Dienstag, 13. Oktober 2009
Wolfgang Schäuble tritt zurück. Oder: Doch nicht - leider war alles nur ein Hack.
Gengenbach? Nie gehört. Was durchaus daran liegen kann, dass das Schwarzwaldstädtchen außer Wein und – naaaa? – Schwarzwaldklinikkulisse nicht viel zu bieten hat und dass es hier nicht mal einen anständigen Lauf gibt. Dass ich nun doch von Gengenbach gehört habe, liegt an einem unbekannten Schwerenöter (Pfui Deibel aber auch!), welchselbiger die hausbackene Homepage des CDU-Ortsverbandes www.cdu-gengenbach.de ein wenig aktualisiert hat. Er platzierte auf der ansonsten nicht wirklich tosenden Site die Nachricht vom Rücktritt Dr. Wolfgang Schäubles von seinem Amt als Bundesinnenministert. Leider ist der böse, böse Eintrag mittlerweile wieder entfernt worden. Schäuble, zu dessen Wahlkreis auch Gengenbach gehört, sah sich indess genötigt, unter http://www.wolfgang-schaeuble.de/index.php?id=36 darauf hinzuweisen, das die Meldung frei erfunden sei und jeder Grundlage entbehre. Schaaaaade ... dass man den bösen Hacker noch nicht gefasst hat.

Satire-Modus „on“
Aber das zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, dass Wolfgang Schäuble und Zensursula von der Leyen nicht müde werden, die bösen, bösen Kinderpornographisten, Hacker, Zugangserschwerungsumgeher und andere versierte Internetuser anzuprangern. Nur gut, dass unsere Bürgerrechte bei solchen Streitern in den besten Händen sind.
Satire-Modus „off“

Wolfgang Schäuble ist in Sachen Hacker übrigens ein gebranntes Kind. Schließlich ist es noch gar nicht so lange her, dass unbekannte Cyberterroristen des Wolfgangs Seite www.wolfgang-schaeuble.de enterten (guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1334936/ ) und sogar so gemein, gemein, gemein waren, das Passwort des IM Schäuble publik zu machen: Gewinner.
Das wurde ihnen leicht gemacht, denn die Betreiber der Schäuble’schen Agitprop-Plattform hatten schlampig gearbeitet: Sie verzichteten darauf, das verwendete Content Management System (CMS) „Typo 3“ durch das Einspielen sicherheitsrelevanter Patches zu immunisieren. Dumm gelaufen.
Wollen wir wetten, dass auch die Gengenbacher Hackeropfer Typo 3 verwenden und dass deren CMS seit Ersteinrichtung nicht gepatcht wurde? Gewinner!

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Nächtlicher Lärm und Herzinfarkt. Oder: Keine Zensur, nur Unfähigkeit bei der Leipziger Volkszeitung
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“, berichtete in der vergangenen Woche über die Schädlichkeit des Nachtlärms. Allerdings kamen nicht alle Leser in den Genuss dieser durchaus wichtigen Information, sondern „nur“ die Landeier, d.h. die Leser einer der Kreisausgaben der LVZ. Die schwindende Zahl der Leser in der Stadt Leipzig durfte am 9. Oktober auf der LVZ-Titelseite statt besagter dpa-Meldung zum Thema Nachtlärm eine Eigenanzeige der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft genießen – zum Thema „Probeabo zum Nulltarif“. Meines Wissens – und ich weiß ziemlich viel – wurde die Erkenntnis, dass laute Geräusche während des Schlafes zu Herzinfarkten führen können, den Lesern der Stadtausgabe der LVZ auch nicht nachgeliefert.
Nun könnte der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auf die abwegige Idee kommen, dass hier Zensur im Spiele gewesen ist und die Weglassung des Themas ganz bewusst erfolgt ist, z.B. weil in Leipzig eine beachtliche Anzahl von Menschen vom Nachtfluglärm des Flughafens Leipzig/Halle betroffen ist – Stichwort Südabkurvung.
Aber das ist sicher falsch. Denn erstens steht ja schon in Artikel 5 des Grundgesetzes, dass eine Zensur nicht stattfindet. Und zweitens gehört das vorausschauende Denken nicht zu den Stärken der LVZ-Macher. Etwas anders wäre die Situation freilich, wenn der Flughafen Leipzig/Halle als guter Kunde der LVZ in den heiligen Hallen des Verlagsgebäudes vorgesprochen oder gar schon vor einiger Zeit eine entsprechende „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb“-Vereinbarung getroffen hätte. Dass es solche Vereinbarungen mit Leipziger Unternehmen gibt bzw. gab, ist mir aus meinem beruflichen Tun hinlänglich bekannt, aber ich werde natürlich nicht behaupten, dass im vorliegenden Fall ein solcher Deal Einfluss auf die (Nicht-)Veröffentlichung hatte.

Doch zurück zur LVZ, dem gestörten Nachtschlaf und dem Herzinfarkt. Da ich außerhalb der Stadt wohne, konnte ich mir die abgedruckte dpa-Meldung zu Gemüte führen. Fazit: Bei jedem fünften Europäer geht es im Bett nachts zu laut zu – ohne eigenes Dazutun, versteht sich –, sodass die Gefahr von Krankheiten gegeben ist. Der nächtliche Lärm kann zu Schlafstörungen/-losigkeit führen, aber auch Bluthochdruck und Herzinfarkte verursachen. Zu Schädigungen komme es auch dann, wenn die Betroffenen z.B. durch nächtlichen Flugverkehr nicht aufwachen. Fazit der WHO: Runter mit den Grenzwerten auf maximal 40 dB – das wäre das Aus für praktisch alle Nachtflüge.

Wie üblich, hat die LVZ natürlich darauf verzichtet, dem stark eingeschränkten Kreis der Leser besagter dpa-Meldung durch Links den Zugang zu ergänzenden Informationen zu erleichtern. Im Text ist zwar von „neueren Forschungsarbeiten“ die Rede, aber das war’s auch schon mit dem Vorspiel. Mehr kommt nicht bei den Machern der verholzten Uraltzeitung.

Also dann. Weil ich ein netter Mensch bin, liefere ich meinen geneigten Lesern – vor allem den Nutzern der Seite http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ das nach, was meine werten Damen und Herren Kollegen von der Lokalpostille aus Faulheit oder Unfähigkeit unterlassen haben:
Auf 3sat findet sich die ein wenig aufgepeppte dpa-Meldung, der geneigte Leser erfährt dort
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/86006/index.html zumindest, um welche „neueren Forschungsarbeiten“ es geht und dass sogar deutsche Wissenschaftler mit im Boot waren bzw. sind.
Recht interessant ist auch dieser (nicht ganz frische) Artikel in der Welt http://www.welt.de/wissenschaft/article1664231/Fluglaerm_treibt_Blutdruck_auch_im_Schlaf_hoch.html , hier werden einige Ergebnisse von Untersuchungen in Berlin genannt. Dort soll es ja auch Fluglärm geben ...
Wer es wirklich genau wissen will, dem sei die Lektüre des European Heart Journal empfohlen. Dort wurden nämlich die „neueren Forschungsarbeiten“ publiziert: http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/content/full/29/5/658?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=&fulltext=noise+blood+pressure&searchid=1&FIRSTINDEX=0&resourcetype=HWCIT

Sollte sich nun der eine oder andere meiner faulen und/oder unfähigen Kollegen von der Lokalpostille LVZ mit dem Argument herausreden wollen, dass ihnen die Zeit zu solcherart Recherchen fehlt, sei diesen entgegnet, dass das Herausfinden der fehlenden Links – nebenher beim zweiten Frühstück – keine fünf Minuten in Anspruch genommen hat.

Fazit: Beim Lesen in der Leipziger Volkszeitung komme ich immer häufiger zu einer alternativen Deutung des Kürzels „LVZ“: Leider verlorene Zeit.

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