Donnerstag, 20. Januar 2011
Eine Zensur findet nicht statt. Oder: Eine Kritik an der Pfaffenschaft auch nicht.
Eine Zensur findet nicht statt. Steht im Grundgesetz. Aber es gibt da gewisse Abstufungen, weil damit ja nur die Zensur von Amts (= Staats) wegen gemeint ist. Wenn für meine Lokalpostille, die nach eigener Darstellung dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, z.B. Nachrichten über das profitable Medienimperium der SPD nicht veröffentlicht, ist das keine Zensur, sondern Selbstschutz. Schließlich gehört man ja zum guten Teil und über Band der alten Tante SPD.
Neu war für mich, dass die Pfaffenschaft inzwischen auch schon zensiert und dass z.B. der Online-Auftritt von Hugendubel dank des Weltbild-Filters kirchenkritische Bücher nicht kennt. Nachzulesen hier http://hugendubelverdi.blogspot.com/2010/12/zensur-bei-hugendubel-ja-oder-nein.html
(Herzlichen Dank an Burks.de für den Hinweis).
Ob die Pfaffen eigentlich schon Holz sammeln, um demnächst wieder Ketzer verbrennen zu können?

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Starke deutsche Worte. Oder: Klatsche für Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung
Die deutsche Sprache enthält eine Reihe schöner, ausdrucksstarker Worte. Nein, ich meine jetzt nicht „Öffentlicher Personennahverkehr“. Solcherart Kunstvokabel erzeugt im Kopf des Hörenden kein Bild. Anders sieht es aus, wenn Stichworte wie „Omnibus“, „Straßenbahn“ oder „Doppelstockbus“ gebraucht werden. Da hat man das Rumpeln und Rattern und Quietschen förmlich im Ohr. Wer in der DDR gelebt hat (oder den heutigen Leipziger „ÖPNV“ kennt), kann auch mit „Tatrabahn“ etwas anfangen – diese unverwüstliche, Gleisanlagen mordenden, aber eben auch bei Schnee und Eis rollenden, ach was, rumpelnden Straßenbahnen haben/hatten einen markanten Klang. Da heulte einst der hochdrehende Elektromotor, da knallten die Schütze, dass es eine Lust war; beide Schallquellen sind inzwischen dank neuzeitlicher Elektronik ausgetrocknet. Geblieben ist die Tatraklingel, jenes archaische, Todesangst verbreitende Fußgängerwarnaggregat, das jeder Luftschutzsirene Konkurrenz macht und noch heute die Kenner des einst weitverbreiteten Sounds bei Seite springen lässt. Selbst dann, wenn diese inzwischen hochbetagt sind und die Tatraklingel weit ab vom Schienenstrang ertönt, weil ein Spaßvogel sie an ein städtisches Müllfahrzeug geschraubt hat. Soviel zu starken Worten und Bildern im Kopf.
Oder halt, einen Nachschlag (auch so ein schönes Wort, da hört man förmlich, wie die Erbsensuppe aus der Kelle in die Suppenschüssel schwappt und riecht das Rauchfleisch) gönne ich den LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer ganz korrekten Tagebuches noch: Es geht mir um das „Klatsche“, eng verbandelt mit dem bajuwarischen Terminus „Woatschn“. Wenn jemand eine „Klatsche“ bekommt, dann hört man als Unbeteiligter förmlich den Einschlag, kann sich die leichte Gesichtsverschiebung des Targets vorstellen, weiß um den bald erscheinenden fünf-Finger-Abdruck auf der Wange des geklatschten und sieht dessen empört-ungläubig-entsetzt-schmerzverzerrtes Gesicht vor sich. Eine Klatsche, das hat Schmackes, da weiß man, was man hat. Bzw., was man zum Glück nicht hat, weil’s einen anderen getroffen hat, zum Beispiel den Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung.
Besagter sonnenköniglich regierender Verwaltungschef einer nordwestsächsischen Kleinstmetropole hat seinem Kulturbürgermeister Michael Faber im vergangenen Jahren das Vertrauen und eine Menge Kompetenzen entzogen. Konkret: Der Kulturbürgermeister ist per Erlass seines Chefs nicht mehr für Oper, Gewandhaus, Centraltheater, Theater der Jungen Welt und Musikschule zuständig. Nur noch für den Rest, was immer da böeibt außer einem ungeliebten Naturkundemuseum, das der Beraubte schließen will.
Irgendwie konnte SPD-Jung nicht mit dem von der Linken ins Amt gezaubterten Michael Faber, der eigentlich einen Verlag leitet und als Feingeist gilt. Also ein Mann mit Erfahrungen in der Wirtschaft und mit Niveau ... in der Stadtverwaltung Leipzig?
Und irgendwie mochte Faber auch nicht das rechte Verständnis für die allerhöchst gewünschten Prioritäten in der Leipziger Kulturpolitik entwickeln. Irgendwie machte Faber auch keinen Hehl daraus, welche Art von Kultur ihm wichtig ist und welche ihm kulturell am ***** vorbeigeht. Und irgendwie hatte Kulturmensch Faber weder Stallgeruch noch Verwaltungserfahrung und schon gar keine Verbündeten in einer Verwaltung, die sich unter einem schwachen, zerstrittenen Stadtrat und einem dazu passenden Oberbürgermeister längst zum Staat im Staate aufgeschwungen hat (Dass die Leipziger Verwaltung bereits den Antrag auf UNO-Mitgliedschaft gestellt haben soll, halte ich für ein Gerücht. Noch.).
Fazit: Ende vergangenen Jahres begann das Abwahlverfahren. Im ersten Wahlgang http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/hauchduennes-ergebnis-kulturbuergemeister-faber-im-ersten-wahlgang-abgewaehlt/r-citynews-a-65406.html kam unter den Mitgliedern des Stadtrates die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Abwahl zusammen. Gestern (19. Januar 2011) ging nun der zweite Wahlgang über die Leipziger Bühne, von vielen Beobachtern eigentlich nur noch als Formsache empfunden.
Dass es mit Formsachen manchmal so eine Sache ist, dürfte OBM Burkhard Jung nicht wirklich überrascht haben, dass die zweite Runde des Abwahlverfahrens gründlich in die oberbürgermeisterliche Hose kleckerte, hingegen schon. Allen mauscheligen, fraktionsinternen und -übergreifenden Abstimmungen zum Trotz kam die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht zustande. Zwei Enthaltungen unbekannter Herkunft ließen Jungs schönen Plan platzen. http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/citynews/zittern-um-die-zwei-drittel-mehrheit--heute-beginnt-die-abwahl-von-kulturbuergermeister-faber/r-citynews-a-70541.html
Die Fraktion der Linken applaudierte, in CDU- und SPD-Fraktion war man erstens überrascht und zweitens not amused. Und irgendwie können sich die ratlosen Ratsmitglieder nicht vorstellen, was ein seiner Kernkompetenzen beraubter Kulturbürgermeister künftig kulturbürgermeistern will. Da mutet selbst der fromme Wunsch der FDP, dass doch bitteschönbittesehr der OBM perspektivisch seine Beute aus den Zähnen lassen und dem Kulturfuzzi die Zuständigkeiten wiedergeben möge, wie das Pfeifen im finsteren Keller an.
Und der von 16 Prozent der Leipziger gewählte OBM Burkhard Jung? Ist blamiert, denkt aber trotz der Klatsche natürlich weder an Rücktritt noch an irgendwelche Korrekturen. Sicher wird er demnächst wieder mal superdupergünstig verreisen, z.B. nach China oder in die USA, und vor dort schöne Fotos mailen lassen, die sein Verständnis von Wirtschaftsförderung zeigen.
Fehlt noch was? Na klar, mir fällt noch ein weiteres, starkes Wort ein: Arschtritt. Aber bis die LeipzigerInnen dazu Gelegenheit haben, dauert’s noch. Jungs Amtszeit währt bis 2013, mit seiner erneuten Kandidatur hat der Siegener bereits gedroht.

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