Mittwoch, 25. Juli 2012
Autohandelsgedanken. Oder: Geplatzter Deal mit einem jungen Fahrfreudeverkäufer
Vor ein paar Tagen las ich in meiner Lokalpostille, dass die meisten Autohersteller unter sinkenden Verkaufszahlen leiden. Wenig später saß ich in einem schnieken Autohaus im Süden Dresdens einem jungdynamischen Verkäufer gegenüber. Es ging im ein eher kleines Gefährt, das seine wenigen Insassen - bei zwei Menschen ist das Gerät voll - mit viel Frischluft und Fahrfreude beglücken soll. Und es ging um ein anderes kleines Gefährt, das seine wenigen Insassen - auch hier passen nur zwei Menschen hinein - schon elf Jahre lang mit viel Frischluft und einer sehr puristischen Form der Fahrfreude verwöhnen darf, nun aber ein wenig in die Jahre gekommen ist und zudem seine Mami, sprich: seinen Hersteller, dank Pleite verloren hat (Geile Denkaufgabe, gelle?).
Doch zurück zum ersten kleinen Auto. Das ist ein Vorführdingens (vulgo: Hure), auf dem schon diverse Ausprobierer unterwegs warenund den Tacho auf mittlerweile 5.000 km gerollt hatten. Ein paar klitzekleine Spuren hat diese Behandlung auch hinterlassen, deren ärgste ist eine gut sichtbare Schramme im edlen Ledergestühl.
Ein im Kofferraum des Vorführspaßmachers liegendes Pappschild rief für besagtes Gefährt einen Preis von 24.000 Euro (ja, den Euro gibt es noch; aber nicht mehr lange ...) beim km-Stand 000060 auf. Die Frage nach dem aktuellen Preis angesichts des nun doch deutlich gestiegenen Vorführkilometerstandes beantwortete die smarte (nein, es geht hier nicht um so einen Elefantenpantoffel) Verkäuferpersönlichkeit lächeln mit den Worten "Da ändert sich nichts, wir haben den Preis so kalkuliert, dass er bis 14.000 km passt."
Nun bin ich zwar schon ein klein wenig älter, aber noch nicht senil. Aus jahrelanger Erfahrung weiß ich, dass im Fall der Fälle, z.B. bei einer Leasingrückgabe, jeder Kilometer zählt - zumindest dann, wenn es ein mehr-km ist. Aber ich schwieg stille und genoss das Gespräch.
Selbiges drehte sich daraufhin um das zweite kleinere Auto, das elf Jahre alte mit seinen 140.000 km auf der Uhr. Dieses sollte in Zahlung gegeben werden und war "laut Schwacke" noch gute 2.000 Euro wert. Angesichts des guten Wartungszustandes und einer sehr oppulenten Zusatzausstattung - gemeint sind damit keine Duftbäumchen usw., sondern eher unverschleißliche Dinge wie Hardtop, Windschott, edelstählerne Überrollbügel etc.) ging die Peilung in Richtung 2.500 Euro (ja, auch jetzt gibt's den Euro noch, aber wie das am Ende des Eintrags aussieht ...).
Der jungdynamische Spaßverkäufer sah das anders. Ein kaum sichtbares Kratzerchen hier, eine matte Stelle da ... "und sehen Sie, hier könnte mal eine Katze langgelaufen sein ..." - in den Augen des jungen Genies rollten die Eurozeichen; allerdings in Richtung 1.500 Euro.
Wie bereits erwähnt, bin ich noch nicht ins Stadium der Senilität eingetreten und habe auch schon mal davon gehört, dass "laut Schwacke" mit den Jahren auch leichte Mängel normal sind. Das ist wie bei einem Menschen - wenn der mit 97 Jahren ein wenig verschrumpelt aussieht, ist das auch normal; niemand würde dass als Symptom einer schweren Dehydrierung deuten.
Nach einer Nacht Bedenkzeit kam das Geschäft dann doch nicht zu Stande. Schlimm genüg, wenn all die Merkels, Gabriels, Steinbrücks, Schäubles ... (schriebe ich hier alle in Frage kommenden Namen auf, wäre der Euro längst Geschichte) dieser Welt mich nach Strich und Faden verarschen. Aber so ein halbes Hemd von jugendlichem Fahrfreudeverkäufer? Nö, nun spendet der heckgetriebene Kleinstbolide aus der Produktion der nicht mehr existierenden englischen Firma noch ein paar Jahre Spaß. Ist auch besser so, von wegen Nachhaltigkeit ...

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