Donnerstag, 11. Oktober 2012
Reisen bildet Teil 2. Oder: Griechenland ohne Merkelbrille
zeitungsdieb, 14:31h
Im vergangenen Monat hatte ich Gelegenheit, mich ein wenig zwischen Athen und Korinth und auf dem Peloponnes umzusehen. Wirklich nur ein wenig, aber da ich vergleichbare Gelegenheiten bereits 2010 (damals wesentlich ausführlicher) und 2011 hatte und ich nicht mit Merkelforce One unterwegs war, haben meine Eindrücke schon ein wenig Realitätsbezug.
1. Die Griechen sind hart im Nehmen und stecken was ein. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Im Gegenteil. Würde man die deutsche Bevölkerung mit Sparmaßnahmen von griechischem Ausmaß behelligen und Besitzstände im öffentlichen und privaten Sektor so gravierend beschneiden wie in Hellas geschehen, brauchten wir in Deutschland weder Licht noch Heizung, denn dann würde hier die Luft brennen.
2. Die EU kippt Fördermittel ohne Sinn und Verstand nach Griechenland. Die Nationalfarbe blau sieht man nicht nur auf den zahlreichen Flaggen, sondern mindestens ebenso oft auf Schildern mit dem EU-Logo. Da werden mitunter wundersame Dinge gebaut, verlegt oder saniert, für die die EU die Knete schickt. Mein drastischste Beispiel erlebte ich 2010 in einem gottverlassenen Gebirgsdorf auf dem Peloponnes, das über eine magere Freileitung fragwürdiger Stabilität mit Strom versorgt wird. Das Kaff ist von der nächsten Straße, die diesen Namen noch verdient, etwa zehn Kilometer entfernt und nur über ein mehr oder minder befestigtes Weglein zu erreichen, das sich zu den maximal 20 Häusern in abenteuerlichen Serpentinen emporwindet. Ausgebremst wurde ich von einem Fahrzeug, das diesen Weg vor mir emporkrabbelt. Mit einem riesigen Diamantrad wurde ein Schlitz ins Weglein gesägt. Hinein kam, man höre und staune, ein Glasfaserkabel, das den 20 Hütten zu einem Breitbandanschluss verhalf. Ein großes Schild kündete mit noch größeren Euro-Zahlen von der Förderung durch die EU. In Deutschland heißt es beim Thema Breitband im ländlichen Raum in der Regel "Wirtschaftlich nicht darstellbar.".
3. Die Griechen machen nicht jeden Scheiß mit. E10? Umweltplakette? Fehlanzeige! Gut so!
4. Die Krise ist an allen Ecken und Enden zu sehen. Da ich z.B. 2010, 2011 und 2012 Ende September jeweils zum selben Wochentag und zur selben Uhrzeit vom Athener Zentrum in Richtung Korinth unterwegs war, ist mir nicht entgangen, wie sehr der Straßenverkehr nachgelassen hat. Das betrifft die privaten Pkw, noch deutlicher aber den Lkw-Verkehr. Deutlich sichtbar ist auch der Rückgang der Touristenzahlen, aber auch die Kundenfrequenz in den unzähligen Kneipen im Athener Zentrum sowie in all den Ramsch- und Souvenirläden rund um die Akropolis.
Aber es gibt nicht nur Rückgang, sondern auch Zuwächse: Die Zahl der "Zu verkaufen"-Schilder ist geradezu explodiert. Ganz gleich, ob Betriebsgrundstück an einer Ausfallstraße, halbfertiges Invest-Projekt oder Auto - die Schilder sind allgegenwärtig. So sieht Krise aus.
Und wie geht es weiter?
Ein paarhundert Milliarden später wird wahrscheinlich auch der letzte Politfanatiker in Berlin, Paris und Brüssel einsehen und zugeben (!), dass die Sache mit dem Euro gelaufen ist. Griechenland hat auf alle Fälle Zukunft und gute Chancen, aus der Misere wieder herauszukommen - aber nicht unter der Euro-Flagge.
1. Die Griechen sind hart im Nehmen und stecken was ein. Das meine ich jetzt nicht ironisch. Im Gegenteil. Würde man die deutsche Bevölkerung mit Sparmaßnahmen von griechischem Ausmaß behelligen und Besitzstände im öffentlichen und privaten Sektor so gravierend beschneiden wie in Hellas geschehen, brauchten wir in Deutschland weder Licht noch Heizung, denn dann würde hier die Luft brennen.
2. Die EU kippt Fördermittel ohne Sinn und Verstand nach Griechenland. Die Nationalfarbe blau sieht man nicht nur auf den zahlreichen Flaggen, sondern mindestens ebenso oft auf Schildern mit dem EU-Logo. Da werden mitunter wundersame Dinge gebaut, verlegt oder saniert, für die die EU die Knete schickt. Mein drastischste Beispiel erlebte ich 2010 in einem gottverlassenen Gebirgsdorf auf dem Peloponnes, das über eine magere Freileitung fragwürdiger Stabilität mit Strom versorgt wird. Das Kaff ist von der nächsten Straße, die diesen Namen noch verdient, etwa zehn Kilometer entfernt und nur über ein mehr oder minder befestigtes Weglein zu erreichen, das sich zu den maximal 20 Häusern in abenteuerlichen Serpentinen emporwindet. Ausgebremst wurde ich von einem Fahrzeug, das diesen Weg vor mir emporkrabbelt. Mit einem riesigen Diamantrad wurde ein Schlitz ins Weglein gesägt. Hinein kam, man höre und staune, ein Glasfaserkabel, das den 20 Hütten zu einem Breitbandanschluss verhalf. Ein großes Schild kündete mit noch größeren Euro-Zahlen von der Förderung durch die EU. In Deutschland heißt es beim Thema Breitband im ländlichen Raum in der Regel "Wirtschaftlich nicht darstellbar.".
3. Die Griechen machen nicht jeden Scheiß mit. E10? Umweltplakette? Fehlanzeige! Gut so!
4. Die Krise ist an allen Ecken und Enden zu sehen. Da ich z.B. 2010, 2011 und 2012 Ende September jeweils zum selben Wochentag und zur selben Uhrzeit vom Athener Zentrum in Richtung Korinth unterwegs war, ist mir nicht entgangen, wie sehr der Straßenverkehr nachgelassen hat. Das betrifft die privaten Pkw, noch deutlicher aber den Lkw-Verkehr. Deutlich sichtbar ist auch der Rückgang der Touristenzahlen, aber auch die Kundenfrequenz in den unzähligen Kneipen im Athener Zentrum sowie in all den Ramsch- und Souvenirläden rund um die Akropolis.
Aber es gibt nicht nur Rückgang, sondern auch Zuwächse: Die Zahl der "Zu verkaufen"-Schilder ist geradezu explodiert. Ganz gleich, ob Betriebsgrundstück an einer Ausfallstraße, halbfertiges Invest-Projekt oder Auto - die Schilder sind allgegenwärtig. So sieht Krise aus.
Und wie geht es weiter?
Ein paarhundert Milliarden später wird wahrscheinlich auch der letzte Politfanatiker in Berlin, Paris und Brüssel einsehen und zugeben (!), dass die Sache mit dem Euro gelaufen ist. Griechenland hat auf alle Fälle Zukunft und gute Chancen, aus der Misere wieder herauszukommen - aber nicht unter der Euro-Flagge.
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