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Mittwoch, 19. Dezember 2007
Unicef, alte Männer, junge Frauen und etwas zum Nachdenken
zeitungsdieb, 10:29h
Die Kinderhilfsorganisation hat zum achten Mal Fotografen ausgezeichnet, die die Lebensumstände von Kindern dokumentiert haben. Die Bilder sind – soviel sei der geneigten Leserschaft dieses kleinen Tagebuches verraten – überaus sehenswert. Wer sie sich anschauen will, findet die Galerie auf welt.de, wer sich langes Suchen ersparen will, folge diesem Link http://www.welt.de/politik/article1469852/Der_Braeutigam_ist_40_die_Braut_ist_11.html
Nun wissen die regelmäßigen Leser dieses kleinen, politisch vielleicht nicht immer ganz korrekten Tagebuches, dass ich mich kaum an meine Lieblingstastatur setze, um der Menschheit einen Linktipp zu geben.
Nun gut, ich kann damit leben, in gewisser Hinsicht durchschaubar zu sein. Mich haben die preisgekrönten Fotos beeindruckt. Sicher, ich war ein wenig enttäuscht, dass meine Lokalpostille, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, nicht den Mut hatte, das Platz-1-Foto auf ihre Titelseite zu stellen. Schade nur, dass die Erläuterungen zum drittplatzierten Bild, das die LVZ auf den Titel nahm, etwas dürftig ausfielen.
Die geneigte Leserschaft erfuhr lediglich, dass ein Mädchen an seinem 9. Geburtstag fröhlich auf einem auf der Müllkippe gefundenen Sessel hüpft. Interessant wäre sicher der Hinweis gewesen, dass das Kind samt Familie seit drei Jahren auf dieser Müllkippe nahe Manila wohnt und seinen „Lebens”-raum täglich nach Holz durchsucht. Die Familie des Mädchens stellt daraus Holzkohle her. Auch wenn ich nicht gerade als sensibel bekannt bin: Wenn ich im Frühjahr mal wieder nach Baumarktbilligholzkohle für den heimischen Grill Ausschau halte, wird sich mir dieses Bild aufdrängen – schöne, globalisierte Welt.
Aber zurück zum Erstplatzierten. Dass dieses Foto als kleine Briefmarke auf Seite 2 und nicht auf dem Titel abgebildet wurde, hat mich nicht wirklich überrascht. Es birgt die Gefahr, Ärger zu bekommen. Stichwort: Karrikaturenstreit.
Unter dem Titel „Der Bräutigam ist 40, die Braut ist 11“ zeigt das preisgekrönte Bild ein afghanisches Brautpaar. Sie ist ein schmales Kind von elf Jahren, nicht zu vergleichen mit den elfjährigen Jungdamen hiesiger Herkunft. Bräutigam Mohammed Faiz ist ein 40-jähriger, bärtiger Mann, der dem Foto nach durchaus auch 20 afghanische Winter mehr auf der Uhr haben könnte. Mit dem Motiv vom alten Mann und dem Kind weist Unicef darauf hin, dass weltweit ca. 60 Millionen Mädchen vor Erreichen der Volljährigkeit verheiratet werden, die Hälfte der Kinderbräute kommt aus Südasien. Die Mädchen sind in der Mehrzahl der Fälle ein Handelsgut, das arme Familien bei wohlhabenden Männern in Zahlung geben.
Sehr interessant war bzw. ist es, die zahlreichen Kommentare zu lesen, die die welt.de-Leser auf den Bericht hin abgaben. Jede Menge Kritik am Islam findet sich dort, an Stichworten wie Pädophilie, Schande usw. mangelt es nicht. Dass so mancher Leser den Artikel zum Anlass nahm, um fremdenfeindliche Textbausteine bis hin zu arg rassistischem Gedankengut in die Tastatur zu hämmern – das ist wohl nicht zu vermeiden.
Nun liegt es mir sehr, sehr fern, Verständnis für den Verkauf von Menschen aufzubringen. Allerdings sollte man auch ein wenig über die Verschiedenheit der Kulturen nachdenken. Ein gläubiger Muslim, der dem Koran folgt, ist bei der Heirat eines nicht volljährigen Mädchens durchaus auf der „sicheren Seite“ – schließlich erlaubt der Koran die Heirat nach Eintritt der ersten Menstruation. Sicher, das ist nach deutschem Recht undenkbar, aber – wie schon Asterix sagte – es ist eine andere Kultur.
Und, soviel sei den Lesern dieses kleinen Tagebuches als Denkanstoß noch auf den Bildschirm gegeben: Zwischen Mohammed (40) und Ghulam (11) liegen 29 Jahre. Auch wenn Vergleiche zum Hinken neigen, sei mir doch ein Blick auf die Gepflogenheiten unserer westlichen und demokratischen Kultur gestattet. Von Ehe zu Ehe wird bei Ex-Außen-Joschka der Hang zu jungen Frauen immer deutlicher. Zwischen dem grauen Grünen und seiner aktuellen Minu liegen stolze 28 Jahre – natürlich vollkommen legal, denn die Dame ist alt genug, weil der Joschka noch viel älter ist. 28 Jahre Differenz liegen auch zwischen Sky Dumont und Mirja, immerhin 30 Jahre älter als Karina ist Dieter Bohlen. Drei Jahrzehnte trennen auch Flavio Briatore und seine fast-Gattin Elisabetta. Und dann wäre da ja auch noch Startrompeter Ludwig Güttler, der 2007 eine Kommilitonin seiner Tochter geheiratet hat (Johannes Heesters und seine Simone spare ich bei dieser Betrachtung bewusst aus, obwohl zwischen ihnen 57 Jahre liegen – aber hier weiß man nicht wirklich, wer eigentlich wen …).
Natürlich sind alle genannten Beziehungen von tiefer Liebe und Zuneigung geprägt und frei von wirtschaftlichen Erwägungen irgendwelcher Art. Und die Karina würde den faltigen Dieter auch dann lieben, wenn er als armes Würstchen bei irgendeinem Musikfuzzi das Laub wegkehren würde. Und Elisabetta hätte Flavio während seiner schweren Krankheit bestimmt auch dann die Hand gehalten, wenn er bei Renault am Band Aschenbecher einbauen würde – weil er eine so interessante Persönlichkeit ist. Aber jetzt höre ich auf, sonst werde ich noch ironisch ...
Und Ironie wäre fehl am Platze. Schließlich muss man für die älteren Herrschaften doch Verständnis aufbringen - es ist schließlich eine andere Kultur.
Nun wissen die regelmäßigen Leser dieses kleinen, politisch vielleicht nicht immer ganz korrekten Tagebuches, dass ich mich kaum an meine Lieblingstastatur setze, um der Menschheit einen Linktipp zu geben.
Nun gut, ich kann damit leben, in gewisser Hinsicht durchschaubar zu sein. Mich haben die preisgekrönten Fotos beeindruckt. Sicher, ich war ein wenig enttäuscht, dass meine Lokalpostille, nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtet, nicht den Mut hatte, das Platz-1-Foto auf ihre Titelseite zu stellen. Schade nur, dass die Erläuterungen zum drittplatzierten Bild, das die LVZ auf den Titel nahm, etwas dürftig ausfielen.
Die geneigte Leserschaft erfuhr lediglich, dass ein Mädchen an seinem 9. Geburtstag fröhlich auf einem auf der Müllkippe gefundenen Sessel hüpft. Interessant wäre sicher der Hinweis gewesen, dass das Kind samt Familie seit drei Jahren auf dieser Müllkippe nahe Manila wohnt und seinen „Lebens”-raum täglich nach Holz durchsucht. Die Familie des Mädchens stellt daraus Holzkohle her. Auch wenn ich nicht gerade als sensibel bekannt bin: Wenn ich im Frühjahr mal wieder nach Baumarktbilligholzkohle für den heimischen Grill Ausschau halte, wird sich mir dieses Bild aufdrängen – schöne, globalisierte Welt.
Aber zurück zum Erstplatzierten. Dass dieses Foto als kleine Briefmarke auf Seite 2 und nicht auf dem Titel abgebildet wurde, hat mich nicht wirklich überrascht. Es birgt die Gefahr, Ärger zu bekommen. Stichwort: Karrikaturenstreit.
Unter dem Titel „Der Bräutigam ist 40, die Braut ist 11“ zeigt das preisgekrönte Bild ein afghanisches Brautpaar. Sie ist ein schmales Kind von elf Jahren, nicht zu vergleichen mit den elfjährigen Jungdamen hiesiger Herkunft. Bräutigam Mohammed Faiz ist ein 40-jähriger, bärtiger Mann, der dem Foto nach durchaus auch 20 afghanische Winter mehr auf der Uhr haben könnte. Mit dem Motiv vom alten Mann und dem Kind weist Unicef darauf hin, dass weltweit ca. 60 Millionen Mädchen vor Erreichen der Volljährigkeit verheiratet werden, die Hälfte der Kinderbräute kommt aus Südasien. Die Mädchen sind in der Mehrzahl der Fälle ein Handelsgut, das arme Familien bei wohlhabenden Männern in Zahlung geben.
Sehr interessant war bzw. ist es, die zahlreichen Kommentare zu lesen, die die welt.de-Leser auf den Bericht hin abgaben. Jede Menge Kritik am Islam findet sich dort, an Stichworten wie Pädophilie, Schande usw. mangelt es nicht. Dass so mancher Leser den Artikel zum Anlass nahm, um fremdenfeindliche Textbausteine bis hin zu arg rassistischem Gedankengut in die Tastatur zu hämmern – das ist wohl nicht zu vermeiden.
Nun liegt es mir sehr, sehr fern, Verständnis für den Verkauf von Menschen aufzubringen. Allerdings sollte man auch ein wenig über die Verschiedenheit der Kulturen nachdenken. Ein gläubiger Muslim, der dem Koran folgt, ist bei der Heirat eines nicht volljährigen Mädchens durchaus auf der „sicheren Seite“ – schließlich erlaubt der Koran die Heirat nach Eintritt der ersten Menstruation. Sicher, das ist nach deutschem Recht undenkbar, aber – wie schon Asterix sagte – es ist eine andere Kultur.
Und, soviel sei den Lesern dieses kleinen Tagebuches als Denkanstoß noch auf den Bildschirm gegeben: Zwischen Mohammed (40) und Ghulam (11) liegen 29 Jahre. Auch wenn Vergleiche zum Hinken neigen, sei mir doch ein Blick auf die Gepflogenheiten unserer westlichen und demokratischen Kultur gestattet. Von Ehe zu Ehe wird bei Ex-Außen-Joschka der Hang zu jungen Frauen immer deutlicher. Zwischen dem grauen Grünen und seiner aktuellen Minu liegen stolze 28 Jahre – natürlich vollkommen legal, denn die Dame ist alt genug, weil der Joschka noch viel älter ist. 28 Jahre Differenz liegen auch zwischen Sky Dumont und Mirja, immerhin 30 Jahre älter als Karina ist Dieter Bohlen. Drei Jahrzehnte trennen auch Flavio Briatore und seine fast-Gattin Elisabetta. Und dann wäre da ja auch noch Startrompeter Ludwig Güttler, der 2007 eine Kommilitonin seiner Tochter geheiratet hat (Johannes Heesters und seine Simone spare ich bei dieser Betrachtung bewusst aus, obwohl zwischen ihnen 57 Jahre liegen – aber hier weiß man nicht wirklich, wer eigentlich wen …).
Natürlich sind alle genannten Beziehungen von tiefer Liebe und Zuneigung geprägt und frei von wirtschaftlichen Erwägungen irgendwelcher Art. Und die Karina würde den faltigen Dieter auch dann lieben, wenn er als armes Würstchen bei irgendeinem Musikfuzzi das Laub wegkehren würde. Und Elisabetta hätte Flavio während seiner schweren Krankheit bestimmt auch dann die Hand gehalten, wenn er bei Renault am Band Aschenbecher einbauen würde – weil er eine so interessante Persönlichkeit ist. Aber jetzt höre ich auf, sonst werde ich noch ironisch ...
Und Ironie wäre fehl am Platze. Schließlich muss man für die älteren Herrschaften doch Verständnis aufbringen - es ist schließlich eine andere Kultur.
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Donnerstag, 13. Dezember 2007
Wolfgang kommt oder: Georg der Gebeutelte im Weihnachtsstress
zeitungsdieb, 10:09h
Die Zeit der vorweihnachtlichen Wunder ist wieder angebrochen. Ganz Deutschland ist vom kollektiven Kaufwahn befallen, ansonsten herrscht überall Friede, dass es den Menschen ein Wohlgefallen ist. Nur die Politiker hoppeln hurtig durch das Land, verteilen hier in einer Krabbelgruppe Geschenke und übergeben dort in einer Schule einen neuen, steuerfinanzierten Computer. Und sie krempeln sich die Ärmel ihrer Maßanzüge hoch, damit beim Teigkneten in der Grundschule des Wahlkreises kein Mehlstaub auf den edlen Zwirn gelange.
Und sogar der authentische Terrakotta-Wolfgang krabbelt hinter seinem Schreibtisch im ausgehöhlten Bundesministerium für Verkehr und gute Taten hervor, düst von der Bundeshauptstadt in die sächsische Pampa, um den Gören in einem Schkeuditzer Kindergarten mit kleinen Autos eine ministerielle Freude zu machen. Nagut, sicher hat er in Leipzig auch noch etwas anderes zu erledigen und nutzt die Gelegenheit, um mit dem einen oder anderen Genossen beim Glühwein zu plaudern.
Gesprächsbedarf herrscht in Sachsen zurzeit allerorten. Denn Ministerpräsident Georg Milbradt hat’s nicht leicht. „Ach hätt’ ich doch dem Kurt seinen Thron gelassen“, seufzt er mitunter. Und der geschasste König Kurt? Der sitzt in seinem schönen Haus am bayerischen See. Und wenn er mal dort entlang fährt, wo einst sein Thron stand, grinst er ganz gemein und denkt sich „Glück gehabt“.
Das kann man vom seinem Nachfolger beim besten Willen nicht behaupten. Der hat zurzeit eine Menge Pech. Am klebrigsten ist das Pech, das aus den Fugen der in die Brüche geratenen Landesbank quillt. Deren Manager sorgten über Jahre hinweg für Freude im Freistaat, denn sie füllten dessen Kassen mit etlichen Millionen auf. Nun weht aus Richtung Amerika ein gar rauer Wind nach Sachsen und die Landesbank ist eigentlich pleite. Nicht irgendwie ein bisschen, sondern so was von erster Klasse pleite, dass es schon wieder Seltenheitswert hat. Es erinnert irgendwie an die Zeit der galoppierenden Inflation während der Weimarer Republik, als das Geld im Minutentakt an Wert verlor – nur dass es jetzt die Verluste sind, die immer mehr steigen. In allerlei international agierenden Zweckgesellschaften, für die die Sachsen LB gerade stehen muss, stapeln sich die faulen Kredite bis unter die Decke. Die Risiken werden mittlerweile konservativ auf 43 Milliarden Euro beziffert, 65 Milliarden sind aber auch „drin“. Und die Schwaben, deren Landesbank im Sommer die drohende Pleite des sächsischen Institutes durch einen Kauf verhindert hat, entdecken bei Prüfung ihres Erwerbs immer mehr Leichen im Tresorkeller und drängen auf eine sächsische Bürgschaft von 4,3 Milliarden Euro.
(Anmerkung: Einige Minuten nach dem Schreiben dieses Textes vermeldete dpa-afx die Rettung der Sachsen LB. Der Freistaat muss nun "nur" noch für 2,75 Mrd. Euro bürgen. An der gesamten Misere ändert das nichts - 2,75 Mrd., die man nicht hat, sind nicht viel weniger als 4,3 Mrd., die man auch nicht hat.)
Solcherart Misere lässt die Geier Höhe gewinnen. Die ansonsten eher unbedeutende Opposition im Freistaat wittert Morgenluft, und auch der rötliche Juniorpartner in der großen Dresdner Regierungskoalition stellt schon die Weichen für die Zeit danach. Und selbst in der staatstragenden CDU wird schon offen darüber spekuliert, ob es sinnvoll sei, nach König Kurt und Georg dem Gebeutelten wieder einen Westimport zu inthronisieren oder ob man nicht besser gleich auf ein sächsisches Gewächs setzen solle. Götterdämmerung vor dem dritten Advent.
Nun mag der eine oder andere Leser dieses Tagebuches sich wundern. Und er mag denken, dass es doch unüblich ist, dass ein Ministerpräsident gleich seinen Elbblick aufgibt. Dazu hat man doch schließlich Untergebene, die im Fall der Fäll die Verantwortung über- und den Hut nehmen können.
Genau hier steckt Georg der Gebeutelte mächtig in der Klemme. Aktueller und vorheriger Finanzminister haben mit der Finanzkrise nicht wirklich etwas zu tun, sie haben sie geerbt. Wollte er denjenigen, der in den Gründerjahren des Freistaates Sachsen Kurs und Personalausstattung der neuen Landesbank maßgeblich bestimmt hatte, zur Verantwortung ziehen – es wäre ein Selbstgespräch.
Und so kommt es, dass bei Georg dem Gebeutelten in diesem Jahr keine rechte Weihnachtsstimmung entstehen mag. Strietzelmarkt und Stollenparade beinahe vor der Haustür, Räucherkerzen und Glühweinduft in Elbflorenz – und er muss die Schließung seiner Landesbank fürchten und schon über den Umzug nachdenken.
Und Terrakotta-Wolfgang? Der darf heute Kindern kleine Autos schenken und den netten Onkel aus Berlin spielen. Schaden kann’s nicht, denn irgendwie ist der authentische Wolfgang als früherer Leipziger Oberbürgermeister und Olympiavergeiger doch ein Sachse. Auch wenn er in Thüringen geboren ist. Vielleicht kippt ja nicht nur Georg der Gebeutelte, sondern die ganze, ungeliebte, große Dresdner Koalition geht den Bach hinunter. Und Wolfgang würde sich erst sehr bitten lassen. Aber der Aussicht, das ausgehöhlte Bundesirgendwasministerium gegen den Elbblick einzutauschen, würde er wohl nicht lange widerstehen (wollen).
Und sogar der authentische Terrakotta-Wolfgang krabbelt hinter seinem Schreibtisch im ausgehöhlten Bundesministerium für Verkehr und gute Taten hervor, düst von der Bundeshauptstadt in die sächsische Pampa, um den Gören in einem Schkeuditzer Kindergarten mit kleinen Autos eine ministerielle Freude zu machen. Nagut, sicher hat er in Leipzig auch noch etwas anderes zu erledigen und nutzt die Gelegenheit, um mit dem einen oder anderen Genossen beim Glühwein zu plaudern.
Gesprächsbedarf herrscht in Sachsen zurzeit allerorten. Denn Ministerpräsident Georg Milbradt hat’s nicht leicht. „Ach hätt’ ich doch dem Kurt seinen Thron gelassen“, seufzt er mitunter. Und der geschasste König Kurt? Der sitzt in seinem schönen Haus am bayerischen See. Und wenn er mal dort entlang fährt, wo einst sein Thron stand, grinst er ganz gemein und denkt sich „Glück gehabt“.
Das kann man vom seinem Nachfolger beim besten Willen nicht behaupten. Der hat zurzeit eine Menge Pech. Am klebrigsten ist das Pech, das aus den Fugen der in die Brüche geratenen Landesbank quillt. Deren Manager sorgten über Jahre hinweg für Freude im Freistaat, denn sie füllten dessen Kassen mit etlichen Millionen auf. Nun weht aus Richtung Amerika ein gar rauer Wind nach Sachsen und die Landesbank ist eigentlich pleite. Nicht irgendwie ein bisschen, sondern so was von erster Klasse pleite, dass es schon wieder Seltenheitswert hat. Es erinnert irgendwie an die Zeit der galoppierenden Inflation während der Weimarer Republik, als das Geld im Minutentakt an Wert verlor – nur dass es jetzt die Verluste sind, die immer mehr steigen. In allerlei international agierenden Zweckgesellschaften, für die die Sachsen LB gerade stehen muss, stapeln sich die faulen Kredite bis unter die Decke. Die Risiken werden mittlerweile konservativ auf 43 Milliarden Euro beziffert, 65 Milliarden sind aber auch „drin“. Und die Schwaben, deren Landesbank im Sommer die drohende Pleite des sächsischen Institutes durch einen Kauf verhindert hat, entdecken bei Prüfung ihres Erwerbs immer mehr Leichen im Tresorkeller und drängen auf eine sächsische Bürgschaft von 4,3 Milliarden Euro.
(Anmerkung: Einige Minuten nach dem Schreiben dieses Textes vermeldete dpa-afx die Rettung der Sachsen LB. Der Freistaat muss nun "nur" noch für 2,75 Mrd. Euro bürgen. An der gesamten Misere ändert das nichts - 2,75 Mrd., die man nicht hat, sind nicht viel weniger als 4,3 Mrd., die man auch nicht hat.)
Solcherart Misere lässt die Geier Höhe gewinnen. Die ansonsten eher unbedeutende Opposition im Freistaat wittert Morgenluft, und auch der rötliche Juniorpartner in der großen Dresdner Regierungskoalition stellt schon die Weichen für die Zeit danach. Und selbst in der staatstragenden CDU wird schon offen darüber spekuliert, ob es sinnvoll sei, nach König Kurt und Georg dem Gebeutelten wieder einen Westimport zu inthronisieren oder ob man nicht besser gleich auf ein sächsisches Gewächs setzen solle. Götterdämmerung vor dem dritten Advent.
Nun mag der eine oder andere Leser dieses Tagebuches sich wundern. Und er mag denken, dass es doch unüblich ist, dass ein Ministerpräsident gleich seinen Elbblick aufgibt. Dazu hat man doch schließlich Untergebene, die im Fall der Fäll die Verantwortung über- und den Hut nehmen können.
Genau hier steckt Georg der Gebeutelte mächtig in der Klemme. Aktueller und vorheriger Finanzminister haben mit der Finanzkrise nicht wirklich etwas zu tun, sie haben sie geerbt. Wollte er denjenigen, der in den Gründerjahren des Freistaates Sachsen Kurs und Personalausstattung der neuen Landesbank maßgeblich bestimmt hatte, zur Verantwortung ziehen – es wäre ein Selbstgespräch.
Und so kommt es, dass bei Georg dem Gebeutelten in diesem Jahr keine rechte Weihnachtsstimmung entstehen mag. Strietzelmarkt und Stollenparade beinahe vor der Haustür, Räucherkerzen und Glühweinduft in Elbflorenz – und er muss die Schließung seiner Landesbank fürchten und schon über den Umzug nachdenken.
Und Terrakotta-Wolfgang? Der darf heute Kindern kleine Autos schenken und den netten Onkel aus Berlin spielen. Schaden kann’s nicht, denn irgendwie ist der authentische Wolfgang als früherer Leipziger Oberbürgermeister und Olympiavergeiger doch ein Sachse. Auch wenn er in Thüringen geboren ist. Vielleicht kippt ja nicht nur Georg der Gebeutelte, sondern die ganze, ungeliebte, große Dresdner Koalition geht den Bach hinunter. Und Wolfgang würde sich erst sehr bitten lassen. Aber der Aussicht, das ausgehöhlte Bundesirgendwasministerium gegen den Elbblick einzutauschen, würde er wohl nicht lange widerstehen (wollen).
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Mittwoch, 12. Dezember 2007
Déjà-vu, Kotau und eins auf die Fresse für die DUV
zeitungsdieb, 11:49h
Die Bezeichnung Déjà-vu stammt aus dem Französischen, heißt wörtlich übersetzt „schon gesehen“ und beschreibt ein interessantes psychologisches Phänomen: Wer dieser Erinnerungstäuschung erliegt, hat den Eindruck, eine bestimmte, allerdings völlig neue Situation schon einmal gesehen bzw. erlebt zu haben. Hat man beim Fernsehen ein Déjà-vu, ist das meist keine Täuschung, sondern heißt schlicht und einfach Wiederholung.
Apropos Fernsehen: Köstlich finde ich die Szene, als Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“ seine Vermieterin beim Frühstück fragt, ob diese mitunter ein Déjà-vu habe. Die wackere Amerikanerin antwortet: „Da frage ich mal in der Küche nach.“
Allerdings ist nicht jedes Déjà-vu so erheiternd wie der überaus sehenswerte Murmeltierfilm, manche sind einfach erbärmlich. Letztere Variante erlebte ich in diesen Tagen bei der Lektüre einer Erklärung, die auf der Homepage der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung zu lesen ist.
Für alle nicht-DUV-Mitglieder und nicht-Ultraläufer eine kurze Erläuterung: Vor zwei Jahren rumorte es in der DUV kräftig, große Teile der Basis revoltierten gegen den Präsidenten der DUV. Der hieß Volkmar Mühl und ist Lehrer und Polizist. Beinahe hätte ich gesagt, dass das schon genug über diesen Mann sagt, aber das habe ich nicht gesagt und so kann keiner sagen, dass ich etwas Abwertendes über ihn gesagt hätte – weil ich erstens nichts gesagt habe und weil ich außerdem Lehrer und/oder Polizisten für die wichtigsten Menschen in unserem Land halte. Und gegen welches Gebot habe ich jetzt verstoßen?
Aber zurück zu dem Mann namens Volkmar Mühl. Der räumte Ende 2005 im Ergebnis einer Mitgliederversammlung, die wahrhaft spannend verlief, seinen Posten. Zuvor hatte er mit nervöser Zwinkerei über seine Kritiker aus allerlei Akten zitiert, was diese irgendwann in irgendwelchen Internetforen von sich gegeben hatten. Es war ein wenig wie Big Brother und Wolfgang Schäuble und Roland F... Nein, den Namen sage ich nicht,das würde man gegen mich verwenden.
Als der Präsident „abgeschossen“ war, verließ er samt Gefolge den Saal und machte sich wenig später an die Gründung eines eigenen Vereins. Seitdem kursiert in der Ultraszene das böse Wort vom Spalter.
Die Kritiker bildeten ein neues Präsidium, dem anzugehören ich einige Zeit die Ehre hatte – und das war jetzt nicht ironisch gemeint – bis ich wegen anderweitiger Verpflichtungen die notwendige Zeit nicht mehr aufbringen konnte und meinen Platz räumte.
Aber zurück zu besagtem Volkmar Mühl. Der ist inzwischen nur noch Präsident seines eigenen Minivereins, aber er hat nach wie vor das Amt des Ultramarathonberaters beim Deutschen Leichtathletikverband dlv inne. Als solcher hat er zwar de jure nicht viel zu sagen, weil er nur berät, aber de facto entscheidet er darüber, welche Athleten mit dem Bundesadler auf dem Shirt zu internationalen Wettkämpfen fahren bzw. fliegen. Häufig werden Klagen laut, dass diese Entscheidungen nicht eben von größter Sachkunde bestimmt, sondern von persönlichen Befindlichkeiten („Nase“) beeinflusst werden.
Alle Versuche des neuen DUV-Präsidiums, daran etwas zu ändern, scheiterten bisher. Daraufhin entstand in der DUV das Konzept eines eigenen Nationalkaders, mit dem Ziel, dem Mühlschen Hofstaat bei der einen oder anderen Veranstaltung eine eigene, schlagkräftigere Truppe entgegenzusetzen und durch deren Erfolg die Kompetenz des Beraters in Frage zu stellen. Ende Oktober wurde der Nationalkader der DUV nominiert.
Am 22. November 2007 fand ein Treffen von Vertretern des DLV und der DUV statt. In dessen Ergebnis wurde eine gemeinsame Erklärung erstellt, die man hier nachlesen kann:
http://www.ultra-marathon.org/index.php?Inhalt_Nav_ID=4&ModDat=detail.php&News_ID=557&pageNum_News=0
Und genau als ich das tat, hatte ich ein Déjà-vu. Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches werden sich nun schon denken können, dass ich sie nicht lange mutmaßen lasse, weshalb. Richtig!
Besagtes Déjà-vu stellte sich ein, weil ich derartige Erklärungen früher häufiger lesen durfte. Zumeist standen sie im „Neuen Deutschland“ und informierten die geneigten DDR-Bürger darüber, was es z.B. über einen Staatsbesuch zu wissen gab.
Meist las sich das dann so:
„Am gestrigen Donnerstag hielt sich Humba Pumba Humpapa, der höchste Repräsentant des Volkes von Tschinderassa und zugleich Generalsekretär der Revolutionären Volkspartei von Tschinderassa und Kommandierende Oberbefehlshaber der ruhmreichen Volksbefreiungsarmee von Tschinderassa, auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Erich Honnecker, zu einem Staatsbesuch in Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, auf. In einem sechsstündigen, vertrauensvollen Gespräch wurden Themen beiderseitigen Interesses erörtert. Die Beratungen fanden in einer aufgeschlossenen Atmosphäre statt, es wurde ein Kommunique verabschiedet.“
Und was durfte die geneigte Ultragemeinde unter www.d-u-v.org lesen?
„Vertreter der DUV und des DLV trafen sich am 22.11.07 in Köln zu einem dreistündigen konstruktiven Gespräch mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern.
...
Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden und sind entschlossen, trotz der weiterhin bestehenden Differenzen die Zusammenarbeit im Bereich des Ultramarathon zum Wohle der Athleten fortsetzen zu wollen.“
Nun soll niemand sagen, dass die gesamte Erklärung, die in aller Harmonie veröffentlicht wurde, ebenso sinnfrei wie das oben fiktiv zitierte DDR-Kommunique ist. Schließlich enthält das Statement von DLV und DUV einige interessante Details. Als ich diese las, schwuppte mir unwillkürlich das Wort Kotau in den Sinn. Diese im Kaiserreich China gebräuchliche Form des ehrerbietigen Grußes verlangte gegenüber dem Kaiser das dreimalige Niederwerfen des Rangniederen. Dazu genügte kein simpler Kniefall, sondern es musste sogar das dreimalige Berühren des Bodens mit der Stirn erfolgen. Wer ganz sicher gehen wollte, blieb nach dieser Zeremonie gleich unten.
Abgeschafft wurde der Kotau in China nach der Revolution 1912. In Deutschland ist der Kotau hingegen noch heute gebräuchlich – zum Beispiel bei „dreistündigen konstruktiven Gesprächen mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern“.
Beweis gefällig?
„In diesem sehr offen geführten Gespräch wurde nochmals sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der DLV weiterhin zu seinem Berater im Ultramarathonlauf, Herrn Volkmar Mühl, steht. Nach Ansicht des DLV hat Herr Mühl im vergangenen Jahr erfolgreich im Ultramarathonbereich gearbeitet. Der DLV weist damit die durch die DUV mehrfach geäußerte Kritik am DLV-Berater Volkmar Mühl zurück.“
In Bayern nennt man so was „Watschen“. Wenn gleich drei Präsidiumsmitglieder der DUV solchermaßen abgewatscht werden, kann man schon von einem Massaker sprechen.
Noch ein Beweis gefällig?
Wie war das? Die DUV hatte da ein Förderkonzept erarbeitet und sich erdreistet, einen eigenen Nationalkader zu nominieren? Was steht im Kommunique?
„Darüber hinaus wurde das DUV-Förderkonzept diskutiert, das der DLV der Sache nach ausdrücklich begrüßt. Der DLV weist aber darauf hin, dass die Einrichtung eines Kaders und Kaderbenennungen ausschließlich durch den nationalen Verband erfolgen können. Die DUV wird ihr Förderkonzept umschreiben und mit der Benennung von „DUV-Fördergruppen“ eine kompatible Schnittstelle zu DLV und dessen Kader definieren.“
Im Klartext: Hier gab’s eins auf die Schnauze, dass dem Schläger die Hand wehtut. Oder – um noch mal über chinesische Traditionen zu sprechen – ein Kotau mit Draufrumspringen.
Vielleicht noch ein Beweis gefällig?
„Eine Mitgliedschaft in der Fördergruppe der DUV schließt eine Nominierung für die DLV-Nationalmannschaft und die Teilnahme an internationalen Meisterschaften nicht aus.“
Soll heißen, dass den Frechlingen, die sich für die DUV engagieren, nicht per Definition das Trikot mit dem Bundesadler verwehrt wird. Muss es auch nicht, denn über die Zusammensetzung des Nationalkaders (des einzig richtigen und wahren) berät in bewährter Weise Volkmar Mühl. Dabei wird sicher auch die Einhaltung der Nominierungsrichtlinien geprüft. Zu denen zählt auch angemessenes und loyales Verhalten gegenüber dem DLV sowie die Unterwerfung über die von unendlicher Weisheit zeugenden Trainingsvorgaben des allwissenden Ultramarathonberaters.
Dieser Passus ist ein Gummiparagraph, der mich an einige Auswüchse der DDR-Justiz erinnert.
Und weil der Schmerz so süß schmeckt, gleich noch einen hinterher:
„Die geplante DLV 24-Stunden-Challenge wird ab 2009 vom Deutschen Leichtathletik-Verband ausgeschrieben. Die beste Bewerbung erhält bei Erfüllung der geforderten Qualitätsstandards vom BFA den Zuschlag zur Ausrichtung.“
Im Klartext: Noch eins in die Fresse. Und diesmal hat die Faust fast im Nacken wieder rausgeschaut. Auf Anraten seines Beraters etabliert der DLV eine 24-Stunden-Challenge, die bereits existierende und anerkannte Deutsche Meisterschaft der DUV im 24-Stunden-Lauf verkommt damit zum Auslaufmodell.
Aber das scheint ja in Ordnung zu sein, denn „Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden“.
Wer so plattgebügelt wurde, braucht fürs Wiederaufstehen einen Helfer mit einer großen Spachtel.
Apropos Fernsehen: Köstlich finde ich die Szene, als Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“ seine Vermieterin beim Frühstück fragt, ob diese mitunter ein Déjà-vu habe. Die wackere Amerikanerin antwortet: „Da frage ich mal in der Küche nach.“
Allerdings ist nicht jedes Déjà-vu so erheiternd wie der überaus sehenswerte Murmeltierfilm, manche sind einfach erbärmlich. Letztere Variante erlebte ich in diesen Tagen bei der Lektüre einer Erklärung, die auf der Homepage der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung zu lesen ist.
Für alle nicht-DUV-Mitglieder und nicht-Ultraläufer eine kurze Erläuterung: Vor zwei Jahren rumorte es in der DUV kräftig, große Teile der Basis revoltierten gegen den Präsidenten der DUV. Der hieß Volkmar Mühl und ist Lehrer und Polizist. Beinahe hätte ich gesagt, dass das schon genug über diesen Mann sagt, aber das habe ich nicht gesagt und so kann keiner sagen, dass ich etwas Abwertendes über ihn gesagt hätte – weil ich erstens nichts gesagt habe und weil ich außerdem Lehrer und/oder Polizisten für die wichtigsten Menschen in unserem Land halte. Und gegen welches Gebot habe ich jetzt verstoßen?
Aber zurück zu dem Mann namens Volkmar Mühl. Der räumte Ende 2005 im Ergebnis einer Mitgliederversammlung, die wahrhaft spannend verlief, seinen Posten. Zuvor hatte er mit nervöser Zwinkerei über seine Kritiker aus allerlei Akten zitiert, was diese irgendwann in irgendwelchen Internetforen von sich gegeben hatten. Es war ein wenig wie Big Brother und Wolfgang Schäuble und Roland F... Nein, den Namen sage ich nicht,das würde man gegen mich verwenden.
Als der Präsident „abgeschossen“ war, verließ er samt Gefolge den Saal und machte sich wenig später an die Gründung eines eigenen Vereins. Seitdem kursiert in der Ultraszene das böse Wort vom Spalter.
Die Kritiker bildeten ein neues Präsidium, dem anzugehören ich einige Zeit die Ehre hatte – und das war jetzt nicht ironisch gemeint – bis ich wegen anderweitiger Verpflichtungen die notwendige Zeit nicht mehr aufbringen konnte und meinen Platz räumte.
Aber zurück zu besagtem Volkmar Mühl. Der ist inzwischen nur noch Präsident seines eigenen Minivereins, aber er hat nach wie vor das Amt des Ultramarathonberaters beim Deutschen Leichtathletikverband dlv inne. Als solcher hat er zwar de jure nicht viel zu sagen, weil er nur berät, aber de facto entscheidet er darüber, welche Athleten mit dem Bundesadler auf dem Shirt zu internationalen Wettkämpfen fahren bzw. fliegen. Häufig werden Klagen laut, dass diese Entscheidungen nicht eben von größter Sachkunde bestimmt, sondern von persönlichen Befindlichkeiten („Nase“) beeinflusst werden.
Alle Versuche des neuen DUV-Präsidiums, daran etwas zu ändern, scheiterten bisher. Daraufhin entstand in der DUV das Konzept eines eigenen Nationalkaders, mit dem Ziel, dem Mühlschen Hofstaat bei der einen oder anderen Veranstaltung eine eigene, schlagkräftigere Truppe entgegenzusetzen und durch deren Erfolg die Kompetenz des Beraters in Frage zu stellen. Ende Oktober wurde der Nationalkader der DUV nominiert.
Am 22. November 2007 fand ein Treffen von Vertretern des DLV und der DUV statt. In dessen Ergebnis wurde eine gemeinsame Erklärung erstellt, die man hier nachlesen kann:
http://www.ultra-marathon.org/index.php?Inhalt_Nav_ID=4&ModDat=detail.php&News_ID=557&pageNum_News=0
Und genau als ich das tat, hatte ich ein Déjà-vu. Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches werden sich nun schon denken können, dass ich sie nicht lange mutmaßen lasse, weshalb. Richtig!
Besagtes Déjà-vu stellte sich ein, weil ich derartige Erklärungen früher häufiger lesen durfte. Zumeist standen sie im „Neuen Deutschland“ und informierten die geneigten DDR-Bürger darüber, was es z.B. über einen Staatsbesuch zu wissen gab.
Meist las sich das dann so:
„Am gestrigen Donnerstag hielt sich Humba Pumba Humpapa, der höchste Repräsentant des Volkes von Tschinderassa und zugleich Generalsekretär der Revolutionären Volkspartei von Tschinderassa und Kommandierende Oberbefehlshaber der ruhmreichen Volksbefreiungsarmee von Tschinderassa, auf Einladung des Vorsitzenden des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik und des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Erich Honnecker, zu einem Staatsbesuch in Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, auf. In einem sechsstündigen, vertrauensvollen Gespräch wurden Themen beiderseitigen Interesses erörtert. Die Beratungen fanden in einer aufgeschlossenen Atmosphäre statt, es wurde ein Kommunique verabschiedet.“
Und was durfte die geneigte Ultragemeinde unter www.d-u-v.org lesen?
„Vertreter der DUV und des DLV trafen sich am 22.11.07 in Köln zu einem dreistündigen konstruktiven Gespräch mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern.
...
Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden und sind entschlossen, trotz der weiterhin bestehenden Differenzen die Zusammenarbeit im Bereich des Ultramarathon zum Wohle der Athleten fortsetzen zu wollen.“
Nun soll niemand sagen, dass die gesamte Erklärung, die in aller Harmonie veröffentlicht wurde, ebenso sinnfrei wie das oben fiktiv zitierte DDR-Kommunique ist. Schließlich enthält das Statement von DLV und DUV einige interessante Details. Als ich diese las, schwuppte mir unwillkürlich das Wort Kotau in den Sinn. Diese im Kaiserreich China gebräuchliche Form des ehrerbietigen Grußes verlangte gegenüber dem Kaiser das dreimalige Niederwerfen des Rangniederen. Dazu genügte kein simpler Kniefall, sondern es musste sogar das dreimalige Berühren des Bodens mit der Stirn erfolgen. Wer ganz sicher gehen wollte, blieb nach dieser Zeremonie gleich unten.
Abgeschafft wurde der Kotau in China nach der Revolution 1912. In Deutschland ist der Kotau hingegen noch heute gebräuchlich – zum Beispiel bei „dreistündigen konstruktiven Gesprächen mit dem Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen der DUV und dem DLV zum Wohle der Ultralangstreckenläufer zu verbessern“.
Beweis gefällig?
„In diesem sehr offen geführten Gespräch wurde nochmals sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass der DLV weiterhin zu seinem Berater im Ultramarathonlauf, Herrn Volkmar Mühl, steht. Nach Ansicht des DLV hat Herr Mühl im vergangenen Jahr erfolgreich im Ultramarathonbereich gearbeitet. Der DLV weist damit die durch die DUV mehrfach geäußerte Kritik am DLV-Berater Volkmar Mühl zurück.“
In Bayern nennt man so was „Watschen“. Wenn gleich drei Präsidiumsmitglieder der DUV solchermaßen abgewatscht werden, kann man schon von einem Massaker sprechen.
Noch ein Beweis gefällig?
Wie war das? Die DUV hatte da ein Förderkonzept erarbeitet und sich erdreistet, einen eigenen Nationalkader zu nominieren? Was steht im Kommunique?
„Darüber hinaus wurde das DUV-Förderkonzept diskutiert, das der DLV der Sache nach ausdrücklich begrüßt. Der DLV weist aber darauf hin, dass die Einrichtung eines Kaders und Kaderbenennungen ausschließlich durch den nationalen Verband erfolgen können. Die DUV wird ihr Förderkonzept umschreiben und mit der Benennung von „DUV-Fördergruppen“ eine kompatible Schnittstelle zu DLV und dessen Kader definieren.“
Im Klartext: Hier gab’s eins auf die Schnauze, dass dem Schläger die Hand wehtut. Oder – um noch mal über chinesische Traditionen zu sprechen – ein Kotau mit Draufrumspringen.
Vielleicht noch ein Beweis gefällig?
„Eine Mitgliedschaft in der Fördergruppe der DUV schließt eine Nominierung für die DLV-Nationalmannschaft und die Teilnahme an internationalen Meisterschaften nicht aus.“
Soll heißen, dass den Frechlingen, die sich für die DUV engagieren, nicht per Definition das Trikot mit dem Bundesadler verwehrt wird. Muss es auch nicht, denn über die Zusammensetzung des Nationalkaders (des einzig richtigen und wahren) berät in bewährter Weise Volkmar Mühl. Dabei wird sicher auch die Einhaltung der Nominierungsrichtlinien geprüft. Zu denen zählt auch angemessenes und loyales Verhalten gegenüber dem DLV sowie die Unterwerfung über die von unendlicher Weisheit zeugenden Trainingsvorgaben des allwissenden Ultramarathonberaters.
Dieser Passus ist ein Gummiparagraph, der mich an einige Auswüchse der DDR-Justiz erinnert.
Und weil der Schmerz so süß schmeckt, gleich noch einen hinterher:
„Die geplante DLV 24-Stunden-Challenge wird ab 2009 vom Deutschen Leichtathletik-Verband ausgeschrieben. Die beste Bewerbung erhält bei Erfüllung der geforderten Qualitätsstandards vom BFA den Zuschlag zur Ausrichtung.“
Im Klartext: Noch eins in die Fresse. Und diesmal hat die Faust fast im Nacken wieder rausgeschaut. Auf Anraten seines Beraters etabliert der DLV eine 24-Stunden-Challenge, die bereits existierende und anerkannte Deutsche Meisterschaft der DUV im 24-Stunden-Lauf verkommt damit zum Auslaufmodell.
Aber das scheint ja in Ordnung zu sein, denn „Beide Seiten zeigten sich nach dem Gespräch zufrieden“.
Wer so plattgebügelt wurde, braucht fürs Wiederaufstehen einen Helfer mit einer großen Spachtel.
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Montag, 10. Dezember 2007
Wieder mal die Welt gerettet
zeitungsdieb, 09:12h
Na bitte. Das Licht war aus, und fünf Minuten später ging es wieder an. Die Welt ist gerettet. Alles bleibt, wie es ist. Auf diesen kurzen Nenner kann man die „Licht aus“-Aktion für den Klimaschutz bringen, die am Sonnabendabend in Deutschland, Österreich und der Schweiz irgendetwas bewirken sollte, das wohl nicht einmal die Organisatoren des Spektakels verstanden hatten.
Die Berichterstattung im Umfeld des „knips-aus-wir-retten-die-Welt“-Späßchens war wohl das Spannendste an der ganzen Sache. Schon Tage vor dem angekündigten Fünf-Minuten-Blackout warnten die deutschen Energieversorger vor Folgeschäden. Kaum zu glauben, in der Bundespolitik sind Blackouts dieser Länge nichts Ungewöhnliches, niemand käme auf die Idee, vor Schäden beim Rebooten diverser Ministergehirne zu warnen.
Dass die Warnung vor Schäden im deutschen Stromnetz eher unter die Kategorie „vorweihnachtlicher Wunderglaube“ fällt, konnte sich – außer einigen Managern bei Vattenfall, EnBW & Co. – so ziemlich jeder normal gebildete Mensch zusammenreimen. Die tageszeitliche Veränderung der Stromabnahme nennt man Lastkurve. Dass diese Sprünge aufweist, ist unter Energetikern ein alter Hut. Kollektives Aus-dem-Bett-Springen-und-Kaffeemaschine-anschalten am Morgen oder millionenfaches Sandmännchenanknipsen am Abend – das sind Sprünge in der Lastkurve. Aber doch nicht „Licht aus“ auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt. Sollten diese hübschen Effekte das europaweit gestrickte Verbundnetz ins Wanken bringen, dann wäre es um selbiges wirklich schlimm bestellt. Oder besser gesagt: Noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.
Wie unbedarft viele meiner schreibenden Kollegen sind, zeigte mir eine dpa-Meldung, die die „Licht aus“-Ergebnisse zusammen fasste. „Die befürchteten Stromausfälle durch zu starke Netzspannungen blieben aus“, textete ein Redakteur der Deutschen Presseagentur. Solchen Mist zu schreiben ist die eine Sache, dass eine solche geistige Brühe aber die internen Kontrollinstanzen des Unternehmens dpa passieren und gesendet werden kann, ist erbärmliche. Spannung, das ist die Sache mit den Volts. Die kann hoch sein – das sind dann viele Volts, oder niedrig, wenn’s wenige sind. Gemeint waren sicher die Belastungsschwankungen – aber warum schreibt das die Pfeife nicht?
Apropos Pfeife: In der dpa-Meldung geht’s auch weiter sinnfrei zur Sache. Da wird die Zufriedenheit der Organisation der Aktion damit begründet, dass an über 250 bekannten Gebäuden zur Tagesschau-Zeit für fünf Minuten die Lichter ausgingen. Nun werden Brandenburger Tor, Neuschwanstein, Völkerschlachtdenkmal und all die anderen Gebäude nicht mit Glühbirnen des alten Systems Edison angestrahlt, sondern unter Verwendung von Gasentladungslampen. Werden diese High-Tech-Lichtspender aus- und dann ebenmal wieder angeschaltet, verballert das weitaus mehr Energie, als in fünf Minuten ungestörten Betriebs verbraten worden wäre.
Besonders pikant ist allerdings ein anderes Detail: Auch auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt gingen am Sonnabend die Lichter aus. Hunderte Besucher der Innenstadt verfolgten das Spektakel in der Leipziger Innenstadt von bequemen Sitzplätzen aus – dazu gibt es schließlich eine Kneipenmeile. Kalt geworden ist es dabei keinem Gast, denn die klimafreundlichen Heizpilze blieben weiter in Betrieb und bliesen reichlich Kohlendioxid in die Luft. Ist ja auch logisch, denn die Aktion hieß ja auch „Licht aus“ – und nicht etwa „Heizpilz aus“.
Die Berichterstattung im Umfeld des „knips-aus-wir-retten-die-Welt“-Späßchens war wohl das Spannendste an der ganzen Sache. Schon Tage vor dem angekündigten Fünf-Minuten-Blackout warnten die deutschen Energieversorger vor Folgeschäden. Kaum zu glauben, in der Bundespolitik sind Blackouts dieser Länge nichts Ungewöhnliches, niemand käme auf die Idee, vor Schäden beim Rebooten diverser Ministergehirne zu warnen.
Dass die Warnung vor Schäden im deutschen Stromnetz eher unter die Kategorie „vorweihnachtlicher Wunderglaube“ fällt, konnte sich – außer einigen Managern bei Vattenfall, EnBW & Co. – so ziemlich jeder normal gebildete Mensch zusammenreimen. Die tageszeitliche Veränderung der Stromabnahme nennt man Lastkurve. Dass diese Sprünge aufweist, ist unter Energetikern ein alter Hut. Kollektives Aus-dem-Bett-Springen-und-Kaffeemaschine-anschalten am Morgen oder millionenfaches Sandmännchenanknipsen am Abend – das sind Sprünge in der Lastkurve. Aber doch nicht „Licht aus“ auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt. Sollten diese hübschen Effekte das europaweit gestrickte Verbundnetz ins Wanken bringen, dann wäre es um selbiges wirklich schlimm bestellt. Oder besser gesagt: Noch schlimmer, als es ohnehin schon ist.
Wie unbedarft viele meiner schreibenden Kollegen sind, zeigte mir eine dpa-Meldung, die die „Licht aus“-Ergebnisse zusammen fasste. „Die befürchteten Stromausfälle durch zu starke Netzspannungen blieben aus“, textete ein Redakteur der Deutschen Presseagentur. Solchen Mist zu schreiben ist die eine Sache, dass eine solche geistige Brühe aber die internen Kontrollinstanzen des Unternehmens dpa passieren und gesendet werden kann, ist erbärmliche. Spannung, das ist die Sache mit den Volts. Die kann hoch sein – das sind dann viele Volts, oder niedrig, wenn’s wenige sind. Gemeint waren sicher die Belastungsschwankungen – aber warum schreibt das die Pfeife nicht?
Apropos Pfeife: In der dpa-Meldung geht’s auch weiter sinnfrei zur Sache. Da wird die Zufriedenheit der Organisation der Aktion damit begründet, dass an über 250 bekannten Gebäuden zur Tagesschau-Zeit für fünf Minuten die Lichter ausgingen. Nun werden Brandenburger Tor, Neuschwanstein, Völkerschlachtdenkmal und all die anderen Gebäude nicht mit Glühbirnen des alten Systems Edison angestrahlt, sondern unter Verwendung von Gasentladungslampen. Werden diese High-Tech-Lichtspender aus- und dann ebenmal wieder angeschaltet, verballert das weitaus mehr Energie, als in fünf Minuten ungestörten Betriebs verbraten worden wäre.
Besonders pikant ist allerdings ein anderes Detail: Auch auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt gingen am Sonnabend die Lichter aus. Hunderte Besucher der Innenstadt verfolgten das Spektakel in der Leipziger Innenstadt von bequemen Sitzplätzen aus – dazu gibt es schließlich eine Kneipenmeile. Kalt geworden ist es dabei keinem Gast, denn die klimafreundlichen Heizpilze blieben weiter in Betrieb und bliesen reichlich Kohlendioxid in die Luft. Ist ja auch logisch, denn die Aktion hieß ja auch „Licht aus“ – und nicht etwa „Heizpilz aus“.
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Donnerstag, 6. Dezember 2007
Super und Benzin: lebenslanges Lernen auch für eine dumme Nuss
zeitungsdieb, 09:16h
Das freie Spiel der Kräfte im Kapitalismus ist toll. Es bewirkt Dinge, die – wollte man sie per Verordnung durchsetzen – viel Geld kosten würden und dennoch nicht wirklich funktionierten. Der Leser dieses kleinen Tagebuches stelle sich vor, dass irgendein Mitglied der Bundesregierung, das mal wieder Profilierungsbedarf verspürt, nach einer Idee sucht. Und so würde also Terrakotta-Wolfgang aus seinem Verkehrsministerium fordern, im Interesse der Umwelt, der Nachhaltigkeit und der Bewohner der neuen Ostgebiete „die technologisch nicht gerechtfertigte Trennung des Kraftstoffangebotes in Super- und Normalbenzin aufzugeben und statt dessen nur noch das ökologisch sinnvollere Super zu verkaufen.“
Die Folgen wären vorhersehbar gewesen: Einschlägige Lobbyverbände von ADAC bis hin zum Verband der Mineralölwirtschaft würden ein Geheul ertönen lassen, das die ersten Vollgasfahrorgien einer blonden Fahranfängerin, die vergessen hat, einen Gang einzulegen, wie leises Blätterrauschen klingen lassen würde.
Apropos Blätterrauschen: Natürlich würde auch die einschlägige Journaille einstimmen und mit Überschriften vom „Chaos-Wolfgang“ bis hin zu „So nicht, Herr Minister!“ den Volkszorn schüren. Einen Tag später würden Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände vor dem mit der Neuerung verbundenen Abbau von „mindestens 300 Millionen“ Arbeitsplätzen allein an deutschen Tankstellen sowie „mehr als 12 Milliarden Jobs“ im Umfeld der Zapfpunkte warnen. Die ersten zwölf Millionen Leserbriefe erscheinen, wenig später meldet sich das völlig neutrale „BP-Aral-Shell-BFT-Jet-Esso-Forschungsinstitut für Kraftstoffe“ zu Wort und warnt vor Schäden am hinteren linken Blinker, die die Verwendung von Super statt Normal bei VW Golf, die vor 1872 gebaut wurden, nach sich ziehen könnte. In einem Nebensatz dieses Gutachtens wird außerdem auf die Mehrkosten verwiesen, die der Wegfall der derzeit noch betriebenen getrennten Tank- und Zapfanlagen verursachen würde. Diese werden auf siebeneinhalb Quintilliarden Komma 26 Euro beziffert – pro Tankstelle. Jetzt wachen auch die deutschen Autohersteller auf. Sie sehen die Existenz des Standortes Deutschland gefährdet, warnen ihrerseits vor dem Verlust von 18 Milliarden Arbeitsplätzen allein im ersten Jahr, Zulieferer nicht eingerechnet.
Nun wäre wieder der Mineralölbundesverband an der Reihe. Dessen Pressesprecher verkündet, dass man im Interesse der Umwelt bereits sei, den schwierigen Schritt zu gehen. An den damit verbundenen Lasten müssten allerdings Bund, Länder, Verbraucher und der liebe Gott einen Anteil tragen. Aber für den Schutz der Umwelt sei dieser Schritt unumgänglich.
Und alles ist gut: An den Tankstellen von Aral & Co. wird ab sofort nur noch Super verkauft, der Sprit wird „der Umwelt zuliebe“ um einen Euro teurer, der Bund erhöht die Mineralölsteuer um 28 Cent, die für die Länder bestimmte Kfz.-Steuer wird für alle Autos – auch für die Diesel, denn wir sind eine Solidargemeinschaft – verdoppelt und die Normalbürger erhalten auf ihren „Soli“ noch sechs Prozent drauf – der Umwelt zuliebe. Im Gegenzug erhalten Aral & Co. für jeden verkauften Liter Einheitssuperbenzin vom Bund einen Euro Mehraufwandspauschale. Solange der Wind weht und die Hirsche röhren. Das eigens dafür verabschiedete „Vergaserkraftstoffvereinheitlichungsgesetz“ (VekraverG) passierte Bundestag und Bundesrat in Rekordzeit und ohne Gegenstimmen. Und Terrakotta-Wolfgang würde sich nach langer Zeit wieder mal aus seinem Ministeriumszimmerchen ins Freie wagen, würde lächeln wie der liebe Sonnenschein und verkünden, dass er sehr stolz ist, zu diesem historischen Kompromiss maßgeblich beigetragen zu haben.
Aber so kommt es nicht, denn wir haben ja Marktwirtschaft. Also haben findige Leute bei Aral nicht auf den Wolfgang und seinen Geistesblitz gewartet, sondern selbst losgedonnert. Und herausgefunden, dass es kaufmänischer Unsinn ist, zwei Sorten Sprit zu unterschiedlichen Preisen vorzuhalten, wenn es doch eigentlich auch eine tut. Noch dazu, wo beide Sorten eigentlich auf die gleiche Art und Weise und in den selben Anlagen hergestellt werden. Der Unterschied besteht im Wesentlichen nur daran, ob der große Aliphat-Zauberer gegen Ende der Prozedur beim Abfüllen in den Tankwagen diesen oder jenen Spruch murmelt ... Dafür all die Kosten für zusätzliche Pumpen, zusätzliche Tanks, zusätzliche Preisbeschilderung, zusätzliche Eichsiegel, zusätzliche Zapfpistolen ... nööö, also weg damit. Sollte nun einer glauben, dass die so erzielten Einsparungen den Sprit womöglich billiger machen, dann lachen wir den mal alle gemeinsam aus. Was für eine dumme Nuss, der wird die Marktwirtschaft wohl nie begreifen. Und wenn jetzt einer kommt und sagt, dass der Sprit dann aber wenigstens nicht teurer werden wird, ist auch der eine dumme Nuss. In spätestens einem Jahr wird sich das immer noch völlig neutrale „BP-Aral-Shell-BFT-Jet-Esso-Forschungsinstitut für Kraftstoffe“ zu Wort melden und verkünden, dass durch die den Unternehmen aufgezwungene Kraftstoffvereinheitlichung die befürchteten Mehrkosten eingetreten sind und auf den Kraftstoffpreis umgelegt werden müssen, sofern der Bund dafür nicht aufkomme. Der wird sich hüten, denn steigende Benzinpreise lassen auch die Mehrwertsteuereinnahmen wachsen.
Und wenn jetzt einer kommt und sagt, dass das doch alles erstunken und erlogen und ein Riesenbetrug ist? Herzlichen Glückwunsch, bist ja doch keine so dumme Nuss und hast endlich kapiert, wie das so läuft mit der Marktwirtschaft unter dem Einfluss eines Oligopols.
So, nun haben wir genug gelernt für heute, jetzt wird gearbeitet.
Die Folgen wären vorhersehbar gewesen: Einschlägige Lobbyverbände von ADAC bis hin zum Verband der Mineralölwirtschaft würden ein Geheul ertönen lassen, das die ersten Vollgasfahrorgien einer blonden Fahranfängerin, die vergessen hat, einen Gang einzulegen, wie leises Blätterrauschen klingen lassen würde.
Apropos Blätterrauschen: Natürlich würde auch die einschlägige Journaille einstimmen und mit Überschriften vom „Chaos-Wolfgang“ bis hin zu „So nicht, Herr Minister!“ den Volkszorn schüren. Einen Tag später würden Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände vor dem mit der Neuerung verbundenen Abbau von „mindestens 300 Millionen“ Arbeitsplätzen allein an deutschen Tankstellen sowie „mehr als 12 Milliarden Jobs“ im Umfeld der Zapfpunkte warnen. Die ersten zwölf Millionen Leserbriefe erscheinen, wenig später meldet sich das völlig neutrale „BP-Aral-Shell-BFT-Jet-Esso-Forschungsinstitut für Kraftstoffe“ zu Wort und warnt vor Schäden am hinteren linken Blinker, die die Verwendung von Super statt Normal bei VW Golf, die vor 1872 gebaut wurden, nach sich ziehen könnte. In einem Nebensatz dieses Gutachtens wird außerdem auf die Mehrkosten verwiesen, die der Wegfall der derzeit noch betriebenen getrennten Tank- und Zapfanlagen verursachen würde. Diese werden auf siebeneinhalb Quintilliarden Komma 26 Euro beziffert – pro Tankstelle. Jetzt wachen auch die deutschen Autohersteller auf. Sie sehen die Existenz des Standortes Deutschland gefährdet, warnen ihrerseits vor dem Verlust von 18 Milliarden Arbeitsplätzen allein im ersten Jahr, Zulieferer nicht eingerechnet.
Nun wäre wieder der Mineralölbundesverband an der Reihe. Dessen Pressesprecher verkündet, dass man im Interesse der Umwelt bereits sei, den schwierigen Schritt zu gehen. An den damit verbundenen Lasten müssten allerdings Bund, Länder, Verbraucher und der liebe Gott einen Anteil tragen. Aber für den Schutz der Umwelt sei dieser Schritt unumgänglich.
Und alles ist gut: An den Tankstellen von Aral & Co. wird ab sofort nur noch Super verkauft, der Sprit wird „der Umwelt zuliebe“ um einen Euro teurer, der Bund erhöht die Mineralölsteuer um 28 Cent, die für die Länder bestimmte Kfz.-Steuer wird für alle Autos – auch für die Diesel, denn wir sind eine Solidargemeinschaft – verdoppelt und die Normalbürger erhalten auf ihren „Soli“ noch sechs Prozent drauf – der Umwelt zuliebe. Im Gegenzug erhalten Aral & Co. für jeden verkauften Liter Einheitssuperbenzin vom Bund einen Euro Mehraufwandspauschale. Solange der Wind weht und die Hirsche röhren. Das eigens dafür verabschiedete „Vergaserkraftstoffvereinheitlichungsgesetz“ (VekraverG) passierte Bundestag und Bundesrat in Rekordzeit und ohne Gegenstimmen. Und Terrakotta-Wolfgang würde sich nach langer Zeit wieder mal aus seinem Ministeriumszimmerchen ins Freie wagen, würde lächeln wie der liebe Sonnenschein und verkünden, dass er sehr stolz ist, zu diesem historischen Kompromiss maßgeblich beigetragen zu haben.
Aber so kommt es nicht, denn wir haben ja Marktwirtschaft. Also haben findige Leute bei Aral nicht auf den Wolfgang und seinen Geistesblitz gewartet, sondern selbst losgedonnert. Und herausgefunden, dass es kaufmänischer Unsinn ist, zwei Sorten Sprit zu unterschiedlichen Preisen vorzuhalten, wenn es doch eigentlich auch eine tut. Noch dazu, wo beide Sorten eigentlich auf die gleiche Art und Weise und in den selben Anlagen hergestellt werden. Der Unterschied besteht im Wesentlichen nur daran, ob der große Aliphat-Zauberer gegen Ende der Prozedur beim Abfüllen in den Tankwagen diesen oder jenen Spruch murmelt ... Dafür all die Kosten für zusätzliche Pumpen, zusätzliche Tanks, zusätzliche Preisbeschilderung, zusätzliche Eichsiegel, zusätzliche Zapfpistolen ... nööö, also weg damit. Sollte nun einer glauben, dass die so erzielten Einsparungen den Sprit womöglich billiger machen, dann lachen wir den mal alle gemeinsam aus. Was für eine dumme Nuss, der wird die Marktwirtschaft wohl nie begreifen. Und wenn jetzt einer kommt und sagt, dass der Sprit dann aber wenigstens nicht teurer werden wird, ist auch der eine dumme Nuss. In spätestens einem Jahr wird sich das immer noch völlig neutrale „BP-Aral-Shell-BFT-Jet-Esso-Forschungsinstitut für Kraftstoffe“ zu Wort melden und verkünden, dass durch die den Unternehmen aufgezwungene Kraftstoffvereinheitlichung die befürchteten Mehrkosten eingetreten sind und auf den Kraftstoffpreis umgelegt werden müssen, sofern der Bund dafür nicht aufkomme. Der wird sich hüten, denn steigende Benzinpreise lassen auch die Mehrwertsteuereinnahmen wachsen.
Und wenn jetzt einer kommt und sagt, dass das doch alles erstunken und erlogen und ein Riesenbetrug ist? Herzlichen Glückwunsch, bist ja doch keine so dumme Nuss und hast endlich kapiert, wie das so läuft mit der Marktwirtschaft unter dem Einfluss eines Oligopols.
So, nun haben wir genug gelernt für heute, jetzt wird gearbeitet.
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Mittwoch, 5. Dezember 2007
Rettet das Klima - bleibt verheiratet
zeitungsdieb, 11:35h
Scheiden tut weh. Übrigens nicht nur den Beteiligten (oder zumindest einem Teil von diesen) und möglicherweise deren Freunden etc., sondern auch der Umwelt und damit letzten Endes völlig unbeteiligten Lebensformen vom Einzeller bis hin zum Menschen als vermeintlich hochentwickeltem Wesen.
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches wissen natürlich, dass ich eine solche Behauptung nicht aufstelle, ohne sie durch eimerweise darüber gegossenen Dreilich’schen Senf zu begründen.
In Deutschland wurden 2005 knapp über 200.000 Ehen geschieden, die Jahre zuvor lag die jeweilige Zahl noch um einige zehntausend höher. Aller Individualität zum Trotze läuft die Auflösung dieser gut 200.000 Ehen nach Schema F ab: Habe färtisch, Trennung, Gericht und tschüss. Oder so ähnlich. Auf alle Fälle unerfreulich.
Lassen wir die zwischenmenschliche Seite mal unter den Tisch fallen und denken einen Augenblick über die ökologischen Auswirkungen der Scheidungen nach. Wenn im Jahre 2005 201.700 Duette platzten, so werden daraus 403.400 Solisten. Berücksichtigt man, dass nach der Scheidung einige Unterhaltsverpflichtungen durch Mord und/oder Totschlag beendet werden, der/die eine oder andere sich ohne Fremdeinwirkung totärgert (es muss nicht immer Suizid sein) oder schnell neu verheiratet, so bleiben doch etwa 400.000 Singles übrig. Das macht 400.000 Haushalte – also 200.000 mehr als zuvor. Zusätzliche Wohnungen werden gebraucht, diese müssen beheizt und beleuchtet werden. Der dem quälenden Ehetrott entronnene Endfünfziger verbringt nun – endlich isser die Olle los – seine Freizeit nicht mehr in Familie als Dauercamper am Baggersee oder schlummert dreimal monatlich friedlich in Oper und Theater vor sich hin, sondern lässt die Sau raus: Weg mit dem Sharan, her mit „Fünfer“ und standesgemäßem Mopped. Und drei Wochen auf Iiiibisssaaah das neue Haarteil an der Sonne ausführen – für den Junggebliebenen ein Muss. Unterm Strich braucht’s dafür eine Menge mehr Energie. Außerdem bringt eine Partnerschaft neben der günstigeren Steuerklasse eine Menge Synergien. Man denke nur ans Füllen von Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler, aber auch daran, dass Fernseher und Wohnzimmerbeleuchtung nicht mehr Strom verbrauchen, wenn zwei Leute statt nur einer Person auf der Couch hocken.
Das ist übertrieben? In den USA wurde zum Einfluss von Scheidungen auf die Umwelt eine Studie erarbeitet. Nein, die stammt nicht von einem der Geheimdienste, da waren Wissenschaftler der Universität von Michigan am Werk – die Daten sollten also besser stimmen als die CIA-Orakelei.
Für die Erhebung wurden von 2001 bis 2005 reichlich 3.000 US-Haushalte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Scheidungshaushalte verbrauchen pro Kopf etwa 56 Prozent mehr Strom und Wasser als zuvor. Dabei wurde der Einfluss der beschriebenen „Foreveryoung“-Lebensweise gar nicht berücksichtigt. Wer sich mal auf die Suche nach der Studie machen will, kommt hier http://www.umich.edu ganz schnell zur University of Michigan.
Und damit niemand sagen kann, er hätte heute beim Zeitungsdieb nichts gelernt, gibt’s jetzt noch eine Zugabe. Wie sieht’s denn in puncto zwischenmenschlicher Kohlendioxidemission in der Politik aus? Unser roter Umwelterzengel Sigmar Gabriel ist im Hinblick aufs Fliegen vorbildlich: Als Umwelterzengel kann er mit eigenen Flügeln von Goslar nach Berlin flattern, früher flog er als Mitglied der SPD-nahen Jugendgruppe „Die Falken“ ebenfalls emissionsarm. Sein Familienstand macht ihn allerdings zum Treibhausrisiko: Geschieden. Und er lebt mit Freundin Ines Krüger ins Goslar. Das klingt nach doppelter Haushaltführung, nach Ressourcenverschwendung.
Gegen Umweltvorgänger Joseph Martin Fischer – der Joschka halt – ist Gabriel indes ein Saubermann. Der Metzgerssohn ist praktizierender Vielflieger und Vielheirater. Ohne über den Hang des Bald-Sechzigers (die 60 macht er am 12. April 2008 voll, da jibbet bestimmt’n Orden) zu recht jungen Frauen näher zu philosophieren, sei doch die folgende Zahl mal in den Raum gestellt: Viiiiiiieeeeer. In Worten: vier. So viele Ex-Außenminister-Joschka-Ex-Frauen gibt es, die 1976 geborene Minu Barati hat also die Chance, in vier oder fünf Jahren – dann geht’se nämlich straff auf die 40 zu – Ex-Fischersfrau Nummer fünf zu werden. Was für eine Ressourcenverschwendung. Bedenke, dass wir uns die Erde nur von unseren Kindern geliehen haben!
Ganz schlimm ist in dieser Hinsicht auch Gerhard Fritz Kurt Schröder, was dem Wladimir sein Freund und unser Gottseidank-Ex-Kanzler ist. Als Gerhard der Doris, die jetzt Ex-Kanzlergattin ist, 1997 das Ja-Wort gab und sie damit zur Kanzlerkandidatengattin machte, war er nicht mehr jungmännisch. Nö, was der Gerhard ist, der hatte schon der Eva, der Anne und der Hiltrud die ewige Treue versprochen. Aber mit dem Halten seiner Versprechen nahm er’s ja auch später nicht wirklich genau. Aber das war eine andere Geschichte ...
Auf alle Fälle trägt der Gerhard mit seinen drei Ex-Ehen kräftig zur Umweltzerstörung bei. Dafür macht er als Ex-Kanzler einiges wieder gut. Zum einen kommt, seit der Doris ihr Mann mehr Zeit für sie hat, aus Berlin nicht mehr ganz so viel heiße Luft wie vor dem Rücktritt. Und da die Schröders jetzt ja kaum noch im niedersächsischen Reihenhausidyll leben, sondern in der Schweiz und vor allem bei ihrem lieben Freund Wladimir anzutreffen sind, verbessern sie zumindest die deutsche Ökobilanz ein wenig.
Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gerhard und der Wladimir den Deutschen zeigen, was eine Gaspreisharke ist und sie so zum Sparen treiben, dann ist der Gerhard im Hinblick auf das bitterböse Kohlendioxid beinahe so gut wie die künftigen Kraftwerke von Vattenfall. Hauptsache, er lässt die ganz Blase nicht auf einmal rauszischen.
Die regelmäßigen Leser dieses kleinen Tagebuches wissen natürlich, dass ich eine solche Behauptung nicht aufstelle, ohne sie durch eimerweise darüber gegossenen Dreilich’schen Senf zu begründen.
In Deutschland wurden 2005 knapp über 200.000 Ehen geschieden, die Jahre zuvor lag die jeweilige Zahl noch um einige zehntausend höher. Aller Individualität zum Trotze läuft die Auflösung dieser gut 200.000 Ehen nach Schema F ab: Habe färtisch, Trennung, Gericht und tschüss. Oder so ähnlich. Auf alle Fälle unerfreulich.
Lassen wir die zwischenmenschliche Seite mal unter den Tisch fallen und denken einen Augenblick über die ökologischen Auswirkungen der Scheidungen nach. Wenn im Jahre 2005 201.700 Duette platzten, so werden daraus 403.400 Solisten. Berücksichtigt man, dass nach der Scheidung einige Unterhaltsverpflichtungen durch Mord und/oder Totschlag beendet werden, der/die eine oder andere sich ohne Fremdeinwirkung totärgert (es muss nicht immer Suizid sein) oder schnell neu verheiratet, so bleiben doch etwa 400.000 Singles übrig. Das macht 400.000 Haushalte – also 200.000 mehr als zuvor. Zusätzliche Wohnungen werden gebraucht, diese müssen beheizt und beleuchtet werden. Der dem quälenden Ehetrott entronnene Endfünfziger verbringt nun – endlich isser die Olle los – seine Freizeit nicht mehr in Familie als Dauercamper am Baggersee oder schlummert dreimal monatlich friedlich in Oper und Theater vor sich hin, sondern lässt die Sau raus: Weg mit dem Sharan, her mit „Fünfer“ und standesgemäßem Mopped. Und drei Wochen auf Iiiibisssaaah das neue Haarteil an der Sonne ausführen – für den Junggebliebenen ein Muss. Unterm Strich braucht’s dafür eine Menge mehr Energie. Außerdem bringt eine Partnerschaft neben der günstigeren Steuerklasse eine Menge Synergien. Man denke nur ans Füllen von Waschmaschine, Trockner und Geschirrspüler, aber auch daran, dass Fernseher und Wohnzimmerbeleuchtung nicht mehr Strom verbrauchen, wenn zwei Leute statt nur einer Person auf der Couch hocken.
Das ist übertrieben? In den USA wurde zum Einfluss von Scheidungen auf die Umwelt eine Studie erarbeitet. Nein, die stammt nicht von einem der Geheimdienste, da waren Wissenschaftler der Universität von Michigan am Werk – die Daten sollten also besser stimmen als die CIA-Orakelei.
Für die Erhebung wurden von 2001 bis 2005 reichlich 3.000 US-Haushalte unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Scheidungshaushalte verbrauchen pro Kopf etwa 56 Prozent mehr Strom und Wasser als zuvor. Dabei wurde der Einfluss der beschriebenen „Foreveryoung“-Lebensweise gar nicht berücksichtigt. Wer sich mal auf die Suche nach der Studie machen will, kommt hier http://www.umich.edu ganz schnell zur University of Michigan.
Und damit niemand sagen kann, er hätte heute beim Zeitungsdieb nichts gelernt, gibt’s jetzt noch eine Zugabe. Wie sieht’s denn in puncto zwischenmenschlicher Kohlendioxidemission in der Politik aus? Unser roter Umwelterzengel Sigmar Gabriel ist im Hinblick aufs Fliegen vorbildlich: Als Umwelterzengel kann er mit eigenen Flügeln von Goslar nach Berlin flattern, früher flog er als Mitglied der SPD-nahen Jugendgruppe „Die Falken“ ebenfalls emissionsarm. Sein Familienstand macht ihn allerdings zum Treibhausrisiko: Geschieden. Und er lebt mit Freundin Ines Krüger ins Goslar. Das klingt nach doppelter Haushaltführung, nach Ressourcenverschwendung.
Gegen Umweltvorgänger Joseph Martin Fischer – der Joschka halt – ist Gabriel indes ein Saubermann. Der Metzgerssohn ist praktizierender Vielflieger und Vielheirater. Ohne über den Hang des Bald-Sechzigers (die 60 macht er am 12. April 2008 voll, da jibbet bestimmt’n Orden) zu recht jungen Frauen näher zu philosophieren, sei doch die folgende Zahl mal in den Raum gestellt: Viiiiiiieeeeer. In Worten: vier. So viele Ex-Außenminister-Joschka-Ex-Frauen gibt es, die 1976 geborene Minu Barati hat also die Chance, in vier oder fünf Jahren – dann geht’se nämlich straff auf die 40 zu – Ex-Fischersfrau Nummer fünf zu werden. Was für eine Ressourcenverschwendung. Bedenke, dass wir uns die Erde nur von unseren Kindern geliehen haben!
Ganz schlimm ist in dieser Hinsicht auch Gerhard Fritz Kurt Schröder, was dem Wladimir sein Freund und unser Gottseidank-Ex-Kanzler ist. Als Gerhard der Doris, die jetzt Ex-Kanzlergattin ist, 1997 das Ja-Wort gab und sie damit zur Kanzlerkandidatengattin machte, war er nicht mehr jungmännisch. Nö, was der Gerhard ist, der hatte schon der Eva, der Anne und der Hiltrud die ewige Treue versprochen. Aber mit dem Halten seiner Versprechen nahm er’s ja auch später nicht wirklich genau. Aber das war eine andere Geschichte ...
Auf alle Fälle trägt der Gerhard mit seinen drei Ex-Ehen kräftig zur Umweltzerstörung bei. Dafür macht er als Ex-Kanzler einiges wieder gut. Zum einen kommt, seit der Doris ihr Mann mehr Zeit für sie hat, aus Berlin nicht mehr ganz so viel heiße Luft wie vor dem Rücktritt. Und da die Schröders jetzt ja kaum noch im niedersächsischen Reihenhausidyll leben, sondern in der Schweiz und vor allem bei ihrem lieben Freund Wladimir anzutreffen sind, verbessern sie zumindest die deutsche Ökobilanz ein wenig.
Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gerhard und der Wladimir den Deutschen zeigen, was eine Gaspreisharke ist und sie so zum Sparen treiben, dann ist der Gerhard im Hinblick auf das bitterböse Kohlendioxid beinahe so gut wie die künftigen Kraftwerke von Vattenfall. Hauptsache, er lässt die ganz Blase nicht auf einmal rauszischen.
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Freitag, 30. November 2007
Winterdienst: Südamerikanisches Flair auf deutschen Straßen
zeitungsdieb, 11:31h
Der November ist die Zeit, in der allerlei Medien vom Lokalblättchen bis hin zum TV-Sender über die Wintervorbereitungen in Kommunen berichten. Meist sind die Neuigkeiten in derlei Berichten in etwa so rar wie ehrliche Politiker (So, das kostet zwei Euro Strafe in die Populismus-Kasse! Simmer denn hier bei der Linkspartei? Nö, aber den Hinke-Vergleich wollte ich doch zu gern loswerden.). Zurück zur Winterbereitschaft: Ein pflichtbewusster Journalist sucht die für den Winterdienst zuständige Stelle auf. Das ist zum Beispiel das Stadtreinigungsamt, die Straßenmeisterei, der Bauhof oder irgendeine Firma, die den Winterdienst machen darf. Dort kommt die obligatorische Fragen-Breitseite: Mit wie vielen schneeschaufelschwingenden Mitarbeitern, wie vielen PS und wie vielen Tonnen Salz wollen Sie verhindern, dass in diesem Jahr das gleich Chaos ausbricht wie an den drei Tagen, als im vergangenen Jahr Winter war. Sofern der auf diese Weise attackierte Verantwortliche im Vorjahr bereits in Amt und Würden wahr, wird er sich nun zunächst mit den üblichen Worthülsen verteidigen („Extreme Situation“, „absolute Sicherheit gibt es nie“, „unverantwortliche Sommerreifenfahrer haben die Straßen blockiert, sodass unser Schneepflug im Stau stand“) und dann erzählen, das in diesem Jahr alles viel, viel besser werden wird. Wer beim Lesen der alljährlichen Berichte bis zu diesem Punkt noch nicht eingeschlafen ist, sollte seinen Arzt aufsuchen oder die Beipackzettel auf seinen Medizinschachteln etwas genauer lesen.
Beim Überfliegen der heute veröffentlichten Winterdienstbotschaft aus der Stadt Wurzen – von hier kommen Erdnussflips, Ringelnatz, Keks und leider mancherlei rechtes Gesocks – erlebte ich eine Überraschung. Natürlich ging es auch hier um 16 Schneebekämpfer, die von 4 Uhr bis open End auf 112 Kilometern Straße mit Unimog. Multicars und Kleintraktoren sowie Schneeschiebern und Besen kämpfen werden, als gelte es die abendländische Kultur zu retten.
Spannend wurde es jedoch, als von der eingesetzten „Munition“ die Rede war. Genauer: von deren Herkunft. Der Wurzener Bauhof hat zurzeit 120 Tonnen Salz gebunkert, bei Bedarf soll schnelle Nachlieferung möglich sein (aber nur dann, wenn nicht in ganz Deutschland Winter ist ...). Das Salz stammt übrigens – und hier stutzte ich – nicht etwa aus Zielitz oder einer anderen deutschen Grube, sondern ist per Schiff aus Südamerika nach Deutschland gebracht worden. Beim sommerlichen Einkauf berappte Wurzen dafür 58 Euro netto je Tonne, deutsches Streugut wäre ungleich teurer.
Spätestens an dieser Stelle wähnte ich mich im sprichwörtlichen falschen Film. Wie sehr muss man als Politiker vom Kohlendioxid umnebelt sein, um auf der einen Seite verrückteste Gesetzesmodelle zur Rettung der Welt zu erdenken oder erdenken zu lassen, auf der anderen Seite jedoch zuzulassen, dass Salz buchstäblich um die halbe Welt gekarrt wird, um es im Winter auf deutsche Straßen zu schmeißen und im Gegenzug arbeitslose deutsche Bergleute zu alimentieren. Ich bin wahrlich keiner der Hysteriker, die ihrer Angst vor einer vermeintlichen Klimakatastrophe heulend Ausdruck verleihen, doch an dieser Stelle wäre ein lenkender Eingriff des roten Umwelterzengels Gabriel wohl angebrachter als bei der Verteufelung von privaten (Holz-)Öfen, etwas größerer Autos und demnächst vielleicht auch der Holzkohlegrills. Die großen Frachtschiffte rauschen nun einmal nicht solarbetrieben oder mit Segelhilfe über die Weltmeere, sondern verbrennen auf hoher See umweltschädliches Schweröl – das sie übrigens steuerfrei bunkern.
PS.: Wer übrigens glaubt, dass die Wurzener Salzgepflogenheiten ein Einzelfall sind, der sollte einmal in seiner Kommune nachfragen, womit denn dort die winterlichen Straßen gewürzt werden. Bei der Gelegenheit kann er sich im Bauamt gleich noch nach der Herkunft der granitenen Gewegplatten auf dem neugestalteten Marktplatz und der Bordsteine im neuen Gewerbegebiet erkundigen. Sollte die Kommune des geneigten Lesers nicht gerade im Ländle liegen oder aus anderen gründen wohlhabend sein, stammen diese Baustoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Indien.
Beim Überfliegen der heute veröffentlichten Winterdienstbotschaft aus der Stadt Wurzen – von hier kommen Erdnussflips, Ringelnatz, Keks und leider mancherlei rechtes Gesocks – erlebte ich eine Überraschung. Natürlich ging es auch hier um 16 Schneebekämpfer, die von 4 Uhr bis open End auf 112 Kilometern Straße mit Unimog. Multicars und Kleintraktoren sowie Schneeschiebern und Besen kämpfen werden, als gelte es die abendländische Kultur zu retten.
Spannend wurde es jedoch, als von der eingesetzten „Munition“ die Rede war. Genauer: von deren Herkunft. Der Wurzener Bauhof hat zurzeit 120 Tonnen Salz gebunkert, bei Bedarf soll schnelle Nachlieferung möglich sein (aber nur dann, wenn nicht in ganz Deutschland Winter ist ...). Das Salz stammt übrigens – und hier stutzte ich – nicht etwa aus Zielitz oder einer anderen deutschen Grube, sondern ist per Schiff aus Südamerika nach Deutschland gebracht worden. Beim sommerlichen Einkauf berappte Wurzen dafür 58 Euro netto je Tonne, deutsches Streugut wäre ungleich teurer.
Spätestens an dieser Stelle wähnte ich mich im sprichwörtlichen falschen Film. Wie sehr muss man als Politiker vom Kohlendioxid umnebelt sein, um auf der einen Seite verrückteste Gesetzesmodelle zur Rettung der Welt zu erdenken oder erdenken zu lassen, auf der anderen Seite jedoch zuzulassen, dass Salz buchstäblich um die halbe Welt gekarrt wird, um es im Winter auf deutsche Straßen zu schmeißen und im Gegenzug arbeitslose deutsche Bergleute zu alimentieren. Ich bin wahrlich keiner der Hysteriker, die ihrer Angst vor einer vermeintlichen Klimakatastrophe heulend Ausdruck verleihen, doch an dieser Stelle wäre ein lenkender Eingriff des roten Umwelterzengels Gabriel wohl angebrachter als bei der Verteufelung von privaten (Holz-)Öfen, etwas größerer Autos und demnächst vielleicht auch der Holzkohlegrills. Die großen Frachtschiffte rauschen nun einmal nicht solarbetrieben oder mit Segelhilfe über die Weltmeere, sondern verbrennen auf hoher See umweltschädliches Schweröl – das sie übrigens steuerfrei bunkern.
PS.: Wer übrigens glaubt, dass die Wurzener Salzgepflogenheiten ein Einzelfall sind, der sollte einmal in seiner Kommune nachfragen, womit denn dort die winterlichen Straßen gewürzt werden. Bei der Gelegenheit kann er sich im Bauamt gleich noch nach der Herkunft der granitenen Gewegplatten auf dem neugestalteten Marktplatz und der Bordsteine im neuen Gewerbegebiet erkundigen. Sollte die Kommune des geneigten Lesers nicht gerade im Ländle liegen oder aus anderen gründen wohlhabend sein, stammen diese Baustoffe mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Indien.
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