Montag, 4. August 2014
Die LVZ im Death Valley. Oder: Die Talsohle ist noch nicht erreicht.
Meine Lokalpostille, laut eigenem Irrglauben irgendwie dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, zeigt mit schöner Regelmäßigkeit, wie man ein Holzmedium ganz unabhängig von der gern zitierten Medienkrise kaputtspielen kann.
Das funktioniert sehr schön durch den Verzicht auf die eigene Kernkompetenz. Diese sollte, soweit stimmen mir die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches sicher zu, bei einem lokalen Wurstblatt (aka "Regionalzeitung") im Lokalen liegen.
Nun liegt es mir ja fern, gegen Zugereiste zu stänkern. Aber wer Lokalberichte verzapft (@Guido: Damit meine ich keine Berichte aus Lokalen, sondern solche fürs Lokale), sollte in der Lage sein, z.B. das Rathaus "seiner" oder "ihrer" Stadt ohne Navi zu finden und zumindest ein solides Halbwissen übers lokale Umfeld vortäuschen können.
Daran musste ich denken, als ich heute einen Online-Bericht der Leipziger Volkszeitung LVZ las, der dem Durchzug eines Gewitters gewidmet war. Guckst Du http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/wieder-schwere-gewitter-ueber-leipzig-moeglich-blitzeinschlag-im-lindenthal/r-citynews-a-249328.html
Laut Kürzel waren am Zustandekommen dieser epochalen Blitz-und-Donner-Schmonzette drei Mittäter beteiligt, darunter an letzter Stelle die alte Tante dpa. An Kürzelposition 2 taucht "jca" auf, womöglich bestand die unter dieser Buchstabenkombination erbrachte Schöpfungshöhe ja im Einkopieren der dpa-Meldung.
Auf Platz 1 der Autorenkürzel durfte sich "maf" sonnen, regelmäßigen LeserInnen (Gibt es die freiwillig und bei wachem Verstand?) auch als "Magdalena" bekannt.
Besagte "maf" hatte offensichtlich den Bericht über einen Blitzeinschlag im Leipziger Ortsteil Lindenthal verzapft; kurz gesagt: in Lindenthal.
Da das begrenzt ortskundige Schreiberlein von besagtem Örtchen wohl noch nichts gehört hatte, hielt es Lindenthal für ein Tal, also ein Geschwisterchen des Death Valley, und verlegte den Blitztreffer von Lindenthal ins Lindenthal, weshalb in korrekter Grammatik "Blitzeinschlag im Lindenthal" in der Online-Ausgabe geschrieben ward.
Die aufmerksamen und ortskundigen Leser amüsierte das ungemein. "Na endlich Magdalena finden Sie wieder zu alter Form zurück!", schrieb Karl Gustav der Autorin freundlich ins Stammbuch. D.Zocker ergänzte: "Aha, im Lindenthal... Liegt das in Hannover?"*
Lokale Kompetenz hat nunmal ihren Preis.

*PS.: Sowohl den Artikel als auch die Kommentare habe ich per screenshot gesichert. Mal sehen, wie lange Fehler und Erwiderung noch so zu sehen sind. Wenn alles behoben ist, bildschirmschieße ich nochmal und stelle vorher/nachher zusammen.

Nachtrag: Inzwischen ist der Artikel bereinigt und aktualisiert. Kenner der Region haben den Lapsus beseitigt, allerdings waren wohl zwischendurch auch Verschlimmbesserer am Werke, die aus "im Lindenthal" mal eben "in Lintenthal" machten. Wie gesagt: Bis zur Dhalsole ist es noch ein Stück ...

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