... newer stories
Mittwoch, 28. November 2007
Widerruf - aus freien Stücken
zeitungsdieb, 15:46h
Mea culpa. Ich muss Abbitte tun, muss widerrufen. Nein, weder Robby Clemens noch Onkel Rolf oder Suppenillutommy haben mich zu irgendwas verdonnert. Und kein Wolfgang T., also weder Terrakottawolfgang noch Wolfgang der Fusselbärtige haben mir die Abteilung Inneres auf den Hals gehetzt.
Mein Widerruf hat einen anderen Grund: Von Berufs wegen lasse ich mich hin und wieder über die Verhunzung der deutschen Sprache aus. Dabei wettere ich nicht nur gegen das Denglische, sondern auch gegen Worthülsen und demagogische Phrasen.
Zu letzteren zähle ich den Ausdruck „Anpassung“, sofern er als zusammengesetztes Substantiv durch die Welt vagabundiert. Also „Preisanpassung“, „Beitragsanpassung“ oder „Zinsanpassung“. Denn stets verbirgt sich hinter dem Akt des Anpassens woran auch immer eine Erhöhung.
Als ich heute meinen Briefkasten leerte, kam dabei neben der obligatorischen Werbung auch eine verdächtig, je beängstigend große Anzahl betont schlichter DIN-lang-Umschläge zum Vorschein. Solche, in denen Rechnungen, Strafzettel und ähnlich erfreuliche Post verschickt werden. Auch meine Krankenkasse war unter den Absendern.
Schon vor dem Öffnen taxierte ich die Sendung. Gewicht und Dicke ließen vermuten, dass der Inhalt kein vorgezogener Gruß zum ersten Advent ist. Dann fiel mein Blick auf das fettgedruckte Wort „Beitragsanpassung“ – und alles war sonnenklar: Erst ein billiges Lockvogelangebot, und jetzt schlagen sie zu, die Halsabschneider ...
Bei gründlicherem Lesen stolperte ich über einen sehr seltsamen Satz: „Erfreulicherweise hat die Überprüfung ergeben, dass der Beitrag ... gesenkt werden kann.“
Und obwohl mir im selben Brief mitgeteilt wurde, dass ich wegen der Umsetzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ab 1.1.2008 anteilig für Schwangerschafts- und Mutterschaftskosten aller Frauen dieser Welt (oder so ähnlich, ich muss ja nicht alles verstehen ...) aufkommen muss, kommt summasummarum eine Senkung meines Krankenkassenbeitrages heraus.
Und warum sprechen die dann von „Anpassung“, wenn sie doch eine Senkung meinen?
Auf alle Fälle widerrufe ich nur zu gern meine Behauptung, dass sich hinter jeder Anpassung eine Steigerung verbirgt. Und wer sich dafür interessiert, welche Kasse dieses Wunder vollbracht hat, kann mich ja mal fragen.
Mein Widerruf hat einen anderen Grund: Von Berufs wegen lasse ich mich hin und wieder über die Verhunzung der deutschen Sprache aus. Dabei wettere ich nicht nur gegen das Denglische, sondern auch gegen Worthülsen und demagogische Phrasen.
Zu letzteren zähle ich den Ausdruck „Anpassung“, sofern er als zusammengesetztes Substantiv durch die Welt vagabundiert. Also „Preisanpassung“, „Beitragsanpassung“ oder „Zinsanpassung“. Denn stets verbirgt sich hinter dem Akt des Anpassens woran auch immer eine Erhöhung.
Als ich heute meinen Briefkasten leerte, kam dabei neben der obligatorischen Werbung auch eine verdächtig, je beängstigend große Anzahl betont schlichter DIN-lang-Umschläge zum Vorschein. Solche, in denen Rechnungen, Strafzettel und ähnlich erfreuliche Post verschickt werden. Auch meine Krankenkasse war unter den Absendern.
Schon vor dem Öffnen taxierte ich die Sendung. Gewicht und Dicke ließen vermuten, dass der Inhalt kein vorgezogener Gruß zum ersten Advent ist. Dann fiel mein Blick auf das fettgedruckte Wort „Beitragsanpassung“ – und alles war sonnenklar: Erst ein billiges Lockvogelangebot, und jetzt schlagen sie zu, die Halsabschneider ...
Bei gründlicherem Lesen stolperte ich über einen sehr seltsamen Satz: „Erfreulicherweise hat die Überprüfung ergeben, dass der Beitrag ... gesenkt werden kann.“
Und obwohl mir im selben Brief mitgeteilt wurde, dass ich wegen der Umsetzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ab 1.1.2008 anteilig für Schwangerschafts- und Mutterschaftskosten aller Frauen dieser Welt (oder so ähnlich, ich muss ja nicht alles verstehen ...) aufkommen muss, kommt summasummarum eine Senkung meines Krankenkassenbeitrages heraus.
Und warum sprechen die dann von „Anpassung“, wenn sie doch eine Senkung meinen?
Auf alle Fälle widerrufe ich nur zu gern meine Behauptung, dass sich hinter jeder Anpassung eine Steigerung verbirgt. Und wer sich dafür interessiert, welche Kasse dieses Wunder vollbracht hat, kann mich ja mal fragen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Dienstag, 27. November 2007
Äpfel und Birnen oder: Krieg den Reihenhäusern, Friede den Palästen
zeitungsdieb, 10:29h
Selbst Großstadtkinder sind in der Lage, Äpfel und Birnen zu unterscheiden – sofern ihre Eltern ihnen solch profanregionales Obst angesichts globalisierter Frischdienstangebote überhaupt zukommen lassen. Aber nehmen wir mal an, der Filius sieht vor sich einen Boskop und eine Williams Christ. Dann wird er in der Lage sein, den einen von der anderen zu unterscheiden.
Wir merken uns also: Mit praktischer Anschauung und ein wenig Nachdenken sollte man nicht Apfel mit Birne verwechseln.
Später scheint sich diese Fähigkeit zu verlieren. Je älter Menschen werden – der Terminus „älter“ bezieht ausdrücklich das Jugend- bzw. Jungerwachsenenalter mit ein –, umso mehr scheint zumindest ein großer Teil der Menschen Äpfel und Birnen in einen Topf zu werfen.
Natürlich nicht buchstäblich, sondern im übertragenen Sinne. Da werden dann Ärzte mit Briefträgern vergleichen, aus Steuermitteln alimentierte Abgeordnete mit unbezahlten Nichtstuern, Gemälde von Tübke mit Klein-Lieschens Kleckerbildern aus der Krabbelgruppe.
Die vor wenigen Tagen aufgekommene Debatte um die Filterpflicht für Holzheizungen, Kaminöfen etc. bietet mir wieder vielfältige Gelegenheiten, um Studien in puncto Obstvergleich zu treiben.
Kaum waren die ersten Meldungen darüber erschienen, trudelten in Internetforen die Wortmeldungen der üblichen Verdächtigen ein. Auch meine Lokalpostille druckte heute die Kommentare einiger Anrufer ab, die die Filterpflicht begrüßten.
Interessanterweise war es allerdings nicht der Feinstaub, den die Lesertelefonnutzer im Munde führten – nicht mal im übertragenen Sinne. Sie forderten ein entsprechendes Gesetz, weil „so viele Leute nicht nur trockenes, sondern auch nasses Holz verbrennen und das so stinkt“, oder weil „meine Nachbarn auch Plasteabfälle verbrennen, das ist eine Sauerei“ (für alle Nicht-Ex-DDR-Bürger: Plaste ist das Zeug, das anderswo Plastik bzw. Kunststoff heißt).
Nochmal zurück an die eingangs angelegte Merkstelle: Mit praktischer Anschauung und ein wenig Nachdenken sollte man nicht Apfel mit Birne verwechseln. Kinder sind dazu in der Lage, grantelnde Oldies offensichtlich nicht. Wenn der Umwelterzengel Gabriel die Filterpflicht für Holzheizungen fordert, ist das ein Apfel. Kein schmackhafter, aber es bleibt ein Apfel. Wenn irgendein Depp für die Filterpflicht ist, weil sein Nachbar „Plaste“ verfeuert, ist das eine Birne, und zwar eine typisch deutsche. In diesem eigenartigen Land werden nämlich, statt vorhandene Gesetze durchzusetzen, neue erlassen – oder zumindest mit lautem populistischem Gedröhn gefordert.
Wer ausgelatschte Galoschen (für Nichtsachsen: gebrauchtes Schuhwerk) oder sonstigen Müll im heimischen Herd verbrennt, kommt schon jetzt mit Bimsch und Bumsch in Konflikt (Für Neuleser: Nein, das sind nicht Heidis Dinger, das sind Gesetze über den Immissions- und Umweltschutz.). Und ein Staubfilter hält auch den Gestand von nassem Holz, faulendem Laub etc. nicht zurück.
Dafür aber etwas ganz anderes: Wenn die Dinger einmal installiert sind, wird natürlich auch einmal jemand auf die Idee kommen, den dort eingefangenen Staub zu untersuchen. Vielleicht bekommt die Grüne Umwelthilfe ja wieder einmal eine Spende ... Sollte ein gar böser Zeitgenosse in seinem Öfchen nun neben Holz auch die alte PVC-Tischdecke, Badeschuhe und ähnliche Dinge zur Energiegewinnung genutzt haben, wird’s interessant. Dann lässt sich im Filterrückstand ein spannender Cocktail nachweisen. Stichwort: Dioxin. Spätestens in diesem Moment wird es nett, denn dann wird der Nachfolger des roten Umwelterzengels Gabriel sich Gedanken machen (lassen) müssen, wie mit diesem Giftmüll zu verfahren ist ...
Aber noch einmal zurück zu Äpfeln und Birnen: Dem heutigen Leserwehgeschrei(b) zum Thema konnte ich vor allem eines entnehmen: Das zornige Leservolk hat bisher nur die Überschrift, allenfalls den ersten Absatz gelesen oder besser: verstanden. Hätte die gesamte Veröffentlichung den Weg ins Gehirn gefunden, wäre neben dem allgemeinen Gejaule nämlich das deutschlandtypische Neidgeheul zu hören gewesen.
Warum? Nun – wie ich in meinem Tagebuch bereits gestern schrieb, sollen von der Filterpflicht private Herde und Backöfen sowie „Oldtimer“ (vor Baujahr 1950) ebenso ausgenommen werden wie „richtige“, d.h. offene Kamine. Nun pflegen letztere nicht eben in Mietwohnungen oder bausparverträglichen Reihenendhauswohnzimmern zu lodern. Der offene Kamin ist eher etwas für Wohnräume jenseits der 24-Quadratmeter. Oder, um es deutlicher zu machen: Die Nutzer von schloss- oder herrenhaustypischen Kaminen und die Bewohner prächtiger Villen müssen sich um einen Filter für ihren Wärmespender unabhängig vom Baujahr keine Gedanken machen. Wenn das erst die Leser der Großbuchstabenzeitung oder meiner Lokalpostille merken ...
Wir merken uns also: Mit praktischer Anschauung und ein wenig Nachdenken sollte man nicht Apfel mit Birne verwechseln.
Später scheint sich diese Fähigkeit zu verlieren. Je älter Menschen werden – der Terminus „älter“ bezieht ausdrücklich das Jugend- bzw. Jungerwachsenenalter mit ein –, umso mehr scheint zumindest ein großer Teil der Menschen Äpfel und Birnen in einen Topf zu werfen.
Natürlich nicht buchstäblich, sondern im übertragenen Sinne. Da werden dann Ärzte mit Briefträgern vergleichen, aus Steuermitteln alimentierte Abgeordnete mit unbezahlten Nichtstuern, Gemälde von Tübke mit Klein-Lieschens Kleckerbildern aus der Krabbelgruppe.
Die vor wenigen Tagen aufgekommene Debatte um die Filterpflicht für Holzheizungen, Kaminöfen etc. bietet mir wieder vielfältige Gelegenheiten, um Studien in puncto Obstvergleich zu treiben.
Kaum waren die ersten Meldungen darüber erschienen, trudelten in Internetforen die Wortmeldungen der üblichen Verdächtigen ein. Auch meine Lokalpostille druckte heute die Kommentare einiger Anrufer ab, die die Filterpflicht begrüßten.
Interessanterweise war es allerdings nicht der Feinstaub, den die Lesertelefonnutzer im Munde führten – nicht mal im übertragenen Sinne. Sie forderten ein entsprechendes Gesetz, weil „so viele Leute nicht nur trockenes, sondern auch nasses Holz verbrennen und das so stinkt“, oder weil „meine Nachbarn auch Plasteabfälle verbrennen, das ist eine Sauerei“ (für alle Nicht-Ex-DDR-Bürger: Plaste ist das Zeug, das anderswo Plastik bzw. Kunststoff heißt).
Nochmal zurück an die eingangs angelegte Merkstelle: Mit praktischer Anschauung und ein wenig Nachdenken sollte man nicht Apfel mit Birne verwechseln. Kinder sind dazu in der Lage, grantelnde Oldies offensichtlich nicht. Wenn der Umwelterzengel Gabriel die Filterpflicht für Holzheizungen fordert, ist das ein Apfel. Kein schmackhafter, aber es bleibt ein Apfel. Wenn irgendein Depp für die Filterpflicht ist, weil sein Nachbar „Plaste“ verfeuert, ist das eine Birne, und zwar eine typisch deutsche. In diesem eigenartigen Land werden nämlich, statt vorhandene Gesetze durchzusetzen, neue erlassen – oder zumindest mit lautem populistischem Gedröhn gefordert.
Wer ausgelatschte Galoschen (für Nichtsachsen: gebrauchtes Schuhwerk) oder sonstigen Müll im heimischen Herd verbrennt, kommt schon jetzt mit Bimsch und Bumsch in Konflikt (Für Neuleser: Nein, das sind nicht Heidis Dinger, das sind Gesetze über den Immissions- und Umweltschutz.). Und ein Staubfilter hält auch den Gestand von nassem Holz, faulendem Laub etc. nicht zurück.
Dafür aber etwas ganz anderes: Wenn die Dinger einmal installiert sind, wird natürlich auch einmal jemand auf die Idee kommen, den dort eingefangenen Staub zu untersuchen. Vielleicht bekommt die Grüne Umwelthilfe ja wieder einmal eine Spende ... Sollte ein gar böser Zeitgenosse in seinem Öfchen nun neben Holz auch die alte PVC-Tischdecke, Badeschuhe und ähnliche Dinge zur Energiegewinnung genutzt haben, wird’s interessant. Dann lässt sich im Filterrückstand ein spannender Cocktail nachweisen. Stichwort: Dioxin. Spätestens in diesem Moment wird es nett, denn dann wird der Nachfolger des roten Umwelterzengels Gabriel sich Gedanken machen (lassen) müssen, wie mit diesem Giftmüll zu verfahren ist ...
Aber noch einmal zurück zu Äpfeln und Birnen: Dem heutigen Leserwehgeschrei(b) zum Thema konnte ich vor allem eines entnehmen: Das zornige Leservolk hat bisher nur die Überschrift, allenfalls den ersten Absatz gelesen oder besser: verstanden. Hätte die gesamte Veröffentlichung den Weg ins Gehirn gefunden, wäre neben dem allgemeinen Gejaule nämlich das deutschlandtypische Neidgeheul zu hören gewesen.
Warum? Nun – wie ich in meinem Tagebuch bereits gestern schrieb, sollen von der Filterpflicht private Herde und Backöfen sowie „Oldtimer“ (vor Baujahr 1950) ebenso ausgenommen werden wie „richtige“, d.h. offene Kamine. Nun pflegen letztere nicht eben in Mietwohnungen oder bausparverträglichen Reihenendhauswohnzimmern zu lodern. Der offene Kamin ist eher etwas für Wohnräume jenseits der 24-Quadratmeter. Oder, um es deutlicher zu machen: Die Nutzer von schloss- oder herrenhaustypischen Kaminen und die Bewohner prächtiger Villen müssen sich um einen Filter für ihren Wärmespender unabhängig vom Baujahr keine Gedanken machen. Wenn das erst die Leser der Großbuchstabenzeitung oder meiner Lokalpostille merken ...
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 26. November 2007
Die Änschie, der Dalai Lama, Benedetto und die Chinesen
zeitungsdieb, 21:36h
Ich gestehe, dass ich für Angela Merkel eine Menge Sympathie empfinde. Warum? Da gibt es viele Gründe: Weil sie weder zu den Grünen noch zu den Roten gehört, sondern als schwarze Kanzlerin in Berlin sitzt. Weil sie Physikerin ist - als Naturwissenschaftler mag ich sowas. Und weil sie in so manchem über diverse Wahlperioden hinweg verknöcherten Politikerarsch das Wasser zum Kochen gebracht hat.
Was sie mir aber besonders sympathisch macht, ist, dass Angela Merkel sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lässt. Dort, wo der Gerhard und die Doris, was die Exkanzlersgattin ist, den dreifach geschleimten russischen Hofknicks geübt haben, blieb ihr Rücken gerade. Und da, wo man der Doris ihrem Exkanzler vor lauter Ich-liebe-China-Grinsen die Mundwinkel hinter dem Kopf mit dem nicht gefärbten Haar zusammenknüppern konnte, haut die Merkeln das Porzellan so gründlich kaputt, dass die gleücksverheißenden Drachen auf die rote Liste müssen. Empfängt die Frau einfach den Dalai Lama in der Kanzlerwaschmaschine und lässt die Chinesen die Wand hochlaufen. Wenn das so weiter geht, drohen die noch mit Olympiaboykott. (Ähm, ja, das wäre toll, darüber muss ich nochmal nachdenken ... nette Vorstellung. Anabolische Spiele in Peking und kein Chinese geht hin)
Und frech wie sie ist, die Physikerin aus dem Nordosten, lässt sie sogar ihren motzenden Außenfrankwalter wegtreten, dass dem die Steine aus dem Gesicht meiern. Die hat eben Courage, die erste deutsche Kanzlerin, da kann auch ein chinaphiler Außendings nichts machen.
Und was macht der (seit langer Zeit) erste deutsche Papst? Benedetto knickt ein. Der hatte dem Dalai Lama zwar schon einen Besuch zugesagt, machte heute aber einen Rückzieher. Zumindest zeigte er sich ehrlich und sprach nicht von Terminproblemen, sondern von der drohenden Chinaseuche - sprich: dem Ärger, den er vermeiden will. Zwar will der Vatikan weder Atomkraftwerke noch Flugzeuge nach China exportieren, dafür aber Seelenfänger. Und auch für deren Export braucht's Schönwetter.
In diesem Moment wurde Angela Merkel mir gleich noch ein Stück sympathischer. Teufelsweib, vorpommersches! Traut sich mehr als der Papst!
Wenn die Katholiken nicht so prinzipienfest werden, könnte man die Angela direkt auf die Kandidatenliste für die nächste Papstwahl schubsen (die natürlich in möglichst weiter Ferne liegen sollte, denn bis dahin sind "wir" ja Papst).
Was sie mir aber besonders sympathisch macht, ist, dass Angela Merkel sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen lässt. Dort, wo der Gerhard und die Doris, was die Exkanzlersgattin ist, den dreifach geschleimten russischen Hofknicks geübt haben, blieb ihr Rücken gerade. Und da, wo man der Doris ihrem Exkanzler vor lauter Ich-liebe-China-Grinsen die Mundwinkel hinter dem Kopf mit dem nicht gefärbten Haar zusammenknüppern konnte, haut die Merkeln das Porzellan so gründlich kaputt, dass die gleücksverheißenden Drachen auf die rote Liste müssen. Empfängt die Frau einfach den Dalai Lama in der Kanzlerwaschmaschine und lässt die Chinesen die Wand hochlaufen. Wenn das so weiter geht, drohen die noch mit Olympiaboykott. (Ähm, ja, das wäre toll, darüber muss ich nochmal nachdenken ... nette Vorstellung. Anabolische Spiele in Peking und kein Chinese geht hin)
Und frech wie sie ist, die Physikerin aus dem Nordosten, lässt sie sogar ihren motzenden Außenfrankwalter wegtreten, dass dem die Steine aus dem Gesicht meiern. Die hat eben Courage, die erste deutsche Kanzlerin, da kann auch ein chinaphiler Außendings nichts machen.
Und was macht der (seit langer Zeit) erste deutsche Papst? Benedetto knickt ein. Der hatte dem Dalai Lama zwar schon einen Besuch zugesagt, machte heute aber einen Rückzieher. Zumindest zeigte er sich ehrlich und sprach nicht von Terminproblemen, sondern von der drohenden Chinaseuche - sprich: dem Ärger, den er vermeiden will. Zwar will der Vatikan weder Atomkraftwerke noch Flugzeuge nach China exportieren, dafür aber Seelenfänger. Und auch für deren Export braucht's Schönwetter.
In diesem Moment wurde Angela Merkel mir gleich noch ein Stück sympathischer. Teufelsweib, vorpommersches! Traut sich mehr als der Papst!
Wenn die Katholiken nicht so prinzipienfest werden, könnte man die Angela direkt auf die Kandidatenliste für die nächste Papstwahl schubsen (die natürlich in möglichst weiter Ferne liegen sollte, denn bis dahin sind "wir" ja Papst).
... link (0 Kommentare) ... comment
Wolfgang und die Tonscherbe
zeitungsdieb, 21:12h
Der Wolfgang Tiefensee. Kann einem wirklich leid tun. Erst vergeigt er die Sache mit der Olympiabewerbung, dann wird er Terrakottaminister,
http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/968017/
und nun das: Da schien es doch vor einer Woche, als wäre die Einigung im Streit um den Lokführertarif greifbar nahe. Wolfgang, der bis dahin brav in Deckung geblieben war, krabbelte unter seiner Tonscherbe hervor, schaltete mit bundesweit vernehmlichem „Knips“ das „Ich-hab-das-vollbracht-ich-ganz-allein“-Strahlemanngrinsen ein und sonderte einige Laute ab. Irgendetwas in Richtung „Konstruktiv begleitet“, „unsere Unterstützung“, „bin nun optimistisch, dass schon bald ...“.
Doch plötzlich kam eine Wolke. Der Lokführerhäuptling schien für Wolfgangs Lächeln nicht empfänglich, stellte eigene Forderungen, kündigte gar Prüfung des noch vorzulegenden Bahnangebotes an ...
Da war plötzlich ein „Knorps“ zu hören. So klingt es, wenn Terrakottawolfgang sein Lächeln wieder ausschaltet. Wenig später war er kaum noch zu sehen, denn er hatte sich ganz klein gemacht, um auf bessere Zeiten zu warten. Auf Zeiten, in denen es für ihn wieder einen Erfolg zu beanspruchen gab. Oh, was war der Wolfgang froh, als er wieder eine passende Tonscherbe gefunden hatte, um sich zu verstecken. Da liegt er nun und nur ein Ohr schaut heraus - um nicht zu verpassen, wenn's wieder eine Chance gibt.
Ein Tipp vom Zeitungsdieb: Einfach einen Hut aufsetzen, der einige Nummern zu groß ist. Damit wird man auch unsichtbar und man kann den Hut immer dabei haben. Wenn’s mal schnell gehen muss. Falls Du Dich nicht erinnerst – Du hast die Nummer schon mal durchgezogen. Mein wieder hervorgekramtes Foto beweist es.
Foto: André Dreilich
http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/968017/
und nun das: Da schien es doch vor einer Woche, als wäre die Einigung im Streit um den Lokführertarif greifbar nahe. Wolfgang, der bis dahin brav in Deckung geblieben war, krabbelte unter seiner Tonscherbe hervor, schaltete mit bundesweit vernehmlichem „Knips“ das „Ich-hab-das-vollbracht-ich-ganz-allein“-Strahlemanngrinsen ein und sonderte einige Laute ab. Irgendetwas in Richtung „Konstruktiv begleitet“, „unsere Unterstützung“, „bin nun optimistisch, dass schon bald ...“.
Doch plötzlich kam eine Wolke. Der Lokführerhäuptling schien für Wolfgangs Lächeln nicht empfänglich, stellte eigene Forderungen, kündigte gar Prüfung des noch vorzulegenden Bahnangebotes an ...
Da war plötzlich ein „Knorps“ zu hören. So klingt es, wenn Terrakottawolfgang sein Lächeln wieder ausschaltet. Wenig später war er kaum noch zu sehen, denn er hatte sich ganz klein gemacht, um auf bessere Zeiten zu warten. Auf Zeiten, in denen es für ihn wieder einen Erfolg zu beanspruchen gab. Oh, was war der Wolfgang froh, als er wieder eine passende Tonscherbe gefunden hatte, um sich zu verstecken. Da liegt er nun und nur ein Ohr schaut heraus - um nicht zu verpassen, wenn's wieder eine Chance gibt.
Ein Tipp vom Zeitungsdieb: Einfach einen Hut aufsetzen, der einige Nummern zu groß ist. Damit wird man auch unsichtbar und man kann den Hut immer dabei haben. Wenn’s mal schnell gehen muss. Falls Du Dich nicht erinnerst – Du hast die Nummer schon mal durchgezogen. Mein wieder hervorgekramtes Foto beweist es.
Foto: André Dreilich
... link (0 Kommentare) ... comment
Partikelfilter, Bimsch, mein Kaminofen, Erzengel Gabriel und Lobbyismus
zeitungsdieb, 10:30h
Am vergangenen Wochenende hatte ich überreichlich zu tun. Gleich zwei Kundenzeitschriften mussten im heimischen Büro produziert und druckfertig gemacht werden, sodass ich weder den Feiertag heiligen noch genussvoll meine ausgedehnten Laufrunden im gar nicht so grauen Novembergrau drehen konnte. Und auch der eigentlich geplante Vollmondlauf musste leider entfallen.
Dass auch andere Menschen viel zu tun hatten, zeigte mir die wochenendliche Nachrichtenlage. Bereits am Sonnabend deutete sich dank erster Agenturmeldungen ein neue journalistische Sau an, die nun intensiv durchs Dorf getrieben wird. Es geht um die durch Verbrennung von Holz in sogenannten „steinzeitlichen Dreckschleudern“ hervorgerufene Feinstaubbelastung. Nur zur Erinnerung: Feinstaub ist das Zeug, dass es schon länger gibt und dass durch die nun als Attrappe enttarnten Partikelfilter aus dem Dieselruß entfernt werden sollte. Nach anfänglicher Hysterie – das muss irgendwie so um die Zeit zwischen BSE und Gammelfleisch gewesen sein – ist es um den Feinstaub relativ ruhig geworden. Nur in schlimmen Notlagen (ich sage nur: nachrichtenarme Zeit) erlebte er eine Renaissance.
Aber nun hat man im Bundesumweltministerium die neue Gefahr erkannt, heißt es. Bundesweit gibt es nach Angaben von Experten 15 Millionen Öfen, Öfchen, Kamine und Heizungsanlagen, die mit Holz befeuert werden. Nun ist die Quellenangabe „von Experten“ immer mit Vorsicht zu genießen. Laut Expertenaussage (die stammten damals von IBM) sollte sich der weltweite Bedarf an Computern auch unterhalb von zehn bewegen ...
Aber weiter im Text, nehmen wir mal an, dass die Experten diesmal richtig liegen. Dann bullern und stänkern also 15 Millionen Öfen in Deutschland vor sich hin. Dazu zählt die moderne Pellet-Heizung (die durch den Bund wegen Umweltfreundlichkeit zurzeit übrigens sogar gefördert wird!) ebenso wie der Kanonenofen in der Werkstatt meines Tischlers oder mein verglaster Wohnzimmerkamin. Und weil Einigkeit bekanntlich stark macht, nehmen es die 15 Millionen Öfen sogar mit der Autoindustrie auf: Mit 24.000 Tonnen Rauchstaub (was auch immer das sein mag) belasten die Holzvernichter die Luft mehr als alle Dieselfahrzeuge dieser Republik zusammen. Heißt es bei den Experten, wobei ich stark vermute, dass hier irgendeine Pflaume die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen vergleicht. Aber dazu vielleicht demnächst mehr.
Und weil unseren Politikern nur das Wohl der Bürger am Herzen liegt, sehen sie hier Handlungsbedarf. Schließlich kommt in Form der Verbrennung von Holz eine völlig neue Bedrohung auf die Menschen zu, die es in dieser Form noch nie gab und die sicher verheerende Folgen für die Volksgesundheit haben wird. Also muss ein Gesetz her, dass dem Bösen Einhalt gebietet. Dieses Gesetz gibt es schon, es heißt Bundesimmissionsschutzverordnung, im Beamtendeutsch auch Bimsch genannt. Nur der Vollständigkeit halber: Es gibt auch Bumsch, das kommt von Umweltschutz.
Aber um den geht es hier nicht, sondern um Bimsch. Umwelterzengel Gabriel hält die dräuende Gefahr für so groß, dass er für 2008 eine Bimsch-Novelle anstrebt, in deren Ergebnis die 15 Millionen Öfen an die Leine gelegt werden sollen.
Ausgenommen bleiben – so der aktuelle Planungsstand – private Kochherde, Backöfen und Badeöfen sowie offene Kamine. Außerdem sind historische Öfen, die vor 1950 den ersten Schnaufer tun durften, nicht von der Bimsch-Novelle bedroht. Über die Konsequenzen wird derzeit trefflich spekuliert: Nachrüstung, Abgasmessung, Typgutachten – all das kostet Geld und wird längerfristig dafür sorgen, dass der Spaß an den 200-Euro-Öfen aus dem Baumarkt schwindet. Wäre ja auch noch schöner, wenn ein jeder heizen könnte, ohne dafür eine Wozuauchimmersteuer zu blechen.
Und wenn einmal novelliert wird, kommen sicher neue Begehrlichkeiten auf. Erinnert sei an Lagerfeuer, Grillöfen, Holzkohlengrills, Weihnachtskerzen, stinkende Duftkerzen, Feuerwerkskörper, flambierte Speisen, brennende Laubhaufen, Dachstuhlbrände – und was sich nicht per Filter beheben lässt, könnte man ja zumindest mit einer Abgabe belegen.
Die Stammleser dieses kleinen Tagebuches wissen natürlich, dass ich fürs Meckern allein keinen so langen Eintrag schreiben würde. Mir geht es ja auch immer darum, ein wenig zur Aufklärung beizutragen und den einen sowie auch den anderen zum Nachdenken anzuregen. Die Feinstaubdiskussion, die ja nach dem ersten großen Dieselfurz schon wieder fast zum Erliegen gekommen war, ist ein sehr schönes Beispiel für Lobbyismus.
Was sich hinter diesem Begriff verbirgt, beschreibt Wikipedia hier http://de.wikipedia.org/wiki/Lobbyismus
Was Lobbyismus in der Praxis bedeutet, beschreibt die Feinstaubdiskussion.
Da gibt es einen Verein, die Deutsche Umwelthilfe, www.duh.de . Der ist in jüngerer Zeit vor allem durch sein Engagement für die Dieselfilter aufgefallen. Böse Menschen behaupten, dass die DUH das Thema, das von den deutschen Autoherstellern schon seit Jahren erfolgreich verdrängt worden war, erst zum Thema gemacht hätten. Und zwar aus gutem Grund, aus sehr gutem: Einige Unternehmen, die ihr Geld mit der Herstellung von Partikelfiltern verdienen, haben die Deutsche Umwelthilfe mit namhaften Spenden unterstützt. Namhaft bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich nicht um Beträge, die nur fünf Stellen vor dem Komma haben. Natürlich, so beteuern alle Beteiligten, hätten die Spenden nichts damit zu tun gehabt, dass die DUH wenig später das Thema Feinstaub – gelinde gesagt – offensiv thematisiert hat. Wirklich nicht.
Und schon seit Monaten geistern Postings durch einschlägige Foren, deren Verfasser sich darüber mokieren, dass hier wohl ein besonders gutes Beispiel gelungener Lobbyarbeit bestaunt werden darf.
Und auch bei den Holzöfen muss niemand befürchten, dass Erzengel Gabriel und seine Mitstreiter von ganz allein aufgewacht sind. Auch in diesem Fall gab es einen Weckruf, der ausnahmsweise nicht von der DUH kam. Aber das ist legitim, denn die Industrie muss ja nicht immer den selben Verein mit Spenden beglücken. Das wäre zum einen ungerecht, zum anderen fällt es mit der Zeit auch auf, und der Ruf der DUH hat unter den Großspenden in Sachen Dieselruß ohnehin schon mächtig gelitten.
Dass auch andere Menschen viel zu tun hatten, zeigte mir die wochenendliche Nachrichtenlage. Bereits am Sonnabend deutete sich dank erster Agenturmeldungen ein neue journalistische Sau an, die nun intensiv durchs Dorf getrieben wird. Es geht um die durch Verbrennung von Holz in sogenannten „steinzeitlichen Dreckschleudern“ hervorgerufene Feinstaubbelastung. Nur zur Erinnerung: Feinstaub ist das Zeug, dass es schon länger gibt und dass durch die nun als Attrappe enttarnten Partikelfilter aus dem Dieselruß entfernt werden sollte. Nach anfänglicher Hysterie – das muss irgendwie so um die Zeit zwischen BSE und Gammelfleisch gewesen sein – ist es um den Feinstaub relativ ruhig geworden. Nur in schlimmen Notlagen (ich sage nur: nachrichtenarme Zeit) erlebte er eine Renaissance.
Aber nun hat man im Bundesumweltministerium die neue Gefahr erkannt, heißt es. Bundesweit gibt es nach Angaben von Experten 15 Millionen Öfen, Öfchen, Kamine und Heizungsanlagen, die mit Holz befeuert werden. Nun ist die Quellenangabe „von Experten“ immer mit Vorsicht zu genießen. Laut Expertenaussage (die stammten damals von IBM) sollte sich der weltweite Bedarf an Computern auch unterhalb von zehn bewegen ...
Aber weiter im Text, nehmen wir mal an, dass die Experten diesmal richtig liegen. Dann bullern und stänkern also 15 Millionen Öfen in Deutschland vor sich hin. Dazu zählt die moderne Pellet-Heizung (die durch den Bund wegen Umweltfreundlichkeit zurzeit übrigens sogar gefördert wird!) ebenso wie der Kanonenofen in der Werkstatt meines Tischlers oder mein verglaster Wohnzimmerkamin. Und weil Einigkeit bekanntlich stark macht, nehmen es die 15 Millionen Öfen sogar mit der Autoindustrie auf: Mit 24.000 Tonnen Rauchstaub (was auch immer das sein mag) belasten die Holzvernichter die Luft mehr als alle Dieselfahrzeuge dieser Republik zusammen. Heißt es bei den Experten, wobei ich stark vermute, dass hier irgendeine Pflaume die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen vergleicht. Aber dazu vielleicht demnächst mehr.
Und weil unseren Politikern nur das Wohl der Bürger am Herzen liegt, sehen sie hier Handlungsbedarf. Schließlich kommt in Form der Verbrennung von Holz eine völlig neue Bedrohung auf die Menschen zu, die es in dieser Form noch nie gab und die sicher verheerende Folgen für die Volksgesundheit haben wird. Also muss ein Gesetz her, dass dem Bösen Einhalt gebietet. Dieses Gesetz gibt es schon, es heißt Bundesimmissionsschutzverordnung, im Beamtendeutsch auch Bimsch genannt. Nur der Vollständigkeit halber: Es gibt auch Bumsch, das kommt von Umweltschutz.
Aber um den geht es hier nicht, sondern um Bimsch. Umwelterzengel Gabriel hält die dräuende Gefahr für so groß, dass er für 2008 eine Bimsch-Novelle anstrebt, in deren Ergebnis die 15 Millionen Öfen an die Leine gelegt werden sollen.
Ausgenommen bleiben – so der aktuelle Planungsstand – private Kochherde, Backöfen und Badeöfen sowie offene Kamine. Außerdem sind historische Öfen, die vor 1950 den ersten Schnaufer tun durften, nicht von der Bimsch-Novelle bedroht. Über die Konsequenzen wird derzeit trefflich spekuliert: Nachrüstung, Abgasmessung, Typgutachten – all das kostet Geld und wird längerfristig dafür sorgen, dass der Spaß an den 200-Euro-Öfen aus dem Baumarkt schwindet. Wäre ja auch noch schöner, wenn ein jeder heizen könnte, ohne dafür eine Wozuauchimmersteuer zu blechen.
Und wenn einmal novelliert wird, kommen sicher neue Begehrlichkeiten auf. Erinnert sei an Lagerfeuer, Grillöfen, Holzkohlengrills, Weihnachtskerzen, stinkende Duftkerzen, Feuerwerkskörper, flambierte Speisen, brennende Laubhaufen, Dachstuhlbrände – und was sich nicht per Filter beheben lässt, könnte man ja zumindest mit einer Abgabe belegen.
Die Stammleser dieses kleinen Tagebuches wissen natürlich, dass ich fürs Meckern allein keinen so langen Eintrag schreiben würde. Mir geht es ja auch immer darum, ein wenig zur Aufklärung beizutragen und den einen sowie auch den anderen zum Nachdenken anzuregen. Die Feinstaubdiskussion, die ja nach dem ersten großen Dieselfurz schon wieder fast zum Erliegen gekommen war, ist ein sehr schönes Beispiel für Lobbyismus.
Was sich hinter diesem Begriff verbirgt, beschreibt Wikipedia hier http://de.wikipedia.org/wiki/Lobbyismus
Was Lobbyismus in der Praxis bedeutet, beschreibt die Feinstaubdiskussion.
Da gibt es einen Verein, die Deutsche Umwelthilfe, www.duh.de . Der ist in jüngerer Zeit vor allem durch sein Engagement für die Dieselfilter aufgefallen. Böse Menschen behaupten, dass die DUH das Thema, das von den deutschen Autoherstellern schon seit Jahren erfolgreich verdrängt worden war, erst zum Thema gemacht hätten. Und zwar aus gutem Grund, aus sehr gutem: Einige Unternehmen, die ihr Geld mit der Herstellung von Partikelfiltern verdienen, haben die Deutsche Umwelthilfe mit namhaften Spenden unterstützt. Namhaft bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich nicht um Beträge, die nur fünf Stellen vor dem Komma haben. Natürlich, so beteuern alle Beteiligten, hätten die Spenden nichts damit zu tun gehabt, dass die DUH wenig später das Thema Feinstaub – gelinde gesagt – offensiv thematisiert hat. Wirklich nicht.
Und schon seit Monaten geistern Postings durch einschlägige Foren, deren Verfasser sich darüber mokieren, dass hier wohl ein besonders gutes Beispiel gelungener Lobbyarbeit bestaunt werden darf.
Und auch bei den Holzöfen muss niemand befürchten, dass Erzengel Gabriel und seine Mitstreiter von ganz allein aufgewacht sind. Auch in diesem Fall gab es einen Weckruf, der ausnahmsweise nicht von der DUH kam. Aber das ist legitim, denn die Industrie muss ja nicht immer den selben Verein mit Spenden beglücken. Das wäre zum einen ungerecht, zum anderen fällt es mit der Zeit auch auf, und der Ruf der DUH hat unter den Großspenden in Sachen Dieselruß ohnehin schon mächtig gelitten.
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 19. November 2007
Vom sonnigen Wolfgang und seiner wünschelnden Rute
zeitungsdieb, 18:33h
Wolfgang wacht auf. Nein, nicht der bartfusselige Wolfgang, über den in letzter Zeit so viel Nettes zu lesen. Ich meine Terrakotta-Wolfgang, von dem man seit seinem eher überschaubaren Erfolg beim Kampf um die Lufthoheit im Reich von Gerhards Freund Wladimir eher wenig gehört hat. Wer die Geschichte nicht kennt, kann hier nachlesen: http://zeitungsdieb.blogger.de/stories/968017/
Besagter Wolfgang hatte und hat ein ganz besonderes Talent. Schon während seiner Zeit als Oberbürgermeister in Leipzig galt er als eine Art fleischgewordene Wünschelrute. Wenn ein Projekt plötzlich erfolgreich zu werden drohte und das noch nicht mal die mit dem Projekt eng verbundenen Mitarbeiter spürten, witterte Wolfgang das, sprang herzu, strahlte wie der Sonnenschein und meldete sich zu Wort.
Welch Jubel herrschte, wenn Wolfgang vors Volk trat, denn dann wusste auch der größte Pessimist: Nun wird’s, sonst wäre Wolfgang ja nicht hier. Unser Sonnenkönig, was hat der von der Leipziger Pleißenburg aus alles verkündet. BMW, Olympia, DHL. Den Ärger mit den Frachtfliegern, die Nachtangriffe auf schlafende (Rand-)Leipziger fliegen, hat jetzt sein Nachfolger am Hals.
Nun hat Wolfgang Wünschel wieder Witterung aufgenommen. Am Sonntag saß er vor seinem Fernseher und schaute Talk. Wahrscheinlich hat er rumgemüffelt, dass sich da ein ungleiches Paar wegen irgendwelcher Eisenbahnerei beharkte. „Mach das mal weg“, sagte der Wolfgang zu seiner Lebensabschnittsbewältigungshelferin. „So’n Mist. Interessiert mich doch nicht die Bohne, die Bahn. Ich fahre Dienstwagen. Soll'n die doch streiken. Solange die ihre Züge nicht auf einem Bahnübergang abstellen, an dem ich warten muss, lässt mich das kalt“
Die neue Frau an seiner Seite bremste Wolfgang. „Schau mal, das könnte wichtig sein“, säuselte sie. „Du bist doch noch Verkehrsminister.“ Wolfgang schaute zunächst skeptisch und wollte sicherheitshalber bei seinem großen Vordenker in Rheinland-Pfalz anrufen. Aber zum Glück brauchte er das nicht, wer weiß, was der wieder gebeckmeckert hätte ...
Nein, im Fernsehen wurde sein Name. Vom Verkehrsminister war die Rede, von ihm, von Wolfgang. Also biss der kleine Sonnenkönig die Backenzähne ganz fest zusammen, wie er das immer macht, wenn er cool dreinschauen möchte, und hörte zu.
Und plötzlich war die Eisenbahnstreiterei vorüber. Der alte Mann und die seltsame Bahnfrau hatten sich miteinander verabredet. Nicht für gleich, aber für bald. Und man werde schon eine Lösung finden, zweistellig kann man vermitteln, das ist den Gremien nahezubringen.
Während Wolfgang noch über all die schwierigen Sätze nachdachte und sich die Ohren rieb, weil der alte Mann und die seltsame Frau zwischendurch auch mal so laut geredet hatten, geschah es: Wolfgangs Rute wünschelte los. Er witterte einen Erfolg. Wie immer als Allerallererster.
Und als sich wenig später so ein Radiofuzzi meldete und den Verkehrsminister (Jawohl, das bin ich immer noch; ich, der Wolfgang) nach seiner Meinung zum Tarifkonflikt bei der Bahn fragte, da wünschelte des Wolfgangs Rute schon wieder.
Und er plapperte los. Er sei sich sicher, «dass damit eine neue Phase intensiver Gespräche anbricht». Er sei in Gesprächen mit dem Unternehmensvorstand «zu der Überzeugung gekommen, dass man auf Seiten der Bahn AG willens ist, jetzt den ersten Schritt wieder zu tun, obwohl das offensichtlich sehr schwer fällt. komme darauf an, neue Bewegung in die Sache zu bringen, «also im Prinzip, dass ein neues Angebot auf den Tisch gelegt wird, dann könnte es wieder vorwärtsgehen».
Was für ein Kerl, der Wolfgang. Wenn demnächst der Lokführertarif ausgehandelt sein wird und die Streiks der GDL Geschichte sind, dann wird es ein Zielfoto geben. Welche Vertreter von GDL und Deutscher Bahn einander dabei mit schmallippigen Gesichtern die Hände auszureißen versuchen werden, ist noch nicht sicher. Fest steht hingegen, dass Sonnenkönig Wolfgang mit auf dem Bild sein wird. Er wird strahlen wie der liebe Sonnenschein, er wird vergoldete Worthülsen abschießen von der Art, dass das Bundesverkehrsministerium unter Führung von Wolfgang dem Sonnigen den Prozess mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß begleitet habe. Und er wird ein klein wenig das böse Aua vergessen, das ihm zugefügt wurde, als er gegen Wladimir, Gerhard und die anderen Genossen stänkerte.
Besagter Wolfgang hatte und hat ein ganz besonderes Talent. Schon während seiner Zeit als Oberbürgermeister in Leipzig galt er als eine Art fleischgewordene Wünschelrute. Wenn ein Projekt plötzlich erfolgreich zu werden drohte und das noch nicht mal die mit dem Projekt eng verbundenen Mitarbeiter spürten, witterte Wolfgang das, sprang herzu, strahlte wie der Sonnenschein und meldete sich zu Wort.
Welch Jubel herrschte, wenn Wolfgang vors Volk trat, denn dann wusste auch der größte Pessimist: Nun wird’s, sonst wäre Wolfgang ja nicht hier. Unser Sonnenkönig, was hat der von der Leipziger Pleißenburg aus alles verkündet. BMW, Olympia, DHL. Den Ärger mit den Frachtfliegern, die Nachtangriffe auf schlafende (Rand-)Leipziger fliegen, hat jetzt sein Nachfolger am Hals.
Nun hat Wolfgang Wünschel wieder Witterung aufgenommen. Am Sonntag saß er vor seinem Fernseher und schaute Talk. Wahrscheinlich hat er rumgemüffelt, dass sich da ein ungleiches Paar wegen irgendwelcher Eisenbahnerei beharkte. „Mach das mal weg“, sagte der Wolfgang zu seiner Lebensabschnittsbewältigungshelferin. „So’n Mist. Interessiert mich doch nicht die Bohne, die Bahn. Ich fahre Dienstwagen. Soll'n die doch streiken. Solange die ihre Züge nicht auf einem Bahnübergang abstellen, an dem ich warten muss, lässt mich das kalt“
Die neue Frau an seiner Seite bremste Wolfgang. „Schau mal, das könnte wichtig sein“, säuselte sie. „Du bist doch noch Verkehrsminister.“ Wolfgang schaute zunächst skeptisch und wollte sicherheitshalber bei seinem großen Vordenker in Rheinland-Pfalz anrufen. Aber zum Glück brauchte er das nicht, wer weiß, was der wieder gebeckmeckert hätte ...
Nein, im Fernsehen wurde sein Name. Vom Verkehrsminister war die Rede, von ihm, von Wolfgang. Also biss der kleine Sonnenkönig die Backenzähne ganz fest zusammen, wie er das immer macht, wenn er cool dreinschauen möchte, und hörte zu.
Und plötzlich war die Eisenbahnstreiterei vorüber. Der alte Mann und die seltsame Bahnfrau hatten sich miteinander verabredet. Nicht für gleich, aber für bald. Und man werde schon eine Lösung finden, zweistellig kann man vermitteln, das ist den Gremien nahezubringen.
Während Wolfgang noch über all die schwierigen Sätze nachdachte und sich die Ohren rieb, weil der alte Mann und die seltsame Frau zwischendurch auch mal so laut geredet hatten, geschah es: Wolfgangs Rute wünschelte los. Er witterte einen Erfolg. Wie immer als Allerallererster.
Und als sich wenig später so ein Radiofuzzi meldete und den Verkehrsminister (Jawohl, das bin ich immer noch; ich, der Wolfgang) nach seiner Meinung zum Tarifkonflikt bei der Bahn fragte, da wünschelte des Wolfgangs Rute schon wieder.
Und er plapperte los. Er sei sich sicher, «dass damit eine neue Phase intensiver Gespräche anbricht». Er sei in Gesprächen mit dem Unternehmensvorstand «zu der Überzeugung gekommen, dass man auf Seiten der Bahn AG willens ist, jetzt den ersten Schritt wieder zu tun, obwohl das offensichtlich sehr schwer fällt. komme darauf an, neue Bewegung in die Sache zu bringen, «also im Prinzip, dass ein neues Angebot auf den Tisch gelegt wird, dann könnte es wieder vorwärtsgehen».
Was für ein Kerl, der Wolfgang. Wenn demnächst der Lokführertarif ausgehandelt sein wird und die Streiks der GDL Geschichte sind, dann wird es ein Zielfoto geben. Welche Vertreter von GDL und Deutscher Bahn einander dabei mit schmallippigen Gesichtern die Hände auszureißen versuchen werden, ist noch nicht sicher. Fest steht hingegen, dass Sonnenkönig Wolfgang mit auf dem Bild sein wird. Er wird strahlen wie der liebe Sonnenschein, er wird vergoldete Worthülsen abschießen von der Art, dass das Bundesverkehrsministerium unter Führung von Wolfgang dem Sonnigen den Prozess mit Fingerspitzengefühl und Augenmaß begleitet habe. Und er wird ein klein wenig das böse Aua vergessen, das ihm zugefügt wurde, als er gegen Wladimir, Gerhard und die anderen Genossen stänkerte.
... link (0 Kommentare) ... comment
Freitag, 16. November 2007
Ein SPD-Blatt zwingt den bärtigen Wolfgang T. zum Kniefall
zeitungsdieb, 01:35h
Das Leben ist ungerecht. Zumindest im Umgang mit den am 22. Oktober 1943 geborenen Erdenbürgern. Die Stammleser dieses nicht immer politisch korrekten Tagebüchleins wissen, was nun kommt: Ich kann der Versuchung nicht widerstehen, die eingangs aufgestellte Behauptung zu belegen. Also dann:
Am 22. Oktober 1943, einem Tag, da weite Teile der Welt in Flammen standen und die Stadt Kassel dank eines britischen Bombenangriffs ganz besonders hell brannte, traten diverse Menschen in ihr irdisches Dasein. So zum Beispiel Hans Hartz (das ist der Mann mit der rauchigen Stimme, der das Sail Away der Becks-Reklame, aber auch „Die weißen Tauben sind müde“ gesungen hat), die Schauspielerin Catherine Deneuve und Fusselbartträger Wolfgang Thierse. Wie ungerecht das Leben sein kann, sieht man daran, dass die im wahrsten Sinne des Wortes rauchige Stimme von Hans Hartz seit 2002 nur noch als Konserve zu hören ist, während Wolfgang Thierse seine Weisheiten bis auf den heutigen Tag verkünden darf. Doch es steht einem unwichtigen Tagebuchschreiber nicht zu, über das unerfindliche Walten höherer Mächte zu richten. Wird sich schon irgendwer etwas dabei gedacht haben, statt des einen den anderen Krächzer abzuberufen.
Zugegeben. Das klingt sarkastisch und lässt einen Hauch von Abneigung erahnen. Soll es auch. Das liegt nicht daran, dass ich kein Freund der SPD bin. Und auch nicht daran, dass ungepflegt wirkende Fusselbartträger mir nicht gerade als erste Wahl für hohe Staatsämter erscheinen. Nur gut, dass ich nicht so schnell in die Verlegenheit kommen werde, als VIP-Gast mit dem Bundestagsvize zu dinieren. Es würde mir nicht schmecken, denn es ist nicht mein Ding, meinen Teller vor anderer Leute mutmaßlich abfallender Körperbehaarung zu schützen. Aber auch das ist kein wirklicher Grund, Wolfgang T. nicht zu mögen.
Der ist älter. Der Grund. Anfang der 90er hatte ich meine erste berufliche Begegnung mit dem seinerzeit noch nicht ex-Bundestags-jetzt-Vizepräsidenten. Ich war für die 1994 leider aus wirtschaftlichen Gründen dank der ängstlichen FAZ unsanft entschlafene Zeitung „Neue Zeit“ tätig und hatte in dieser Funktion über das segensreiche Wirken irgendeiner Enquete-Kommission zu berichten, die in Leipzig tagte. Im Neuen Rathaus zu Leipzig hatte ich zehn Minuten für ein Gespräch mit Wolfgang Thierse und empfand ihn seinerzeit als arroganten, selbstgefälligen und unsympathischen Arsch. Jawohl: Arsch. Ich darf das sogar in Wiederholung aufschreiben, denn der Adressat dieser Beschimpfung war damals gottlob noch nicht in höchste Ämter vorgedrungen, sondern hatte seinen Aufstieg erst begonnen. Solche Leute darf man – ebenso wie Fallende – ehrlich betiteln. Nur wenn ich behauptete, dass Bundestagsvizepräsident Thierse ein Arsch ist, wäre das justiziabel. Aber das tue ich nicht.
Dafür tun das seit vorgestern andere. Viele andere. Warum? Schuld ist Roter-Schal-Münte, der aus durchaus nachvollziehbaren persönlichen Gründen von seinen bundespolitischen Ämtern zurückgetreten ist. Er will, und das ist durchaus ehrenwert, mehr Zeit mit seiner krebskranken Frau verbringen.
Meine Lieblingslokalpostille widmete diesem Rücktritt beinahe eine ganze Seite 3. Im Keller (so nennen Zeitungsleute das, was im Blatt „unten“ ist) stellte der Dieter Wonka, der Berlin-Korrespondent meiner Lokalpostille, SPD-Mann Thierse drei Fragen. Wolfgang Thierse wurde in diesem Mini-Interview am 13. (sic!) November mit folgender Aussage zitiert: „Es ist eine unpolitische Entscheidung, dass Franz Müntefering seine Frau in der letzten Phase ihres Lebens direkt begleiten will. Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal.“
Doppelversenkung. Zum einen sprach „Münte“ bisher lediglich davon, sich seiner Frau widmen zu wollen. Stoppelwolle erklärt sie praktisch für tot. Aber das sorgte nicht für Aufsehen. Das hingegen erregte die öffentliche Verlesung des Satzes über die bis zu ihrem sehr bedauerlichen Selbstmord im Dunkeln sitzende Hannelore Kohl im Bundestag.
Geschrei, Aufruhr, Rücktrittsforderungen, Kanzlerinnenschelte – Wolfgang der Behaarte handelte sich mit diesem Spruch die volle Packung ein.
Und reagierte so, wie man es von einem Politiker erwartet: Er gab die Schuld dem Boten, sprich: Er gab an, in einem nicht autorisierten Interview verkürzt und falsch zitiert worden zu sein. Ich gebe ja zu, im Rahmen meiner Veröffentlichungen in diesem Tagebuch gelegentlich ein wenig wider meine Lokalpostille zu stänkern. Aber: Mein werter Berufskollege Wonka, seines Zeichens Hauptstadtkorrespondent meines Leipziger Blättchens, mag allerlei tun, wenn der Tag lang(weilig) ist. Aber einen so bösartig vergifteten Pfeil, wie ihn der Spruch vom Kanzler der Einheit, der seine Ehegattin in Ludwigshafen der krankheitsbedingten Verdunklung anheim fallen lässt, darstellt, erfindet kein ernsthafter Journalist. Für solch einen Kracher braucht’s einen Politiker, dem nicht nur draußen am Kopf die Haare außer Kontrolle geraten sind.
Meine Lokalpostille reagierte übrigens prompt. Nach intensiver Befragung des der Schlamperei bezichtigten Schreiberlings (Die strenge Tortour soll ihm erspart geblieben sein, er hat also noch ungebrochene Finger und kann/darf weiterhin schreiben) und Konsultation des Hausjuristen stellte mein Blättchen unter www.lvz.de eine Erwiderung ins Blatt. Ich zitiere wörtlich aus der Internetausgabe der LVZ: „Thierse sprach von einer „arg verkürzten und nicht autorisierten Fassung“ des Gesprächs. Das ist aber nicht der Fall. Das Zitat ist keinesfalls falsch und ungekürzt wiedergegeben worden.“
Das war eine volle Packung aufs haarige Maul, die von anderen Medien süffisant aufgegriffen und wiedergegeben wurde. Druck und Hiebe gab’s nicht nur von der CDU, sondern sogar aus den ansonsten recht geschlossen agierenden roten Reihen. Inzwischen – am heutigen Abend, der nun seit einigen Minuten der gestrige ist, war angesichts der Meldungen diverser Agenturen eine sehr spannende Nachrichtenlage zu beobachten – musste Wolfgang T. sein Fusselköpfchen neigen und einen klaren Kniefall vor Altkanzler Helmut Kohl machen. Zwar grummelte es aus der verbarteten Gusche immer noch ein wenig gegen den bösartigen Interviewer, doch die sauber formulierte Bitte um Entschuldigung war klar zu hören. Für Helmut Kohl, auf dessen Ansehen der Filzige im Zuge der Behandlung der Parteispendenaffäre nur zu gern herumgetrampelt ist, sicher ein innerer Vorbeimarsch.
Und auch ich muss zugeben, mich über den Ärger, den Wolfgang Thierse am kaum sichtbaren Hals hat, diebisch gefreut zu haben. Zum einen, weil ich ihn (nicht den Hals, sondern den Wolfgang) in ziemlich unangenehmer Erinnerung habe (s.o.). Zum anderen jedoch, weil ich um die Gesellschafterverhältnisse beim Verlag meiner Lokalpostille weiß: Die LVZ gehört auf dem Umweg über die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH und die Verlagsgesellschaft Madsack mbH zur Hälfte, na – wem wohl? – der SPD. Und das hat schon was.
Am 22. Oktober 1943, einem Tag, da weite Teile der Welt in Flammen standen und die Stadt Kassel dank eines britischen Bombenangriffs ganz besonders hell brannte, traten diverse Menschen in ihr irdisches Dasein. So zum Beispiel Hans Hartz (das ist der Mann mit der rauchigen Stimme, der das Sail Away der Becks-Reklame, aber auch „Die weißen Tauben sind müde“ gesungen hat), die Schauspielerin Catherine Deneuve und Fusselbartträger Wolfgang Thierse. Wie ungerecht das Leben sein kann, sieht man daran, dass die im wahrsten Sinne des Wortes rauchige Stimme von Hans Hartz seit 2002 nur noch als Konserve zu hören ist, während Wolfgang Thierse seine Weisheiten bis auf den heutigen Tag verkünden darf. Doch es steht einem unwichtigen Tagebuchschreiber nicht zu, über das unerfindliche Walten höherer Mächte zu richten. Wird sich schon irgendwer etwas dabei gedacht haben, statt des einen den anderen Krächzer abzuberufen.
Zugegeben. Das klingt sarkastisch und lässt einen Hauch von Abneigung erahnen. Soll es auch. Das liegt nicht daran, dass ich kein Freund der SPD bin. Und auch nicht daran, dass ungepflegt wirkende Fusselbartträger mir nicht gerade als erste Wahl für hohe Staatsämter erscheinen. Nur gut, dass ich nicht so schnell in die Verlegenheit kommen werde, als VIP-Gast mit dem Bundestagsvize zu dinieren. Es würde mir nicht schmecken, denn es ist nicht mein Ding, meinen Teller vor anderer Leute mutmaßlich abfallender Körperbehaarung zu schützen. Aber auch das ist kein wirklicher Grund, Wolfgang T. nicht zu mögen.
Der ist älter. Der Grund. Anfang der 90er hatte ich meine erste berufliche Begegnung mit dem seinerzeit noch nicht ex-Bundestags-jetzt-Vizepräsidenten. Ich war für die 1994 leider aus wirtschaftlichen Gründen dank der ängstlichen FAZ unsanft entschlafene Zeitung „Neue Zeit“ tätig und hatte in dieser Funktion über das segensreiche Wirken irgendeiner Enquete-Kommission zu berichten, die in Leipzig tagte. Im Neuen Rathaus zu Leipzig hatte ich zehn Minuten für ein Gespräch mit Wolfgang Thierse und empfand ihn seinerzeit als arroganten, selbstgefälligen und unsympathischen Arsch. Jawohl: Arsch. Ich darf das sogar in Wiederholung aufschreiben, denn der Adressat dieser Beschimpfung war damals gottlob noch nicht in höchste Ämter vorgedrungen, sondern hatte seinen Aufstieg erst begonnen. Solche Leute darf man – ebenso wie Fallende – ehrlich betiteln. Nur wenn ich behauptete, dass Bundestagsvizepräsident Thierse ein Arsch ist, wäre das justiziabel. Aber das tue ich nicht.
Dafür tun das seit vorgestern andere. Viele andere. Warum? Schuld ist Roter-Schal-Münte, der aus durchaus nachvollziehbaren persönlichen Gründen von seinen bundespolitischen Ämtern zurückgetreten ist. Er will, und das ist durchaus ehrenwert, mehr Zeit mit seiner krebskranken Frau verbringen.
Meine Lieblingslokalpostille widmete diesem Rücktritt beinahe eine ganze Seite 3. Im Keller (so nennen Zeitungsleute das, was im Blatt „unten“ ist) stellte der Dieter Wonka, der Berlin-Korrespondent meiner Lokalpostille, SPD-Mann Thierse drei Fragen. Wolfgang Thierse wurde in diesem Mini-Interview am 13. (sic!) November mit folgender Aussage zitiert: „Es ist eine unpolitische Entscheidung, dass Franz Müntefering seine Frau in der letzten Phase ihres Lebens direkt begleiten will. Seine Frau im Dunkeln in Ludwigshafen sitzen zu lassen, wie es Helmut Kohl gemacht hat, ist kein Ideal.“
Doppelversenkung. Zum einen sprach „Münte“ bisher lediglich davon, sich seiner Frau widmen zu wollen. Stoppelwolle erklärt sie praktisch für tot. Aber das sorgte nicht für Aufsehen. Das hingegen erregte die öffentliche Verlesung des Satzes über die bis zu ihrem sehr bedauerlichen Selbstmord im Dunkeln sitzende Hannelore Kohl im Bundestag.
Geschrei, Aufruhr, Rücktrittsforderungen, Kanzlerinnenschelte – Wolfgang der Behaarte handelte sich mit diesem Spruch die volle Packung ein.
Und reagierte so, wie man es von einem Politiker erwartet: Er gab die Schuld dem Boten, sprich: Er gab an, in einem nicht autorisierten Interview verkürzt und falsch zitiert worden zu sein. Ich gebe ja zu, im Rahmen meiner Veröffentlichungen in diesem Tagebuch gelegentlich ein wenig wider meine Lokalpostille zu stänkern. Aber: Mein werter Berufskollege Wonka, seines Zeichens Hauptstadtkorrespondent meines Leipziger Blättchens, mag allerlei tun, wenn der Tag lang(weilig) ist. Aber einen so bösartig vergifteten Pfeil, wie ihn der Spruch vom Kanzler der Einheit, der seine Ehegattin in Ludwigshafen der krankheitsbedingten Verdunklung anheim fallen lässt, darstellt, erfindet kein ernsthafter Journalist. Für solch einen Kracher braucht’s einen Politiker, dem nicht nur draußen am Kopf die Haare außer Kontrolle geraten sind.
Meine Lokalpostille reagierte übrigens prompt. Nach intensiver Befragung des der Schlamperei bezichtigten Schreiberlings (Die strenge Tortour soll ihm erspart geblieben sein, er hat also noch ungebrochene Finger und kann/darf weiterhin schreiben) und Konsultation des Hausjuristen stellte mein Blättchen unter www.lvz.de eine Erwiderung ins Blatt. Ich zitiere wörtlich aus der Internetausgabe der LVZ: „Thierse sprach von einer „arg verkürzten und nicht autorisierten Fassung“ des Gesprächs. Das ist aber nicht der Fall. Das Zitat ist keinesfalls falsch und ungekürzt wiedergegeben worden.“
Das war eine volle Packung aufs haarige Maul, die von anderen Medien süffisant aufgegriffen und wiedergegeben wurde. Druck und Hiebe gab’s nicht nur von der CDU, sondern sogar aus den ansonsten recht geschlossen agierenden roten Reihen. Inzwischen – am heutigen Abend, der nun seit einigen Minuten der gestrige ist, war angesichts der Meldungen diverser Agenturen eine sehr spannende Nachrichtenlage zu beobachten – musste Wolfgang T. sein Fusselköpfchen neigen und einen klaren Kniefall vor Altkanzler Helmut Kohl machen. Zwar grummelte es aus der verbarteten Gusche immer noch ein wenig gegen den bösartigen Interviewer, doch die sauber formulierte Bitte um Entschuldigung war klar zu hören. Für Helmut Kohl, auf dessen Ansehen der Filzige im Zuge der Behandlung der Parteispendenaffäre nur zu gern herumgetrampelt ist, sicher ein innerer Vorbeimarsch.
Und auch ich muss zugeben, mich über den Ärger, den Wolfgang Thierse am kaum sichtbaren Hals hat, diebisch gefreut zu haben. Zum einen, weil ich ihn (nicht den Hals, sondern den Wolfgang) in ziemlich unangenehmer Erinnerung habe (s.o.). Zum anderen jedoch, weil ich um die Gesellschafterverhältnisse beim Verlag meiner Lokalpostille weiß: Die LVZ gehört auf dem Umweg über die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH und die Verlagsgesellschaft Madsack mbH zur Hälfte, na – wem wohl? – der SPD. Und das hat schon was.
... link (0 Kommentare) ... comment
Donnerstag, 15. November 2007
Das Marchen von Terrakotta-Wolfgang, Wladimir, Problembär Kurt und den Flugzeugen.
zeitungsdieb, 09:32h
Es war einmal ein Wolfgang. Der machte nirgendwo mit. Nicht bei den Pionieren und auch nicht bei den Soldaten. Erst später machte er dann hier und da mit, erst am Runden Tisch, dann beim Demokratischen Aufbruch und dann bei der SPD.
Als er groß war, wurde der Wolfgang sogar König in seiner Stadt. Oder genauer: Bürgermeister. Zuerst war das auch recht lustig, aber dann türmten sich dunkle Wolken vor seinem Rathausbalkon auf.
Kein Wunder, denn Wolfgang hat te an allem die Schuld. Erst hatte er den Leipzigern mit seinem Gefiedel die Olympiabewerbung eingebrockt, dann den Deutschen mit seiner Zaubertruppe die Olympischen Spiele vermasselt. Aber musste er deshalb nach Berlin gehen? Okay, da ist die Sache mit seiner Ehe und dem neuen Glück. Okay, da waren einige Schubfächer in seinem Schreibtisch, aus denen es schon gewaltig müffelte. Aber deshalb zieht man nicht in die Welt hinaus, um sein Glück woanders zu versuchen. Deshalb muss man den Job als Oberbürgermeister doch nicht aufgeben. Nicht als SPD-Mann und schon gar nicht in Leipzig. Den Leuten an der Pleiße kann man zur Wahl einen Sack Eierbriketts hinstellen – und die wählen den zum OBM. Spätestens im zweiten Wahlgang. Wenn er nur von der SPD ist.
Aber der Wolfgang ist nach Berlin gegangen. Minister ist ja auch was, auch wenn’s nicht so sicher und bequem wie OBM in Leipzig ist. Moment, mal nachschauen: Wie heißt des Wolfgangs Job genau? Ahja: Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Das klingt ziemlich viel und ziemlich anstrengend.
Nur gut, dass der Wolfgang eine gewisse Affinität zu China entwickelt hat. Nicht wie die Angela, die ja auch mal kritische Worte äußert und den unerwünschten geistigen Führer zu sich bittet. Nein, mehr wie der Gerhard (Genau, der mit dem Wladimir und der Doris), der mehr fürs Verbeugen vor dem gelben Riesen ist. Das brachte dem Wolfgang auch eine Ehrenprofessur der Najing Universität ein, was vor ihm noch keinem Deutschen passiert ist. Von den Chinesen – genauer gesagt, von deren Terrakotta-Armee – hat der Wolfgang etwas Wichtiges gelernt: Man kann ziemlich hohl sein und bis über den Hals im Dreck stehen und erfüllt immer noch seine Aufgabe.
Und so nahm der Wolfgang es in Kauf, dass seine Feinde, vor allem aber auch seine Freunde ihn aushöhlten – oder besser gesagt: auswaideten. Lustig stachen sie auf den Wolfgang ein und schnippelten sich so manches Filetstück aus dessen Ressort. Der Wolfgang ertrug’s mit asiatischer Gelassenheit wie ein Edler und fidelte weiter. Irgendwann blieb ihm von seinen vielen schönen Unterressorts nur noch das Türschild, während Freunde und Feinde die Beute in ihren Ministerien verteilten.
Was ihm widerfahren war, bemerkte Terrakotta-Wolfgang erst, als er eines bösen Tages in die Schlacht ziehen wollte, um Deutschland vor dem russischen Bären zu schützen. Der hatte den schwer schleppenden Maschinen einer deutschen Fluggesellschaft nämlich mit der Pranke einen Schubs gegeben, auf dass sie aus dem eisigen Luftraum des noch eisigeren Zaren Wladimir flüchten mussten. Nur wenn die Deutschen ihre Fracht künftig über ein Drehkreuz am eisigen Arsch der Welt, in Sibirien, abfertigen, dürfen sie mit ihren Maschinen Russland queren. Das mochten die Deutschen nicht einsehen, denn sie hatten ja schon ein gut ausgebautes Luftdrehkreuz in Kasachstan.
Also erhob sich Terrakotta-Wolfgang zu seiner ganzen fürchterlichen Größe und richtete sein bösestmögliches Gesicht gen Osten. Und weil er am Morgen beim Betreten seines Ministeriums etwas von „Verkehr“ gelesen hatte, schoss er zurück: Flugs drehte Wolfgang den Russen den Hahn ab und sperrte den deutschen Luftraum für die Frachtflieger aus dem Reich der Moskoviter.
Da fühlte sich der Wolfgang richtig toll, denn das hatte er ganz alleine geschafft. Zwar war ihm ein wenig bange, dass der Gerhard oder – noch schlimmer – dessen Doris anrufen könnten, weil die doch so gute Freunde vom Wladimir sind. Aber während sich der Wolfgang gegen solcherart Anfeindungen aus dem eisigen Osten wappnete, traf ihn der Hieb gänzlich unerwartet aus Richtung Westen. Dort grummelte Kurt Beck vor sich hin, denn in seinem Reich befindet sich der Flughafen Hahn, der nicht nur von Ryan Air, sondern auch von russischen Frachtfliegern genutzt wird.
Richtig, genau diesen Maschinen hatte der tapfere Terrakotta-Wolfgang den Hahn abgedreht. Und damit drehte er auch dem gleichnamigen Flughafen denselben ab. Und deshalb hatte der Kurt ein offenes Ohr, als der Gerhard den Kurt anrief, Grüße von Doris an Frau und Sohn bestellte und ihn über den Ärger informierte, den der Wolfgang dem Wladimir bereitet hatte.
Und der Kurt? Reckte sich zu seiner ganzen gewaltigen Problembärgröße empor, holte aus und versetzte dem ängstlich gen Osten spähenden Wolfgang eine zwischen die Schulterblätter, dass dem die Risse in den knirschenden Terrakottapanzer fuhren. Und ehe der Wolfgang sich’s versah, war er zu Boden gegangen. Mit letzter Kraft konnte er noch die Sperrung des deutschen Luftraums widerrufen, beinahe hätte er sein eigenes „Time to say goodbye“ fideln dürfen.
Die deutschen Frachtflieger sahen ihn da so liegen, sahen den Problembären Kurt kommen und mussten zuschauen, wie dieser sich ein letztes Stück Fleisch, das in einem Winkel der gesprungenen Terrakottahülle gehangen hatte, einverleibte. Und sie weinten ein wenig, ehe sie beim Wladimir anriefen und ihm bestellen ließen, dass sie ja nur versehentlich in Kasachstan ... und eigentlich schon immer und viel lieber in Sibirien gelandet wären. Und dass sie ihm gern Geschenke zu Hauf' ... Und alle freuten sich, und vor allem der Gerhard und der Kurt – nur nicht der Wolfgang.
Achja – und weil’s so schön war, hat der Wladimir sich etwas Neues einfallen lassen. Der stoppte nun auf die Schnelle mal eine Bundeswehrmaschine, die eigentlich nach Afghanistan fliegen sollte. Und da war auch der Wolfgang wieder froh. Denn wieselflink war er vor die Tür gesaust, hatte er auf sein Schild geäugt und schnell noch einmal seine Zuständigkeiten überflogen. „Gott sei Dank, ich bin nicht der Verteidigungsminister“, freute sich der Fiedler. „Jetzt bekommt ein anderer Hiebe.“
Und damit ist das Märchen aus. Und wenn er nicht gestorben ist, dann stoppt der Wladimir weiter. Oder lässt stoppen. Demnächst vielleicht auch Euer Gas.
Als er groß war, wurde der Wolfgang sogar König in seiner Stadt. Oder genauer: Bürgermeister. Zuerst war das auch recht lustig, aber dann türmten sich dunkle Wolken vor seinem Rathausbalkon auf.
Kein Wunder, denn Wolfgang hat te an allem die Schuld. Erst hatte er den Leipzigern mit seinem Gefiedel die Olympiabewerbung eingebrockt, dann den Deutschen mit seiner Zaubertruppe die Olympischen Spiele vermasselt. Aber musste er deshalb nach Berlin gehen? Okay, da ist die Sache mit seiner Ehe und dem neuen Glück. Okay, da waren einige Schubfächer in seinem Schreibtisch, aus denen es schon gewaltig müffelte. Aber deshalb zieht man nicht in die Welt hinaus, um sein Glück woanders zu versuchen. Deshalb muss man den Job als Oberbürgermeister doch nicht aufgeben. Nicht als SPD-Mann und schon gar nicht in Leipzig. Den Leuten an der Pleiße kann man zur Wahl einen Sack Eierbriketts hinstellen – und die wählen den zum OBM. Spätestens im zweiten Wahlgang. Wenn er nur von der SPD ist.
Aber der Wolfgang ist nach Berlin gegangen. Minister ist ja auch was, auch wenn’s nicht so sicher und bequem wie OBM in Leipzig ist. Moment, mal nachschauen: Wie heißt des Wolfgangs Job genau? Ahja: Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Das klingt ziemlich viel und ziemlich anstrengend.
Nur gut, dass der Wolfgang eine gewisse Affinität zu China entwickelt hat. Nicht wie die Angela, die ja auch mal kritische Worte äußert und den unerwünschten geistigen Führer zu sich bittet. Nein, mehr wie der Gerhard (Genau, der mit dem Wladimir und der Doris), der mehr fürs Verbeugen vor dem gelben Riesen ist. Das brachte dem Wolfgang auch eine Ehrenprofessur der Najing Universität ein, was vor ihm noch keinem Deutschen passiert ist. Von den Chinesen – genauer gesagt, von deren Terrakotta-Armee – hat der Wolfgang etwas Wichtiges gelernt: Man kann ziemlich hohl sein und bis über den Hals im Dreck stehen und erfüllt immer noch seine Aufgabe.
Und so nahm der Wolfgang es in Kauf, dass seine Feinde, vor allem aber auch seine Freunde ihn aushöhlten – oder besser gesagt: auswaideten. Lustig stachen sie auf den Wolfgang ein und schnippelten sich so manches Filetstück aus dessen Ressort. Der Wolfgang ertrug’s mit asiatischer Gelassenheit wie ein Edler und fidelte weiter. Irgendwann blieb ihm von seinen vielen schönen Unterressorts nur noch das Türschild, während Freunde und Feinde die Beute in ihren Ministerien verteilten.
Was ihm widerfahren war, bemerkte Terrakotta-Wolfgang erst, als er eines bösen Tages in die Schlacht ziehen wollte, um Deutschland vor dem russischen Bären zu schützen. Der hatte den schwer schleppenden Maschinen einer deutschen Fluggesellschaft nämlich mit der Pranke einen Schubs gegeben, auf dass sie aus dem eisigen Luftraum des noch eisigeren Zaren Wladimir flüchten mussten. Nur wenn die Deutschen ihre Fracht künftig über ein Drehkreuz am eisigen Arsch der Welt, in Sibirien, abfertigen, dürfen sie mit ihren Maschinen Russland queren. Das mochten die Deutschen nicht einsehen, denn sie hatten ja schon ein gut ausgebautes Luftdrehkreuz in Kasachstan.
Also erhob sich Terrakotta-Wolfgang zu seiner ganzen fürchterlichen Größe und richtete sein bösestmögliches Gesicht gen Osten. Und weil er am Morgen beim Betreten seines Ministeriums etwas von „Verkehr“ gelesen hatte, schoss er zurück: Flugs drehte Wolfgang den Russen den Hahn ab und sperrte den deutschen Luftraum für die Frachtflieger aus dem Reich der Moskoviter.
Da fühlte sich der Wolfgang richtig toll, denn das hatte er ganz alleine geschafft. Zwar war ihm ein wenig bange, dass der Gerhard oder – noch schlimmer – dessen Doris anrufen könnten, weil die doch so gute Freunde vom Wladimir sind. Aber während sich der Wolfgang gegen solcherart Anfeindungen aus dem eisigen Osten wappnete, traf ihn der Hieb gänzlich unerwartet aus Richtung Westen. Dort grummelte Kurt Beck vor sich hin, denn in seinem Reich befindet sich der Flughafen Hahn, der nicht nur von Ryan Air, sondern auch von russischen Frachtfliegern genutzt wird.
Richtig, genau diesen Maschinen hatte der tapfere Terrakotta-Wolfgang den Hahn abgedreht. Und damit drehte er auch dem gleichnamigen Flughafen denselben ab. Und deshalb hatte der Kurt ein offenes Ohr, als der Gerhard den Kurt anrief, Grüße von Doris an Frau und Sohn bestellte und ihn über den Ärger informierte, den der Wolfgang dem Wladimir bereitet hatte.
Und der Kurt? Reckte sich zu seiner ganzen gewaltigen Problembärgröße empor, holte aus und versetzte dem ängstlich gen Osten spähenden Wolfgang eine zwischen die Schulterblätter, dass dem die Risse in den knirschenden Terrakottapanzer fuhren. Und ehe der Wolfgang sich’s versah, war er zu Boden gegangen. Mit letzter Kraft konnte er noch die Sperrung des deutschen Luftraums widerrufen, beinahe hätte er sein eigenes „Time to say goodbye“ fideln dürfen.
Die deutschen Frachtflieger sahen ihn da so liegen, sahen den Problembären Kurt kommen und mussten zuschauen, wie dieser sich ein letztes Stück Fleisch, das in einem Winkel der gesprungenen Terrakottahülle gehangen hatte, einverleibte. Und sie weinten ein wenig, ehe sie beim Wladimir anriefen und ihm bestellen ließen, dass sie ja nur versehentlich in Kasachstan ... und eigentlich schon immer und viel lieber in Sibirien gelandet wären. Und dass sie ihm gern Geschenke zu Hauf' ... Und alle freuten sich, und vor allem der Gerhard und der Kurt – nur nicht der Wolfgang.
Achja – und weil’s so schön war, hat der Wladimir sich etwas Neues einfallen lassen. Der stoppte nun auf die Schnelle mal eine Bundeswehrmaschine, die eigentlich nach Afghanistan fliegen sollte. Und da war auch der Wolfgang wieder froh. Denn wieselflink war er vor die Tür gesaust, hatte er auf sein Schild geäugt und schnell noch einmal seine Zuständigkeiten überflogen. „Gott sei Dank, ich bin nicht der Verteidigungsminister“, freute sich der Fiedler. „Jetzt bekommt ein anderer Hiebe.“
Und damit ist das Märchen aus. Und wenn er nicht gestorben ist, dann stoppt der Wladimir weiter. Oder lässt stoppen. Demnächst vielleicht auch Euer Gas.
... link (0 Kommentare) ... comment
Mittwoch, 14. November 2007
Gelb im Novembergrau
zeitungsdieb, 09:16h
Die Leser dieses kleinen Tagebuches wissen, dass ich gelegentlich auch zu melancholisch-naturphilosophischen Anwandlungen neige. Eine solche - aber nur eine ganz kleine - folgt nun. Niemand soll also sagen, nicht gewarnt worden zu sein.
Auf meinen Trainingsrunden geht es mittlerweile ganz massiv herbstlich zu. Typischen Indizien sind neben Wind, Nieselregen und Temperaturen knapp über dem Nullpunkt der Schlamm und die Hundeausführer, die angesichts des Wetters zu Hundesausfahrern geworden sind. Kein Ulk - das gibt es wirklich. 150 und mehr automobile PS werden von Driver inside über unbefestigte Weltwege getreten, aus dem spaltbreit geöffneten Fenster hängt eine Hundeleinde, an deren einem Ende der Fahrer, am anderen der durch den Schlamm staksende Vierbeiner hängt.
Es ist halt Herbst.
Ein typisches Zeichen des fortgeschrittenen Herbstes setzen auf meiner 15-km-Hausrunde einige Lärchen. Während es rundum graut, laubfällt und schlammt, leuchten die Nadeln der Lärchen in sonnigem Gelb, das zwischen HKS 5 und HKS 6 angesiedelt sein dürfte. Solange sie sich an ihre angestammten Zweige klammern, fallen mir die Nadeln kaum auf, denn die viel größeren und ebenfalls gelben Pappelblätter stehlen ihnen die Schau.
Aber während das Leuchten der Pappelblätter längst Schnee von gestern ist, haben's die Lärchennadeln einfach drauf. Gestern fielen die ersten zu Boden, heute folgte der nächste Schwung. Zwischen all dem Faul und Schlamm scheint nun noch einmal die Sonne.
Nagut, und in reichlich fünf Wochen werden ja auch die Tage wieder länger ...
Immer schön die Augen offen halten!
Der Zeitungsdieb
Auf meinen Trainingsrunden geht es mittlerweile ganz massiv herbstlich zu. Typischen Indizien sind neben Wind, Nieselregen und Temperaturen knapp über dem Nullpunkt der Schlamm und die Hundeausführer, die angesichts des Wetters zu Hundesausfahrern geworden sind. Kein Ulk - das gibt es wirklich. 150 und mehr automobile PS werden von Driver inside über unbefestigte Weltwege getreten, aus dem spaltbreit geöffneten Fenster hängt eine Hundeleinde, an deren einem Ende der Fahrer, am anderen der durch den Schlamm staksende Vierbeiner hängt.
Es ist halt Herbst.
Ein typisches Zeichen des fortgeschrittenen Herbstes setzen auf meiner 15-km-Hausrunde einige Lärchen. Während es rundum graut, laubfällt und schlammt, leuchten die Nadeln der Lärchen in sonnigem Gelb, das zwischen HKS 5 und HKS 6 angesiedelt sein dürfte. Solange sie sich an ihre angestammten Zweige klammern, fallen mir die Nadeln kaum auf, denn die viel größeren und ebenfalls gelben Pappelblätter stehlen ihnen die Schau.
Aber während das Leuchten der Pappelblätter längst Schnee von gestern ist, haben's die Lärchennadeln einfach drauf. Gestern fielen die ersten zu Boden, heute folgte der nächste Schwung. Zwischen all dem Faul und Schlamm scheint nun noch einmal die Sonne.
Nagut, und in reichlich fünf Wochen werden ja auch die Tage wieder länger ...
Immer schön die Augen offen halten!
Der Zeitungsdieb
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories