Donnerstag, 22. Oktober 2009
Ein Schlag aus der PR-Küche. Oder: A 380 wird in Leipzig Anflüge üben. Teil 1
In ihrer gestrigen Ausgabe präsentierte meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, ein wirklich schönes Stück Propaganda-Prosa, mit dem einige der unerreichten Altmeister des vergangenen Jahrhunderts recht zufrieden gewesen wären. Unter dem Titel „Airbus A380 absolviert Starts und Landungen“ war ein Text zu bestaunen, der auf einer ddp-Meldung basierte, nachzulesen hier http://www.pr-inside.com/de/testfl-uuml-ge-mit-dem-airbus-a-r1537270.htm und hier http://www.newsxl.com/index.php/component/content/20622223?task=view&view=article .
In der LVZ steht’s noch ein wenig ausführlicher, aber dennoch bleibt es ein ausstellenswertes PR-Machwerk. Besonders schön ist diese Fassung http://www.lvz-online.de/aktuell/content/114679.html im Online-Auftritt der LVZ.
Lesen wir’s mal genauer:
„Mit dem Airbus A380 ist Mitte 2010 das derzeit größte Passagierflugzeug der Welt zu Gast auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Das bestätigte Uwe Schuhart vom Flughafen auf Anfrage der LVZ-Online. Grund für den Besuch sind so genannte Touch-And-Go-Flüge, bei denen die speziell für den A380 ausgebildeten Piloten Starts und Landungen üben.“
Touch-And-Go steht für Flüge, bei denen eine Maschine landet, jedoch nicht ausrollt und abgestellt wird, sondern gleich wieder startet. Das soll lt. LVZ Mitte 2010 an einem Trainingstag in Leipzig immerhin 40 Mal passieren. Also runter die Kiste, Fuß auf die Bremse, Umkehrschub, einmal Runway entlang, dann Startschub, Ehrenrunde über Leipzig, neuer Anflug, runter die Kiste und so fort.
Laut Eigenwerbung http://www.leipzig-halle-airport.de/media/files/lej/unternehmen/publikationen_medien/unternehmensportraet_fh_leipzig_halle_august2009.pdf gab es auf dem Flughafen Leipzig/Halle im ersten Halbjahr 28.503 Flugbewegungen, macht rund 157 pro Tag. Kommen ein einem Tag 40 dazu, entspricht das einem Plus von einem runden Viertel. Das fällt schon auf, zumindest dann, wenn dieser Zuwachs über einen hinweg fliegt.

Aber weiter im Jubeltext meiner Lokalpostille:
Flughafen-Pressesprecher Uwe Schuhart wird in der LVZ mit folgenden Worten zitiert: „Wir haben im Tagesgeschäft die nötigen Kapazitäten um solche Flüge einzubinden ...“ Übersetzen wir das mal frei ins Deutsche: Unser Flughafen ist nicht wirklich ausgelastet und wir sind froh, dass die Lufthansa für Starts und Landungen noch etwas Geld in die Kasse bringt. Cargo fliegt eh nachts, da stört der A 380 nicht.

Gerade im Stile des unerreichten Altmeisters Joseph Paul Goebbels wird außerdem verkündet:
„Einen gesteigerten Geräuschpegel müssen die Anwohner indes nicht fürchten. Zwar handelt es sich bei dem Flugzeug um eine riesige Maschine, die immerhin um die Hälfte größer ist als eine Boeing 747, laut Schuhart sei es aber auch relativ leise. Nach Angaben von Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber ist die Lärmbelästigung sogar geringer als bei den meisten aktuellen Flugzeugen.“
Mal im Klartext: Auch ein relativ leises Flugzeug macht Krach. Nur eben weniger als ein relativ lautes. Auch wenn schon Krach da ist – kommt weiterer Krach dazu, wird es lauter. Für die lärmgeplagten Anwohner dürfte besonders unangenehm sein, dass der A 380 in relativ ruhigen Zeiten seine Touch-And-Go-Manöver fliegen und seine Ehrenrunden über Leipzig und Umgebung drehen wird.
Dass der A 380 laut PR-Mann Weber weniger Getöse als die meisten aktuellen Flugzeuge verursacht, ist ein Brüller besonderer Art. Gegen die turboproppenden Cargoflieger und die amerikanischen GI-Transporter, die hier ansonsten rumgurken und über den Nachthimmel karriolen, wäre sogar ein Russenpanzer T 72 leise – so er denn flöge.

Beglückend ist auch der Schlusssatz aus dem Munde Webers: Die Lufthansa wird die Öffentlichkeit selbstverständlich rechtzeitig über den Zeitplan der Eingewöhnungsflüge informieren. Immerhin seien solche Aktionen wahre Besuchermagneten, zu denen zahlreiche Schaulustige zu erwarten sind.

Es wird also mit Ankündigung gestört, und die Betroffenen dürfen sich schon auf die Plane-Spotter freuen, die als akustische Katastrophentouristen durchs Land reisen und sich vor Freude bepinkeln werden, den A 380 auf den Chip zu bekommen. Leiser wird’s dadurch auch nicht.

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Freitag, 25. September 2009
Rosenkrieg bei der Leipziger Messe. Oder: Vom Jüngling, der zur besseren Partie zieht.
Das Possenspiel um den erst dementierten und nun doch stattfindenden Wechsel des Geschäftsführers der Leipziger Messe GmbH, Wolfgang Marzin, ins Amt des Geschftäsführers der Messe Frankfurt, nimmt allmählich Züge einer Beziehungskrise an.
Beziehungskrise? Hä? Das ist doch eine private Kiste ... was soll das im Business zu tun haben? So oder ähnlich mag sich an dieser Stelle der eine oder andere Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen.
Sicher, es gibt Unterschiede, aber die Ähnlichkeit zu einer richtig üblen Beziehungskiste, so in der Art „Rosenkrieg“ sind doch beeindruckend.

Da wäre zunächst die Vorgeschichte. Ein junger Mann aus gutem Münchner Hause geht auf Wanderschaft und kommt bei einer älteren Dame in Sachsen unter und lässt sich von ihr aushalten. Na gut, sie hat ihre besten Jahre hinter sich, aber Geld stinkt nicht. Und ein paar Jahre kann man sich ja auch bei einer alternden Braut zusammenreißen. Noch dazu, wo sie erst kurz zuvor ein teures Lifting gemacht hat. Und außerdem hat der Lover ja noch seine Koffer in München.

Dann folgt die Phase Ernüchterung: Hey, die alte Dame macht keinen wirklichen Spaß mehr. Der Lack ist ab. Das Lifting bröckelt, und eigentlich bin ich immer noch jung. Es wird schon über mich gelästert: Was ich an der Madam so finde. Oder ob ich’s bei einer anderen nicht mehr packe? Apropos andere: Auch andere Mütter haben hübsche Töchter, und besser situierte dazu. „Mann“ sollte seine Chance nutzen, solange sich die eigenen Falten noch kaschieren lassen.

Und nun kommt die Phase der Heimlichtuerei: Aber hallo, in Frankfurt, da ist ein, die hat was. Auch nicht die Allerjüngste, aber sehr gut im Futter. Außerdem: Tolle Familie, reiche Verwandschaft, dazu selbst ein stattliches Bankkonto. Ein wenig Turtelei muss erlaubt sein, allerdings vorerst noch heimlich. Schließlich könnte die alte Leipzigerin sauer reagieren, wenn sie mitbekommt, dass ich auf ihre Kosten nach Frankfurt auf Brautschau fliege. Aber mal ehrlich: Die bekommt nicht wirklich was mit, die Sache mit Köln hat sie bis heute verdrängt.

Es wird ruchbar: Keine Ahnung, warum, aber irgendwie ist das süße Geheimnis kein Geheimnis mehr. Die alte Leipziger Lady hat mitbekommen, dass da eine Nebenbuhlerin im Spiel ist. Viel zu früh, denn der fesche Münchner Bubi hat in Frankfurt zwar schon mal Vorspiel geübt, aber so richtig zum Schuss ist er noch nicht gekommen. Die Familie muss erst zustimmen. Und langsam wird’s nervig, denn in Leipzig fängt das Getuschel an. Aber zumindest für paar Tage kann der wechselwillige junge Mann seine misstrauische Gespielin noch beruhigen. Wenn er ihr mit treuem Blick verspricht, dass da keine andere ist und dass er sie mindestens bis 2014 lieben wird, glaubt sie’s. Oder zumindest tut sie so, weil sie’s glauben will.

Es ist raus: Na endlich, die Familie hat zugestimmt, jetzt geht’s mit der Neuen in Frankfurt in die Kiste. Die Verlobung wird bekannt gegeben, am 1. April wird’s offiziell. Nochmal Glück gehabt, nun kann die schrumplige Alte in Leipzig meckern und ihre ganze Mischpoke dazu.

Und wie geht’s weiter? Na, wie es in solchen Fällen immer weitergeht. Freunde und Familie der enttäuschten Ex-Freundin mischen sich ein. Als erstes raten sie der heulenden Lady mit dem geknickten Herzen, den Kerl sofort rauszuschmeißen und die Türschlösser wechseln zu lassen. Und dem Kerl keine Träne hinterherzuweinen, denn der ist das ja gar nicht wert. Und wie sie überhaupt auf den reinfallen konnte ... Schließlich habe jeder sofort gesehen, dass der Münchner Bubi ein ganz ein übler Schlawiner und so ... Und außerdem braucht sie so einen nicht, ohne geht es eh besser.

Und dann? Wird noch ein wenig Rosenkrieg gespielt. Die besonders guten Freunde der alten versetzten Braut werden suchen, stöbern und finden, was sie dem getürmten Bräutigam alles noch anhängen können. Ganz gleich, ob’s wahr ist, oder nicht. Die schiefe Nase? Hat sie von ihm. Genau wie den Mundgeruch und den Wackelzahn. Und außerdem hat er, ehe er nach Frankfurt gegangen ist, noch beim Wirtschaftsgeld geschummelt – wo sie doch immer so großzügig gewesen ist. Und schon vor einem halben Jahr hat er mit der Putzfrau rumgemacht. Bloß gut, dass das jetzt vorbei ist.

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Donnerstag, 24. September 2009
Selbstlose Seelenjäger ohne Feuer und Schwert. Oder: Sektenalarm im Leipziger Rathaus.
Meine Lokalpostille, die Leipziger Volkszeitung, hat mir heute wieder viel Freude beschert. Nein, es geht nicht vordergründig um die Werbung für das Buch „Nachdenken über Leipzig“, ein verlegerisches Eigengewächs, die heute in der hölzernen LVZ und in der Online-Ausgabe http://www.lvz-online.de/aktuell/content/111984.html an exponierter Stelle nachzulesen ist. Natürlich ist das wieder einmal ein feiner Verstoß gegen den Pressekodex, aber das juckt doch bei diesem als Abo-Zeitung getarnten Anzeigenblatt längst niemanden mehr.

Nein, so richtig amüsiert habe ich mich über einen gutmenschelnden Artikel zum Thema „Hare Krishna“. Oder viel mehr zum Thema „Interkulturelle Wochen“. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe wird u.a. auch die Internationale Gesellschaft für Krishnabewusstsein im Leipziger Rathaus einen Abend gestalten.
Und, so berichtet meine Lokalpostille, nun fordern „Experten die Absetzung dieses Indischen Abends“, weil Hare Krishna böse ist und so weiter und so gutmenschelnd.

Um von den Lesern meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches nicht missverstanden zu werden: Ich habe mit Hare Krishna nichts am Hut. Gelegentlich lasse ich in meinem CD-Player mal „Krishna Das“ laufen http://www.amazon.de/Greatest-Hits-Kali-Yuga-Krishna/dp/B0002O06PI/ref=pd_sim_m_3 , aber das hat etwas mit Musikgeschmack und nicht mit Religion zu tun. Ich höre manchmal übrigens Gospel, Orgelmusik und arabische Klänge.

Zurück zu den gutmenschelnden Experten. Gegen den „Indischen Abend“ durfte in meiner Lokalpostille zuerst Solveig Prass, die Geschäftsführerin der „Eltern- und Betroffeneninitiative gegen psychische Abhängigkeit Sachsen“ wettern. Da meine Lokalpostille Links für etwas Unmoralisches und Böses hält und auf solch Teufelei zumeist verzichtet (so sie nicht auf eigene Angebote verweisen), fehlt natürlich im vorliegenden Text der Link zu besagter Initiative. Bitteschön: Sie wirbt im Internet unter http://www.ebi-sachsen.de/ für sich, d.h. sie wirbt nicht, sondern warnt vor allem. Zum Beispiel vor Mormonen sowie vor dieser und jener Religionsgruppe. So richtig gut scheint eigentlich nur die „echte Mutter Kirche“ zu sein.
Dass Gutes tuende, ausschließlich der Sache verpflichtete Gutmenschen mitunter ein wenig übers Ziel hinausschießen, ist keine neue Erkenntnis. In Sachsen ebi-sachsen gibt es durchaus kritische Stimmen ... so z.B. hier http://www.novo-magazin.de/63/novo6332.htm ...

Interessant finde ich die auf der ebi-Seite angebotene Sekten-Checkliste, eine Art bebildertes Hilfsmittel für Pisa-Geschädigte, die durch die Beantwortung simpler Fragen feststellen sollen, ob ein Gegenüber sie womöglich für eine Sekte gewinnen will, nachzulesen hier: http://www.ebi-sachsen.de/sekten/checkliste.html Es gilt: „Schon bei einem Ja – Vorsicht!“
Beispiel gefällig? Zitat Checkliste: „Das Weltbild der Gruppe ist verblüffend einfach und erklärt jedes Problem.“ Hmm, also könnten Die Linke und die NPD Sekten sein ...
Noch’n Beispiel? „Die Gruppe hat einen Meister, ein Medium, einen Führer oder Guru, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist.“ Oskar Lafontaine?
Noch eins? „Du sollst sofort Mitglied werden.“ Fitness-Club?


Aber ich will ja nicht lästern, also lasse ich einen weiteren Experten zu Wort kommen, der in der LVZ seine Sicht der Dinge darlegen durfte: Thomas Feist, Bundestagskandidat der CDU. Er hat sich in Leipzig bereits einen Namen als toleranter Kunstkenner und Vordenker gemacht. Zur Erinnerung: Als das Leipziger Bildermuseum die Installation „Animatograph“ des Berliner Künstlers Christoph Schlingensief zeigte, schaltete Thomas Feist die Justiz ein und forderte in einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft und den Museumsdirekter Hans-Werner Schmidt eine sofortige Altersbeschränkung wegen „gewaltverherrlichender, obszöner und pornographischer Inhalte“. Hmm.
Thomas Feist (http://thomasfeist.de/biografie.html) ist Referent für musisch-kulturelle Bildung beim Jugendpfarramt Sachsen und in der DDR laut offizieller Biographie vor allem Nicht-FDJler gewesen. Dass er für die evangelische Kirche tätig ist, beeinträchtigt sicher nicht seine Objektivität im Umgang mit anderen Religionen, nehme ich mal an.
Obwohl die in der LVZ veröffentlichte Feist-Forderung, dass die Stadt „dieser Sekte“ am 30. September kein öffentliches Forum geben darf, so etwas durchaus nahe legen könnte. Wäre ja auch noch schöner, wenn einfach eine Konkurrenz zu Mutter Kirche für sich werben dürfte! Schließlich kann man die Seele nur einmal erlösen bzw. einfangen. Wenn man von späterer Neubekehrung absieht, gilt „Wech ist wech!“. Seit Abschaffung der Heiligen Inquisition sind die Falschgläubigen so verdammt störrisch; früher, mit Feuer und Schwert, ließ sich noch das eine oder andere fehlgeleitete Schaf umstimmen.
Wobei: Die Feistsche Wortmeldung hat durchaus Unterhaltungswert. Zitat: „Sie stellen eine Person in den Mittelpunkt, durch den die Menschen zu Erlösung kommen sollen.“ Nun mag es ja blaphemisch sein, Hochwürden, aber beim Stichwort „Erlösung“ fällt mir immer zuerst ein Typ religiöser Fanatiker namens Jesus Christus ein, um dessen Herkunft sich allerlei seltsame Mythen ranken. Jungfräuliche Geburt, vom Heiligen Geist gezeugt und so. Also, wenn ich da mal die Fragen in der Sekten-Checkliste auf http://www.ebi-sachsen.de/ anschaue ... aber hallo. Sektenalarm!
Für alle Leser, die bis hierher durchgehalten haben, noch einmal zur Erinnerung: Ich habe mit Hare Krishna nichts am Hut, obwohl meine Ohren Chanten eher mögen als Choräle.
Aber, beim Stichwort Erinnerung muss ich daran denken, dass vor gar nicht so langer Zeit Buddhisten in der kleinen Stadt Taucha bei Leipzig ein deutschlandweites Meditationszentrum errichten wollten. Im Unterschied zu den selbernannten Erben Jesu wollten sie dazu ausschließlich eigenes Geld einsetzen und hofften nicht auf staatliche Bezuschussung. Sie fanden ein Grundstück, legten eine Planung vor und begeisterten viele Tauchaer für sich – nicht zuletzt eine stattliche Anzahl von Geschäftsleuten, die sich von den Buddhisten zusätzliche Umsätze versprachen. Beinahe hätte es auch geklappt, wäre da nicht plötzlich eine heilige Allianz kreuztragender Seelenfänger aktiv geworden, die ein finsteres Bedrohungsszenario entwickelt und im Stadtrat eine unheilige Zweckkoalition der Andersfeindlichen geschaffen hat.
Wie gesagt: Der Kampf um die Seelen ...

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Nachschlag aus der Leipziger Gerüchteküche. Oder: Nun geht Wolfgang M. doch nach Frankfurt, und was macht Wolfgang T.?
Vor wenigen Tagen grübelte ich hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1492009/ über den mehrfach dementierten Wechsel des Geschäftsführers der Leipziger Messe, Wolfgang Marzin, ins Amt des Geschäftsführers der Messe Frankfurt. Und ich kam durch simple Analyse von allerlei Dementis und Worthülsen zu dem Schluss, dass der Wechsel beinahe so sicher ist wie das Amen in der Kirche.
Und nun? Gestern verkündete Petra Roth, Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main (die Kommune ist Hautpeignerin der größten deutschen Messegesellschaft), hier http://www.frankfurt.de/sixcms/detail.php?id=2855&_ffmpar[_id_inhalt]=6120027 den Wechsel von Wolfgang Marzin von seinem bisherigen 200.000-Euro-Job an der Pleiße auf den Halbmillionenposten am Main.
Und auch Märchenonkel Wolfgang Marzin hat aufgehört, die Moritat von der Erfüllung seines bis 2014 laufenden Vertrages mit der Leipziger Messe zu verbreiten und lässt via Presseverteiler seines Noch-Arbeitgebers erklären, dass er das Angebot aus Frankfurt annehmen wird. Schön sind die folgenden beiden Sätze seines Statements: „Die Ereignisse der letzten Tage haben leider nicht zugelassen, die üblichen Abläufe eines Führungswechsels einzuhalten. Ich bedauere, dass mir keine Möglichkeit gegeben wurde, nach der Anfrage aus Frankfurt zunächst mit meinen bisherigen Gesellschaftern, Kollegen und Partnern zu sprechen.“ Böse Medien, böse Mitarbeiter, böse Welt.

Beim Nachdenken über das Marzin-Dementi http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1492009/ hatte ich auch noch eine andere Spekulation angerissen: Den Wechsel des Bundespatenstichministers Wolfgang Tiefensee zur Leipziger Messe, über den die Bild-Zeitung geschrieben hatte und der aus dem Ministeriums der Sonnenkönigs natürlich sofort heftig dementiert worden war.
Nachdem ich mit meiner schlichten Analyse der Marzin-Dementis und der diesbezüglichen Worthülsen richtig gelegen hatte, reizt es mich natürlich, den Tiefensee-Faden ein wenig weiterzuspinnen. Und siehe: Unter gewissen Voraussetzungen erscheint mir ein Wechsel Wolfgang Tiefensees in die Geschäftsführung der Leipziger Messe immer wahrscheinlicher.
Warum? Da wäre Voraussetzung Nummer 1 – die Bundestagswahl am kommenden Sonntag. Sollte der Wahlausgang für ein schwarz-gelbes Regierungsbündnis reichen, muss Wolfgang Tiefensee nicht mehr länger den dauerlächelnden, kompetenzfreien Spatenstecher geben, sondern kann sich dank Position 1 auf der Landesliste der Sachsen-SPD als gut alimentierter Bundestagsabgeordneter Zeit für andere Aufgaben nehmen. Mit Sicherheit, denn unter der Fünf-Prozent-Hürde wird die SPD wohl (noch) nicht bleiben.
Dass zwischenzeitlich medial darüber spekuliert wird, dass mit Martin Buhl-Wagner wohl der bisherige GF-Vize die Nachfolge Marzins antreten könnte, passt aus meiner Sicht gut zu diesem Szenario. Schließlich wäre es nicht gut, würde vor der Bundestagswahl zu laut über den möglicherweise neuen Versorgungsposten für einen Ex-Bauminister in spe spekuliert ... das könnte das Stimmvieh dazu bringen, über Sinn und Unsinn des Kreuzchens für die SPD nachzudenken. Also schnell einen anderen Kandidaten vors Loch geschoben. Dass nach der Wahl die Versprechen aus der Vorwoche gebrochen werden, wundert doch längst niemanden mehr.

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Mittwoch, 2. September 2009
World Skills 2013 in Leipzig. Oder: Das FDJ-Prinzip funktioniert noch immer
Erinnert sich jemand an das FDJ-Prinzip? Tschuldigung, wer nicht in der DDR aufgewachsen ist, kann es nicht kennen. Deshalb eine kurze Erläuterung: Das FDJ-Prinzip war die DDR-typische Umsetzung des gern in allerlei Abwandlung gebrauchten Sprichwortes „Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist ein Waisenkind“ (Kann mir jemand die Quelle dieses Spruches nennen?).
Zurück zur DDR: Meist konnte man bei seinen beruflichen Projekten allein vor sich hin werkeln und wurde nicht durch Hilfe Vorgesetzter usw. gestört. Wenn dann etwas fertig war und zur allgemeinen Zufriedenheit funktionierte, kamen die Väter des Erfolges gelaufen, zogen sich schnell ein Blauhemd über, riefen „Freundschaft“ und reklamierten selbstschulterklopfend einen (unverschämt großen) Teil des Erfolges für sich. Zumindest dann, wenn ein junger Mensch den Erfolg gebastelt hatte. Wie’s bei älteren Semestern aussah, kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen – da gab’s die DDR nicht mehr.

Nun mag sich der eine oder andere regelmäßige Leser meines kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches fragen, weshalb ich mich gerade jetzt an DDR und Blauhemd erinnere. Ganz einfach: Das FDJ-Prinzip lebt, nur eben auf andere Art, weiter.
Gestern wurde bekannt gegeben, dass die Stadt Leipzig 2013 Austragungsort der Berufs-Weltmeisterschaft World Skills sein wird. Nachzulesen in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, am heutigen Tag als Titelgeschichte. Wer unter www.lvz.de nachschaut, wird leider keine Links zu weiterführenden Informationen finden, aber an diese Besonderheit der deutschen Holzmedien (Vielen Dank, Burks, für die Begriffsschöpfung) habe ich mich längst gewöhnt. Die Deppen lernen’s nicht.
Interessantere Informationen zu den World Skills findet der geneigte Leser hier: www.worldskills.org/index.php?option=com_content&task=view&id=698&Itemid=126 Dort gibt’s auch das gut fünfminütige Leipziger Bewerbungsvideo zu bewundern. Naja. Dem einen oder anderen wird die Mischung aus Dirndl, Biergarten, Solar Valley, Porsche und Leipziger Messe vielleicht gefallen haben.

Doch das eigentlich Lustige war für mich – und nun komme ich wieder zum FDJ-Prinzip zurück – die Geschwindigkeit, mit der sich allerlei gefühlte Blauhemdträger nach Bekanntwerden der Entscheidung „pro Leipzig“ zu Wort meldeten. Der Leipziger Messe-Chef Wolfgang Marzin verkündete die Entscheidung mit den Worten „Wir haben gewonnen“ am 1. September, 3.46 Uhr, per SMS aus Calgary. Mit von der Partie/y waren Theodor Niehaus, Vorstandsvorsitzender SkillsGermany, und natürlich der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, der feststellte: „So steckt eine Umwegrentabilität von rund 50 Millionen Euro in diesem Mega-Ereignis. Die Austragung in Leipzig ist eine unbezahlbare, internationale Werbung für die Stadt. Wir werden 200.000 Besucher aus aller Welt hier begrüßen und über das Zukunfts-Megathema zum Mittelpunkt für junge Menschen. Diese Chance werden wir nutzen, um Charme und Leistungskraft Leipzigs in die Welt zu tragen.“

Obwohl überzeugter Optimist und Positivdenker, neige ich in solchen Dingen weniger zur Euphorie, fühle mich an die obertolle Olympiabewerbung meiner Heimatstadt Leipzig erinnert und hoffe, dass die Geschichte möglichst skandalfrei und mit einer schwarzen Null ausgeht. Aber Umwegrentabilität ist eine schöne politische Floskel und irgendwie wie Quark: Man kann sie beliebig schmieren und irgendwie passt es dann schon. Und wenn nicht, macht’s auch nicht, denn die siebenjährige Amtszeit Jungs geht 2013 zuende. Eine Wiederwahl des uncharismatischsten Leipziger OBMs (mindestens) seit 1990 erscheint selbst eingefleischten Parteigängern der SPD als unwahrscheinlich.

Aber zurück zu den Blauhemden. Nach der Jubelarie der Leipziger Messe landeten in meinem Posteingang die Nachrichten vieler weiterer Absender, die den Erfolg – oder zumindest ein kleines Splitterchen davon – für sich reklamierten. Flughafen, Kammern, Touristiker, ... – alle sonderten ihre Statements ab.
Besonders putzig war aus meiner Sicht eine Mitteilung eines Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Dessen Chef, der dank vorwöchiger Landtagswahl gerade in Abwicklung befindliche Staatsminister Thomas Jurk, durfte sich in der Pressemitteilung per zitierfähiger Äußerungen sogar „freuen“. Immerhin, seine Pressesprecherin formulierte kongenial, dass „Klein-Paris“ den großen Konkurrenten von der Seine im letzten Entscheidungsmarathon mit 23 zu 22 Stimmen hinter sich gelassen habe. Die Anleihe beim alten Geheimrat Goethe hat mich gefreut, obgleich ich die Sache mit dem Marathon nicht wirklich nachvollziehen konnte.

Doch nun noch einmal zum Thema: „Freundschaft!“ Und bitte: Das Blauhemd nach dem Tragen waschen, die Dederonklamotten müffeln so leicht.

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Dienstag, 14. Juli 2009
Nachricht von meiner Lokalpostille. Oder: Stadtfest, Dorffest und ein abmahnfähiger Werbebrief
Meine Lokalpostille, die nach eigener Aussage dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung, hat mir einen Brief geschrieben. Natürlich war es nicht die Postille selbst, denn die kann ja nicht schreiben. Statt dessen schreiben die Mitarbeiter; oder besser: Sie versuchen’s zumindest. Besagter Brief stammte – auch wenn’s so nicht draufsteht – aus der Anzeigenabteilung. Im Namen von Mediaberaterin Tina Griesche schrieb mir Verkaufsassistentin Cornelia Bethmann - und wohl auch vielen anderen Selbstständigen, die die LVZ immer noch (warum eigentlich?) beziehen – ein beachtenswertes Schriftstück. Ich erfuhr, dass vom 11. bis 13. September in meinem Dorf Borsdorf „Das Borsdorfer Parthenfest“ stattfindet. Das wusste ich bereits, aber das ist bei der Leipziger Volkszeitung nichts wirklich Neues, sondern Methode.
Meinen ersten Heiterkeitsausbruch hatte ich, als in besagtem Brief das Parthenfest als „alljährliches Stadtfest“ bezeichnet wurde. Wie gesagt: Ich lebe und arbeite in Borsdorf, einem sehr sympathischen Ort mit rund 8.500 Einwohnern. Aber Borsdorf ist – der Name sagt es – ein Dorf. Das Stadtfest war sicher von einer früheren Nutzung dieses Musterbriefes stehengeblieben. Schließlich gibt es rund um Leipzig ja einige Kleinstädte ... Um so erstaunlicher ist es, dass besagter Wiederholungsstadtfestbrief meiner Lokalpostille gleich mehrere Fehler enthält.
Na gut, Kommasetzung ist durchaus Glücksache – wenn man dazu den falschen Würfel nimmt. Und auch die neue Rechtschreibung mag noch nicht bis in den letzten Winkel des großen LVZ-Hauses im Leipziger Peterssteinweg gedrungen sein.
Dass aber auf dem verwendeten Briefkopf der Name des Geschäftsführers der Leipziger Verlags- und Druckerei-Verwaltungs-GmbH falsch geschrieben ist, hat mich dann doch beeindruckt. Das ist sogar für meine Lokalpostille eine beachtliche Leistung. Und hätte es noch eines Anstoßes bedurft, der Verlagsbeilage zum „Stadtfest“ meines Dorfes kein Geld in den Rachen zu werfen – das wäre er gewesen.
Und außerdem: Mit einem Einsatz von 100 Euro zzgl. Ust. – so viel kostet eine 45 Quadratzentimeter große Anzeige im angepriesenen Sonderthema zum Parthenfest - kann ich Besseres tun. Die wenigen relevanten Leser, die der LVZ noch verblieben sind, lassen sich anderweitig günstiger erreichen.

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Donnerstag, 2. Juli 2009
GIs über MeckPomm. Oder: Flughafen LEJ künftig ohne nächtliche Militärtransporte
Die Deutsche Presseagentur meldet unter Berufung auf die „Ostseewelle“, dass die amerikanischen Militärtransporte statt über Leipzig künftig über Parchim geführt werden sollen. Damit wäre das 20.000-Einwohner-Kaff an der Grenze von Meckpomm zu Brandenburg die neue Drehscheibe der US-amerikanischen Truppentransporte auf dem Weg von Good’s own Country nach Afghanistan oder in den Irak bzw. retour.
Der Parchimer Flughafen http://www.airports-worldwide.com/germany/schwerin-parchim_germany.htm )heißt offiziell „Flughafen Schwerin-Parchim“, wurde 1936 gebaut, 1945 zerkloppt und diente den sowjetischen Truppen bis 1991 als Militärflughafen. Nachdem allerlei Träume zur Revitalisierung des Geländes gescheitert waren, kauften chinesische Investoren 2007 den Flughafen für rund 100 Mio. Euro für Fracht- und gelegentliche Passagierflüge. Wirklich gut geht es dem Flughafen nicht: http://www.svz.de/lokales/parchim/artikeldetails/article/210/bewegung-auf-parchims-flugplatz.html

Nun gehen die Chinesen mit ihrer uneingeschränkten Nachtflugerlaubnis bei den Amerikanern hausieren und scheinen dort – angesichts eines deutlichen Gegenwindes am Standort Leipzig – auch offene Ohren zu finden. Sagt zumindest die Ostseewelle und stellt lt. dpa bis zu „30 Flüge im Monat“ in Aussicht.
Wer sich übrigens an der Quelle informieren will, kann das unter http://www.ostseewelle.de/index.php?content=nachrichten&read=95_#news95_ tun. Sollte die Info nicht mehr zur Verfügung stehen, so sieht sie aus:

„Parchim (osw) - Der Flughafen Parchim könnte noch in diesem Jahr zu einer wichtigen Drehscheibe für den Truppenaustausch der US-Armee im Irak und Afghanistan werden. Nach exklusiven Informationen von Ostseewelle HIT-RADIO Mecklenburg-Vorpommern steht der Flughafen Parchim in Verhandlungen mit amerikanischen Fluggesellschaften. Die Truppentransporte werden hauptsächlich mit zivilen Passagiermaschinen vom Typ MD 11 und Boeing 747 durchgeführt. Seit 2006 werden diese Flüge über den Airport Halle/Leipzig abgewickelt. Da es in Sachsen regelmäßig Proteste gegen den meist nächtlichen Flugbetrieb für die US-Armee gibt, suchen die Amerikaner nun offenbar nach einer Alternative. Schon in Kürze könnte es deshalb Probeflüge über Parchim geben. Für den ehemaligen Militärflughafen spricht auch eine uneingeschränkte Nachtflugerlaubnis. Bei Aufnahme eines regelmäßigen Flugbetriebs für die US-Armee ist mit bis zu 30 Flügen pro Monat zu rechnen. Der Zwischenstopp wird genutzt, um die Flugzeuge zu betanken und zu warten. Außerdem soll den Soldaten auf ihrer langen Heimreise bzw. auf dem Weg ins Einsatzgebiet eine Pause ermöglicht werden. Vom Flughafen Parchim war dazu keine Stellungnahme zu erhalten.“

Nun habe ich mit den militärischen Einsätzen der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan und im Irak kein Problem, sondern befürworte diese, doch die Notwendigkeit zum nächtlichen Flugbetrieb sehe ich nicht ein. Und da es in dieser Hinsicht offensichtlich keinen Verhandlungsspielraum gibt, empfinde ich einen möglichen Umzug zumindest eines Teil der nächtlichen Störer (Wir haben hier ja auch noch die Rumpelkisten von DHL und Lufthansa Cargo, guckst Du hier: http://www.nachtflugverbot-leipzig.de/ ) als erheblichen Gewinn für die Lebensqualität zehntausender Bewohner der Region Leipzig-Halle.

Amüsant erscheint mir, dass in der Region jetzt offensichtlich die selben Versprechungen gemacht werden und die selbe Trommel geschlagen wird, wie vor einigen Jahren in Leipzig. Guckst Du hier: http://www.svz.de/dpa-meldung/article/210/parchim-drehkreuz-fuer-us-army-1.html Fazit: Alles wird gut, bald wird es Geld und Arbeitsplätze vom Himmel regnen, die Flugzeuge sind supermodern und gar nicht zu hören.
Mut macht mir ein Sprichwort, welches sinngemäß besagt, dass in Mecklenburg alles ein paar Jahre später kommt als woanders. Vielleicht zieht ja auch das turbopropende DHL-Geschwader demnächst um ...

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Montag, 15. Juni 2009
Ich find' Euch Sch ... Oder: Müssen Kommerzkünstler ihr Publikum immer loben?
Am Sonnabend hat Peter Maffay in Leipzig ein Konzert gegeben. Vor 9.000 Fans am Völkerschlachtdenkmal. Das ist - weil historisch "aufgeladen" - ein besonderer Ort, an dem nicht jeder eine Veranstaltung machen darf. Peter Maffay schon. Und das Konzert war, wenn man dem Bericht in meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, Glauben schenken darf, ein Erfolg.
Neben einer Art "The Best of ..." muss Peter Maffay dem begeisternden Publikum wohl auch zahlreiche Komplimente dargeboten haben. So in der Art "Ihr seid toll", "Wir sind gern bei Euch" usw.
Keine Angst, ich habe nicht vor, den gutmenschelnden Großkünstler zu verunglimpfen, aber diese netten Sprüche brachten mich ins Grübeln. Ist eigentlich ein Fall überliefert, in dem ein auftretender Künstler (mal abgesehen von Punks) sein Publikum wissen ließ, dass er es Schei... findet und das die Stadt, in der er spielt, der letzte Husten ist? So in der Art "Ihr seid die allerletzten Heuler. Bei Euch scheint ja nichts los zu sein, dass Ihr hierher kommt. Ich bekomme es ja wenigstens bezahlt ..."
Für Informationen über solcherart Erlebnisse bin ich zwecks Stillung meiner Neugierde dankbar.

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Mittwoch, 10. Juni 2009
Sommertraum in Schwarz. Oder: Leipziger Qualitätsjournalismus im Tiefflug
Welches Top-Ereignis hat gestern in der Region Leipzig stattgefunden und in meiner Lokalpostille samt Kreisausgaben den meisten Platz beansprucht? Kaufhauspleite? Meteoriteneinschlag? Wahlskandal? Alles so was von falsch. Richtig wäre gewesen: Autoverlosungsgewinnübergabe.
Was fürn Brösel, mag nun der eine oder andere Leser dieses kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuches denken. Eine Autoverlosung, das ist doch etwas für wurstige Anzeigenblätter und nichts für eine nach eigenem Verständnis dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Tageszeitung. Stimmt, aber zumindest letzterer Anspruch ist bei meiner Lokalpostille, der Leipziger Volkszeitung, ja nicht mehr wirklich ernst zu nehmen.
Wie sonst wäre es zu erklären, dass der Verlag die gemeinsam mit einem Grimmaer Autohaus durchgeführte Verlosung eines Renault Mégane Cabrios über Wochen zum Ereignis von staatstragender Bedeutung hochkritzelt, dass sich sogar namhafte Verlagsmitarbeiter, die ansonsten vor allem an exponierter Stelle kolumnieren, dazu herablassen, blasse Werbetexte für ein „tolles Auto“ und die Möglichkeiten zu dessen Gewinn zu tippen und dass dem geneigten Leser meiner Lokalpostille Tag für Tag die Nummer des LVZ-Glückstelefons eingehämmert wird? Guckst Du hier: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1411389/
Nun ist es (wahrscheinlich) ausgestanden. Die glückliche Gewinnerin ist eine 44-jährige Chefsekretärin, stammt aus dem Kaff Kahnsdorf in der Nähe von Neukieritzsch und hat nur ein einziges Mal angerufen, um den Gewinn zu ergattern. Das war am 22. Mai, dem Geburtstag ihrer Mutter und es hat nur 50 Cent gekostet. Diese vielen, beglückenden Informationen habe ich heute in meiner Lokalpostille lesen dürfen, und auch, dass LVZ-Muldental-Regionalchef Heinrich Lillie im Grimmaer Autohaus Lange „Sommertraum in Schwarz“ gestern an die Gewinnerin übergab. Und noch viel mehr, denn meine Lokalpostille nimmt’s ja mit dem Pressekodex nicht so genau und verschwurbelt Redaktionelles und Geschäftliches so emsig miteinander, dass es eine (UN-)Art hat.
Nun möge der geneigte Leser meines Blogs nicht etwa glauben, dass solcherart Verstöße gegen geltende Regeln schamhaft auf einem Plätzchen im Hinterhof des Lokalteils abgefrühstückt würden. Nönö. Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert – dieses Motto gilt auch bei der Leipziger Volkszeitung. Und folglich ist der schönmenschelnde Cabrioverlosung das lokale Aufmacherthema der LVZ im Muldental und in Borna-Geithain, großes Seite-1-Lokalthema in Delitzsch-Eilenburg und in der Stadtausgabe Leipzig immerhin noch der Aufmacher für die Seite 2 Lokal.
So etwas nennt meine Lokalpostille Qualitätsjournalismus nach Leipziger Art.

PS.: Da mein Tagebuch auch von zahlreichen auswärtigen Lesern genutzt wird, sei – um Missverständnisse zu vermeiden – vermerkt, dass die Leipziger Volkszeitung ein Aboblatt ist, für dessen Bezug man richtig Geld abdrücken darf. Und das, obwohl sie sich gekonnt als Anzeigenblatt tarnt.

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Montag, 8. Juni 2009
Vorauseilende Schatten. Oder: Die schöne Ex-Landrätin will in den Sächsischen Landtag
Über Petra Köpping, die zum Glück Nichtmehr-Landrätin des einstigen Landkreises Leipzig Land habe ich in meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch schon einige male nachgedacht. Zum Beispiel hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1160578/ , hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1335821/ und hier http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1407943/ .
Der aufmerksame Leser meines Tagebuches weiß natürlich, dass die wackere SPD-Frau in den Sächsischen Landtag einziehen will – allen aktuellen Anfeindungen und Ermittlungen wegen mutmaßlicher Fördermittelkungeleien zum Trotz. Mit Platz vier auf der Landesliste steht Petra Köpping bei der Landtagswahl auf guter Position; sogar dann, wenn sich der Niedergang der SPD fortsetzt. Die Genossen werden ja nicht gleich unter die 5-Prozent-Hürde rutschen – aber man soll ja nie nie sagen.
Man muss kein Prophet sein, um der Menschheit im Raum Leipzig einen deftig-schlammigen Wahlkampf nach Landrätinnenart vorherzusagen. Die Katze lässt das Mausen nicht, warum sollte sich eine MdL-Aspirantin da umstellen.
Dass auch das Internet dabei eine Rolle spielen wird, ist sicher. Erste Anzeichen werden sichtbar. Die Internetseite www.petra-koepping.de lebt wieder, zumindest ein wenig. War die einstige Wahlkampfseite zunächst auf die Dienstadresse der Landrätin Petra Köpping registriert, wechselte die Registratur dann auf die Privatadresse und später auf die der Leipziger SPD. Schaut man heute unter www.denic.de nach, erfährt man, dass den deutschen Domainverwaltern Ende Mai eine Änderung gemeldet wurde und sieht als neue Registraturadresse den SPD-Landesverband in Dresden. Die Zeiten, da in der Region gehostet wurde und eine Susann Keil sich um die Seite kümmerte, sind Geschichte. Jetzt werden große Brötchen gebacken.
Schade, dass in diesem Zusammenhang die philosophisch anspruchsvolle Meldung „Diese Seite existiert nicht mehr“ (https://zeitungsdieb.blogger.de/stories/1335821/ ) verschwunden ist. Weil Petra Köpping die Speerspitze ihres kommenden Internetwahlkampfes nun auf den Servern von 1&1 abgelegt hat, sieht man beim Aufruf der Seite nun das typische Schaufelmännchen.
Neues gibt es auch von der Zweitdomain namens www.petrakoepping.de
Diese war vor kurzem noch im Besitz eines Domaingrabbers, der nun wohl zu der Überzeugung gelangt ist, dass Petra Köpping nicht wirklich eine Zukunft hat, heute ist sie laut denic frei gemeldet. Wer also noch was Hübsches zum Reservieren sucht ...

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