Montag, 9. November 2015
Nachdenken über Propaganda. Oder: Denkverbote zum Thema Flüchtlinge.
Zum Thema "Flüchtlinge" gibt es in Deutschland derzeit gefühlt einige Denk- und Aussprechverbote. Nein, ich möchte an dieser Stelle nicht den kackbraunen Kameraden und ihrem geistlosen Gefolge das Wort reden, aber ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, bei diversen Veranstaltungen aggressives Gutmenschentum und geifernde political correctness zu erleben. Wagte jemand, z.B. nach der Haftung für durch Flüchtlinge verursachte Schäden zu Fragen, räufelte sich den Befürwortern die Stirn. Wurde nach bei uns unbekannten Krankheiten gefragt, nahmen die Gutmenschen den Fragesteller unter Feuer, auf die Frage nach evtl. Schließzeiten für eine Wohneinrichtung wurde von den pcs der Einschluss für nörgelnde Ureinwohner gefordert. Fragen nach einem möglichen Anstieg der Kriminalität? Wehe! Außerdem gilt stets: Skepsis gleich tiefbraun.
Wie dumm muss man/frau sein, um tatsächlich zu glauben, mit solcher Totschlagsargumentation die Integration von Flüchtlingen zu fördern? Wer die Sorgen und Ängste seiner Nachbarn nicht ernst nimmt, treibt sie damit in die Gefolgschaft brauner Rattenfänger.
In meinem (absolut nicht rechten) Bekanntenkreis überwiegt beim Thema "Wir schaffen das" ganz klar die Skepsis. Und es macht mir Angst, dass diese Skepsis praktisch ausschließlich in vertrauter Runde geäußert wird; und dass es oft heißt "Auf Arbeit kann ich das so nicht sagen, dann bekomme ich Ärger ..." Unwillkürlich muss ich dabei an den Niedergang der DDR denken ... Was lange gärt, wird endlich Wut?

Umso erfreulicher ist es aus meiner Sicht, wenn sich einzelne Stimmen zu Wort melden, die eine differenzierte Sicht aufs aktuelle Geschehen erkennen lassen. Sehr lesenswert ist dieses Interview http://www.welt.de/politik/deutschland/article148582571/Zehn-Prozent-der-Fluechtlinge-werden-straffaellig.html mit dem Chef des Bundes deutscher Kriminalbeamter. Der Shitstorm wird wohl nicht lange auf sich warten lassen.
Der Shitstorm gegen andere Äußerungen ist ja schon in vollem Gange. So darf man z.B. hier http://www.welt.de/regionales/nrw/article148554213/Philologenverband-NRW-verurteilt-Text-von-Verbandskollegen.html teilhaben an all der Kritik, die Dr. Jürgen Mannke, der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, derzeit abbekommt. Da schon mein Philosophieprofessor im Grundlagenstudium anno 1982 sagte "Wer etwas verstehen will, muss Primärliteratur lesen!", habe ich mir das Original angeschaut: http://www.phvsa.de/files/gisa/Zeitschrift_03-2015_WEB.pdf (und gleich gesichert, solange es noch geht).
Fazit: 1. handelt es sich um einen Meinungsbeitrag und 2. liegt der Mann (bis auf einen peinlichen Rechtschreibfehler) doch vollkommen richtig. Wers nicht glauben will, lese selbst. Da ist von Integration die Rede, von der Rolle, die die Philologen dabei spielen können und von der Notwendigkeit eines Einwanderungsgesetzes. Und was die im Vergleich zu unserer etwas abweichende Auffassung bzgl. der (nicht nur) sexuellen Selbstbestimmung der Frau im Islam angeht, so wünsche ich allen Träumern kein böses Erwachen.

Und über den Bürgermeister von Jüterbog schreibe ich ein anderes Mal ...

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Schade.
Die Autoren des Editorial in der Zeitschrift des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt haben den zu erwartenden Kotau gemacht. Schade.

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