Donnerstag, 6. Februar 2014
Europa, SEPA und der ganze Müll. Oder: Überweisungslimit für Banken im Ausland gesenkt
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich die EU und den Euro für Unfug halte. Das mag daran liegen, dass mir bisher noch niemand schlüssig erklären konnte, welche Vorteile der ganze Europakram mir bringt (Um Gutmenschen, die versehentlich auf diese Seite geraten sind, von unüberlegten Agitprop-Einsätzen abzuhalten: Die offizielle Euro-Propaganda lasse ich nicht als schlüssige Erklärung durchgehen. An diesem Geschreibsel hätte zwar Altmeister Joseph Paul Goebbels seine Freude gehabt, aber schlüssige Argumente sehen anders aus).
Zurück zum Text: Schlimmer als der Euro ist aus meiner Sicht nur der Unfug, der unter dem Namen SEPA dargeboten wird. Auch hier gibt es ja viele feine Pseudoargumente, die aber alle eher propagandistischen Wert haben. Nur soviel: Ich habe in der Vor-SEPA-Ära sowohl privat als auch geschäftlich Zahlungen außerhalb unserer Bananenrepublik Deutschland abgewickelt und alles war gut.
Doch lt. offizieller Propaganda macht der einheitliche europäische Zahlungsraum alles besser, schöner und so und überhaupt ...
Meine ohnehin schwache Bereitschaft, so etwas zu glauben, wurde heute erschüttert. Die Leipziger Volksbank ließ mir folgende Mitteilung zukommen:
"Aufgrund jüngster Phishingfälle wurde das Überweisungslimit im Onlinebanking für SEPA-Überweisungen mit Empfängerbanken im Ausland auf 150 € gesenkt. Sie haben jederzeit die Möglichkeit über Ihren Berater, dieses Limit bei Bedarf wieder anpassen zu lassen."
Soviel zum Thema SEPA ...
PS.: Ich muss in den nächsten Wochen noch einige hundert Lastschriften einziehen. Das werde ich wohl - schon aus Prinzip - innerhalb der verlängerten Frist und mit den alten Daten tun ...



Auf folgender Seite haben wir Ihnen noch einmal wichtige Hinweise zusammengestellt:

https://www.leipziger-volksbank.de/privatkunden/girokonto_kreditkarten/sicherheit/phishing-trojaner.html

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Geniale Zitate. Oder: Wehrmacht vor Moskau
Ganz ehrlich: Ich bin ein ziemlich frecher Hund und mache so manchen Spruch, der den strengen Kriterien der political correctness nicht gerecht wird. Die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer jugendfreien Tagebuches wissen das. Wobei ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen möchte, dass der niedergeschriebene Teil meines Schaffens den eher harmlosen Teil meines Spruchwerks dokumentiert. Wer mich unplugged erleben will, möge mich zu sich einladen.
Zurück zum eigentlichen Anliegen: In der Welt las ich kürzlich einen Kommentar von Henryk M. Broder, der sich mit einer genialen TAZ-Seite auseinandersetzte. Die TAZ hatte unter dem Titel "Waffen für Ed Snowden"(im Layout eines beinahe vergessenen Aufrufes "Waffen für Elsalvador" und im herrlichsten RAF-Geschwurbel) einen (satirischen) Spendenaufruf für den Whistleblower gestartet.
Broder schwurbelte daraufhin einen Meinungsbeitrag über den "vierfachen Medienrittberger" zusammen, der für ihn und die "Welt" nicht wirklich toll ist.
Aber: Es findet sich in seinem Opus ein wahrlich güldenes Korn, das ich meinen LeserInnen nicht vorenthalten möchte. Leset ihn und ergötzet Euch ...

"Fährt man zum Beispiel mit der Bundesbahn durch das Land ... muss man sich fragen, wie die Wehrmacht jemals bis kurz vor Moskau kommen konnte. " Nachzulesen hier: http://www.welt.de/kultur/medien/article124419883/Waffen-fuer-den-Whistleblower-Snowden.html

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Freitag, 31. Januar 2014
Neujahrsempfangsgedanken. Oder: Antizyklische Freibiergesichter.
Heute ist der 31. Januar. Ein trauriges Datum. Warum, werden sich nun die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen. Ganz einfach: Heute endet der erste Monat des Jahres und damit auch die Zeit der Neujahrsempfänge, zumindest der, die nach "unserem" Kalender abgehalten werden.
Ganz ehrlich: Ich bin ein Liebhaber dieser vollkommen überflüssigen Veranstaltungen. Um nicht missverstanden zu werden - ich meine nicht diese allerhöchst offiziellen Empfänge beim bundesteutschen Grüßaugust usw., ich meine die kleinen, weniger feinen, aber sehr unterhaltsamen Empfänge, die im Januar geradezu endemisch über Deutschland hereinbrechen. Die sind lustig, die sind erlebenswert, weil man da eine Menge netter Typen findet.

Da gibt es zum Beispiel die ganz allgemeinen Freibiergesichter. Statistisch gesehen ist das typische Empfangsfreibiergesicht männlich und Ende 60, hat eine lückenhafte Frisur und sowohl eine Gleitsicht- als auch eine Lesebrille. Während erstere für des Tages Müh'n ausreicht (Lesen von Werbebeilagen und Preisschildern, dazwischen ein Blick über den Tisch zu "Muddi" oder zum Fernseher), wird letztere, also das Single-Use-Lesehilfsmittel, zum Studieren von Tageszeitung, Wochenblatt und amtlichen Nachrichten eingesetzt. Dort finden sich nämlich die heißen News, dort kann der emsige Leser erspähen, wer wann wo was für einen Empfang gibt. Einladung? Braucht man nicht, einfach siebeneinhalb Minuten nach Beginn dazustoßen, schon ist man mittendrin. Außerdem muss man dann nicht so lange warten, bis das Geschwätz vorüber und das Büfett eröffnet ist. Wenn's zu schlimm wird, einfach die Hörhilfe ausschalten.
Landratsempfänge sind sehr zu empfehlen, da ist das Catering meist ganz gut. Nachteil: Landkreise haben immer irgendwelche Musikschulen oder so Zeugs, deren SchülerInnen das Kulturprogramm bestreiten ... und das kann dauern. Da sind kleinere Empfänge in örtlichen Rathäusern besser, dort geht es schneller zum Trog. Ein wenig Recherche ist im Vorfeld sinnvoll; schließlich gibt es auch Kommunen in finanziell suboptimaler Verfassung, da wird der Magen nicht voll, ganz zu schweigen vom mitgebrachten Beutel ...

Einen sehr hohen Unterhaltungswert haben für mich allerdings die besonderen Freibiergesichter. Während die allgemeinen sich beim Date einfach den Wanst füllen wollen, sind die besonderen auch darauf bedacht, zu kommunizieren und aufs Bild zu kommen. Aber satt werden wollen sie auch ... und dieser Spagat will gemeistert werden. Kürzlich erlebte ich als Fotograf wieder einmal, mit welcher Virtuosität sich ein ansonsten recht distinguiert daherschauspielender Kommunalpolitiker dieser Herausforderung stellte: Es gab Kultur auf der Ohren, Auszeichnungen und güldenes Wortwerk aus dem Munde des Oberwichtigen. Der Kommunaldarsteller, von Mutti fein bekämmt, bezwirnt und beschuht, hielt aus, lächelte an den richtigen Stellen und stand trotz gelegentlich herabsinkender Augenlider hoch erhobenen Hauptes in der ersten Reihe das applaudierenden Publikums, auf dass die erschienenen Lichtbildkünstler der örtlichen Medien ihn gut ins Bild bekämen. Als der gülden wortwerkende Oberwichtige zu seinen Schlussbemerkungen ansetzte, war der erstreihige Platz des Kommunaldarstellers verwaist. Just in dem Augenblick, als aus dem Munde des Oberwichtigen das erlösende Wort "Büfett" erscholl und 99 Empfangsgäste in den Rührt-Euch-Modus wechselten und ihrem Nachbarn ein "Na, so schlimm war's ja gar nicht zuraunten", hatte der antizyklisch agierende Oberwichtige seinen Teller mit Filets wohlgefüllt, den ersten Fleischbrocken im Maul und drei weitere auf der Gabel. "So geht das, Ihr Verlierer", blitzten seine Augen den Spätfressern zu, die in der Schlange vor den chromglänzenden Futtertrögen ausharrten. Teller auf den Bistrotisch, schnellen Schrittes zum Tresen, Getränke gegriffen und ... das Gefühl der Überlegenheit genießen.

Um sie nicht zu vergessen: Bei so einem Empfang trifft man natürlich auch die ganz normalen Menschen, denen es um die Sache geht, die sich engagieren, für ihr Gemeinwesen einsetzen und irgendwelche Teile ihres Körpers aufreißen. Die sich benehmen, das kulturelle Programm genießen, den Reden zuhören und wie normale Menschen ein Glas trinken und ein (!) Häppchen am Büfett nehmen. Es gibt sie tatsächlich ... aber für solche Langweiler finden Empfänge ja nun wirklich nicht statt.

PS.: Ehe hier Gerüchte aufkommen ... ich habe die Phase der Büfett-Fresserei seit Jahren hinter mir. Freibiergesichtertreffen suche ich praktisch nur noch aus beruflichen Gründen auf, kann ein gewisses masochistisches Vergnügen beim Betrachten der agierenden Darsteller jedoch nicht verhehlen. Mein Essen zahle ich in aller Regel selbst, das gibt mir die Möglichkeit, die Gesellschaft in gewissen Grenzen selbst zu bestimmen. Ok, vor stinkenden, kotzenden und schreienden Blagen am Nachbartisch ist man nie gefeit, aber das ist Geschrei ist ja Zukunftsmusik, hat zumindest der Kommunaldarsteller mal gesagt.

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Freitag, 6. Dezember 2013
Ende einer Geschäftsbeziehung. Oder: Die LVZ-Post kann mich mal ...
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich mich gelegentlich über die "LVZ-Post" amüsiere. Wobei das Verb amüsieren es nicht so ganz trifft. Meist ärgere ich mich darüber, dass meine Lokapostille, die angeblich dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung gern mal den Presskodex ignoriert und ihren eigenen Postdienst lobhudelt.
Ich gestehe: Gelegentlich nutze auch ich diesen Dienst, denn er ist ein paar Cent billiger als die "gelbe" Post. Ich schreibe ausdrücklich billiger, denn preiswerter ist er nicht. Immer mal erhalte ich Sendungen als "unzustellbar" zurück, die ich nach Rücksprache mit dem Adressaten dann mit der "richtigen" Post schicke; und siehe, sie kommen einfach so an.
Nun ist das Fass übergelaufen und die LVZ-Post kann meinetwegen drin ersaufen. Was ist passiert? Am 25. November habe ich einen dicken Brief in den Kasten der LVZ-Post geworfen, wohlweislich mit hinreichendem zeitlichen Vorlauf zur Leerung. Dieser Brief war wichtig, aber nicht besonders eilig - der Empfänger benötigte den Inhalt am 28. November. Angekommen ist der Umschlag am 29. - und das nicht beim Versand nach irgendeinem entlegenen Zipfel der Welt, sondern für eine Strecke von gut 120 km innerhalb Sachsens.
Heute erreichte mich die nächste Rückmeldung in Sachen LVZ-Post per Mail. Ein schlapper A4-Umschlag, am 26. November abgeschickt (vor der Leerung!), erreichte die kaum 20 km entfernte Adressatin mehr als eine Woche später, am 4. Dezember. Geht's noch?
Um etwas deutlicher zu werden: Wenn ich jemandem eine Leistung gegen Entgelt zusage, obwohl ich weiß, dass ich diese in der zugesagten Form nicht erbringen kann, ist das schlicht und einfach Betrug. Und mit Betrügern mache ich keine Geschäfte (mehr) ...
Also dann: Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post. Aber mit der richtigen, gelben ...

Nachtrag am 27.12.2013: Der netten Dame in meiner Postfiliale habe ich heute den Tagesumsatz gerettet und mal eben für knapp 200 Öcken Briemarken gekauft. Die ersten 280 Sendungen gehen nach dem Wochenende per gelber Post auf die Reise zu meinen Kunden. Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post.

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Donnerstag, 28. November 2013
Gewichtiger Qualitätsjournalismus. Oder: 148 zu 232 bei der LVZ
Meine Lokalpostille, die nach eigener Fehleinschätzung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung LVZ, ist ein auf Kosteneffizienz ausgerichtetes Unternehmen. Diese Effizienz erlebe ich zurzeit hautnah, genau wie die schwindende Zahl der Abo-Leser in meiner Nachbarschaft: Wir erhalten die LVZ mal wieder ein wenig später; heute lag sie 9.55 Uhr in meinem Briefkasten. Das wäre so schlimm nicht, denn die meisten Nachrichten finden sich auch in anderen Medien, der kernkompetente Rest der LVZ ist ohnehin gut abgehangen, da schaden ein paar Stunden nicht mehr. Ärgerlich ist nur, dass auch andere Abo-Zeitungen, so z.B. die weitaus lesenswertere TAZ, nun gleichfalls später geliefert werden.
Anrufe beim Vertrieb dürfen getrost unter der Rubrik "Erfahrungen, die man sich schenken kann" verbucht werden, denn die fernen Callcenter-Agents wissen längst, dass es im Vertrieb hakt und spenden Trost in der Art "Das wird aber noch drei Wochen dauern, Ihr Zusteller ... ist krank/hat Urlaub usw."
Zurück zur Kosteneffizienz: Da ich (leider) selbst gelegentlich Vertriebsaufträge für Drucksachen auslöse, weiß ich, welche Hungerlöhne an die Zusteller gezahlt werden. Kein Wunder, dass es schwerfällt, da Vertretungen bzw. Ersatz für den Fall der Fälle zu finden.
Noch dazu, da die Zustellung ein ziemlicher Plack ist. Meine heutige LVZ-Ausgabe brachte beeindruckende 380 Gramm auf die Waage. Allerdings war die eigentliche Zeitung, also das so genannte Qualitätsmedium, daran nur zum kleineren Teil, mit exakt 148 Gramm, beteiligt (Anzeigen und PR habe ich nicht rausklamüsert). Der mit 232 Gramm deutlich gewichtigere Teil war "Beifang", also Werbebeilagen und Fortdrucke im Zeitungsformat (eine grauslige Center-Zeitung und die Propaganda eines Elektronik-Marktes).
Diese Verteilung wirft natürlich die Frage auf, was die an vielen Briefkästen angebrachten Schilder "Keine Werbung" einem LVZ-Leser nutzen. Und die Frage, ob nicht doch ein paar Cent mehr für die Zusteller drin sind, damit die auch über die Runden kommen ... schließlich gehört meine Lokalpostille doch zu einem guten Teil der SPD, und die setzt sich doch laut Siggipop für die "kleinen, fleißigen Leute" ein

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Sonntag, 24. November 2013
Rechenkünstler bei der Leipziger Volkszeitung. Oder: Gefälligkeitsjournalismus 2.0
Hässliche Frauen kann man sich schöntrinken, wobei ab einem gewissen Maß an Hässlichkeit die Trinkfestigkeit nicht mehr Schritt hält. Aber das ist ein anderes Thema. Ich schreibe heute ein paar Zeilen über die relative Schönheit der Berichterstattung meiner Lokalpostille, der nach eigenem Missverständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichten Leipziger Volkszeitung.
Die LVZ ist mitunter käuflich wie eine billige Hure. Beispiel gefällig? Zu den Klassikern im Leipziger Messeprogramm gehört die (Gast-)Veranstaltung Touristic & Caravaning. Diese Rentnermesse ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Geschäftsmodell Jahr für Jahr reanimiert wird, obwohl das böse, böse Internet ihm das Wasser abgräbt.
Mit ein wenig … Medienpartnerschaft (die Hure würde das "Erotikpartnerschaft" nennen) funktioniert es aber immerhin, dass die LVZ im Vorfeld, während und nach der Veranstaltung wohlwollend über Top-Events berichtet. So hieß es hier http://touristik-caravaning.lvz-online.de/lvzs.site,postext,startseite,artikel_id,49019.html?PHPSESSID=81b4a083e6b93aff5d7af616c0c33 kurz vor der Messe, dass das „Minimalziel der Messe“ die 69.000 Besucher des Vorjahres seien (im Vertrauen: offiziell wurden die ja gern auf „rund 70.000“ schöngeschwätzt, aber das ist ja branchenüblich.)
Heute ging die T&C zu Ende. Und trotz eines wahren Freikartenregens, der sich über so ziemlich alle Deppen ergoss, die nicht bei drei auf dem Baum waren, lag die diesjährige Besucherzahl bei … Trrrrommelwirbel … 67.000. Nachzulesen hier http://www.lvz-online.de/leipzig/wirtschaft/ostdeutschlands-groesste-reisemesse-touristik-caravaning-lockt-67000-besucher/r-wirtschaft-a-216265.html oder im Abschlussbericht des Veranstalters, der ziemlich wortgleich daherkommt, aber Recherche ist ja nicht Sache einer Dorfpostille.
Lustig ist allerdings der zweifelsfrei von einem LVZ-Wortkünstler beigesteuerte Absatz, in dem es heißt, dass „die Besucherzahl von 2012 nicht ganz erreicht wurde.“ Damals seien 1000 Interessierte mehr nach Leipzig gekommen. Für die lernschwachen Praktikanten der LVZ wird es jetzt anspruchsvoll. Also aufgepasst: 69.000 weniger 67.000 sind … 2.000. Wenn der Unterschied aber nur „1.000 Interessierte“ ausmacht, lohnt sich ein wenig Nachdenken. Sind die fehlenden 1.000 der Rundung zum Opfer gefallen? Mag sein, denn die LVZ arbeitet bei Werbekunden gern … zweckorientiert mit „ca.“, „etwa“, und „fast“ … Oder waren die fehlenden 1.000 einfach „Nichtinteressierte“, die durch die Messehallen geisterten. Waren es etwa allesamt LVZ-Redakteure, die da nichtinteressiert ihre Akkreditierung abfraßen? Fragen über Fragen …
Oder war’s nur ein Gefälligkeitsbericht … wie so oft?
Und warum soll ein Leser für so ein beschissenes Anzeigenblatt, das sich als seriöse Regionalzeitung verkleidet, monatlich auch noch "rund 25 Euro" abdrücken? Solchen Schrott gibt es eigentlich für 7 Cent pro Kilo ...

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Donnerstag, 14. November 2013
Mittagspause an der Klagemauer. Oder: Das eigene Humankapital findet in der LVZ nicht statt.
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Glauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung LVZ, hat ein großes Herz für die Armen und Unterdrückten dieser Welt. Vor allem dann, wenn sie der linken Kampforganisation Ver.di angehören und z.B. bei Lidl arbeiten oder als Ungelernte bei Amazon gutes Geld verdienen. Wenn also Frank Bsirske (genau, das ist der mit den gut dotierten Aufsichtsratsmandaten, der noch nie in seinem Leben wirklich gearbeitet hat http://de.wikipedia.org/wiki/Bsirske ) bei Amazon mal wieder 150 Leute zum Streiken bringt, berichtet die LVZ darüber und verkündet vollmundig Teilnehmerzahlen, die an die einstige Berichterstattung eben dieses Qualitätsmediums über die DDR-üblichen Mai-Demonstrationen erinnern.
Heute hätte meine Qualitätspostille nun die Chance gehabt, wieder einmal Arbeitnehmerinteressen ins Blatt zu rücken. Gestern, am 13. November, fand nämlich 11.55 Uhr ein als "Aktive Mittagspause" bezeichneter madsackweiter Aktionstag statt. Die Betriebsräte des sehr SPD-nahen Konzerns (das darf man bei einem Anteil von einem knappen Viertel schon sagen) wollten damit ihr Mitspracherecht beim Konzernumbau "Madsack 2018" unterstreichen.
Nachzulesen hier http://www.flurfunk-dresden.de/2013/11/13/madsack-umbau-betriebsrat-ladt-zur-aktiven-mittagspause/
An der aktiven Mittagspause beteiligten sich rund 100 Mitarbeiter und natürlich Vertreter von djv und Ver.di, guckst Du hier http://mdrtarif.wordpress.com/2013/11/13/aktive-mittagspause-vor-dem-haus/ und hier http://www.grosse-worte.de/
Die gute Nachricht: Die Aktion fand vor dem Verlagsgebäude, als unangenehmerweise in aller Öffentlichkeit statt, was erstens ein hörbares Gegrummel in der Chefetage erzeugte und zweitens endlich mal eine sinnvolle Nutzung der Klagemauer darstellte.
Die weniger gute Nachricht: In der den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern anderer Unternehmen stets sehr freundlich gesonnenen Leipziger Volkszeitung findet sich heute über den Auftritt des eigenen Humankapitals kein Wort. Aber mal ehrlich ... hat das irgendjemand ernsthaft erwartet?
Es fehlte sicher an Platz im Blatt, denn die LVZ berichtete auf Seite 3 ganz oberwichtig über das SPD-Moppelchen namens Gabriel. Redakteuse Kerstin Decker ließ sich in ihrer Kolumne über das Quartier der roten Bonzen aus, die standesgemäß im Steigenberger nächtigen ...
Wobei: In ähnlicher Situation - damals machte die alte Tante SPD einen Parteitag in Dresden - demonstrierten Mitarbeiter der gleichfalls SPD-besessenen Sächsischen Zeitung vor den roten Bonzen gegen die Ausgliederung von Lokalredaktionen.

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Freitag, 8. November 2013
Ein Urteil für alle freien Zeilenschinder. Oder: Eine Klatsche für die Verlage.
Wer als Schreiberling von seinem Schaffen leben will, ist auf auskömmliche Honorare angewiesen. Leider sieht es damit bei vielen Verlagen nicht all zu toll aus, denn sparen lässt sich am besten bei den Schwachen. Unter diesem Aspekt ist das Verhältnis eines Freien Journalisten zu einer marktbeherrschenden Regionalzeitung nicht wirklich von Gleichberechtigung oder "Augenhöhe" geprägt. Im Gegenteil: Wenn der Freie mosert und mehr Geld will, findet sich immer ein Rentner oder eine anschaffende Hausfrau, die von Gemeinderat oder Karnickelzüchterverein der Sache und der Nennung des eigenen Namens wegen berichten und bei 20 Euro für einen Abendtermin samt eigenem Auto usw. noch "Danke" sagen. Oder ein Praktikant, der ja erstmal "in den Beruf einsteigen will".
Um nicht missverstanden zu werden: Mich geht das nichts mehr an, da ich mich aus dem Geschäft der Zeilenschinderei zurückgezogen habe. Aber ich war lange genug Teil dieses Systems, um zu wissen, was so läuft. Mit ihrem nicht wirklich auskömmlichen Honorar beansprucht(e) zum Beispiel meine Lokalpostille, die dem Qualitätsjournalismus verpflichtete und anteilig der SPD gehörende "Leipziger Volkszeitung", nicht nur das Recht der Erstveröffentlichung meiner Artikel, sondern auch das der unentgeltlichen Mehrfachverwertung im eigenen Blatt und in anderen, zur Verlagsgruppe gehörenden Medien. So stand's auf den Honorarabrechnungen und galt in gleichem Maße auch für Fotos. Im Klartext: Einmal zahlen, beliebig nutzen.
Um so mehr freute es mich gestern, als im Lawblog.de diesen Artikel las http://www.lawblog.de/index.php/archives/2013/11/07/freie-mitarbeiter-sind-kein-freiwild/
Da muss doch tatsächlich ein Verlag seinem freien Mitarbeiter eine nicht ganz geringe Nachzahlung leisten, weil dieser für seine Veröffentlichungen einen Hungerlohn von 25 ct pro Zeile erhalten hatte, die in eklatantem Missverhältnis zur Auflagenhöhe des Blattes standen. Wer's genauer nachlesen will: Das Urteil findet sich hier http://openjur.de/u/638390.html

Nun zahlt meine Lokalpostille, die LVZ, zumindest an ihre etwas verhandlungsgeschickteren Autoren keinen gar so bösen Hungerlohn; aber auch 50 ct sind bei einer verteilten Auflage von noch 204.607 Exemplaren (3. Quartal 2013) nicht die Welt und für Qualitätsjournalismus ein Hohn. Wir reden hier ja nicht vom (Nicht-)Redigieren einer PR-Meldung fürs Lokale, sondern von Recherche, Zeitaufwand, Knowhow und sauberer Schreibe. Und wer mal nachrechnen will: Um als freier Schreiber einigermaßen überleben zu können, sollte man schon an die 5.000 Euro im Monat einnehmen, das entspricht 10.000 Zeilen ...*
Also dann, liebe freischreibende Kollegen im Dienste all der sparsamen Qualitätsmedien: Lest Euch das Urteil genau durch, sammelt Eure Belege, schreibt die nicht erstatteten Fahrtkosten auf ... und klagt zu gegebener Zeit auf Nachhonorierung. Aber wartet nicht zu lange, denn wenn das Holzmedium erst tot ist, gibt's auch keine Knete mehr.

*Natürlich kann ein Freier seine Situation durch Zweitvermarktung usw. verbessern, Und er kann auch mal einen Vortrag halten. Oder einen PR-Text für den örtlichen Bäcker schreiben. Und Freibier bei den Karnickelzüchtern und der Feuerwehr trinken. An der prinzipiellen Lage ändert das nichts. Und falls jemand die genannte Zahl von 5.000 Euro zu hoch findet, sei ihm gelegentliches Nachdenken über den Unterschied von abhängiger Beschäftigung und selbstständiger Tätigkeit empfohlen.

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Donnerstag, 7. November 2013
Nackt am Telefon. Oder: Es muss nicht immer die neueste Technik sein.
Aaaalso, eigentlich bin ich ja für moderne Kommunikationstechnik; aber manchmal bin ich froh, nicht immer auf dem allerletzten Stand zu sein. Nun mögen sich die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, was ich damit wohl meine.
Ganz einfach: Ich habe heute erstens meinen Status als selbstständiger Lebenskünstler und zweitens das mit 15 Grad trotz kräftigen Westwindes recht angenehme Wetter genutzt, um kurzbehost 20 km durch die Wald und Flur zu rennen. Wieder heimgekehrt, habe ich mich hurtig entkleidet, um mich unter der Dusche zu entschweißen und -schlämmen.
Just in diesem Moment klingelte mein Telefon und ich hatte eine Kundin am Ohr, mit der ich recht freundlich und kurzweilig über den Geschäftsbericht ihres Unternehmens parlierte, den zu gestalten ich das monetäre Vergnügen habe.
Nach dem einträglichen Gespräch war ich sehr froh, ein stinknormales Telefon und nicht Skype samt Webcam genutzt zu haben.
Und ich stellte fest, dass ich einen Job als angestelltes Pressemännchen zwar nicht prinzipiell ablehnen würde, dass man mir die mit einer abhängigen Beschäftigung verbundene Einbuße an freiheitlichem Lustgewinn und allgemeiner Lebensqualität allerdings recht ordentlich vergüten müsste. In diesem Sinne: Lasset die Hüllen fallen solange es geht!

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Schnecken-pdf. Oder: Wenn die Post sich modern gibt.
Eigentlich gehöre ich nicht zu den Menschen, die über die gelbe Post meckern. Im Gegenteil: Ich beherzige den in Österreich gebräuchlichen Werbespruch "Wenn's wichtig ist, schick's mit der Post". Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist ein Ergebnis leidvoller Erfahrungen. Im Klartext: Kunden, denen ich per vermeintlich günstigerer "LVZ-Post" wichtige Unterlagen geschickt hatte, die diese jedoch nie oder sehr spät erhielten, rieten mir "Na, da müssen Sie schon die richtige Post nehmen, dann klappt's auch."

Aber manchmal sind die richtigen Posthörnchen auch irgendwie schräg drauf ... Zum Beispiel bei ihrer Jahreszeiten-Dauerserie. Da wird doch das Sommermotiv mit einem blühenden Rapsfeld illustriert. Finde den Fehler selbst oder guckst Du hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/807244/
Oder heute: Da hat mir die Deutsche Post wieder den Morgen versüßt. Per Werbemail machte mir die DPAG folgende Offerte: "Bestellen Sie aus unserem Weihnachts-Sortiment direkt frei Haus in Ihr Unternehmen. Ganz bequem von Ihrem Schreibtisch aus, damit in der Vorweihnachtszeit keine unnötige Hektik aufkommt. Klicken Sie einfach auf den gelben Bestellbutton ..." Und jetzt kommt der Brüller: Weiter heißt es im Text " und füllen Sie das Fax aus."
Nochmal für Spätmerker: Der Klick auf den gelben Bestelldingens führt nicht in einen Onlineshop, sondern startet den Download einer pdf-Datei, die ich bitteschön ausfüllen und per Fax (Ja, das ist das eingestaubte Piep-Ding in der Ecke meines Büros) zurücksenden soll. Geil, so richtig retro. Und damit dieses tolle Gefühl, in die gute, alte Zeit heimgekehrt zu sein, auch lange anhält, schaffen es die Postschnecken nicht einmal, vorab meine Stammdaten in die Fax-pdf einzutragen.
Aber ich will nicht ungerecht sein. Immerhin haben sie eine pdf-Datei geschickt, die ich am Bildschirm vor dem Ausdrucken ausfüllen kann. Wobei das natürlich irgendwie sowas von unretro und stilbrüchig ist ... Sollte ich wirklich jemals "ganz bequem vom Schreibtisch aus" Briefmarken ordern, werde ich das Formular wohl leer ausdrucken und mit dem Bleistift ausfüllen. Soviel Zeit muss sein ...

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