Montag, 26. November 2007
Die Änschie, der Dalai Lama, Benedetto und die Chinesen
Ich gestehe, dass ich für Angela Merkel eine Menge Sympathie empfinde. Warum? Da gibt es viele Gründe: Weil sie weder zu den Grünen noch zu den Roten gehört, sondern als schwarze Kanzlerin in Berlin sitzt. Weil sie Physikerin ist - als Naturwissenschaftler mag ich sowas. Und weil sie in so manchem über diverse Wahlperioden hinweg verknöcherten Politikerarsch das Wasser zum Kochen gebracht hat.
Was sie mir aber besonders sympathisch macht, ist, dass Angela Merkel sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lässt. Dort, wo der Gerhard und die Doris, was die Exkanzlersgattin ist, den dreifach geschleimten russischen Hofknicks geübt haben, blieb ihr Rücken gerade. Und da, wo man der Doris ihrem Exkanzler vor lauter Ich-liebe-China-Grinsen die Mundwinkel hinter dem Kopf mit dem nicht gefärbten Haar zusammenknüppern konnte, haut die Merkeln das Porzellan so gründlich kaputt, dass die gleücksverheißenden Drachen auf die rote Liste müssen. Empfängt die Frau einfach den Dalai Lama in der Kanzlerwaschmaschine und lässt die Chinesen die Wand hochlaufen. Wenn das so weiter geht, drohen die noch mit Olympiaboykott. (Ähm, ja, das wäre toll, darüber muss ich nochmal nachdenken ... nette Vorstellung. Anabolische Spiele in Peking und kein Chinese geht hin)
Und frech wie sie ist, die Physikerin aus dem Nordosten, lässt sie sogar ihren motzenden Außenfrankwalter wegtreten, dass dem die Steine aus dem Gesicht meiern. Die hat eben Courage, die erste deutsche Kanzlerin, da kann auch ein chinaphiler Außendings nichts machen.
Und was macht der (seit langer Zeit) erste deutsche Papst? Benedetto knickt ein. Der hatte dem Dalai Lama zwar schon einen Besuch zugesagt, machte heute aber einen Rückzieher. Zumindest zeigte er sich ehrlich und sprach nicht von Terminproblemen, sondern von der drohenden Chinaseuche - sprich: dem Ärger, den er vermeiden will. Zwar will der Vatikan weder Atomkraftwerke noch Flugzeuge nach China exportieren, dafür aber Seelenfänger. Und auch für deren Export braucht's Schönwetter.
In diesem Moment wurde Angela Merkel mir gleich noch ein Stück sympathischer. Teufelsweib, vorpommersches! Traut sich mehr als der Papst!
Wenn die Katholiken nicht so prinzipienfest werden, könnte man die Angela direkt auf die Kandidatenliste für die nächste Papstwahl schubsen (die natürlich in möglichst weiter Ferne liegen sollte, denn bis dahin sind "wir" ja Papst).

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Wolfgang und die Tonscherbe
Der Wolfgang Tiefensee. Kann einem wirklich leid tun. Erst vergeigt er die Sache mit der Olympiabewerbung, dann wird er Terrakottaminister,
http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/968017/
und nun das: Da schien es doch vor einer Woche, als wäre die Einigung im Streit um den Lokführertarif greifbar nahe. Wolfgang, der bis dahin brav in Deckung geblieben war, krabbelte unter seiner Tonscherbe hervor, schaltete mit bundesweit vernehmlichem „Knips“ das „Ich-hab-das-vollbracht-ich-ganz-allein“-Strahlemanngrinsen ein und sonderte einige Laute ab. Irgendetwas in Richtung „Konstruktiv begleitet“, „unsere Unterstützung“, „bin nun optimistisch, dass schon bald ...“.
Doch plötzlich kam eine Wolke. Der Lokführerhäuptling schien für Wolfgangs Lächeln nicht empfänglich, stellte eigene Forderungen, kündigte gar Prüfung des noch vorzulegenden Bahnangebotes an ...
Da war plötzlich ein „Knorps“ zu hören. So klingt es, wenn Terrakottawolfgang sein Lächeln wieder ausschaltet. Wenig später war er kaum noch zu sehen, denn er hatte sich ganz klein gemacht, um auf bessere Zeiten zu warten. Auf Zeiten, in denen es für ihn wieder einen Erfolg zu beanspruchen gab. Oh, was war der Wolfgang froh, als er wieder eine passende Tonscherbe gefunden hatte, um sich zu verstecken. Da liegt er nun und nur ein Ohr schaut heraus - um nicht zu verpassen, wenn's wieder eine Chance gibt.

Ein Tipp vom Zeitungsdieb: Einfach einen Hut aufsetzen, der einige Nummern zu groß ist. Damit wird man auch unsichtbar und man kann den Hut immer dabei haben. Wenn’s mal schnell gehen muss. Falls Du Dich nicht erinnerst – Du hast die Nummer schon mal durchgezogen. Mein wieder hervorgekramtes Foto beweist es.



Foto: André Dreilich

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Partikelfilter, Bimsch, mein Kaminofen, Erzengel Gabriel und Lobbyismus
Am vergangenen Wochenende hatte ich überreichlich zu tun. Gleich zwei Kundenzeitschriften mussten im heimischen Büro produziert und druckfertig gemacht werden, sodass ich weder den Feiertag heiligen noch genussvoll meine ausgedehnten Laufrunden im gar nicht so grauen Novembergrau drehen konnte. Und auch der eigentlich geplante Vollmondlauf musste leider entfallen.
Dass auch andere Menschen viel zu tun hatten, zeigte mir die wochenendliche Nachrichtenlage. Bereits am Sonnabend deutete sich dank erster Agenturmeldungen ein neue journalistische Sau an, die nun intensiv durchs Dorf getrieben wird. Es geht um die durch Verbrennung von Holz in sogenannten „steinzeitlichen Dreckschleudern“ hervorgerufene Feinstaubbelastung. Nur zur Erinnerung: Feinstaub ist das Zeug, dass es schon länger gibt und dass durch die nun als Attrappe enttarnten Partikelfilter aus dem Dieselruß entfernt werden sollte. Nach anfänglicher Hysterie – das muss irgendwie so um die Zeit zwischen BSE und Gammelfleisch gewesen sein – ist es um den Feinstaub relativ ruhig geworden. Nur in schlimmen Notlagen (ich sage nur: nachrichtenarme Zeit) erlebte er eine Renaissance.
Aber nun hat man im Bundesumweltministerium die neue Gefahr erkannt, heißt es. Bundesweit gibt es nach Angaben von Experten 15 Millionen Öfen, Öfchen, Kamine und Heizungsanlagen, die mit Holz befeuert werden. Nun ist die Quellenangabe „von Experten“ immer mit Vorsicht zu genießen. Laut Expertenaussage (die stammten damals von IBM) sollte sich der weltweite Bedarf an Computern auch unterhalb von zehn bewegen ...
Aber weiter im Text, nehmen wir mal an, dass die Experten diesmal richtig liegen. Dann bullern und stänkern also 15 Millionen Öfen in Deutschland vor sich hin. Dazu zählt die moderne Pellet-Heizung (die durch den Bund wegen Umweltfreundlichkeit zurzeit übrigens sogar gefördert wird!) ebenso wie der Kanonenofen in der Werkstatt meines Tischlers oder mein verglaster Wohnzimmerkamin. Und weil Einigkeit bekanntlich stark macht, nehmen es die 15 Millionen Öfen sogar mit der Autoindustrie auf: Mit 24.000 Tonnen Rauchstaub (was auch immer das sein mag) belasten die Holzvernichter die Luft mehr als alle Dieselfahrzeuge dieser Republik zusammen. Heißt es bei den Experten, wobei ich stark vermute, dass hier irgendeine Pflaume die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen vergleicht. Aber dazu vielleicht demnächst mehr.
Und weil unseren Politikern nur das Wohl der Bürger am Herzen liegt, sehen sie hier Handlungsbedarf. Schließlich kommt in Form der Verbrennung von Holz eine völlig neue Bedrohung auf die Menschen zu, die es in dieser Form noch nie gab und die sicher verheerende Folgen für die Volksgesundheit haben wird. Also muss ein Gesetz her, dass dem Bösen Einhalt gebietet. Dieses Gesetz gibt es schon, es heißt Bundesimmissionsschutzverordnung, im Beamtendeutsch auch Bimsch genannt. Nur der Vollständigkeit halber: Es gibt auch Bumsch, das kommt von Umweltschutz.
Aber um den geht es hier nicht, sondern um Bimsch. Umwelterzengel Gabriel hält die dräuende Gefahr für so groß, dass er für 2008 eine Bimsch-Novelle anstrebt, in deren Ergebnis die 15 Millionen Öfen an die Leine gelegt werden sollen.
Ausgenommen bleiben – so der aktuelle Planungsstand – private Kochherde, Backöfen und Badeöfen sowie offene Kamine. Außerdem sind historische Öfen, die vor 1950 den ersten Schnaufer tun durften, nicht von der Bimsch-Novelle bedroht. Über die Konsequenzen wird derzeit trefflich spekuliert: Nachrüstung, Abgasmessung, Typgutachten – all das kostet Geld und wird längerfristig dafür sorgen, dass der Spaß an den 200-Euro-Öfen aus dem Baumarkt schwindet. Wäre ja auch noch schöner, wenn ein jeder heizen könnte, ohne dafür eine Wozuauchimmersteuer zu blechen.
Und wenn einmal novelliert wird, kommen sicher neue Begehrlichkeiten auf. Erinnert sei an Lagerfeuer, Grillöfen, Holzkohlengrills, Weihnachtskerzen, stinkende Duftkerzen, Feuerwerkskörper, flambierte Speisen, brennende Laubhaufen, Dachstuhlbrände – und was sich nicht per Filter beheben lässt, könnte man ja zumindest mit einer Abgabe belegen.

Die Stammleser dieses kleinen Tagebuches wissen natürlich, dass ich fürs Meckern allein keinen so langen Eintrag schreiben würde. Mir geht es ja auch immer darum, ein wenig zur Aufklärung beizutragen und den einen sowie auch den anderen zum Nachdenken anzuregen. Die Feinstaubdiskussion, die ja nach dem ersten großen Dieselfurz schon wieder fast zum Erliegen gekommen war, ist ein sehr schönes Beispiel für Lobbyismus.
Was sich hinter diesem Begriff verbirgt, beschreibt Wikipedia hier http://de.wikipedia.org/wiki/Lobbyismus
Was Lobbyismus in der Praxis bedeutet, beschreibt die Feinstaubdiskussion.
Da gibt es einen Verein, die Deutsche Umwelthilfe, www.duh.de . Der ist in jüngerer Zeit vor allem durch sein Engagement für die Dieselfilter aufgefallen. Böse Menschen behaupten, dass die DUH das Thema, das von den deutschen Autoherstellern schon seit Jahren erfolgreich verdrängt worden war, erst zum Thema gemacht hätten. Und zwar aus gutem Grund, aus sehr gutem: Einige Unternehmen, die ihr Geld mit der Herstellung von Partikelfiltern verdienen, haben die Deutsche Umwelthilfe mit namhaften Spenden unterstützt. Namhaft bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich nicht um Beträge, die nur fünf Stellen vor dem Komma haben. Natürlich, so beteuern alle Beteiligten, hätten die Spenden nichts damit zu tun gehabt, dass die DUH wenig später das Thema Feinstaub – gelinde gesagt – offensiv thematisiert hat. Wirklich nicht.
Und schon seit Monaten geistern Postings durch einschlägige Foren, deren Verfasser sich darüber mokieren, dass hier wohl ein besonders gutes Beispiel gelungener Lobbyarbeit bestaunt werden darf.
Und auch bei den Holzöfen muss niemand befürchten, dass Erzengel Gabriel und seine Mitstreiter von ganz allein aufgewacht sind. Auch in diesem Fall gab es einen Weckruf, der ausnahmsweise nicht von der DUH kam. Aber das ist legitim, denn die Industrie muss ja nicht immer den selben Verein mit Spenden beglücken. Das wäre zum einen ungerecht, zum anderen fällt es mit der Zeit auch auf, und der Ruf der DUH hat unter den Großspenden in Sachen Dieselruß ohnehin schon mächtig gelitten.

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