Donnerstag, 4. Oktober 2007
Oder doch lieber drei Brötchen?
zeitungsdieb, 10:31h
Ein Euro. Nicht eben üppig, dieser Betrag. Was bekommt man für einen Euro? Drei nicht zu ausgefallene Brötchen bei meinem Dorfbäcker. Noch. Eine Flasche Bier, oder auch zwei, je nach Marke. Einen knappen Liter Diesel. Noch. Und meine allmorgendliche Zeitung. Ja, ein Exemplar meiner Lokalpostille, die das Wörtchen „Volk“ im Titel führt, schlägt im Freiverkauf ebenfalls mit einem Euro zu Buche. Am Wochenende wird’s teurer, weil das Blatt dann vorgibt, gehaltvoller zu sein.
Ich gönne mir den Luxus einer täglichen Zeitung. Auch berufsbedingt, als Journalist muss man trotz aller Knausrigkeit hier und da nach Informationen grasen. Obwohl: Oon Jahr zu Jahr fällt es mir schwerer, bei der Wahl zwischen „drei Brötchen“ oder „meiner Zeitung“ nicht letztere in den Skat zu drücken. Und das liegt nicht daran, dass mir der eine Euro wirklich Pein bereitet.
Heute war wieder so ein Tag, der mich zweifeln ließ an Sinn und Zweck morgendlicher Zeitungslektüre. Gut, der Lokalteil war etwas weniger schwachbrünstig als sonst. Den Rechten und den Linken sei’s gedankt. Kürzlich hat in Leipzigs Innenstadt ein Modegeschäft eröffnet, in dem wohl Klamotten einer Marke angeboten werden, die gern „von rechts“ getragen wird. Nach einem Umweg über Magdeburg hat die linkstouristische Szene bei Googlemaps nun auch Leipzig entdeckt und lässt in der City Scheiben von Geschäften splittern. Wie sich die Ausdrucksformen von Rechts und Links doch mitunter ähneln.
Sei’s drum: Während die Montagsausgabe meiner Lieblingslokalzeitung normalerweise eher dürftig daherkommt, hatte der Lokalteil heute sogar ein aktuelles Thema. Außerdem hat unser Landesfürst seinen Kanzleichef abgesägt. Letzterer verlegt sein Tun nun aus der Dresdner Residenz ins notorisch rote Leipzig, was ich gleich zweifach befürworte: Zum einen tut etwas mehr schwarzer Politik meiner Heimatstadt nur gut, zum anderen war’s gleich der zweite lesenswerte Lokalbericht. Und das an einem Montag!
Im Sport sieht das schon anders aus. Dort wird wieder einmal die sportliche und finanzielle Pleite eines der beiden „wichtigen“ Leipziger Fußballvereine breitgeschrieben. Für Außenstehende: Wer sich eine Vorstellung von den Summen machen will, die beide Vereine seit 1990 ohne erkennbaren Erfolg geschluckt und vernichtet haben, sollte einen Blick auf die deutsche Staatsverschuldung werfen. Allerdings: Deutschland wird wohl eher aus dem finanziellen Keller kommen als die stolpernden Grünflächenbügler.
Ansonsten: Fleißiger Nachrichtenagenturen sei Dank, enthielt mein Lokalpapier sogar wieder einen Politikteil. Heute sogar mit montagsuntypischer Zugabe. Beim Durchsehen entdeckte ich nämlich ein separates Buch (so heißen im Zeitungsjargon die Heften, aus denen der ganze Papierpacken besteht) namens „Zeitgeschehen“. Hoffnung keimte auf: Sind die Gesellschafter schon so satt, dass sie den Lesern nun etwas mehr gönnen? Zu früh gefreut: Unter dem Titel Zeitgeschehen waren vier Agenturmeldungen aufs Papier geklatscht worden. DPA berichtet über die USA-Giftspritze und die Koreanische Präsidentenwanderung (letzteres eine Dublette, denn das Thema stand schon an anderer Stelle im Blatt), afp tickerte über Radio Maryja und Kaczynski, DDP machte die Seite mit dem Prozess um den Foltermord in der JVA Siegburg voll. Aber nicht ganz: Auf einem drittel der Seite prangte eine Textil-Anzeige, die einen glatzköpfigen Mitbürger alternativer Pigmentierung im 99-Euro-Anzug zeigt und mich wissen ließ, dass „Drucktechnisch bedingte Farbunterschiede nicht ganz auszuschließen sind“. Wieder was gelernt.
Der Rest des Zeitgeschehen-Buches hatte diesen hohen Anspruch nicht. Der bestand aus zwei nordischen Seiten (sorry an die linken Touristen: Das Format meiner Lokalpostille heißt nun mal „nordisch“, also lasst die Steine im Pflaster) Werbung für die netten Läden des einen Albrechtbruders sowie einer weiteren Seite, auf der ein blondes Rippchen mit nur einem Fuß und einer viel zu großen Kunstledertasche mich zur heutigen Eröffnung eines neuen Bahnhofsladen nach Leipzig bittet. Auch ja, und die in schlichtem blau-orange-Wechsel gehaltene Beilage eines geilen Elektroladens passte auch noch hinter die Seite mit der Ankündigung vom Zeitgeschehen.
Sicher, der Volksmund weiß, dass Papier geduldig ist. Aber ob das auch die Leserschaft einer Zeitung ist? Drei Brötchen oder zwei Bier sind auch nicht zu verachten.
Ich gönne mir den Luxus einer täglichen Zeitung. Auch berufsbedingt, als Journalist muss man trotz aller Knausrigkeit hier und da nach Informationen grasen. Obwohl: Oon Jahr zu Jahr fällt es mir schwerer, bei der Wahl zwischen „drei Brötchen“ oder „meiner Zeitung“ nicht letztere in den Skat zu drücken. Und das liegt nicht daran, dass mir der eine Euro wirklich Pein bereitet.
Heute war wieder so ein Tag, der mich zweifeln ließ an Sinn und Zweck morgendlicher Zeitungslektüre. Gut, der Lokalteil war etwas weniger schwachbrünstig als sonst. Den Rechten und den Linken sei’s gedankt. Kürzlich hat in Leipzigs Innenstadt ein Modegeschäft eröffnet, in dem wohl Klamotten einer Marke angeboten werden, die gern „von rechts“ getragen wird. Nach einem Umweg über Magdeburg hat die linkstouristische Szene bei Googlemaps nun auch Leipzig entdeckt und lässt in der City Scheiben von Geschäften splittern. Wie sich die Ausdrucksformen von Rechts und Links doch mitunter ähneln.
Sei’s drum: Während die Montagsausgabe meiner Lieblingslokalzeitung normalerweise eher dürftig daherkommt, hatte der Lokalteil heute sogar ein aktuelles Thema. Außerdem hat unser Landesfürst seinen Kanzleichef abgesägt. Letzterer verlegt sein Tun nun aus der Dresdner Residenz ins notorisch rote Leipzig, was ich gleich zweifach befürworte: Zum einen tut etwas mehr schwarzer Politik meiner Heimatstadt nur gut, zum anderen war’s gleich der zweite lesenswerte Lokalbericht. Und das an einem Montag!
Im Sport sieht das schon anders aus. Dort wird wieder einmal die sportliche und finanzielle Pleite eines der beiden „wichtigen“ Leipziger Fußballvereine breitgeschrieben. Für Außenstehende: Wer sich eine Vorstellung von den Summen machen will, die beide Vereine seit 1990 ohne erkennbaren Erfolg geschluckt und vernichtet haben, sollte einen Blick auf die deutsche Staatsverschuldung werfen. Allerdings: Deutschland wird wohl eher aus dem finanziellen Keller kommen als die stolpernden Grünflächenbügler.
Ansonsten: Fleißiger Nachrichtenagenturen sei Dank, enthielt mein Lokalpapier sogar wieder einen Politikteil. Heute sogar mit montagsuntypischer Zugabe. Beim Durchsehen entdeckte ich nämlich ein separates Buch (so heißen im Zeitungsjargon die Heften, aus denen der ganze Papierpacken besteht) namens „Zeitgeschehen“. Hoffnung keimte auf: Sind die Gesellschafter schon so satt, dass sie den Lesern nun etwas mehr gönnen? Zu früh gefreut: Unter dem Titel Zeitgeschehen waren vier Agenturmeldungen aufs Papier geklatscht worden. DPA berichtet über die USA-Giftspritze und die Koreanische Präsidentenwanderung (letzteres eine Dublette, denn das Thema stand schon an anderer Stelle im Blatt), afp tickerte über Radio Maryja und Kaczynski, DDP machte die Seite mit dem Prozess um den Foltermord in der JVA Siegburg voll. Aber nicht ganz: Auf einem drittel der Seite prangte eine Textil-Anzeige, die einen glatzköpfigen Mitbürger alternativer Pigmentierung im 99-Euro-Anzug zeigt und mich wissen ließ, dass „Drucktechnisch bedingte Farbunterschiede nicht ganz auszuschließen sind“. Wieder was gelernt.
Der Rest des Zeitgeschehen-Buches hatte diesen hohen Anspruch nicht. Der bestand aus zwei nordischen Seiten (sorry an die linken Touristen: Das Format meiner Lokalpostille heißt nun mal „nordisch“, also lasst die Steine im Pflaster) Werbung für die netten Läden des einen Albrechtbruders sowie einer weiteren Seite, auf der ein blondes Rippchen mit nur einem Fuß und einer viel zu großen Kunstledertasche mich zur heutigen Eröffnung eines neuen Bahnhofsladen nach Leipzig bittet. Auch ja, und die in schlichtem blau-orange-Wechsel gehaltene Beilage eines geilen Elektroladens passte auch noch hinter die Seite mit der Ankündigung vom Zeitgeschehen.
Sicher, der Volksmund weiß, dass Papier geduldig ist. Aber ob das auch die Leserschaft einer Zeitung ist? Drei Brötchen oder zwei Bier sind auch nicht zu verachten.
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