Donnerstag, 9. Juli 2009
Größe ist nicht alles. Oder: Wenn meine Lokalpostille sportliche Prioritäten setzt
"Größe ist nicht entscheidend." Klar, diesen Spruch kennt jede(r). Und auch die Antwort: "Das sagen nur die, die einen Kleinen haben." Selten so gelacht. Diejenigen Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, welche nun befürchten, dass es heute im wahrsten Sinne des Wortes unter die Gürtellinie gehen könnte, dürfen beruhigt sein. Und diejenigen, die eben das gehofft und sich bereits mit süffisantem Grinsen die Lesebrille zurecht gerückt hatten, seinen gewarnt: Darum geht's nicht.
Es geht - welche Überraschung - um die Prioritäten bei der Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichteten Leipziger Volkszeitung.
Besagtes Blättchen beweist heute in seinem immerhin zweieinhalb Seiten umfassenden Sportteil, was wichtig ist: Da wird auf einer knappen halben Seite als Aufmacherthema darüber berichtet, dass der FC Sachsen (In welcher Grasklasse spielen die doch noch mal?) demnächst seiner 60 Jahre alten Holztribüne verlustig gehen wird. Stichwort: Sicherheit. Der Beitrag ist mit einem blattbreiten Foto des leeren Tribünenbaus illustriert, dazu prangen die Konterfeis zweier weißgrün gewandeter Rasenschänder - das muss wichtig sein.
Dass in Leipzig die dreitägigen Landesmeisterschaften der sächsischen Sportschützen stattgefunden haben, erfährt der geneigte Leser meiner Lokalpostille auch. Am Ende des Sportteils. Für die mit knapp 600 Aktiven sehr gut besetzten Meisterschaften standen immerhin 11 (elf!) Druckzeilen zur Verfügung. Vier Tage danach.

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Mittwoch, 8. Juli 2009
Michael Jackson, RIP. Oder: Großer Bahnhof für einen Pädophilen
So. Mit Riesenbrimborium und allerlei Betroffenheitsgeschrummsel ging gestern die Trauerfeier für the one and only, the greatest, the King of Pop über die Bühne. Sehr amerikanisch, sehr bescheuert, aber es soll ja Leute geben, die sowas mögen. Marketing at it's best.
Zwei Dinge fielen mir dabei auf, die ich den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches natürlich nicht vorenthalten wurde.
Zum einen galt all der mediale Zinnober einem Künstler mit einer eindeutig pädophilen, gerichtlich relevanten Vorgeschichte. Und das zu einer Zeit, da solcherart Perversionen selbst die dusseligsten deutschen Politiker hellhörig werden lassen. Traurig.
Zum anderen, und nun der fröhliche Teil des Trauergeschwafels, hatten gestern findige Gastronomen sogar in der sächsischen Provinz, sprich: Leipzig, zum Public Viewing in Sachen Jackson-Trauerfeier eingeladen. Womit diese Variante des denglischen Wortge- oder besser -missbrauchs endlich einmal zutraf. "Publlic Viewing", hierzulande als Bezeichnung fürs gemeinsame Glotzen bei Bier und Bratwurst gebräuchlich, steht im angloamerikanischen Sprachraum für die "öffentliche (=amtliche) Leichenschau".
Mach's gut. Jacko! Und lass die Griffel von den kleinen Engelchen. Such' Dir was in Deinem Alter.

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Montag, 6. Juli 2009
Publizistische Fettnäpfe. Oder: Bimbo-Präsident und Ameisenbelegschaft.
Meine sonntägliche Zeitungslektüre bescherte mir einige – vorsichtig gesagt – Überraschungen. Beim Blättern in der wirklich sehr guten und lesenwerten „Welt am Sonntag“ (WamS) blieb ich am Aufmacher des Wirtschaftsteils hängen. Dieser befasste sich unter der Überschrift „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“ mit der neuen globalen Finanzordnung, die auf der Agenda des am Mittwoch beginnenden G8-Gipfels steht. Guckst Du hier: http://www.welt.de/wams_print/article4060426/Nichts-sehen-nichts-hoeren-nichts-sagen.html
Der Text berichtet darüber, dass dieser Gipfel zumindest im Hinblick auf die Finanzordnung wohl wenig Neues bringen wird, weil zumindest einige der beteiligten Staaten massiv mauern. Illustriert wurde der Artikel in der Printausgabe mit dem angesichts der Überschrift naheliegenden Motiv der drei Affen. Allerdings nicht mit dem Original (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen ), sondenr mit einer Zeichnung, auf der drei Politiker die Affenrolle einnehmen: der britische Premier Gordon Brown, der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi und – ähem – US-Präsident Barack Obama.
Die geneigte Stammleserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches weiß um die Tatsache, dass ich nicht wirklich empfindlich bin und auch zu etwas unüblichen Vergleichen tendiere. Dass die WamS allerdings den ersten farbigen US-Präsidenten in Affenpose zeigt, hat mich denn doch überrascht. Offensichtlich auch andere Leser, denn in der Online-Ausgabe fehlt diese Illustration, auch die unter www.welt.de ansonsten beinahe allgegenwärtige Kommentar-Funktion ist deaktiviert. Uuups.

Eine zweite Überraschung bescherte mir ein Anzeigenmotiv der Deutschen Post DHL, das in der Juli-Ausgabe des Fachblattes „Journalist“ zu bestaunen ist http://www.journalist.de/ . Die Postler verkünden dort „Wir halten Dinge in Bewegung und achten dabei auf die Umwelt: Das verstehen wir unter go green.“ Mit viel Marketing-Blabla wird auf einer ganzen A4-Seite über Logistik, Verantwortung und Umwelt wortgehülst. Illustriert ist die Anzeige mit einem Foto, auf dem Blattschneiderameisen http://de.wikipedia.org/wiki/Blattschneiderameisen zu sehen sind, die allerlei Grünzeugs durch die Gegend schleppen.
Nun sind das durchaus interessante Tiere, ob aber der Vergleich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gelben Riesen mit solcherart Krabbelzeugs angebracht ist, darf durchaus in Frage gestellt werden. Schließlich sind Ameisen in erster Linie tumbe Schwarmwesen ohne nennenswerte Einzelintelligenz, die man bei Bedarf auch eben mal hundertstückweise zertrampeln, verbrennen oder vergiften darf. Uuups.

Irgendwann habe ich mal gelernt, dass man Vergleiche von Menschen mit Tieren tunlichst unterlassen sollte. Gebraucht man sie doch, sind Vorsicht und Sensibilität geboten, ansonsten droht mindestens ein Fettnapf.

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Freitag, 3. Juli 2009
Verlegerische Affenschande. Oder: Meine Lokalpostille im Leipziger Zoo
Wenn in einer Stadt etwas besonders Wichtiges geschieht, gehört das auf die erste Lokalseite. Man nennt das dann Aufmacher, der geneigte Leser weiß, dass es nichts Schlimmeres geben kann, als über dieses oberaffengeile, superexistenzielle Thema nicht informiert zu sein. Soweit die Theorie. Und nun zur Praxis meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung – nach oft verkündetem Selbstverständnis eines der letzten Bollwerke des Qualitätsjournalismus’ in Good Old Germany.
Schaut man sich die heutige Ausgabe der Leipziger Volkszeitung aus dem oben genannten, theoretischen Blickwinkel an, muss das wichtigste Ereignis in der Stadt Leipzig das heutige Zoofest sein; eine Big Party im (zugegeben sehr attraktiven) Leipziger Zoo, bei der es allerlei Kurzweil zu erleben und mancherlei Getier zu sehen geben wird. Bei freiem Eintritt.
Dieses wahrhaft epochale Ereignis füllt die obere Hälfte der ersten LVZ-Lokalseite und verdrängt sogar den Personalzoff in der SPD-Stadtratsfraktion in den Seitenkeller – und das bei einem Blatt im anteiligen SPD-Besitz!
Der geneigte Leser, soweit noch nicht völlig verblödet, wird dieses Wunder wahrscheinlich richtig zu deuten wissen: Das Sommerfest im Zoo ist keine Veranstaltung irgendwelcher Gutmenschen vom Mars, sondern eine Werbeaktion der unter Auflagenschwund leidenden Leipziger Volkszeitung. Nachdem die Führungsriege der LVZ vor Wochenfrist mit echten und gefühlten Promis im Zoo feierte, darf nun das gemeine Volk und der unendliche Schwarm der Freibiergesichter durchs schmiedeeiserne Gatter des Zoos pilgern, Chefredakteur, Geschäftsführung und andere große Tiere begaffen und sich – mit etwas Glück – morgen im Blatt wiederfinden.
Das alles ist so wichtig, dass sogar die Aufbauarbeiten für allerlei Stände und Büdchen im Blatt beschrieben werden und dass sogar Birgit Rebeck, die Marketingchefin meiner Lokalpostille mit einem Statement im Blatt wiederfindet.
Nun mag sich der eine oder andere Neu-Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich solcherart Selbstbeweihräucherung eines Holzmediums zum Thema eines Eintrages mache. Nun, ich gebe zu, dass ich ein gewisses Faible für den Pressekodex habe (Guckst Du hier: http://www.presserat.info/8.0.html ). Und ich gebe ferner zu, dass ich es für untragbar halte, wenn ein so genanntes „seriöses Medium“ mit so schöner Regelmäßigkeit gegen Ziffer 7 dieses Regelwerkes verstößt, dass dahinter nicht Dummheit, sondern schon Vorsatz stecken muss. Für alle Unwissenden und die Chefredaktion meiner Lokalpostille noch mal zum Nachlesen:

„Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, dass redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Journalistinnen und Journalisten beeinflusst werden. Verleger und Redakteure wehren derartige Versuche ab und achten auf eine klare Trennung zwischen redaktionellem Text und Veröffentlichungen zu werblichen Zwecken. Bei Veröffentlichungen, die ein Eigeninteresse des Verlages betreffen, muss dieses erkennbar sein.“

Man beachte insbesondere den letzten Satz. Wobei – den Hinweis auf das Nachlesen hätte ich mir zumindest im Hinblick auf die Chefredaktion der LVZ wohl ersparen können. Schließlich wissen die regelmäßigen Leser dieses Blogs, dass LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder dem Deutschen Presserat als Stellvertretender Sprecher (http://www.presserat.info/150.0.html?&L=bakmloqjgai ) angehört. Und nach einem Studium der Rechts- und Politikwissenschaften sollte man in der Lage sein, die im Pressekodex aufgelisteten Regeln zu verstehen und umzusetzen. Gelle?

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Montag, 29. Juni 2009
Schwarzfahrer in Uniform. Oder: Rassismus im "Stern"
Am 27. Juni berichtete der Stern in seiner Onlineausgabe über „Schwarzfahrer in Uniform“ (guckst Du hier: http://www.stern.de/panorama/:Bahnfahrt-Klasse-Schwarzfahrer-Uniform/704681.html ) und bescherte mir damit einen beachtlichen Erkenntniszuwachs. Hatte ich Depp doch bisher immer geglaubt, dass Polizisten angesichts ihres minimalen Salärs bedauernswerte Geschöpfe seien. Zwar glaube ich das noch immer, aber nicht mehr so sehr. Denn: Bundesweit dürfen die Ordnungshüter, sofern sie Uniform tragen, gratis Bahn fahren (außer in Sachsen-Anhalt, aber haben die dort eigentlich schon Eisenbahn?). Auf diese Weise soll ängstlichen Fahrgästen eine erhöhte Polizeipräsenz vorgetäuscht werden. Allerdings dürfen die Uniformträger nur die 2. Klasse zum Nulltarif benutzen. Das macht Sinn, denn sie sollen ja schließlich zwischen Stinobürgern, Kleinkriminellen und solchem Volk sitzen und nicht bei Politikern und anderen Schwerkriminellen sowie allerlei Spesenrittern.
Nun erfuhr ich aus o.g. Stern-Artikel, dass einige Beamte sich in die erste Klasse setzen, obwohl ihnen dort keine Freifahrt zusteht. Dafür gibt es in besagtem Text allerlei Mecker, die Rede ist von Schwarzfahrern und Schwarzen Schafen. Was in mir natürlich ein Glöcklein zum Klingen brachte: Darf man so was überhaupt noch sagen? Ist es nicht geradezu gefährlich rassistisch, in unserer politisch ach so korrekten Gesellschaft die Farbe schwarz in Verbindung mit Missetaten welchen Kalibers auch immer zu bringen?

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Mittwoch, 24. Juni 2009
Das sächsische Riesengraffiti. Oder: Der Fisch stinkt vom Kopf her
Ein altes Sprichwort besagt, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Ein anderes drückt es etwas volkstümlicher aus und fabuliert „Wie der Herre, so’s Gescherre“. Nun mag sich der geneigte Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was mich zu solcherart tiefgründigen Betrachtungen bewogen haben mag.
Die Antwort ist einfach: Es war das Sächsische Staatsministerium für Kultus, seines Zeichens u.a. oberster Dienstherr der Schulen im weißgrünen Freistaat und damit gewissermaßen Oberoberoberlehrer zwischen Westsachsen und Lausitz.
Besagtes Ministerium verschickte gestern eine Pressemitteilung, in der über das Finale des sachsenweiten Schüler-Wettbewerbes „DemokratieVersprühen“ informiert wurde. Der staunende Leser erfährt dank eines vorgeblichen Zitats des sächsischen Kultusministers Roland Wöller, was Sprayer mit Demokratie zu tun haben: „Der Wettbewerb holt die Schüler und Jugendlichen in ihrem direkten Umfeld und bei ihren Interessen ab. So können wir die nach 1989 geborenen jungen Menschen für die damals friedlich erkämpften demokratischen Werte gewinnen und begeistern.“
Dass sich mir der Sinn dieser wabernden Worthülsenwolke nicht wirklich erschließt, mag meinem künstlerischen Unvermögen oder irgendeiner anderen Behinderung geschuldet sein. Dafür stach mir auf den ersten Blick ins Auge, wie unfähig die oberste sächsische Instanz in Schulfragen im Hinblick auf Rechtschreibung – insbesondere den Einsatz des Wortes Graffiti – ist. Bereits in der Überschrift heißt es: „Ein Riesen-Graffiti für Demokratie“, im Text ist munter von „das Graffiti“ die Rede. Besagten sächsischen Oberstlehrern sei ein Blick in den Duden oder ein vergleichbares Standardwerk empfohlen. Dort findet sich unter dem Stichwort „Graffiti“ ... kein Eintrag. Dafür unter „Graffito“, so heißen die Dinger nämlich im Singular, vulgo auch Einzahl. Übrigens darf man sowohl das Graffito als auch der Graffito sagen bzw. schreiben. Wer hingegen „Grafitti“ verwendet, gebraucht den Plural, also die so genannte Mehrzahl.
Um noch einmal das eingangs gebrauchte Sprichwort aufzugreifen: Der Fisch stinkt vom Kopf her.

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Jugene, Jülich und die Blamage der Holzmedien. Oder: Wenn Printjournalisten über Computer schreiben
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, meldet heute auf ihrer Titelseite Neuigkeiten aus der Welt der Computer. In Jülich ist mit Jugene der schnellste Supercomputer Europas eingeweiht worden. Es folgt allerlei Blabla, die komplette Agenturmeldung halt, weitestgehend unbearbeitet und folglich nahezu identisch mit den Darstellungen in anderen Holzmedien. Daher ist es ziemlich egal, ob der geneigte Leser unter http://www.welt.de/webwelt/article3806440/Der-schnellste-Rechner-Europas-steht-in-Juelich.html oder unter http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,626984,00.html nachliest – es ist die selbe Brühe. Unverwechselbarkeit sieht anders aus. Auf www.lvz.de findet man die im Druck vermeldete Computerstory gleich gar nicht. Entweder sie fehlt oder sie ist zugut versteckt – und eine Suchfunktion gibt es in der Onlineausgabe meiner Lokalpostille nur für den Anzeigenteil ...
Was allen drei Blättern (und den meisten anderen deutschen zeitungen) übrigens gänzlich fehlt, sind Links z.B. zum Forschungszentrum Jülich. Deutsche Printmedien scheinen diese Art von Service für Teufelszeug zu halten und schützen ihre Leser davor, ob diese das denn wollen oder nicht. Wahrscheinlich hat irgendein Vordenker mal in einem Seminar verkündet, dass Links dazu führen können, dass die geistig nicht ganz verbetoniertenLeser den Onlineauftritt des eigenen Blattes verlassen und sich anderenorts informieren und dort möglich auf Anzeigen klicken könnten. Schnell Weihwasser drübergießen, damit der Böse vertrieben wird. Wenn Deutschlands Holzmedien überhaubt einen Link setzen, dann zeigt dieser auf ein eigenes Angebot – schließlich will man ja Traffic generieren und die eigene Wichtigkeit unterstreichen.
Wenn schon die Auflage im Sinkflug ist, wollen wir doch wenigstens mit „Klicks“ oder „Page Impressions“ hausieren gehen, auch wenn die Chefetage nicht wirklich weiß, was sich hinter diesem Vokabular verbirgt. Gelle?
Aber zurück zu Jugene und der Forschungseinrichtung in Jülich. Wer sich für die Regierungserklärung zum Thema Jugene interessiert, findet diese unter www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2009/05/2009-05-26-supercomputer-am-start.html , nicht eben excellent, dafür mit Foto. Und – Wunder über Wunder – es gibt einen Link nach Jülich http://www.fz-juelich.de/portal/index.php?cmd=show&mid=704&index=163 , einen zum Bundesforschungsministerium http://www.bmbf.de/press/2558.php und noch einen Verweis auf die guten Taten unserer Regierung http://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/WissenSchafftWohlstand/hightech-strategie-der-bundesregierung.html . Zugegeben, das wäre für meine Lokalpostille und ihre hölzernen Geschwister etwas zuviel Aufwand gewesen – aber zumindest www.fz-juelich.de hätte man als Service für den Leser anbieten können. Mag sein, dass die Agenturen diesen Link nicht mitgeliefert haben ... aber mit ein wenig Google ließe sich das alles finden lassen. Noch dazu, wenn man das eigene Wurstblatt immer wieder als Qualitätszeitung verstanden wissen will. Ein Tipp an meine Seite-1-Kollegen: Einfach bei Google die Suchbegriffe „Jülich“ und "schnellste Computer Europas" eingeben, auf die Enter-Taste drücken (die ist rechts außen), dann klappt’s schon mit den Links.

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Dienstag, 16. Juni 2009
Erfolglose Handydurchsuchung. Oder: Hin und wieder mal ein Blick ins Grundgesetz
Gegen alle Gewohnheit schreibe ich an den Beginn des Eintrages eine Warnung an die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: Die folgende Geschichte ist keine Erfindung, sondern am vergangenen Wochenende tatsächlich passiert. Nicht in China, Nordkorea oder dem Iran, sondern in Deutschland, genauer gesagt im Freistaat Sachsen, am Kulkwitzer See.
Dort herrschte lustiges Treiben am Strand. Der Spaß endete, als ein aufmerksamer Badegast auf einen anderen zeigte und diesem zur Last legte, per Handy anstößige Fotos aufgenommen zu haben. Ganz schnell fiel dabei auch das Killerwort Kinderpornographie.
Nun braucht man nicht viel Verstand um einzusehen, dass beim ganz normalen, braven Strandtreiben aufgenommene Fotos – selbst wenn es an textiler Bedeckung mangelt – weit von Pornographie entfernt sein sollten. Doch wenn das gesunde Volksempfinden in Aufruhr gerät, bleibt der Verstand zuerst auf der Strecke.
Die Polizei wurde gerufen, erschien und befragte den mutmaßlichen Missetäter. Bis zu dieser Stelle ein ganz normaler Vorgang. Dann allerdings wurde das dem Verdächtigen bereits abgenommene Handy von aufmerksamen Polizistenaugen an Ort und Stelle auf Fotos untersucht, die den erhobenen Vorwurf erhärten sollten. Eben diese Beweismittel fanden sich jedoch nicht, das Handy wurde dem nun nicht mehr Verdächtigen wieder ausgehändigt, der Mann durfte seiner Wege ziehen.

Nun liegt es mir fern, irgendwelche Schweinereien gutzuheißen, zu decken und potenzielle Kinderschänder in Schutz zu nehmen. Aber: Im konkreten Fall wurde geltendes Recht auf Gröbste missachtet. Dass ein Verdächtiger dingfest gemacht wird, ist – soweit dabei übermäßige Misshandlungen unterbleiben – ein Jedermannsrecht. Beweismittel sicherzustellen und vor möglicher Zerstörung zu bewahren, ist zwar sinnvoll, birgt aber bereits rechtliche Tücken. Denn wer kann garantieren, dass nicht einer der selbsternannten Asservatenhüter die Gelegenheit nutzt, Beweismittel zu manipulieren oder erst herzustellen?
Viel schlimmer ist allerdings der Umstand, dass – man verzeihe mir den respektlosen Ausdruck – irgendein Streifenhörnchen ohne richterliche Genehmigung mit dem Telefon eines Verdächtigen hantiert, es nach Fotos durchsucht und vorhandene Bilder auf mögliche strafrechtliche Relevanz sichtet.
All denen, die an dieser Stelle noch kein Problem sehen, sei ein Blick ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland empfohlen. Dort steht in Artikel 1 etwas zur Unantastbarkeit der Würde des Menschen (ich empfände die geschilderte Behandlung als unwürdig), in Artikel 10 etwas zum Thema Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Letzteres umfasst nicht nur den Inhalt, sondern auch die Daten von Gesprächen, selbst von nicht zustande gekommenen), außerdem ist ja die Privatsphäre auch irgendwie ein schützenswertes Gut – wo kämen wir hin, wenn eine Uniform ihren Träger berechtigte, des unbescholtenen Bürgers Fotoalben einzusehen.

Bleibt eine Frage offen: Was wäre, wenn der Verdächtigte das Handy freiwillig übergeben und die Untersuchung zum Zwecke des Unschuldsbeweises ausdrücklich genehmigt hätte? Dann wäre besagte Unschuldslamm eines der dümmsten Wesen unter der mitteldeutschen Sonne. Wer um seine Unschuld weiß, hat keinen Grund, vertrauliche Daten ohne richterlichen Beschluss auszuhändigen bzw. Unbefugten deren Sichtung zu erlauben.
Hat der Verdächtige hingegen Dreck am Stecken, sollte er gegen die Beschlagnahme protestieren, der Durchsuchung ausdrücklich widersprechen und sich bereits freuen, weil hier Beweismittel durch rechtswidrige Erlangung von Amts wegen wertlos gemacht wurden.
Dass solcherart Klatsche für die Uniformträger tatsächlich realistisch ist, beweist das hier zitierte Urteil: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1380880/

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Freitag, 12. Juni 2009
Klick, klick, tüdelü. Oder: So schnell verschwindet ein Mensch.
In dem sehr sehenswerten Film „Die Waffen der Frau“ beschreibt Jack Trainer (Harrison Ford) das Motiv seines rastlosen Tuns. „Auf den Tasten meines Telefons sind mehrere Lagen Klebestreifen mit Namen von Leuten, die es nicht geschafft haben. Ich möchte nicht unter einem solchen Klebestreifen enden.“
Nun mag sich der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wie ich darauf komme, über einen Film von Mike Nichols aus dem Jahre 1988 nachzudenken. Nein, es hat nicht mit der Finanzkrise zu tun.
Mir fiel die Szene mit den Klebestreifen aus einem anderen Grund ein: Die Mitarbeiterin eines Kunden, mit der ich in den vergangenen Monaten zu tun hatte, ließ mich gestern per E-Mail wissen, ab sofort nicht mehr für ihren Arbeitgeber tätig zu sein. Kürze und Stil der Nachricht ließen einen unfreiwilligen, sehr schnell angeordneten Abgang – vulgo: Rausschmiss – vermuten. Ich zog heute daraus die Konsequenzen, änderte den Rufnummernspeicher meiner Telefonanlage und das Adressenverzeichnis meines E-Mail-Programmes. Klick, klick, tüdelü, klick, piep – so schnell geht das. Ganz ohne Klebestreifen und Kritzelei. Moderne Zeiten eben.

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Mittwoch, 10. Juni 2009
Holzmedien lernen's nicht. Oder: Was meine Lokalpostille LVZ ihren Lesern vorenthält
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, liefert heute auf ihrer Titelseite ein tolles Beispiel dafür, wie moderner Journalismus nicht geht. Anders gesagt: Sie beweist mal wieder, dass klassische Holzmedien auch durch ein wenig Onlinegebastel und Rumgetwittere nicht wirklich zukunftsfähig werden, wenn die Visionen fehlen.
Zurück zum Beispiel: Auf Seite 1 der LVZ ist eine hübsche Agenturmeldung von AFP abgedruckt. Dort erfährt der geneigte Leser, dass Computer gefährlich sind und dass die Zahl der Unfälle beim Umgang mit selbigen von 1994 bis 2006 um das Siebenfache gestiegen ist. Sagen US-Wissenschaftler. Kinder und Senioren sind besonders gefährdet, die Zahl der Unfälle ist schneller gestiegen als die Ausstattung der Haushalte mit Computern. Immerhin erfährt die LVZ-Leserschaft sogar, dass die Forscher dem Nationalen Kinderkrankenhaus im US-Bundesstaat Ohio angehören und ihre Erkenntnisse in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift American Journal of Preventive Medicine veröffentlicht haben.
Das lässt vermuten, dass es sich um US-Zahlen handelt. Sicher sein kann der Leser nicht, denn darüber schweigt sich der Leipziger Volkszeitung aus. Mag sein, dass AFP darauf verzichtet hat, den Link zum zitierten Bericht mitzuliefern, aber für einen Leipziger Qualitätsjournalisten sollte es kein Problem sein, das mal einzweifix zu googeln.
Machen die Lokalpostilleros aber nicht, weil sie Links für etwas Politisches halten, auf alle Fälle sind Links etwas, was in einer seriösen Zeitung nichts zu suchen hat. Wo kämen wir denn hin, wenn wir dem Leser helfen, sich zusätzliche Informationen zu erschließen. Womöglich informiert er sich dann gleich woanders und die Leipziger Volkszeitung büßt wieder mal einen Leser ein – das schmerzte, denn so viele sind’s nicht mehr ...
Zurück zur Computergefahr: Etwa zwei Minuten braucht ein durchschnittlicher Internetnutzer, um das AJPM im Internet zu finden. Den betreffenden Artikel zu entdecken, dauerte etwas länger, da die Juli-Ausgabe heute noch nicht online war. Also tippte ich darauf, dass die Kollegen von AFP wohl eine Pressemitteilung verwurstet hatten – und siehe, bei den Presse-Meldungen findet sich die Quelle der Informationen über die erschröcklichen Computerunfälle. Wer’s genau wissen will: http://www.ajpm-online.net/webfiles/images/journals/amepre/AJPM_PR_July_2009_Computer_Related_Injuries.pdf
Amüsant: Die Unfälle im Zusammenhang mit Computermonitoren sind seit 2003 rückläufig. Die Erklärung liefern die Autoren der Untersuchung gleich mit: Moderne LCD-Bildschirme sind leichter als die aussterbenden Röhrenungetüme. Folglich setzen sie beim Heben einem angegriffenen Rücken weniger zu. Fallen sie vom Tisch, machen sie dank ihrer geringeren Masse zudem weniger „Aua“.
Und warum finde ich so was nicht in meiner Lokalpostille?

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