Montag, 23. Juni 2014
Ehe von Burkhard und Juliane Jung am Ende. Oder: LVZ-Niveaulimbo mit neuer Bestleistung
Eines vorweg: Ich kann Burkhard Jung nicht leiden. Das mag zum Teil daran liegen, dass er von Hause aus Religionslehrer, also ein berufsmäßiger Jugendverderber ist, vor allem liegt es aber daran, dass er als Leipziger Oberbürgermeister ziemlich viel Schaden in meiner Heimatstadt angerichtet hat. Aber am Wochenende hatte ich doch ein klitzekleines Tröpchen Mitleid für den 56-jährigen Rathaus-„Chef“ übrig. Nein, das hat er nicht verdient. Ok, dass die Ehe zwischen Burkhard und Juliane Jung (den Rest vom Doppelnamen lasse ich weg, weil ich Doppelnamen für so nützlich halte wie ein Bronchialkarzinom) nicht mehr auf wirklich soliden Füßen stand, ist schon seit einiger Zeit kein Geheimnis gewesen.
Aber dass meine Lokalpostille, die nach irrigem Selbstverständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“, die beiden Jung-Getrennten auf die Titelseite hebt („Es ist aus“), hat schon was von Geschmacklosigkeit.
Aber schlimmer geht immer, und so widmet die LVZ dem Nicht-mehr-Paar die fast komplette erste Lokalseite. Und lässt dafür ausnahmsweise mal nicht irgendeinen zugereisten, ortsunkundigen Billiglöhner von der Kette, sondern mit Lokalchef Björn M., Boulevardredakteuse Kerstin D. und xxx (cleared bei censors) Guido S., drei zuverlässige Hüter des Qualitätsjournalismus‘. Ok, das Aufmacherfoto stammt von der Fußball-EM, ist also nicht ganz frisch und zeigt das damals wohl noch turtelnde Nunnichtmehrpaar in nicht eben vorteilhafter Pose. Aber Religionslehrer gucken wohl so, wenn sie sich freuen …
Der sich anschließende Erklärtext fürs tumbe Leservolk ist selbst für LVZ-Verhältnisse ein ziemliches Armutszeugnis. Eine Kurzfassung davon gibt es hier http://www.lvz-online.de/leipzig/boulevard/ehe-aus-bei-burkhard-jung-leipzigs-obm-und-seine-frau-gehen-getrennte-wege/r-boulevard-a-243662.html
Geradezu köstlich finde ich die im Text erfolgende Demontage: Erst Zitat aus der gemeinsamen Erklärung zur Trennung („… haben gemeinsam entschieden, getrennte Wege zu gehen…“), dann die mutmaßenden Konjunktivsätze („… hätten sich auseinandergelebt“, „…soll dem Vernehmen nach bereits ausgezogen sein“, „… sei mit einer jüngeren Partnerin liiert, die in Berlin lebt“) und dann der Rundumschlag mit der Moral- und Neidkeule („… baut seit vergangenem Herbst ein Haus …“).
Nur zur Klarstellung: Das alles ist handwerklich für LVZ-Verhältnisse fein gelöst und lässt erkennen, dass das Holzmedium sein Heil angesichts schwindender Leserzahlen und wohl auch dank der Gleichschaltung mit dem Madsack-Mutterschiff nun deutlich im Boulevard sucht. Aber mal ehrlich, liebe Kollegen im Haus an der Leipziger Klagemauer – geht es Euch schon so schlecht, dass Ihr auf den samstäglichen Freiverkauf beim Bäcker setzen müsst? Und noch was: Von gutem Boulevard seid Ihr meilenweit entfernt …
Falls Ihr noch ein Thema braucht: Rechnet doch mal aus, was Burkhard seiner Juliane künftig an Unterhalt zahlen darf … Besoldung OBM gegen Musiktherapeutin. Und noch ein Tipp für die heiße Story zur Verkaufsförderung: "Burkhard, wie hältst Du's mit den zehn Geboten? Du sollst nicht ehebrechen!" Da lassen sich doch samstags bestimmt wieder zwei, drei Blöd-Zeitungsleser als Käufer gewinnen. Und ihr braucht ja nun wirklich jedes Exemplar für die ivw …

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