Montag, 24. Januar 2011
Kommunale Werbepanne. Oder: LWB - hier möchte ich nicht begraben sein.
Werbung ist eine tolle Sache. Sie soll neugierig machen, überraschen und verführen, darf provozieren und das eine oder andere Tabu brechen – also alles, was sich so ein schnellbesohlter Werbefuzzi in seinen pubertären Träumen immer herbeigewünscht hat und bis heute zu Hause nicht traut. Aber „in der Arbeit“, da isser kreativ und lässt den Werber heraushängen ... Schade ist, dass einerseits zwar unlautere Werbung verboten ist, dumme hingegen nicht (und ich meine mit dumm ausdrücklich dumm, nämlich den geistigen Auswurf dummer, ungebildeter Werber).
Ein sehr schönes Beispiel überaus schonungslos gelungener Werbung möchte ich den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches natürlich nicht vorenthalten.
Besagtes Stück werblicher Kleinkunst stammt von der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH LWB (Überraschung, ich trample diesmal nicht auf meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung herum – auch andere Mütter haben potthässliche Töchter).
Die LWB www.lwb.de ist ein kommunales Unternehmen der Stadt Leipzig, was schon einiges sagt. Sie übernahm 1990 die ehemals volkseigenen Wohnungen der Stadt, dazu noch etliche, die irgendwie nicht volkseigen waren und war seinerzeit einer der Big Player am Wohnungsmarkt. Inzwischen ist sie immer noch groß, aber kein Big Player mehr. Dazwischen gab es allerlei Skandale, über die hinweg sich ein hübscher Schuldenberg angehäuft hat. Ist aber nicht so schlimm, ist ja kommunal.
Um ihren Leerstand nicht ausufern zu lassen, wirbt die LWB nicht nur mit konkreten Angeboten der Art „Zwei Zimmer, Küche, Bad für 350 Öcken“, sondern betreibt auch Imagepflege per Anzeige bzw. Großplakat. Deren Motive waren bisher mitunter nett, mitunter dröge, aber irgendwie nie wirklich bescheuert. Dieses Level erreichte die LWB erst Ende vergangenen Jahres, als im Leipziger Stadtgebiet eine Pyramide aus geplotteten Stoffbahnen errichtet wurde. Meine Lokalpostille, die LVZ, berichtete brav drüber (Anzeigenkunden muss man pflegen) und rief den frühsenilen Teil ihrer Leserschaft dazu auf, doch bitteschön das Rätsel um die wundersame Pyramide zu lösen ... Wenig später durfte die Welt erfahren, dass es sich um die Werbe-Idee der LWB handelte: Drei Pyramiden, an der größten dreimal das selbe Fenster mit den selben Blümelein (Nur, gut, dass es Photoshop gibt), aus einem schaut Nofretete heraus ... nur gut, dass die Frau lange tot ist, sie wird es vermutlich nicht mehr spüren.
Zum Brüller wird die LWB-Werbung durch den Begleittext: „Wohneigentum seit 4.500 Jahren. Bei der LWB gibt’s auch Eigenheime, Eigentumswohnungen und Grundstücke.“ Nein, ich stoße mich nicht daran, dass die 4.500 Jahre zwar zu den Pyramiden, dafür aber nicht ganz zu Nofrete passen – wen jucken schon 100 oder so Jahre Abweichung, das kann beim Runden schon mal passieren. Mich freut die Verwendung des Motives „Pyramiden von Gizeh“, das man im Hinblick auf die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft eigentlich nur so interpretieren kann: „LWB – hier möchte ich nicht begraben sein.“

PS: Natürlich würde ich den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches das Motiv dieser wunderbaren Anzeige gern präsentieren, allerdings handelt es sich dabei um urheberrechtlich geschütztes Material, dass ich nicht einfach so veröffentlichen darf. Auf Wunsch gibt's das gute Stück auf Anfrage aber ganz privat per E-Mail.

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Donnerstag, 20. Januar 2011
Eine Zensur findet nicht statt. Oder: Eine Kritik an der Pfaffenschaft auch nicht.
Eine Zensur findet nicht statt. Steht im Grundgesetz. Aber es gibt da gewisse Abstufungen, weil damit ja nur die Zensur von Amts (= Staats) wegen gemeint ist. Wenn für meine Lokalpostille, die nach eigener Darstellung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, z.B. Nachrichten über das profitable Medienimperium der SPD nicht veröffentlicht, ist das keine Zensur, sondern Selbstschutz. Schließlich gehört man ja zum guten Teil und über Band der alten Tante SPD.
Neu war für mich, dass die Pfaffenschaft inzwischen auch schon zensiert und dass z.B. der Online-Auftritt von Hugendubel dank des Weltbild-Filters kirchenkritische Bücher nicht kennt. Nachzulesen hier http://hugendubelverdi.blogspot.com/2010/12/zensur-bei-hugendubel-ja-oder-nein.html
(Herzlichen Dank an Burks.de für den Hinweis).
Ob die Pfaffen eigentlich schon Holz sammeln, um demnächst wieder Ketzer verbrennen zu können?

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Dienstag, 18. Januar 2011
LVZ-Abstinenz ohne Entzugserscheinungen. Oder: Auch die TAZ hat schöne Seiten.
Den regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches dürfte nicht entgangen sein, dass ich mich gelegentlich am selbstreferenziellen Qualitätsjournalismus meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, reibe. Dass die Reibereien in jüngerer Zeit ein wenig nachgelassen haben, hat einen simplen Grund: Ich habe mein seit über 20 Jahren bestehendes Abo der LVZ gekündigt und bin seit Jahresbeginn 2011 lokalpostillenfrei.
Nur am Rande sei erwähnt, dass ich, obwohl bekennender News-Junkie (geiles Wort) - keinerlei Entzugserscheinungen aufweise. Schließlich mangelt es mir nicht an Ersatzdrogen: Da wären Radio, das ach so böse Internet, die Welt und die TAZ. Auch wenn ich mit der linken und/oder alternativen Ausrichtung der Tageszeitung nicht wirklich konform gehe, bietet diese mir doch eine Menge spannenden Lesestoff. Um mal etwas Werbung zu machen: Wer im besten Sinne alternative Themen sucht, also solche, die nicht schon drei Wochen lang durchs Netz geistern und auch von der schläfrigsten der großen Agenturen vertickert worden sind, wird die TAZ mögen. Sie hat eine wirkliche Medienseite - nicht nur ein TV-Programm unter diesem Titel; dazu Interviews mit Leuten, die nicht gerade in allen Zeitungen auftreten, um ihre neue CD oder ihren neuen Film zu promoten und Reportagen, die der Mainstream erst Wochen oder Monate später oder gar nicht aufgreift.
Mein heutiger Favorit ist übrigens ein Bericht aus Tucson, Arizona, wo am vergangenen Samstag die erste Gunshow nach dem Massaker stattfand. Natürlich fehlen auch die üblichen kernigen Sprüche der Waffenlobbyisten nicht, wie zum Beispiel "Niemand kann frei sein, wenn allein der Staat das Recht hat, sich zu bewaffnen." Aber auch: "Wenn es um Sekunden geht, ist die Polizei nur Minuten entfernt." Kein Zeigefinger, kein Moralisieren, sondern ein Bericht über die uramerikanische Begeisterung für Waffen als Ausdruck der persönlichen Freiheit. Dem Leser wird überlassen, sich ein Urteil zu bilden. Journalismus vom Feinsten.

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Freitag, 14. Januar 2011
Der Leipziger OBM Burkhard Jung als Deichgraf. Oder: Mit dem Hochwasser auf Augenhöhe
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung steht in „seiner“ Stadt nicht wirklich in dem Ruf, ein Übermaß an Kompetenz und Charisma zu besitzen. Wer Jungs Beliebtheit in der Stadt Leipzig mit Worten wie „sinkend“ oder „Sturzflug“ beschreibt, muss sich den Vorwurf der Beschönigung gefallen lassen. Der Begriff „Freier Fall“ beschreibt den realen Zustand wohl am treffendsten. Daran ändern auch die vielen, schönen Reisen nicht, die das Stadtoberhaupt an viele, schöne Orte macht um dort mit vielen, wichtigen Menschen zu sprechen. Zum Wohle der Stadt.
Da wundert es nicht, dass Burkhard Jung die Chance nutzt, die ihm die steigenden Pegel der Flüsse Elster, Parthe und Pleiße bietet. Schließlich braucht’s nicht viel, um die Rolle des Deichgrafen zu spielen: Ein paar Gummistiefel, ein entschlossenes Gesicht, die üblichen Worthülsen und ein paar Medienvertreter, die froh sind, dass ihnen jemand die Zeilen bzw. Sendeminuten zuschwätzt. Und ganz gleich, ob Oder, Elbe oder Mulde – irgendwie kommt so ein dynamisch durchs Wasser patschender Politkomiker beim tumben Wahlvolk mördermäßig gut an. Die Gummistiefel haben ja einst sogar den Schröder gerettet, damals, als er noch nicht Gasmann war, sondern den Kanzler darstellte.
Bei seinem gestrigen Auftritt am wankenden Deich stellte Burkhard Jung allerdings eindrucksvoll unter Beweis, dass er in der Lage ist, sogar eine narrensichere PR-Nummer wie die des Deichgrafen zu vergeigen. Okay, dass er bei den tapferen Deichverteidigern den Handschüttelonkel machte, war zwar den meisten Beteiligten sichtlich peinlich, aber so was gehört nun mal zum Geschäft eines wiederwahlwilligen Wahlbeamten. Dass der OBM dann aber tatsächlich Kompetenz mimen und Äußerungen von Landestalsperrenverwaltung und Feuerwehr eigenständig etwas Dynamisch-substanzielles hinzufügen wollte, ging in die Hose.
Auf die Frage, warum in einem Naturschutzgebiet auf rund 1,3 km Deichlänge Bäume gefällt werden, sprach Jung in die Kamera des Mitteldeutschen Rundfunks: „Das ist absolut notwendig, absolut notwendig. Man kann nicht verantworten, nicht auf die Deiche zu kommen Im Extremfall, im Katastrophenfall müssen schwere Fahrzeuge auf den Deich rauf. Und das heißt, die Baumfällung muss sein.“
Um von den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Die Fällung von Bäumen auf und hinter einem Hochwasserdeich, für dessen Erhalt und Ertüchtigung die Stadtverwaltung Leipzig seit Jahrzehnten nichts getan hat, ist zum jetzigen Zeitpunkt in Ordnung und die einzig sinnvolle Maßnahme. Hinter jedem „gesunden Deich“ gibt es einen Deichweg, auf dem im Notfall Helfer und Material schnell ans wankende Schutzbauwerk gebracht werden können. Wer aber „schwere Fahrzeuge auf den Deich rauf“ schickt, beweist, dass er ein kompetenzfreier Schwätzer ist. Fahr mal einer mit einem LKW auf einen Haufen Sülze ...
Ach Burkhard, wie leicht wäre es doch gewesen, nur eine der üblichen Worthülsen loszulassen. „Unsere Aufgabe als Stadt ist es, verwaltungsseitig die Voraussetzungen für eine effiziente und nachhaltige Deichverteidigung zu schaffen. Wir sehen uns in dieser Hinsicht gut aufgestellt und können dem Hochwasser auf Augenhöhe begegnen.“ Na gut, das mit der Augenhöhe lassen wir weg, sonst kommt noch jemand auf die Idee, sich das bildlich vorzustellen ... Wie hoch steht das Wasser eigentlich am OBM?

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Dienstag, 11. Januar 2011
Postgedanken. Oder: Plädoyer für eine neue Behörde
Früher war alles besser. Keine Angst, jetzt kommt nicht die nervige alte-Leute-Litanei von Kaiser, Führer und Wirtschaftswunder. Erstens bin ich noch kein „altes Leut“ und habe zweitens folglich weder Kaiser noch Führer noch Wirtschaftswunder erlebt. Und war es früher nicht wirklich besser, nur anders.
Zum Beispiel bei der Post. Als „die Post“ noch der Inbegriff der Farbe gelb war, konnte man sich auf sie verlassen. Jahrein, jahraus kam – fast auf die Minute genau – der Briefträger bzw. die Briefträgerin. Ebenso zuverlässig wurden in regelmäßigen Zeitabständen die Portogebühren (jawoll, das waren mal Gebühren) erhöht; zumindest im Westen Deutschlands.
Dass das seit 1597 bestehende Postmonopol gefallen ist und nun diverse Wettbewerber am Markt agieren, finde ich gut. Seit dem 1. Januar 2011 ist die vollständige Marktöffnung für Briefe unter 50 Gramm EU-weit vollzogen. Weil Ausnahmen die Regel bestätigen, dürfen sich allerdings Griechenland, Luxemburg und die meisten der neuen EU-Länder noch zwei Jahre Zeit lassen.
Doch zurück zum Wettbewerb im Briefbereich. Der hat für die Absender von Briefen vor allem den Vorteil, sich seit einigen Jahren nicht mehr als Bittsteller, sondern als Kunde fühlen zu dürfen. Welcher Briefträger hätte denn früher gefragt, ob er gleich meine Tagespost mitnehmen soll ... Und irgendwie hat die mehr oder minder bunte „Ich-bin-einen-Cent-billiger“-Konkurrenz dazu geführt, dass die „gelbe“ Post sich mit ihren Portoerhöhungen im deregulierten Marktsegment zurückhält und ihre Preise statt dessen dort erhöht, wo die Konkurrenz noch nicht nach ihr schnappt.
Allerdings, und nun kommen wir zum „Früher war alles besser“ zurück, gibt es auch Nachteile. Vorbei sind die Zeiten, da man nach dem Eintreffen des Briefträgers die Uhr stellen konnte. Je nachdem, welche Touren er oder sie nebenbei mit übernehmen darf, rollt das gelbe Fahrzeug mal früher, mal Stunden später vor. Und von wegen gelb: Seit die Post nicht mehr im hohen Gras sichelt, sondern ihre Ernte nach betriebswirtschaftlichen Kriterien einfahren muss, ist die Posthornflotte geschrumpft. Muss die gelbe Rappelkiste in die Werkstatt, rollt die motorisierte Christel schon mal mit einem Leihwagen vor. Ganz zu schweigen von der Hochsaison vor Weihnachten: Wenn’s mal wieder richtig viel zu befördern gibt, werden Transporter angemietet. Was betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll ist.
Mist ist hingegen, dass statt eines Briefzustellmenschen nunmehr derer drei oder vier im Lauf eines Tages an meinen Briefkasten kommen. Noch größerer Mist ist es, wenn die alle an meiner Tür klingeln, weil sie etwas gegen Quittung abzugeben haben. Allergrößter Mist ist es, wenn sie zweimal kommen, weil ein Nachbar nicht erreichbar ist, damit aber warten, bis ich wieder in mein Büro gekrabbelt bin und die nächste Runde meines Kreativschlafes begonnen habe.
Aber immerhin: Solcherart Besuch bewahrt mich in meinem Büro vor Vereinsamung und Verkauzung, doch ökologisch sinnvoll ist das Herumgefahre all der Postler, Zusteller und Kuriere sicher nicht. Mein „Fußabdruck“ in Sachen Kohlendioxid ist mir ziemlich wurscht, was muss, das muss. Aber wenn statt einer Postkutsche gleich vier an meiner Tür vorfahren, läuft was falsch.
Gestern fiel mir übrigens noch eine andere Tücke der Deregulierung auf. Eine per Nicht-Postbrief (ja, auch ich nutze die bunten Billigheimer) nach Dresden verschickte Rechnung kam mit dem Hinweis auf den unbekannten Empfänger zurück. Ein Telefonat später wusste ich die neue Adresse der just über den Jahreswechsel umgezogenen Empfängerin. Die nette verwies zudem auf den bei der gelben Post hinterlegten Nachsendeauftrag ... Früher, als alles besser war, hätte der auch funktioniert – aber nicht mehr heute, denn da braucht’s für jeden Postkonkurrenten einen eigenen.
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich mit unnötigen Datensammlungen und Behördengeschwüren auf Kriegsfuß stehe. Doch im konkreten Fall sehe ich einen Bedarf ... man muss ja nicht gleich eine Bundesnachsendeadressenverwaltungsagentur daraus machen.

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Freitag, 7. Januar 2011
Letzte Ölung für einen Aktenordner. Oder: Geiz bei der Buchhaltung kann so geil sein
Zu den Schattenseiten im Leben eines Selbstständigen zählt die Buchhaltung; vor allem der Jahresabschluss ist ein immer wiederkehrender Quell der Freude. Dieser Tätigkeit widme ich mich zurzeit und hoffe, dass auf meinem Antlitz dabei nicht gar zu viele Ekelpickel sprießen mögen.
Beim Hin- und Herschaufeln und Sortieren von Belegen habe ich mich allerdings bei einer Anwandlung von Geiz ertappt, über die ich im Nachhinein selbst Grinsen musste - und wer kann schon von sich behaupten, beim Abarbeiten von Buchhaltungsmüll die Mundwinkel nach oben zu ziehen?
Also dann: Aus lauter Sparsamkeit (Im Herzen kann auch ein leibhaftiger Sachse irgendwie Schwabe sein) nutze ich zum Abheften all der ekligstaubigen Belege des vergangenen Jahres Ordner, die - vorsichtig formuliert - schon einiges erlebt haben und mindestens das vierte Rückenetikett tragen. Ein solcher Aktenschrankveteran erregte heute mein morgendliches Missfallen, denn beim Öffnen und Schließen zeigte sich seine ausgeklügelte Hebelmechanik nicht nur recht widerspenstig, sondern ließ dazu auch noch ein jämerliches Quietschen ertönen. Nach gefühlten 43 Trilllionen Quietschvorgängen griff ich mir einen Pumpöler http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lkanne und träufelte ein klitzekleines Tröpchen edlen Öls in die Ordnermechanik und gab gleich noch ein zweites hinterher - was soll der Geiz, die verfressenen Hühner und Schweine, die das Zeug sonst verdrücken, sind ja zurzeit auf Diät.
Anschließend wackelte ich ein wenig an der Mechanik herum, ergötzte mich am Nachlassen des Ordnerwimmerns und putzte abschließend überschüssiges Öl mit einem Stück Zellstoff ab. So schön kann Büroarbeit sein ...

PS.: Vor Übergabe des geschmierten Ordners an meinen Steuerberater werde ich wohl noch ein Zettelchen anbringen, das die Bearbeiterin meiner Unterlagen über die Herkunft des doch recht penetranten Geruches informiert. Ich hätte vielleicht doch kein altes Motorenöl verwenden sollen ...

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Montag, 27. Dezember 2010
Rapunzel neu verföhnt. Oder: Aufruf zum Terror
Manchmal muss ein Mann Dinge tun, die ein Mann zwecks Wahrung des Familienfriedens eben tun muss. So zum Beispiel im Kino einen Film anschauen, der den schönen Titel "Rapunzel neu verföhnt" trägt.
Ich hab's getan, hab's überlebt und einiges dazugelernt. Ersten, dass der Film recht nett ist und eigentlich durchaus erträglich wäre, gäbe es die blöde Singerei nicht. Aber das ist Geschmacksache.
Zweitens - und diese wichtige Erkenntnis möchte ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches natürlich nicht vorenthalten - ist dieser Film staatsgefährdend. Ja, er ruft sogar zum Terror auf, er ist eine Gefahr für die bestehende freiheitlich-demokratische Grundordnung unserer Bananenrepublik und für den Förderalismus. Es wird mir wohl auf immer unverständlich bleiben, wie ein solcher Film, achwas, ein solches Machwerk, ohne Alterseinstufung durch die FSK kommen konnte.
Nur zum Vergleich: "Easy Rider" ist noch heute mit einer FSK 18 verhunzt, "Rambo" (I; II, III) musste von den Kinowelt-Schnittmeistern nachträglich kastriert werden, ehe er als DVD die umsatzfördernde "FSK16"-Einstufung erhalten durfte - und "Rapunzel"? Geht glatt durch.
Unglaublich, und ich bin noch immer aufgewühlt, dass dieser Film Kinder, die Zukunft Deutschlands also, verderben darf.
Wie er das macht? Gleich mehrfach dürfen in "Rapunzel neu verföhnt" Himmelslaternen fliegen. Und nicht nur fliegen - sie werden glorifiziert, zum Symbol für Hoffnung gemacht. H-i-m-m-e-l-s-l-a-t-e-r-n-e-n! Sowas gehört verboten! Schlafen die eigentlich bei der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft? Bloooockwaaaart!

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Samstag, 25. Dezember 2010
Mach's gut, LVZ! Oder: Abschied von einem Holzmedium
Der Countdown läuft. Nein, nicht der für Silvester (obwohl, der läuft natürlich auch), sondern der für meine Lokalpostille, die nach eigenem Verständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung. Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, welche nun glauben, dass die LVZ ihr Erscheinen einstellen wird, muss ich leider enttäuschen. Dieses Holzmedium wird uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Schließlich lässt sich mit einer Zeitung auch dann noch Geld verdienen, wenn sie grottenschlecht ist und ihr die Leser weglaufen. Man muss nur ein Monopol haben, dann kommen auch genügend Anzeigenkunden, die richtiges Geld dafür ausgeben, in einer falschen Zeitung zu inserieren – und nicht merken, dass sie ihre Zielgruppe nicht wirklich erreichen. Aber das nur am Rande.
Nein, mein Countdown in punkto LVZ ist ein anderer: Am 31. Dezember 2010 werde ich dieses Blatt letztmalig in meinem Briefkasten vorfinden, denn ich habe mein Abo zum Jahresende gekündigt. Nach mehr als 20 Jahren übrigens.
Aber keine Angst, liebe LeserInnen, sie müssen nicht für mich sammeln. Es sind keine finanziellen Gründe, die mich bewogen haben, der LVZ den Laufpass zu geben. Oder doch, aber andere. Also im Klartext: Die mittlerweile knapp 22,90 Euro, die ich für die LVZ monatlich berappen musste, übersteigen nicht meine finanziellen Möglichkeiten.
Aber sie übersteigen meine finanzielle Schmerzgrenze. Für eine zunehmend schlechter werdende, lieblos zusammengeschossene Zeitung muss ich kein Geld ausgeben – Anzeigenblätter sind eigentlich kostenlos zu haben. Und die LVZ ist auf dem besten Weg, eines zu werden; ach was, sie hat es beinahe schon geschafft.
Allerdings muss sich niemand darum sorgen, dass es mir bei meiner beruflichen Tätigkeit nun an Lesestoff mangeln wird. Ich habe noch genug bedrucktes Papier im Abo und gebe dafür auch gern Geld aus – zum Beispiel für die TAZ und die Welt.
Nur eben nicht mehr für meine Lokalpostille. Geh’ sterben, Holzmedium!

PS.: Die LVZ hat vom 3. Quartal 2009 zum 3. Quartal 2010 übrigens mehr als 3 Prozent ihrer Verkaufsauflage verloren, der Freiverkauf ist um über 13 Prozent eingebrochen, die Abos um reichlich 2,5, Prozent.

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Montag, 20. Dezember 2010
Abfallsammler im Schnee. Oder: So lustig kann deutsches Recht sein.
Das artgerechte Winterwetter der vergangenen Tage offenbarte wieder einmal eine der Putzigkeiten unserer wundersamen Republik: Auf den Straßen Leipzigs sah ich wiederholt wunderliche Gestalten durch den tiefen Schnee nicht beräumter Gehwege stapfen. Ihr Tun war sehr eigenartig, denn von Zeit zu Zeit fassten sie mit langen Greifscheren in den Schnee, griffen dort Papierschnipsel und Zigarettenkippen und beförderten sie in große, blaue Müllsäcke, die sie lustlos hinter sich her schleiften.
Was für den unbeteiligten und unwissenden Beobachter möglicherweise wie eine Spätwirkung maßlosen Drogenkonsums, auf alle aber äußerst befremdlich aussieht, hat einen guten, deutschen, juristischen Grund, den ich den Leserinnen und Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches natürlich nicht vorenthalten möchte. Es handelt sich bei den Schneesammlern nicht etwa um verschrobene Jünger einer neuen Sekte, sondern um so genannte „Blau-Gelbe Engel“.
Hinter dieser himmlischen Wortschöpfung, die ihren Ursprung auf der einen Seite in den Leipziger Stadtfarben, auf der anderen im himmlisch anmutenden Tun der Engelsschar hat, verbirgt sich eine Arbeitsgelegenheit (guckst Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsgelegenheit ) für Langzeitarbeitslose. Diese an sich recht positive Beschäftigungsvariante darf, um gesetzeskonform zu sein, ausschließlich „zusätzliche Tätigkeiten“ umfassen. Das sind solche, die nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehören. Und weil der Winterdienst eine Pflichtaufgabe der Kommune ist, dürfen die Blau-Gelben Engel keine Schneeschieber in die Hand nehmen – auch dann, wenn die Stadt Leipzig eben diesen Winterdienst per Satzung und aus Kostengründen auf ein absolutes Minimum zusammengestrichen hat und im Schnee versinkt. Das Aufsammeln von Kronkorken, Taschentüchern und Zigarettenkippen hingegen ist keine Pflichtaufgabe und darf daher mit Engeliger Hilfe erfolgen. Sogar dann, wenn sich die AGHler auf den ungeräumten Gehwegen die Haxen brechen. Denn das ist ein Arbeitsunfall und der ist laut Gesetz nicht verboten.
Denjenigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die diese Gedanken für absurd, bescheuert und absolut irrig halten, sei jubilierend mitgeteilt, dass sie mit ihrer Einschätzung vollkommen richtig liegen. Deutsches Recht ist nun mal so. Bundesweit, nicht nur in Leipzig.

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Donnerstag, 16. Dezember 2010
Menschenrechte und wikileaks. Oder: Willkommen in Nordkorea, liebe Amis!
Die USA sind ein Hort der Freiheit, Wahrhaftigkeit und Demokratie. So, spätestens an diesem Punkt sollten die LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches einen sanften Hauch von Ironie bemerkt haben. Alles klar soweit? Gut, denn jetzt geht es ironiefrei weiter, zumindest beinahe.
Also, die Vereinigten Staaten von Amerika mögen es gar nicht, wenn irgendein Tyrann in irgendeinem Kaffernstaat (uups, da war sie wieder, die Ironie) die Menschenrechte mit Füßen tritt. Vor allem dann, wenn besagter Staat über Öl verfügt, über seltene Erden oder aus Sicht der USA strategisch günstig liegt. Dann kann es schon mal passieren, dass „Mother Green“ (vulgo: das US-Marine Corps) für Schutz und Wiederherstellung der Menschenrechte zur Waffe greift. Dass die solcherart Beschützten mitunter gar nicht errettet werden, sondern lieber am Leben bleiben wollen, ist eine bedauerliche Fußnote im internationalen Menschenrechtsbusiness. Da geht es den armen Schweinen wie so vielen deutschen Kröten, die eigentlich gar nicht auf die andere Straßenseite hopsen wollten, aber von emsigen Rettern genau dorthin geschleppt und beim Zurückhopsen prompt automobil geplättet werden. Dumm gelaufen.

Doch zurück zu den USA. Die Allgemeine Erklärung der Menschrechte der Vereinten Nationen (hier: http://www.ohchr.org/EN/UDHR/Pages/Language.aspx?LangID=ger ), besagt im Artikel 19: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Diese Erklärung wurde am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen genehmigt und verkündet, genauer gesagt mit 48 „dafür“-Stimmen, null Gegenstimmen und acht Enthaltungen; die USA waren übrigens dafür.
Alles klar soweit? Und nun gedenken wir der armen Schweine, die in Staaten leben, wo die Menschenrechte im Allgemeinen und die im Artikel 19 verbrieften im Besonderen nicht gewährt, sondern mit Füßen getreten werden: an Nordkorea, an den Iran, an China ... und an die USA.
Uuups. Ja, auch an die USA. Denn schließlich hat sich der Weltgendarm nicht „nur“ auf Wikileaks eingeschossen, das Mutterland jeglicher Menschenrechte tut es inzwischen anderen Diktaturen gleich und sperrt den freien Zugang zu Informationen via Internet. Im Zusammenhang mit den aktuellen Enthüllungen von wikileaks http://savewikileaks.net/another-wikileaks-address/ wurden ja nicht nur amerikanische Unternehmen amtlich gebeten, ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausnahmsweise genau zu lesen und umzusetzen. Zusätzlich wurden z.B. für Angehörige der US Air Force gleich 25 Webseiten blockiert, die im Zusammenhang mit den wikileaks-Veröffentlichungen stehen. Derartige Terroristenseiten sind u.a. die des Spiegels, der New York Times, des Guardians, aber auch Le Monde und El Pais. Willkommen in Nordkorea, liebe Amis!

PS.: Einige sehr angesehene und lesenswerte deutsche Medien – die taz, die Frankfurter Rundschau, der Freitag, der Tagesspiegelk, perlentaucher.de – und das European Center for Constitutional and Human Rights haben haben heute einen gemeinsamen Appell gegen die Kriminalisierung von wikileaks veröffentlicht, nachzulesen u.a. unter www.tagesspiegel.de und www.taz.de

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