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Montag, 17. September 2007
Konvertiten im Fadenkreuz
zeitungsdieb, 18:34h
Wochenenden haben einen ganz besonderen Reiz. Und der liegt nur zum kleineren Teil darin, dass man Zeit zum Ausschlafen, Bummeln, Laufen etc. hat. Den eigentlichen Reiz stellen aus meiner Sicht all die zwischen Freitagmittag und Montagmorgen abgesonderten Absonderlichkeiten mediengeiler Politiker und ihrer Helfershelfer dar. Dass Wolfgang S. dem Bundestrojaner nun den drohenden Atomschlag finsterer Islamisten folgenden ließ, dürfte ja keinen normalen Menschen ernsthaft überrascht habe. Es ist aber auch schwer, Woche für Woche noch eins draufzusetzen. Erst machte Brigitte Z. ihm Konkurrenz, und nun wirft auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung seinen Hut beim Wettbewerb um den dämlichsten Vorschlag in die Runde.
Im Falle einer Flugzeugentführung zum Zwecke eines terroristischen Anschlags soll, so Jungs Forderung, die Maschine zum Abschuss freigegeben werden. Dass das Bundesverfassungsgericht eben diesen Abschuss bzw. das entsprechende Luftsicherheitsgesetz bereits für verfassungswidrig erklärt hat, scheint Notstands-Jung nicht zu stören.
Nun ist Juristerei alles andere als eine exakte Wissenschaft und allein aus diesem Grund nicht meine Sache. Vorstellen kann ich mir den Casus aber allemal: Eine Maschine mit, sagen 86 Menschen an Bord, wird per Entführung zur fliegenden Bombe umgenutzt. Weil die Twin Towers gerade nicht verfügbar sind, fliegt sie in Frankfurt am Main auf ein Bankenhochhaus zu, in dem 1.500 Menschen arbeiten und in der Kürze der verfügbaren Zeit nicht zu evakuieren sind. Was sagt der oberste deutsche Verteidiger? „86 hin, 1.500 im Sinn – schießt den Vogel ab.“
Wie ist die Situation, wenn sich die Entführer mit der Zeit vertan haben und im Wolkenkratzer nur 92 Reinigungskräfte arbeiten, in der Maschine aber 86 Akademiker sitzen? Zählen die mehr oder weniger? Zählen die Entführer, die ja auch Menschen sind, ebenfalls als potenzielle Opfer und gehen sie so in die Rechnung ein?
Gilt ein zufällig Linie fliegender Landtagsabgeordneter mehr oder weniger als ein Bundestagsabgeordneter an seinem terrestrischen Schreibtisch? Ist ein „Ossie“ bei dieser Rechnung mehr wert als ein „Wessie“? Wie viele Hartz-IV-Empfänger am Boden wiegen ein Mitglied des RWE-Aufsichtsrates auf? Und – beim Zählen besonders problematisch – woher weiß der Verteidigungsminister, auf welches Gebäude der Entführer zielt?
Dürfen deutsche Jetpiloten auch eine entführte Maschine voller Israelis abschießen? Oder muss da eine Tornadobesatzung aus Tel Aviv ran? Kann man die Entführer in einem solchen Fall in die Warteschleife bitten und die Maschine zur Not auch in der Luft auftanken, so unter dem Motto „Sorry, aber die politisch korrekten Piloten für ihren konkteten Fall müssen erst geholt werden.“ Dürfen Konvertiten auch ohne Vorliegen einer Entführung vom Himmel geholt werden? Schließlich muss das neue Register ja für etwas gut sein.
Es kommt also einiges auf die Fluggesellschaften zu. Es genügt nun nicht mehr, nur die elementaren Passagierdaten zu erheben. Viel wichtiger ist es zum Zwecke einer fundierten Abwägen im Jungschen Sinne den Wert eines Flugzeuges samt Besatzung, Passagieren und ggf. Entführern vor dem Abflug zu bestimmen. Dazu bedarf es beim Einchecken zusätzlich der genauen Erfassung von Einkommens- und Vermögensverhältnissen, ehemaliger und aktueller Partei-, Vereins-, Parlaments- und Religionszugehörigkeit, Verpflichtungen, beruflichem Status und Karriereaussichten, Schuhgröße, Automarke etc.
Daraus errechnet ein noch zu entwickelndes Computermodell den Abschusswert für den jeweiligen Flug (Nur am Rande sei erwähnt, dass sich dieser Wert während des Fluges ändern kann, wenn z.B. der Aktienwert einer Gesellschaft sinkt, eine Partei in der Wählergunst steigt usw.). Betrachten wir ihn während der Einführungsphase der Jungschen Killerphantasien jedoch der Einfachheit halber als konstant.
Dem Abschusswert steht der Target-Index des Anschlagsziels gegenüber. Auch dieser variiert. Wenn die jungdynamischen Finanzexperten einer namhaften deutschen Privatbank ihren Tower in Richtung after-work-Party verlassen und die osteuropäische Putzkolonne die Etagen erobert, fällt der Index drastisch. Ein Abschuss des anfliegenden Jumbos wäre nur noch gerechtfertigt, wenn der mindestens zu zwei Dritteln mit Konvertiten gefüllt ist ... Oder hätte er dann gar nicht erst starten dürfen? Fragen über Fragen.
Nur eines steht aus meiner Sicht schon jetzt fest: Profilneurotische Politiker sollten viel, viel mehr fliegen.
Im Falle einer Flugzeugentführung zum Zwecke eines terroristischen Anschlags soll, so Jungs Forderung, die Maschine zum Abschuss freigegeben werden. Dass das Bundesverfassungsgericht eben diesen Abschuss bzw. das entsprechende Luftsicherheitsgesetz bereits für verfassungswidrig erklärt hat, scheint Notstands-Jung nicht zu stören.
Nun ist Juristerei alles andere als eine exakte Wissenschaft und allein aus diesem Grund nicht meine Sache. Vorstellen kann ich mir den Casus aber allemal: Eine Maschine mit, sagen 86 Menschen an Bord, wird per Entführung zur fliegenden Bombe umgenutzt. Weil die Twin Towers gerade nicht verfügbar sind, fliegt sie in Frankfurt am Main auf ein Bankenhochhaus zu, in dem 1.500 Menschen arbeiten und in der Kürze der verfügbaren Zeit nicht zu evakuieren sind. Was sagt der oberste deutsche Verteidiger? „86 hin, 1.500 im Sinn – schießt den Vogel ab.“
Wie ist die Situation, wenn sich die Entführer mit der Zeit vertan haben und im Wolkenkratzer nur 92 Reinigungskräfte arbeiten, in der Maschine aber 86 Akademiker sitzen? Zählen die mehr oder weniger? Zählen die Entführer, die ja auch Menschen sind, ebenfalls als potenzielle Opfer und gehen sie so in die Rechnung ein?
Gilt ein zufällig Linie fliegender Landtagsabgeordneter mehr oder weniger als ein Bundestagsabgeordneter an seinem terrestrischen Schreibtisch? Ist ein „Ossie“ bei dieser Rechnung mehr wert als ein „Wessie“? Wie viele Hartz-IV-Empfänger am Boden wiegen ein Mitglied des RWE-Aufsichtsrates auf? Und – beim Zählen besonders problematisch – woher weiß der Verteidigungsminister, auf welches Gebäude der Entführer zielt?
Dürfen deutsche Jetpiloten auch eine entführte Maschine voller Israelis abschießen? Oder muss da eine Tornadobesatzung aus Tel Aviv ran? Kann man die Entführer in einem solchen Fall in die Warteschleife bitten und die Maschine zur Not auch in der Luft auftanken, so unter dem Motto „Sorry, aber die politisch korrekten Piloten für ihren konkteten Fall müssen erst geholt werden.“ Dürfen Konvertiten auch ohne Vorliegen einer Entführung vom Himmel geholt werden? Schließlich muss das neue Register ja für etwas gut sein.
Es kommt also einiges auf die Fluggesellschaften zu. Es genügt nun nicht mehr, nur die elementaren Passagierdaten zu erheben. Viel wichtiger ist es zum Zwecke einer fundierten Abwägen im Jungschen Sinne den Wert eines Flugzeuges samt Besatzung, Passagieren und ggf. Entführern vor dem Abflug zu bestimmen. Dazu bedarf es beim Einchecken zusätzlich der genauen Erfassung von Einkommens- und Vermögensverhältnissen, ehemaliger und aktueller Partei-, Vereins-, Parlaments- und Religionszugehörigkeit, Verpflichtungen, beruflichem Status und Karriereaussichten, Schuhgröße, Automarke etc.
Daraus errechnet ein noch zu entwickelndes Computermodell den Abschusswert für den jeweiligen Flug (Nur am Rande sei erwähnt, dass sich dieser Wert während des Fluges ändern kann, wenn z.B. der Aktienwert einer Gesellschaft sinkt, eine Partei in der Wählergunst steigt usw.). Betrachten wir ihn während der Einführungsphase der Jungschen Killerphantasien jedoch der Einfachheit halber als konstant.
Dem Abschusswert steht der Target-Index des Anschlagsziels gegenüber. Auch dieser variiert. Wenn die jungdynamischen Finanzexperten einer namhaften deutschen Privatbank ihren Tower in Richtung after-work-Party verlassen und die osteuropäische Putzkolonne die Etagen erobert, fällt der Index drastisch. Ein Abschuss des anfliegenden Jumbos wäre nur noch gerechtfertigt, wenn der mindestens zu zwei Dritteln mit Konvertiten gefüllt ist ... Oder hätte er dann gar nicht erst starten dürfen? Fragen über Fragen.
Nur eines steht aus meiner Sicht schon jetzt fest: Profilneurotische Politiker sollten viel, viel mehr fliegen.
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