Mittwoch, 3. November 2010
Triplettenspaß reloaded. Oder: Wenn Bernd und Frank zur Weltpolitik erhoben werden.
Na sowas, da habe ich mich doch tatsächlich vertan, um einen Tag: Am Montag habe ich mich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1722069/ über die massive Werbung meiner Lokalpostille für eine Veranstaltung, bei der seine Durchleucht, der Chefredakteur, als Moderator auftritt, gelästert. Und mich zu der Annahme verstiegen, dass darüber schon am nächsten Tag in epischer Breite berichtet werden würde.
Hiermit gestehe ich, dass diese Annahme falsch war. Am Tag nach dem Auftritt eines gewissen ChR Bernd Hilder mit einem gewissen Frank Schöbel beim Leipziger Gespräch stand nichts über dieses epochale, geschichtsverändernde Ereignis in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung. Asche aufs Haupt.

Aber: Dafür widmete die LVZ diesem Thema heute eine Dreiviertelseite ihres qualitativ gewohnt hochwertigsten Lokalteils, aufgemacht mit einem vierspaltigen Konterfei des trotz seiner 68 Jahre jugendlich wirkenden Frank Schöbel, dazu ein zweispaltiges Lichtbildkunstwerk, welches den moderierenden Chefredakteur in lässig-intellektueller Pose beim Plaudern mit dem Sänger zeigt, abgerundet durch fünf Archivbilder aus der Frank-Schöbel-Historie.
Zeilen bot der von der zuständigen Boulevard-Redakteuse gelieferte "Drumrumtext" en masse, Lesenswertes eher weniger. Ein Highlight: Der Versuch, die Karriere oder besser nicht-Karriere des Frank Schöbel im Westen politisch zu deuten. Zitat LVZ: "In der Sendung von Dieter Thomas Heck (CDU-Mitglied) durfte er nicht auftreten, aber zur NDR-Schaubude (SPD-dominiert) ließ man ihn fahren."
Dem wäre der Vollständigkeit hinzuzufügen, dass die Leipziger Volkszeitung (anteilig in SPD-Besitz) ja auch nicht jeden zu Wort kommen lässt.

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Familiendrama oder Ehrenmord? Oder: Schöne deutsche Sprache.
Die Sächsische Zeitung SZ berichtet heute in ihrer Online-Ausgabe von einem Familiendrama in Freital. Guckst Du hier: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2603440
Preisfrage an die Leserinnen und Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches: Woran erkennt man, dass es sich bei Opfer und Täter um Deutsche, also um richtige, gebürtige und keine irgenwie migrierten, gehandelt hat?

Na, keine Idee?
Dabei ist es doch so einfach: Hätte sich die Tat in einer Familie mit Migrationshintergrund abgespielt, wäre das dem Leser erstens mitgeteilt worden. Und zweitens hätte die Polizei nicht von Familiendrama, sondern von einem Ehrenmord gesprochen. So vielfältig ist die deutsche Sprache ...

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Montag, 1. November 2010
Schöne Grüße aus dem Jemen. Oder: In dieser Woche sind in den USA Kongresswahlen
Also eines muss man den Jungs von al-Quaida (vulgo: El Kaida) ja lassen: Ideen haben sie, die Burschen. Vor allem Ibrahim Hassan al-Asiri, der mit geradezu beneidenswerter Kreativität und gottbegnadeter Fingerfertigkeit allerlei Teufelszeug bastelt, das nur dem einen Zweck dient, nämlich Feinde Allahs in möglichst viele, möglichst kleine Stücke zu zersprengen.
Was er so draufhat, demonstrierte der Bombenbauer erst vor kurzem mit der Sprengung eines vermeintlichen Überläufers, in dessen Gedärm sich ein Bömbchen befand, das justament im Beisein eines saudischen Prinzen (http://www.heise.de/tp/blogs/8/146279 ) ferngezündet wurde und seine lebende Ummantelung im prinzlichen Gemach verteilte. Dumm nur, dass der Bombenbauer wohl die dämmende Wirkung des Bombenträgers unterschätzt hatte, der wider Willen zum menschlichen Schutzschild wurde ...
Doch zurück zu al-Asiri: Sein neuester Coup hat es wieder auf die Titelseiten aller Holzmedien geschafft und natürlich auch die Nachrichtensendungen erreicht. Vom Jemen aus gingen zwei Luftfrachtpäckchen auf die Reise nach den USA. In den Päckchen befanden sich Liebesgrüße aus al-Asiris Werkstatt: mit PETN (http://de.wikipedia.org/wiki/PETN), besser bekannt als Nitropenta bzw. Semtex, gefüllte Tonerpatronen (http://www.heise.de/tp/blogs/8/148657), versehen mit einer Möglichkeit zur Zünddung „by call“, und alles so solide und liebevoll zusammengesetzt, dass es im Röntgenbild keine unnötigen Fragen provoziert – außer vielleicht der, weshalb Tonerpatronen aus dem nicht eben als Hightech-Land bekannten Jemen gen USA reisen sollten. Aber wer einige Zeit vor einem Monitor sitzend stichprobenartig in irgendwelche Kartons gucken muss, stellt keine so anspruchsvollen Fragen mehr.
Wobei: Ein paar Fragen sollte man sich schon stellen, denn die Tonerpäckchen haben’s nicht nur sprengtechnisch in sich. Kaum auszudenken, was da alles für Zufälle passiert sind: Es gab da einen Tipp aus Saudi-Arabien, dann hat auch noch das BKA eine plötzliche Eingebung gehabt und putzigerweise eine schon am Luftfracht-Drehkreuz Köln abgefertigte und auf die Reise nach London weitergeleitete Bombensendung „nachträglich enttarnt“, und dann bellen plötzlich auch noch alle üblichen Verdächtigen lauthals nach mehr Sicherheit, mehr Kontrollen, mehr Geld ... und außerdem finden in dieser Woche in den USA Kongresswahlen statt.
Ein Schelm, wer da nicht auf arge Gedanken kommt ...

PS.: Denjenigen Leserinnen und Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches, die nun schon das Schimpfwort „Verschwörungstheoretiker“ buchstabieren, sei ein wenig Erinnerung empfohlen: Wie war das doch gleich mit den Masservernichtungswaffen im Irak, mit deren von US-Geheimdiensten nachgewiesenen Existenz ein gewisser George Bush jr. den Einmarsch seiner Truppen in den Irak begründete?
Im Zusammenhang mit einem ähnlich plumpen fake ist vor über 70 Jahren der Ausspruch geprägt worden, dass die Glaubwürdigkeit gleichgültig sei. „Im Sieg liegt das Recht.“

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Triplettenspaß in der Lokalpostille. Oder: Einmal werden wir noch wach ...
Wenn eine Nachricht doppelt in der Zeitung steht, nennt man das im Redaktionsjargon "Dublette" und ist üblicherweise unangenehm berührt. Warum? Weil's ein Indiz dafür ist, dass geschlampt wurde und dass die Kommunikation zwischen den Ressorts nicht funktioniert (hat). Und weil's in der Regel Mecker bei der Blattkritik gibt.
Noch unangenehmer ist es, wenn sich eine solche Dublette innerhalb eines Ressorts ereignet oder wenn sie sich gar zu einer Triplette auswächst. Beides durfte die schrumpfende Leserschaft meiner Lokalpostille, der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichteten "Leipziger Volkszeitung", in den vergangenen Tagen erleben.
Der Auftritt des "Sängers, Schauspielers und Buchautors Frank Schöbel" im Leipziger Gespräch im Gewandhaus am heutigen 1. November war dem Lokalteil der LVZ innerhalb einer Woche gleich drei fast wortgleiche Ankündigungen von knapp 30 Zeilen wert. Mindestens, denn ich lese das Käseblatt längst nicht mehr so genau, also könnte mir die eine oder andere Ankündigung glatt durchgerutscht sein.
Interessant finde ich an der putzigen Triplette, dass da stets neben Frank Schöbel auch noch ein anderer Name zu lesen ist, der des LVZ-Chefredakteurs Bernd Hilder, welchselbiger allerhöchst die Veranstaltung moderieren wird. Himself.
Sollte die Triplette etwa wirklich keine peinliche Panne, sondern eine noch peinlichere Absicht sein?
Na. spätestens morgen werde ich es wissen - wenn ich meine Lokalpostille aufschlage und mir ein dem epoachalen Ereignis sehr angemessen platzierter und dimensionierter, der Wichtigkeit der Protagonisten entsprechend illustrierter Bericht über den Auftritt von Bernd Hi..., ähhh Frank Schöbel das Frühstück versüßen wird. Schaunmermal.
In diesem Sinne: Ich bin gespannt und summe leise eine Melodie vor mich hin ... "Einmal werden wir noch wach, heißa ...

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Mittwoch, 13. Oktober 2010
Lehrvorführung für Holzmedien. Oder: Burkhard Schröder demonstriert Recherche
Aus den klassischen und etablierten Zeitungsverlagen, die sich als Hort des Qualitätsjournalismus' verstehen, ist oft zu hören, dass natürlich ein jeder publizieren könne, aber dass echte Qualität nur von einem großen, fetten Verlag zu erwarten sei.
Burkhard Schröder hat heute am Beispiel des Grubenunglücks in Chile mal demonstriert, wie Recherche (für die Holzmedien: Dass ist nicht das, was aus dem Ticker läuft) so geht.
Nachzulesen hier http://www.burks.de/burksblog/2010/10/13/compania-minera-san-esteban-primera-eine-kriminelle-vereinigung
Sehr empfehlenswert für interessierte Leser. Für Holzmedienschaffende: Schlaft weiter.

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Mittwoch, 15. September 2010
Mehrverkehr. Oder wie Udo Vetter mir den Feierabend versüßte
Der heutige Tag hatte es in sich: Viel zu tun, außerdem noch reichlich 40 Trainingskilometer, dann wieder viel zu tun - doch ehe ich mich in den verdienten Feierabend verabschiedete, rettet mir Rechtsanwalt Udo Vetter mit seinem Lawblog (www.lawblog.de) den Tag. Er brachte das Wort "Mehrverkehr" ins Spiel. Worum es bei dieser juristisch-sexuellen Weiterbildungsvokabel geht, kann man hier nachlesen: http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/09/15/magisches-wort/
Udo for President!

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Donnerstag, 9. September 2010
Meine Lokalpostille und die Schulanfänger. Oder: Interessante Nichtunterstützer
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, war heute nicht weniger inhaltsarm als üblich, dafür aber besonders dick. Schuld war die knapp 174 Gramm schwere Verlagsbeilage (vulgo: Werbescheiß unter eigener Flagge) "Schulanfänger 2010". In diesem Stück Holzmedium findet sich, nebst einem inhaltsökonomisch gestalteten Grußwort des aus dem dynamisch-diagonal gestalteten Foto lächelnden Chefredakteurs Bernd Hilder vor allem Bildmaterial.
Abgelichtet wurden die vor vier Wochen eingeschulten Grundschüler aus Leipzig und einigen angrenzenden Nestern, brav aufgestellt im Klassenverband, dazu die Namen der wehrlosen Opfer, ein paar Infos zur Schule und natürlich der Hinweis auf die online-Bestellmöglichkeit.
Vor allem enthält die von einem externen Dienstleister (Hallo, Kay, gut gemacht!) produzierte Beilage jedoch Werbung, viel Werbung. Teils als klassische Anzeige, teils als PR, also die übliche Brühe.
Mein Interesse weckten allerdings vor allem die Plätze, auf denen statt Werbung Fotos von Spielplätzen oder aber lustige Bildchen aus dem wohlfeilen Grafikbaukasten abgedruckt waren. Dort war offensichtlich der eine oder andere Anzeigentraum geplatzt, der gewünschte Umsatz nicht erzielt worden.
Ein wenig Nachdenken brachte mich auf die Spure der fehlenden Anzeigen, der Vergleich mit früheren Ausgaben dieser bzw. ähnlich anspruchsvoller Beilagen bestätigte die Vermutung: Einige langjährige Anzeigenkunden sind dabei, sich von der nach eigener Aussage dem Qualitätsjournallismus verpflichteten LVZ werblich abzunabeln. Im Klartext: Sie haben erkannt (oder sind auf dem besten Weg dahin), dass das Preis-Leistungs-Verhältnis - vorsichtig formuliert - sich verändert.
Nun mag sich die geneigte Leserschaft meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb mich das interessiert ... Ganz einfach: Mit einem der Nichtunterstützer der gewichtigen Schulanfangsverlagsbeilage saß ich vor einigen Tagen zusammen. Die Ernsthaftigkeit seiner Anfrage ist mir nun klarer als noch vor Wochenfrist.

PS.: Herzliche Grüße an K. mit dem Safari-Browser: Ich schreibe jetzt wieder häufiger, der maximale Stress ist vorbei. Dass es demnächst ein paar Tagebuchpausentage geben wird, muss ich Dir ja nicht sagen - Du kennst ja die laufenden gründe.

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Freitag, 6. August 2010
Fraktursatz ist Glücksache. Oder: Peinliche Fehler heutiger Fachleute bei Berichten über das Gestern
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Verständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, hat ihren LeserInnen heute ein selbst für LVZ-Verhältnisse seltenes Lehr-(Leer?-)Stück in puncto Qualität beschert. Auf einer Doppelseite im Lokalteil wird das 80-jährige Bestehen der Zentrale der Leipziger Konsumgenossenschaft gewürdigt. Oben drüber steht der kleine Hinweis Sonderveröffentlichung, im Impressum zeichnet für Redaktion und Gestaltung die Leipziger Medienservice GmbH, ein „Unternehmen der Leipziger Volkszeitung“ für das oppulente Werk verantwortlich. Im Klartext: Hier wurde gegen Geld veröffentlicht, das ganze Stück ist eine Art Anzeige, nur schöner.
Wirklich schöner? Nun ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, über Propaganda bzw. Werbung auch. Unstrittig sind dagegen Fehler – und an denen mangelt es der Konsum-Doppelseite nicht.
Um dem Stil des Jahres 1930 zu entsprechen, wagten sich die Macher des Werbeblattes auf gefährliches Terrain: Sie setzten, wie weiland in der LVZ des Jahres 1930 (da war als „1. Beilage zu Nr. 182“ ebenfalls ein Konsum-Sonderprodukt erschienen) Überschriften in Fraktur-Schrift. Ein eingeblocktes Faksimile der alten LVZ zeigt eine halbe Seite der damaligen Werbeschrift. Und macht gleichzeitig einen gravierenden Unterschied deutlich: 1930 verstanden die Macher der LVZ noch ihr Handwerk und waren in der Lage, einen Frakturtext den Regeln entsprechend zu setzen. Die findet man u.a. im Duden, sehr lesenswert aber auch http://www.e-welt.net/bfds_2003/veroeff/Knigge_digital.pdf und (kurzgefasst) hier http://www.e-welt.net/bfds_2003/veroeff/S-Regeln_Druck.pdf
Die gebrochenen Schriften kannten gleich zwei Varianten des Buchstaben „s“ – im Unterschied zu heutigen Gepflogenheiten. Je nach Zusammenhang und Stellung im Wort wurde zwischen rundem und spitzem „s“ unterschieden. Das verbesserte die Lesbarkeit und erleichterte das Erschließen von Zusammenhängen ungemein. Die geneigten LeserInnen meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches seien auf das Wort „Wachstube“ verwiesen. Ob es sich um eine Wach-stube oder eine Wachs-tube handelt, muss sich ein Leser heutiger Druckwerke aus dem Zusammenhang erschließen. Im Fraktursatz zeigten rundes und spitzes „s“ den Unterschied an.
Allerdings nur dann, wenn die Hersteller des Druckwerkes Fachleute sind. In der heutigen LVZ wurde lustig drauflosfrakturiert, als ob es kein spitzes „s“ gäbe. Und so findet sich die falsche Schreibweise prompt in Worten wie „sein“ und „seine“, aber auch in „Deutschland“. Peinlich.
Peinlich übrigens auch für die ach so traditionsbewussten Auftraggeber der Konsum-Sonderveröffentlichung, die das Ding ja vor Veröffentlichung gesehen und freigegeben haben.

Nachsatz: Den LeserInnen der Leipziger Volkszeitung sei empfohlen, sich mit einer Lupe zu bewaffnen und den faksimilierten Text der alten LVZ zu studieren. Sehr amüsant – da wird in feinster propagandistischer Manier über das sozialistische Gesellschaftssystem und dessen Zukunft schwadroniert. Diese Lektüre versöhnte mich ein wenig mit dem Pfusch der heutigen Lokalpostilleros. Aber nur ein wenig.

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Montag, 2. August 2010
Liebe Arbeitskräftepotenziale und -potenzialinnen. Oder: Die entlarvende Sprache des Horst Seehofer
Der Spruch des Tages kommt von CSU-Chef Horst Seehofer. Im ARD-Sommerinterview http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=6722984/g5mrrc/ ließ er sich über den Fachkräftemangel in bad old germany aus und erteilte der Forderung nach einem Begrüßungsgeld für ausländische Fachkräfte eine Absage. In diesem Zusammenhang forderte Seehofer, dass ''wir das hier lebende Arbeitskräftepotenzial ausnutzen''.
Die geneigten Leserinnen und Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches mögen sich nun entspannt zurücklehnen und diesen Originalton des Bayerischen Ministerpräsidenten ein wenig nachklingen lassen.
Was da zwischen den Anführunsstrichen steht, ist für mich ein selten brutales Beispiel purer Machtsprache, da schwingt nichts Menschliches mehr mit. Humankapital und VBE* lassen schön Grüßen. Wer solche Formulierungen gebraucht, wenn er in Wirklichkeit Menschen meint, entlarvt sich selbt.

* VBE: DDR-typische Abkürzung, stand für "Vollbeschäftigteneinheit" - nicht zu verwechseln übrigens mit GVE ...

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Freitag, 16. Juli 2010
Von Kürzungen und Weglassungen. Oder: ein Bericht über das Medienimperium der SPD
Beim freitäglichen Aufräumen in meinem Büro ist mir ein Ausriss aus meiner Lokalpostille in die Hände gefallen, dessen Inhalt ich den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht vorenthalten möchte. Die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung veröffentlichte am 8. Juli 2010 auf ihrer Medienseite – so heißt bei der LVZ das Blatt mit dem Fernsehprogramm – eine dpa-Meldung über die „Königsdisziplin Lokales“. Darin war u.a. zu erfahren, dass Gerd Walter, der Geschäftsführer der SPD-Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft, von „regionalen Zeitungsverlagen einen besseren Lokaljournalismus“ fordert. Walter wird mit den Worten zitiert, dass das Lokale die Königsdisziplin sei, dieses aber in den Verlagen nicht so bewertet bzw. gehandhabt werde.
Das sind Worte, denen ich mich als berufsmäßiger Zeitungsleser gerade im Hinblick auf meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, vollinhaltlich anschließe. Wenn ein Lokalteil vor PR-, Gefälligkeits- und Bequemlichkeitsjournalismus nur so strotzt und die Selbstbeweihräucherung zur Darstellungsform wird, kann von Königsdisziplin wahrlich nicht die Rede sein. Aber das nur am Rande.
Lustig finde ich an besagter dpa-Meldung den letzten Absatz. Dort wird für den weniger kundiger Leser in aller Kürze erläutert, was es mit der SPD-Holding auf sich hat. Wer sich etwas ausführlicher über das profitable Medienimperium der Sozialdemokraten informieren will, dem sei die Lektüre hier http://de.wikipedia.org/wiki/DDVG hier http://www.ddvg.de/ und da http://www.flegel-g.de/spd-verlagswesen.html empfohlen, wobei es der letztgenannten Quelle ein wenig an Aktualität mangelt – die Anteile der SPD sind zwischenzeitlich gewachsen.
Zurück zur dpa-Meldung: Diese listet auf, an welchen Tageszeitungen die SPD-Holding u.a. beteiligt ist. Das sind „Tageszeitungen wie Westfälische Rundschau, Nordbayerischer Kurier, Sächsische Zeitung, Frankfurter Rundschau und Hannoversche Allgemeine“.
Leider ist das eine oder andere Stück der dpa-Meldung der (legitimen) Bearbeitung zum Opfer gefallen. Herausgefallen ist u.a. der Satz „Daraus zog sie (die Holding, Anmerkung ad) 2009 einen Gewinn nach Steuern von rund 4,2 Millionen Euro (2008: 15,5 Mio). An die SPD fließen nach Steuern 6,5 Millionen Euro (8,2 Mio).“
Und sicher hätte die schrumpfende Zahl der LeserInnen meiner Lokalpostille auch interessiert, dass in der naturgemäß unvollständigen Auflistung der Verlage mit SPD-Beteiligung gerade die Leipziger Volkszeitung fehlt. An deren Verlagsgesellschaft ist die Medienholding auf dem Umweg über die Verlagsgesellschaft Madsack zu 23,1 Prozent beteiligt.

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