Mittwoch, 14. April 2010
Kokain in Holzbriketts. Oder: ein paar Gedanken nach dem Lesen einer dpa-Nachricht
Eine kurze dpa-Meldung nebst Foto rauschte gestern und heute durch die deutschen Medien. Im Hamburger Hafen wurde mit 1,3 Tonnen der größte Kokainfund Deutschlands gemacht. Die Drogen haben einen Wert von ca. 40 Millionen Euro und stammen aus Paraguay. Nachzulesen so ziemlich überall, u.a. hier http://www.zeit.de/newsticker/2010/4/13/iptc-hfk-20100413-87-24500962xml und (etwas ausführlicher) hier http://www.n-tv.de/panorama/Kokain-in-Holzbriketts-article822859.html
Was mich an der Sache aufhorchen ließ, war nicht Nachricht über den geplatzte Mega-Deal, sondern die Information über die für die Drogen genutzte Tarnung: Das Kokain – vulgo: der Koks – war in billigen Holzbriketts, so genannten Pellets, versteckt, die zu diesem Zweck aufgeschnitten, ausgehöhlt und nach „Füllung“ wieder zusammengeklebt wurden.
Offensichtlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Holzbriketts aus Südamerika per Container nach Deutschland verschifft und hier verheizt werden. Das nennt man dann „nachwachsende Rohstoffe“ – so schön kann man das Wort „Riesensauerei“ umschreiben.
Warum? Paraguay ist zu 21 Prozent von Wald bedeckt, dem Wald geht es nicht wirklich gut. Jährlich werden 400.000 Hektar zumeist wild abgeholzt, in den vergangenen 50 Jahren ist die Waldfläche um 65 Prozent gesunken. Nachzulesen z.B. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Paraguay , Stichwort Land- und Forstwirtschaft.
Noch größer wird der Betrug unter dem lustig flatternden Banner der vermeintlichen CO2-Neutralität, wenn man ein wenig über den Transport der Holzbriketts nachdenkt. Paraguay ist ein Binnenstaat, Containertransporte werden über Straßen des so genannten „biozeanischen Verkehrsweges“ abgewickelt. Und mal ehrlich: Was sind schon 1.000 Kilometer bis zum nächsten Hafen? Dazu noch die paar tausend Seemeilen von Südamerika bis nach Hamburg – da kann man als umweltbewusster Deutscher doch guten Gewissens seine CO2-neutralen Holzbriketts verfeuern ...

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