Dienstag, 13. Oktober 2009
Nächtlicher Lärm und Herzinfarkt. Oder: Keine Zensur, nur Unfähigkeit bei der Leipziger Volkszeitung
zeitungsdieb, 11:25h
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete „Leipziger Volkszeitung“, berichtete in der vergangenen Woche über die Schädlichkeit des Nachtlärms. Allerdings kamen nicht alle Leser in den Genuss dieser durchaus wichtigen Information, sondern „nur“ die Landeier, d.h. die Leser einer der Kreisausgaben der LVZ. Die schwindende Zahl der Leser in der Stadt Leipzig durfte am 9. Oktober auf der LVZ-Titelseite statt besagter dpa-Meldung zum Thema Nachtlärm eine Eigenanzeige der Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft genießen – zum Thema „Probeabo zum Nulltarif“. Meines Wissens – und ich weiß ziemlich viel – wurde die Erkenntnis, dass laute Geräusche während des Schlafes zu Herzinfarkten führen können, den Lesern der Stadtausgabe der LVZ auch nicht nachgeliefert.
Nun könnte der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auf die abwegige Idee kommen, dass hier Zensur im Spiele gewesen ist und die Weglassung des Themas ganz bewusst erfolgt ist, z.B. weil in Leipzig eine beachtliche Anzahl von Menschen vom Nachtfluglärm des Flughafens Leipzig/Halle betroffen ist – Stichwort Südabkurvung.
Aber das ist sicher falsch. Denn erstens steht ja schon in Artikel 5 des Grundgesetzes, dass eine Zensur nicht stattfindet. Und zweitens gehört das vorausschauende Denken nicht zu den Stärken der LVZ-Macher. Etwas anders wäre die Situation freilich, wenn der Flughafen Leipzig/Halle als guter Kunde der LVZ in den heiligen Hallen des Verlagsgebäudes vorgesprochen oder gar schon vor einiger Zeit eine entsprechende „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb“-Vereinbarung getroffen hätte. Dass es solche Vereinbarungen mit Leipziger Unternehmen gibt bzw. gab, ist mir aus meinem beruflichen Tun hinlänglich bekannt, aber ich werde natürlich nicht behaupten, dass im vorliegenden Fall ein solcher Deal Einfluss auf die (Nicht-)Veröffentlichung hatte.
Doch zurück zur LVZ, dem gestörten Nachtschlaf und dem Herzinfarkt. Da ich außerhalb der Stadt wohne, konnte ich mir die abgedruckte dpa-Meldung zu Gemüte führen. Fazit: Bei jedem fünften Europäer geht es im Bett nachts zu laut zu – ohne eigenes Dazutun, versteht sich –, sodass die Gefahr von Krankheiten gegeben ist. Der nächtliche Lärm kann zu Schlafstörungen/-losigkeit führen, aber auch Bluthochdruck und Herzinfarkte verursachen. Zu Schädigungen komme es auch dann, wenn die Betroffenen z.B. durch nächtlichen Flugverkehr nicht aufwachen. Fazit der WHO: Runter mit den Grenzwerten auf maximal 40 dB – das wäre das Aus für praktisch alle Nachtflüge.
Wie üblich, hat die LVZ natürlich darauf verzichtet, dem stark eingeschränkten Kreis der Leser besagter dpa-Meldung durch Links den Zugang zu ergänzenden Informationen zu erleichtern. Im Text ist zwar von „neueren Forschungsarbeiten“ die Rede, aber das war’s auch schon mit dem Vorspiel. Mehr kommt nicht bei den Machern der verholzten Uraltzeitung.
Also dann. Weil ich ein netter Mensch bin, liefere ich meinen geneigten Lesern – vor allem den Nutzern der Seite http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ das nach, was meine werten Damen und Herren Kollegen von der Lokalpostille aus Faulheit oder Unfähigkeit unterlassen haben:
Auf 3sat findet sich die ein wenig aufgepeppte dpa-Meldung, der geneigte Leser erfährt dort
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/86006/index.html zumindest, um welche „neueren Forschungsarbeiten“ es geht und dass sogar deutsche Wissenschaftler mit im Boot waren bzw. sind.
Recht interessant ist auch dieser (nicht ganz frische) Artikel in der Welt http://www.welt.de/wissenschaft/article1664231/Fluglaerm_treibt_Blutdruck_auch_im_Schlaf_hoch.html , hier werden einige Ergebnisse von Untersuchungen in Berlin genannt. Dort soll es ja auch Fluglärm geben ...
Wer es wirklich genau wissen will, dem sei die Lektüre des European Heart Journal empfohlen. Dort wurden nämlich die „neueren Forschungsarbeiten“ publiziert: http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/content/full/29/5/658?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=&fulltext=noise+blood+pressure&searchid=1&FIRSTINDEX=0&resourcetype=HWCIT
Sollte sich nun der eine oder andere meiner faulen und/oder unfähigen Kollegen von der Lokalpostille LVZ mit dem Argument herausreden wollen, dass ihnen die Zeit zu solcherart Recherchen fehlt, sei diesen entgegnet, dass das Herausfinden der fehlenden Links – nebenher beim zweiten Frühstück – keine fünf Minuten in Anspruch genommen hat.
Fazit: Beim Lesen in der Leipziger Volkszeitung komme ich immer häufiger zu einer alternativen Deutung des Kürzels „LVZ“: Leider verlorene Zeit.
Nun könnte der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches auf die abwegige Idee kommen, dass hier Zensur im Spiele gewesen ist und die Weglassung des Themas ganz bewusst erfolgt ist, z.B. weil in Leipzig eine beachtliche Anzahl von Menschen vom Nachtfluglärm des Flughafens Leipzig/Halle betroffen ist – Stichwort Südabkurvung.
Aber das ist sicher falsch. Denn erstens steht ja schon in Artikel 5 des Grundgesetzes, dass eine Zensur nicht stattfindet. Und zweitens gehört das vorausschauende Denken nicht zu den Stärken der LVZ-Macher. Etwas anders wäre die Situation freilich, wenn der Flughafen Leipzig/Halle als guter Kunde der LVZ in den heiligen Hallen des Verlagsgebäudes vorgesprochen oder gar schon vor einiger Zeit eine entsprechende „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb“-Vereinbarung getroffen hätte. Dass es solche Vereinbarungen mit Leipziger Unternehmen gibt bzw. gab, ist mir aus meinem beruflichen Tun hinlänglich bekannt, aber ich werde natürlich nicht behaupten, dass im vorliegenden Fall ein solcher Deal Einfluss auf die (Nicht-)Veröffentlichung hatte.
Doch zurück zur LVZ, dem gestörten Nachtschlaf und dem Herzinfarkt. Da ich außerhalb der Stadt wohne, konnte ich mir die abgedruckte dpa-Meldung zu Gemüte führen. Fazit: Bei jedem fünften Europäer geht es im Bett nachts zu laut zu – ohne eigenes Dazutun, versteht sich –, sodass die Gefahr von Krankheiten gegeben ist. Der nächtliche Lärm kann zu Schlafstörungen/-losigkeit führen, aber auch Bluthochdruck und Herzinfarkte verursachen. Zu Schädigungen komme es auch dann, wenn die Betroffenen z.B. durch nächtlichen Flugverkehr nicht aufwachen. Fazit der WHO: Runter mit den Grenzwerten auf maximal 40 dB – das wäre das Aus für praktisch alle Nachtflüge.
Wie üblich, hat die LVZ natürlich darauf verzichtet, dem stark eingeschränkten Kreis der Leser besagter dpa-Meldung durch Links den Zugang zu ergänzenden Informationen zu erleichtern. Im Text ist zwar von „neueren Forschungsarbeiten“ die Rede, aber das war’s auch schon mit dem Vorspiel. Mehr kommt nicht bei den Machern der verholzten Uraltzeitung.
Also dann. Weil ich ein netter Mensch bin, liefere ich meinen geneigten Lesern – vor allem den Nutzern der Seite http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ das nach, was meine werten Damen und Herren Kollegen von der Lokalpostille aus Faulheit oder Unfähigkeit unterlassen haben:
Auf 3sat findet sich die ein wenig aufgepeppte dpa-Meldung, der geneigte Leser erfährt dort
http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/news/86006/index.html zumindest, um welche „neueren Forschungsarbeiten“ es geht und dass sogar deutsche Wissenschaftler mit im Boot waren bzw. sind.
Recht interessant ist auch dieser (nicht ganz frische) Artikel in der Welt http://www.welt.de/wissenschaft/article1664231/Fluglaerm_treibt_Blutdruck_auch_im_Schlaf_hoch.html , hier werden einige Ergebnisse von Untersuchungen in Berlin genannt. Dort soll es ja auch Fluglärm geben ...
Wer es wirklich genau wissen will, dem sei die Lektüre des European Heart Journal empfohlen. Dort wurden nämlich die „neueren Forschungsarbeiten“ publiziert: http://eurheartj.oxfordjournals.org/cgi/content/full/29/5/658?maxtoshow=&HITS=10&hits=10&RESULTFORMAT=&fulltext=noise+blood+pressure&searchid=1&FIRSTINDEX=0&resourcetype=HWCIT
Sollte sich nun der eine oder andere meiner faulen und/oder unfähigen Kollegen von der Lokalpostille LVZ mit dem Argument herausreden wollen, dass ihnen die Zeit zu solcherart Recherchen fehlt, sei diesen entgegnet, dass das Herausfinden der fehlenden Links – nebenher beim zweiten Frühstück – keine fünf Minuten in Anspruch genommen hat.
Fazit: Beim Lesen in der Leipziger Volkszeitung komme ich immer häufiger zu einer alternativen Deutung des Kürzels „LVZ“: Leider verlorene Zeit.
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