Dienstag, 3. Februar 2015
Sonnenkönig Jung auf Tauchstation. Oder: Klatsche fürs Leipziger Rathaus
Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung lässt so ziemlich keine Gelegenheit aus, sein Gesicht in Kameras zu halten und seine staatstragenden Bemerkungen in irgendwelche Mikrofone zu senfen. Selbst Lichterketten und so Zeugs schrecken ihn nicht ab. Andere namhafte Rathäusler stehen ihm da kaum nach.
Doch gestern blieben die Leipziger Großköpfe hinter den dicken Mauern der Pleißenburg in Deckung. Die Stadt Leipzig war von Eltern verklagt worden, die den per Gesetz garantierten Kita-Platz für ihre Kinder nicht erhalten hatten. Vor Gericht hatte die Stadt eine Klatsche erhalten und wurde zum Schadenersatz verdonnert. Sicher, es geht nur um ein paar Tausender, die nun aus dem Stadtsäckel an Verdienstausfall und Zinsen abgedrückt werden müssen.
Aber all die oberwichtigen Rathausbosse, die zu Friedenszeiten nach jeder Kamera lechzen, ließen sich gestern nicht blicken. Statt dessen durfte ein sichtlich angefressener Pressesprecher namens Matthias Hasberg ein paar Textbausteine herauslassen. Die Entscheidung über eine Berufung stehe aus, jeder Fall müsse gerichtlich geprüft werden und alles wird besser, oder so ähnlich.
Wie heißt es so schön? Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg ist eine Weise.
Wobei: Dieser Misserfolg hat sehr wohl Väter; und die sitzen im Rathaus. Dort war es lange Zeit ein offenes Geheimnis, dass einer dieser Väter es trotz des absehbaren Bedarfs an Kita-Plätzen "darauf ankommen" ließ, um Knete zu sparen. Oder, um es mit den Worten eines im Verfahren tätigen Anwaltes zu sagen: Es wurde bewusst auf Lücke geplant.

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