Mittwoch, 28. Januar 2009
Zustellgedanken. Oder: Ich will die blonde Postmaus zurück.
Es gibt so Tage, an denen wünsche ich mir die Zeit zurück, als nur die „gelbe Post“ Briefe, Pakete und all solches Gerödel zum Empfänger brachte. Ehe die Leser meines kleinen, politisch nicht immer gänzlich korrekten Tagebuches sich den Kopf zerbrechen, wie ich mir einen solchen Rückfall in graue Dienstleistungsvorzeiten ersehnen kann, sei die Lösung verraten: Damals – also kurz nach Sauriern und Bauernkrieg (Wobei: Letzterer ist ja eigentlich noch nicht wirklich vorüber) – kam einmal am Tag ein Briefträger (oder in meinem Fall eine Briefträgerin) und brachte die Post.
Das geschah – abgesehen vom Weihnachtschaos – zumeist zur gleichen Zeit, sodass man sich darauf einrichten konnte, z.B. gegen 14 Uhr daheim oder im Büro zu sein und der freundlichen blonden Postfrau die großen Umschläge und das erwartete Paket gleich an der Straße abzunehmen. War der Empfang einer Sendung zu quittieren, musste ich meinen Namen nicht erst buchstabieren oder aufs Türschild verweisen – man kannte sich.
Heute ist alles viel besser. An einem normalen Tag lassen neben der „gelben“ Post noch allerlei bunte Zustellfachkräfte mehr oder weniger heimlich ihre Sendungen in meinen Kasten plumpsen. Warte ich auf eine bestimmte Sendung (und das tue ich fast immer, denn trotz DSL werden Daten auch noch per Post verschickt), kann diese sogar nach 21 Uhr noch im Kasten landen, denn zu dieser Zeit rollt der letzte der vielen Zusteller durch meine Straße.
Noch lustiger ist es bei den etwas größeren Sendungen. Diese landen zumeist bei einem meiner Nachbarn, dafür nehme ich im Gegenzug deren Pakete und Tüten in Empfang. Ganz gleich, wann ich mein Büro verlasse – irgendein Zustellerich passt just diese Viertelstunde ab und beglückt die Nachbarschaft mit einer für mich bestimmten Sendung.
Allabendlich passiert dann etwas, das große Ähnlichkeit mit einer Völkerwanderung vor der Erfindung des Rades hat: Allerlei Leute schleichen, zumeist mit A5-formatigen Benachrichtigungszetteln der einschlägigen Zustelldienste bewaffnet, die Straße entlang, um ihre Kartons und Kleidersäcke drei Häuser weiter zu ergattern. Das dauert, denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass just während dieser Abwesenheit der nächste Zusteller seine Chance genutzt und eine Sendung fremdgeliefert hat.
Wie gesagt: Was war das Leben mit der gelben Post doch früher einfach – abgesehen davon, dass die blonde, plauderfreudige Postmaus überhaupt viel netter war als all die neumodischen Zustellfachkräfte der diversen Alternativanbieter.

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