Donnerstag, 12. November 2015
Lügenpresse reloaded. Oder: Finde den Unterschied!
Meine Lokalpostille, die nach eigenem Irrglauben dem Qualitätsjournalismus verpflichtete Leipziger Volkszeitung (LVZ) ist sehr sparsam. Darum werden Pressemitteilungen oft per Copy & Paste ins Blatt gehoben; die einzig relevante Änderung ist häufig das Drunterschreiben eines Autorenkürzels (Merke: C&P ist keine Schöpfungshöhe!).
Weil Ausnahmen die Regel bestätigen, gibt es bei der LVZ auch eine Rubrik, in der PR-Mitteilungen verschlimmbessert bzw. aufgehübscht werden: die Polizeimeldungen. Das passiert vor allem dann, wenn die Polizei sich erdreistet, bei Missetaten, die in bestimmten Ethnien gehäuft auftreten, die Herkunft der mutmaßlichen Täter zu benennen. Sowas mag man im Gutmenschenhaus an der Leipziger Klagemauer nicht, außer wenn die Täter deutlich sächsischen Dialekt sprechen.
Beispiel gefällig? Aber gern doch.
Heute hieß es im Polizeibericht:
"Wegen gefährlicher Körperverletzung …

Ort: Leipzig-Zentrum, Willy-Brandt-Platz
Zeit: 11.11.2015, gegen 23:00 Uhr

… haben Polizeibeamte die Ermittlungen aufgenommen. Am späten Abend waren Polizeibeamte des Reviers Zentrum sowie Beamte der Bundespolizei am Tatort Bürgermeister-Müller-Park. Dort war ein Tunesier (36) aus einer Gruppe offenbar alkoholisierter Somali heraus angesprochen und gefragt worden, ob er Betäubungsmittel habe. Es kam zunächst zu Verbalattacken, die mit einem Handgemenge endeten. Der 36-Jährige gab an, einen Tritt gegen ein Bein bekommen zu haben, wonach er an der Wade Schmerzen verspürte. Zudem war seine Jacke zu Boden geworfen worden, die allerdings ohne erkennbare Beschmutzung oder Beschädigung wiedergefunden wurde. Ein Leipziger (36) war dem Mann zu Hilfe geeilt und hatte auch die Polizei gerufen. Beim Eintreffen der Polizisten flüchteten einige der Tatverdächtigen; fünf (m.: 17, 23, 2 x 33, 34) – sie hatten zwischen 0,76 und 2,02 Promille intus - konnten vorläufig festgenommen werden. (Hö)"

Und was macht die LVZ daraus? (http://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Handgemenge-wegen-vermeintlichen-Drogenkaufs-in-Leipzig)
"Handgemenge wegen vermeintlichen Drogenkaufs in Leipzig
Eine fünfköpfige Gruppe Betrunkener sprach am Mittwochabend einen Mann in der Innenstadt an, ob er Drogen habe. Beim folgenden Streit wurde der 36-Jährige aus der Gruppe heraus verletzt.


Leipzig. Eine fünfköpfige Gruppe hat am späten Mittwochabend auf dem Willy-Brand-Platz einen Mann verletzt. Der 36-Jährige war von den betrunkenen Männern angesprochen worden, ob er Drogen habe. Laut Polizei kam es danach erst zu Verbalattacken, dann zu einem Handgemenge. Dabei soll der 36-Jährige laut eigener Aussage aus der Gruppe heraus einen Tritt gegen das Bein bekommen haben.
Ein weiterer 36-Jähriger eilte dem Angegriffenen darauf hin zu Hilfe und rief auch die Polizei. Die fünf Tatverdächtigen wurden von den Einsatzkräften festgenommen. Sie hatten laut Polizei zwischen 0,76 und über zwei Promille Alkohol im Blut.
Von luc"

Bedarf es da noch eines Kommentars? Eigentlich nicht ... Lügenpresse steht ja schon in der Überschrift ... Vielleicht noch einen Spruch meines werten Kollegen burks: Geht sterben, Holzmedien!

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Geht's noch schlimmer? Oder: Das Grauen heißt LVZ
Ok, eigentlich meckere ich ja in meinem kleinen, politisch nicht immer korrekten Tagebuch nicht in eigener Sache. Aber da ich heute mal Gegenstand der stets (Ironiemodus: on) überaus kompetenten LVZ-Berichterstattung (Ironiemodus: off) bin, mache ich eine Ausnahme.
In aller Kürze: Seit ein paar Jahren produziere ich das Borsdorfer Amtsblatt. Damit sich die ganze Kiste rechnet, ist der amtliche Teil in ein kleines Ortsblatt verpackt, das sich durch Werbung finanziert. Kürzlich erschien in diesem Blatt http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferinfo/Download_Amtsblatt/2015_10_VorOrt_web.pdf die Anzeige eines Waffenfachgeschäftes. Daran entzündete sich die Empörung einiger Gemeinderäte, die nun Akteneinsicht zur Auftragsvergabe Anno 2011 verlangen und von denen einige mir am liebsten beim Schreiben die Hand führen würden, wenn sie mir diese schon nicht abhacken können. Guckst Du hier http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferde/pages/posts/4.-november-2015-eine-beratung-mit-ueberraschenden-wendungen-46.php und hier http://www.dreilich.homepage.t-online.de/borsdorferde/pages/posts/gutmenschenalarm.-oder-schwierigkeiten-mit-der-realitaet-47.php
Ok, damit kann ich leben. Nun hat auch Simone Prenzel, die für mein Dörfchen zuständige Redakteurin der Leipziger Volkszeitung, was meine Lokalpostille ist, das Thema aufgegriffen.
Nach der Gemeineratssitzung am 4. November 2015, bei der ein empörter Linksparteiabgeordneter das Thema vortrug, fand besagte Redakteurin immerhin Zeit, mit den empörten Gutmenschen zu reden und sich deren Protest fein zu notieren.
Heute steht nun in meiner Lokalpostille ein netter kleiner Text unter der Überschrift "Kritik an Waffen-Werbung im Ortsblatt". Guckst Du http://www.lvz.de/Region/Wurzen/Waffenwerbung-im-Borsdorfer-Ortsblatt-ruft-Opposition-auf-den-Plan Darin wird der schimpfende Linksparteiler zitiert, dazu der Borsdorfer Bürgermeister Ludwig Martin, der korrekterweise auf die Trennung zwischen amtlichem und nichtamtlichem Teil im Dorfblatt hinweist. Meine Wenigkeit wird namentlich als zuständiger Missetäter benannt.

Warum ich das so ausführlich schreibe? Ganz einfach. Jeder Praktikant, der bei einer Zeitung seine ersten Gehversuche macht, lernt am ersten Tag ein paar grundlegende Regeln kennen. Nummer 1 lautet stets, bei strittigen Fragen beide Seiten zu hören. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Simone Prenzel als verantwortliche Redakteurin keinen Versuch unternommen hat, mit mir ins Gespräch zu kommen. Aber wundert mich das wirklich? Nö. Die tapfere Schreiberin hat es ja auch fertiggebracht, einen tollen Bericht über Nässeschäden in einem Anbau der örtlichen Kita zu schreiben. Im Dach des Anbaus waren einige Balken von Pilzen befallen, das gesamte Dach wurde abgetragen und neu gebaut. Über die Kita hieß es in der LVZ in dem Zusammenhang stets "Schimmel-Kita", übrigens sehr zur Verunsicherung der Eltern ... Lügenpresse? Achwo, nur Leipziger Volkszeitung ...

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