Montag, 24. Januar 2011
Kommunale Werbepanne. Oder: LWB - hier möchte ich nicht begraben sein.
Werbung ist eine tolle Sache. Sie soll neugierig machen, überraschen und verführen, darf provozieren und das eine oder andere Tabu brechen – also alles, was sich so ein schnellbesohlter Werbefuzzi in seinen pubertären Träumen immer herbeigewünscht hat und bis heute zu Hause nicht traut. Aber „in der Arbeit“, da isser kreativ und lässt den Werber heraushängen ... Schade ist, dass einerseits zwar unlautere Werbung verboten ist, dumme hingegen nicht (und ich meine mit dumm ausdrücklich dumm, nämlich den geistigen Auswurf dummer, ungebildeter Werber).
Ein sehr schönes Beispiel überaus schonungslos gelungener Werbung möchte ich den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches natürlich nicht vorenthalten.
Besagtes Stück werblicher Kleinkunst stammt von der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH LWB (Überraschung, ich trample diesmal nicht auf meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung herum – auch andere Mütter haben potthässliche Töchter).
Die LWB www.lwb.de ist ein kommunales Unternehmen der Stadt Leipzig, was schon einiges sagt. Sie übernahm 1990 die ehemals volkseigenen Wohnungen der Stadt, dazu noch etliche, die irgendwie nicht volkseigen waren und war seinerzeit einer der Big Player am Wohnungsmarkt. Inzwischen ist sie immer noch groß, aber kein Big Player mehr. Dazwischen gab es allerlei Skandale, über die hinweg sich ein hübscher Schuldenberg angehäuft hat. Ist aber nicht so schlimm, ist ja kommunal.
Um ihren Leerstand nicht ausufern zu lassen, wirbt die LWB nicht nur mit konkreten Angeboten der Art „Zwei Zimmer, Küche, Bad für 350 Öcken“, sondern betreibt auch Imagepflege per Anzeige bzw. Großplakat. Deren Motive waren bisher mitunter nett, mitunter dröge, aber irgendwie nie wirklich bescheuert. Dieses Level erreichte die LWB erst Ende vergangenen Jahres, als im Leipziger Stadtgebiet eine Pyramide aus geplotteten Stoffbahnen errichtet wurde. Meine Lokalpostille, die LVZ, berichtete brav drüber (Anzeigenkunden muss man pflegen) und rief den frühsenilen Teil ihrer Leserschaft dazu auf, doch bitteschön das Rätsel um die wundersame Pyramide zu lösen ... Wenig später durfte die Welt erfahren, dass es sich um die Werbe-Idee der LWB handelte: Drei Pyramiden, an der größten dreimal das selbe Fenster mit den selben Blümelein (Nur, gut, dass es Photoshop gibt), aus einem schaut Nofretete heraus ... nur gut, dass die Frau lange tot ist, sie wird es vermutlich nicht mehr spüren.
Zum Brüller wird die LWB-Werbung durch den Begleittext: „Wohneigentum seit 4.500 Jahren. Bei der LWB gibt’s auch Eigenheime, Eigentumswohnungen und Grundstücke.“ Nein, ich stoße mich nicht daran, dass die 4.500 Jahre zwar zu den Pyramiden, dafür aber nicht ganz zu Nofrete passen – wen jucken schon 100 oder so Jahre Abweichung, das kann beim Runden schon mal passieren. Mich freut die Verwendung des Motives „Pyramiden von Gizeh“, das man im Hinblick auf die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft eigentlich nur so interpretieren kann: „LWB – hier möchte ich nicht begraben sein.“

PS: Natürlich würde ich den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches das Motiv dieser wunderbaren Anzeige gern präsentieren, allerdings handelt es sich dabei um urheberrechtlich geschütztes Material, dass ich nicht einfach so veröffentlichen darf. Auf Wunsch gibt's das gute Stück auf Anfrage aber ganz privat per E-Mail.

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