Freitag, 25. September 2009
Rosenkrieg bei der Leipziger Messe. Oder: Vom Jüngling, der zur besseren Partie zieht.
Das Possenspiel um den erst dementierten und nun doch stattfindenden Wechsel des Geschäftsführers der Leipziger Messe GmbH, Wolfgang Marzin, ins Amt des Geschftäsführers der Messe Frankfurt, nimmt allmählich Züge einer Beziehungskrise an.
Beziehungskrise? Hä? Das ist doch eine private Kiste ... was soll das im Business zu tun haben? So oder ähnlich mag sich an dieser Stelle der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen.
Sicher, es gibt Unterschiede, aber die Ähnlichkeit zu einer richtig üblen Beziehungskiste, so in der Art „Rosenkrieg“ sind doch beeindruckend.

Da wäre zunächst die Vorgeschichte. Ein junger Mann aus gutem Münchner Hause geht auf Wanderschaft und kommt bei einer älteren Dame in Sachsen unter und lässt sich von ihr aushalten. Na gut, sie hat ihre besten Jahre hinter sich, aber Geld stinkt nicht. Und ein paar Jahre kann man sich ja auch bei einer alternden Braut zusammenreißen. Noch dazu, wo sie erst kurz zuvor ein teures Lifting gemacht hat. Und außerdem hat der Lover ja noch seine Koffer in München.

Dann folgt die Phase Ernüchterung: Hey, die alte Dame macht keinen wirklichen Spaß mehr. Der Lack ist ab. Das Lifting bröckelt, und eigentlich bin ich immer noch jung. Es wird schon über mich gelästert: Was ich an der Madam so finde. Oder ob ich’s bei einer anderen nicht mehr packe? Apropos andere: Auch andere Mütter haben hübsche Töchter, und besser situierte dazu. „Mann“ sollte seine Chance nutzen, solange sich die eigenen Falten noch kaschieren lassen.

Und nun kommt die Phase der Heimlichtuerei: Aber hallo, in Frankfurt, da ist ein, die hat was. Auch nicht die Allerjüngste, aber sehr gut im Futter. Außerdem: Tolle Familie, reiche Verwandschaft, dazu selbst ein stattliches Bankkonto. Ein wenig Turtelei muss erlaubt sein, allerdings vorerst noch heimlich. Schließlich könnte die alte Leipzigerin sauer reagieren, wenn sie mitbekommt, dass ich auf ihre Kosten nach Frankfurt auf Brautschau fliege. Aber mal ehrlich: Die bekommt nicht wirklich was mit, die Sache mit Köln hat sie bis heute verdrängt.

Es wird ruchbar: Keine Ahnung, warum, aber irgendwie ist das süße Geheimnis kein Geheimnis mehr. Die alte Leipziger Lady hat mitbekommen, dass da eine Nebenbuhlerin im Spiel ist. Viel zu früh, denn der fesche Münchner Bubi hat in Frankfurt zwar schon mal Vorspiel geübt, aber so richtig zum Schuss ist er noch nicht gekommen. Die Familie muss erst zustimmen. Und langsam wird’s nervig, denn in Leipzig fängt das Getuschel an. Aber zumindest für paar Tage kann der wechselwillige junge Mann seine misstrauische Gespielin noch beruhigen. Wenn er ihr mit treuem Blick verspricht, dass da keine andere ist und dass er sie mindestens bis 2014 lieben wird, glaubt sie’s. Oder zumindest tut sie so, weil sie’s glauben will.

Es ist raus: Na endlich, die Familie hat zugestimmt, jetzt geht’s mit der Neuen in Frankfurt in die Kiste. Die Verlobung wird bekannt gegeben, am 1. April wird’s offiziell. Nochmal Glück gehabt, nun kann die schrumplige Alte in Leipzig meckern und ihre ganze Mischpoke dazu.

Und wie geht’s weiter? Na, wie es in solchen Fällen immer weitergeht. Freunde und Familie der enttäuschten Ex-Freundin mischen sich ein. Als erstes raten sie der heulenden Lady mit dem geknickten Herzen, den Kerl sofort rauszuschmeißen und die Türschlösser wechseln zu lassen. Und dem Kerl keine Träne hinterherzuweinen, denn der ist das ja gar nicht wert. Und wie sie überhaupt auf den reinfallen konnte ... Schließlich habe jeder sofort gesehen, dass der Münchner Bubi ein ganz ein übler Schlawiner und so ... Und außerdem braucht sie so einen nicht, ohne geht es eh besser.

Und dann? Wird noch ein wenig Rosenkrieg gespielt. Die besonders guten Freunde der alten versetzten Braut werden suchen, stöbern und finden, was sie dem getürmten Bräutigam alles noch anhängen können. Ganz gleich, ob’s wahr ist, oder nicht. Die schiefe Nase? Hat sie von ihm. Genau wie den Mundgeruch und den Wackelzahn. Und außerdem hat er, ehe er nach Frankfurt gegangen ist, noch beim Wirtschaftsgeld geschummelt – wo sie doch immer so großzügig gewesen ist. Und schon vor einem halben Jahr hat er mit der Putzfrau rumgemacht. Bloß gut, dass das jetzt vorbei ist.

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