Mittwoch, 6. November 2013
Bäcker ohne Backofen. Oder: Meine Lokalpostille macht den Limbo
Kürzlich kam ich mit meinem Bäcker ins Gespräch. Er werde sich angesichts der schwierigen Marktlage neu aufstellen, um für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewappnet zu sein und seine Erlössituation zu verbessern, ließ mich der wackere Meister im feinsten Marketing-Sprech wissen. Sein Konzept überraschte mich allerdings: Die Herstellung von Kuchen und Torten hat er bereits vor einem halben Jahr aufgegeben und kauft diese tiefgekühlt bei Hopfenschwad und Niese. Durch den Verzicht auf die eigene Produktion der Süßstücke konnte der clevere Mehlwurm den angestellten Konditor entlassen. "Das spart eine Menge, außerdem brauche ich nun den ganzen Zuckerkram, das Obst und all die teuren Sachen nicht mehr." Bald muss er übrigens auch nicht mehr bei Hopfenschwad und Niese einkaufen, denn die Kunden "meines" Bäckers haben inzwischen bemerkt, dass es die gleiche Industrieware auch im TK-Regal von Saufland gibt - allerdings deutlich billiger.
"Aber jetzt kommt der Clou", fuhr der Meister mit der Schilderung seines neuen Business-Planes fort. "Ich höre mit dem ganzen Gebacke auf; Brot und Brötchen beziehe ich ab Januar 2014 von Schnarry-Brot, die liefern mir das Zeugs jeden früh ins Geschäft." Endlich habe das zeitige Aufstehen und der Plack im Mehlstaub ein Ende, außerdem spare er Unmengen Strom für Knetmaschine, Gärschrank und Backofen. "Der ganze Mist fliegt raus und wird nach Polen verkauft", verkündete der Nichtmehrbäcker. "Statt dessen richte ich in der Backstube ein modernes Dienstleistungszentrum ein. Hier gibt es dann Brötchenabos, Versicherungen, Bäckerreisen und Ticket-Service. Das läuft garantiert, denn ich habe ja eine tolle Kundenfrequenz, die Leute stehen ja ab sechs Uhr nach meinen frischen Bäckerbrötchen an." Diese treue Kundschaft wolle er mit seinen Dienstleistungen überzeugen. Allerdings nur von Dienstag bis Samstag, denn am Montag sei Ruhetag. "Schließlich ist das ja eine Bäckerei."

Spätestens jetzt dürfte auch der letzte schläfrige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches den Braten oder besser: das Brot gerochen haben. So blöd wird doch kein Bäcker sein ... Ist er auch nicht. So blöd ist nur meine Lokalpostille, die nach eigenem Glauben (ich weiß nur nicht, wer von den Chefs das noch glaubt) dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung.
Okay, dass eine konzernabhängige Lokalzeitung ihre Mantelredaktion (für Nicht-Profis: dabei geht es um die Seiten mit Politik, Wirtschaft, Medienzeugs und sowas) ausdünnt und statt dessen die Dienste einer zentralen Mantelredaktion nutzt, ist nicht neu und bei der Größe des Madsack-Imperiums betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll. Mein (realer) Bäcker baut den Kaffee ja auch nicht selbst an, sondern kauft ihn als Handelsware ebenso zu wie Fruchtsäfte usw.
Wenn eine Lokalzeitung wie die LVZ aber ihre lokale Kompetenz seit Jahren sowohl qualitativ als auch quantitativ immer mehr herunterfährt, haben die erbsenzählenden Gewinnmaximierer wohl eindeutig die Oberhand über die Zeitungsmacher gewonnen.
Sicher, Praktikanten sind billiger als Redakteure, Jungredakteure billiger als gestandene und PR-Texte noch billiger ... aber auch der dümmstanzunehmende Leser (DAL) merkt, was da läuft. Und wenn die lokale Berichterstattung wieder einmal an Umfang und Breite verliert, muss in der Chefetage des Hauses an der Leipziger Klagemauer keine/r erstaunt sein, dass sich dieser Limbo auch in den Zahlen der ivw.de widerspiegelt. Und irgendwann wird es auch mal mit den Leserreisen und all dem flankierenden Geschäft eng ... das ist wie bei meinem (fiktiven) Bäcker, der sich über das Ausbleiben seiner Brötchenkunden wundert ...
In diesem Sinne: Mach's gut, Stadtleben Leipzig.
http://www.danielgrosse.com/blog/leipziger-volkszeitung-reduziert-offenbar-weiter-lokale-inhalte/

*obwohl es Ausnahmen gibt, das sind die Experten mit den Fertigmischungen und den Auftau-Quarkbällchen.

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Dienstag, 5. November 2013
Dümmer als die Kanzlerette. Oder: Diesem System kein Bit und kein Byte
Demnächst wird es auf den Servern in meinem Büro wieder eng. Das liegt nicht an meiner Datensammelwut (ok, ein wenig, aber nur zum kleinsten Teil), sondern daran, dass ich ein fleißiger Mensch bin und dass bei meiner Arbeit nun mal Daten erzeugt werden, die sich allmählich zu Giga- und Terabytes aufstapeln. Das wäre nicht sonderlich nervig, könnte ich frei nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn" Platz schaffen und erledigte Aufträge von den diversen Festplatten wippen. Kann ich aber nicht, weil ich einen großen Teil der erzeugten Daten archivieren muss, weil er bei künfitgen Produktionen benötigt wird. Mit schöner Regelmäßigkeit meldet sich nämlich Kunden, die sich noch daran erinnern können, dass sie vor zwei, drei Jahren schonmal ... und dann feststellen "Das haben Sie doch sicher noch auf dem Computer ...".
Also wird demnächst neuer Speicherplatz benötigt. Und weil es sich dabei nicht um schrottige Ulraubsknipsereien handelt, sondern um Daten, ohne die ich meinen Laden dicht machen könnte, wird es wieder nichts mit den superduperdollgünstigen externen Festplättchen von ich-bin-doch-nicht-blöd, sondern es darf ein wenig edler sein. Für alle, die es interessiert: In meinem Netz läuft ein gesicherter Server fürs ganz normale Geschäft. Dessen Inhalt wird aller 24 Stunden auf einen zweiten, physikalisch getrennten Raid-Server übertragen, der wiederum einmal wöchentlich auf eine extra Platte gespiegelt wird, die nur zu diesem Zweck ihr Versteck verlassen darf.
Als ich kürzlich ein wenig bei diversen Anbietern stöberte, um mir einen bescheidenen Überblick in Sachen Terabytes, Server & Co. zu verschaffen, schaute ich auch bei Amazon rein. Gibt man dort Suchbegriffe wie "NAS" und Raid ein, erhält man ungefragt auch eine nette Offerte für Amazon Web Services http://aws.amazon.com/de/backup-storage/ - also das, was ein wenig schicker gern als Cloud bezeichnet wird.
Wenn man sich's näher anschaut, ist das alles durchaus interessant ... aber mal ehrlich: Damit ich meine Daten einem Ami frei Haus liefere, müsste ich ja noch dümmer als die Kanzlerette sein. Sicher, ich bin weder wichtig noch systemrelevant und ich weiß auch, dass mein Kram in einem der europäischen Amazon-Rechenzentren sicherer liegt als auf meinen diversen Servern und Platten, aber den Scheiß-Amis überlasse ich sie nicht. Schließlich sind die nicht meine Freunde und ich bin nicht deren Pudel.
Fuck USA!

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Donnerstag, 10. Oktober 2013
Hör' doch ma auuuuf. Oder: Die spinnen bei der Telekom.
Die Telekom hat mich lieb. Darum schickt das Unternehmen mir, dem "Sehr geehrten Herrn Dreilich" auch immer mal so rischdisch dolle Angebote. Zum Beispiel für Entertain. Von einem Bekannten weiß ich, dass das was mit Film und so übers Netz sein muss. Kürzlich kam ein neues Angebot. Team Magenta ermutigte mich, das "Netz der Zukunft" zu nutzen. Nachdem ich das Marketingsprech abgeschabt hatte, verstand ich die Sache, es ging darum, mich und mein Büro für die Segnungen der IP-Telefonie zu begeistern und überhaupt alles schöner und viel besser zu machen.
Nun bin ich zwar ein ziemlich konservativer Mistkerl (Das Attribut konservativ verstehe ich im eigentlichen Wortsinn und gebrauchte es auch so, deshalb sind z.B. die Grünen für mich eine konservative Partei), stehe aber technischen Neuerungen - sofern sie mich durch ihre Vorteile überzeugen - aufgeschlossen gegenüber.
Das ich dieses und andere Telekom-Angebote nicht nutze, hat einen ganz simplen Grund: Das Netz der Zukunft ist für mich kein Thema. Auf meinem Dorf Herzen der technologisch hochentwickelten Bananenrepublik Deutschland wäre ich sehr froh, jetzt schon mal das Netz der Gegenwart, also ein zeitgemäßes Breitband-DSL nutzen zu können, Ihr Pfeifen!
Meldet Euch erst wieder, nachdem Ihr Eure Hausaufgaben gemacht habt!

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Samstag, 5. Oktober 2013
Sara mit dem dicken Bauch. Oder: Leipziger Kwahlidädsschurnalismus reloaded.
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Irrglauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“, hat mal wieder eine tolle Story. Okay, kein Scoop, aber dafür hat’s auch nichts gekostet, kam ja von der alten Tante dpa.
Es geht um Sara Kulka aus Leipzig. Denen, die dieses Mäuschen nicht kennen, sei verraten, dass es sich bei Sara laut LVZ (http://www.lvz-online.de/leipzig/boulevard/ex-gntm-teilnehmerin-sara-kulka-aus-leipzig-wird-mutter/r-boulevard-a-208928.html) um die Fünftplatzierte der siebenten Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ handelt. Oder Siebentplatzierte der fünften Staffel? Egal, 5x7 oder 7x5 --- kommt eh 35 raus und ich sage jetzt nicht, dass das für Saras IQ steht oder für das Wetter der kommenden Woche oder sonstwas … aber 35 gefällt mir.
Jedenfalls ist die 35er Sara jetzt schwanger und steht darum in der LVZ, weil sowas den typischen LVZ-Leser brennend interessiert und das hat ganz und gar nichts mit dem Durchschnitts-IQ der Leser zu tun, der natürlich nicht wirklich bei 35 liegt, sondern darunter oder darüber, auf jeden Fall aber in etwa bei dem von Sara, die nun ein Wunschkind bekommt und sich nur darüber wundert, dass das so schnell geklappt hat. Was nun wieder für ihren IQ (oder gegen selbigen) spricht, obwohl ich damit nicht sagen will, dass Sara womöglich gedacht haben könnte, dass es für eine erfolgreiche Begattung durch ihren „wunderschönen Prinzen mit blauen Augen“ mindestens 35 erfolgreicher Stöße oder Nummern oder was auch immer aber ob der die sooft rumgekriegt oder das so oft gewollt hätte bedurft hätte … oder so.
Zumindest isse nu gesegneten Leibes und wir werden in der Leipziger Volkszeitung, die nach eigenem Irrglauben ja immer noch in Qualität machen tut oder das vortäuscht, noch viel über die dicke Sara lesen dürfen. *würg*

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Mittwoch, 28. August 2013
Kotau an der Klagemauer. Oder: Das SPD-Blatt LVZ schießt sich ins Knie
Erinnert sich noch jemand an Wolfgang Tiefensee? Richtig, der Typ hat das Cello bei der zum Glück geplatzten Olympiabewerbung der Stadt Leipzig gespielt. Nebenher war er auch Oberbürgermeister von Leipzig, später (relativ erfolgs- aber nicht skandalfrei) Bundesbau-, Verkehrs- und Ostgebieteminister. Seit 2009 sitzt Wolfgang Tiefensee im Bundestag. Sein Direktmandat hat er zwar vergeigt, aber dank SPD-Liste klappte es mit dem Plätzchen im Reichstagsgebäude.
Seitdem ist es still um den Mann geworden. Während seine junge SPD-Kollegin Daniela Kolbe wenigstens hin und wieder mit dämlichen Ideen glänzte und irgendwelchen Leipziger Unternehmern mit Kurzpraktika im Tagesrhythmus auf die Nerven ging, fiel Wolfgang Tiefensee vor allem dadurch auf, nicht aufzufallen. Das tat er allerdings so konsequent, dass ich mir schon Sorgen machte, ihm könnte etwas passiert sein und er in irgendeiner Berliner Wohnung vor sich hinschrumpeln.
Aber nun ist er wieder da. Wie viele andere totgeglaubte MdB taucht er wieder auf und buhlt um die Gunst der erstaunten Wählerschaft, die nach vierjähriger Abwesenheit in Freudenschreie ausbricht, ihn und all die anderen Abgeordneten wieder zu sehen. Und wenn es nur als Pappkamerad am Lichtmast ist ... aber ich weiß ja, die eigentliche Arbeit leisten unsere uneigennützigen Volksvertreter im Verborgenen, in den Ausschüssen, in der kalten Hauptstadt. Dass man nichts von ihnen hört, heißt ja nicht, dass sie nichts täten. Oder, um einem Christen ein falsches, nie gebrauchtes Zitat in den Mund zu legen: Dass man Gott nicht sieht, heißt ja nicht, dass er nicht da ist. Oder so ähnlich.
Doch zurück zur Stadt Leipzig, in der die Freude über den in Plakatgestalt heimgekehrten ex-Olympiafiedler unbändig groß ist.
So groß, dass in meiner Lokalpostille, der dem Qualitätsjournalismus (und dem Madsack-Verlag und folglich auch der SPD) nahestehenden LVZ gestern ein lustiger Leserbrief erschien.
Darin hieß es im Hinblick auf den umstrittenen, schweineteuren Citytunnel, marode Brücken und Wolfgang Tiefensee: „Der, der die Prioritäten so gesetzt hat, ist auch schon wieder in Leipzig präsent. Er hängt an einigen Beleuchtungsmasten…, aber leider nur als Bild.“ Beim morgendlichen Pflichtlesen in der LVZ (freiwillig nie!) musste ich angesichts dieses Leserbriefes grinsen und hegte so meine Vermutungen, wie dieser ins Blatt geraten war. Da hatte sich wohl ein Billigfrischling ohne Ortskenntnis, der um den Hintersinn der Anspielung nicht wusste, aufs Eis begeben … (Es ist im Verlagshaus an der Klagemauer ein offenes Geheimnis, dass in der Lokalredaktion einige Leute arbeiten, die für den Weg zum innerstädtischen Termin die Navi-App ihres Smartphones bemühen müssen.).
Heute nun erfuhr die Sache mit dem Lichtmastbewohner Wolfgang T. eine erfrischende Zuspitzung. Unter dem Titelchen „In eigener Sache“ durfte Lokalchef Björn Meine den Kotau vollziehen. Von schwerer Beleidigung und einem Fauxpass war die Rede (Okay, für dieses Fremdwort hagelt es wieder Leserbriefe von der Stammleserschaft 80+, die sich solchen französischen Schweinkram in ihrem Herz- und Magenblatt verbitten werden.). Man habe sich beim Beleidigten „persönlich entschuldigt“, der Bundestagsabgeordnete habe die Entschuldigung akzeptiert und angekündigt, Strafanzeige gegen den Verfasser zu stellen. Rote Linie und so … Köstlich. Schon ausgeschnitten und für meinen nächsten Vortrag archiviert. Natürlich bin ich gespannt, wie die Sache weitergeht … schließlich ist ein Leserbrief eine Form der grundgesetzlich geschützen freien Meinungsäußerung und eine Strafanzeige in dieser Hinsicht ein möglicher Quell vielfältiger medialer Freuden. Schaunmermal.

Den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sei verraten, dass ich sehr genau weiß, was im Hause der LVZ gestern abgegangen ist … Zum einen aus gut informierten Leaks (Danke, Essen und Getränke gehen auf mich.), zum anderen aus eigenem Erleben.

PS.: Das "eigene Erleben" gebe ich hier gern noch zu Protokoll: Zwei Chefredakteure zuvor hatte ich den Auftrag erhalten, ein als Anzeige verkauftes Interview mit dem Kandidaten der CDU für das Amt des Landrates des damaligen Landkreises Leipziger Land zu schreiben und zu layouten. Das tat ich, sendete das Interview, das eine komplette halbnordische Seite füllte (und auch so verkauft worden war) auf dem Dienstweg, d.h. damals per Leonardo, an den Verlag … und wähnte mich am Erscheinungstag der Werbeschrift in einem Bürgerkrieg.
Der junge Anzeigenberater, der besagtes Geschäft eingefädelt hatte, war bereits geschasst worden; meine Mitarbeit als Vertrags-Freier wurde von der Verlagsleitung ebenfalls sofort beendet.
Allerdings gab es im Haus an der Klagemauer damals noch echte Charakterköpfe (soweit heute noch vorhanden, sind diese in anderer Funktion bzw. under cover tätig. Liebe Grüße an …). Einer davon mahnte in der Chefetage die Einhaltung der journalistischen Grundregel an, doch beide Seiten zu hören. So kam es zu einer Einbestellung meiner Wenigkeit ins Reich des Chefredakteurs, der damals Hartwig H. hieß und nach eigener Aussage vom Erscheinen des ganzseitigen CDU-Kandidaten-Interviews durch einer Anruf einer damals wie heute hochrangigen Leipziger SPD-Person (Ähnlichkeiten mit bereits genannten Namen werden nicht behauptet, aber auch nicht ausgeschlossen) erfahren und fast einen Herzkasper erlitten hatte (Ich kann auch lange Sätze!).
Im weiteren Gespräch tat ich, was ich in solchen Situationen zu tun pflege: Ich schilderte das Vorgefallene sachlich, im konkreten Fall als gängige Praxis, da ich als freier Redakteur ja regelmäßig Aufträge der Anzeigenabteilung für bezahlte Texte erhielt und erfüllte, und verwies auf meine Vorgehensweise, die bis ins Detail der in diesen Fällen üblichen entsprach. Auch den Einwand des herzkaspernden ChR, ich hätte doch die Brisanz meines Werks erkennen müssen, entgegnete ich, dass in so manchem PR-Text viel schlimmere Aussagen ärgerfrei veröffentlicht wurden. Und betonte, dass ich über besagte CDU-Seite vor dem Senden noch eine farbige Textbox mit dem Hinweis „Bitte auf korrekte Anzeigenkennzeichnung prüfen“ gelegt hatte. Und versäumte den Hinweis nicht, dass ja offensichtlich der Fehler bei der Leitung der Anzeigenabteilung vorliegen müsse, wenn „sowas“ dann durchrutscht und dass es keine Art sei, dafür einen kleinen Anzeigenberater und einen Redakteur abzuschießen.* Der gleichfalls anwesende Lokalchef rollte bei der Veranstaltung einige Male die Augen, mitunter glaubte ich auch, ein Zucken seiner Mundwinkel zu erkennen, aber da bin ich mir nicht sicher (Beim Rest schon, denn den habe ich nach dem Gespräch protokolliert und vielleicht hatte ich ja auch vergessen, mein Diktiergerät in der Jackentasche auszuschalten). Sowohl der Anzeigenberater als auch ich waren daraufhin wieder für die LVZ tätig. Ich allerdings nicht mehr sehr lange, denn als ich mit besagter Anzeigenleitung wieder einmal aneinander geriet, hieß der Chefredakteur Bernd H. und dieser sah (Brief liegt vor) keinen Grund zur Anhörung der zweiten Partei.

*Mag sein, dass ich nicht erwähnt hatte, am Zustandekommen des Deals mit dem CDU-Kandidaten irgendwie ein klein wenig ideengebend mitgewirkt und vielleicht gewisse Schwächen im System der LVZ gekannt zu haben. Aber das war erstens sicher keine Absicht und lag zweitens sicher an der Stress-Situation und ist drittens verjährt.

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Dienstag, 20. August 2013
Merkel setzt britisches Schurkenregime unter Druck. Oder: Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut.
Die britische Regierung zwingt "The Guardian" zur Zerstörung der Daten, die der frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden abgezweigt und der Redaktion übergeben hat. Alternativ hätte die Herausgabe der Datenträger erfolgen müssen. Zwei Schlapphüte vom GCHQ beaufsichtigten die Zerstörung der Festplatten. "The Guardian" spricht von massiven Drohungen der Regierung gegen den Verlag. Wer's an der Quelle nachlesen will http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/aug/19/david-miranda-schedule7-danger-reporters (immer eine Empfehlung wert), alternativ gibt es hier http://www.welt.de/politik/ausland/article119190280/Regierung-zwingt-Guardian-zur-Datenzerstoerung.html deutschen Lesestoff.

Meine geneigten LeserInnen lade ich nun zu einem kleinen Gedankenexperiment ein. Bitte lehnen Sie sich zurück, schließen Sie die Augen und stellen sich ganz entspannt vor, dass in irgendeinem Schurkenstaat, sagen wir Weißrussland, Ungarn oder der Schweiz etwas ähnliches vorgefallen wäre (Ich habe ölreiche Schurkenstaaten bewusst weggelassen, weil man ja auch tanken muss). Dann würde längst der Untergang von Pressefreiheit und Demokratie heraufbeschworen, das Anrücken der Kavallerie in Aussicht gestellt und mit Sanktionen der EU gedroht.
Aber sicher wird ja alles noch gut, unser aller Bundesmerkel sich das Merkelphone greifen und empört in Downingstreet Number 10 anrufen und dem Scheißtommy mit dem Ausschluss aus der EU drohen.
Wetten? Die Pressefreiheit ist in demokratischen Staaten ein hohes Gut.

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Nachdenken über eine LVZ-Verlagsbeilage. Oder: Finde den Unterschied!
Heute hat mich meine Lokalpostille, die nach eigener Darstellung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ) doch tatsächlich überrascht. Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass Überraschung genau das ist, was ich von einer guten Tageszeitung erwarte. In aller Regel vermag die LVZ genau das nicht - mich zu überraschen. Denn schlechter Stil, Gefälligkeitsjournalismus und jede Menge Fehler sind längst keine Überraschung mehr.
Aber heute haben die Medienschaffenden von der Leipziger Klagemauer mich überrascht; na gut, ein wenig zumindest.
Und zwar mit einer so genannten Verlagsbeilage (wo anders heißt sowas Anzeigensonderbeilage) zum Leipziger Opernball. Nun sollten die geneigten LeserInnen bitte nicht dem Irrglauben erliegen, dass mich ein Opernball irgendwie interessiert. Das wäre höchstens der Fall, wenn sich dort ein veritabler Terroranschlag ereignen würde. Aber mal ehrlich: Welcher Terrorist würde seinen mühevoll zusammengebastelten Sprengstoffgürtel in der Leipziger Oper kaputtsprengen, um irgendwelche Fraukes oder andere C-Promis zu erwischen? Oder gar teure Munition verschießen?
Aber die Verlagsbeilage der LVZ zum Opernball ist lustig. Lesen sollte man sie nicht, es drohen Herpes und Augenkrebs ...
Da wird übers perfekte Styling geschwafelt; und der hiesige Porsche-Geschäftsführer darf als Sponsor auch wichtige Dinge sagen. Dass er just heute auch im Lokalteil im Rahmen einer oberwichtigen Sommerlochserie sein Schlüsselbund zeigen darf, ist sicher nur Zufall und hat nichts mit irgendwelchen Geldflüssen zu tun. Darf es ja auch nichts, denn das wäre ja gegen den Pressekodex, der meiner Lokalpostille sehr am Herzen liegt - oder auf den Magen drückt?
Nun gut, die Opernball-Beilage ist optisch brave Hausmannskost, die in den 70er Jahren sicher Aufsehen erregt hätte. Auch inhaltlich bietet sie keine Überraschungen; die Anzeigenabteilung hat zumeist die üblichen Lieblingskunden gemolken, im Textteil werden diese dann noch ein wenig gestreichelt, dazu klopfen sich die üblichen Verdächtigen auf die Schulter. Eigentlich fehlen nur die kurz vor der Bundestagswahl wieder aufgetauchten Möchtergern-Wieder-MdB Wolfgang T. und Daniela K., aber vielleicht habe ich die auch nur überlesen. OBM Burkhard J. fehlt wirklich, darf er ja auch, schließlich hat er jetzt wieder sieben Jahre Luft bis zur nächsten Wahl.
Aber halt, ich spüre die Ungeduld meiner geneigten Leserschaft, wo denn nun die Überraschung stecken könnte, die ich eingangs versprach. Ein Blick ins Impressum der Opernball-Verlagsbeilage ist des Rätsels Lösung.
Verantwortlich zeichnet die Leipziger Medien Service Gesellschaft, eine LVZ-Tochter, in der sich manche/r parken lässt und deren Name einfach netter klingt als der mancher Dienstleister. http://www.lvz-online.de/specials/partner/leipziger-medien-service-gesellschaft/das-team/r-leipziger-medien-service-gesellschaft-a-29262.html
Aber richtig überrascht hat mich folgender Satz: "Herausgeber und Redaktion übernehmen keinerlei Gewähr/Haftung für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität extern bereitgestellter PR-Texte, -Fotos sowie Links."
Diejenigen meiner leidgeprüften LeserInnen, die bis zu dieser Stelle durchgehalten haben, mögen sich den fröhlichen Haftungsausschluss noch einmal auf der Zunge zergehen oder ihn im Hirn zart schmelzen lassen.
Und anschließend über die Frage nachdenken, worin eigentlich der Unterschied zwischen einem Newsaggregator und der LVZ besteht? Kreativität, menschliche Intelligenz und journalistische Kompetenz scheint ja bei beiden nicht mehr unbedingt erforderlich zu sein ... zumindest nicht, wenn es um die Herstellung von Verlagsbeilagen geht ...

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Dienstag, 6. August 2013
Verschrottungsgedanken. Oder: Mach's gut, G4 ...
Heute habe ich das Zubehör zu einem Power Mac G4 entsorgt, den ich mehrere Jahre lang in meinem Büro genutzt habe. Nun steht er seit einiger Zeit in meinem Lager, ist zwar noch in Ordnung, wird aber nicht mehr wirklich benötigt und demnächst wohl verschrottet. Beim Wegwerfen von Dokumentation, CDs und Zubehör fielen mir auch zwei Apple-Aufkleber in die Hände; zwei von den neuen, weißen. Und ich erinnerte mich an meinen ersten Mac, denn ich irgendwann in den 90er Jahren nutzte. Der hatte noch den "bunten" Apfelaufkleber ... damals war Apple auch noch anders, war der underdog, der cooler und besser und einfach frischer war als Microsoft und die Windoof-Kisten. Während man für letztere allerlei Hilfsprogramme benötigte, ging bei Apple einfach alles easy und plattformübergreifend. Und es gab after dark ... böser Hund.
Und heute? Ist der angebissene Apfel zwar weiß, die Firma, für die er steht, aber auf der dunklen Seite der Macht angekommen ... Zeiten ändern sich halt ...
Vielleicht waide ich den G4 ja nur aus und nutze das coole Gehäuse für irgendeine Bastelei ... oder hat die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches interesse daran?

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Montag, 5. August 2013
Doping reloaded. Oder: Schreiberling mit Grund zur Freude
Manchmal freue ich mich, dass mein kleines, politisch nicht immer korrektes Tagebuch seinen LeserInnen Themen ein wenig eher als andere Medien nahebringt. So zum Beispiel bei der staatlich geförderten Doperei in Deutschland-West. Vor mehr als vier Jahren schrieb ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1388771/ ein paar Zeilen über den Aufruf zum Doping durch Wolfgang Schäuble. Dass besagter Giftspritzer inzwischen vom Bundesüberwachungs- zum Deutschlandenteignungsminister geworden ist, ändert nichts daran, dass der seinerzeit ganz vehement zum Dopen aufgerufen hat, um gegen die DDR-Sportler zu bestehen.
Daran, dass der nun erschienene Bericht http://www.sueddeutsche.de/sport/doping-in-deutschland-geschichten-aus-monsterland-1.1737967
beinahe in der Versenkung verschwunden wäre, haben er und andere Blüten der politischen Kaste sicher erst dann einen Anteil, wenn man ihnen diesen mit Punkt und Komma nachweisen kann.

PS.: Regelmäßige LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich immer mal in die Zugriffsstatistik meines Geschreibsels schaue ... und daher weiß, aus welcher Quelle die Formulierungen einiger lieber Print-Kollegen stammen.

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Dienstag, 30. Juli 2013
Brief an einen Mitbewunderer. Oder: Borsdorfer Putzigkeit
Einen (zum Glück klitzekleinen) Teil meiner Brötchen verdiene ich mit der Herstellung eines Heimatblattes, in dem auch das Amtsblatt der Gemeinde Borsdorf enthalten ist. Zu diesem Auftrag kam ich irgendwie wie die Jungfrau zum Kinde, denn eigentlich gab es da jemanden, aber die Gemeinde sah sich Sparzwängen ausgesetzt und schrieb die Leistung aus ... und weil besagter jemand nicht wirklich von seinen stolzen Zahlen abrücken wollte und ich ein sauber kalkuliertes Angebot gemacht hatte, bin ich nun (neben vielen anderen Dingen) Borsdorfer Dorfjournalist und all sowas.
Besagter Nichtabrücker, nennen wir ihn Jo, war sauer, ist nun mein liebster Mitbewunderer, straft mich durch Nichtachtung und beschwert sich, wenn er glaubt, dass es Grund zu Beschwerde gibt http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/2025706/ , auf Umwegen bei der Obrigkeit, auf dass diese mich zur Räson bringen möge.
Oder er lässt Mutti im Rathaus anrufen, auf dass diese dort verkünden möge, dass im Briefkasten noch kein Amtsblatt steckte. Und dass, obwohl er mich kurz zuvor höchstselbst auf einer Veranstaltung ignoriert hatte und obwohl meine Kontaktdaten nun wirklich keine Borsdorfer Geheimsache sind (und einige Male sogar, obwohl ich Jos Kasten selbst befüllt hatte).
Heute bin ich mal wieder unterwegs, um "Mutti" nach ihrer Beschwerde das Dorfblatt ins Postrohr zu schieben. Und weil ich ein netter Mensch bin und kommunikativ dazu, habe ich ein Anschreiben dazu gepackt, das ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte:

"Sehr geehrte Frau L.,
anbei erhalten Sie das fehlende Exemplar des VorOrt. Schade, dass es Ihre Adresse mal wieder erwischt hat. Die Reklamation an die Zustellfirma ist raus, damit es künftig besser klappt.
Ein Tipp für den Fall, dass Sie künftig dennoch Grund zu Beschwerden haben sollten: Rufen Sie mich doch direkt an, dann geht es mit der Nachlieferung schneller. Oder Ihr Mann spricht mich an, wenn er mich auf einem Termin sieht. Nur Mut, ich beiße nicht. Falls Sie in dieser Hinsicht noch immer skeptisch sein sollten: Eine E-Mail geht auch und ist garantiert frei von Bissgefahren.

Mit freundlichen Grüßen
André Dreilich

PS.: Da man auf liebgewordene Gewohnheiten nicht verzichten soll, können Sie ja Ihren Anruf bei der Gemeinde trotzdem noch tätigen bzw. Sie setzen die Verwaltung ins CC; aber, wie gesagt, der direkte Draht ist einfach der kürzere und in diesem Fall schnellere."

Hmmm, nun bin ich gespannt, ob es einen oder zwei Tage dauert, bis Old Man Jo sich bei der Obrigkeit telefonisch ausgeweint hat und diese mich anruft ...

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