"Unsere Mission ist die Synthese menschlicher Schaffenskraft und maschineller Effizienz.
Bei unserer Arbeit befinden sich stets die Anforderungen unseres Kunden im Mittelpunkt, wobei unsere Beratergruppe gesamtheitliche Aspekte des Kundenumfelds niemals aus den Augen verliert. Unsere Kernkompetenzen befinden sich in der Identifizierung grundlegender Geschäftskomponenten, der Analyse komplexer Relationen und der Bereitstellung umfassender Lösungen. "
Hin und wieder halte ich vor lieben, weil zahlenden Kunden Seminare über deutsche Sprache, PR-Arbeit und journalistische Handwerk. Da werde ich die Phrasensauce wohl mit einbauen ... schon wegen der komplexen Relationen und der umfassenden Lösungen.
PS.: Es ist übrigens wirklich eine Satire ...
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Freitag, 26. März 2010
Flughafensicherheit. Oder: Ägypter haben die beste Technik
zeitungsdieb, 12:38h
Wenn ich unterwegs bin, komme ich auch in den Genuss der leidigen Flugsicherheitskontrollen. Was mich daran ungemein begeistert, ist die durchaus unterschiedliche Vorgehensweise der Sicherheitskontrollettis, die ich mir nur durch den Einsatz unterschiedlich fortschrittlicher technischer Hilfsmittel erklären kann.
Ehe die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches über Sinn und Unsinn dieser These grübeln, liefere ich ihnen die Auflösung gleich mit.
Die schlechteste Technik haben nach meiner Erfahrung deutsche Flughäfen, denn hier wird richtig intensiv händisch kontrolliert. Mein Rucksäcklein, in dem sich ein klitzekleines Notebook, eine Kamera und all die Kabelei befindet, die Mann von Welt auf Reisen benötigt, muss ich in good old Germany generell auspacken. Da ich aus Erfahrungen lerne, habe ich all das Ladegeräte und Strippengedöns inzwischen in einer durchsichtigen Plastiktüte untergebracht, dann das schützt mich vor Drahtverknotungen und spart denn Kontrollettis und mir Zeit für die wichtigeren Dinge im Leben.
Die da heißen: Intensive Inaugenscheinnahme des ganzen Kerls. Dazu gehören so kleine Nettigkeiten wie Jacke aufs Band, Hosentaschen ausräumen (über meine alten D-Markstücke und die kleinen Steine aus aller Welt staunen die Jungs immer wieder), Leibriemen aus der Hose ziehen (und Hose mit der Hand halten usw.
Auf dem Münchner Flughafen scheinen bevorzugt Schuhfetischisten zu arbeiten, denn dort sind meine Laufschuhe "dran" - so mit separater Begrapschung und Metallsuche.
Unerreicht ist nach meinen Erfahrungen hingegen die Leistungsfähigkeit von Mensch und Technik auf ägyptischen Flughäfen. Dort werden Koffer natürlich auch per Röntgenstrahl durchleuchtet, allerdings müssen die Bediener der Maschinen dazu nicht einmal wach sein. Pure Anwesenheit vor dem Bildschirm genügt.
Mein Krimskramsrucksack wird auf einen Rutsch durchleuchtet und dabei ohne Nachkontrolle die Ungefährlichkeit meines Notebooks und der Kabelei erkannt. Selbst meine am Rucksack gut sichtbar festgezurrte Wasserflasche wurde sofort als ungefährlich erkannt. Respekt, da können die Deutschen viel lernen.
Ehe die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches über Sinn und Unsinn dieser These grübeln, liefere ich ihnen die Auflösung gleich mit.
Die schlechteste Technik haben nach meiner Erfahrung deutsche Flughäfen, denn hier wird richtig intensiv händisch kontrolliert. Mein Rucksäcklein, in dem sich ein klitzekleines Notebook, eine Kamera und all die Kabelei befindet, die Mann von Welt auf Reisen benötigt, muss ich in good old Germany generell auspacken. Da ich aus Erfahrungen lerne, habe ich all das Ladegeräte und Strippengedöns inzwischen in einer durchsichtigen Plastiktüte untergebracht, dann das schützt mich vor Drahtverknotungen und spart denn Kontrollettis und mir Zeit für die wichtigeren Dinge im Leben.
Die da heißen: Intensive Inaugenscheinnahme des ganzen Kerls. Dazu gehören so kleine Nettigkeiten wie Jacke aufs Band, Hosentaschen ausräumen (über meine alten D-Markstücke und die kleinen Steine aus aller Welt staunen die Jungs immer wieder), Leibriemen aus der Hose ziehen (und Hose mit der Hand halten usw.
Auf dem Münchner Flughafen scheinen bevorzugt Schuhfetischisten zu arbeiten, denn dort sind meine Laufschuhe "dran" - so mit separater Begrapschung und Metallsuche.
Unerreicht ist nach meinen Erfahrungen hingegen die Leistungsfähigkeit von Mensch und Technik auf ägyptischen Flughäfen. Dort werden Koffer natürlich auch per Röntgenstrahl durchleuchtet, allerdings müssen die Bediener der Maschinen dazu nicht einmal wach sein. Pure Anwesenheit vor dem Bildschirm genügt.
Mein Krimskramsrucksack wird auf einen Rutsch durchleuchtet und dabei ohne Nachkontrolle die Ungefährlichkeit meines Notebooks und der Kabelei erkannt. Selbst meine am Rucksack gut sichtbar festgezurrte Wasserflasche wurde sofort als ungefährlich erkannt. Respekt, da können die Deutschen viel lernen.
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Donnerstag, 25. März 2010
Vereindringlichung durch Wiederholung. Oder: Meine Lokalpostille schwächelt bei der Qualitätssicherung
zeitungsdieb, 08:58h
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Gääääähn. Na klar, mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sagen, dass ist doch dieser olle Spruch irgendwelcher Zeitungsleute. Stimmt. Und ich möchte meine geneigte Leserschaft auch nicht unnötig auf die Folter spannen, warum ich diese Uraltweisheit gerade heute ausgegraben habe.
Schuld ist – wie kann’s anders sein – meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ). Dieses wundervolle Holzmedium bescherte mir am heutigen Morgen ein Déjà-vu. Es war dieses seltsam vertraute Gefühl des „Das-hast-Du-doch-gestern-schon-gelesen“, das mich beim Beäugen der heutigen LVZ-Titelseite überkam. Dort erfuhr ich in einem so genannten Anreißer, dass der in Leipzig seit Wochen köchelnde Streit um ein Bauvorhaben der Firma Unister beigelegt sei. „Der Baufachausschuss genehmigte gestern einen Entwurf, für den sich auch Oberbürgermeister Jung (SPD) eingesetzt hatte“ verkündete meine Lokalpostille. Gestern? Gestern! Aber gestern hatte ich doch genau diese Nachricht auch schon ...
Um mögliche Selbstzweifel an meiner geistigen Verfassung im Allgemeinen und dem Zustand meines Temporallappens im Speziellen gar nicht erst aufkommen zu lassen, stöberte ich ein wenig in meinem Altpapier und ... konnte mich beruhigt zurücklehnen. Irgendein Depp hatte beim Zusammenstellen der heutigen Titelseite den gestrigen Anreißer stehen lassen, sodass dieser heute gleich noch einmal erschienen ist.
Wobei: Die Geschichte auf einen dusseligen Mitarbeiter zu schieben, trifft nicht ganz den Kern der Sache. Klar, die Pappnase hat’s vermasselt. Allerdings gilt – wie so oft im Leben – die Erfahrung, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Dass (wieder einmal) Murks gedruckt und ausgeliefert wurde und beinahe Tag für Tag wird, kann nicht dieser, jener und irgendeiner anderen Pappnase angelastet werden.
Wenn ein Unternehmen an der Qualitätssicherung spart, bleibt das in aller Regel nur kurze Zeit ungestraft. Und wenn ein Unternehmen Abstriche an seiner Kernkompetenz macht, geht auch das nicht ohne Schaden am Produkt ab. Das ist bei Autoherstellern so, und das ist bei einem Tageszeitungsverlag nicht anders – auch wenn der sich Medienhaus schimpft. Und wer glaubt, dass die geneigte Leserschaft dumm genug ist, solche Entwicklungen nicht zu bemerken, muss sich über einbrechende Verkaufsauflagen nicht wundern ...
Schuld ist – wie kann’s anders sein – meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ). Dieses wundervolle Holzmedium bescherte mir am heutigen Morgen ein Déjà-vu. Es war dieses seltsam vertraute Gefühl des „Das-hast-Du-doch-gestern-schon-gelesen“, das mich beim Beäugen der heutigen LVZ-Titelseite überkam. Dort erfuhr ich in einem so genannten Anreißer, dass der in Leipzig seit Wochen köchelnde Streit um ein Bauvorhaben der Firma Unister beigelegt sei. „Der Baufachausschuss genehmigte gestern einen Entwurf, für den sich auch Oberbürgermeister Jung (SPD) eingesetzt hatte“ verkündete meine Lokalpostille. Gestern? Gestern! Aber gestern hatte ich doch genau diese Nachricht auch schon ...
Um mögliche Selbstzweifel an meiner geistigen Verfassung im Allgemeinen und dem Zustand meines Temporallappens im Speziellen gar nicht erst aufkommen zu lassen, stöberte ich ein wenig in meinem Altpapier und ... konnte mich beruhigt zurücklehnen. Irgendein Depp hatte beim Zusammenstellen der heutigen Titelseite den gestrigen Anreißer stehen lassen, sodass dieser heute gleich noch einmal erschienen ist.
Wobei: Die Geschichte auf einen dusseligen Mitarbeiter zu schieben, trifft nicht ganz den Kern der Sache. Klar, die Pappnase hat’s vermasselt. Allerdings gilt – wie so oft im Leben – die Erfahrung, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Dass (wieder einmal) Murks gedruckt und ausgeliefert wurde und beinahe Tag für Tag wird, kann nicht dieser, jener und irgendeiner anderen Pappnase angelastet werden.
Wenn ein Unternehmen an der Qualitätssicherung spart, bleibt das in aller Regel nur kurze Zeit ungestraft. Und wenn ein Unternehmen Abstriche an seiner Kernkompetenz macht, geht auch das nicht ohne Schaden am Produkt ab. Das ist bei Autoherstellern so, und das ist bei einem Tageszeitungsverlag nicht anders – auch wenn der sich Medienhaus schimpft. Und wer glaubt, dass die geneigte Leserschaft dumm genug ist, solche Entwicklungen nicht zu bemerken, muss sich über einbrechende Verkaufsauflagen nicht wundern ...
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Donnerstag, 11. März 2010
Wieviel ist 10 mal 12? Oder: Rechenschwäche bei der LVZ
zeitungsdieb, 15:12h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, präsentiert heute in ihrer Online-Ausgabe die wundersame Moritat von einem lesewütigen Studenten, der pro Monat "bis zu zehn Bücher liest". Besagter Student heißt Alexander Schau, über ihn geschrieben hat eine LVZ-Menschin namens Karoline Maria Keybe. Der klangvolle Name scheint die größte Stärke der Schreiberin zu sein, denn aus den zehn Büchern im Monat errechnet sie eine Jahresleseleistung von ... Trrrrommelwirrrrbelllll... 520 Büchern.
Das ist selbst für LVZ-Verhältnisse ein ungewöhnlicher Fehler. Nachzulesen hier: http://nachrichten.lvz-online.de/kultur/topthema_kultur/leipziger-student-rezensiert-auf-seiner-eigenen-internetseite-mit-gleichgesinnten-literatur/r-topthema_kultur-a-21111.html (solange es der Einäugige im Reich der LVZ-Blinden nicht entdeckt und eine Korrektur anmahnt)
Neugierig bin ich vor allem darauf, ob sich die feine Rechenleistung im morgigen Kulturteil der Holzausgabe meiner Lokalpostille wiederfindet ...
Das ist selbst für LVZ-Verhältnisse ein ungewöhnlicher Fehler. Nachzulesen hier: http://nachrichten.lvz-online.de/kultur/topthema_kultur/leipziger-student-rezensiert-auf-seiner-eigenen-internetseite-mit-gleichgesinnten-literatur/r-topthema_kultur-a-21111.html (solange es der Einäugige im Reich der LVZ-Blinden nicht entdeckt und eine Korrektur anmahnt)
Neugierig bin ich vor allem darauf, ob sich die feine Rechenleistung im morgigen Kulturteil der Holzausgabe meiner Lokalpostille wiederfindet ...
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Mittwoch, 10. März 2010
Stromausfall beim ZDF. Oder: Wie meine Lokalpostille die deutsche Sprache verschlimmhubelt
zeitungsdieb, 10:25h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet heute auf ihrer Medienseite recht süffisant über eine Panne beim Zweiten Deutschen Fernsehen ZDF.
Mir bescherte der knapp 40 Zeilen lange Text gleich mehrere interessante Erkenntnisse.
1. war ich sehr überrascht, dass es den Rentnersender noch gibt. Wobei: Wirklich überrascht musste ich nicht sein, denn der Carmen-Nebel-Kanal ist ja gebührenfinanziert – die senden auch weiter, wenn es keine Fernseher mehr gibt.
2. erfuhr ich, dass das ZDF allerdings auch nicht immer sendet, zum Beispiel dann, wenn der Strom ausfällt, geht sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen Funkern das Licht aus. Immerhin: Das ist ein gutes Zeichen. Ich hätte fast drauf gewettet, dass ein paar von den Zombies auch ohne Strom weitermachen, weil sie's nicht gemerkt haben.
3. befleißigte sich meine Lokalpostille in ihrer Berichterstattung über den Stromausfall beim ZDF einer sehr gepflegten Sprache. Da ist in feinster deutscher Fabulierkunst von einem "Blackout im Stromnetz" die Rede. Es soll allerdings niemand sagen, dass dem Verfasser das Wort „Stromausfall“ nicht geläufig gewesen wäre – er begründete diesen mit einem „Blackout im Stromnetz“. Für den Leser aufschlussreicher wäre es natürlich gewesen, in seiner Lokalzeitung zu erfahren, ob Kabelschaden, Transformatorenbrand oder Windstille besagten Stromausfall verursacht haben – aber das hätte ja ein wenig Recherche erfordert, und die ist nicht Sache der hiesigen Lokalpostilleros. Also schreiben wir lieber „Der Strom war weg weil der Strom weg war und basta.“ Oder so. Mit zielgruppengerechten englischen bzw. denglischen Vokabeln geht es im Text weiter. Da ist vom „zweiten Crash“ im Stromnetz sowie vom Ausfall der „Websites“ zdf.de und heute.de die Rede. Hätte man nicht von einer „zweiten Störung“ schreiben können, und vom „Ausfall der Internetauftritte“? Zumindest den nicht des Englischen mächtigen Lesern der LVZ hätte das die Lektüre erleichtert und womöglich die Peinlichkeit falscher Ausspracheversuche erspart.
4. Aber der LVZ-Bericht hatte für mich auch eine überaus amüsante Seite. War da nicht was bei der Fußball-Europameisterschaft 2008? Als im österreichischen Sendezentrum der Strom schwankte und die Übertrung ausfiel? Nachzulesen hier http://sport.orf.at/euro2008/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Feuro2008%2F080626-1049%2F1049smallstory.html Was haben die deutschen Öffentlich-Rechtlichen damals gelästert ... Manchmal ist das Leben doch einfach schön ...
Mir bescherte der knapp 40 Zeilen lange Text gleich mehrere interessante Erkenntnisse.
1. war ich sehr überrascht, dass es den Rentnersender noch gibt. Wobei: Wirklich überrascht musste ich nicht sein, denn der Carmen-Nebel-Kanal ist ja gebührenfinanziert – die senden auch weiter, wenn es keine Fernseher mehr gibt.
2. erfuhr ich, dass das ZDF allerdings auch nicht immer sendet, zum Beispiel dann, wenn der Strom ausfällt, geht sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen Funkern das Licht aus. Immerhin: Das ist ein gutes Zeichen. Ich hätte fast drauf gewettet, dass ein paar von den Zombies auch ohne Strom weitermachen, weil sie's nicht gemerkt haben.
3. befleißigte sich meine Lokalpostille in ihrer Berichterstattung über den Stromausfall beim ZDF einer sehr gepflegten Sprache. Da ist in feinster deutscher Fabulierkunst von einem "Blackout im Stromnetz" die Rede. Es soll allerdings niemand sagen, dass dem Verfasser das Wort „Stromausfall“ nicht geläufig gewesen wäre – er begründete diesen mit einem „Blackout im Stromnetz“. Für den Leser aufschlussreicher wäre es natürlich gewesen, in seiner Lokalzeitung zu erfahren, ob Kabelschaden, Transformatorenbrand oder Windstille besagten Stromausfall verursacht haben – aber das hätte ja ein wenig Recherche erfordert, und die ist nicht Sache der hiesigen Lokalpostilleros. Also schreiben wir lieber „Der Strom war weg weil der Strom weg war und basta.“ Oder so. Mit zielgruppengerechten englischen bzw. denglischen Vokabeln geht es im Text weiter. Da ist vom „zweiten Crash“ im Stromnetz sowie vom Ausfall der „Websites“ zdf.de und heute.de die Rede. Hätte man nicht von einer „zweiten Störung“ schreiben können, und vom „Ausfall der Internetauftritte“? Zumindest den nicht des Englischen mächtigen Lesern der LVZ hätte das die Lektüre erleichtert und womöglich die Peinlichkeit falscher Ausspracheversuche erspart.
4. Aber der LVZ-Bericht hatte für mich auch eine überaus amüsante Seite. War da nicht was bei der Fußball-Europameisterschaft 2008? Als im österreichischen Sendezentrum der Strom schwankte und die Übertrung ausfiel? Nachzulesen hier http://sport.orf.at/euro2008/?href=http%3A%2F%2Fsport.orf.at%2Feuro2008%2F080626-1049%2F1049smallstory.html Was haben die deutschen Öffentlich-Rechtlichen damals gelästert ... Manchmal ist das Leben doch einfach schön ...
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Dienstag, 9. März 2010
Billiglohn im Medienreich der SPD. Oder: Stell Dir vor, es ist Tarif und keiner macht mit ...
zeitungsdieb, 08:44h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) berichtet häufig über allerlei soziale Missstände in diesem, unserem Lande. Das ist gut so, denn zum einen zählt es zu den originären Aufgaben einer Qualitätszeitung, Niedrigstlöhne und anderlei Missstände aufzudecken und anzuprangern, zum anderen ist meine Lokalpostille Teil des Medienimperiums der Verlagsgesellschaft Madsack (guckst Du hier http://de.wikipedia.org/wiki/Verlagsgesellschaft_Madsack) – und nämliche gehört zu einem schlappen Viertel der SPD. Und die muss sich ja um solcherlei Dinge kümmern, schließlich sind die Sozis ja die Guten ...
Soviel der Vorrede; doch nun sind wir wieder an dem Punkt angelangt, da sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen wird, weshalb ich über so vage Kategorien wie „gut“ und „sozial“ schreibe. Ganz einfach, seit Februar ist die Welt ein Stück besser geworden. Sollte sie zumindest, zumindest für freie Tageszeitungsjournalisten, denn die zwischen dem Deutschen Journalistenverband DJV und den Verlegerverbänden ausgehandelten Honorarsätze sind in Kraft getreten.
Aber irgendwie ist es lustig, so in der Art wie „Stell’ Dir vor, es ist Weihnachten, und keiner schenkt was“ macht bei der neuen Honorarsätzen k(aum)einer mit. Okay, Springer und die Badische Zeitung haben wohl verlauten lassen, sich künftig daran halten zu wollen ...
Die anderen Tageszeitungsverlage halten sich laut einer Erhebung des DJV bedenkt, lehnen Anfragen dankend ab oder äußern recht deutlich, dass sie nicht daran denken, höhere Honorare zu zahlen. Schließlich sei immer ein Schreiber zu finden, der für weniger Geld arbeitet, wurde der DJV z.B. bei der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen belehrt. Und wenn’s die berühmte „anschaffende Hausfrau“ ist ...
In Sachsen ist die Situation erfreulich klar: Der hiesige Verlegerverband hat – genau wie der hessische – die Vereinbarung über die neuen Vergütungsregeln nicht unterzeichnet. Weshalb sich die Erbsenzähler in der Chefetage meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, bei dem Thema Honorare ganz entspannt zurücklehnen. Was auch für deren Tochter, die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ gilt. Und für deren in Dresden markbeherrschenden Wettbewerber, die „Sächsische Zeitung“. Womit sich der Kreis schließt, denn die Sächsische Zeitung gehört zu 40 Prozent – na, wem wohl? – der SPD.
Und im Medienimperium der Sozis hat man sich noch nie wirklich davor gegraust, kreativ mit den Rechten der Arbeitnehmer bzw. der arbeitnehmerähnlich beschäftigten umzugehen. Schließlich wurde das Geschäftsmodell, die Mitarbeiter von Lokalausgaben in separate Kleinstverlagsgesellschaften auszulagern, hier getestet ...
PS.: Um falschen Schlüssen vorzubeugen – ja, ich verdiene meine Brötchen u.a. als Schreiberling. Aber: Nein, die o.g. Weigerung namhafter Tageszeitungsverlage, ihren Freien auskömmliche und angemessene Honorare zu zahlen, betrifft mich nicht.
Soviel der Vorrede; doch nun sind wir wieder an dem Punkt angelangt, da sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen wird, weshalb ich über so vage Kategorien wie „gut“ und „sozial“ schreibe. Ganz einfach, seit Februar ist die Welt ein Stück besser geworden. Sollte sie zumindest, zumindest für freie Tageszeitungsjournalisten, denn die zwischen dem Deutschen Journalistenverband DJV und den Verlegerverbänden ausgehandelten Honorarsätze sind in Kraft getreten.
Aber irgendwie ist es lustig, so in der Art wie „Stell’ Dir vor, es ist Weihnachten, und keiner schenkt was“ macht bei der neuen Honorarsätzen k(aum)einer mit. Okay, Springer und die Badische Zeitung haben wohl verlauten lassen, sich künftig daran halten zu wollen ...
Die anderen Tageszeitungsverlage halten sich laut einer Erhebung des DJV bedenkt, lehnen Anfragen dankend ab oder äußern recht deutlich, dass sie nicht daran denken, höhere Honorare zu zahlen. Schließlich sei immer ein Schreiber zu finden, der für weniger Geld arbeitet, wurde der DJV z.B. bei der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen belehrt. Und wenn’s die berühmte „anschaffende Hausfrau“ ist ...
In Sachsen ist die Situation erfreulich klar: Der hiesige Verlegerverband hat – genau wie der hessische – die Vereinbarung über die neuen Vergütungsregeln nicht unterzeichnet. Weshalb sich die Erbsenzähler in der Chefetage meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, bei dem Thema Honorare ganz entspannt zurücklehnen. Was auch für deren Tochter, die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ gilt. Und für deren in Dresden markbeherrschenden Wettbewerber, die „Sächsische Zeitung“. Womit sich der Kreis schließt, denn die Sächsische Zeitung gehört zu 40 Prozent – na, wem wohl? – der SPD.
Und im Medienimperium der Sozis hat man sich noch nie wirklich davor gegraust, kreativ mit den Rechten der Arbeitnehmer bzw. der arbeitnehmerähnlich beschäftigten umzugehen. Schließlich wurde das Geschäftsmodell, die Mitarbeiter von Lokalausgaben in separate Kleinstverlagsgesellschaften auszulagern, hier getestet ...
PS.: Um falschen Schlüssen vorzubeugen – ja, ich verdiene meine Brötchen u.a. als Schreiberling. Aber: Nein, die o.g. Weigerung namhafter Tageszeitungsverlage, ihren Freien auskömmliche und angemessene Honorare zu zahlen, betrifft mich nicht.
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Donnerstag, 4. März 2010
Leipziger Kommunaldebakel. Oder: Städtische Juristen ohne Fortune
zeitungsdieb, 09:06h
Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand, so besagt es zumindest ein Sprichwort, das gern gebraucht wird, um die Unwägbarkeiten deutlich zu machen, denen man bei Juristerei und Seefahrt ausgesetzt sein kann. Wobei – der liebe Gott scheint gute und schlechte Hände zu haben, denn es gibt erfolgreiche und – gelinde gesagt – weniger erfolgreiche Juristen.
Auf letztere übt die Leipziger Stadtverwaltung eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Zu diesem Schluss gelangt, wer sich die (Miss-)erfolgsbilanz der städtischen Rechtsverdreher anschaut. Vor allem dann, wenn die Jurisprudenz vor den Karren der kommunalen Politik gespannt wird und etwas durchsetzen soll, das weit entfernt von Realität und gesundem Menschenverstand ist, geht’s mit schöner Regelmäßigkeit in die Hose. Was so natürlich für das generelle Funktionieren des Rechtssystems spricht – des deutschen, nicht des Leipzigers.
Beispiel gefällig? Da gab es einst einen Rechtstreit um ein großes Saunaprojekt am Kulkwitzer See, der sich über rund 15 Jahre hinzog. Allen vorherigen Aussagen doppelnahmentragender städtischer RechtsgelehrterInnen zum Trotz wurde Leipzig zur Zahlung von 3,8 Millionen Euro verdonnert. Nachzulesen u.a. hier http://www.leipzig-fernsehen.de/default.aspx?ID=5846&showNews=337247&showArchiv=1&aktMonat=1&aktJahr=2009&aktWoche=3
Dieses Misserfolgsprinzip zieht sich wie ein roter Faden durch die kommunale Juristerei. Erst vor wenigen Tagen wurde der ehemalige Leipziger Sportbürgermeister Holger Tschense vom Vorwurf der Untreue freigesprochen, nachzulesen hier http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/ex-sportbuergermeister-holger-tschense-freigesprochen/r-citynews-a-19773.html Über Jahre hinweg waren die Stadtvokaten dem politischen Auftrag nachgekommen, dem einstigen Olympiamacher und Sportorganisator juristisch ans Bein zu pinkeln. Fazit: Freispruch erster Klasse für Holger Tschense, Klatsche fürs Rathaus und viel Geld verbrannt.
Ihr jüngstes Rechtsdebakel durften die kommunalen Juristen in dieser Woche beim Streit mit der zu Leipzig gehörenden Ortschaft Böhlitz-Ehrenberg erleben. Einst versprochen, schnell gebrochen – unter diesem Motto waren Böhlitz-Ehrenberg vor dessen Eingemeindung nach Leipzig zusagen für den Bestand der örtlichen Schulen gemacht worden, die Leipzig nun kippen wollte. Fazit: Klatsche für Leipzig, die Zusagen müssen eingehalten werden.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, warum ich der Misserfolgsquote irgendwelcher Juristen einen Text widme. Ganz einfach: Die Stadt Leipzig rutscht gerade wieder in einen sehr schönen, sehr teuren und sehr riskanten Rechtsstreit hinein. Es geht um Finanzgeschäfte, die Manager der Kommunalen Wasserwerke Leipzig eingegangen sind. Diese geplatzten Deals können die Stadt in den nächsten Jahren mit mehreren hundert Millionen Euro belasten. Es geht darum, ob Geschäftsführer mit oder ohne Wissen der Stadtoberen oder gar in deren Auftrag gehandelt haben und darum, wer an wen wann wie viel zahlen muss. Guckst Du hier: http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/rechtsstreit-um-londoner-geheimgeschaefte-der-leipziger-wasserwerke-spitzt-sich-zu/r-citynews-a-19577.html
Allein die Honorare der bereits beteiligten und noch zu beteiligenden Anwälte – endlich haben die Kommunaljuristen eingeräumt, nicht wirklich durchzublicken – dürften eine Höhe erreichen, die die Summe der bisher angerichteten Schäden deutlich übersteigen.
Zweierlei gibt mir in diesem Zusammenhang zu denken: Zum einen kann man beim bisherigen juristischen Agieren der Stadtoberen in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht wirklich von einer Glückssträhne sprechen. Wenn sich das fortsetzt, ...
Zum anderen – und hier bin ich wirklich gespannt – hat mich meine bescheidene Lebenserfahrung gelehrt, dass bei der juristischen Aufarbeitung verzwickter Geschichten mitunter seltsame Dinge ans Tageslicht kommen. Dass Manager Mist bauen und auch mal eine Investition in den Sand setzen, kommt vor. Dass sich jedoch ein kühler Logiker und Zahlenmensch wie der geschasste, zum Oberbösewicht und Staatsfeind Nummer 1 erklärte Klaus Heininger aus lauter Dumdideldei auf riskanteste Geschäfte einlässt, erscheint mir unwahrscheinlich.
Da ich ein wenig um die Verflechtungen und finanziellen Abhängigkeiten in der Stadt Leipzig und ihrem „Kommunalen Kombinatsunwesen“ weiß, bin ich sehr optimistisch, dass im weiteren Gang des Verfahrens noch einige sehr nette Details ans Tageslicht kommen und einige Verantwortliche der Stadt nicht "jung", sondern „alt“ aussehen werden - und vielleicht fällt der eine oder andere statt in flaches Wasser in einen "tiefen See".
Auf letztere übt die Leipziger Stadtverwaltung eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Zu diesem Schluss gelangt, wer sich die (Miss-)erfolgsbilanz der städtischen Rechtsverdreher anschaut. Vor allem dann, wenn die Jurisprudenz vor den Karren der kommunalen Politik gespannt wird und etwas durchsetzen soll, das weit entfernt von Realität und gesundem Menschenverstand ist, geht’s mit schöner Regelmäßigkeit in die Hose. Was so natürlich für das generelle Funktionieren des Rechtssystems spricht – des deutschen, nicht des Leipzigers.
Beispiel gefällig? Da gab es einst einen Rechtstreit um ein großes Saunaprojekt am Kulkwitzer See, der sich über rund 15 Jahre hinzog. Allen vorherigen Aussagen doppelnahmentragender städtischer RechtsgelehrterInnen zum Trotz wurde Leipzig zur Zahlung von 3,8 Millionen Euro verdonnert. Nachzulesen u.a. hier http://www.leipzig-fernsehen.de/default.aspx?ID=5846&showNews=337247&showArchiv=1&aktMonat=1&aktJahr=2009&aktWoche=3
Dieses Misserfolgsprinzip zieht sich wie ein roter Faden durch die kommunale Juristerei. Erst vor wenigen Tagen wurde der ehemalige Leipziger Sportbürgermeister Holger Tschense vom Vorwurf der Untreue freigesprochen, nachzulesen hier http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/ex-sportbuergermeister-holger-tschense-freigesprochen/r-citynews-a-19773.html Über Jahre hinweg waren die Stadtvokaten dem politischen Auftrag nachgekommen, dem einstigen Olympiamacher und Sportorganisator juristisch ans Bein zu pinkeln. Fazit: Freispruch erster Klasse für Holger Tschense, Klatsche fürs Rathaus und viel Geld verbrannt.
Ihr jüngstes Rechtsdebakel durften die kommunalen Juristen in dieser Woche beim Streit mit der zu Leipzig gehörenden Ortschaft Böhlitz-Ehrenberg erleben. Einst versprochen, schnell gebrochen – unter diesem Motto waren Böhlitz-Ehrenberg vor dessen Eingemeindung nach Leipzig zusagen für den Bestand der örtlichen Schulen gemacht worden, die Leipzig nun kippen wollte. Fazit: Klatsche für Leipzig, die Zusagen müssen eingehalten werden.
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, warum ich der Misserfolgsquote irgendwelcher Juristen einen Text widme. Ganz einfach: Die Stadt Leipzig rutscht gerade wieder in einen sehr schönen, sehr teuren und sehr riskanten Rechtsstreit hinein. Es geht um Finanzgeschäfte, die Manager der Kommunalen Wasserwerke Leipzig eingegangen sind. Diese geplatzten Deals können die Stadt in den nächsten Jahren mit mehreren hundert Millionen Euro belasten. Es geht darum, ob Geschäftsführer mit oder ohne Wissen der Stadtoberen oder gar in deren Auftrag gehandelt haben und darum, wer an wen wann wie viel zahlen muss. Guckst Du hier: http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/rechtsstreit-um-londoner-geheimgeschaefte-der-leipziger-wasserwerke-spitzt-sich-zu/r-citynews-a-19577.html
Allein die Honorare der bereits beteiligten und noch zu beteiligenden Anwälte – endlich haben die Kommunaljuristen eingeräumt, nicht wirklich durchzublicken – dürften eine Höhe erreichen, die die Summe der bisher angerichteten Schäden deutlich übersteigen.
Zweierlei gibt mir in diesem Zusammenhang zu denken: Zum einen kann man beim bisherigen juristischen Agieren der Stadtoberen in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht wirklich von einer Glückssträhne sprechen. Wenn sich das fortsetzt, ...
Zum anderen – und hier bin ich wirklich gespannt – hat mich meine bescheidene Lebenserfahrung gelehrt, dass bei der juristischen Aufarbeitung verzwickter Geschichten mitunter seltsame Dinge ans Tageslicht kommen. Dass Manager Mist bauen und auch mal eine Investition in den Sand setzen, kommt vor. Dass sich jedoch ein kühler Logiker und Zahlenmensch wie der geschasste, zum Oberbösewicht und Staatsfeind Nummer 1 erklärte Klaus Heininger aus lauter Dumdideldei auf riskanteste Geschäfte einlässt, erscheint mir unwahrscheinlich.
Da ich ein wenig um die Verflechtungen und finanziellen Abhängigkeiten in der Stadt Leipzig und ihrem „Kommunalen Kombinatsunwesen“ weiß, bin ich sehr optimistisch, dass im weiteren Gang des Verfahrens noch einige sehr nette Details ans Tageslicht kommen und einige Verantwortliche der Stadt nicht "jung", sondern „alt“ aussehen werden - und vielleicht fällt der eine oder andere statt in flaches Wasser in einen "tiefen See".
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Donnerstag, 25. Februar 2010
Käßmann Rücktritt nach lässlicher Sünde. Oder: Einem Politiker wäre das nicht passiert.
zeitungsdieb, 08:52h
Zugegeben, bisher hatte ich für Margot Käßmann nicht wirklich viel übrig. Das mag daran liegen, dass ich ihren Glauben nicht teile. Mit mir unverständlichen Lehrsätzen und Überzeugungen habe ich nun mal Probleme. Das fing an, als ich im DDR-Fach Staatsbürgerkunde Dinge, die mit normalem Verstand nicht zu verstehen waren, glauben sollte. Und wenn Margot Käßmann in ihrer Weihnachtspredigt 2009 sagte „Alles ist aufgehoben bei Gott. Ich kann darauf vertrauen, dass ich nie tiefer fallen werde als in Gottes Hand“, so erinnert mich das verteufelt an das einstige Fach Staatsbürgerkunde. Wie viele Hände hat der Typ eigentlich. Und was, wann Gott seine Hand gerade nutzt, um sich am Hintern zu jucken?
Dann war da noch die Sache mit der Nicht-Umnutzung unnützer, weil nicht benötigter Kirchen zu Moscheen. Und die Käßmannschen Sprüchen zum deutschen Engagement in Afghanistan. Langer Rede kurzer Sinn: Die Frau war nicht mein Fall.
Doch seit gestern habe ich Respekt vor ihr, großen Respekt. Sie ist von ihren Ämtern als Bischöfin und Chefin der EKD zurückgetreten. Wegen einer Alkoholfahrt mit 1,54 Promille, die nach dem Überfahren einer roten Ampel polizeilich gestoppt wurde. Sicher, das ist kein Kavaliersdelikt, denn für soviel Dampf auf dem Kessel muss man schon ordentlich auflegen. Ein Liter Wein plus/minus eine ordentlich Tasse dürfte da – je nach Trinkgeschwindigkeit – schon durch den bischöflichen Hals gestrudelt sein. Das macht die Bischöfin fast schon sympathisch, denn mal einen über den Durst ... das ist doch eine lässliche Sünde, das kennt man doch. Oder zumindest beinahe.
Aber ein Rücktritt von fast allen Ämtern, um selbige nicht zu beschädigen – das hat Größe, das verdient Respekt. Die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögen sich an dieser Stelle vorstellen, dieses Malheur hätte einen unserer politischen Leistungsträger ereilt. Was wäre, wenn einer der parlamentarischen Hinterbankschnarcher aus dem deutschen Bundestag kurz nach Karnevalsende ordentlich bedröhnt gefischt worden wäre? Nüscht! Er/sie hätte über „einmalige Verfehlung“ geschwafelt, hätte Worthülsen abgesondert in der Art „Bürgernähe, da muss man auch mal ...“. Oder was wäre passiert, wenn ein Minister womöglich ... Oder gar ein Ministerpräsident ...
Viel heiße Luft wäre abgesondert worden, von „Verpflichtung den Wählerinnen und Wählern gegenüber“ hätte das tumbe Wahlvolk lesen dürfen, aber Rücktritt? Nö. Arschbacken zusammen, an den Sessel geklammert und weiter im Text – so werden solche Probleme in der Politik gelöst. Hatten wir ja alles schon, mit und ohne Ski-Unfall.
Dass sie genau das nicht getan und die Konsequenzen aus einem Fehlverhalten gezogen hat, um ihr Amt nicht in Misskredit zu bringen, macht mir Margot Käßmann regelrecht sympathisch.
Dann war da noch die Sache mit der Nicht-Umnutzung unnützer, weil nicht benötigter Kirchen zu Moscheen. Und die Käßmannschen Sprüchen zum deutschen Engagement in Afghanistan. Langer Rede kurzer Sinn: Die Frau war nicht mein Fall.
Doch seit gestern habe ich Respekt vor ihr, großen Respekt. Sie ist von ihren Ämtern als Bischöfin und Chefin der EKD zurückgetreten. Wegen einer Alkoholfahrt mit 1,54 Promille, die nach dem Überfahren einer roten Ampel polizeilich gestoppt wurde. Sicher, das ist kein Kavaliersdelikt, denn für soviel Dampf auf dem Kessel muss man schon ordentlich auflegen. Ein Liter Wein plus/minus eine ordentlich Tasse dürfte da – je nach Trinkgeschwindigkeit – schon durch den bischöflichen Hals gestrudelt sein. Das macht die Bischöfin fast schon sympathisch, denn mal einen über den Durst ... das ist doch eine lässliche Sünde, das kennt man doch. Oder zumindest beinahe.
Aber ein Rücktritt von fast allen Ämtern, um selbige nicht zu beschädigen – das hat Größe, das verdient Respekt. Die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögen sich an dieser Stelle vorstellen, dieses Malheur hätte einen unserer politischen Leistungsträger ereilt. Was wäre, wenn einer der parlamentarischen Hinterbankschnarcher aus dem deutschen Bundestag kurz nach Karnevalsende ordentlich bedröhnt gefischt worden wäre? Nüscht! Er/sie hätte über „einmalige Verfehlung“ geschwafelt, hätte Worthülsen abgesondert in der Art „Bürgernähe, da muss man auch mal ...“. Oder was wäre passiert, wenn ein Minister womöglich ... Oder gar ein Ministerpräsident ...
Viel heiße Luft wäre abgesondert worden, von „Verpflichtung den Wählerinnen und Wählern gegenüber“ hätte das tumbe Wahlvolk lesen dürfen, aber Rücktritt? Nö. Arschbacken zusammen, an den Sessel geklammert und weiter im Text – so werden solche Probleme in der Politik gelöst. Hatten wir ja alles schon, mit und ohne Ski-Unfall.
Dass sie genau das nicht getan und die Konsequenzen aus einem Fehlverhalten gezogen hat, um ihr Amt nicht in Misskredit zu bringen, macht mir Margot Käßmann regelrecht sympathisch.
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Mittwoch, 24. Februar 2010
Steiffe Sprachpanscher. Oder: Denglisches aus der Ohr-im-Knopf-Firma
zeitungsdieb, 10:06h
Die geneigten Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich einen Teil meines lebenskünstlerischen Ein- und Auskommens dadurch erlange, dass ich gelegentlich für Geld auftrete. Allerdings vollkommen unanstößig – ich halte Seminare zu Themen wie Presserecht, Öffentlichkeitsarbeit, deutscher Sprache usw. Aus diesem Grund lese ich natürlich auch allerlei Veröffentlichungen, um aktuelles „Futter“ für meine Veranstaltungen zu sammeln.
Mein heutiger Favorit, den ich demnächst bei einer Veranstaltung einsetzen werde, ist eine Anzeige der Knopf-im-Ohr-Firma Steiff. Die bewirbt ihre neuen Angebote in einem Leipziger Fachgeschäft für allerlei Kinderbekleidung mit einer großformatigen Anzeige.
Textprobe gefällig? „Neue Steiff Corner im Kids-Store“ heißt es da. Die Anzeige des traditionsreichen deutschen Herstellers verweist im weiteren Text auf „neues Shop-Design“, „Outfits für Babys, Kids und Jugendliche“ und kündigt als „besonderes Highlight“ Baby-Produkte aus Bio-Baumwolle an. Zu letzteren zählen die steiffen Werbefachleute neben Kuscheltieren und Schmusetüchern auch Spieluhren. Wie letztere sich aus Bio-Baumwolle herstellen lassen, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der alten Margarete ...
Mein heutiger Favorit, den ich demnächst bei einer Veranstaltung einsetzen werde, ist eine Anzeige der Knopf-im-Ohr-Firma Steiff. Die bewirbt ihre neuen Angebote in einem Leipziger Fachgeschäft für allerlei Kinderbekleidung mit einer großformatigen Anzeige.
Textprobe gefällig? „Neue Steiff Corner im Kids-Store“ heißt es da. Die Anzeige des traditionsreichen deutschen Herstellers verweist im weiteren Text auf „neues Shop-Design“, „Outfits für Babys, Kids und Jugendliche“ und kündigt als „besonderes Highlight“ Baby-Produkte aus Bio-Baumwolle an. Zu letzteren zählen die steiffen Werbefachleute neben Kuscheltieren und Schmusetüchern auch Spieluhren. Wie letztere sich aus Bio-Baumwolle herstellen lassen, bleibt wohl auf ewig das Geheimnis der alten Margarete ...
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Montag, 22. Februar 2010
Die NRW-CDU als Zuhälter. Oder: Wie Jürgen Rüttgers ohne sein Wissen verkauft wurde
zeitungsdieb, 11:44h
Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen, hat Ärger am Hals. Verschiedene Medien melden genüsslich, dass der MP gegen Geld Liebesdienste leistet. Allerdings nicht derart, wie sie hier www.youporn (Vorsicht, pfui!) zu sehen sind, sondern eher amtsnahe Gefälligkeiten unter der politischen Gürtellinie. Im Klartext: Wer Rüttgers ein paar Scheine wohin auch immer schiebt, darf mit ihm plaudern und ein wenig vom präsidialen Glanz auf seine Firma strahlen lassen. Wobei: Rüttgers betont, dass nicht er die Hure ist, sondern dass sich böse, böse Mitarbeiter ohne Wissen des Chefs zum Wohle der CDU-Kasse als Teilzeitzuhälter betätigt hätten. Der Tagesspiegel vermeldet hier http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/CDU-Juergen-Ruettgers;art122,3036822 , dass diese Praktiken nicht erst beim aktuellen Parteitag der NRV-CDU ihre Premiere hatten, sondern schon länger zu Nutz’ und Frommen der abendländischen Parteienlandschaft gepflegt werden.
Wobei – so neu ist das alles nicht. Und schon lange keine Domäne der NRW-CDU. Ich kenne mehrere Messen, bei denen die Veranstalter gegen einen kleinen Zuschuss zur Standmiete – wozu gibt es schließlich Nebenkosten? – den offiziellen Rundgang des politischen Stargastes ein wenig kreativ gestalteten. Wer kann schon widerstehen, wenn er für ein „alternatives Abbiegen“ des MP beim Eröffnungsrundgang etwas extra einstreicht. Dafür, dass die Sonne des Landesvaters auf dem eigenen Stand (und nicht bei der Konkurrenz) strahlt und sich die Presse ums beste Bild balgt, kann man schon einen oder auch zwei oder auch ... Tausender locker machen.
PS. Ausdrücklich ohne Bezug zur Jürgen Rüttgers: Lediglich beim einstigen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf ging so etwas mitunter in die Hose. „König Kurt“ hatte bei Messerundgängen zumeist sein holdes Weib dabei – und Ingrid bewies gern einen eigenen Kopf.
Fast schon Kultcharakter hat ihr Angriff aufs Protokoll bei der Eröffnung einer Bäckerfachmesse, als die Landesmutter sich nicht dirigieren ließ, zu einem Backofenhersteller abbog, sich dort einen Ladenbackofen zeigen ließ und ihren Göttergatten lautstark einbestellte. Mit den Worten „Kurt, schau mal, so einen will ich auch“ machte die Biedenköpfin ihre heimischen Ofenwünsche deutlich und ließ die Rundgangsplaner in die Röhre gucken. Ein entsprechender Ofen wurde übrigens gekauft.
Wobei – so neu ist das alles nicht. Und schon lange keine Domäne der NRW-CDU. Ich kenne mehrere Messen, bei denen die Veranstalter gegen einen kleinen Zuschuss zur Standmiete – wozu gibt es schließlich Nebenkosten? – den offiziellen Rundgang des politischen Stargastes ein wenig kreativ gestalteten. Wer kann schon widerstehen, wenn er für ein „alternatives Abbiegen“ des MP beim Eröffnungsrundgang etwas extra einstreicht. Dafür, dass die Sonne des Landesvaters auf dem eigenen Stand (und nicht bei der Konkurrenz) strahlt und sich die Presse ums beste Bild balgt, kann man schon einen oder auch zwei oder auch ... Tausender locker machen.
PS. Ausdrücklich ohne Bezug zur Jürgen Rüttgers: Lediglich beim einstigen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf ging so etwas mitunter in die Hose. „König Kurt“ hatte bei Messerundgängen zumeist sein holdes Weib dabei – und Ingrid bewies gern einen eigenen Kopf.
Fast schon Kultcharakter hat ihr Angriff aufs Protokoll bei der Eröffnung einer Bäckerfachmesse, als die Landesmutter sich nicht dirigieren ließ, zu einem Backofenhersteller abbog, sich dort einen Ladenbackofen zeigen ließ und ihren Göttergatten lautstark einbestellte. Mit den Worten „Kurt, schau mal, so einen will ich auch“ machte die Biedenköpfin ihre heimischen Ofenwünsche deutlich und ließ die Rundgangsplaner in die Röhre gucken. Ein entsprechender Ofen wurde übrigens gekauft.
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