Mittwoch, 14. April 2010
Kaltmischgut im Anflug. Oder: Zeichen wirtschaftlichen Niedergangs
zeitungsdieb, 10:13h
Hin und wieder lasse ich die Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches an dem einen oder anderen Déjà-vu teilhaben, das ich habe oder besser: zu haben glaube. In den vergangenen Tagen war es wieder einmal soweit. Ich erlebte Szenen, die ich in beinahe gleicher Form bereits vor Jahren gesehen hatte. Und diesmal stimmte es wirklich.
Besagte Szenen spielten sich vor 1990 allfrühjährlich auf maroden, vom Frost arg mitgenommenen DDR-Straßen ab. Um die Löcherpisten irgendwie zu retten bzw. deren totalen Kollaps ein wenig hinauszuzögern, rückten nach Ende des Winters Bautrupps an und füllten in die Schlaglöcher eine Mischung aus Bitumen und Splitt. Das Zeugs hieß Kaltmischgut und wurde zumeist gleich vom Lkw per Schaufel in die Löcher geschmissen. Ein zweiter Werktätiger klopfte das Gestreusel mit der Schippe fest; so leicht kann eine Reparatur sein. Und ebenso schnell war das Gebrösel wieder draußen, nämlich dann, wenn die ersten Autos über die geflickschusterte Kraterlandschaft gerollt waren.
Für mich (und viele andere Bewohner der dahingeschiedenen DDR) war das allfrühjährliche Kaltmischgutgekrümel eines von zahlreichen Indizien für den unaufhaltsamen Niedergang der DDR-Wirtschaft. Wer solcherlei Kosmetik betreibt, so die damals gängige Meinung, der muss auf dem letzten Loch pfeifen.
Umso verblüffter war ich, als mir das Kaltmischgut in den vergangenen Tagen gleich mehrfach wieder begegnete. Zuerst regnete es den klebrigen Splitt in Taucha von einem Lkw, gestern sah ich des Wunder der nahezu technikfreien Schlaglochspontanheilung in Leipzig. Und ich gebraucht wieder einmal das schwierige Wort Déjà-vu – wohl wissend, dass es keine Macke meines Frontallappens ist, sondern eine offensichtliche Wiederkehr von Ereignissen: Der Niedergang ist nicht zu übersehen.
Besagte Szenen spielten sich vor 1990 allfrühjährlich auf maroden, vom Frost arg mitgenommenen DDR-Straßen ab. Um die Löcherpisten irgendwie zu retten bzw. deren totalen Kollaps ein wenig hinauszuzögern, rückten nach Ende des Winters Bautrupps an und füllten in die Schlaglöcher eine Mischung aus Bitumen und Splitt. Das Zeugs hieß Kaltmischgut und wurde zumeist gleich vom Lkw per Schaufel in die Löcher geschmissen. Ein zweiter Werktätiger klopfte das Gestreusel mit der Schippe fest; so leicht kann eine Reparatur sein. Und ebenso schnell war das Gebrösel wieder draußen, nämlich dann, wenn die ersten Autos über die geflickschusterte Kraterlandschaft gerollt waren.
Für mich (und viele andere Bewohner der dahingeschiedenen DDR) war das allfrühjährliche Kaltmischgutgekrümel eines von zahlreichen Indizien für den unaufhaltsamen Niedergang der DDR-Wirtschaft. Wer solcherlei Kosmetik betreibt, so die damals gängige Meinung, der muss auf dem letzten Loch pfeifen.
Umso verblüffter war ich, als mir das Kaltmischgut in den vergangenen Tagen gleich mehrfach wieder begegnete. Zuerst regnete es den klebrigen Splitt in Taucha von einem Lkw, gestern sah ich des Wunder der nahezu technikfreien Schlaglochspontanheilung in Leipzig. Und ich gebraucht wieder einmal das schwierige Wort Déjà-vu – wohl wissend, dass es keine Macke meines Frontallappens ist, sondern eine offensichtliche Wiederkehr von Ereignissen: Der Niedergang ist nicht zu übersehen.
... comment