Mittwoch, 4. April 2012
Sockenglück. Oder: Manchmal ist Geiz doch geil.
Laufen ist eine Sportart, die verhältnismäßig geringe Anforderungen ans finanzielle Budget stellt. Sicher, man ( und vor allem "frau") kann jede Menge Knete ausgeben, um stets die angesagten, obersuperdupergeilen Ührleins, Shirts, Hosen und vor allem Laufschuhe in der zur Tagesform passenden Farbe zu erwerben - aber man kann's auch lassen und eher spartanisch rumlaufen.
Da ich mich eher zur Fraktion besagter Spartaner zähle, komme ich mit vier Paar Laufschuhen übers Jahr. Die Hersteller und Händler (alles Gauner) mögen mir verzeihen, dass ich ihre umsatzfördernden Lauftipps ignoriere; aber ich werfe Schuhe erst weg, wenn sie "hin" sind, auf keinen Fall aber schon bei 1000 km. Schließlich wollen auch die Zehen mal was von der Welt sehen.
Ähnlich halte ich es mit den Laufklamotten. Da wahre Schönheit von innen kommt, muss ich mich außen nicht unnötig "trendy" und teuer ausstaffieren, sondern trage allerlei Finishershirts, dazu meine vergammelte Lieblingsweste von Windstopper (sowas wird heute gar nicht mehr hergestellt) und komme mit einer Tchibojacke durch den Winter.
Schwieriger ist es mit den Laufsocken, denn die sind irgendwann einfach "hin". Je nach Hersteller und Modell ist mal zuerst die Ferse durch, mal grient plötzlich eine Zehe fröhlich heraus. Ein kleines Loch ist aus meiner Sicht nicht wirklich ein Grund, eine Socke zu entsorgen. Schließlich gibt es ja auch Barfußläufer ... Und solange der "große Onkel" beim Anziehen der Laufsocke nicht gleich aus dem Loch herausflutscht, darf selbiges guten Gewissens ignoriert werden. Für einige Zeit kann man die teuren Edel-Strümpfchen noch retten, indem der rechte mit dem linken Socken vertauscht wird. Dann landet das Großzehenloch des einen Fußes plötzlich bei der kleinen Zehe des anderen, wo es nicht stört.
Aber erstens klappt das nur bei Sockenpaaren, die "rechts wie links" sind (also nicht bei den besseren, für Läufer manufakturierten Zehengewändern), und zweitens ist die Socke doch irgendwann hin und fliegt in den Müll bzw. in den Ofen (das gibt so schöne Farbspiele ...).
Was bleibt, ist eine eigentlich noch ganz gute, hinterbliebene Socke, die zum Wegwerfen zu schade ist und aufgehoben wird, denn schließlich könnte ja irgendwann mal der Fall eintreten, dass ein Strumpfpaar "andersrum" verschleißt und plötzlich der passende, lochfreie Partner für meine verwitwete Socke angestrumpft kommt.
Bisher war das Theorie. Irgendeine grausame Asymmetrie meines Laufstils, vielleicht auch eine Besonderheit meines linkshänderischen Zehennagelschnitts lstand wohl stets einer erfolgreichen Neuverbandlung der Singelsocken im Wege. Oder es lag immer daran, dass ich irgendwann die übrigen Exemplare wegwarf, um bei einer Hausdurchsuchung (Man weiß ja nie, was irgendwann unter Generalverdacht gestellt wird - erst die Schützen, als nächstes vielleicht die Ultraläufer ...) nicht als rechts(!)sockensammelnder Perversling zu gelten.
Doch in der vergangenen Woche klappte es: Beim Stöbern in meiner großen Laufklamottenkiste (Wer mich kennt: Ich spreche von der rotblauen "Büchse der Pandora") entdeckte ich eine alleinliegende, lochfreie Asicssocke, zu ich an anderer Stelle meiner ausgedehnten Liegenschaft eine passende Witwe wusste.
Hach, was war die Freude doch groß und himmeljauchzend, als ich beide zusammenführte. Rechts und Links endlich vereint; und das, nachdem die linke mindestens zwei Jahre in einem dunklen Winkel meiner Kiste geschlummert hatte, die rechte Socke hingegen frisch verwitwet war. Es gibt sie also, die kleinen Wunder, die das Leben so schön machen ... dafür sollten wir dankbar sein.
PS.: Doch welch weh, die Herbstromanze meiner gebrauchten Laufsocken währte nicht lange. Nach glücklichen, aber nicht wirklich erheblichen 60 gemeinsamen Kilometern war die rechte Socke "durch". Ich gönnte ihr eine feurige Bestattung. Übrigens gemeinsam mit der noch brauchbaren linken. Aber ihr wollte ich den Trennungsschmerz nicht noch einmal zumuten.

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