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Mittwoch, 10. Oktober 2007
"Diese Sportler dürften nicht starten"
zeitungsdieb, 09:45h
Aaaah, preiset den Herrn! Im Sportteil meiner Lokalpostille schaffte es gestern eine Laufveranstaltung auf die erste Seite. Dort, wo sonst die erschröcklichen Nachrichten aus den beiden Leipziger Rasenkomikervereinigungen und allenfalls noch einige Zeilen über Formel 1 zu lesen sind, durfte der geneigte Zeitungskonsument auch etwas über einen Marathon erfahren. Sensationell.
Leider. Denn dass der Chicago-Marathon es auf den Sporttitel (genauer gesagt: in den Keller der ersten Seite, oben stand ein Bericht über Zoff bei einem Spiel der fußballernden A-Jugend) geschafft hatte, lag daran, dass in Chicago ein Läufer seinen letzten Schnaufer getan hatte.
Folglich titelte meine Lokalpostille „Läufer-Folter im Hitze-Chaos von Chicago“, untertitelt wurde „Ein Toter beim Traditionsmarathon, 350 Sportler im Krankenhaus / Ivuti und Adere siegen“. Der insgesamt recht mäßige Artikel ist eine kaum eine bearbeitete Meldung des Sport-Informations-Dienstes sid, den viele deutsche Zeitungen wortgetreu übernommen haben. Immerhin nicht alle, die Berliner Morgenpost leistete sich einen eigenen, deutlich besseren Text.
Aber: Auch die sid-Nutzer unterschieden sich mit ihren Texten. Das eine Blatt holte noch Stimmen aus der regionalen Laufszene ein, die Redakteure des anderen ließen fragwürdige Passagen aus der Agenturmeldung weg. Mein geliebtes Lokalblatt scheint mir nach Durchsicht eine Reihe deutscher Tageszeitungen den Vogel abgeschossen zu haben. Ein selten dämlicher Passus aus der sid-Meldung steht in voller Schönheit nur in der Leipziger Volkszeitung.
Zitat: „Bei deutschen Marathons ist eine Situation wie in Chicago, wo mehrere Tausend langsame Läufer kehrt machen mussten, die nach dreieinhalb Stunden noch nicht die Hälfte der 42,195 km geschafft haben, nicht möglich. Diese Sportler dürften gar nicht erst starten, denn die Zielzeit hierzulande liegt im Bereich von sechs Stunden, in den USA sind es acht Stunden und mehr.“
Was hat die Zielschlusszeit (diese war wohl gemeint, denn die Zielzeit ist etwas anderes) damit zu tun, dass ein langsamer Läufer in good old Germany gar nicht erst starten dürfte? Auch in Deutschland wird man bei der Anmeldung für einen Marathon nur höchst selten nach aktuellen Bestzeiten oder der erwarteten Zielzeit gefragt, Belege für bereits erbrachte Leistungen werden wohl nur in Hamburg eingefordert – um die Sortierung in die Startblöcke vornehmen zu können.
Wer sich in Deutschland für einen Marathon anmeldet, wird in aller Regel auch starten dürfen – ganz gleich, in welcher Zeit er die 42,195 km absolvieren kann. Ob man ihn durchlaufen lässt, ist eine andere Frage: Schließlich gibt es den Besenwagen.
Leider. Denn dass der Chicago-Marathon es auf den Sporttitel (genauer gesagt: in den Keller der ersten Seite, oben stand ein Bericht über Zoff bei einem Spiel der fußballernden A-Jugend) geschafft hatte, lag daran, dass in Chicago ein Läufer seinen letzten Schnaufer getan hatte.
Folglich titelte meine Lokalpostille „Läufer-Folter im Hitze-Chaos von Chicago“, untertitelt wurde „Ein Toter beim Traditionsmarathon, 350 Sportler im Krankenhaus / Ivuti und Adere siegen“. Der insgesamt recht mäßige Artikel ist eine kaum eine bearbeitete Meldung des Sport-Informations-Dienstes sid, den viele deutsche Zeitungen wortgetreu übernommen haben. Immerhin nicht alle, die Berliner Morgenpost leistete sich einen eigenen, deutlich besseren Text.
Aber: Auch die sid-Nutzer unterschieden sich mit ihren Texten. Das eine Blatt holte noch Stimmen aus der regionalen Laufszene ein, die Redakteure des anderen ließen fragwürdige Passagen aus der Agenturmeldung weg. Mein geliebtes Lokalblatt scheint mir nach Durchsicht eine Reihe deutscher Tageszeitungen den Vogel abgeschossen zu haben. Ein selten dämlicher Passus aus der sid-Meldung steht in voller Schönheit nur in der Leipziger Volkszeitung.
Zitat: „Bei deutschen Marathons ist eine Situation wie in Chicago, wo mehrere Tausend langsame Läufer kehrt machen mussten, die nach dreieinhalb Stunden noch nicht die Hälfte der 42,195 km geschafft haben, nicht möglich. Diese Sportler dürften gar nicht erst starten, denn die Zielzeit hierzulande liegt im Bereich von sechs Stunden, in den USA sind es acht Stunden und mehr.“
Was hat die Zielschlusszeit (diese war wohl gemeint, denn die Zielzeit ist etwas anderes) damit zu tun, dass ein langsamer Läufer in good old Germany gar nicht erst starten dürfte? Auch in Deutschland wird man bei der Anmeldung für einen Marathon nur höchst selten nach aktuellen Bestzeiten oder der erwarteten Zielzeit gefragt, Belege für bereits erbrachte Leistungen werden wohl nur in Hamburg eingefordert – um die Sortierung in die Startblöcke vornehmen zu können.
Wer sich in Deutschland für einen Marathon anmeldet, wird in aller Regel auch starten dürfen – ganz gleich, in welcher Zeit er die 42,195 km absolvieren kann. Ob man ihn durchlaufen lässt, ist eine andere Frage: Schließlich gibt es den Besenwagen.
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