Freitag, 7. Januar 2011
Wie Leipzig sich zur Billig-Nutte macht. Oder: Stadt für 30 Millionen zu verkaufen.
Im ältesten Gewerbe der Welt gibt es kleine, aber wichtige Unterschiede: Auf der einen Seite schaffen bedauernswerte Geschöpfe in der Billigschiene an, in Gottes eigenem Land treffend als „Drei-Dollar-Nutte“ bezeichnet. Am anderen Ende der Skala werden Edelhuren wie Markenartikel feilgeboten. Dass es solche Unterschiede beim sich Prostituieren nicht nur bei Nutten, sondern auch bei Städten gibt, machte mir der heutige Tag wieder einmal deutlich.
In meiner Heimatstadt Leipzig gab es in den vergangenen Woche viel Gewese um ein Red-Bull-Projekt. Die Brausehersteller wollen hier ein Trainingszentrum für die Fußballer ihrer mittelmäßig glücklosen Werksmannschaft „Rasenball Leipzig“ errichten. Um das Vorhaben gab es erschröcklich viel Geheimniskrämerei, doch allmählich sickerte durch, dass Red Bull auf einem Gelände am Leipziger Cottaweg rund 30 Millionen Euro ausgeben will, um dort seinen Aufstieg in die Bundesliga irgendwie hinzuzaubern.
Das wäre nicht so schlimm, wenn hier nur Geld ausgegeben würde. Doch die Roten Bullen alias Rasenballer errichten ihr Trainingszentrum nicht etwa in einer der reichlich vorhandenen Industriebrachen, sondern – vorsichtig formuliert – am Rand des Leipziger Auenwaldes. Alles in allem sind im ersten Bauabschnitt neun Hektar dran, Erweiterungen und abholzende Inanspruchnahme dürften nicht lange auf sich warten lassen. In meiner Lokalpostille wurde das Vorhaben heute online hier http://nachrichten.lvz-online.de/gestaltete-specials/knipser/rb-leipzig/rb-leipzig-trainingszentrum/r-rb-leipzig-a-68461.html bejubelt, was nicht wundert, denn der depperte Schreiberling konnte nicht mal den Vornamen des Leipziger Oberbürgermeisters richtig schreiben. Burkhard Jung ist zwar kein harter Mann, aber dass ihn die Leipziger Volkszeitung zum „Burghard“ macht, hat nicht mal diese Figur verdient.
Fassen wir zusammen: Für 30 Millionen Öcken dürfen die Ösibrausianer in Leipzig Bäume fällen.
Schauen wir nun nach Dresden. Auch dort gab es Eingriffe in bestehende Natur, auch dort wurde einer Investition Landschaft geopfert. Der Unterschied liegt im Detail: Für den Neubau von AMD Saxony (heute Globalfoundries) wurden 6 Milliarden Dollar angefasst. Selbst wenn man davon die seinerzeit öffentlich gesponserten 800 Millionen DM abzieht, bleibt noch eine Menge Holz übrig. Edel. Sehr edel.

Und nun lehne ich mich zurück und überlasse den geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches die Bewertung, welche der beiden sächsischen Städte Leipzig und Dresden die „Drei-Dollar-Nutte“ und welche die Edelhure ist.
Übrigens: Den Ausstieg aus dem Gewerbe schaffen in aller Regel nur die Edelhuren. Die Billignutten kommen nie auf einen grünen Zweig, gehen ewig auf den Strich und machen ... nur ihren Zuhälter reich. Ganz gleich, ob mit hartem oder weichem g (Aber das verstehen nur Einheimische).

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Letzte Ölung für einen Aktenordner. Oder: Geiz bei der Buchhaltung kann so geil sein
Zu den Schattenseiten im Leben eines Selbstständigen zählt die Buchhaltung; vor allem der Jahresabschluss ist ein immer wiederkehrender Quell der Freude. Dieser Tätigkeit widme ich mich zurzeit und hoffe, dass auf meinem Antlitz dabei nicht gar zu viele Ekelpickel sprießen mögen.
Beim Hin- und Herschaufeln und Sortieren von Belegen habe ich mich allerdings bei einer Anwandlung von Geiz ertappt, über die ich im Nachhinein selbst Grinsen musste - und wer kann schon von sich behaupten, beim Abarbeiten von Buchhaltungsmüll die Mundwinkel nach oben zu ziehen?
Also dann: Aus lauter Sparsamkeit (Im Herzen kann auch ein leibhaftiger Sachse irgendwie Schwabe sein) nutze ich zum Abheften all der ekligstaubigen Belege des vergangenen Jahres Ordner, die - vorsichtig formuliert - schon einiges erlebt haben und mindestens das vierte Rückenetikett tragen. Ein solcher Aktenschrankveteran erregte heute mein morgendliches Missfallen, denn beim Öffnen und Schließen zeigte sich seine ausgeklügelte Hebelmechanik nicht nur recht widerspenstig, sondern ließ dazu auch noch ein jämerliches Quietschen ertönen. Nach gefühlten 43 Trilllionen Quietschvorgängen griff ich mir einen Pumpöler http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96lkanne und träufelte ein klitzekleines Tröpchen edlen Öls in die Ordnermechanik und gab gleich noch ein zweites hinterher - was soll der Geiz, die verfressenen Hühner und Schweine, die das Zeug sonst verdrücken, sind ja zurzeit auf Diät.
Anschließend wackelte ich ein wenig an der Mechanik herum, ergötzte mich am Nachlassen des Ordnerwimmerns und putzte abschließend überschüssiges Öl mit einem Stück Zellstoff ab. So schön kann Büroarbeit sein ...

PS.: Vor Übergabe des geschmierten Ordners an meinen Steuerberater werde ich wohl noch ein Zettelchen anbringen, das die Bearbeiterin meiner Unterlagen über die Herkunft des doch recht penetranten Geruches informiert. Ich hätte vielleicht doch kein altes Motorenöl verwenden sollen ...

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