Freitag, 17. Juli 2009
Hopsende Moonwalker. Oder: Astronauten, Masse, Gewicht und dpa
Der Mond und vor allem die Mondlandung geistern derzeit durch alle Medien. Kein Wunder, denn am 20. Juli 1969 betraten mit Neil Armstrong und Edwin Aldrin die ersten Menschen den Mond. Es war die Sache mit „dem kleinen Schritt“ und dem „großen Sprung“.
Klar, auch die Deutsche Presseagentur dpa beglückt angesichts dieses Jubiläums ihre Kunden, zu denen auch meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, zählt, mit allerlei Infokrümeln zum Thema Mondlandung. Und so durfte ich heute im Magazinteil meiner Lokalpostille eine ganze Seite über die Mondlandung und deren Bedeutung als Teil des Kalten Krieges erfahren. Verzapft hat das ganze Werk dpa-Autor Peer Meinert.
Nun mag der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebüchleins sich angesichts des Wortes „verzapft“ räuspern und darüber nachsinnen, dass dieses doch einen negativen Klang habe.
Stimmt, und so war’s auch gemeint. Schließlich stach mir als erstes Stück der Mondlandungssonderseite ein kleiner Kasten mit dem Titel „Stichwort Der Mond“ ins Auge. Dort durfte der geneigte Leser Interessantes über den Erdtrabanten erfahren. Zum Beispiel über die Gezeiten, über das allmähliche Abbremsen der Erdrotation – und darüber, dass ein 80 Kilogramm schwerer Astronaut auf dem Mond nur 13 Kilogramm wiegt.
Hä? Wie war das doch gleich mit den Kilogramms und der Masse? In Kurzfassung: Die Masse des 80 Kilogramm schweren Astronauten beträgt auch auf dem Mond – Trommelwirbel – 80 Kilogramm. Was sich ändert, ist sein Gewicht, d.h. die Kraft, mit welcher er auf den Boden drückt bzw. beim Verlassen des Landemoduls die Leiter belastet.
Angegeben wird diese Kraft in Newton, früher mal in Kilopond. Letztere entsprachen unter irdischen Verhältnissen, d.h. wegen der bei uns geltenden Fallbeschleunigung, numerisch den Kilogramms. Richtig wäre folglich eine Formulierung der Art „Auf dem Mond ist die auf einen Menschen mit einer Masse von 80 kg wirkende Gewichtskraft so groß wie auf einen Körper von 13 kg auf der Erde.“
Nachzulesen und durchaus auch für Redakteure mit solider Halbbildung verständlich im Physikbuch, Klasse 8 und hier http://de.wikipedia.org/wiki/Masse_(Physik)#Sprachgebrauch:_Masse_und_Gewicht
Um das Thema noch ein wenig weiter zu quälen: Die Masse ist ein Maß für die Trägheit eines Körpers (Ich verkneife mir an dieser Stelle wie auch immer geartete Hinweise auf welche Berufsgruppen auch immer; der geneigte Leser möge seine eigene Phantasie bemühen). Die Trägheit kennzeichnet den Widerstand eines Körpers gegen eine Änderung seines Bewegungszustandes. Soll heißen: Ruht ein Körper im gegebenen Koordinatensystem, benötigt man, um ihn auf eine gegebene Geschwindigkeit zu beschleunigen, eine ganz bestimmte Kraft, die von seiner Masse abhängt. Analog sind die Verhältnisse beim Abbremsen.
Die Sache mit der Massenträgheit hat übrigens nichts mit der Schwerkraft an einem bestimmten Ort zu tun. Im Klartext: Die Trägheit eines Körpers auf der Erde, auf dem Mond und in der Schwerelosigkeit bleibt – gleiche Masse vorausgesetzt – unverändert (Wenn’s relativistisch zugeht, werden die Karten neu gemischt, aber – so sagt der Oberlehrer – „das kriege mir später.). Sehr schön zu beobachten ist das angesichts herumfliegender Werkzeuge in Raumstationen, verschwindender Werkzeugtaschen bei Außenbordeinsätzen usw.
Klar soweit?

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... zwei Massen gefällig?
erstere Kritik am Gebrauch von Gewicht und Masse kann ich als Physiker so bestätigen, zweitere sollte dringend vervollständigt werden:

ja, wir brauchen zwei Massen. Eine beschreibt die Trägheit gegenüber ansetzenden Kräften (weswegen sie auch liebevoll pragmatisch träge Masse genannt wird) und die andere ein Maß für die aktive und passive Anziehung anderer sog. schwerer Massen. Einstein hat uns mit seinem Postulat beglückt, dass träge und schwere Masse gleich sind, sonst funktionieren seine Relativitätstheorien nicht.

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