Montag, 22. Oktober 2007
Jubelnde Lichtausknipser, gefrühstückter Harry und die dieselnde DHL
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches wissen, dass ich mich an dieser Stelle von Zeit zu Zeit auch über meine ganz persönlichen und zudem vollkommen irrelevanten Gedanken zum Klimawandel auslasse und darüber philosophiere, wie man z.B. durch das Tragen wärmender – genauer: isolierender – Kleidung die Freisetzung von Kohlendioxid vermeiden kann. Allen anderen, insbesondere den Neu-Lesern sei gesagt, dass ich den Klimawandel vor allem im Hinblick auf meine Heizungskosten befürworte. Auch dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels kann ich Positives abgewinnen, denn dieser führt zur Verkürzung der Anfahrt bei meinen Urlaubsreisen und damit zur Einsparung von Kohlendioxidemissionen. Aber das nur am Rande. Schon aus Gründen der politischen Korrektheit stimme ich natürlich der Vermeidung unnötiger Emissionen des Klimakillers zu, wobei ich mir die Freiheit nehme, die Grünen nach wie vor für nicht wirklich wählbar zu halten. Außerdem würde ich die Sonnenblümlinge – hätte ich etwas zu bestimmen – unter Beobachtung stellen lassen. Aber das nur am Rande.
Um noch einmal auf die Vermeidung von Kohlendioxidemissionen zu kommen: In San Francisco fand am Wochenende der erste freiwillige Blackout in der Geschichte der USA statt. Soll heißen: Das Licht wurde ausgeknipst, um ein Zeichen für ein Energieeinsparungen zu setzen. Wahrscheinlich wurde bei der Fahrt all der Hummer, Pickups und anderer Spritfresser zu diesem Event mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gegurkt als durch das Lichtaus eingespart wurde, aber den Klimaschutz gibt es nun mal nicht zum Nulltarif. Das muss auch das Klima einsehen. Den Amis soll die ganze Sache ja auf alle Fälle ziemlich großen Spaß gemacht haben, ist ja auch was Neues für sie, dass das Licht mal absichtlich ausgeht.
Nächtlichen Ausgang außer der Reihe werden demnächst auch die deutschen Briefträger erhalten. Falls diese Berufsbezeichnung nicht mehr korrekt ist, bitte ich um zweckdienliche Hinweise, wie die Zustellfachkräfte und –kräftinnen richtig zu bezeichnen sind. Aber zurück zum Ausgang, dem nächtlichen: Bald kommt Harry Potter. Eigentlich ist er schon da, aber demnächst gibt es den Zauberlehrling ja in deutscher Ausgabe in einschlägigen Fachgeschäften, Supermärkten und anderen Horten der Hochkultur. Bei Amazon empfiehlt man mir, die „Heiligtümer des Todes“ bis zum 24. Oktober zu bestellen, dann werde er mir am 27. Oktober zum Frühstück geliefert. Die gelbe Post, die jetzt DHL heißt, bringt das Kunststück fertig, mir das Buch bis 10.30 Uhr ins Haus zu bringen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich unter dem Motto „Auch der Tag hat schöne Stunden“ auch an einem Sonnabend vor 10.30 Uhr zu frühstücken pflege, so frage ich mich doch, wie hoch die durch diese Aktion verursachte, zusätzliche Kohlendioxidemission ausfallen wird. Sicher, der eine oder andere Zusteller müsste seinen liebgewordenen Schwatz an der Briefkastenklappe nur ein wenig drosseln, um statt 15 Uhr schon 10.30 Uhr „durch“ zu sein. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, wird die Post wohl wieder einen großen Schwarm DHL-Autos ausschwärmen lassen, um den Zauberlehrling flächendeckend unters Volk zu bringen. Wie viele es gewesen sind, werden wir am Montag danach wohl in einschlägigen Zeitungen lesen dürfen. Ob da 100.000 zusätzliche Dieselkilometer ausreichen? Oder sollte mal eben der zehnfache Wert veranschlagt werden?
PS.: Eigentlich sollte an dieser Stelle schon seit einigen Tagen ein Tagebucheintrag über Nobelpreisträger Watson – das ist der mit der Doppelhelix – veröffentlicht werden. Nun neige ich, wie bekannt, nicht übertrieben zu politischer Korrektheit. Allerdings feile ich an diesem Traktat zur Stunde noch ein wenig herum – gewissermaßen zum Selbstschutz. Aber ich liege in den sprichwörtlichen letzten Zügen und werde schon bald neuen Lesestoff einstellen.

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