Donnerstag, 7. Juli 2011
Die LVZ verabschiedet sich vom Tarif. Oder: Auch SPD-Verlage spielen Gewinnmaximierung
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Verständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, entwickelte in den vergangenen Jahren einen recht ausgeprägten Spareifer. Nein, nicht wenn es um die Bezüge von Führungskräften ging; und auch nicht, wenn es um die Abführung von Gewinnen an die Besitzer ging, schließlich wollen Madsacks und damit auch die SPD ja irgendwie leben.
Nein - der Einfallsreichtum setzte an anderer Stelle an. So wurden z.B. die freien Mitarbeiter bereits in den 90ern dazu verdonnert, für ihre - positiv formuliert - sehr übersichtlichen Honorare alle nur denkbaren Rechte an Text und Bild an den Verlag abzutreten. Soll heißen: War ein Werk in irgendeiner Hinterposemuckler Kreisausgabe erschienen und dessen Abdruck mit einem eher symbolischen Salär vergütet worden, "gehörte" es der LVZ. Wurde es dann in anderen Ausgaben nachgedruckt oder via Netz vermarktet - dumm gelaufen ... (Bei den Kollegen, die mir dennoch ein Honorar anstrichen, bedanke ich mich ausdrücklich.).
Insbesondere unter der Ägide des charismatischen Chefredakteurs Bernd Hilder (nein, das war keine Ironie, aber irgendwann muss ich mal nachschauen, was charismatisch eigentlich bedeutet) wurden weitere Einsparpotenziale erschlossen. Jede Menge Jungspunde brachten zwar keinen Zuwachs an journalistischer Kompetenz ins Blatt, dafür waren die Schnellbesohlten wohlfeiler zu haben als gestandene Profis. Ausgründungen, Leiharbeit - die Instrumentarien des modernen Kapitalismus' sind gar vielfältig und erlauben mannigfaltige Wege zur Gewinnmaximierung.
Auf einer kleinen Insel der Glückseeligen lebten bisher lediglich die festangestellten Redakteure. Okay, das Betriebsklima ist schon seit einiger Zeit eher für die Tonne, aber die tariflich abgesicherte schwarze Zahl, die freien Tage und die Vergügung der Dienste linderten das Leid doch erheblich. Bei mehr als einem Gespräch "off the record" verrieten mir gestandene LVZ-Kollegen, die auf rostige Nebengleise abgeschoben worden waren, ihr Mantra: "Die paar Jahre halte ich das bei dem Geld schon noch aus ..."

Einigen von ihnen dürfte das nun schwerer fallen, denn ihr allmonatliches Schmerzensgeld wird schrumpfen. Per 5. Juli 2011 ist die LVZ (und ihr Dresdner Ableger DNN) aus der Tarifbindung des Verlegerverbandes ausgestiegen, http://djvs.wordpress.com/2011/07/06/tarifflucht-tageszeitungen-lvz-und-dnn/ Damit folgt die LVZ einer anderen sächsischen Tageszeitung im anteiligen SPD-Besitz: Die Sächsische Zeitung lagerte bereits 2007 ihre Außenredaktionen in selbstständige Gesellschaften aus und machte sich so aus dem Tarif davon.

Nun also auch die Leipziger Volkszeitung. Okay, da die LVZ allein durch den angekündigten Wegfall der Aldi-Anzeigen einen jährlichen Millionenverlust hinnehmen muss, könnte man die Tarifflucht als vorgezogene Sanierung verstehen. Und bei den Redakteursgehältern lässt es sich ja besser kürzen als bei der Gewinnabführung ...

Dass die LVZ damit mittelfristig weiter an Qualität verlieren wird, ist nicht wirklich schlimm. Denn wer die LVZ derzeit freiwillig liest und für das Papierbündel von der Qualität eines durch Fermentation entstandenen Milchproduktes über 20 Euro im Monat abdrückt, der wird das auch weiterhin tun, weil er's nicht mehr merkt. Diese Art der Leser-Blatt-Bildung hat etwas mit Verstand (oder besser Nicht-) zu tun. Die gute Nachricht. Sie endet biologisch.

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Dienstag, 21. Juni 2011
Krombacher sperrt das CO2 ein. Oder: Saufen fürs Klima
Über den Geschmack des Krombacher Bieres kann man geteilter Meinung sein. Mir schmeckt zumindest das alkoholfreie nicht ... als ich kürzlich im Ziel des Leipziger Firmenlaufes einen Becher dieses "Getränkes" erwischte, kam ich mir vor wie ein perverser Tapezierer, der seinen eigenen Kleister säuft. Aber wie gesagt: Das ist Geschmacksache.
Absolut keine Geschmacksache ist hingegen des absolut hochwohllöbliche, weil weltenrettende Engagement der Krombacher Bierfabrik in Sachen Umwelt- und Naturschutz. Wie ging das doch zu Herzen, als Günther Jauch versprach, das sein Geldgeber Krombacher für jeden verkauften Kasten irgendeine Regenwaldquadratmersplitterfläche retten werde. http://de.wikipedia.org/wiki/Krombacher#Krombacher_Regenwaldprojekt
Mal ehrlich, geglaubt hat das doch nicht wirklich einer ... Und wenn statt des jauchzenden Jauches die Schöfferhofer-Französin

http://www.youtube.com/watch?v=pyJIcZDPbfs&NR=1

für die "Rögenwaldröttungk" gesprochen hätte, wär's sicher ein größeres Waldgebiet geworden, schließlich sind Quadratmeter nicht halb so sexy ...

Aber nun wird alles gut: Krombacher rettet wieder die Welt, diesmal ohne Günni. Dafür sagen die Blubberblasenbrauer dem BIerschaumgas Kohlendioxid, vulgo: CO2, den Kampf an. Und diesmal muss man nicht mal zweifeln, denn die sperren ja den Klimakiller einfach ein. Nicht in Salzstöcke, dafür in Bierflaschen. Tolle Idee. Mit jedem Kasten Krombacher, den die geneigte Kundeschaft in ihren Kellern endlagert, verschwinden 12 Quadrillionen Gramm Killergas von der Erdoberfläche, dafür kann ich bis 2096 dreimal jährlich nach Ägypten fliegen.
Wobei: Wenn irgendein Depp da was falsch versteht und so eine Flasche öffnet, um die Plörre zu trinken, war alles für die Katz'.

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Wer hat's wo erfunden? Oder: BMW macht Edison zum Garagenbastler.
Ein namhafter bayerischer Autobauer wirbt derzeit in einem TV-Spot mit ... Garagen. Der Plot: Eine Kamerafahrt zeigt Garagentore, eine Stimme aus dem Off berichtet, dass viele Innovationen in Garagen erfunden worden seien, so z.B. Glühbirne und PC. Und dass in zahlreiche Garagen allmorgendlich Innovationen gestartet würden. Und prompt rollt ein BMW aus einer Garage.
Nun ist den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches bekannt, dass ich zur weißblauen Fahrfreudemarke ein ... spezielles Verhältnis habe. Die Ergebnisse meiner empirischen Untersuchungen zur speziellen Geistesverfassung der Probanden, die privat bzw. geschäftlich trotz vorhandener Alternative einen BMW fahren, habe ich bereits vor Jahren in einem knappen Satz zusammengefasst: „Der größte Teil der Menschen, die freiwillig BMW fahren, ist nicht ganz richtig im Kopf.“
Trotz allen Ärgers, den mir diese wissenschaftliche These bereits eingebracht hat, halte ich daran fest. Wer die Probe aufs Exempel machen möchte, schaue sich z.B. die durchschnittliche (Fehl-)Belegung deutscher Behindertenparkplätze an …
Aber das nur am Rande, denn es geht mir ja um den Garagenwerbespot der bajuwarischen Autoinnovatoren. Ein paar Stichworte zu Garagenfirmen und ihren Produkten finden sich hier http://de.wikipedia.org/wiki/Garagenfirma Zugegeben, das Barbie (und Ken) aus einer Garage stammen, hat schon was. Dass die Ford Motor Company eine Garagenfirma gewesen sein soll, eher nicht – hier liegt sicher eine Verwechslung der beiden Bedeutungen des Wortes „Garage“ vor. Während im Deutschen praktisch nur noch die Abstellmöglichkeit für ein Auto gebräuchlich ist, kann eine englische bzw. amerikanische Garage auch eine Werkstatt sein (Man denke z.B. an die Automarke MG, das Kürzel steht für „Morris Garages“). Das ist naheliegend, weil da, wo ein Auto rumsteht, einst auch emsig geschraubt und gewerkelt werden musste ...
Zurück zu den Garagen im BMW-Werbespot: Wer die Tiefgründigkeit dieses Kunstwerkleins hinterfragen will, denke über die Herkunft der Glühbirne nach. Wer hat’s erfunden? Nicht die Schweizer, sondern eine ganze Reihe heller Köpfe, als deren bekanntester wohl Thomas Alva Edison durchgehen dürfte. Sein entscheidendes Glühlampenpatent stammt von 1879, als der Großmeister der Erfinderei bereits in seinen Laboratorien in Menlo Park (heute heißt das Städtchen Edison) forschte. Warum olle Alva da in einer Garage bastelns sollte, bleibt wohl auf ewig des Geheimnis der BMW-Werber.
Auch die anderen hellen Köpfe aus der Frühzeit der Glühlampenpatente – genannt seien Swan, Grove, Lindsay – sind eher keine Garagentypen. Und der Russe Lodygin auch nicht ... Aber zumindest starten ja allmorgendlich in vielen Garagen innovative Autos namens BMW. Wenigstens das stimmt ja hoffentlich im Werbespot ...

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Freitag, 10. Juni 2011
Bernd Hilder als mdr-Chef. Oder: Eine gute Nachricht für meine Lokalpostille
Die Meldung des Tages kommt vom Tagesspiegel. Hier http://www.tagesspiegel.de/medien/leipziger-loesung/4271068.html berichtet das nicht-Springer-sondern-Holzspring-(oder so)-Blatt, dass Bernd Hilder, Chefredakteur der zum Madsack-Imperium gehörenden Leipziger Volkszeitung, von der sächsischen CDU als neuer Chef des Mitteldeutschen Rundfunks mdr gehandelt wird. Ob es damit etwas wird oder nicht, hat wie so oft im Leben nichts mit Kompetenz, sondern mit Gekungel zu tun. Es wird sich also zeigen ...

Hätte ich in der Angelegenheit etwas zu sagen, wäre Bernd Hilder meine Stimme sicher. Nicht weil ich ihn mag, aber weil es für meine Lokalpostille unter einem anderen Häuptling wennschon nicht bergauf, so doch anders ... bergab gehen dürfte. Und beim mdr ist es ja mit dem anrichtbaren Schaden nicht so schlimm, da sind ja sogar ein paar Kika-Millionen nicht aufgefallen. Was sollte da ein neuer Chef anrichten können?
Und sollte Bernd Hilder die Seuche des Kundenschwundes zum mdr mitnehmen, wen juckt's? Als öffentlich-rechtliche Humtataanstalt ist das dem mdr doch egal.

Dass ich mit meiner Meinung nicht alleinstehe, haben mir heute zwei amüsante Telefonate bestätigt. Zwar knallen bei meinen LVZ-KollegInnen noch nicht die Sektkorken, aber im Leipziger Peterssteinweg "schimmert Hoffnungsglück" , zumindest bei denjenigen, die noch die Vorhilderära erlebt haben.
Das erinnerte mich an ein Interview im Göttinger Rote-Grütze-Magazin, in dem 2004 u.a. auch über den Weggang Bernd Hilders vom Göttinger Tageblatt zu lesen war. Dort war die Sache mit den Knallkorken drin, genauso wie der Hinweis, dass es für das Tageblatt ein Segen sei ... O-Ton: "Aber um welchen Preis, nun kann er mit der LVZ eine weitere traditionsreiche Zeitung zugrunde richten ..." Den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins sei der Link auf besagtes Interview nicht vorenthalten http://www.rote-gruetze-magazin.de/100fragen_christmann.html Wobei: Auf wundersame Weise ist ebenjenes Stück Text aus dem Archiv des Rote-Grütze-Magazins verschwunden, während die Altersgefährten besagten Textes noch drinstehen. Ein Schelm, wer sozialdemokratisches Strippengeziehe vermutet ... Aber das Netz vergisst ja nichts ...

Meinen werten Kolleginnen und Kollegen bei der Leipziger Volkszeitung sei zumindest vorab gratuliert. Und wenn es denn doch nichts werden sollte mit Onkel Bernds Umstieg zum Mitteldeutschen Rentnersender, oder wenn der neue sich als nahtloser Nachfolger erweisen sollte, dann macht Euch nichts draus. Thank god it's friday!
PS.: Das geht an jedem Tag der Woche.

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Dienstag, 26. April 2011
Nachdenken über Oliver Kahn. Oder: Dumm, frech oder unwissend?
Meinen Osterbrüller bescherte mir die Welt am Sonntag mit ihrem Kurzbericht über Oliver Kahn. Unter dem Titel „Steuerbetrüger wider Willen“ durfte man dort auf rund 40 Zeilen lesen, wie misslich es dem einstigen Nationaltorwart erging und wie er („wider Willen“!) zum Missetäter wurde, als er „ohne es zu wissen“ den falschen Ausgang aus dem Flughafen benutzte.
Mal abgesehen davon, dass der Artikel http://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article13252620/Steuerbetrueger-wider-Willen.html zum größten Teil auf einem Bericht der Münchner „tz“ beruht, ist er doch vor allem ein schönes Stück Gefälligkeitsjournalismus. Der geneigte WamS-Leser wird fein eingelullt und darf im Halbschlummer erfahren, dass Oliver Kahn nur versehentlich 2119,04 Euro an Steuern hinterzogen hatte, als er mit einem Koffer voller Edelklamotten vom Einkauf aus Dubai zurückkehrte. Fast bekommt man Mitleid, denn nun muss der unwissende Ex-„Titan“ 125.000 Euro Strafe zahlen. Dass er damit als vorbestraft gilt, erfährt der WamS-Leser übrigens nicht ...
Es liegt mir fern, Oliver Kahn irgendetwas zu unterstellen. Und ich tue das auch ausdrücklich nicht, denn ich habe keine Lust, vor den berühmt-berüchtigten Hamburger Volks- nein! Mediengerichtshof zitiert zu werden. Aber, und soviel Grübelei muss sogar in einem Land wie dem unseren gestattet sein, für Oli Kahns Verfehlung fallen mir nicht wirklich viele plausible Gründe ein.
Da wäre 1. Der Mann hat’s wirklich nicht gewusst. Dann läge nahe, dass er selbst für bajuwarische Verhältnisse rasseldoof ist; dumm, dass ihn die Schweine beißen.
2. könnte man denken, dass er sich nur dumm stellt und ganz bewusst lügt. Könnte man denken.
Oder 3. liegt es einfach daran, dass er sich wirklich keiner Schuld bewusst war, weil er’s schon immer so gemacht hat, seit er fußballernd durch die Gegend gejettet ist. Gewissermaßen mit müffelndem Diplomatenstatus.
Irgendwie macht mir das alles ein wenig Sorge. Warum? Weil ich an keine der drei Varianten glauben möchte und nicht weiß, welche eigentlich die schlimmere ist.

PS.: Und nun auch Rummenigge
http://www.focus.de/magazin/kurzfassungen/focus-39-2013-strafbefehl-gegen-rummenigge_aid_1108251.html
Da scheint's nicht mehr um Dummheit zu gehen, da steckt System dahinter.

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Dienstag, 19. April 2011
Wie ich Paul Dahlsen verarschte. Oder: Vom Segen spontaner Entscheidungen
Ein früherer Kollege firmiert gelegentlich unter dem Synonym Paul Dahlsen. Das tut er dann, wenn er Kunden über sein Tun für deren Mitbewerber oder das Finanzamt über seine Aktivitäten als Nebenher-Ebaypowerseller im Unklaren lassen möchte. Also tut er das eigentlich nicht nur gelegentlich, sondern häufig. Eigentlich heißt er ja ganz anders, nämlich so, wie ein gnädiger Funktionär vor gut 70 Jahren festgelegt hatte, weil seine Sippe gar zu wasserpolnisch hieß ...
Aber das ist ein anderes Thema und streng genommen nur sein Problem, denn mit mir verkehrt er (vulgo: kommuniziert, denn verkehren würde ich mit besagtem Ex-Kollegen nicht einmal dann, wenn ich vom anderen Ufer käme) nur per E-Mail. Letzteres liegt daran, dass ich ihm einmal mitgeteilt habe, seine Lügen dank längerer gemeinsamer Tätigkeit akustisch erkennen zu können.
Seit einigen Jahren geht besagter Ex-Kollege mir konsequent aus dem Wege. Das will einiges heißen, denn wir wohnen im selben Dorf, in der selben (nicht langen) Straße und sind beide viel rund ums Dörfle unterwegs. Er, weil seine Hunde nicht immer in die zwölfdreivertel Quadratmeter des Gärtchens scheißen sollen, ich, weil ich mir für mein Wohlbefinden täglich 20 km Auslauf zugestehe.
Dennoch habe ich besagten Ex-Kollegen fast ein Jahr nicht mehr gesehen. Okay, vor ein paar Wochen am Ausgang unseres Wohngebietes, als ich mal zu ungewohnter Zeit auf ungewohnter Strecke trainierte. Meinen allzeit freundlichen Gruß erwiderte besagter Stiesel bis heute nicht, aber damit kann ich leben.
Apropos heute. Heute war ich eigentlich gar nicht hier, weil anderenorts beruflich unterwegs. Über letztere Verpflichtung informierte ich auch meinen dauermuffelnden Ex-Kollegen, indem ich mich mit ihm netterweise abstimmte ... man will ja nicht doppelt aufschlagen bei einer Veranstaltung. Ist ja unprofessionell.
Dass ich denn nicht zu besagtem Date fiuhr, behielt ich für mich - und ging zu eben dieser, nachmittäglichen Zeit auf meiner 20-km-Runde laufen, die Paul Dahlsen für gewöhnlich meidet, weil er mir und meinem frohen Gruß entgehen will.
Prompt begegnete ich ihm, seiner Begleiterin und seinen zum Zwecke des Waldkotens ausgeführten Hunden. Ich konnte trotz meiner altersbedingt eher müden Äuglein ein Entgleisen mindestens eines Gesichtes wahrnehmen. Kaum meiner ansichtig geworden, dreht das zwölfbeinige Geschwader hart nach rechts ab und nutzte einen kleinen Waldweg zur Begegnungsvermeidung. Blödheit kann so schön sein, wenn sie einen nicht selbst betrifft, sondern Dahlsens Paul.
Schade nur, dass just an unserer Nichtbegegenungsstelle ein Abzweig vorhanden war, denn nur zu gern hätte ich Paul nebst Frau nebst scheißenden Tölen durch einen schlammigen Graben waten sehen ...
Aber auch ohne diese Sahnehäubchen war es wieder einmal ein sehr, sehr orgiastischer Lauf. Danke, Paul. Gelegentlich verarsche ich Dich mal wieder.

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Metro hat Humor. Oder: Vielleicht war's nur eine versuchte Verlade ...
Humor ist eine lustige Sache; vor allem dann, wenn man ihn nach Lage der Dinge nicht erwarten durfte. Wie zum Beispiel bei Großhändler Metro. Dieses nicht unbedingt für überschäumenden Witz bekannte Unternehmen bietet in seinen Großmärkten recht nützliche "Schwerlastregale KEH 52650" an. Die Dinger lassen sich ohne Werkzeug zusammenstecken, haben fünf Böden, von denen jeder mehr als fünf Zentner tragen darf. In einer Werbeaktion lässt Metro die Hosen ordentlich runter und offeriert gleich zwei dieser Regale zum Paketpreis von 49,99 Euro. Sapperlot!
Nun mögen sich die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, wo da die Stelle zum Lachen ist, auf die man beim Stichwort Humor doch stets wartet.
Die kommt jetzt: Kauft man nur eines dieser Schwerlastregale, sind dafür an der Kasse ... Trrrrrommelwirrrrbelllll ... 24,99 Euro zu zahlen. Macht, hochgerechnet auf zwei Regale, 49,98 Euro und damit einen Cent weniger als das zeitlöich begrenzte Superdupersonderangebotsnimmzweiregale-Paket.
Wobei: Ich bin mir nicht sicher, ob Metro hier wirklich einen auf Humor gemacht hat ... vielleicht war's ja nur mal wieder eine dummdreiste Verlade ...

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Pulitzer-Preis für Online-Medium. Oder: "Gut Holz" in old germany
Vor ein paar Tagen hatte ich ein nettes Gespräch beim Bier. Dabei ging es u.a. um ein Projekt, mit dem ich derzeit beschäftigt bin. In diesem Zusammenhang bestaunte mich ein ansonsten recht aufgeweckter Mensch, als ich dem Holz (vulgo: bedruckten Papier) im Medienschaffen nur noch eine Restlaufzeit zubilligte. Mein Hinweis, dass die Zukunft - und ich meinte damit nicht das Jahr 2122 - dem elektronischen Publizieren gehöre, wurde mit arger Skepsis aufgenommen.
Umso mehr freute ich mich über eine Nachricht zur Vergabe der diesjährigen Pulitzerpreise. Nachzulesen hier http://www.niemanlab.org/2011/04/another-online-milestone-for-the-pulitzer-prize/ bzw. dort http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,757844,00.html und da http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/pulitzer-preis-fuer-skandal-bericht/4075978.html
Besonders empfehlenswert ist übrigens der erstgenannte Link, da die deutschen Holzverarbeitungsbetriebe namens Spiegel und Handelsblatt nur im Notfall verlinken - und dann auch bloß auf ihre eigenen Artikel.
Diejenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, welche sich die Mühe etwas genaueren Lesens machen, werden die Besonderheit der diesjährigen Preisvergabe veststellen: Ein Zehntel der über 1.000 Nominierungen für den renommiertesten Journalistenpreis betraf reine online-Medien. Mit der Vergabe eines Preises an die New Yorker Recherchevereinigung „ProPublica“ wurde erstmals ein papierfreies Medium geehrt - vom Holzblatt ähem Handelsblatt bezeichnenderweise nur in einem Nebensatz erwähnt.
Was ist daran so interessant? Da schau' sich einer mal die Ausschreibungen deutscher Journalistenpreise an ... da raschelt es im Blätterwald wie vor einem halben Jahrhundert, da müssen knisternde Veröffentlichungsbelege beigebracht werden ...

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Tote Hose in LE. Oder: Zum Glück gibt's noch einen Dorf-Rewe
Gestern war ich mal wieder in Leipzig und verbrachte einen angenehmen Abend mit netten Plaudereien bei einem Italiener. Der Abend begann relativ zeitig (Wehe, hier spricht jetzt einer von frühsenilen Rentnergepflogenheiten!) und endete gegen halb 9 (vulgo: 20.30 Uhr). Auf dem Weg zum Parkhaus hatte ich Grund zum Staunen: Abgesehen von ein paar trüb dreinschauenden Straßenmusikanten war "City" der aufstrebenden westsächsischen Metropole Leipzig irgendwie tot, die Läden dicht und selbst die großen Kaufhäuser finster. Von wegen Ladenöffnung und so ...

Besser wurde es erst, als ich eine Viertelstunde später ins heimische Borsdorf rollte. Hier hat zumindest der Rewe bis 22 Uhr auf und versprüht ein wenig Metropolenflair. Armes Leipzig ...

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Mittwoch, 13. April 2011
Goebbels-Award für den Bundesverkehrsminister. Oder: Wenn Ramsauer von göttlicher Gewalt schwafelt
Wenn ich ein wenig Geld übrig hätte. würde ich einen Preis für dummdreistes Propagandagesabbel ausloben, so eine Art Goebbels-Award. Mein heutiger Kandidat für eben diesen Preis wäre Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).
In der Laudatio, die zu halten ich mir natürlich vorbehielte, würde ich die Preisvergabe ausdrücklich mit dem Untersuchungsbericht zum Massecrash auf der Autobahn 19 bei Rostock begründen, den der Minister am heutigen 13. April dem Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages vorlegen wird. Darin heißt es laut Blödzeitung http://www.bild.de/news/inland/massenkarambolage/auf-der-a-19-duerre-und-sturm-loesten-laut-untersuchungsbericht-katastrophe-aus-17397480.bild.html (für Besserverdiener und Kulturbürger gibt es den Text auch nahezu wortgleich in der Welt http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13159244/Extreme-Duerre-loeste-Sandsturm-Inferno-auf-A-19-aus.html ), dass es in Folge eines „außergewöhnlichen, plötzlich eintretenden Naturereignisses“ zu dem Unfall kam und dass dieser kaum zu verhindern gewesen sei.

Die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögge sich nun entspannt zurücklegen, ein wenig am morgendlichen Kaffee bzw. Tee nippen und über den ministeriellen Durchfall nachsinnen. Um noch eins draufzugeben: Der Untersuchungsbericht geht davon aus, dass die Unfallbeteiligten trotz offensichtlichen Verstoßes gegen das Sichtfahrgebot keine Schuld trifft. Schuld seien hingegen Trockenheit und extremer Wind. Außerdem hätten laut Blödzeitung „intensive Aktivitäten“ der Landwirtschaft die Lage verschärft, sodass es zu einem "unglücklichen Zusammenspiel" verschiedener Faktoren gekommen sei.

Nein, ich will jetzt nicht behaupten, dass unser aktueller Verkehrsminister im Ergebnis eines "unglücklichen Zusammenspiels" genetischer Benachteiligung, katholischen Glaubens und bajuwarischer Besonderheiten zun einem Deppen herangewachsen ist. Aber mal eben Grundsätze wie das Sichtfahrgebot auszuhebeln, das hat schon was.
Was ich hingegen behaupte: Man muss schon ganz schön unverschämtoder blöd oder beides sein, um die eigentlichen Ursachen der massiven Winderosion - und um solche handelt es sich im konkreten Fall - in den Skat zu drücken.
Hier geht es nicht um 15 Prozent zu wenig Regen in diesem oder jenen Monat oder um Luftbewegungen mit 95 km/h, hier geht es um riesige Felder, um gigantische Schläge, auf denen die Landtechnik bei Bestellung und Ernte von Horizont zu Horizont fährt. Gehölzstreifen, Windbremsen? Fehlanzeige! Wenn hier der Wind weht, dann ordentlich; und dann nimmt er den sandigen Boden mit.
Wollte Ramsauer heute im Verkehrsausschuss tatsächlich die Wahrheit verkünden, müsste er von Umweltsünden sprechen, die in der DDR ihren Anfang nahmen und bis heute nicht abgestellt sind. Und er müste von der hirnlosen Raserei einiger Irrer sprechen, die im Vertrauen auf die Sicherheit ihrer Boliden in die schwarze Wand des Sandsturms gerast sind.
Davon müsste Ramsauer sprechen, läge ihm die Wahrheit am Herzen. Die Wahrheit? Als Politiker?

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Donnerstag, 7. April 2011
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Oder: Bayerische Atomkraftwerke sind sicher.
Rund um deutsche Atomkraftwerke besteht keine Gefahr, weil diese Kraftwerke sicher sind. Weil keine Gefahr besteht, werden auch keine Notfallpläne benötigt. Nicht existierende Notfallpläne können auch nicht unzureichend sein. Auf diesen knappen (und durch mich etwas zugespitzten) Nenner bringt Florian Rötzer auf Telepolis http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34480/1.html die Sicherheitssituation zahlreicher süddeutscher Atomkraftwerke.
Nun mögen die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches das für grasgrünen Dummpitz halten, denn schließlich leben wir ja in Deutschland und nicht in irgendeiner Bananenrepublik, die ihre Bevölkerung für bunte Glasperlen und Feuerwasser verkauft. Stimmt - zumindest was die Glasperlen und das Feuerwasser betrifft. In unserer Republik müssen's schon Deutschmark (ehemals), Dollar oder Euronen sein, damit den Bürgern im Fall der Fälle die Neutronen den Saft aus dem Gewebe ziehen dürfen.
Oder wie soll man anders erklären, dass z.B. für das Garchinger Atomei der TU München nur eine Evakuierungszone von zwei Kilometern existiert, weil laut Sicherheitsbroschüre "alle anzunehmenden Störfälle beherrschbar sind, ohne Auswirkungen auf die Beschäftigten am Campus Garching, auf die Studenten oder gar die umliegenden Anwohner zu haben."
Wer's nicht glaubt, möge hier nachlesen: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34480/1.html
Für denkende Menschen besteht Lesepflicht!

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