Mittwoch, 12. Januar 2011
Deutschland schafft sich ab. Oder: Berliner Parallelen zur DDR
Die regelmäßigen LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches wissen, dass ich gelegentlich auf Parallelen zwischen dem aktuellen Geschehen und dem in der real nicht mehr existierenden DDR verweise. Den nicht so regelmäßigen Konsumenten meines kleinen, jugendgefährdenden Tagebuches sei zur Beruhigung verraten, dass ich erstens kein Ostalgiker bin und zweitens die IP-Adressen meiner Leser weder auswerte noch deren Arbeitgeber über ihr Surfverhalten informiere. Das überlassen wir doch den Hugenotten im aktuellen Bundeskabinett, gelle.
Doch zurück zur einstigen DDR bzw. zu meinen gelegentlichen Vergleichen mit dem ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. Wie ähnlich manche Verhaltensweisen sind, schrieb ich kürzlich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1734617/ und dachte ein wenig über die Eigenart abgehobener Politiker nach, sich in der kalten Jahreszeit gen Süden zu verpi... ähem verfliegen. Gelle, Guido.
Parallelen bestehen auch im Hinblick auf die Symptome, die den wirtschaftlichen Niedergang eines System begleiten: Eine verrottende Infrastruktur, einen unübersehbaren Investitionsstau, amtliche Schönrednerei und das Ausquetschen der eigenen Wirtschaft zu Gunsten eines sinnlosen Bündnisses - all das habe ich schon einmal erleben dürfen und hätte nicht geglaubt, wenige Jahre später schon wieder live dabei zu sein.

Heute fiel mir eine weitere, sehr interessante Parallele auf. Vor 20 Jahren, am 11. Januar 1991, trat das erste Gesamtberliner Parlament zusammen. Aus diesem Anlass fand nun eine Feier in der Berliner Nikolaikirche statt, an der manches passend (zum Beispiel der Auftritt Barbara Kellerbauers mit "Anmut sparet nicht noch Mühe"), anderes unpassend (Der Auftritt das einstigen Einheitsgegners, jetzigen Gasmannes und ewigen Exkanzlers Gerhard Schröder mit viel Werbung in eigener Sache und für die Vorhaben seines russischen Arbeitgebers) und eines skandalös war: Der Schluss.
Zum Ende der Feier stand nämlich die deutsche Nationalhymne auf dem Programm. Diese sollte gesungen werden, verlangte die Berliner CDU. Die rot-rote Regierungskoalition hatte damit ihre Probleme und lehnte die Singerei ab.
Als Kompromiss wurde die Hymne instrumental vorgetragen - allerdings auf dem Programmzettel brav angekündigt als Kaiserquartett von Haydn. Was sachlich in Ordnung ist, denn als solches wurde die staatstragende Melodei einst komponiert, real hingegen ein bedenkliches Zeichen, denn eine Hymne mit weggelassenem Text hatte ich schon mal ... in der DDR. Wohin das führte, ist seit dem 3. Oktober 1990 bekannt. Preisfrage: Wie lautet der Titel des erfolgreichsten deutschen Sachbuches 2010?

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